Deutsch
1.1 Bedeutung und Aufgabe des Faches
Sprachliche Bildung ist zentraler Bestandteil des Bildungsauftrags der Förderzentren. Im Deutschunterricht erwerben Schülerinnen und Schüler in enger Verbindung von Sprechen, Lesen und Schreiben die Grundlagen für eine umfassende Sprachbildung. Sie werden sich der Bedeutung von Sprache für das Zusammenleben bewusst und erweitern ihre eigenen Verstehens- und Ausdrucksmöglichkeiten. Deutschunterricht an Förderzentren zielt insbesondere auf den Erwerb einer grundlegenden Sprech-, Lese-, Schreib- und Medienkompetenz als Voraussetzung für schulischen Erfolg, für selbständiges, lebenslanges Lernen und damit für die Teilhabe am beruflichen, kulturellen und gesellschaftlichen Leben.
Der Deutschunterricht am Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt Hören berücksichtigt bei der Erreichung der grundlegenden Sprech-, Lese-, Schreib- und Medienkompetenzen immer, dass Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf Hören nicht den natürlichen kindlichen Spracherwerbsprozess, der auf Hören und Nachahmen basiert, durchlaufen haben. Das sichere Wissen um grammatikalische Strukturen und ein altersgerechter Wortschatz können nicht vorausgesetzt werden. Daher ist der Erwerb von Sprech-, Sprach- und Kommunikationskompetenz elementares Ziel und Aufgabe des Unterrichtsfaches Deutsch am Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt Hören.
Die Schülerinnen und Schüler am Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt Hören bringen oft sehr unterschiedliche sprachliche Vorerfahrungen mit, die sie lange vor Schuleintritt erworben haben, z. B. in der familiären Kommunikation, im Rahmen der Frühförderung, in Erzähl- und Vorlesesituationen in der Familie oder in der sprachlich-literarischen Bildung der Kindertageseinrichtungen. Diese sind grundlegend für erfolgreiches Lesen und Schreiben. Der Deutschunterricht am Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt Hören knüpft sowohl an die unterschiedlich ausgeprägten sprachlichen Kompetenzen als auch an das jeweilige kulturelle Vorwissen der Schülerinnen und Schüler an, greift deren Erstsprache auf (Lautsprache, durch lautsprachbegleitende Gebärden unterstützte Lautsprache oder Gebärdensprache) und bietet vielfältige Möglichkeiten zur Erweiterung der jeweiligen Sprache. Die verschiedenen Kommunikationssysteme der Schülerinnen und Schüler werden dabei als Bereicherung gesehen. Die Differenziertheit des Wortschatzes und der grammatikalischen Strukturen sowie der zunehmend sichere Umgang mit Texten in laut- oder gebärdensprachlicher, schriftlicher oder medial dargestellter Form entwickeln sich im Laufe des Spracherwerbs und des Sprachausbaus.
Die Schüler und Schülerinnen am Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt Hören erwerben – in Abhängigkeit von ihren individuellen Vorkenntnissen und ihren individuellen Lernfortschritten – die Kompetenz, die deutsche Sprache situationsgerecht und den sprachlichen Regeln entsprechend anzuwenden. Hörerziehung bzw. Hörtraining, Abseherziehung und die Förderung des auditiven Kurzzeitgedächtnisses sind dabei wesentliche Bestandteile des Deutschunterrichts. Die Förderung des Hörens, des Sprechens und der Sprache sowie der Kommunikation innerhalb des Unterrichtsfaches Deutsch steht in enger Verbindung zu allen anderen Unterrichtsfächern.
Die Analyse und die intentionsgerechte Verwendung sprachlicher Strukturen und Konventionen sowie eine sichere Rechtschreibung dienen der kontinuierlichen Weiterentwicklung der rezeptiven und produktiven Sprachkompetenzen. Der Deutschunterricht unterstützt die sprachliche Bewältigung alltäglicher, schulischer, fachlicher, berufsorientierter oder gesellschaftlicher Anforderungen, zudem ermöglicht er einen metasprachlichen Blick auf Sprache und schafft einen Zugang zu einem breiten Spektrum unterschiedlicher literarischer Texte.
Durch die Auseinandersetzung mit pragmatischen und literarischen Texten fördert der Deutschunterricht auch die Persönlichkeitsbildung. Da Deutsch in allen Fächern außer Englisch das Medium der Verständigung ist, hängt schulischer Erfolg in hohem Maß von der erfolgreichen Bewältigung allgemein- wie fachsprachlicher Situationen ab.
1.2 Kompetenzerwerb im Deutschunterricht
Im kompetenzorientierten Deutschunterricht setzen sich Schülerinnen und Schüler aktiv mit lebensnahen Themen und herausfordernden Aufgaben des Faches entwicklungsgemäß auseinander. Durch gemeinsames Untersuchen von Sprache, ihren Strukturen und ihrem Gebrauch erweitern sie ihre Sprachbewusstheit. Sinnvolles Üben und die Ausbildung von Routinen haben im kompetenzorientierten Deutschunterricht einen hohen Stellenwert. Die Lehrkraft unterstützt die Schülerinnen und Schüler, indem sie berät, direkte Hinweise gibt, in neue Themen und Fragestellungen einführt, Kooperationen zwischen Schülerinnen und Schülern fördert und gezielt Übungen anleitet.
Da die deutsche Sprache den Schülerinnen und Schülern in unterschiedlichen Medien begegnet, ist es Aufgabe des Deutschunterrichts, Anregungen zu bieten, mit aktuellen Medien rezeptiv und produktiv kompetent umzugehen. Kompetenzorientierter Deutschunterricht berücksichtigt die heterogenen sprachlichen Fertigkeiten und Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler und bietet offene und differenzierte Aufgaben, die es ermöglichen, selbstverantwortlich oder angeleitet auf individuellem Niveau sprachlich zu handeln.
