Kompetenzerwartungen
Die Schülerinnen und Schüler ...
- erfassen Proportion, Aufbau, Form und räumliche Aspekte der menschlichen Figur sicher in zeichnerischen sowie in malerischen oder plastischen Skizzen und Studien.
- stellen sich selbständig eine Aufgabe im Bereich der Darstellung der menschlichen Figur (z. B. Gestaltung eines figürlichen Denkmals, Auseinandersetzung mit Giacometti, performative, situationsbezogene Intervention), um die spezifische Aufgabenkultur des Fachs im Vergleich mit anderen Schulfächern zu erfassen.
- lösen, um einen gelingenden Gestaltungsprozess positiv zu erleben, eine von ihnen selbst entworfene Aufgabe. Sie entwickeln dabei einen mehrschrittigen Lösungsweg (z. B. vorbereitende Skizzen, Studien, Ausführung) und wählen geeignete bildnerische Mittel bewusst aus. Sie begründen ihre Entscheidungen im Hinblick auf ihre Intention, z. B. zwischen naturalistischer Darstellung und Interpretation (Expression, Abstraktion, Symbolisierung).
- entwickeln und realisieren – arbeitsteilig im Team – eine Ausstellung ihrer eigenen Arbeiten. Sie wählen dafür gezielt Ort, Inszenierung und Präsentationsform aus und begründen ihre Auswahl im Hinblick auf die Wirkung der präsentierten Werke auf den Betrachter, auch um die Rolle der jeweiligen Präsentationsform für die Wirkung zu verstehen.
- analysieren und vergleichen ausgewählte Darstellungen der menschlichen Figur in der Kunst des 19., 20. und 21. Jahrhunderts in verschiedenen Medien. Sie nutzen dafür geeignete inhaltliche Polaritäten zur Interpretation (z. B. Expression – Innerlichkeit, Abstraktion – Figuration, Obsession – Neutralität, Nähe – Distanz) und erklären die jeweilige gestalterische Position im historischen Kontext. Dabei entwickeln sie ein Verständnis für die Besonderheit des ästhetischen Zugangs zur Welt sowie für die Gestaltung der Welt in Bildern.
- unterscheiden Merkmale wesentlicher Stilrichtungen des 19. und 20. Jahrhunderts und wenden dabei das methodische Repertoire zur systematischen deutenden Werkerschließung in Malerei und Plastik sicher und selbständig an. Sie nutzen sinnvolle Polaritäten für die Interpretation und prüfen mithilfe der Werkanalyse ihr Geschmacksurteil, um zu verstehen, wie dieses zustande kommt. Dabei erörtern sie auch die Diffamierung der Moderne durch die Nationalsozialisten, um den Einfluss weltanschaulicher Haltungen auf ästhetische Urteile zu begreifen.
- vergleichen die Entwicklungen von Erwartungshaltungen und Sehgewohnheiten des Publikums bei der Rezeption innovativer, insbesondere zeitgenössischer Kunst. Dabei analysieren sie die Wirkung von Interpretationen durch Fachleute wie Kunsthistoriker und Kunstvermittler sowie von Bewertungen durch den Kunstmarkt auf die eigene Wahrnehmung und auf die Veränderung des Verständnisses für Kunst in der Öffentlichkeit.
Inhalte zu den Kompetenzen:
- Darstellung der menschlichen Figur in eigenen Arbeiten (z. B. Darstellung vertrauter Menschen)
- spezifische Struktur gestalterischer Prozesse (z. B. Findungsskizzen, Detailstudien, große und kleine Weichenstellungen, Ausarbeitung)
- Figur in der Kunst und in den Bildwelten des 19., 20. und 21. Jahrhunderts im jeweiligen Kontext als kunstgeschichtlicher Längsschnitt an einer Vielzahl geeigneter Beispiele
- signifikante Merkmale des Naturalismus, Expressionismus, der Neuen Sachlichkeit, Abstraktion, Pop Art; Diffamierung der Moderne als „Entartete Kunst“ im Nationalsozialismus
- ästhetische Leitbilder in realistischen, expressiven und abstrahierenden Strategien der Gestaltung; inhaltliche Polaritäten (z. B. Expression – Innerlichkeit, Abstraktion – Figuration, Obsession – Neutralität, Nähe – Distanz)
- Entwicklung der Erwartungshaltungen des Publikums bei der Rezeption innovativer Kunstformen und Bildsprachen