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Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Evangelische Religionslehre 13 (erhöhtes Anforderungsniveau)

gültig ab Schuljahr 2025/26

ER13 Lernbereich 1: Die Frage nach dem guten Leben und richtigen Handeln (ca. 30 Std.)
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • artikulieren eigene Gedanken von gutem Leben und setzen sie in Beziehung zu unterschiedlichen gegenwärtigen Vorstellungen.
  • nehmen Situationen, in denen gutes Leben fraglich wird, als ethische Problemstellungen wahr, formulieren eigene Einschätzungen und wenden dabei ethische Grundbegriffe sachgerecht an.
  • setzen sich mit Grundmodellen und Entwürfen philosophischer Ethik zu gutem Leben und richtigem Handeln auseinander und vergleichen sie im Blick auf ihre Vorstellungen.
  • prüfen ethische Einordnungskriterien und Unterscheidungen anhand unterschiedlicher Problemstellungen und erproben dazu eigene Standpunkte.
  • deuten Grundgedanken christlicher Ethik im Horizont der Frage nach dem guten Leben, leiten daraus Konsequenzen für verantwortliches Urteilen und Handeln ab und beurteilen das Spezifikum christlicher Ethik im Vergleich zu philosophischen Ansätzen.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Vorstellungen von gutem Leben in eigenen oder fremden Lebensentwürfen und ‑geschichten unter Einbezug politischer, sozialer, multikultureller, ökonomischer, ökologischer und medialer Aspekte der gegenwärtigen Gesellschaft
  • unterschiedliche Anlässe für ethisches Nachdenken, etwa handlungs‑ und konfliktethische Situationen aus privaten und medial vermittelten Lebenszusammenhängen oder aus dem aktuellen gesellschaftlichen und politischen Geschehen
  • ethische Grundbegriffe und Einordnungskriterien: das Richtige und das Gute; Ethik, Ethos, Moral; Normen, Werte, Tugend, Verantwortung
  • Argumentationsmodelle: Situations‑, Gesinnungs‑, Verantwortungs‑, Tugendethik, Konsequenzialismus, deontologische und teleologische Ethik; kontrastierend dazu narrative Ethik
  • Grundmodelle ethischen Nachdenkens: Grundzüge der Ethik I. Kants; der Ansatz des Utilitarismus auch in einer modernen Ausprägung; dazu mindestens eine weitere Position, z. B. Diskursethik, „Theorie der Gerechtigkeit“, katholische Soziallehre, Kommunitarismus, Theorie der Prima-facie-Pflichten
  • Kriterien und Modelle ethischen Argumentierens in ihren Bezügen zueinander und Kritik an deren Unterscheidungen, Denkfiguren wie heteronome und autonome Ethik oder Entwicklungsphasen moralischen Urteils; dazu ggf. Dilemmasituationen; Fragen nach der Relevanz ethischer Kriterien in politischen und wirtschaftlichen Systemen
  • christliches Verständnis guten Lebens aus der Perspektive des Rechtfertigungsglaubens: Rede von Indikativ und Imperativ, Relativierung des eigenen Handelns, Befreiung zum verantwortlichen Handeln; dazu biblische Grundlagen: Dekalog und Bergpredigt in Entstehung und Wirkungsgeschichte; Doppelgebot der Liebe; ggf. ethische Prinzipien wie Ähmet, Zedakah, Shalom

ER13 Lernbereich 2: Konkret und komplex – differenzierte Perspektiven auf ethische Problemstellungen (ca. 26 Std.)
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • erschließen mindestens zwei komplexe Themen aus unterschiedlichen ethischen Problemfeldern sachgerecht und differenziert und formulieren daraus präzise ethische Fragestellungen.
  • bringen zu den gewählten Themen theologische und nicht-theologische Beiträge miteinander ins Gespräch und erproben und vertreten eigene Standpunkte.
  • erschließen ethisch-theologische Perspektiven auf das gewählte Längsschnittthema, indem sie Fragen nach gutem Leben und richtigem Handeln an ihn stellen sowie bei der Auseinandersetzung mit den Problemfeldern erworbene Kompetenzen erproben.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • zwei Themen aus der Medizin‑, Friedens‑, Tier‑, Wirtschafts‑, Umwelt‑ oder Medienethik: Sachlage, aktuelle Quellen, kontroverse Stellungnahmen, Konflikte, Zusammenhänge
  • Differenzierungen anhand ethischer Grundbegriffe und Argumentationsmodelle im Blick auf das gewählte Problemfeld: konflikt-, entscheidungs-, alltagsethische Dimensionen, Erste‑ und Dritte‑Person-Perspektiven
  • Gründe für unterschiedliche Zugänge und Urteile, z. B. biografische Hintergründe, persönliche Betroffenheit, Rollenverständnis, religiöse bzw. weltanschauliche Überzeugungen, Interessen von Politik und Wirtschaft; kognitive Verzerrungen wie Framing, Zirkelschlüsse, falsche Analogien
  • Beiträge zu den gewählten ethischen Themen aus der theologischen Diskussion sowie aus Philosophie oder Humanwissenschaft
  • je nach Wahl des Längsschnittthemas: ethische Grundbegriffe, Modelle und Einordnungskriterien aus Philosophie und Theologie; Gründe für unterschiedliche Zugänge und Urteile