Die Schüler und Schülerinnen am Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt Hören erhalten im Deutschunterricht besondere, individuell abgestimmte Unterstützung und Anregung. Durch sprachliches Handeln in authentischen Situationen entwickeln sie ihre Sprache weiter. In einer positiven Lernatmosphäre werden durch lernstandsgerechte Aufgaben Interesse und Motivation gefördert, sich mit der deutschen Sprache auseinanderzusetzen, sie differenziert zu verstehen und sich in ihr auszudrücken. Die vorhandenen Sprachkenntnisse werden aufgegriffen, ausgebaut und als Grundlage der Reflexion über Sprache herangezogen. In konkreten Situationen und mittels vielfältiger Übungsformen erweitern die Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf Hören ihren Wortschatz, üben Sprachstrukturen ein und erschließen Sprachinhalte. Durch regelmäßige Anwendung verinnerlichen sie Strategien zum Wortschatzerwerb, zur Erschließung von Texten sowie Rechtschreibstrategien und Strategien zur Überarbeitung von Texten. Dabei stellen Fehler notwendige Zwischenstufen im Spracherwerbsprozess dar und sind Ausdruck der aktuellen Lernersprache. Ein produktiver Umgang mit Fehlern hilft, diese zu überwinden und das individuelle Sprachvermögen weiter auszubauen.
1.3 Kompetenzerwerb in verschiedenen Sprachlerngruppen
Die Schülerschaft am Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt Hören zeichnet sich durch ein sehr weites Spektrum an individuellen Hör- und Kommunikationsvermögen aus. Wenngleich viele unterschiedliche Faktoren die individuellen Hör- und Sprachlernvoraussetzungen beeinflussen, ist allen Schülerinnen und Schülern gemeinsam, dass sie im Bereich Hören und daraus hervorgehend auch im Bereich Sprache verstehen und anwenden einen Förderbedarf aufweisen, welcher wiederum individuell ausgeprägt ist. Um der Diversität der Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf Hören gerecht zu werden, wurde das Erreichen der Kompetenzerwartungen im Fach Deutsch am Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt Hören in zwei Fachlehrplänen umgesetzt. Die Kinder und Jugendlichen besuchen den Unterricht in unterschiedlichen Sprachlerngruppen, deren Einteilung sich zum einen nach dem Hörvermögen und zum anderen nach dem individuellen Sprachstand bzw. den Sprachlernvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler richtet. Zudem wird die Rolle der Gebärdensprache für das einzelne Kind in Betracht gezogen.
Da Deutsch das zentrale Fach am Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt Hören ist, um die Schülerinnen und Schüler zu kommunikations-, laut- und schriftsprachkompetenten Menschen mit der Fähigkeit eines lebenslangen, selbständigen Lernens zu bilden, ist es notwendig, die Vorgehensweise zur Erreichung der Kompetenzerwartungen in den Sprachlerngruppen mit verschiedenen Fachlehrplänen zu differenzieren. Aus diesem Grund wurden für die Kernsprachlerngruppen II und III unterschiedliche Fachlehrpläne erstellt. So kann eine Lernzielgleichheit mit der allgemeinen Schule trotz der unterschiedlichen individuellen Hör- und Sprachlernvoraussetzungen gewährleistet werden und ein Wechsel in die Regelschule bzw. innerhalb der Sprachlerngruppen ist je nach individueller Entwicklung möglich.
2.1 Kompetenzstrukturmodell
Das Kompetenzstrukturmodell des Faches Deutsch an Förderzentren basiert auf den Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz (KMK) im Fach Deutsch für den Primarbereich (2004). Das Modell ist zudem für alle weiterführenden Schularten gleich und basiert auf den Modellen der Bildungsstandards im Fach Deutsch für den Hauptschulabschluss (in Bayern: erfolgreicher bzw. qualifizierender Abschluss der Mittelschule, 2004) und den Bildungsstandards im Fach Deutsch für den Mittleren Schulabschluss (2003) der Kultusministerkonferenz (KMK). Das Kompetenzstrukturmodell für das Fach Deutsch an Förderzentren führt, da es für die Jahrgangsstufen 1 bis R9 bzw. M10 konzipiert ist, das Modell für die Grundschule und das Modell für die Mittelschule zusammen.
Die vier Kompetenzbereiche Auditiv und/oder visuell Wahrnehmen und Kommunizieren, Lesen – mit Texten und weiteren Medien umgehen, Schreiben sowie Sprache – Wortschatz, Strukturen, Sprachgebrauch entwickeln, untersuchen und reflektieren sind im integrativen Deutschunterricht miteinander verbunden.
Fachspezifische Methoden und Arbeitstechniken werden immer im Zusammenhang mit den jeweiligen Inhalten der vier Kompetenzbereiche unterrichtet.
Im Fach Deutsch am Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt Hören werden keine Entwicklungsbereiche dargestellt, da es sich um ein profilbildendes Fach mit einem eigenen Lehrplan handelt.
Visuell und/oder auditiv Wahrnehmen und Kommunizieren
Laute, Silben, Wörter und Sätze auditiv und/oder visuell erkennen, bilden und zum Ausdruck bringen (GS)
Schülerinnen und Schüler am Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt Hören nehmen einzelne Laute und Silben je nach ihren individuellen Hörvoraussetzungen auditiv und/oder visuell unterstützt wahr und differenzieren sie voneinander. Sie benennen die Stellung der Laute in den Wörtern und zerlegen bekannte und neue Wörter in ihre Silbenbestandteile. Das bewusste Wahrnehmen und Differenzieren von Lauten in Verbindung mit den Absehbildern erleichtert das Wiedererkennen bekannter Wörter und steigert somit das Inhaltsverständnis der Schülerinnen und Schüler.
Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf Hören verfügen nicht oder eingeschränkt über Erfahrungen, die ihnen ein natürliches Gespür für Sprechlautstärke, -tempo, -melodie und Betonung vermitteln. Im kompetenzorientierten Deutschunterricht am Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt Hören erwerben sie nach ihren individuellen Möglichkeiten die Fähigkeit, ihre eigenen Sätze und Vorträge situationsangemessen, betont, in einem verständnisfördernden Tempo und prosodisch passend auszusprechen bzw. vorzutragen sowie Gebärden im richtigen Tempo verständlich auszuführen. Lautsprachbegleitende und lautsprachunterstützende Gebärden werden zeitlich und inhaltlich übereinstimmend zusammen mit der Lautsprache eingesetzt.
Verstehend wahrnehmen
Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf Hören richten ihre Aufmerksamkeit gezielt auf Gesprächspartnerinnen oder Gesprächspartner oder auf Vortragende und Medien, um aktiv und gewinnbringend wahrzunehmen. So verstehen sie wesentliche Aussagen und wichtige Details und schätzen Quellen zunehmend kritisch ein. Sie machen sich ggf. Unverstandenes klar und nehmen dies zum Anlass, um gezielt nachzufragen.
