Katholische Religionslehre 13 (erhöhtes Anforderungsniveau)
gültig ab Schuljahr 2025/26
KR13
1.1
Ethische Grundlegung
Kompetenzerwartungen
Die Schülerinnen und Schüler ...
- analysieren ethische Entscheidungssituationen mit gesellschaftlicher Relevanz aus ihrer Lebenswelt und wenden dabei grundlegende Begriffe ethischer Reflexion sachgemäß an.
- beschreiben unterschiedliche Möglichkeiten, sittliches Handeln zu begründen und analysieren deren Konsequenzen.
- setzen sich differenziert mit der Vielfalt ethischer Aussagen des Alten und Neuen Testamentes und deren Auslegung auseinander.
- vollziehen Argumentationsweisen christlicher Ethik und den Prozess für eine verantwortungsvolle Entscheidung nach.
Inhalte zu den Kompetenzen:
- begriffliche Klärungen: Wert, Norm, Ethik, Ethos, Moral, Tugend anhand ethischer Problemstellungen und damit verknüpfter Entscheidungssituationen aus mindestens zwei Bereichen, z. B. Kommunikation, Ernährung, Konsum, Freizeit, Tourismus
- deontologische und teleologische Argumentationsweisen; Anwendung in mindestens drei Modellen der Normenbegründung, z. B. Hedonismus, Naturrecht, Rechtspositivismus, Diskursethik, Pflichtethik, Utilitarismus; Verantwortungsethik als Versuch einer Synthese beider Argumentationsweisen
- Dekalog und Bergpredigt in ihrer ethischen Relevanz: Sicherung von Freiheit und Würde, Ethos der Nächstenliebe; weitere ethisch relevante Stellen (z. B. Bundesbuch, prophetische Weisungen, Tugendkataloge)
- eigene Überlegungen zur Zeitgebundenheit und bleibenden Aktualität biblischer Weisungen, z. B. in Bezug auf Mt 5,21-48
- Zusammenwirken von Heiliger Schrift, menschlicher Vernunft und kirchlichem Lehramt als Quellen für katholische Moraltheologie; Notwendigkeit der Gewissensbildung und der Primat der Gewissensentscheidung (Gaudium et spes 16) im Kontext der Verantwortungsethik; Möglichkeit und Grenzen des Normenwandels
- exemplarische Analyse der Rezeptionsgeschichte einer biblischen Weisung, z. B. Gewaltlosigkeit und die Lehre vom „gerechten Krieg“
KR13
1.2
Anwendung: Ethik der Lebensbereiche
Kompetenzerwartungen
Die Schülerinnen und Schüler ...
- beschreiben und diskutieren unterschiedliche Lebensformen in der gegenwärtigen Gesellschaft.
- zeigen auf, wie Beziehungen im Kontext christlich verantworteter Ethik gestaltet werden können, und reflektieren deren Relevanz für gelingende Partnerschaft.
- stellen heraus, welche Impulse und Konsequenzen sich aus Ansätzen christlicher Ethik für Berufswahl und Arbeitswelt ableiten lassen.
- stellen grundlegende Positionen der katholischen Soziallehre dar.
- analysieren und bewerten mithilfe der katholischen Soziallehre aktuelle Problemfelder der Wirtschafts- und Sozialpolitik.
- verstehen nachhaltige Entwicklung als Grundlage und existentielle Herausforderung für ein zukunftsorientiertes ethisches Handeln.
Inhalte zu den Kompetenzen:
- verschiedene Lebensformen: eigene Erfahrungen, empirische Befunde, mediale und digitale Kontexte; Entwürfe von Familie
- Gestaltungsprinzipien von Beziehungen in verschiedenen Lebensformen; Ehe und Familie auf der Grundlage von biblischen und lehramtlichen Aussagen, z. B. Gen 1-2, Amoris laetitia; ethische Dimension der Sakramentalität der Ehe
- verantwortliche Gestaltung der beruflichen Tätigkeit auf der Grundlage christlicher Ethik
- zentrale Leitgedanken aus Sozialenzykliken als zeitgemäße Impulse für die Bewältigung sozialpolitischer Herausforderungen; Sozialprinzipien der katholischen Soziallehre (Personalität, Solidarität, Subsidiarität, Gemeinwohl, Nachhaltigkeit bzw. Retinität) in ihrem Zusammenhang; Analyse eines Unternehmensleitbilds nach den Prinzipien der katholischen Soziallehre
- zwei Handlungsfelder im Kontext nachhaltiger Entwicklung, z. B. Armutsbekämpfung, Klimaschutz, Umweltschutz, Tierschutz, ggf. Aufbereitung und Präsentation im Rahmen eines Projektes
- Digitalisierung als Chance und Herausforderung
KR13
2.1
Umgang mit Wahrheitsansprüchen: Was kann ich wissen?
