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Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Politik und Gesellschaft 13 (erhöhtes Anforderungsniveau)

gültig ab Schuljahr 2025/26

PuG13 Lernbereich 1: Soziologische Theorien als Erklärungsansätze für die moderne Gesellschaft nachvollziehen und für die eigene Lebenswelt reflektieren (ca. 12 Std.)
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • erarbeiten Ansätze der soziologischen Theorie, um Entwicklungen der modernen Gesellschaft zu identifizieren und Erkenntnisse für die eigene Lebensgestaltung davon abzuleiten.
  • vollziehen wissenschaftliche Definitionen für die soziologischen Fachbegriffe Domestizierung, Differenzierung, Rationalisierung und Individualisierung nach, um sich einen Überblick über zentrale Dimensionen der gesellschaftlichen Modernisierung zu verschaffen.
  • setzen sich mit einem Ansatz der soziologischen Theorie in Form einer universitären Veranstaltung ggf. auch als digitales Angebot oder Podcast auseinander.
  • setzen sich am Beispiel der Pluralisierung der Lebensformen mit einer Individualisierungshypothese auseinander, um die Chancen und Herausforderungen der Individualisierung für die eigene Lebensgestaltung und den Zusammenhalt moderner Gesellschaften zu reflektieren.
  • untersuchen eine ausgewählte Entwicklung in der Arbeitswelt vor dem Hintergrund eines theoretischen Textes zur Rationalisierung, um den Stellenwert des Menschen in der modernen Arbeitswelt zu diskutieren und die Erkenntnisse für die eigene berufliche Orientierung zu nutzen.
  • untersuchen gesellschaftliche Differenzierungsprozesse anhand von wissenschaftlichen Texten und sozialwissenschaftlichen Erhebungen, um deren Auswirkungen auf Gesellschaft und Individuum zu bewerten.
  • analysieren auf Basis ausgewählter Aspekte einer Domestizierungstheorie das Verhältnis von Mensch und Natur an einem konkreten Beispiel, um in der Diskussion über eine nachhaltige Umweltpolitik einen eigenen, reflektierten Standpunkt ggf. in einer Podiumsdiskussion zu vertreten.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Dimensionen von Modernisierung: Domestizierung, Differenzierung, Rationalisierung und Individualisierung
  • Einblick in eine Individualisierungshypothese, z. B. Simmel, Elias, Beck
  • theoretische Texte zur Rationalisierung, z. B. Weber, Habermas
  • Folgen gesellschaftlicher Differenzierungsprozesse, u. a. Spezialisierung von Aufgaben und Wissen, Veränderung von Rollenbildern und Rollenverhalten, Fragmentierung sozialer Unterschiede, Entsolidarisierung
  • ausgewählte Aspekte einer Domestizierungstheorie, z. B. Marx, Adorno

PuG13 Lernbereich 2: Modernisierungsprozesse und ihre Auswirkungen auf das Zusammenleben in Deutschland reflektieren (ca. 20 Std.)
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • diskutieren aktuelle Entwicklungen in privater und beruflicher Lebenswelt, um den differenzierten und vorurteilsfreien Blick auf die gesellschaftliche Pluralität zu schärfen.
  • vollziehen den Wandel des Familienbegriffs in den letzten Jahrzehnten nach und gestalten ein Schaubild zu zeitgenössischen Familienformen, um davon ausgehend die Wechselwirkung zwischen der Pluralität der Familienformen und dem Funktionswandel der Familie zu reflektieren.
  • setzen sich an einem konkreten Beispiel aus der Familienpolitik mit verschiedenen parteipolitischen Positionen auseinander, um vor dem Hintergrund der Pluralität der Familienformen deren Zielsetzung zu diskutieren und sachlich begründet eine Haltung zu vertreten.
  • vergleichen Ziele und tatsächliche Wirkung verschiedener familienpolitischer Maßnahmen, um Möglichkeiten und Grenzen staatlichen Handelns im privaten Bereich zu bewerten.