Zu und vor anderen sprechen und/oder gebärden
Die Schülerinnen und Schüler erweitern fortlaufend ihre mündliche und/oder gebärdensprachliche Ausdrucksfähigkeit beim Erzählen, Informieren und Argumentieren. Sie erfahren, dass Sprechen bzw. Gebärden vor anderen ein fundiertes Wissen über die Sache, das Einbeziehen der Adressatinnen und Adressaten und der Situation sowie eine klar strukturierte, deutlich artikulierte, körpersprachlich, mimisch und medial unterstützte Darstellung erfordert.
Gespräche führen
Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf Hören achten neben sprachlichen auch auf nichtsprachliche Kommunikationsmittel und setzen diese authentisch ein. Je nach ihrem individuellen Sprachstand sind sie sich zunehmend ihrer Ausdrucksabsicht sowie der Erwartungen ihrer Kommunikationspartnerinnen und -partner bewusst. Die Kinder und Jugendlichen benennen eigene Befindlichkeiten und Interessen, lassen andere Meinungen gelten und gehen konstruktiv auf Beiträge anderer ein.
Aktives Aufnehmen von Informationen, adressatenorientierte Äußerungen und klar formulierte bzw. gebärdete Gesprächsbeiträge ermöglichen den Schülerinnen und Schülern die konstruktive Teilnahme an Gesprächen, Diskussionen und Debatten. Dieses Gesprächsverhalten stellt eine nützliche Vorbereitung auf Gespräche im beruflichen Kontext dar.
Sich über Lernen austauschen (GS)
Die Reflexion und Planung des eigenen Lernens sind zentrale Merkmale eines kompetenzorientierten Unterrichts. Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf Hören tauschen sich über ihre Vorgehensweise, über Schwierigkeiten und Erfolgserlebnisse aus, um durch Rückblicke und Lerndokumentationen ihr Lernen zunehmend selbst zu planen. In Lerngesprächen setzen sie sich erreichbare Ziele und überprüfen ihre Fortschritte.
Szenisch spielen
Im szenischen Spiel entfalten die Kinder und Jugendlichen gestalterische Ideen, drücken Empfindungen und Gedanken aus und lassen sich auf andere ein. Im Mittelpunkt stehen hierbei die gemeinsame Teilhabe und Freude an Literatur und Kunst. Szenisches Spielen und eigenes Filmen tragen zum Kompetenzerwerb im Bereich der Medienbildung bei, indem Schülerinnen und Schüler Darstellungen in Medien untersuchen und reflektieren sowie selbst Medien nutzen, um eigene Beiträge zu produzieren.
Das Einfühlen in fremde Rollen und unbekannte Lebenssituationen, das Hineindenken in literarische Situationen und die Weiterentwicklung eigener sprachlicher und körpersprachlicher Ausdrucksmöglichkeiten wird durch das szenische Spiel unterstützt. Die Reflexion über eigenes und fiktives Handeln fördert die Fähigkeit, szenische und filmische Darstellungen kritisch zu hinterfragen und zu durchschauen.
Lesen – mit Texten und weiteren Medien umgehen
Der Erwerb der Schriftsprache ist eine der zentralen Aufgaben in der Grundschulstufe der Förderzentren und, abhängig von der individuellen Entwicklung, auch darüber hinaus. Der Schriftspracherwerb umfasst im engeren Sinne das Lesen von gedruckten und geschriebenen Texten. Im weiteren Sinne meint er auch die Fähigkeit, Texte in anderer medialer Darstellung zu verstehen und mit ihnen reflexiv und handelnd umzugehen, dies können Print-, Hör-, audiovisuelle oder digitale Texte sein. Die Prozesse des Lesen- und Schreibenlernens sind eng miteinander verbunden. Methoden im Anfangsunterricht integrieren unterschiedliche Zugänge und berücksichtigen die individuellen Lern- und Wahrnehmungsvoraussetzungen jedes Kindes. Lesen ist von Anfang an mit der Konstruktion von Sinn verbunden. Zentrale Aufgabe ist der Aufbau einer nachhaltigen Lesemotivation. Dies gelingt, wenn Schülerinnen und Schüler ein Selbstkonzept entwickeln, in dem sie sich als erfolgreiche Leserinnen und Leser wahrnehmen.
In der Mittelschulstufe werden grundlegende Lesetechniken weiterentwickelt und Lesestrategien zur gezielten Informationsentnahme, Strukturierung und Verarbeitung aufgebaut.
Beim Schriftspracherwerb stellen sich die Schülerinnen und Schüler am Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt Hören neben den allgemeinen Herausforderungen auch einer intensiven Beschäftigung mit einem ggf. nicht gesicherten Lautsystem, mit einem oft unbekannten, unsicheren Wortschatz und mit unbekannten Satzstrukturen, um Geschriebenes zu erfassen. So entwickeln sie sprachliches Verstehen von Wörtern und Sätzen zu sinnerfassendem Lesen von Texten weiter. Im fortgeschrittenen Stadium des Spracherwerbs erweitern die Schülerinnen und Schüler ihre Fähigkeit, erzählende, informierende und argumentierende Texte zu unterscheiden und zu reflektieren. Lesen erweitert ihren Wortschatz, führt an neue sprachliche Muster heran, stärkt das Interesse an weiterem, selbstbestimmtem Lesen und befähigt zu einer bewussten Auswahl geeigneter, auch mehrsprachiger Texte und Medien. Sinnentnehmendes Lesen und kompetentes Präsentieren des Gelesenen setzen eine geübte Lesetechnik und hinreichende Leseerfahrung voraus.
Über Leseerfahrungen, -fertigkeiten und -fähigkeiten verfügen (GS)
Der Deutschunterricht knüpft an den individuellen Leseerfahrungen an. Im Austausch über Lesevorlieben erleben die Schülerinnen und Schüler eine Wertschätzung ihrer Kenntnisse und stärken ihre Freude am Lesen. Bei Schülerinnen und Schülern ohne individuelle Leseerfahrungen führt der Deutschunterricht schrittweise an Texte heran und erzeugt eine positive Grundhaltung dem Lesen und dem Leselernprozess gegenüber.
Flüssiges, angemessen schnelles und genaues Lesen bildet die Grundlage für die erfolgreiche Anwendung von Lesestrategien zur Erschließung von Texten. Dem Üben der Leseflüssigkeit, der Lesegenauigkeit und des Lesetempos kommt vor allem in der Grundschulstufe besondere Bedeutung zu. Im Unterricht werden Lesestrategien zur Anwendung vor, während und nach der Lektüre systematisch eingeführt und regelmäßig beim Erschließen von Sach- und literarischen Texten trainiert, damit die Schülerinnen und Schüler sie routiniert anwenden. Die Reflexion über die Auswahl und Anwendung von Lesestrategien ist ein wichtiges Element kompetenzorientierten Leseunterrichts.
