Die aufgeführten Kompetenzen beschreiben das Ergebnis eines fünfjährigen Lernprozesses. Die Auswahl der angestrebten Kompetenzen trifft die Lehrkraft in pädagogischer Verantwortung auf der Basis der ermittelten Lernausgangslage sowie des individuellen Förderbedarfs der einzelnen Schülerin bzw. des einzelnen Schülers. Die Kompetenzen werden vernetzt mit den Kompetenzerwartungen aus dem LehrplanPLUS der Mittelschule im Unterricht angebahnt.
Ethik R7
Eth7 Motorik und Wahrnehmung
Kompetenzerwartungen
Die Schülerinnen und Schüler ...
- nehmen bewusst wahr, was ihnen für die augenblickliche und zukünftige Gestaltung ihrer Lebenswelt wichtig ist, indem sie Bedürfnisse, Präferenzen und Werthaltungen reflektieren und beschreiben.
- nehmen eigene Gefühle bewusst wahr, indem sie diese in verschiedenen Alltagssituationen differenziert beschreiben.
- vollziehen Empfindungen und Gefühle anderer nach, indem sie ihre Wahrnehmungen beschreiben und sich in die Rolle anderer versetzen.
- kontrollieren ihre Handlungen und ihre Sprache bei starken Gefühlen, um andere nicht zu verletzen.
Eth7 Denken und Lernstrategien
Kompetenzerwartungen
Die Schülerinnen und Schüler ...
- lösen moralische Dilemmata, indem sie konkurrierende Werte beschreiben, Folgen von Handlungen abschätzen und sich bewusst entscheiden.
- denken analytisch über bedeutsame Fragen (z. B. Was ist Glück?) nach, indem sie Methoden altersgemäßen Philosophierens anwenden.
- beschreiben norm- und wertbezogene Handlungsalternativen und wenden sie situationsbezogen an.
- leiten aus abstrakten Wertvorstellungen soziale Regeln ab und begründen diese.
Eth7 Kommunikation und Sprache
Kompetenzerwartungen
Die Schülerinnen und Schüler ...
- beschreiben Gefühle und subjektive Empfindungen differenziert und nachvollziehbar.
- beziehen begründet Stellung, indem sie sachangemessen und werteorientiert argumentieren.
- beschreiben soziale, ökologische und religiöse Zusammenhänge, indem sie komplexe Satzstrukturen anwenden und Visualisierungen nutzen.
- wenden verständigungsfördernde und respektvolle Sprachformen an, z. B. höfliche Ablehnung, sachliche Kritik.
Eth7 Emotionen und soziales Handeln
Kompetenzerwartungen
Die Schülerinnen und Schüler ...
- fühlen sich in die Lage von Menschen anderer Kulturkreise und in existenziellen Grenzsituationen ein.
- achten religiöse Überzeugung und tolerieren grundlegende Wertvorstellungen anderer Kulturkreise und Religionen, sofern sie mit verfassungsrechtlich geschützten Wertvorstellungen übereinstimmen.
- zeigen soziales Engagement, indem sie Unterstützungsmöglichkeiten im eigenen Umfeld planen und durchführen.
- berücksichtigen aufmerksam eigene Bedürfnisse und Gefühle und die ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler. Sie finden selbständig Lösungen bei Interessenkonflikten.
- gehen mit Misserfolgserlebnissen und Vorurteilen konstruktiv um, indem sie aus verschiedenen Handlungsmöglichkeiten (z. B. aus Fehlern lernen, Mut fassen) auswählen.
Eth7 Lernbereich 1: Sich für andere einsetzen
Kompetenzerwartungen
Die Schülerinnen und Schüler ...
- versetzen sich emotional in die Lage anderer Menschen, um deren Bedürfnisse zu erkennen.
- machen sich eigenes und mögliches gutes Handeln anhand von Beispielsituationen (z. B. Wohltätigkeit oder Unterstützung im Bedürfnisfall) bewusst.
- sind sich der Möglichkeiten und Grenzen, anderen zu helfen, bewusst, erkennen Situationen, in denen ihre Hilfe benötigt wird, und zeigen Bereitschaft, zu helfen.
- beurteilen Vorbilder aus Geschichte und Gegenwart hinsichtlich ihres Beitrags zum Guten und der von ihnen vertretenen Werte.
- tun Gutes im schulischen Umfeld (z. B. als Klassenpatin oder ‑paten) und setzen sich mit den positiven, aber auch möglichen negativen Reaktionen bewusst auseinander.
- erleben ihr eigenes Leben, u. a. im guten Handeln, als wertvoll.
