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Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Biologie

1 Selbstverständnis des Faches Biologie und sein Beitrag zur Bildung
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Als Wissenschaft von den Lebewesen liefert die Biologie einen wesentlichen Beitrag zu unserem Weltbild und Selbstverständnis. Sie erforscht die belebte Natur und damit auch den Menschen als Teil dieser belebten Natur. Mit diesem Beitrag zur Welterschließung wirkt die Biologie entscheidend bei der Bewältigung aktueller und zukünftiger wissenschaftlicher, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Schlüsselprobleme mit. Biologische Erkenntnisse sind für die Medizin, die Sicherung der menschlichen Ernährung, die Erhaltung der Lebensgrundlagen und auch zunehmend für den technischen Fortschritt von höchster Relevanz.

Das Fach Biologie bietet den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, sich aktiv mit der belebten Natur, ihrer Vielfalt und ihrem Formenreichtum und mit dem eigenen Leben als Teil eines größeren Systems auseinanderzusetzen. Das dadurch geweckte Interesse an den Vorgängen in der Natur und auch der emotionale Zugang sind wichtige Grundlagen, um Achtung vor dem Lebendigen zu entwickeln, die Verantwortung des Menschen für sein Handeln im Kleinen und Großen zu erkennen und so respekt- und verantwortungsvoll mit Lebewesen, mit der eigenen Gesundheit, mit den Mitmenschen und mit den Ressourcen der Natur – lokal wie global – umzugehen.

Die Schülerinnen und Schüler wenden charakteristische Arbeits- und Denkweisen der Fachwissenschaft Biologie an. Sie gehen den Weg der biologischen Erkenntnisgewinnung und begreifen die Biologie als einen Weg zur Erschließung der Welt. Der Biologieunterricht ermöglicht es somit den Schülerinnen und Schülern, bei der Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Themen, etwa zur Ökologie, zur Evolutionstheorie, zur Biotechnologie und Gentechnik oder zur Reproduktionsbiologie, sich aktiv und konstruktiv an gesellschaftlichen Diskussionen zu beteiligen und bestärkt sie, die Welt auch in Zukunft sinn-, verantwortungsvoll und nachhaltig mitzugestalten. Sowohl für die unmittelbare Begegnung mit der Natur als auch für das Erleben der Biologie in Wissenschaft und Forschung sowie der Arbeitswelt sind Exkursionen und die Zusammenarbeit mit außerschulischen Lernorten von entscheidender Bedeutung.

2.1 Kompetenzstrukturmodell
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Kompetenzstrukturmodell Biologie

Das Kompetenzstrukturmodell des Faches Biologie beschreibt fachspezifische Fähigkeiten in den beiden Dimensionen Gegenstandsbereiche (innere Felder) und prozessbezogene Kompetenzen (äußerer Ring). Für den Unterricht bilden diese beiden Dimensionen eine Einheit, die die Grundlage für einen aktiven Umgang mit Fachwissen sowie den Einsatz von Fähigkeiten und Fertigkeiten zum Lösen fachlicher Probleme bildet. Das Modell orientiert sich an den vier Kompetenzbereichen der Bildungsstandards im Fach Biologie für den Mittleren Schulabschluss, die im Jahr 2004 von der Kultusministerkonferenz (KMK) beschlossen wurden. Die Dimension Gegenstandsbereiche spiegelt den Kompetenzbereich Fachwissen wider, die Dimension prozessbezogene Kompetenzen vereint die drei weiteren Kompetenzbereiche der KMK-Bildungsstandards, Erkenntnisgewinnung, Kommunikation und Bewertung.

In der Ausbildungsrichtung Agrarwirtschaft, Bio- und Umwelttechnologie können die Schülerinnen und Schüler das Wahlpflichtfach Biotechnologie belegen. Das Kompetenzstrukturmodell des Faches Biologie gilt für das Wahlpflichtfach Biotechnologie analog.