Die alters- und interessenbezogene Beschäftigung mit literarischen Texten und Ganzschriften soll bei den Schülerinnen und Schülern Freude am Lesen entwickeln. Dabei werden Sinnzusammenhänge konstruiert, literarische Räume erfasst und Erlebnisse und Eindrücke gewonnen, die das tägliche Leben nicht bietet. Neben aktueller Kinder- und Jugendliteratur lernen die Schülerinnen und Schüler in der Mittelschulstufe auch literarische Werke aus unterschiedlichen Zeiten kennen. Die Auseinandersetzung mit sprachlichen und literarischen Mitteln sowie mit der Biografie des Autors bzw. der Autorin und der Entstehungszeit des Textes ermöglichen ein vertieftes Textverständnis. Die Schülerinnen und Schüler können eine eigene Deutung literarischer Texte herausarbeiten und reflektieren somit auch Textverstehensprozesse.
Lesetechniken und -strategien anwenden (MS)
Schülerinnen und Schüler erwerben im kompetenzorientierten Deutschunterricht die Fähigkeit, Texte sinngemäß betonend und verständlich, ggf. mit Gebärden, vorzutragen. Sie beherrschen den Zeilenübergang und achten auf das Lesetempo und die Sprachmelodie. Unbekannte Wörter erschließen sie sich selbst mithilfe von erlernten Strategien. Rückmeldungen der Lerngruppe werden von den Schülerinnen und Schülern zur Verbesserung des eigenen Lesevortrages genutzt. Durch die Zuordnung von Texten zu bekannten Textkategorien bauen die Schülerinnen und Schüler Erwartungen an die Texte auf. Texterschließungsstrategien werden zum Inhaltsverständnis unbekannter Texte herangezogen.
Texte erschließen und präsentieren (GS)
Der Deutschunterricht greift die unterschiedlichen Leseerfahrungen der Kinder und Jugendlichen auf und erweitert sie. Um lebendige Vorstellungen von Figuren, Orten, typischen Handlungen und Themen in Geschichten zu entwickeln, werden neben geschriebenen Texten auch Bilder, Hörmedien oder Filme erschlossen. Die Schülerinnen und Schüler untersuchen Gestaltungsmittel in erzählenden, informierenden und argumentierenden Texten und reflektieren diese in ihren Wirkungen. Dadurch erweitern sie ihre literarische Kompetenz ebenso wie ihre Medienkompetenz.
Pragmatische Texte im Alltag, zur Berufsvorbereitung und in schulischen Fächern verarbeiten zu können, ist mitbestimmend für schulischen Erfolg, sichere Alltagsbewältigung und Teilhabe am sozialen Leben. Strategien zur selbständigen Erfassung, gezielten Informationsentnahme, vernetzenden Verarbeitung und kritischen Beurteilung pragmatischer Texte in unterschiedlicher medialer Form sind wesentlicher Inhalt des Unterrichts in der Mittelschulstufe. Im Kompetenzbereich Lesen – mit Texten und weiteren Medien umgehen begreifen die Schülerinnen und Schüler Medien als elementare Aspekte der aktuellen Gesellschaft, welche den privaten und beruflichen Alltag prägen. Als kritische Nutzerinnen und Nutzer von Medien reflektieren die Jugendlichen das Zusammenspiel von gesprochenen, bildlichen und musikalischen Sprachcodes zu expliziten und impliziten Botschaften.
Gezielt wird die situationsgemäße, mediensprachlich versierte und eigene wie fremde Persönlichkeitsrechte achtende Verwendung kommunikativer Medien weiterentwickelt.
Die Schülerinnen und Schüler erfahren im Unterricht, dass zur Teilhabe am literarischen Leben auch die Entwicklung eigener Lesevorlieben sowie der Austausch darüber gehören. Sie planen Präsentationen und tragen sie einem Publikum vor.
Literarische und pragmatische Texte verstehen und nutzen (MS)
Im Deutschunterricht am Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt Hören befassen sich die Schülerinnen und Schüler mit verschiedenen literarischen und pragmatischen Textformen und erfassen deren Inhalt mithilfe erlernter Texterschließungsstrategien. Literarische Figuren werden skizziert und in ihren inhaltlichen und historischen Kontext gebracht sowie Form und Funktion pragmatischer Texte erkannt und im Hinblick auf die Erfüllung ihrer Funktion analysiert. Durch die Behandlung und Bearbeitung altersgerechter und sprachstandsangemessener Ganzschriften werden die Schülerinnen und Schüler dazu befähigt, sich auch außerhalb der Schule mit Texten, sowohl literarischer als auch pragmatischer Art zu beschäftigen und sie in ihrer Freizeit zu lesen. Dies dient der Erfüllung des Auftrages, die Schülerinnen und Schüler zum lebenslangen, selbständigen Lernen und Erschließen von Informationen zu befähigen.
Weitere Medien verstehen und nutzen (MS)
Das Spektrum digitaler Medien und deren Wirkungsabsicht erweitert sich stetig und verlangt vom reflektierten Nutzer einen guten Überblick sowie die Fähigkeit, Realität und Fiktion zu unterscheiden. Für Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf Hören bietet die Auswahl und Vielfalt der unterschiedlichen digitalen Medien große Chancen, ggf. durch die Hörschädigung bedingte Einschränkungen zu kompensieren. Im Deutschunterricht erwerben die Schülerinnen und Schüler die Kompetenz, die Vielfalt der digitalen Medien einzuordnen und durch eine gezielte Auswahl gewinnbringend für sich zu nutzen. Sie erkennen die Absichten in Werbeanzeigen und vergleichen wertend ihre Lebensrealität mit den dargestellten Fakten in digitalen Medienangeboten. Durch den Einsatz einer angemessenen und adressatengerechten Sprache nutzen sie Messengerdienste, E-Mails und Kurznachrichten für ihre Kommunikation.
Schreiben
Die Schülerinnen und Schüler planen, schreiben und überarbeiten Texte, dabei orientieren sie sich am Adressaten und am Schreibziel. Sie nutzen das Schreiben zur Kommunikation und zur Strukturierung von Informationen und eigenen Aufzeichnungen. Sie verfassen Texte unter Verwendung angemessener sprachlicher Mittel und formaler Konventionen, wobei berufsorientierenden Texten eine zunehmend größere Bedeutung zukommt.
