Die aufgeführten Kompetenzen beschreiben das Ergebnis eines fünfjährigen Lernprozesses. Die Auswahl der angestrebten Kompetenzen trifft die Lehrkraft in pädagogischer Verantwortung auf der Basis der ermittelten Lernausgangslage sowie des individuellen Förderbedarfs der einzelnen Schülerin bzw. des einzelnen Schülers. Die Kompetenzen werden anhand der Inhalte aus den Lernbereichen im Unterricht angebahnt.
Geschichte/Politik/Geographie R8
GPG8 Motorik und Wahrnehmung
Kompetenzerwartungen
Die Schülerinnen und Schüler ...
- wenden spezifische visuelle oder taktile Techniken systematisch an, um Inhalte aus dem gesellschaftswissenschaftlichen Bereich zu erfassen.
- nutzen ihre individuellen visuellen Wahrnehmungsfähigkeiten gezielt zur Informationsentnahme bei Realbegegnungen und beim Einsatz adaptierter Medien.
- nutzen Taststrategien zur Erfassung von einfachen gestalterischen Materialien, die geographische Phänomene abbilden.
- setzen taktile und auditive Differenzierungsfähigkeiten zur Erkundung von Realobjekten, Skizzen und Modellen aus dem gesellschaftswissenschaftlichen Bereich gezielt ein.
- unterscheiden und ordnen Objekte aus dem gesellschaftswissenschaftlichen Kontext anhand visueller, taktiler und auditiver Eigenschaften und Merkmale.
- wählen zum Aufstellen und Überprüfen von Hypothesen Materialien, Verfahren und Methoden aus, die ihren grob- und feinmotorischen sowie ihren individuellen visuellen und taktilen Wahrnehmungsfähigkeiten entsprechen.
- statten ihren Arbeitsplatzes aus und halten Strukturen ein, die ihnen die Orientierung und die Durchführung von Recherchearbeit erleichtern.
- benutzen vereinfachte Karten, Tabellen, Skizzen und Pläne, die sehbehinderten- und blindenspezifisch aufbereitet sind.
GPG8 Denken und Lernstrategien
Kompetenzerwartungen
Die Schülerinnen und Schüler ...
- nutzen Ablagen und visuelle oder taktile Ordnungssysteme, um ihre Rechercheergebnisse zur Überprüfung von Hypothesen und zum Erwerb von Sachwissen systematisch zu sammeln.
- finden Ordnungsmerkmale sowie Oberbegriffe und strukturieren Ordnungskategorien aus gesellschaftswissenschaftlichem Kontext, um mit Materialien aufgabenangemessen umzugehen.
- analysieren das Zusammenleben der Menschen in ihrem jeweiligen Lebensraum, in Geschichte und Gegenwart unter besonderer Berücksichtigung des Themas Sehbehinderung und Blindheit.
- beschreiben die wechselseitigen Beziehungen zwischen individuellen, gesellschaftlich-sozialen, politischen, kulturellen, wirtschaftlichen und räumlichen Bedingungen unter Berücksichtigung ihrer individuellen visuellen Wahrnehmungsfähigkeiten.
- erkunden und beschreiben ihr schulisches Umfeld auch unter geographischen Aspekten und festigen dadurch ihre Fähigkeiten im Bereich der Orientierung.
- informieren anhand von adaptierten Zeichnungen und Diagrammen über räumliche Beziehungen und geographische Zusammenhänge.
- verwenden individuelle visuelle und taktile Hilfsmittel sowie geographische taktile Hilfsmittel (z. B. Reliefkarten und Reliefgloben) aufgabenspezifisch und zielgerichtet.
- diskutieren Hintergründe für die Stellung von sehbehinderten und blinden Menschen in historischen Zusammenhängen.
- beurteilen wichtige Sozialgesetze für Menschen mit Behinderung im Hinblick auf ihre eigene Situation.
GPG8 Kommunikation und Sprache
Kompetenzerwartungen
Die Schülerinnen und Schüler ...