- verstehen soziales Engagement als eine Voraussetzung für eine humane Gesellschaft.
- nehmen Stellung zu moralischen Dilemmata und argumentieren dabei sachangemessen und wertbezogen.
Inhalte zu den Kompetenzen:
- Begriff gut: qualitative Einschätzung, Charaktereigenschaft und Handlungsmaxime; Abgrenzung zu böse und schlecht; bewusste Handlung versus unbewusstes Tun; Wert, sozial
- Möglichkeiten und Grenzen, zu helfen; Situationen, in denen Hilfe benötigt wird
- Vorbilder in Geschichte (z. B. Hermann Gmeiner), Gesellschaft, Sport oder persönlichem Umfeld (z. B. Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr oder des THW, Betreuerinnen und Betreuer von älteren Menschen); Gründe für deren Bedeutung als Vorbilder
- eigenes Engagement (z. B. Lernpatenschaften, Pausenordnerinnen und ‑ordner, Streitschlichterinnen und ‑schlichter, Spenden sammeln, Nachbarschaftshilfe)
- weltweites soziales Engagement von Non-Profit- und Hilfsorganisationen; soziales Engagement der Kirchen; Tätigkeitsfelder, Möglichkeiten der Beteiligung und Unterstützung
- Begriff Wertekonflikt; moralische Dilemmata mit konkurrierenden Werten (z. B. Warenhausdiebstahl: Freundschaft – Ehrlichkeit)
Eth7 2.1 Sich selbst kennen und mit sich selbst klarkommen
Kompetenzerwartungen
Die Schülerinnen und Schüler ...
- beschreiben eigene Stimmungen und Gefühlslagen in alterstypischen Situationen.
- regulieren eigene Gefühle in typischen Lebenslagen und kontrollieren mithilfe einfacher Methoden ihre Handlungen.
- reflektieren die Veränderungen, die in der Pubertät mit ihrem Körper, ihren Interessen und ihren Beziehungen zu wichtigen Bezugspersonen eintreten.
- stehen zu ihren persönlichen Eigenheiten (z. B. Interessen oder körperlichen Merkmalen) und vertrauen auf eigene Stärken.
- geben anderen konstruktives Feedback und gehen selbst mit dem Feedback von anderen zu eigenen Handlungen, Worten oder auch ihrer Person angemessen um.
Inhalte zu den Kompetenzen:
- Veränderungen in der Pubertät: psychisch, körperlich, sozial
- typische Gefühl (z. B. Ablehnung, Euphorie, Enttäuschung, Unsicherheit)
- körperliche Anzeichen von Gefühlen (z. B. Mimik, Körpersprache)
- mögliche Regulationsmethoden (z. B. Atmen und Zählen, Methode des lauten Denkens, Entspannungstechniken)
- Blick auf eigene Charaktereigenschaften, Stärken und Schwächen; Selbstvertrauen, Selbstbehauptung und deren Grenzen
- Regeln für konstruktives Feedback
Alltagskompetenzen
Eth7 2.2 Mit Gleichaltrigen gut zurechtkommen
Kompetenzerwartungen
Die Schülerinnen und Schüler ...
- nehmen ihre Rolle in der Gleichaltrigengruppe bewusst wahr und nutzen für ihre Identitätsfindung Meinungen, Haltungen und Lebensentwürfe anderer als Orientierungshilfe.
- zeigen Bereitschaft, selbstbewusst und nach ethischen Kriterien über die Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen zu entscheiden.
- vertreten in der Gleichaltrigengruppe in strittigen Fragen einen begründeten eigenen Standpunkt und zeigen Bereitschaft zu zivilcouragiertem Handeln.
- unterscheiden bei alterstyischen Konflikten vordergründige Anlässe und tiefer liegende Motive und entwickeln Lösungen.
- wenden grundlegende Strategien gewaltfreier Kommunikation im Konflikt unter Gleichaltrigen situativ angemessen an (z. B. im szenischen Spiel).
- tragen zur Beendigung von Mobbingfällen bei.