Das Schriftbild ist für Schülerinnen und Schüler am Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt Hören wesentlich prägnanter als der Höreindruck. Aus diesem Grund spielt die Verschriftung eine herausragende Rolle im Unterricht.
Gleichzeitig wird bewusst, dass schriftliche Sprache in deutlichem Zusammenhang zur mündlichen Sprachkompetenz steht und stark abhängig vom individuellen Sprachentwicklungsstand ist. Zudem ist die Schriftsprache weniger fehlertolerant als der mündliche oder gebärdensprachliche Ausdruck. Deshalb wird Geschriebenes gemeinsam mit anderen reflektiert und überarbeitet. Die Schülerinnen und Schüler nutzen Schreiben zur Kommunikation, zur Sicherung von Informationen, zur gedanklichen Auseinandersetzung sowie zum kreativen und gestalterischen Umgang mit Sprache. Sie gestalten den Schreibprozess selbständig und verfassen ihre Texte auf dem Stand ihrer sich stets weiterentwickelnden Lernersprache.
Über Schreibfertigkeiten und -fähigkeiten verfügen
Die Schülerinnen und Schüler schreiben anfangs eine unverbundene Schrift, entwicklungsgemäß erwerben sie darauf aufbauend eine verbundene Schrift. Sie achten beim Schreiben auf eine günstige Körperhaltung, auf die Lage des Papiers sowie auf die Haltung des Schreibgeräts und der ganzen Hand. Die Lehrkraft begleitet die Entwicklung der Händigkeit, der Schreibmotorik sowie der Körper- und Stifthaltung aller Schülerinnen und Schüler. Durch individuelle Hinweise unterstützt sie die Ausbildung einer formschönen, flüssig geschriebenen und gut lesbaren Schrift, die das Arbeitsgedächtnis entlastet und es den Schülerinnen und Schülern erleichtert, ihre Aufmerksamkeit auf ihre Texte selbst zu richten. Dabei setzen sie zunehmend routiniert Strategien der Rechtschreibung um.
Texte planen und schreiben
Aufbauend auf ihren Leseerfahrungen und Fähigkeiten zur Texterschließung vergegenwärtigen sich die Schülerinnen und Schüler, dass Texte verschiedene Absichten verfolgen und dementsprechend aufgebaut sowie sprachlich gestaltet sind. Im Schreibunterricht tauschen sie sich mit der Lehrkraft sowie untereinander über ihre Texte aus. In der Grundschulstufe erhalten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, bereits ab Schulbeginn eigene kleine Texte zu verschriften, um ihnen die Bedeutung von Schrift für die Kommunikation eigener Erfahrungen anschaulich zu machen und eine grundlegende Schreibmotivation aufzubauen. Die Lehrkraft wirkt darauf hin, dass normgerechte Schreibungen systematisch eingeübt werden und zeigt Unterschiede zwischen der Schreibung der Schülerin oder des Schülers und der rechtschriftlichen Schreibweise auf.
In der Mittelschulstufe planen und entwerfen die Schülerinnen und Schüler erzählende, informierende, kommentierende, argumentierende und appellierende Texte, die sich am potenziellen Adressaten, am Schreibziel und an ihrem individuellen Sprachstand orientieren. Dabei beachten und verwenden sie geeignete sprachliche Mittel und formale Konventionen. Sie nutzen das Schreiben zur Kommunikation, zur Strukturierung eigener Aufzeichnungen, zur Aufbewahrung von Informationen und zur gedanklichen Auseinandersetzung mit Sachverhalten sowie mit sich selbst. Berufsorientierenden Texten kommt eine zunehmend größere Bedeutung zu. Durch die Bewältigung kreativer Schreibaufgaben mit motivierenden Schreibanlässen erweitern die Schülerinnen und Schüler ihre schriftlichen Ausdrucks- und Gestaltungsmöglichkeiten.
Texte überarbeiten
Die Schülerinnen und Schüler machen ihre Entwürfe zum Gegenstand gemeinsamen Nachdenkens, geben Rückmeldungen und überarbeiten sie mit Blick auf eine geeignete Form der Präsentation. Dabei unterstützt die Lehrkraft die Kinder und Jugendlichen bei der Erstellung einer Fassung, die rechtschriftlich und sprachlich fehlerfrei sowie ästhetisch ansprechend ist.
In der Mittelschulstufe erwerben die Schülerinnen und Schüler Strategien und Techniken, um fremde und eigene Texte nach inhaltlichen, sprachlichen und rechtschriftlichen Formvorgaben zu überarbeiten. Sie unterstützen sich durch konstruktive Kritik und werden sich zunehmend des Wertes dieser Unterstützung für die Qualität der Texte bewusst. Die Reflexion über den eigenen Lernprozess führt zu weiteren Schreibzielen und stärkt die Schreibkompetenz.
Sprache – Wortschatz, Strukturen, Sprachgebrauch entwickeln, untersuchen und reflektieren
Zentrale sinntragende Einheiten jeder Sprache sind deren Wörter, die phonologische, semantische, grammatikalische und pragmatische Informationen enthalten. Dem systematischen und gesicherten Erwerb von Grund-, Fach- und Bildungswortschatz sind alle Fächer des Unterrichts der Grundschule verpflichtet. Im Fach Deutsch entwickeln die Schülerinnen und Schüler Strategien zum effektiven Erlernen, Sichern, Differenzieren und situationsgerechten Anwenden von Wortschatz. Aus der zunehmend differenzierteren Reflexion über die sinnvolle und korrekte Verknüpfung von Wörtern in grammatikalischen Strukturen erwerben die Schülerinnen und Schüler die Fähigkeit, sich in der deutschen Sprache bewusst auszudrücken.
In jedem Deutschunterricht werden grundlegende Rechtschreibstrategien erworben. Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Bereich Hören und daraus resultierendem Sprech- und Sprachförderbedarf benötigen dabei besondere Unterstützung, um gesprochene Sprache phonologisch bewusst zu verschriften und orthographische wie morphologische Regeln sowie grammatikalisches Wissen zu berücksichtigen. Anknüpfend an ihre Spracherfahrungen entwickeln die Kinder und Jugendlichen ihr Sprachgefühl weiter und gehen bewusst mit Sprache um. In altersgemäßen, lebensnahen Sprach- und Kommunikationssituationen erfahren und untersuchen sie die deutsche Sprache in ihren Verwendungszusammenhängen.