  • analysieren Kontinuität und Veränderung von Geschlechterrollen (z. B. anhand von Karikaturen, Werbefilmen oder Social-Media-Beiträgen), um deren Wirkung auf die eigene Geschlechtsidentität als Identifikationsangebot und als Begrenzung der eigenen Identität zu diskutieren.
  • identifizieren offene und verdeckte Hierarchien zwischen den Geschlechtern am Beispiel des Berufslebens, um die Wirksamkeit politischer Maßnahmen zum Abbau von Sexismus zu reflektieren.
  • vergleichen eigene Wertvorstellungen mit einer aktuellen Umfrage, um sich davon ausgehend mit einer Theorie des Wertewandels auseinanderzusetzen und dessen Wechselwirkung mit Veränderungen in der Gesellschaft (z. B. im Bereich der Ökologie, der Ernährung, des Konsums oder der Freizeit) zu diskutieren.
  • diskutieren die durch die Digitalisierung der Arbeitswelt entstehenden Herausforderungen und Chancen für das Individuum und die Gesellschaft, um die Ergebnisse bei der eigenen beruflichen Orientierung zu berücksichtigen.
  • untersuchen an einem Beispiel politische Maßnahmen zur Bewältigung der durch Robotik und KI verursachten Herausforderungen in der Arbeitswelt und bewerten deren Wirksamkeit.
  • erarbeiten auch unter Einbeziehung der Einschätzungen von Gewerkschaftsvertreterinnen und -vertretern die Rolle der Gewerkschaften in der modernen Arbeitswelt, um die Möglichkeiten organisierter Interessenvertretung zu beurteilen.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Familienformen in der modernen Gesellschaft, v. a. Kernfamilie, Alleinerziehende, Patchworkfamilie, Regenbogenfamilie
  • Funktionen der Familie: Reproduktion, Sozialisation, Regeneration, Konsumption, Produktion
  • familienpolitische Maßnahmen, z. B. Regelungen zu Elterngeld und Elternzeit, steuerrechtliche Vorteile für verheiratete Paare oder Familien, Ehestandsrecht
  • Geschlechterrollen im Wandel: Hierarchien zwischen den Geschlechtern, Emanzipation
  • Differenzierung der Geschlechter, z. B. männlich/weiblich/divers
  • Definition von Sexismus, Beispiele aus der Arbeitswelt und staatliche Gegenmaßnahmen, z. B. Quotenregelungen
  • Benachteiligungen von Frauen im Berufsleben, u. a. Gender-Pay-Gap, und politische Maßnahmen zum Abbau von Sexismus im Berufsleben
  • eine Theorie des Wertewandels
  • Herausforderungen und Chancen durch die Digitalisierung der Arbeitswelt, u. a. Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ort, Vermischung von beruflichem und privatem Bereich, lebenslanges Lernen
  • durch Robotik und KI verursachte Herausforderungen in der Arbeitswelt, z. B. Abhängigkeit von Technik, unklare Zuordnung von rechtlicher Verantwortung, Gefahr der Diskriminierung durch Algorithmen, Folgen für den Arbeitsmarkt
  • Rolle und Handlungsmöglichkeiten der Gewerkschaften in der modernen Arbeitswelt

PuG13 Lernbereich 3: Formen sowie Auswirkungen sozialer Ungleichheit und sozialer Mobilität reflektieren (ca. 6 Std.)
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • erfassen Aspekte sozialer Ungleichheit und sozialer Mobilität, um deren Auswirkungen für das Zusammenleben in der Gesellschaft zu beurteilen.
  • untersuchen ausgewählte, zu sozialer Ungleichheit führende Faktoren und bewerten (z. B. in Form eines Audiobeitrags) deren Beeinflussbarkeit durch individuelles Verhalten und staatliche Maßnahmen.
  • vergleichen gängige Modelle sozialer Differenzierung und verorten ihre Lebenswelt darin, um deren Grenzen und Nutzen zu beurteilen.