2.2 Prozessbezogene Kompetenzen
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Die Dimension prozessbezogene Kompetenzen umfasst – in Anlehnung an die KMK-Bildungsstandards – die drei Kompetenzbereiche Erkenntnisse gewinnen, kommunizieren und bewerten.

Ebenso wie das Fachwissen sind diese drei Bereiche unerlässlicher Teil für den Erwerb einer naturwissenschaftlichen Grundbildung. Die Schülerinnen und Schüler erwerben vielfältige Grundlagen, biologische Probleme zu lösen und Erkenntnisse zu gewinnen. Dabei wird im Rahmen der Kommunikationskompetenz auf Informationen zurückgegriffen, die sach- und fachbezogen erschlossen und mit anderen ausgetauscht werden. Auf der Grundlage eines vernetzten Fachwissens beteiligen sich die Schülerinnen und Schüler an kontrovers geführten Diskussionen über Themen, die im Alltag oder Berufsleben relevant sind, reflektieren sie aus dem Blickwinkel der Biologie und sind in der Lage, eine fundierte Bewertung abzugeben.

Erkenntnisse gewinnen
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Der Kompetenzbereich Erkenntnisse gewinnen umfasst drei Bereiche:

  • Naturwissenschaftliche Untersuchungen (Beobachtung, Experiment, Vergleich)
  • Naturwissenschaftliche Modellbildung
  • Möglichkeiten und Grenzen der Erkenntnisgewinnung in der Naturwissenschaft Biologie

Fachgemäße Denk- und Arbeitsweisen wie Beobachten, Vergleichen, Experimentieren oder Modellbildung sowie Arbeitstechniken wie Bestimmen oder Mikroskopieren stehen im Mittelpunkt, wenn es im Rahmen von naturwissenschaftlichen Untersuchungen darum geht, problemorientiert und hypothesengeleitet Fragen an die Natur zu beantworten. Dabei wird der Erkenntnisweg, der allen Naturwissenschaften zugrunde liegt, berücksichtigt. Beim Umgang mit Geräten, Chemikalien und Lebewesen sind stets die aktuell geltenden Richtlinien und Vorschriften (u. a. die Richtlinien zur Sicherheit im Unterricht) zu beachten. Sollten aufgrund von Änderungen der Rechtsvorschriften z. B. im Lehrplan angegebene Stoffe für den Unterricht nicht mehr zugelassen sein, müssen unbedenkliche Alternativen eingesetzt werden oder der entsprechende Teilaspekt weggelassen werden.

Modelle dienen in den Naturwissenschaften als wichtiges Instrument der Erkenntnisgewinnung. Die unterrichtliche Arbeit mit Modellen ermöglicht es – ausgehend von einem Vergleich mit der Wirklichkeit – Unterschiede und Analogien herauszuarbeiten. Nachdem am Modell Erkenntnisse gewonnen und weiterentwickelt wurden, können diese auf die Realität zurückprojiziert werden. Durch die kritische Auseinandersetzung mit Modellen erarbeiten die Schülerinnen und Schüler deren Möglichkeiten und Grenzen.

Empirisch erhobene Daten und deren Interpretation bilden die Grundlage für naturwissenschaftliches Wissen. Zudem sind biologische Erkenntnisse stets in historische und gesellschaftliche Zusammenhänge eingebunden. Der Biologieunterricht befasst sich auch aus dieser Metaperspektive mit der Biologie und thematisiert die Entwicklung naturwissenschaftlichen Wissens und Eigenschaften naturwissenschaftlichen Wissens.

Kommunizieren
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Im Zentrum des Kompetenzbereiches kommunizieren stehen das Verständnis der biologischen Fachsprache und fachgemäßer Darstellungsformen. Die Schülerinnen und Schüler erschließen sich Informationen, bereiten diese auf und geben sie unter Berücksichtigung des Sach- und Adressatenbezugs weiter.

