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Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Evangelische Religionslehre 8

ER8 Lernbereich 1: Befreit vor Gott und Mensch? – Voraussetzungen und Folgen der Reformation (ca. 12 Std.)
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • beschreiben Zusammenhänge zwischen Luthers Leben in der Zeit des ausgehenden Mittelalters und seinen theologischen Einsichten.
  • erläutern reformatorische Entdeckungen zu Gott und Mensch unter dem Gesichtspunkt von Freiheit und reflektieren sie vor dem Hintergrund eigener Vorstellungen und Erfahrungen.
  • setzen sich mit problematischen Entwicklungen in der Reformationszeit kritisch auseinander und beziehen dazu unter Berücksichtigung des historischen Kontextes Stellung.
  • stellen Einflüsse der Reformation auf das kulturelle und gesellschaftliche Leben dar und identifizieren sie in ihrer Lebenswelt.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Voraussetzungen der Reformation, wie z. B. mittelalterliche Frömmigkeit, Mönchtum, Papsttum, Ablasswesen; Veränderungen in Wissenschaft und Weltbild
  • Aspekte des Lebens Luthers in ihrer Bedeutung für die reformatorische Theologie, z. B. Eintritt ins Kloster, Bibelstudium, „Thesenanschlag“, Reichstag in Worms
  • reformatorische Entdeckungen: „allein durch Christus, allein aus Gnade, allein durch Glauben, allein die Schrift“, auch in ihrer Relevanz für das Leben der Schülerinnen und Schüler
  • der Gedanke der Freiheit eines Christenmenschen und des allgemeinen Priestertums
  • mindestens ein Beispiel für Problematisches oder Verstörendes im Zusammenhang mit der Reformation, wie z. B. Umgang mit Glaubensgegnern, Bauernkrieg, Judenfeindschaft, Bildersturm
  • Einflüsse der Reformation, wie z. B. die Bedeutung der Bibelübersetzung für die deutsche Sprache, der Stellenwert einer Bildung für alle, Demokratisierungs- und Gleichberechtigungstendenzen; ggf. Beispiele aus Architektur, Musik, Literatur, Film

ER8 Lernbereich 2: Propheten und die Frage nach Gerechtigkeit (ca. 12 Std.)
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • nehmen Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit im eigenen Leben bzw. in der Gesellschaft wahr und erläutern Ursachen und Folgen an einem Beispiel.
  • erklären am Beispiel einer prophetischen Tradition des Alten Testaments, was Propheten auszeichnet und wie sie sich im Namen Gottes für Gerechtigkeit einsetzen.
  • deuten den prophetischen Kampf gegen andere Götter als Kritik an Mächten und Ideologien, die den Menschen ganz beanspruchen wollen, und setzen sich damit in Bezug auf eigene Lebenserfahrungen auseinander.
  • beschreiben am Beispiel eines Propheten, wie Glaube und Zweifel, Selbstbewusstsein und Unsicherheit zusammengehören, und tauschen sich über Möglichkeiten und Grenzen aus, eigene Standpunkte zu vertreten und für Gerechtigkeit einzutreten.
  • erörtern, wie Menschen sich für Gerechtigkeit engagieren, und beschreiben Ähnlichkeiten und Differenzen zu biblischen Propheten.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Erfahrungen mit Ungerechtigkeit, z. B. in Familie, Schule, Gesellschaft; dazu unterschiedliche Vorstellungen von Gerechtigkeit
  • Merkmale prophetischer Existenz und Verkündigung wie Berufung, Visionen, Bezugnahme auf die jeweils aktuelle politische Situation, Zeichenhandlungen, öffentliche Kritik, Ansage von Heil und Unheil; dazu eine prophetische Tradition im Überblick, z. B. Jeremia, Amos
  • prophetisches Verständnis von Gerechtigkeit auf der Basis der Tora: Leben in geschenkter Freiheit im Sinne der Exodustradition, Orientierung an den Schwachen, Hoffnung auf Schalom
  • mindestens ein Beispiel für die Kritik der Propheten an der Götzenverehrung und ihr Werben um Treue zu dem lebendigen Gott; ein aktuelles Beispiel für lebensfeindliche Ideologien
  • Zweifel und Unsicherheit des Propheten: sich zum Reden gezwungen fühlen; Erfahrungen wie Ablehnung, Konkurrenz, Verfolgung; Zweifel an Gott und am eigenen Auftrag
  • eigene Erfahrung damit, für Überzeugungen einzustehen; dazu Gefühle wie Mut, Stolz, Sicherheit, Angst, Zweifel, Einsamkeit
  • eine Person oder eine Gruppierung, die sich im Lebensbereich der Schülerinnen und Schüler oder im gesellschaftlichen Kontext für Frieden und Gerechtigkeit einsetzt bzw. eingesetzt hat: ihre Motivation, ihr Auftreten, ihre Botschaft; Unterscheidung zwischen biblischen Propheten im engeren Sinne und mutigen, engagierten Menschen