  • lernen anhand von Biografien Formen sozialer Mobilität kennen, um davon ausgehend Aufstiegschancen und -barrieren in Deutschland zu identifizieren und die Durchlässigkeit der Gesellschaft zu reflektieren.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Dimensionen sozialer Ungleichheit, z. B. Bildung, Berufsprestige oder Einkommen, Geschlecht, Alter bzw. Kohortenzugehörigkeit, Herkunft
  • Modelle sozialer Differenzierung, u. a. Milieu-Modell
  • Formen sozialer Mobilität: vertikale und horizontale soziale Mobilität, Inter- und Intragenerationenmobilität
  • Aufstiegschancen und Aufstiegsbarrieren in Deutschland

PuG13 Lernbereich 4: Die Bedeutung des Sozialstaats vor dem Hintergrund aktueller Herausforderungen erkennen (ca. 10 Std.)
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • erkennen das Spannungsfeld von individueller Verantwortung und gesellschaftlicher Solidarität und erfassen die Bedeutung des Sozialstaats für eine stabile Demokratie.
  • erfassen am Beispiel sozialstaatlicher Regelungen die Prinzipien des Sozialstaats, um den Ausgleich zwischen Solidarität und Eigenverantwortung vor dem Hintergrund des Sozialstaatsgebots im Grundgesetz nachzuvollziehen.
  • setzen sich mit einer ausgewählten Herausforderung des Sozialstaats im 21. Jahrhundert auseinander, um unterschiedliche Lösungsansätze unter Berücksichtigung der Sozialstaatsprinzipien zu beurteilen und den damit verbundenen politischen Prozess ggf. in Form des Politikzyklus nachzuvollziehen.
  • vergleichen am Beispiel des politischen Umgangs mit einer Herausforderung unterschiedliche Sozialstaatsmodelle hinsichtlich ihrer Wirkungsweise, um die jeweilige Gewichtung von Eigenverantwortung und Solidarität zu erfassen und das Sozialstaatsmodell der Bundesrepublik Deutschland im internationalen Rahmen einzuordnen.
  • recherchieren einen Vorschlag zur Weiterentwicklung des Sozialstaats, um unterschiedliche Ausgestaltungen sozialer Sicherung und sozialen Ausgleichs zu bewerten und deren Beitrag für eine stabile Demokratie wertzuschätzen.
  • untersuchen parteipolitische Positionen zu einem gesellschaftlichen Handlungsfeld (z. B. Armut, Krankheit), um die darin begründete Vorstellung von sozialer Gerechtigkeit zu ermitteln und die Bedeutung für den sozialen Frieden nachzuvollziehen.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Prinzipien des Sozialstaats: Subsidiaritätsprinzip, Solidaritätsprinzip, Versicherungsprinzip, Fürsorgeprinzip, Äquivalenzprinzip
  • Herausforderungen des Sozialstaates im 21. Jahrhundert, z. B. Generationenvertrag, Armutsbekämpfung
  • Sozialstaatsmodelle: liberaler, konservativkorporatistischer und sozialdemokratischer Wohlfahrtsstaat
  • Eigenverantwortung und Solidarität als Paradigmen sozialstaatlicher Überlegungen
  • Dimensionen sozialer Gerechtigkeit: Chancengerechtigkeit, Leistungsgerechtigkeit, Bedarfsgerechtigkeit

PuG13 Lernbereich 5: Internationale Konfliktbearbeitung vor dem Hintergrund des Völkerrechts reflektieren (ca. 36 Std.)
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • setzen sich mit Konflikten in der internationalen Politik sowie mit deren Akteuren auseinander und diskutieren vor diesem Hintergrund Möglichkeiten und Grenzen des Völkerrechts.
  • wenden die Methode der Konfliktanalyse auf ein aktuelles Beispiel internationaler Politik an, um Dimensionen des Konflikts, Interessen der Beteiligten und Machtverhältnisse zu erkennen und grafisch darzustellen.
  • untersuchen Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Rolle von NGOs, IGOs und Wirtschaftsunternehmen in der internationalen Politik, um den Einfluss nicht staatlicher transnationaler Akteure in Abgrenzung zu staatlichen Akteuren zu diskutieren.
