Ethik
1.1 Aufgabe und Bedeutung des Faches
Das Fach Ethik will den Schülerinnen und Schülern eine Orientierungshilfe bei Fragen und Problemen aus ihrem unmittelbaren Erfahrungsbereich in Alltag, Familie und Schule geben. Sie erkennen in der Auseinandersetzung mit eigenen Bedürfnissen und Haltungen die Bedeutung von Werten, die einem menschlichen und solidarischen Zusammenleben förderlich sind. Im Lauf der Schulzeit weitet sich der Blick auf größere Zusammenhänge und gesellschaftliche und globale ethische Probleme und Antworten. Dabei hat das Fach im Fächerkanon die Aufgabe, die Schülerinnen und Schüler bei ihrer Suche nach eigenen Lebenszielen und dem damit verbundenen Zurechtfinden in der Gesellschaft zu unterstützen. Die individuelle Entfaltung der Persönlichkeit soll im Bewusstsein sozialer Bindungen auf der Grundlage von Wertmaßstäben gefördert werden, die einer pluralistischen Gesellschaftsordnung entsprechen. Indem das Fach Ethik die Schülerinnen und Schüler zu „werteinsichtigem Urteilen und Handeln“ (Art. 47 BayEUG) befähigt, leistet es einen wesentlichen gesellschaftlichen Beitrag zu einem Miteinander auf der Grundlage gesellschaftlich anerkannter Wertvorstellungen. Gleichzeitig schafft es damit eine wichtige Voraussetzung für ein gelingendes Leben des Einzelnen.
Für Schülerinnen und Schüler, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen, ist der Ethikunterricht Pflichtfach (Art. 47 Abs. 1 BayEUG). Er orientiert sich in seiner grundlegenden Zielsetzung an den sittlichen Grundsätzen, wie sie in der Verfassung des Freistaates Bayern und im Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland niedergelegt sind. Im Übrigen berücksichtigt er die Pluralität der Bekenntnisse und Weltanschauungen. Insbesondere orientiert er sich bezüglich seiner inhaltlichen Rahmenbedingungen an den Aussagen der Bayerischen Verfassung in Artikel 131 und den Festlegungen des Grundrechtekatalogs im Grundgesetz. Die Erziehung zu Toleranz, Selbstbeherrschung und Achtung der Überzeugungen der Andersdenkenden sowie zur Übernahme von Verantwortung sind weitere Beispiele dieser Orientierung. Die Achtung vor der Würde des Menschen ist unverzichtbare Grundlage des Ethikunterrichts, der auf diese Weise auch einen Beitrag zur Gewissensbildung der Schülerinnen und Schüler leistet.
1.2 Selbstverständnis des Faches
Im Mittelpunkt des Ethikunterrichts stehen die Schülerinnen und Schüler als Personen, die über sich selbst und ihre eigenen Werte nachdenken, die bewusst handeln und ihr Leben verantwortlich führen. In diesem Sinne zielt das Fach bereits in der Grundschulstufe auf die Entwicklung einer reflektierten, von Vernunft geleiteten Persönlichkeit, die selbständig überlegt und handelt, die eigene Haltungen und Denkmuster kritisch infrage stellt und die sich der Bedeutung des Mitmenschen und der Mitwelt bewusst ist. Ein besonderer Stellenwert kommt dabei den vielfältigen Möglichkeiten eines altersgemäßen Philosophierens zu.
Die Schülerinnen und Schüler erleben in der Mittelschulstufe wichtige Phasen ihrer Persönlichkeitsentwicklung. Die Suche nach Selbstfindung und das Streben nach größerer Unabhängigkeit führen häufig zur Ablösung von bisher vertrauten und anerkannten Autoritäten. Im Ethikunterricht lernen die Schülerinnen und Schüler, ihre eigenen Wünsche nach individueller Entfaltung nicht isoliert zu sehen. Sie erkennen in der Auseinandersetzung mit eigenen Bedürfnissen und Haltungen die Bedeutung von Werten und Normen, die einem menschlichen und solidarischen Zusammenleben förderlich sind. Indem der Ethikunterricht die Schülerinnen und Schüler dazu anleitet, sich selbst und ihre Mitmenschen bewusst wahrzunehmen, fördert er nicht nur die Entwicklung des eigenen Selbstbewusstseins und Selbstwertgefühls, sondern ebenso das Bewusstsein für die Würde des anderen und die Achtung gegenüber dessen Bedürfnissen und berechtigten Ansprüchen. Dabei spielt auch der Respekt für das Selbstbestimmungsrecht und die Selbständigkeit von Menschen mit Behinderung eine Rolle.