ER8 Lernbereich 3: Die Welt als Gottes Schöpfung (ca. 12 Std.)
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • erklären den Begriff Weltbild und beschreiben Konsequenzen verschiedener Vorstellungsmodelle für das Selbstverständnis des Menschen und sein Verhältnis zur Welt.
  • unterscheiden die verschiedenen Zugänge von Naturwissenschaft und Glauben zu Fragen nach der Welt und dem Menschen und nehmen Stellung zu Anfragen an den Schöpfungsglauben im Namen der Naturwissenschaft.
  • erläutern die biblisch-christliche Rede von Gott als Schöpfer der Welt und dem Menschen als Geschöpf und beziehen diese auf ihre eigenen Vorstellungen von der Welt.
  • leiten aus wichtigen Aussagen des Schöpfungsglaubens Konsequenzen für das Verhältnis zur Welt und die Weltgestaltung ab und beschreiben diese an einem Beispiel.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • verschiedene Vorstellungsmodelle von Welt, wie z. B. die Welt als Kreislauf, als Geheimnis, als zielgerichtete Fortentwicklung, als zielloser Zufall; daraus erwachsende Einflüsse auf das Lebensgefühl und u. U. auf die Lebensführung
  • unterschiedliche Weltzugänge von Naturwissenschaft und Glauben, dazu Unterscheidung von Sachfragen und Sinnfragen
  • Möglichkeit eines konstruktiven Verhältnisses von Schöpfungsglauben und Naturwissenschaft: Reden von der Schöpfung als Glaubensperspektive im Unterschied zu Fragen nach der Weltentstehung als wissenschaftlicher Herangehensweise; dazu ggf. Problematik von Kreationismus und Evolutionismus
  • biblischer Schöpfungsglaube als bestimmte Sichtweise auf die Welt als noch nicht vollendete, dazu Aspekte aus Gen 1–3, z. B. Ordnung vs. Chaos, Hoffnung auf Vollendung, Ebenbildlichkeit und Herrschaftsauftrag des Menschen; 1. Artikel des Glaubensbekenntnisses
  • mögliche Konsequenzen des Schöpfungsglaubens, z. B. Dank und Klage als Ausdrucksformen einer auf Gott den Schöpfer bezogenen Haltung, Einsatz für eine bessere Welt, Entlastung von Machbarkeitsvorstellungen, Relativierung der Welt