Bewerten
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Zahlreiche Themen geben Anlass, Sachverhalte unter biologischen und außerfachlichen Gesichtspunkten zu bewerten. Dazu gehören beispielsweise die Gesunderhaltung des eigenen Körpers, die Möglichkeiten moderner Gentechnik oder die Wertschätzung einer intakten Natur. Aus der Bewertung können auf der Grundlage gesellschaftlich akzeptierter und persönlich relevanter Werte und Normen Handlungsoptionen abgeleitet werden. Getroffene Entscheidungen gilt es gegenüber anderen sachgerecht zu vertreten, aber auch zu reflektieren und ggf. zu revidieren, falls neue Argumente oder Erkenntnisse dies erfordern.

2.3 Gegenstandsbereiche
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Die Gegenstandsbereiche werden in Form von Konzepten der Biologie konkretisiert. Sie ermöglichen eine systematisierte und strukturierte Herangehensweise an die Themen des Biologieunterrichts und eine Fokussierung auf wesentliche Aspekte bei der Vielfalt biologischer Phänomene. Somit erleichtern sie den Erwerb eines grundlegenden und vernetzten Wissens, das in unterschiedlichen Situationen angewandt werden kann.
In der ersten Gliederungsebene greift das Strukturmodell (s. Abb.) die drei Basiskonzepte der KMK-Bildungsstandards für den Mittleren Schulabschluss im Fach Biologie auf:

  • System: Lebendige Systeme sind Gegenstand der Biologie. Zu ihnen gehören Zelle, Organismus, Ökosystem und die Biosphäre. Diese Systeme gehören verschiedenen Systemebenen an.
  • Struktur und Funktion: Lebewesen und Lebensvorgänge sind an Strukturen gebunden. Es gibt einen Zusammenhang von Struktur und Funktion.
  • Entwicklung: Lebendige Systeme verändern sich mit der Zeit. Man unterscheidet Individualentwicklung und evolutionäre Entwicklung.

Den im Gegenstandsbereich System betrachteten lebendigen Systemen (Zelle, Organismus, Ökosystem, Biosphäre) sind Eigenschaften (z. B. Reproduktion, Stoff- und Energieumwandlung) gemeinsam, unter denen sie genauer betrachtet werden können. Im Kompetenzstrukturmodell Biologie ist deswegen der Gegenstandsbereich System in einer zweiten Ebene in folgende Teilbereiche aufgegliedert:

  • Reproduktion: Lebewesen sind fähig zur Reproduktion, dabei geben sie Erbinformationen weiter.
  • Organisationsebenen: Lebensphänomene lassen sich auf verschiedenen Organisationsebenen (z. B. Moleküle, Zellorganellen, Zellen, Gewebe, Organe, Organsysteme, Organismus) erklären.
  • Steuerung und Regelung: Lebewesen halten bestimmte Zustände durch Regulation aufrecht und reagieren auf innere und äußere Veränderungen.
  • Stoff- und Energieumwandlung: Lebewesen sind offene Systeme. An allen Lebensvorgängen sind Stoff- und Energieumwandlungen beteiligt.
  • Information und Kommunikation: Lebewesen nehmen Informationen auf, speichern und verarbeiten Informationen und kommunizieren sie. Im Rahmen der Aufrechterhaltung von inneren Zuständen laufen u. a. zwischen Zellen vielfältige Kommunikationsprozesse ab.
  • Variabilität und Angepasstheit: Lebewesen sind bezüglich Bau und Funktion an ihre Umwelt angepasst. Angepasstheit wird durch Variabilität ermöglicht.

3 Aufbau des Fachlehrplans im Fach Biologie
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Alle Fachlehrpläne Biologie sind in mehrere Lernbereiche untergliedert. Die Lernbereiche wiederum gliedern sich in die Abschnitte Kompetenzerwartungen und Inhalte zu den Kompetenzen.