  • setzen sich mit dem Konzept Global Governance auseinander, um an einem Beispiel dessen Beitrag zu einer kooperativen Konfliktbearbeitung zu reflektieren.
  • untersuchen an einem Beispiel die Bedeutung der Medien und der Öffentlichkeit für die Gestaltung der internationalen Zusammenarbeit, um deren Rolle als Akteure in der internationalen Politik ggf. in einem Beitrag zu einer Online- oder Podiumsdiskussion zu bewerten.
  • setzen sich ausgehend von einem konkreten NATO-Einsatz mit aktuellen Entwicklungen der internationalen Kooperation in der Sicherheitspolitik sowie mit Aufbau und Zielen der NATO auseinander, um sich ein differenziertes Urteil über deren Selbstverständnis und Rolle als Akteur in der internationalen Politik zu bilden.
  • erarbeiten wesentliche Kennzeichen des Völkerrechts und begreifen dessen Einfluss auf internationale Beziehungen, um Chancen und Hemmnisse internationaler Kooperation zu diskutieren.
  • vollziehen zentrale völkerrechtliche Entwicklungen in den Bereichen Menschenrechte und Kriegsführung nach, um diese grafisch (z. B. in Form einer Infografik oder einer digitalen Pinnwand) zu präsentieren und das Bemühen um international verbindliche Regelungen als eine Konfliktlösungsstrategie zu reflektieren.
  • untersuchen Merkmale und Auswirkungen zunehmender Privatisierung und Kommerzialisierung von Akteuren im Rahmen militärischer Interventionen, um staatliche und völkerrechtliche Kontroll- und Regulierungsmöglichkeiten zu diskutieren.
  • untersuchen den Internationalen Strafgerichtshof als Beispiel einer völkerrechtlichen Institution, um die Bedeutung seiner Rechtsetzung vor dem Hintergrund nationaler Souveränität zu beurteilen und dessen Einsatz für Menschenrechte wertzuschätzen.
  • befassen sich an einem konkreten Beispiel mit dem Missbrauch von Kindern in kriegerischen Auseinandersetzungen (z. B. als Kindersoldaten oder zu Propagandazwecken), um Möglichkeiten zu deren Schutz zu reflektieren.
  • gestalten ein Projekt zu Chancen und Hemmnissen internationaler Kooperation am Beispiel eines aktuellen Konflikts (ggf. unter Einbeziehung von außerschulischen Expertinnen oder Experten) und präsentieren ihre Ergebnisse im schulischen Rahmen.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Dimensionen internationaler Konflikte, z. B. territorial, wirtschaftlich, religiös, geopolitisch, ökologisch
  • staatliche, transnationale sowie supranationale Akteure der internationalen Politik sowie ausgewählte Beispiele für IGOs, NGOs und Wirtschaftsunternehmen
  • Konzept Global Governance
  • Einfluss der Öffentlichkeit und der Medien, z. B. Reaktion auf den Klimawandel, internationale Konflikte, Migration
  • Aufbau, Ziele, Selbstverständnis und Rolle der NATO
  • Kennzeichen des Völkerrechts: souveräne Staaten als Rechtssubjekte, Gewohnheitsrecht, sogenanntes Weiches Recht und Kodifizierung in internationalen Verträgen, eingeschränkte Sanktionierbarkeit
  • Diskussionen um völkerrechtliche Entwicklungen: Durchsetzung des Verbots von Angriffskriegen, Umgang mit autonomen Waffensystemen, humanitäres Völkerrecht, z. B. Auslegung und Umsetzung der UN-Menschenrechtskonvention
  • Entwicklungen im militärischen Bereich: private Sicherheitsfirmen, „modernes Söldnertum“, Geltungsbereich des staatlichen Gewaltmonopols
  • Aufbau und Zuständigkeiten des Internationalen Strafgerichtshofs und der Einfluss seiner Rechtsetzung
  • Schutz von Kindern in internationalen Konflikten, z. B. UN-Kinderrechtskonvention, humanitäre Hilfen oder weitere regionale und internationale Maßnahmen staatlicher und zivilgesellschaftlicher Akteure