Wortschatz erarbeiten und situationsgemäß verwenden
Kinder und Jugendliche mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Bereich Hören haben nicht oder nur eingeschränkt die Möglichkeit, Lautsprache auf natürlichem Weg über auditives Erfassen und Nachahmen zu erlernen. Wortinhalte, feststehende Verb-Präpositionsverknüpfungen, Floskeln, Redewendungen, Komposita, die durch die Verknüpfung von Hören und Anwenden automatisch erlernt und gefestigt werden, müssen Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Bereich Hören bewusst und angeleitet erlernen. Aufgabe des Deutschunterrichtes am Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt Hören ist es, einen altersgemäßen Alltags- sowie Fach- und Bildungswortschatz aufzubauen. Die Schülerinnen und Schüler strukturieren den erlernten Wortschatz und wenden ihn in vorgegebenen und spontanen Situationen schriftlich, mündlich und/oder gebärdend an. Sie setzen Strategien zur selbständigen Wortinhaltserarbeitung ein. Diese aktive Wortschatzarbeit erstreckt sich über die gesamte Schulzeit der Schülerinnen und Schüler und zeichnet sich durch zunehmende Differenziertheit und Komplexität der Wörter, Strukturen und Wortthemenfelder aus.
Sich in der Sprache bewusst ausdrücken (GS)
Schülerinnen und Schüler am Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt Hören werden im Deutschunterricht dazu befähigt, die erlernten Wortinhalte sinngemäß korrekt sowie zweck- und zielgerichtet zu verwenden. Sie verstehen und bilden Aussage- und Fragesätze, drücken Besitzverhältnisse aus, beschreiben Eigenschaften und Gegebenheiten, formulieren Meinungen, geben Informationen weiter und drücken Wünsche und Anliegen aus. Dabei verwenden sie verschiedene Zeitformen und Modi und unterscheiden zwischen persönlichen und unpersönlichen, sachbezogenen Äußerungen. Der Aufbau einer bewussten sprachlichen Ausdrucksfähigkeit erstreckt sich auf laut- und schriftsprachlicher Ebene und bezieht ggf. Gebärdenunterstützung bzw. vergleichend die Deutsche Gebärdensprache mit ein.
Sprachen vergleichen und untersuchen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede entdecken (GS)
Der Vergleich von Sprachen und Schriftsystemen fördert die Sprachbewusstheit. So erweitern Schülerinnen und Schüler zunehmend ihre sprachlichen Verständnis- und Ausdrucksmöglichkeiten in Bezug auf Wortschatz, Wortwahl und sprachliche Strukturen. Sie unterscheiden anhand konkreter Beispiele zwischen Alltags-, Bildungs- und Fachsprache sowie Dialekt, untersuchen Wörter in Fremdsprachen und vergleichen ggf. mit der Deutschen Gebärdensprache.
Sprachstrukturen entwickeln und untersuchen
Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt im Bereich Hören untersuchen sprachliche Strukturen in Wörtern und wenden diese an, um sich sinngemäß auszudrücken. Sie nutzen ihr erworbenes Wissen um Wortfamilien, Wortbausteine, Prä- und Suffixe, um selbständig Wörter zu entwickeln und ihrer Bedeutung gemäß einzusetzen. Dabei achten sie auf den Kontextzusammenhang. Die Entwicklung und Untersuchung von Sprachstrukturen erweitert sich von Wörtern auf Sätze, Satzgefüge und schließlich Texte.
Sprachliche Verständigung und Sprachgebrauch untersuchen und reflektieren
In der Grundschulstufe untersuchen die Schülerinnen und Schüler gesprochene und geschriebene Sprache (Alltags- und Bildungssprache) sowie unterschiedliche Sprachregister in ihrer Form, Absicht, situativen Angemessenheit und Wirkung, auch unterschiedliche mediale Darstellungen betreffend. Sie gehen dabei von konkreten Situationen in ihrem Alltag aus.
Die in der Grundschule erworbenen Sprachstrukturen in Wörtern, Sätzen und Texten bzw. die erlernte Kompetenz, Sprachstrukturen zu erkennen, zu verändern und zu verwenden wird im Deutschunterricht der Mittelschulstufe am Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt Hören auf eine weitere, reflektierende Ebene geführt. Die Schülerinnen und Schüler erweitern stetig ihr Wissen um Regelhaftigkeiten und Ausnahmefälle der Sprache, erkennen diese und wenden sie selbständig bei der Bildung von Wörtern und der Formulierung von Sätzen und Texten an. Vorgegebene Strukturen werden erkannt, mithilfe erworbener Strategien mit dem bekannten Wissen verglichen und hinsichtlich ihrer Funktion analysiert. Verschiedene Sprachstile werden anhand ihrer Merkmale benannt und ihrer Absicht zugeordnet.
In der Mittelschulstufe unterstützt die Reflexion über den Einsatz spezifischer sprachstruktureller Mittel, Konventionen und Bilder die Schülerinnen und Schüler in ihrem eigenen Sprachhandeln und ermöglicht eine differenzierte Ausdrucksweise.
Die Schülerinnen und Schüler entwickeln ihre Sprachbewusstheit weiter, indem sie über Wortschatz sowie über Satz- und Textstrukturen in unterschiedlichen sprachlichen Situationen nachdenken, deren Funktion erfassen und die Erkenntnisse situations- und intentionsgemäß anwenden.
Richtig schreiben und Rechtschreibstrategien anwenden
Die Untersuchung und Reflexion von Sprachgebrauch und Sprache begleiten auch den Rechtschreibunterricht. In der Grundschulstufe stehen dabei die bewusste Anwendung von Strategien sowie die kontinuierliche Übung zum Aufbau von Routinen im Mittelpunkt. Im Prozess des Lesen- und Schreibenlernens werden zunächst phonologische und silbische Prinzipien ausdifferenziert und folgend systematisch ergänzt durch morphologisches und grammatikalisches Wissen. Rechtschreibübungen finden nicht isoliert und ohne Anwendungsbezug statt, sondern sind eingebunden in sinnvolle Kontexte. Die Schülerinnen und Schüler bauen eine rechtschreibbewusste Haltung auf, erfragen Schreibungen und nutzen Wortlisten und Wörterbücher. Dem Bereich Richtig schreiben ist ein Grundwortschatz im Sinne eines Modellwortschatzes zugeordnet, an dem die Schülerinnen und Schüler grundlegende Erkenntnisse zu den orthographischen Prinzipien erarbeiten und Rechtschreibstrategien und -regeln sowie Sonderschreibungen anwenden. Dieser Grundwortschatz wird ergänzt durch einen individuellen Übungswortschatz, welcher die spezifischen Interessen und den Entwicklungsstand des einzelnen Kindes berücksichtigt. Systematische Fehlschreibungen bieten der Lehrkraft einen Einblick in vorhandene Kompetenzen und individuelle Lernstrategien im Sinne einer pädagogischen Diagnostik und geben Anhaltspunkte für passende Lernangebote.
