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Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Israelitische Religionslehre 9

gültig ab Schuljahr 2023/24

IR9 Lernbereich 1: Jüdischer Kalender und Jahreszyklus: Der Schabbat im Kontext von Arbeit und Leistung (ca. 10 Std.)
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • beschreiben unterschiedliche Sichtweisen von Arbeit und Leistung in der heutigen Gesellschaft und setzen diese mit Aussagen der Tora sowie anderer biblischer Texte zur Arbeit in Beziehung.
  • reflektieren die Bedeutung des Schabbats für die eigene Identität und Lebenspraxis.
  • erfassen den Unterschied zwischen Melacha (Arbeit, Werktätigkeit) und Awoda (Arbeit, Gottesdienst).
  • setzen sich aus jüdischer Perspektive mit der heutigen Arbeitswelt auseinander.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • unterschiedliche Deutungen von Arbeit und Leistung als Grundgegebenheiten menschlichen Daseins, z. B. Lebensunterhalt, Selbstverwirklichung, Kreativität
  • biblische Impulse: Auftrag zur Arbeit (Gen 2,15); der Begriff der Arbeit am Beispiel des Tempelbaus (z. B. Ex 25, 1 Kön 6)
  • Schabbat als Tag der Ruhe von schöpferischer Tätigkeit (Ex 20,8-11, Lev 23,3); 39 Awot melacha (verbotene Formen der Werktätigkeit) in der Mischna Schabbat 7:2
  • Definition von Mukze (bT Schabbat 113a); Unterscheidung der verschiedenen Gruppierungen; Ausnahmeregelungen von Mukze
  • Kriterien für die eigene Berufswahl; unterschiedliche Arbeitsbedingungen in der Welt; Beispiel für globales Engagement; Arbeitslosigkeit; Leistungsgerechtigkeit

IR9 Lernbereich 2: Gebet und Ritus: Rituale am Schabbat und ihre spirituelle Bedeutung (ca. 10 Std.)
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • reflektieren, welche Rituale dem menschlichen Leben Struktur und Fülle verleihen.
  • beschreiben die Bedeutung von Ritualen am Schabbat und erläutern die Ausführung der Schabbatrituale zu Hause und in der Synagoge.
  • lesen oder singen den Kiddusch für Freitagabend und Samstagmittag auf Hebräisch und beschreiben den Unterschied zwischen beiden Kidduschim.
  • erklären den Ablauf der Hawdala-Zeremonie.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Alltagsrituale (z. B. Essenszeiten und -gewohnheiten), Festtagsrituale, (z. B. Geburtstagsfeiern, Hochzeiten)
  • häusliche Rituale am Schabbat: Hadlakat Nerot (Kerzenanzünden), Birkat haBanim (Segnen der Kinder), Kiddusch am Freitagabend (Heiligung des Tages), Netilat Jadajim (Händewaschen), haMozi (Brotsegen), Eschet Chajil (Loblied über die Frau), Kiddusch am Samstagmittag, Hawdala (Verabschiedung vom Schabbat)
  • ausgewählte synagogale Rituale während Kabbalat Schabbat und Ma‘ariw von Schabbat, (z. B. während Lecha Dodi, Kiddusch des Vorbeters, Lesung der Tora)
  • Ablauf der Hawdala-Zeremonie: Hine (Einleitung), Bore Peri haGafen (Weinsegen), Bore Mine Wessamim (Gewürzsegen), Bore Meore haEsch (Flammensegen), HaMawdil (Unterscheidungssegen)

IR9 Lernbereich 3: Mensch und Welt: Liebe und Familie im Judentum (ca. 12 Std.)
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • erläutern den jüdischen Lebenszyklus von der Geburt bis zum Tod mit seinen wesentlichen Ereignissen, Lebensfesten und deren Ritualen.
  • reflektieren unter Einbeziehung persönlicher Erfahrungen die Bedeutung des jüdischen Familienlebens und setzen sich mit der zentralen Stellung der Familie als wichtigster Einheit der jüdischen Gemeinschaft auseinander.
  • nehmen unterschiedliche Vorstellungen von Liebe, Erotik und Sexualität in der modernen Gesellschaft wahr, tauschen sich über Rollenmuster von Mann und Frau aus und skizzieren verschiedene Formen von Liebe.
  • erkennen, dass personale Liebe in ihrem Geschenkcharakter eines verantwortlichen Umgangs bedarf.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • wichtige Stationen des Lebenszyklus und deren jüdische Rituale, z. B. Geburt, Sewed haBat, Brit Mila, Pidjon haBen, Bar/Bat Mizwa, jüdische Hochzeit unter der Chuppa, Tod und Beerdigung
  • persönliche Familienerfahrungen, z. B. Geborgenheit, Nähe und Distanz, Verlässlichkeit, Umgang mit Krisensituationen; ausgewählte Familiengeschichten in der Tora, z. B. Awraham, Jaakow; prägende Elemente jüdischen Familienlebens, z. B. Achtung der Eltern, Pflicht zur Familiengründung und Fortpflanzung, Pflicht zum Unterrichten der Kinder
  • unterschiedliche Vorstellungen von Liebe, Erotik und Sexualität; Frausein und Mannsein in ihren verschiedenen Ausprägungen vor dem Hintergrund der jüdischen Rollenvorstellungen; Aspekte partnerschaftlicher Liebe als erfüllende, sinnstiftende menschliche Erfahrung; Verliebtsein, Lieben und Geliebtwerden; Sexualität u.a. als Stiftung von Beziehung und zur Zeugung neuen Lebens; traditionelle und moderne Formen von Partnerschaft und Ehe
  • Liebe und Sexualität im Licht der Tradition, Reinheitsgebote in der Ehe; z. B. Eschet Chajil, Schir haSchirim, Ketuba