- sind sich der Bedeutung von präzisen Aussagen zu Sachverhalten im gesellschaftswissenschaftlichen Kontext bewusst, achten auf die korrekte Verwendung von Begriffen und fragen bei Unsicherheiten gezielt nach.
- beschreiben je nach individuellem Sehvermögen auch ihre Schwierigkeiten, visuelle gesellschaftswissenschaftliche Phänomene zu erfassen. Sie entwerfen, erproben und beurteilen Lösungen.
- entscheiden, welche Informationen sie in der aktuellen Situation aufgrund ihrer Seheinschränkung zusätzlich benötigen, um Aufgaben im gesellschaftswissenschaftlichen Bereich zu lösen.
- beurteilen, welche Medien für sie im Hinblick auf ihre visuellen Möglichkeiten sinnvoll einsetzbar sind, um Zusammenhänge von gesellschaftlichen Strukturen zu reflektieren.
GPG8 Emotionen und soziales Handeln
Kompetenzerwartungen
Die Schülerinnen und Schüler ...
- gestalten soziale Beziehungen aktiv in Alltags- und Schulsituationen, indem sie bei Bedarf Hilfsmittel nutzen.
- äußern eigene Gefühle im Zusammenhang mit ihren individuellen visuellen und taktilen Wahrnehmungsfähigkeiten und reagieren auf Kritik angemessen.
- arbeiten mit Partnern und in Gruppen zusammen, übernehmen Verantwortung in Partner- oder Gruppenarbeit und erkennen Gefühle anderer.
- nutzen z. B. zur Recherche gemeinsam Material in einer Gruppe und beachten dabei verschiedene Unterstützungsbedürfnisse.
- informieren sich und andere über die individuelle Sehschädigung und leiten daraus ihren Unterstützungsbedarf im gesellschaftswissenschaftlichen Unterricht ab.
- zeigen Bewusstsein für eigene Stärken und Schwächen im gesellschaftswissenschaftlichen Bereich und setzen Strategien (u. a. Seh- und Taststrategien) zur Bewältigung des Alltags im gesellschaftswissenschaftlichen Kontext.
GPG8 Lernbereich 1: Lebensraum Erde
Kompetenzerwartungen
Die Schülerinnen und Schüler ...
- orientieren sich topographisch und naturräumlich mit verschiedenen geographischen Hilfsmitteln (z. B. Globus, Karte) in Nordamerika.
- stellen den aktuellen Entwicklungsstand der USA hinsichtlich ausgewählter ökonomischer und gesellschaftlicher Kriterien dar und vergleichen ihn mit einem weiteren Industrieland.
- beschreiben ihr eigenes Alltagsleben (z. B. Schule, Freizeit) und vergleichen die Lebensbedingungen Gleichaltriger im städtischen und ländlichen Raum verschiedener Industrieländer.
- vergleichen primäre und erneuerbare Energieträger (z. B. fossile Energieträger, Windkraft) hinsichtlich ihrer Effizienz und diskutieren ein Beispiel staatenübergreifender Energieversorgung im Rahmen nachhaltiger Energiepolitik.
- recherchieren ausgehend von ihrem privaten Energieverbrauch Möglichkeiten eines nachhaltigen Umgangs mit natürlichen Ressourcen und reflektieren ihr eigenes ökologisches Verhalten und bewerten dies.
Inhalte zu den Kompetenzen:
- Kontinent Nordamerika: Topographie, Naturraum, Naturgefahren, Klimazonen
- Industriestaaten: USA und ein weiteres Land
- Industrieländer: Leben in der Großstadt und auf dem Land
- Energie (z. B. Energieträger, erneuerbare Energien)
- Energieverbrauch (z. B. Effizienz, sparsamer Umgang)
Alltagskompetenzen
Für den Förderschwerpunkt Sehen
Kompetenzerwartungen:
Die Schülerinnen und Schüler ...
- nutzen zur topografischen und naturräumlichen Orientierung in Nordamerika taktile Darstellungen (z. B. Reliefglobus und -karte).
