Kompetenzerwartungen
Die Schülerinnen und Schüler ...
- wählen in verschiedenen lebenspraktischen Kontexten Kriterien zur Beurteilung der Frage der Gerechtigkeit und wenden diese Kriterien adäquat an. Dabei berücksichtigen sie philosophische Konzepte, z. B. von Aristoteles und J. Rawls.
- bewerten Berechtigung und Grenzen rechtspositivistischer und naturrechtlicher Positionen und prüfen deren Relevanz für die Rechtspraxis.
- beurteilen die Vertretbarkeit und Effektivität verschiedener Strafzwecke, auch im Hinblick auf ihren Einsatz in konkreten Fällen. Dabei berücksichtigen sie wesentliche Kriminalitätstheorien und setzen sich mit den Perspektiven von Tätern und Opfern auseinander.
- unterscheiden bei der Frage nach einer angemessenen Behandlung von Straftätern zwischen Tat- und Täterstrafrecht. Dabei berücksichtigen sie insbesondere den Entwicklungsstand und die Bedürfnisse jugendlicher Straftäter.
- bewerten den aktuellen Strafvollzug mithilfe der Kriterien Humanität, Gerechtigkeit und Effektivität und entwickeln ggf. Reformvorschläge.
- verfolgen den öffentlichen Diskurs über Fragen der Gerechtigkeit und beteiligen sich an diesem nach Möglichkeit mit eigenen Beiträgen.
- setzen sich mit Problemen und Perspektiven einer globalen Friedensordnung auseinander, um ihr Urteilsvermögen in Fragen von Krieg und Frieden zu schärfen.
- entwickeln eine eigene Position zum universellen Geltungsanspruch der Menschenrechte.
Inhalte zu den Kompetenzen:
- kommutative und distributive Gerechtigkeit bei Aristoteles
- positives Recht und Rechtspositivismus, Naturrecht (Rechtsquellen, Problematik, Leistung), Radbruch’sche Formel
- Kriminalitätstheorien, z. B. Anomie-Theorie, Etikettierungsansatz
- Strafzwecktheorien: absolute, relative, Mischform
- Wiedergutmachung (Täter-Opfer-Ausgleich)
- Zielsetzungen des modernen Strafvollzugs und Probleme in der aktuellen Praxis
- Grundsätze der Strafzumessung: Tat- und Täterstrafrecht, u. a. Umgang mit jugendlichen Straftätern
- Gerechtigkeit als Fairness (J. Rawls): „Schleier des Nichtwissens“, Gerechtigkeitsgrundsätze, Differenzprinzip als Abgrenzung zum Utilitarismus
- Probleme und Perspektiven einer gerechten globalen Friedensordnung (Schutzverantwortung und Völkerrechtsproblematik bei internationalen Interventionen, Migration)
- Schwierigkeiten bei der Begründung der universalen Geltung der Menschenrechte, praktische Probleme bei ihrer Durchsetzung
Alltagskompetenzen