In der Mittelschulstufe wird die Anwendung von Rechtschreibstrategien weiterentwickelt und vertieft. Ziel ist ein zunehmend eigenständiges Erkennen eigener Fehlerschwerpunkte und die Verbesserung der individuellen Rechtschreibleistung.
3 Aufbau des Fachlehrplans im Fach Deutsch
Der Fachlehrplan Deutsch für den Förderschwerpunkt Hören gliedert sich – angelehnt an die Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz im Fach Deutsch – in vier Lernbereiche, die mit den im Kompetenzstrukturmodell dargestellten Kompetenzbereichen identisch sind.
Grundlegende Kompetenzen und Fachlehrplan werden für die Mittelschule in den Jahrgangsstufen 7, 8 und 9 jeweils in einem Lehrplan für die Regelklasse und einem inhaltlich weitgehend identischen, im Anspruch aber erhöhten Lehrplan für die Mittlere-Reife-Klasse ausgeführt.
Im Gegensatz zu anderen Fächern sind die sprachlichen Inhalte in die Kompetenzerwartungen integriert und nicht gesondert ausgewiesen. Thematische Zuordnungen sind, mit Ausnahme berufsorientierender Themen in Jahrgangsstufen 8 bis 10, nicht vorgesehen.
Schüler und Schülerinnen mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Bereich Hören verfügen über unterschiedliche sprachliche Vorerfahrungen. Es kann von keinem einheitlichen Sprachentwicklungsstand ausgegangen werden. Deshalb orientiert sich die Lehrkraft in ihrer Kompetenzerwartung am individuellen Sprachstand und Hörvermögen der einzelnen Schülerin/des einzelnen Schülers. Die Inhalte werden an die jeweilige Lebenssituation und an die individuelle Sprachentwicklung der Schülerin/des Schülers angepasst.
4 Zusammenarbeit mit anderen Fächern
Als Leitfach für die Sprachliche Bildung steht das Fach Deutsch in enger Verbindung mit anderen Fächern. Auditiv und/oder visuell Wahrnehmen und Kommunizieren, Lesen und Schreiben sowie der Umgang mit Medien und die Ausbildung von Sprachkompetenz bilden eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Bildungsbeteiligung und für die Persönlichkeitsentwicklung. In der Mittelschulstufe werden die schulischen Fachsprachen durch das Aufgreifen von Themen aus dem Fachunterricht im Fach Deutsch weiterentwickelt.
Beteiligt ist das Fach Deutsch an allen Projekten bis hin zur Projektprüfung durch Recherche, Textverarbeitung und sprachliche wie mediale Gestaltung von Arbeitsergebnissen.
Der Unterricht im Fach Deutsch am Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt Hören unterstützt die Schülerinnen und Schüler dabei, den Anforderungen des Fachunterrichts gerecht zu werden. Durch Themen und Texte aus den anderen Fächern werden Wortschatz und sprachliche Strukturen des Fachunterrichts unterstützend aufgenommen und die begrifflichen und sprachlichen Voraussetzungen für die Mitarbeit in den anderen Fächern entwickelt. Gleichzeitig beurteilen die Lehrkräfte aller Fächer regelmäßig den Sprachstand ihrer Schülerinnen und Schüler sowie den daraus resultierenden individuellen Sprachförderbedarf, um ihren Fachunterricht und ihre Unterrichtsmaterialien dem jeweiligen Hörvermögen und Sprachentwicklungsstand anzupassen.
5.1 Sprachliche Bildung
Sprachliche Bildung ist im Förderzentrum Unterrichtsprinzip und Aufgabe aller Fächer. Gespräche über Fragestellungen, Vorgehensweisen und Ergebnisse finden zu einem großen Teil im Fachunterricht statt. Sach- und Gebrauchstexte erschließen die Schülerinnen und Schüler mithilfe von Lesestrategien und erweitern ihre Verstehens- und Ausdrucksmöglichkeiten, in Bezug auf ihre gesprochene Sprache als auch auf ihre schriftlichen Texte. Sie differenzieren ihren fachspezifischen Wortschatz aus und achten auf sprachliche Genauigkeit. Sie festigen ihr Sprachhandeln, indem sie sich mit den Normen von Alltags- und Standardsprache auseinandersetzen und diese bewusst anwenden.
Das Fach Deutsch am Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt Hören unterstützt Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Bereich Hören und mit daraus resultierendem Sprachförderbedarf in ihrer sprachlichen Bildung. Die Schülerinnen und Schüler erfahren die Angemessenheit der einzelnen Sprachregister hinsichtlich der Situation, des Adressaten und der sozialen Gegebenheit. Sie nutzen sach- und partnerbezogene Situationen zur Erweiterung ihrer Sprachhandlungskompetenz und pflegen angemessene Sprach- und Umgangsformen als Ausdruck gegenseitiger Wertschätzung und des Respekts.
5.2 Interkulturelle Bildung
Zur Interkulturellen Bildung trägt der Deutschunterricht bei, indem er Verschiedenheit und ihre Wertschätzung erfahrbar macht. In einer Lerngruppe mit Kindern und Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft, Erstsprache und mit unterschiedlichen Sprachsystemen (Lautsprache oder Gebärdensprache) lernen diese, dass es neben sprachlichen auch kulturelle Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt. Dies betrifft nicht nur Feiern, Feste oder Rituale, sondern auch das Repertoire an bekannten Geschichten und Figuren.
In enger Kooperation mit dem Fach Deutsch als Zweitsprache und ggf. dem Fach Deutsche Gebärdensprache erwerben mehrsprachige Schülerinnen und Schüler im Fach Deutsch die sprachliche Basis, die für den schulischen und beruflichen Bildungsweg in allen Fachbereichen notwendig ist. Neben der sprachlichen Kompetenzerweiterung bieten die vielfältigen Themen des Faches eine Möglichkeit, mit der deutschen Gesellschaft und ihren Grundwerten vertraut zu werden.