ER13 Lernbereich 3: Schon und noch nicht – christliche Hoffnungsbilder (ca. 28 Std.)
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • nehmen das Ende ihrer Schulzeit als Übergangssituation wahr, vergleichen diese mit anderen Übergangssituationen und artikulieren ihre Erwartungen, Hoffnungen und Ängste im Blick auf die Zukunft.
  • beschreiben und diskutieren unter Einbezug zeitgeschichtlicher Zusammenhänge Visionen von der Zukunft der Welt im Spannungsfeld von Fortschrittsoptimismus und apokalyptischen Katastrophenszenarien.
  • reflektieren die Begrenztheit des Lebens, unterscheiden Formen des Umgangs mit Endlichkeit und setzen sich mit verschiedenen, auch populärkulturellen Vorstellungen einer Überwindung des Todes auseinander.
  • beziehen biblisch-christliche Hoffnungsbilder und -traditionen auf eigene Fragen nach Lebenssinn und erörtern Konsequenzen für die Lebensführung.
  • erschließen eschatologische Perspektiven auf das gewählte Längsschnittthema, indem sie Aspekte säkularer Zukunftsvisionen und biblisch-christlicher Hoffnungsbilder dazu in Beziehung setzen.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Aspekte der gegenwärtigen Übergangssituation, z. B. Entscheidung zwischen möglichen Lebenswegen, Spannung zwischen scheinbar unbegrenzter Freiheit und der Begrenztheit der persönlichen Möglichkeiten, Wunsch nach Identität und Autonomie; Vergleich mit mindestens einer anderen, insbesondere auf das bisherige Leben bezogenen Schwellensituationen, wie z. B. Schulbeginn, Schulformwechsel, Konfirmation, eventuelle persönliche oder familiäre Umbrüche etc.
  • Visionen von der Zukunft der Welt aus mindestens zwei Bezugsfeldern, wie z. B. Wissenschaft, Politik, Film, Literatur, bildender Kunst als möglicher Ausdruck von Ängsten und Hoffnungen ihrer Entstehungszeit; dazu Aspekte wie Mittel der Inszenierung, ideengeschichtlicher Hintergrund, Intention
  • Begrenztheit und Endlichkeit des Lebens: Erfahrungen von Tod, Trauer, Abschied und der Umgang damit
  • Vorstellungen vom Überwinden des Todes aus nicht-christlichen Religionen bzw. Weltanschauungen, z. B. Reinkarnation, Weiterleben in den Genen, den Werken, durch Technologie; dazu mindestens ein Beispiel aus der Populärkultur
  • biblisch-christliche Hoffnungsbilder und -traditionen in der Spannung von „schon“ und „noch nicht“ unter Einbezug prophetischer Rede von der Zukunft, Jesu Botschaft vom Reich Gottes, der Auferweckung Jesu als Sieg über Leid und Tod, des Gerichtsgedankens als Durchsetzung von Gottes Gerechtigkeit und der Vorstellung vom ewigen Leben; dazu Aussagen des Apostolischen Glaubensbekenntnisses sowie aus 1 Kor 15 und Offb 21 f., Jes 65, Reich‑Gottes-Gleichnisse; ggf. weitere passende biblische Texte
  • je nach Wahl des Längsschnittthemas: utopische und dystopische Perspektiven sowie Fragen nach Begrenztheit und Endlichkeit im Horizont biblisch-christlicher Eschatologie.