Katholische Religionslehre 12 (grundlegendes Anforderungsniveau)
KR12
1.1
Der Mensch und die Frage „Wer bin ich?“
Kompetenzerwartungen
Die Schülerinnen und Schüler ...
- nehmen ihre eigenen Bedürfnisse sowie die Anforderungen vonseiten der Gesellschaft wahr und reflektieren mögliche Dissonanzen und Herausforderungen auf dem Weg zu einer verantwortlichen Persönlichkeit.
- erläutern vor dem Hintergrund wesentlicher Gedanken der Philosophischen Anthropologie des 20. Jahrhunderts entscheidende Voraussetzungen für ein selbstbestimmtes Leben.
- setzen die unverlierbare Würde des Menschen als Basis der Menschenrechte in Beziehung zum Transzendenzbezug menschlicher Existenz.
Inhalte zu den Kompetenzen:
- Charakterisierung der eigenen Generation; Rollen im Alltag, z. B. Rollen in der Familie, Schule, Gesellschaft; Herausforderungen beim Erwachsenwerden, z. B. Selbstbild vs. Fremdbild, Lebensplanung und Identität (z. B. Geschlechterrolle, Partnerschaft, Beruf); Zwang zur Entscheidung
- Zentrale Aspekte: Vernunftbegabung, Willensfreiheit, Weltoffenheit, Kulturfähigkeit; Gefährdung eines selbstbestimmten Lebens durch Konformismus, Totalitarismus
- Begründung der Unabhängigkeit der Menschenwürde (z. B. von Alter, Geschlecht, Herkunft, Leistung, moralischem Handeln) aus dem Transzendenzbezug des Menschen; die Bedeutung des Gottesbezugs in der Präambel des Grundgesetzes; Menschenrechte als Individualrechte: Freiheit, Gleichheit, Unverletzlichkeit
KR12
1.2
Das christliche Menschenbild als Leitlinie und Maßstab
Kompetenzerwartungen
Die Schülerinnen und Schüler ...
- erläutern mithilfe des Personbegriffs die Besonderheit des biblisch-christlichen Menschenbildes.
- vergleichen das biblisch-christliche Menschenbild mit anderen Vorstellungen vom Menschsein, die sich in verschiedenen Kontexten manifestieren.
- leiten aus der Verantwortlichkeit für sich und andere, die aus dem biblisch-christlichen Menschenbild erwächst, mögliche Impulse für ihr eigenes Handeln ab.
Inhalte zu den Kompetenzen:
- der Mensch als Person (Individualität, Sozialität, Reflexivität); Grundzüge des biblisch-christlichen Menschenbildes: Verwobenheit von Personalität (Geschlechtlichkeit, Freiheit, Verantwortung), Sozialität (Verhältnis zu den Mitgeschöpfen), Transzendentalität (Gottebenbildlichkeit, Endlichkeit, Erlösungsbedürftigkeit)
- vorherrschende Menschenbilder in Wirtschaft und Politik (z. B. Gestaltung sozialer Sicherungssysteme, Formen von Partizipation) oder Wissenschaft (z. B. Künstliche Intelligenz, Transhumanismus
- Engagement und Entfaltungsmöglichkeiten, z. B. in Kirchengemeinden, Parteien, Verbänden, NGOs, Initiativen im ökologischen und sozialen Bereich
KR12
2.1
Der Mensch auf der Suche nach Gott
Kompetenzerwartungen
Die Schülerinnen und Schüler ...
- setzen sich mit der Bedeutung von Erfahrung und Vernunft für den Glauben auseinander.
- analysieren philosophische und theologische Argumente für und gegen den Gottesglauben und diskutieren diese in Bezug auf Möglichkeiten und Grenzen.
- formulieren aus der argumentativen Auseinandersetzung mit der Gottesfrage eine begründete eigene Position.
Inhalte zu den Kompetenzen:
- Wege religiöser Erfahrungen (z. B. Meditation, Naturerleben, Kunst, Musik, Tanz) und deren Deutung; Begriffsklärungen: Religion, Religiosität, Glaube; Notwendigkeit der Vernunft für die Reflexion des Glaubens, z. B. 1 Petr 3,15, Rede von Papst Benedikt XVI. in Regensburg am 12.09.2006
- Argumente für den Gottesglauben anhand von zwei Vertretern, z. B. bei Anselm von Canterbury, Thomas von Aquin, Blaise Pascal, zeitgenössische Positionen; Argumente gegen den Gottesglauben anhand von zwei Vertretern, z. B. bei Ludwig Feuerbach, Karl Marx, Friedrich Nietzsche, dem französischen Existentialismus, dem Neuen Atheismus
- Unbeweisbarkeit und Unwiderlegbarkeit der Existenz Gottes: methodischer Atheismus in den Naturwissenschaften, komplementäre Sichtweise von Glaube und Naturwissenschaft
- Möglichkeiten, auf die Gottesfrage zu reagieren: Annahme und Vertrauen, Ablehnung, Agnostizismus, Gleichgültigkeit
KR12
2.2
Gott sucht den Menschen
Kompetenzerwartungen
Die Schülerinnen und Schüler ...
- reflektieren das Verständnis der Bibel als Zeugnis der Offenbarung Gottes und leiten daraus Möglichkeiten der Bibelauslegung ab.
- stellen wesentliche Aspekte des trinitarischen Gottesbildes dar, erfassen seine Bedeutung für das christliche Verständnis von Mensch und Welt und positionieren sich dazu.
- stellen unter Berücksichtigung des jeweiligen Offenbarungsverständnisses das trinitarische Gottesbild der Gottesvorstellung des Islam gegenüber.
Inhalte zu den Kompetenzen:
- die Bibel als Gotteswort in Menschenwort und sich daraus ergebende Auslegungsvarianten der Bibel: Überblick über eine wissenschaftliche Methode, existentielle Zugänge; biblischer Fundamentalismus
- Transzendenz und Personalität Gottes: Unverfügbarkeit und Fürsorge, Verborgenheit und Hinwendung, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit als Beispiele für den Facettenreichtum biblischer Gottesbilder (Ex 3,1-15, Ex 20,4, Sir 43,27-33, Ps 103)
- Jesu Wirken in Wort und Tat als Ausdruck des Heilswillens Gottes; das Wirken des Heiligen Geistes (z. B. Joh 3,1-8, Apg 2,1-13)
- das trinitarische Gottesbild als Ausdruck der Gemeinschaft zwischen Vater, Sohn und Heiligem Geist sowie der Nähe zwischen Gott und Mensch; theologische Entfaltung im Credo (Apostolicum); kreative Auseinandersetzung mit dem christlichen Glaubensbekenntnis
- Offenbarungsverständnis und Gottesbild des Christentums im Vergleich zum Islam