Informationen aus Texten unterschiedlicher Kulturen werden erweitert durch persönliche Erfahrungen der mehrsprachigen Schülerinnen und Schüler, die damit einen wertvollen Beitrag zur interkulturellen Bildung aller leisten. Das Finden gemeinsamer Werte bei kulturell unterschiedlicher Ausrichtung bereitet auf die zunehmend internationale Verflechtung von Gesellschaft und Wirtschaft vor.
5.3 Kulturelle Bildung
Der Deutschunterricht des Förderzentrums mit dem Förderschwerpunkt Hören leistet einen zentralen Beitrag zur Kulturellen Bildung. In der Auseinandersetzung mit Sprache, Sprachsystemen, Literatur und Medien erweitern die Schülerinnen und Schüler ihre Fähigkeiten zu differenziertem Wahrnehmen, Erfahren und Erleben sowie ihre eigenen Gestaltungsmöglichkeiten. Insbesondere die Beschäftigung mit Literatur aus anderen Ländern und Sprachen, die Auseinandersetzung mit Filmen oder der Besuch von Theatervorstellungen schulen sprachlich ästhetisches Empfinden und eröffnen Zugänge zu Werten der Kultur unserer Gesellschaft. Durch die eigene kreative Gestaltung von Texten oder weiteren Medienprodukten erleben sich die Schülerinnen und Schüler als Kulturschaffende und gewinnen eine Haltung, welche künstlerisches Schaffen und kulturelle Leistung wertschätzt.
5.4 Medienbildung/Digitale Bildung
Die Schülerinnen und Schüler am Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt Hören setzen sich im Deutschunterricht bewusst und angeleitet in entwicklungsgemäßer Weise mit Medien (z. B. Printmedien, Filmen mit Untertitel, digitalen und interaktiven Medien wie Computer, Internet) sowie deren Inhalten auseinander und nutzen sie auch zur Produktion eigener Texte und Medienbeiträge. Sie gewinnen Einsichten zur Beurteilung von Zielen und Wirkungen von Medienbotschaften und reflektieren ihre eigenen Medienerfahrungen sowie ihre Mediennutzung. Dabei ist die Lesekompetenz eine wesentliche Grundlage der Medienbildung.
Über den eigenen Medienkonsum findet ein Austausch statt, bei dem die Schülerinnen und Schüler ihre Nutzungsgewohnheiten überdenken. Sie untersuchen Medien im Hinblick auf ihre Eignung für Menschen mit einer Hörschädigung. Kreativität und Medienkompetenz zeigen sich in der Gestaltung von Medienprodukten für Vorträge, Projekte und Unterhaltung auch in Kooperation mit anderen Fächern.
5.5 Soziales Lernen
Der Deutschunterricht fördert das Soziale Lernen der Schülerinnen und Schüler. Die Schülerinnen und Schüler erlernen und nutzen sprachliche Formen der Höflichkeit und Wertschätzung sowie Möglichkeiten einer konstruktiv-dialogischen Gesprächsführung. Unterschiede im sprachlichen Entwicklungsstand sowie die Verwendung verschiedener Sprachvarietäten (z. B. Dialekt, Jugendsprache, gebärdengestützte Lautsprache) bieten zahlreiche Lerngelegenheiten.
Um Konflikte konstruktiv auszutragen, wenden die Schülerinnen und Schüler die im Deutschunterricht erworbenen Diskussionsregeln und Argumentationstechniken an. Diese beinhalten auch die Kompetenz, bei unterschiedlichen Standpunkten Kompromisse zu schließen.
Ein soziales Miteinander hängt in großem Maße von einer funktionierenden Kommunikation ab. Aufgabe des Deutschunterrichtes am Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt Hören ist es, hierfür die nötige Grundlage bei der Schülerschaft zu generieren. Durch den Austausch und das dadurch ermöglichte gegenseitige Kennenlernen akzeptieren die Schülerinnen und Schüler am Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt Hören andere in ihrer Eigenart und gehen einfühlsam und respektvoll mit Unterschieden um. Durch das bewusste Miteinander von Schülerinnen und Schülern mit unterschiedlichem Förderbedarf im Bereich Hören und unterschiedlicher kultureller Prägung entsteht eine Förderung der Unvoreingenommenheit in der Fremdwahrnehmung, der Selbstreflexion und der Empathie.
5.6 Werteerziehung
Der Deutschunterricht trägt durch Texte, Gespräche oder Projekte zu unterschiedlichen gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen, religiösen und kulturellen Themen zur Persönlichkeitsbildung bei, indem unterschiedliche Positionen dargestellt und auf der Grundlage von Werten begründet werden. Das Lesen und Reflektieren literarischer Werke konfrontiert mit unterschiedlichen Werten, die eine eigene Stellungnahme erfordern. Implizite Wertevermittlung durch mediale Bilder und Filme kann erkannt und besprochen werden. Eigenes soziales und mediales Handeln in sozialen Netzwerken wird werteorientiert reflektiert.
Durch den Leseunterricht erhalten Schülerinnen und Schüler am Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt Hören die Fähigkeit, literarische und pragmatische Texte zu erfassen und dort vermittelte Normen und Werte bei ihrer Persönlichkeitsbildung reflektiert einzubeziehen. Die erreichte Sprachkompetenz ermöglicht es den Jugendlichen, an Diskussionen teilzunehmen, ihre Standpunkte und Einstellungen zu vertreten und ggf. zu überdenken. Durch diese reflektierte Auseinandersetzung mit Werten und Normen gelangen die Schülerinnen und Schüler zu einem verlässlichen Orientierungsmaßstab für ihr Handeln. Sie gehen achtsam, respekt- und rücksichtsvoll miteinander um. Innerhalb der einzelnen Sprachebenen handeln sie situativ und sozial angemessen.
5.7 Berufliche Orientierung
Die Berufliche Orientierung ist ein profilbildendes Anliegen der Mittelschulstufe in den Fächern des Lernfeldes Berufsorientierung. Das Fach Deutsch unterstützt dies durch Rezeption berufsorientierender Schriften, die Klärung des Fachwortschatzes sowie der spezifischen Abkürzungen und Wendungen. Beteiligt ist das Fach Deutsch auch an der Erstellung von Schriftstücken für Bewerbungs-, Präsentations- und Projektmappen, der Gestaltung von Vorträgen und Präsentationen sowie der Entwicklung eines kompetenten Auftretens im Rahmen einer Bewerbung.