ER8 Lernbereich 4: Ich in der Zeit (ca. 8 Std.)
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • identifizieren und deuten Situationen, in denen Zeit im Alltag eine Rolle spielt oder zum Problem wird, und tauschen sich darüber unter Einbezug eigener Erfahrungen aus.
  • philosophieren über Zeit und erläutern wichtige Aspekte von Zeit als Grundbedingung menschlichen Lebens.
  • beschreiben bedeutsame Veränderungen im Rahmen der eigenen Lebensgeschichte und beziehen sie auf die Frage nach der eigenen Identität.
  • leiten aus biblisch-christlichen Sichtweisen von Zeit, Endlichkeit und Ewigkeit Konsequenzen für das Lebensgefühl bzw. die Lebensgestaltung ab und bringen sie mit ihren Überlegungen und Erfahrungen ins Gespräch.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Phänomene wie Zeitdruck, Zeitknappheit, Freizeit, Langeweile, Nichtstun im Erfahrungsbereich der Schülerinnen und Schüler
  • mindestens eine Problemstellung in Bezug auf Zeit, z. B. Relativität von Zeit und Zeitempfinden, Komplexität des Zeitbegriffs
  • Zeit als grundlegende Voraussetzung für die Entstehung von Leben, seiner Entwicklung, seiner Endlichkeit und Unumkehrbarkeit
  • Beispiele für eigene Veränderungen und Entwicklungen von der Kindheit zum Jugendalter; Fragen nach Brüchen und Kontinuität angesichts solcher Entwicklungen
  • Aspekte biblisch-christlicher Sichtweisen von Zeit, z. B. Lebenszeit als Gabe Gottes, Gott als Herr der Zeit und Geschichte, Schöpfung als unabgeschlossener Prozess, Ewigkeit als Aufgehobensein in Gottes Hand und als Zeitlosigkeit
  • Konsequenzen daraus für Lebensgefühl bzw. Lebensgestaltung wie Lebenszeit als Geschenk und Gestaltungsaufgabe, Befreiung vom Zwang, selbst alles erreichen zu müssen, Sensibilität für Ewigkeits- und Kairosmomente im Leben

ER8 Lernbereich 5: „Was glaubst denn du?“ – Vielfalt des Glaubens (ca. 12 Std.)
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • tauschen sich über eigene Erfahrungen mit Glauben und Kirche aus und beziehen diese auf die Vorstellung von sichtbarer und verborgener Kirche.
  • benennen wichtige Unterschiede zwischen der evangelischen und der katholischen Sicht von Kirche und setzen sie in Beziehung zu gegenwärtigen ökumenischen Bestrebungen.
  • nehmen die Vielfalt der Auslegung des christlichen Bekenntnisses wahr und verorten in ihr konfessionelle Ausprägungen.
  • nehmen gegenwärtige Frömmigkeitsformen bzw. -bewegungen innerhalb der Kirche wahr und verorten sie im historischen Zusammenhang.
  • beschreiben ein religiöses bzw. religionsähnliches Sinnangebot außerhalb der Kirche und setzen sich damit im Horizont christlicher Freiheit auseinander.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Erfahrungen und Einstellungen der Schülerinnen und Schüler z. B. im Blick auf eigene Glaubensvorstellungen, Konfessionalität, Konfirmation, gemeindliches Engagement, Schulgottesdienste; die Rede von der verborgenen Kirche als Herausforderung für die vorfindliche sichtbare Kirche
  • Unterschiede im Kirchenverständnis von evangelischer und katholischer Kirche, dazu sichtbare Auswirkungen wie Ämter, Abendmahl; ökumenische Bestrebungen, z. B. auf regionaler oder internationaler Ebene
  • Vielfalt christlicher Konfessionen und Glaubensweisen im Überblick; dazu ein vertieftes Beispiel
  • mindestens ein Beispiel für gegenwärtige Frömmigkeitskultur, z. B. Klöster als Meditationsorte, Communitäten wie Taizé, charismatische Bewegungen wie Hillsong, Jugendgemeinden wie CVJM; dazu kirchengeschichtliche Zusammenhänge
  • ein Beispiel eines religiösen bzw. religionsähnlichen Sinnangebots: Aspekte wie Organisationsform, Verbreitung, Wirkung; dahinterstehende Vorstellungen, z. B. zu Zeit und Geschichte, Welt und Mensch, Gut und Böse; ggf. Erklärungen für mögliche Attraktivität
  • aus evangelischem Freiheitsverständnis abgeleitete Haltungen und Kriterien für die Auseinandersetzung wie Offenheit, Toleranz und Diskussionsbereitschaft, Dienst am Menschen