IR9 Lernbereich 4: Jüdische Geschichte und Philosophie: Jüdische Gemeinden im Mittelalter (ca. 12 Std.)
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • beschreiben das Leben in den jüdischen Gemeinden im Mittelalter.
  • setzen sich exemplarisch mit den Folgen des ersten Kreuzzugs für die Situation der Juden auseinander.
  • erfassen wesentliche Ursachen für die Vertreibung der Juden aus deutschen Städten und Territorien im Spätmittelalter.
  • reflektieren den gegenwärtigen Umgang mit Vorurteilen vor dem Hintergrund geschichtlicher Erfahrungen.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Vielfalt jüdischen Lebens in Deutschland vor den Kreuzzügen, u. a. in Speyer, Worms und Mainz (SchUM-Gemeinden): Gelehrte (z. B. Raschi, Jehuda ha-Chassid aus Regensburg, Meir aus Rothenburg), rechtliche Stellung, Handel, Synagogen, rabbinische Rechtsprechung
  • der erste Kreuzzug (u. a. Aufruf Papst Urbans II.), in der Folge gewaltsame Ausschreitungen und Pogrome, Vorwürfe und Vorurteile (z. B. Ritualmordlüge, Hostienfrevel, Brunnenvergiftung), aber auch Versuche, Juden zu schützen (z. B. Heinrich IV.)
  • Vertreibung der Juden im Spätmittelalter, z. B. aus Augsburg, Landshut, Nürnberg, Regensburg, Rothenburg ob der Tauber, den Herzogtümern Bayern-München und Bayern-Landshut
  • gegenwärtige Vorurteile in der heutigen Gesellschaft und die Auseinandersetzung mit diesen (z. B. interkultureller/interreligiöser Dialog, kritischer Umgang mit Verschwörungstheorien); staatliche, gesellschaftliche und kirchliche Bemühungen für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, für Erinnerungsarbeit und geschichtliches Erbe

IR9 Lernbereich 5: Schriftliche Quellen – Werte: Midrasch und Limmud (Lernen) (ca. 12 Std.)
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • erörtern die Bedeutung der Erzählungen des Midrasch/der Aggada für das Verständnis der Tora, des Schabbat und der jüdischen Ethik.
  • analysieren die Formen und Institutionen des traditionellen Lernens (Talmud Tora) und setzen sich mit den persönlichen Herausforderungen des Limmud auseinander.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Midrasch/Aggada als erzählerische Ergänzung der Geschichten der Tora, z. B. zu Jakow oder zur Wüstenwanderung
  • Midrasch/Aggada als Vertiefung der wöchentlichen Schabbat-Feier, z. B. Wochentage als Vorbereitung für den Schabbat (bT Beza 16a), Erschaffung Adams am Erew Schabbat (Neschama jetera, bT Sanhedrin 38a), Partner für den Schabbat (GenR 11:8)
  • Midrasch/Aggada als Motivation für die jüdische Ethik, z. B. Zusammenleben mit anderen (Schimon ben Schetach und Esel, DtnR 3:3), Naturressourcen (Akiwa lobt ihre Bearbeitung, Tanchuma Tasria 7), Gefahr der Überheblichkeit (Schimon bar Jochaj, bT Schabbat 33b), Streit und seine Lösung (Rabban Gamliel, bT Berachot 27b-28a), Gemeinschaft (Choni, bT Ta’anit 23a)
  • Cheder, Jeschiwa, Chewruta, Limmud-Tag
  • persönlicher Umgang mit Herausforderungen des Lernens, z. B. mit Konzentration, Motivation, Regelmäßigkeit, Zeitplanung