3.1 Lernbereich 1: Prozessbezogene Kompetenzen des Strukturmodells
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In jeder Jahrgangsstufe beginnt der Fachlehrplan Biologie mit dem Lernbereich „Naturwissenschaftliche Denk- und Arbeitsweisen“ (Lernbereich 1). Er enthält allgemeiner formuliert als in den weiteren Lernbereichen Kompetenzerwartungen und Inhalte zu der Dimension prozessbezogene Kompetenzen des Kompetenzstrukturmodells. Der Lernbereich 1 ist ebenso wie die anderen Lernbereiche verbindlich, er liegt aber quer zu den anderen Lernbereichen der Jahrgangsstufe. Die Lehrkräfte entscheiden selbst, wann und bei welchen Themen der folgenden Lernbereiche sie im Verlauf eines Schuljahrs den Kompetenzerwerb der Schülerinnen und Schüler aus den Bereichen Erkenntnisse gewinnen, kommunizieren, bewerten anbahnen und die erworbenen Kompetenzen einüben und vertiefen. Entsprechende Kompetenzen, etwa das Arbeiten mit Modellen oder das Auswerten von Diagrammen, werden im Lehrplan in der Regel nur im Lernbereich 1 formuliert. Sie sollen im Lauf eines Schuljahrs aber immer wieder bei unterschiedlichen Themenbereichen aufgegriffen werden. Die im Lernbereich 1 angegebenen Inhalte sollen der Lehrkraft Hinweise für den Umfang und das Niveau bei den Kompetenzerwartungen geben. Die angegebenen Begriffe stellen kein von den Schülerinnen und Schülern zu erlernendes Faktenwissen dar. Die Schülerinnen und Schüler wenden dieses Wissen bei Themen der weiteren Lernbereiche an. So ist es beispielsweise nicht nötig, definieren zu können, was unter einem Kreisdiagramm zu verstehen ist. Das Wissen wird angewendet, indem die Schülerinnen und Schüler z. B. ein Kreisdiagramm zur Artenvielfalt in einem Ökosystem auswerten.

3.2 Weitere Lernbereiche: Inhaltliche Themenbereiche der Biologie
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Aus den weiteren Lernbereichen ergibt sich die thematische Gliederung der Unterrichtszeit innerhalb eines Schuljahrs; wobei die Lehrkraft bei der Unterrichtsplanung von der Reihenfolge im Fachlehrplan abweichen kann. Die Kompetenzerwartungen beschreiben, welche Fähigkeiten und Fertigkeiten die Schülerinnen und Schüler nach einer gewissen Unterrichtszeit besitzen, was sie können sollen. Kompetenzerwartungen entsprechen keinen Einzelstunden, sondern beschreiben unterschiedlich umfangreiche Aspekte eines Lernbereichs. Sie können sehr konkret auf bestimmte Inhalte und Methoden eingehen oder eher abstrakt formuliert sein, damit ein größeres Ganzes umfassen und deswegen erst nach einer längeren Zeitspanne erreicht werden. Manche Kompetenzerwartungen können nicht isoliert betrachtet werden. Hier tragen dann erst mehrere Teilkompetenzen der Schülerinnen und Schüler, die in verschiedenen Kompetenzerwartungen formuliert sind, zu einer Gesamtkompetenz bei.

Der Abschnitt Inhalte zu den Kompetenzen enthält konkrete Angaben, an welchen Inhalten die jeweiligen Kompetenzen erworben werden. Beispiele präzisieren das angestrebte Niveau und sollen eine Hilfestellung für die Umsetzung des Lehrplans geben. Dadurch soll auch eine Verbindlichkeit bei Prüfungen gewährleistet werden.
Beide Abschnitte gemeinsam bilden in Kombination mit dem Lernbereich 1 die Grundlage für die von der Lehrkraft für die konkrete Lerngruppe entwickelten Lerngelegenheiten. Dabei können Schwerpunkte gesetzt werden, die sich z. B. an örtlichen Gegebenheiten oder individuellen Interessen orientieren. Die im Fachlehrplan angegebenen Unterrichtsstunden dienen als Orientierungshilfe, wie viel Zeit im Schuljahr für die jeweiligen Themen ungefähr eingeplant werden soll, damit die Schülerinnen und Schüler die ausgewiesenen Kompetenzen und Inhalte erwerben. Deswegen werden zum Lernbereich 1 keine Stunden angegeben. Er wurde bei der Entwicklung der übrigen Lernbereiche implizit mit berücksichtigt.