1.3 Beitrag des Faches zur Bildung
Die Zeit in der Grundschulstufe ist geprägt von einer sich allmählich erweiternden Lebenswelt, mit der sich das Kind auseinandersetzt. Im Ethikunterricht lernen die Schülerinnen und Schüler, sich selbst und ihre Mitmenschen bewusst wahrzunehmen. Damit wird die Entwicklung des eigenen Selbstbewusstseins und Selbstwertgefühls ebenso gefördert wie das Bewusstsein für den Eigenwert des anderen und die Achtung gegenüber dessen Bedürfnissen und berechtigten Ansprüchen. Mit Blick auf die Inklusion spielt dabei auch der respektvolle Umgang mit Menschen mit sichtbarer Behinderung eine besondere Rolle. Im Zusammenleben mit den unterschiedlichsten Menschen ihrer Alltagswelt erkennen die Schülerinnen und Schüler im Ethikunterricht schließlich, dass dieses Miteinander einer Regelung bedarf, die von den Betroffenen akzeptiert werden muss.
Gemeinsames Lernen von Schülerinnen und Schülern, die aus verschiedenen Kulturkreisen stammen, soll dem Einzelnen die Chance eröffnen, seine eigenen kulturellen Wurzeln zu erkennen und unter Achtung der Überzeugung der anderen Verantwortung für das Zusammenleben der Menschen zu übernehmen. Die Schülerinnen und Schüler erwerben deshalb auch Kenntnisse über wichtige Wertvorstellungen in verschiedenen Kulturen und über die Religionen, die diese Kulturen prägen. Der Ethikunterricht legt damit eine wesentliche Grundlage für ein von Wertschätzung und Toleranz geprägtes Miteinander von Menschen unterschiedlicher Herkunft und Glaubensvorstellungen. Er will den Schülerinnen und Schülern Gewaltlosigkeit als unverzichtbares Prinzip für die Bewältigung von Meinungsverschiedenheiten und von Konflikten vermitteln und sie befähigen, mit Herausforderungen, die sich ihnen in diesem Zusammenhang stellen, entsprechend umzugehen.
Ethische Fragen, die sich aus dem Verhältnis des Menschen zur Natur, aus seinem Umgang mit technischen Errungenschaften und aus dem Leben in einer globalisierten Welt ergeben, sind mit Herausforderungen verbunden, die ein reflektiertes und verantwortungsbewusstes Handeln des Einzelnen erfordern. Der Ethikunterricht leistet hier einen wesentlichen Beitrag, indem er ein Bewusstsein für den Zusammenhang zwischen dem eigenen Handeln bzw. Verhalten und den Problemen der modernen Welt schafft und bei den Schülerinnen und Schülern Möglichkeiten zur Problembewältigung entwickelt.
2.1 Kompetenzstrukturmodell
Im Kompetenzstrukturmodell für das Fach Ethik sind die Gegenstandsbereiche mit den ethischen Leitbegriffen Werte, Normen, Moral und Sinn verbunden, wodurch der spezifische Charakter des Faches sichtbar wird. Die prozessbezogenen Kompetenzen, die in Ethik gefördert werden, gliedern sich in die vier Bereiche erkennen und verstehen, nachdenken und urteilen, einfühlen und Anteil nehmen sowie ethisch handeln und kommunizieren, wobei Kompetenzen eines Bereichs solche eines anderen voraussetzen bzw. einschließen oder ergänzen können.
Das Kompetenzstrukturmodell des Faches Ethik erhält eine Erweiterung durch die vier Entwicklungsbereiche Motorik und Wahrnehmung, Denken und Lernstrategien, Kommunikation und Sprache sowie Emotionen und soziales Handeln, deren Zusammenwirken erfolgreiche Lernprozesse ermöglicht. Die persönlichen Ressourcen in den Entwicklungsbereichen sind die Grundlage für die Planung und Gestaltung von Lernsituationen.
Erkennen und verstehen
Diese kognitive prozessbezogene Kompetenz befähigt dazu, ethisch bedeutsame Dinge, Sachverhalte und Herausforderungen im Leben und Zusammenleben gedanklich zu durchdringen oder sich zu vergegenwärtigen.
Einfühlen und Anteil nehmen
Diese Kompetenz steht für die verschiedenen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler, ihren Mitmenschen mit seinen Bedürfnissen bewusst wahrnehmen und darauf angemessen reagieren zu können. In diesem Zusammenhang spielt die Einübung von Perspektivenwechseln eine wichtige Rolle. Die Schülerinnen und Schüler sollen nicht nur die eigene Position bezüglich eines Themas formulieren können, sondern sich auch die emotionalen Konsequenzen für eine fremde handelnde Person vorstellen und diese ausdrücken können.