Inhalte zu den Kompetenzen:
- Bedeutung der Gleichaltrigengruppe: Wir-Gefühl, Geborgenheit, gemeinsame Freizeitgestaltung außerhalb des Elternhauses, Teilen gleicher Probleme, Annäherung an das andere Geschlecht
- Entscheidungskriterien für Gruppenzugehörigkeit (z. B. politische Ausrichtung, Gewaltlosigkeit, Stärkung der Identität)
- mögliche negative Aspekte einer Gruppe (z. B. Gruppendruck, Ausgrenzung, Uniformierung, Verhaltensänderung z. B. durch Alkohol, Drogen)
- Begriff Zivilcourage, Beispiele für zivilcouragiertes Verhalten
- vordergründige Anlässe für Konflikte (z. B. Neid, Langeweile, Missverständnisse, Provokation, Aggression, Wut); tiefer liegende Motive (z. B. Wunsch nach Anerkennung, Egoismus, Unzufriedenheit, Gefühl der Benachteiligung)
- gewaltfreie Kommunikation (M. B. Rosenberg); Begriff Kompromiss; Möglichkeiten, Kompromisse zu schließen
- Mobbing: Möglichkeiten zur Vermeidung bzw. Beendigung, Wirkung auf die Betroffenen
Eth7 3.1 Den Wert der Natur erkennen
Kompetenzerwartungen
Die Schülerinnen und Schüler ...
- nehmen ausgehend von den eigenen Alltagserfahrungen bewusst wahr, welche unterschiedlichen Bedeutungen die Natur für den Menschen hat.
- sind sich der Sonderstellung des Menschen als Natur- und Vernunftwesen bewusst und sehen sich als Teil der Natur.
- setzen sich mit dem Wert der Natur für den Menschen auseinander und formulieren Gründe für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur.
- berücksichtigen den Zusammenhang zwischen den Lebensgewohnheiten und Umweltproblemen und nehmen Folgen ihres Konsumverhaltens für die Lebensbedingungen von Tieren wahr.
- zeigen Bereitschaft für einen verantwortungsvollen und bewahrenden Umgang mit der Natur und tragen in ihrem Schul- und Lebensalltag aktiv zum Schutz von Natur und Umwelt bei.
Inhalte zu den Kompetenzen:
- persönliche Erfahrungen und eigener Naturbegriff (z. B. Natur als Lebensgrundlage, als Erholungsraum, als ästhetisches Erlebnis)
- Mensch als Natur- und Vernunftwesen
- Wert der Natur und Gründe für Naturschutz u. a. ästhetische Bedeutung, Natur als Heimat, Natur als Lebensgrundlage (Basic-Needs-Argument), Natur als Vorbild für Forschung und Technik (z. B. Lotuseffekt), Natur als Quelle angenehmer Empfindungen (Aisthesis-Argument), Empfindungsfähigkeit von Tieren
- Ziele und Grenzen von Naturschutz
- Umweltprobleme (z. B. Luftverschmutzung, Waldsterben, Regenwaldabholzung)
- Problembereiche im Umgang mit Tieren (z. B. Tiere als Nahrungsmittel, Tierversuche, Massentierhaltung); Zerstörung natürlicher Lebensräume
- konkrete Handlungsmöglichkeiten (z. B. Kauf langlebiger bzw. regional-saisonaler Produkte, Einsparung von Ressourcen, Müllvermeidung)
Alltagskompetenzen
Eth7 3.2 Mensch und Natur in Religionen
Kompetenzerwartungen
Die Schülerinnen und Schüler ...
- vergleichen die Natur- und Menschenbilder von Judentum, Christentum, Islam, Hinduismus und Buddhismus und achten die religiösen Überzeugungen der Gläubigen.
- überprüfen Gedanken aus den Weltreligionen über einen ethisch verantwortlichen Umgang mit der Natur und entwickeln eigene Vorstellungen dazu.
- nehmen den Einfluss religiöser Naturvorstellungen auf das Alltagsleben wahr und stellen ggf. einen Bezug zum eigenen Leben her.
Inhalte zu den Kompetenzen:
- religiöse Schöpfungserzählungen und Mythen als Ausdruck menschlicher Selbst- und Weltdeutung
- Hinduismus und Buddhismus: Wiederverkörperung (Reinkarnation) der Seele in Pflanzen und Tieren; Hinduismus: das Göttliche (brahman) in allen Wesen; Judentum, Christentum und Islam: Sonderstellung des Menschen, Verantwortlichkeit für die Schöpfung (z. B. Gen 2,15)
- Gebot des Nichtverletzens (ahimsa) von Lebendigem in Buddhismus und Hinduismus; Eigenwert der Natur und Schutzverpflichtung im Judentum, Christentum und Islam (z. B. Sabbatjahr, Lev 25,2-4; Achtung der Tiere als Mitgeschöpfe, Dtn 25,4, Ex 20,10, Sure 6)
- Einfluss religiöser Naturvorstellungen auf das Alltagsleben (z. B. Vegetarismus im Hinduismus und Buddhismus, Speisevorschriften wie halal und koscher, Arbeitsverbot auch für Tiere am Sabbat, Schächten)