Der Erwerb von Kompetenzen ist ein langfristiger Prozess, der ein nachhaltiges Lernen über die gesamte Schulzeit erfordert. Dabei werden die bereits erworbenen Kompetenzen an der Beruflichen Oberschule aufgegriffen und weiter ausgebaut. Hilfestellung hierbei geben die Gegenstandsbereiche des Strukturmodells mit den Basiskonzepten. Sie durchziehen die Fachlehrpläne aller Jahrgangsstufen als roter Faden und dienen als inhaltliche Klammern, die ganze Lernbereiche oder einzelne Themen vertikal verbinden. Als grundlegende biologische Konzepte dienen sie dazu, ein konzeptionelles Grundverständnis für biologische Sachverhalte aufzubauen. Auf diese Weise können die Schülerinnen und Schüler im Lauf der Zeit ein zunehmend vertieftes und vernetztes Wissen erwerben und es kompetent in verschiedenen Situationen anwenden.

Im Lehrplan der Vorklasse sind aufgrund der Gegebenheiten an der jeweiligen Schule und des daraus resultierenden variierenden Stundenmaßes des Faches Biologie keine Stundenrichtwerte angegeben. Der zeitliche Umfang der Lernbereiche der Vorklasse ist entsprechend anzupassen.

Das Fach Biotechnologie stellt das vertiefende Wahlpflichtfach für die Ausbildungsrichtung Agrarwirtschaft, Bio- und Umwelttechnologie (ABU) dar. In den Jahrgangsstufen 12 und 13 sollen von der unterrichtenden Lehrkraft aus den angebotenen optionalen Lernbereichen drei ausgewählt werden.

Daneben sieht der Lehrplan für das Fach Biologie in der Jahrgansstufe 12 oder 13 auch ein Wahlpflichtfach mit dem Titel Aspekte der Biologie vor. In diesem Wahlpflichtfach sollen von der unterrichtenden Lehrkraft aus den angebotenen optionalen Lernbereichen vier ausgewählt werden.

4 Zusammenarbeit mit anderen Fächern
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Die Nähe des Faches Biologie zu den beiden anderen naturwissenschaftlichen Fächern Chemie und Physik spiegelt sich bereits im grundlegenden Aufbau der Kompetenzstrukturmodelle dieser drei Fächer wieder. Die Dimension prozessbezogene Kompetenzen umfasst jeweils die drei Bereiche Erkenntnisse gewinnen, kommunizieren und bewerten. Hierbei verbindet insbesondere die Art und Weise der Erkenntnisgewinnung und der Interpretation gewonnener Daten die drei naturwissenschaftlichen Fächer. Ebenfalls eine Verbindung besteht mit dem Fach Mathematik. Die Zusammenführung von Kompetenzen, die in den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern erworben werden, fördert vernetztes Denken und befähigt die Schülerinnen und Schüler, vielfältige neue Aufgaben- und Problemstellungen zu lösen. Zugleich wird dadurch die Voraussetzung für den Aufbau eines naturwissenschaftlich begründeten Weltbildes geschaffen. Des Weiteren schafft das Fach Biologie wichtige Grundlagen für das Verständnis von psychischen und physischen Prozessen im Fach Pädagogik und Psychologie. Anknüpfungspunkte finden sich insbesondere in der Neurobiologie sowie der Genetik. Das Fach Informatik kann aus der Biologie viele Inhalte zur Umsetzung der fachspezifischen Ziele wie der Modellierung verwenden, und der Biologieunterricht profitiert von den in der Informatik behandelten Ordnungsprinzipien und der Erstellung von Präsentationen.