- analysieren Hintergründe für die Stellung von sehbehinderten und blinden Menschen in ausgewählten Industrieländern.
Inhalte zu den Kompetenzen:
- Umgang mit behinderten Menschen in den USA und einem weiteren Industrieland
GPG8 Lernbereich 2: Zeit und Wandel
Kompetenzerwartungen
Die Schülerinnen und Schüler ...
- stellen die Geschichte der Weimarer Republik mit der ersten demokratischen Verfassung dar.
- beschreiben den Aufstieg der NSDAP bis zur Machtübertragung in Grundzügen und erklären die wesentlichen Ursachen (z. B. Unzufriedenheit großer Teile der Bevölkerung mit der Weimarer Republik, Weltwirtschaftskrise).
- gliedern die Ursachen, den Verlauf (z. B. Wendepunkte) und das Ende des Zweiten Weltkrieges mithilfe von Ereignissen und Daten und erklären die Folgen der nationalsozialistischen Expansionspolitik für Deutschland sowie für seine Nachbarländer.
- recherchieren Lebensgeschichten von Menschen, die unter bzw. nach Ende der NS-Gewaltherrschaft verfolgt, ermordet oder vertrieben wurden. Dabei unterscheiden sie rassische und politische Motive.
- beschreiben die Alltagsituation in den Nachkriegsjahren (z. B. Wohnungsnot, Nahrungsmittelknappheit, Kriegsheimkehrer, Integration der Vertriebenen) und erläutern unmittelbare Folgen des Zweiten Weltkrieges für Menschen in den verschiedensten Lebenssituationen.
- diskutieren unmittelbare und langfristige Konsequenzen für Opfer von Kriegen und Kriegsverbrechern bis heute.
Inhalte zu den Kompetenzen:
- Entstehung der Weimarer Republik, Grundzüge der Weimarer Reichsverfassung als erste demokratische Verfassung in Deutschland
- Aufstieg und Machtübertragung der NSDAP
- NS-Diktatur und Zweiter Weltkrieg: Überfall auf Polen, Feldzüge im Westen, „totaler Krieg“, Vernichtungskrieg im Osten, Kapitulation
- Verfolgung und Vernichtung von Menschen bzw. Menschengruppen als Opfer nationalsozialistischer Ideologie und Politik; Flucht, Vertreibung und Migration als Folge des Zweiten Weltkrieges
- Nürnberger Prozesse
- Situation in der Nachkriegszeit, Wiederaufbau
- langfristige Folgen von Krieg und Vertreibung bis heute anhand persönlicher Schicksale
Verfassungsviertelstunde
Für den Förderschwerpunkt Sehen
Kompetenzerwartungen:
Die Schülerinnen und Schüler ...
- recherchieren Lebensgeschichten von Menschen, die unter bzw. nach Ende der NS-Gewaltherrschaft verfolgt, ermordet oder vertrieben wurden, mit besonderer Berücksichtigung von Menschen mit Behinderung.
- beschreiben die Auswirkung der NS-Zeit auf Einrichtungen für behinderte Menschen.
Inhalte zu den Kompetenzen:
- Verfolgung und Vernichtung von Menschen, Menschen mit (Seh-)Behinderung und anderen Menschengruppen als Opfer nationalsozialistischer Ideologie und Politik; Flucht, Vertreibung und Migration als Folge des Zweiten Weltkrieges
- Konsequenzen der NS-Diktatur auf regionale Einrichtungen für behinderte Menschen
GPG8 Lernbereich 3: Politik und Gesellschaft
Kompetenzerwartungen
Die Schülerinnen und Schüler ...
- beschreiben Methoden und Ziele der NS-Propaganda und vergleichen die Rolle der Medien in Demokratie und Diktatur.
- erläutern Motive und Formen des Widerstands einzelner Gruppen unter dem Nationalsozialismus, diskutieren Möglichkeiten und Grenzen, Menschenrechte auch in einer Demokratie einzufordern und erkennen dabei Zivilcourage) als eine zum Erhalt und zur Stabilisierung demokratischer Gesellschaftsstrukturen unverzichtbare Voraussetzung.