Kompetenzerwartungen
Die Schülerinnen und Schüler ...
- unterscheiden verschiedene Optionen im Umgang mit Wahrheitsansprüchen, v. a. in Bezug auf Religionen und Weltanschauungen, und positionieren sich dazu in Form einer begründeten Stellungnahme.
- diskutieren und begründen den Beitrag religiöser Weltdeutung für die persönliche Wahrheitsfindung.
Inhalte zu den Kompetenzen:
- Wahrheitsansprüche in verschiedenen Kontexten, z. B. Schule, digitale Medien, Politik; Kriterien zur Beurteilung von Wahrheitsansprüchen, z. B. Widerspruchsfreiheit, Plausibilität, nachvollziehbare Argumentation, wissenschaftliche Anschlussfähigkeit
- Wahrheitsansprüche in und zwischen den Religionen: Exklusivismus, Inklusivismus, Pluralismus; Bedingungen und Möglichkeiten des interkonfessionellen und interreligiösen Dialogs
- Beispiele für aktives Zugehen auf andere Religionsgemeinschaften (z. B. Weltgebetstreffen für den Frieden am 27.10.1986 in Assisi), interreligiöse Aktionen im schulischen und privaten Bereich
- Angebot einer plausiblen Weltdeutung: Spannungsfeld zwischen weltanschaulichem Relativismus und verbindlicher Wahrheitsdeutung an einem Beispiel
KR13
2.2
Perspektiven christlicher Ethik: Was soll ich tun?
Kompetenzerwartungen
Die Schülerinnen und Schüler ...
- diskutieren Möglichkeiten und Grenzen der Konsensbildung in einer pluralen Gesellschaft und setzen sich mit der Rolle der Kirche in diesem Prozess auseinander.
- erläutern und beurteilen die Plausibilität und Relevanz einer Letztbegründung für ethische Entscheidungsprozesse am Beispiel christlicher Ethik.
Inhalte zu den Kompetenzen:
- ein Modell der Konsensbildung, z. B. Diskursethik nach J. Habermas; Vor- und Nachteile von Mehrheitsbeschlüssen; Einflussmöglichkeiten der Kirche im gesellschaftlichen Meinungsbildungsprozess
- Konzeption von Letztbegründung in der philosophischen Ethik und deren Umsetzung in der christlichen Ethik
- Plausibilität und Relevanz der Letztbegründung ethischer Entscheidungsprozesse in einer pluralen Gesellschaft
KR13
2.3
Ausblick auf zukünftige Herausforderungen: Was darf ich hoffen?
Kompetenzerwartungen
Die Schülerinnen und Schüler ...
- vergleichen die Zielsetzungen und Konsequenzen nicht-christlicher Zukunftsvorstellungen mit biblischen Zukunftsentwürfen.
- zeigen die sinnstiftende Funktion der christlichen Auferstehungshoffnung auf.
Inhalte zu den Kompetenzen:
- nicht-christliche Zukunftsvorstellungen: ein säkulares Konzept z. B. aus der Futurologie, aus einer Utopie oder Dystopie; ein religiöses Konzept, z. B. apokalyptische Vorstellungen im Islam, Reinkarnation
- biblische Zukunftsentwürfe: prophetische und apokalyptische Elemente in der Reich-Gottes-Botschaft Jesu
- christliche Auferstehungshoffnung: individuelle und universale Eschatologie, z. B. anhand von Auszügen aus dem Synodenbeschluss „Unsere Hoffnung“
KR13
2.4
Entwicklung eigener Lebensentwürfe: Was ist der Mensch?
Kompetenzerwartungen
Die Schülerinnen und Schüler ...
- erfassen, dass die Antwort auf die Frage „Was ist der Mensch?“ der Schlüssel zur Gestaltung des eigenen Lebens sein kann, und reflektieren auf dieser Grundlage ihren eigenen Lebensentwurf.
- setzen ihren Lebensentwurf in Beziehung zu einem Lebensentwurf aus Geschichte oder Gegenwart und reflektieren dessen Antwort auf die Frage nach dem gelingenden Menschsein.
Inhalte zu den Kompetenzen:
- Pluralität von Lebensentwürfen
- eigene Vorstellungen von gelingendem Menschsein angesichts der Bedingungen des Menschseins und der Wandlungsfähigkeit von Lebensentwürfen
- kreative Umsetzung der Reflexion des eigenen Lebensentwurfs
- ein Lebensentwurf einer Persönlichkeit aus dem gesellschaftlichen, politischen, kirchlichen, künstlerischen oder wirtschaftlichen Leben