Durch die Auseinandersetzung mit Sachtexten werden die Lesekompetenz, die Fähigkeit zur gezielten Auswahl und Nutzung von Informationen und daraus resultierend die Argumentationsfähigkeit geschult. Hier bieten sich vielfältige Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit dem Fach Deutsch an. Auch die Verschriftlichung von Beobachtungen verbindet die beiden Fächer – konkret umsetzbar beispielsweise beim Beschreiben von Vorgängen oder auch beim Erstellen von wissenschaftlichen Versuchsprotokollen. Mehrsprachige Schülerinnen und Schüler mit Deutsch als Zweitsprache werden in einem sprachsensiblen Unterricht beim Erwerb der Fachsprache sowie der fachlichen Kompetenzen darin unterstützt, sich in deutscher Sprache über fachliche Inhalte austauschen und verständigen zu können.

Der Kompetenzerwerb wird auch durch die Zusammenarbeit mit Fächern der Gesellschafts- und Geisteswissenschaften gefördert. Im Biologieunterricht wird zu vielen Themen, die in der Gesellschaft kontrovers diskutiert werden und die an Grenzfragen der menschlichen Existenz heranreichen, das naturwissenschaftliche Fundament erworben und reflektiert. Er trägt so wesentlich zu einer fundierten Auseinandersetzung mit diesen Themen, etwa in den Fächern Katholische und Evangelische Religionslehre sowie Ethik, bei.

5 Beitrag des Faches Biologie zu den übergreifenden Bildungs- und Erziehungszielen
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Aufgrund der breiten gesellschaftlichen Relevanz biologischer Themen und Fragestellungen trägt der Biologieunterricht wesentlich zum Erreichen einer Vielzahl der übergreifenden Bildungs- und Erziehungsziele bei.

Berufliche Orientierung
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Das Fach Biologie trägt durch die häufige Verbindung von wissenschaftlichen Vorgehensweisen und angewandten Verfahrensweisen sowie durch das eigenständige Experimentieren zur beruflichen Orientierung der Schülerinnen und Schüler bei.
Exkursionen und externe Partner bereichern den Unterricht zusätzlich und geben Einblick in Berufsfelder der Biologie.

Bildung für Nachhaltige Entwicklung (Umweltbildung, Globales Lernen)
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Das Fach Biologie trägt in besonderem Maße zur Umweltbildung und Bildung für Nachhaltige Entwicklung im Sinne eines ressourcenschonenden nachhaltigen Handelns bei. Bildung für Nachhaltige Entwicklung verbindet Fragen der Ökologie, eines der Fachgebiete der Biologie, mit ökonomischen und sozialen Problemstellungen in einer global vernetzten Welt. Die Schülerinnen und Schüler werden sich dadurch der Bedeutung einer intakten Umwelt für ihr persönliches Wohlbefinden und für die Erhaltung ihrer Gesundheit bewusst und wissen zugleich, dass sie Umweltschäden selbst verursachen und zu deren Verhinderung beitragen können. Sie erkennen, dass der Mensch die Ressourcen von Ökosystemen nutzt und reflektieren durch Abwägung von Kosten und Nutzen die menschlichen Eingriffe in die Natur. Die Beschäftigung mit Lebewesen und Lebensvorgängen, mit deren Komplexität und mit der wechselseitigen Abhängigkeit zwischen Mensch und Umwelt ermöglicht den Aufbau einer verantwortungsvollen Haltung zur Natur und Mitwelt.