- stellen die Beschlüsse der Potsdamer Konferenz sowie die unterschiedliche Umsetzung durch die Siegermächte in Grundzügen dar, um die wesentlichen Gründe für die Teilung Deutschlands zu erklären.
- beschreiben die Aufgaben wichtiger parlamentarischer Institutionen bei der Gesetzgebung anhand eines aktuellen Fallbeispiels und diskutieren den Sinn dieser Regelungen für die Zielsetzungen von Legitimität, Effizienz und Allgemeinwohl.
Inhalte zu den Kompetenzen:
- Wesen und Bedeutung von Grund- und Menschenrechten, Minderheitenschutz
- Propaganda und Rolle der Medien im „Dritten Reich“
- Widerstand im „Dritten Reich“ (z. B. Weiße Rose, Attentat vom 20. Juli 1944, Dietrich Bonhoeffer, Pater Rupert Mayer)
- Potsdamer Konferenz, Teilung Deutschlands, Leben in den Besatzungszonen der Alliierten
- Verfassungsorgane und Gesetzgebungsprozess in der Bundesrepublik Deutschland (z. B. Bundestag, Bundesregierung, Bundesrat), freiheitliche demokratische Grundordnung
GPG8 Lernbereich 4: Lebenswelt
Kompetenzerwartungen
Die Schülerinnen und Schüler ...
- beschreiben die Möglichkeiten der politischen Teilhabe der Bürgerinnen und Bürger in der Demokratie, beurteilen deren Mitwirkungsmöglichkeiten und diskutieren sie als eigene zukünftige Handlungsmöglichkeiten.
- analysieren die Wahlbeteiligung einer aktuellen Bundes- oder Landtagswahl und diskutieren Gründe für die geringe Wahlbeteiligung von Erstwählerinnen und Erstwählern.
- stellen Aufgaben und Funktion einer gemeinnützigen Einrichtung in ihrem Umfeld (z. B. Tafeln) dar und bewerten deren Notwendigkeit in unserem Sozialstaat.
- erläutern die Funktion des Generationenvertrags und begründen anhand des demographischen Wandels die Bedeutung privater Altersvorsorge für die jetzige und zukünftige Generation.
- zeigen die Vorteile einer nachhaltigen und ökologischen Produktion auf, indem sie unterschiedliche landwirtschaftliche Nutzungen in der Region darstellen und deren gesellschaftliche sowie ökologische Auswirkungen diskutieren.
Inhalte zu den Kompetenzen:
- politische Teilhabe: Wahlen, Parteien, Bürgerinitiativen
- Sozialstaat: soziale Sicherung, Generationenvertrag, neue Armut
- gemeinnützige Organisationen
- Vergleich von ökologischem und konventionellem Landbau
Alltagskompetenzen
Für den Förderschwerpunkt Sehen
Kompetenzerwartungen:
Die Schülerinnen und Schüler ...
- stellen nach selbständiger Recherche eine mutmachende Biografie einer sehgeschädigten Persönlichkeit vor.
- erschließen sich die Rechte für Menschen mit Behinderung für politische Teilhabe.
- informieren sich über Einrichtungen, Selbsthilfeverbände und Beratungsangebote für Menschen mit Behinderung und bewerten deren Hilfen in Hinblick auf ihre persönliche Lebenssituation.
- nutzen ggf. Angebote von Ämtern und Beratungsstellen, um sich Rat und Hilfe zu holen und nehmen ggf. Angebote von Selbsthilfevereinigungen in Anspruch.
Inhalte zu den Kompetenzen:
- politische Teilhabe für Menschen mit Behinderung: Vertrauensperson für Wahlhandlung, Wahlschablone
- Verbände, z. B. Bayrischer Blinden- und Sehbehindertenbund
- kritische Prüfung kommerzieller Angebote
- regionale und überregionale Einrichtungen (z. B. sehbehindertenspezifische Angebote von Bibliotheken und Mediatheken)