Familien- und Sexualerziehung
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Familien- und Sexualerziehung im Rahmen des Biologieunterrichts begleitet den psychischen und physischen Entwicklungsprozess der Jugendlichen. Sie hilft ihnen, die Veränderungen während ihrer Pubertät positiv zu erleben und ihre Geschlechtlichkeit anzunehmen und zu bejahen. Die Schülerinnen und Schüler erwerben im Biologieunterricht ein entwicklungsangemessenes Wissen zu Fragen der menschlichen Sexualität und können sich dazu sprachlich angemessen ausdrücken. Einstellungen, die zur Entwicklung von sexueller Selbstbestimmtheit, Achtung des eigenen Körpers sowie der Würde jedes einzelnen Menschen erforderlich sind, werden gefördert und die Bedeutung von Sexualität in der Gesellschaft kritisch hinterfragt.

Mit dem Verständnis der Gefahren durch sexuelle Belästigungen werden die Schülerinnen und Schüler weiterhin präventiv bei der Ausbildung eines gesunden Körper- und Selbstbewusstseins unterstützt.

Im Zusammenhang mit der Prävention von AIDS und andern sexuell übertragbaren Krankheiten vertiefen die Schülerinnen und Schüler im Fach Biologie biologisch-medizinisches Wissen über deren Erreger und erkennen die Notwendigkeit, sich und andere vor einer Infektion zu schützen.

Gesundheitsförderung
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Ein besonderes Augenmerk des Biologieunterrichts liegt auf der aktiven Gesundheitsfürsorge. Aus den Kenntnissen von Bau und Funktion des eigenen Körpers leiten die Schülerinnen und Schüler Maßnahmen zur Vermeidung gesundheitsgefährdender Verhaltensweisen ab. Die Erkenntnis der Notwendigkeit von Bewegung und Sport sind ebenso wie das Wissen um eine ausgewogene Ernährung die Grundpfeiler einer gesunden Lebensführung. Ein grundlegendes Verständnis von Hygiene und Immunologie erweitert die Basis der Gesundheitsprävention, die besonders im beruflichen Bereich von großer Relevanz ist.

Aus dem Wissen um die Entstehung von Suchtverhalten leiten die Schülerinnen und Schüler sinnvolle Strategien zur Persönlichkeitsstärkung ab, um die Anforderungen des Alltags bewältigen zu können und ihre Zufriedenheit nicht von bestimmten Verhaltensweisen oder Substanzen abhängig zu machen. All dies hilft ihnen, ein eigenverantwortliches, sinnerfülltes Leben zu führen.

Kulturelle Bildung
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Naturwissenschaften prägen unsere Gesellschaft und bilden heute einen wesentlichen Teil unserer kulturellen Identität. Der Biologieunterricht ermöglicht die Reflexion dieser Bedeutung für unsere Gesellschaft und zeigt auch wechselseitige Zusammenhänge auf. So findet die Entwicklung naturwissenschaftlichen Wissens stets vor dem Hintergrund der jeweiligen sozialen, kulturellen und technologischen Gegebenheiten einer Zeit statt. Der faszinierende Formenreichtum der Natur ist auch eine wichtige Quelle für die Entfaltung von Fantasie und Kreativität im künstlerischen Bereich. Durch die direkte Begegnung mit Lebewesen liefert der Biologieunterricht auch auf diese Weise einen Beitrag zur kulturellen Bildung.

Medienbildung/Digitale Bildung
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Im Biologieunterricht unterstützen Medien Lernprozesse in vielfältiger Weise. Mediale Hilfsmittel ermöglichen die Darstellung von Lebewesen, deren Organen und von biologischen Prozessen und werden so von Schülerinnen und Schülern genutzt, um Wissen zu erwerben. Durch gezielten Einsatz verschiedener Medien als Recherche-, Gestaltungs-, Präsentations- oder Lernwerkzeuge werden das selbstgesteuerte, entdeckende und eigenverantwortliche Lernen im Biologieunterricht gefördert und die Schülerinnen und Schüler für urheber- und datenschutzrechtliche Fragen sensibilisiert.

Ökonomische Verbraucherbildung
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Im Biologieunterricht erwerben die Schülerinnen und Schüler Orientierungshilfen und Leitlinien für ein verantwortungsbewusstes Konsumverhalten. Durch die Beschreibung und Bewertung der Folgen von Warenproduktionen und -transporten auf die Umwelt, auf andere Lebewesen und die Gesundheit von Menschen werden die Schülerinnen und Schüler für ökologisches Handeln sensibilisiert und können so ihre eigenen Konsumwünsche hinterfragen und ihr Verbraucherverhalten nicht nur an ökonomischen, sondern auch an ökologischen und sozialen Gesichtspunkten ausrichten.

Sprachliche Bildung
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Der Biologieunterricht trägt durch die gezielte Einführung und Sicherung von Fachbegriffen und fachlichen Darstellungsformen (z. B. Diagramme, Schemazeichnungen, Formelsprache) wesentlich zur sprachlichen Bildung bei. Das Verständnis dieser Fachsprache ermöglicht es, sich biologisches Wissen selbst anzueignen, sich präzise und fachgerecht zu artikulieren und somit an der öffentlichen Diskussion und an wichtigen Entscheidungsprozessen mit biologischen Inhalten teilzuhaben. Sie bildet damit die Grundlage für eine aktive Partizipation an der modernen Wissensgesellschaft.

Technische Bildung
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Bezüge zur Technik bieten im Fach Biologie besonders die Biotechnologie und die Bionik, die in der Natur nach Vorbildern für technische Lösungsansätze und deren ökonomischer Umsetzung suchen. Dabei setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit den Chancen und Gefahren vor allem des biotechnologischen Fortschritts auseinander und erwerben die Fähigkeit und Bereitschaft, durch einen verantwortungsvollen und dem Wohl der Menschheit dienenden Umgang mit der Technik einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten.

Verkehrserziehung
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Im Biologieunterricht werden die Schülerinnen und Schüler dazu angeleitet, sich mit den Folgen von Verkehr auf die Umwelt und auch auf die eigene Gesundheit auseinanderzusetzen. Aus den Kenntnissen der Umweltbelastungen und ‑zerstörungen durch den Verkehr leiten sie die Notwendigkeit ab, möglichst umweltfreundliche Verkehrsmittel zu nutzen oder Fahrgemeinschaften zu bilden. Das Bewusstmachen, dass Lärm und Stress im Straßenverkehr den Körper belasten, führt zu einer begründeten Entscheidung bei kurzen Wegen auch auf Verkehrsmittel zu verzichten bzw. Verkehrsmittel zu wählen, die der Gesundheit förderlich sind, wie z. B. das Fahrrad. In Verbindung mit der Suchtprävention wird auf die Folgen des Konsums von Suchtmitteln für die Wahrnehmungsfähigkeit und Verkehrs­tüchtigkeit eingegangen.

Werteerziehung
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Das Kompetenzstrukturmodell Biologie beinhaltet einen eigenen Bereich bewerten, durch den das Fach Biologie zur Entwicklung von Wertvorstellungen und einer eigenen Standortbestimmung beiträgt. Zahlreiche Themen geben Anlass, Sachverhalte unter biologischen und außerfachlichen Gesichtspunkten zu bewerten. Dazu gehören beispielsweise die Gesunderhaltung des eigenen Körpers, die Möglichkeiten moderner Gentechnik oder die Wertschätzung einer intakten Natur und nachhaltigen Entwicklung. Die Schülerinnen und Schüler bewerten die gesellschaftlichen Auswirkungen von technisch Machbarem und richten ihr Handeln an der Verantwortung gegenüber sich selbst und der Mitwelt aus. Aus der Bewertung können auf der Grundlage von gesellschaftlich akzeptierten und persönlich relevanten Werten und Normen Handlungsoptionen abgeleitet werden.