Überlegen und urteilen
Überlegen und urteilen umfasst alle geistigen Fähigkeiten und Fertigkeiten, die es den Schülerinnen und Schülern ermöglichen, sich Problemen eigenständig reflektierend, wertend und urteilend zu stellen und konstruktive Lösungswege aufzuzeigen. Konfrontiert mit vielfältigen, auch gegensätzlichen Ansichten, Ideen und Lebensbildern sollen die Schülerinnen und Schüler verschiedenartige Entscheidungsmöglichkeiten erkennen, gegeneinander abwägen und versuchen, sich begründete, eigenständige Meinungen zu bilden.
Ethisch handeln und kommunizieren
Ethisch handeln und kommunizieren beinhaltet Kompetenzen, mit denen die Schülerinnen und Schüler konkrete ethische Herausforderungen in altersgemäßer Weise in Wort und Tat verantwortlich bewältigen.
Menschsein
Menschsein artikuliert sich insbesondere in der Beschäftigung der Schülerinnen und Schüler mit ihren Fähigkeiten, Wünschen und Gedanken und den verschiedenen Möglichkeiten, ihr Leben zu führen und selbst zu gestalten.
Zusammenleben
Der Gegenstandsbereich Zusammenleben bildet im besonderen Maße den Rahmen zur Entwicklung vielfältiger sozialer Kompetenzen, wie sie z. B. in Familie, Freundschaft und Partnerschaft zum Tragen kommen.
Religion und Kultur
Dieser Gegenstandsbereich entwickelt ethische Kompetenzen in der Auseinandersetzung mit den Wertvorstellungen verschiedener Kulturen und der sie prägenden Religionen und befähigt dazu, das eigene Welt- und Menschenbild zu überprüfen, zu erweitern und zu festigen.
Die moderne Welt
Der Gegenstandsbereich die moderne Welt trägt dem Umstand Rechnung, dass mit den technischen Errungenschaften, welche die menschliche Zivilisation seit mehr als 150 Jahren in immer neuer Form prägen, neuartige ethische Herausforderungen entstanden sind.
2.4 Die Leitbegriffe des Faches Ethik
Der Unterricht im Fach Ethik für Schülerinnen und Schüler mit dem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung bezieht sich in unterschiedlicher Weise immer auf Moral und Normen, Werte und Sinn. Im Mittelpunkt der Beschäftigung mit den verschiedenen Gegenstandsbereichen in Ethik steht oft die Frage nach einem moralisch vertretbaren Handeln, also danach, was ein richtiges von einem falschen Handeln unterscheidet. Die Schülerinnen und Schüler setzen sich darüber hinaus regelmäßig damit auseinander, welche Bedeutung bestimmte Normen und Werte für unsere Haltungen und unser Verhalten haben. Und schließlich stellt sich im Ethikunterricht die zentrale Frage nach dem Sinn des menschlichen Lebens. Die Schülerinnen und Schüler erfassen in altersgemäßer Weise die Tragweite dieser Frage für das eigene Handeln und Planen.
Motorik und Wahrnehmung
Individuelle Wahrnehmungsprozesse sind Bestandteile ethischen Denkens und Handelns. In einer vertrauensvollen Unterrichtsatmosphäre setzen sich die Schülerinnen und Schüler intensiv mit subjektiven Empfindungen auseinander, nehmen Gefühle und Befindlichkeiten ihrer Mitmenschen differenziert wahr und verbalisieren diese. Im Rahmen von Wahrnehmungsübungen und Rollenspielen lernen sie, Mimik, Gestik, Körperhaltung, Bewegungen und Tonfall von menschlichen Äußerungen zu beobachten und zu beschreiben.
Denken und Lernstrategien
Der Erwerb ethischer Kompetenzen ist mit der Aneignung von Denkstrategien zur Entwicklung von Urteils- und Entscheidungsfähigkeit verknüpft. Ausgehend von eigenen Erfahrungen hinterfragen die Schülerinnen und Schüler Verhaltensweisen, Handlungsmotive und Regeln in ihrem Lebensumfeld. In der Auseinandersetzung mit eigenen und fremden Bedürfnissen verstehen die Schülerinnen und Schüler die Bedeutung von Normen und Werten für gelingendes Zusammenleben. In angeleiteten Rollenspielen üben sie den Perspektivenwechsel. Die Schülerinnen und Schüler nutzen Wertmaßstäbe zur Meinungs- und Urteilsbildung sowie zur Entscheidungsfindung. Sie beschreiben konkrete Handlungsmöglichkeiten und wenden sie in schulischen Projekten und in ihrem Alltag an. Sie lösen moralische Dilemmata, indem sie konkurrierende Werte beschreiben, Folgen von Handlungen abschätzen und sich bewusst entscheiden. Um analytisch über ethische Fragen nachzudenken, Erkenntnisse zu gewinnen sowie moralische Werte zu verstehen, nutzen die Schülerinnen und Schüler Methoden altersgemäßen Philosophierens. Die Schülerinnen und Schüler überprüfen und beurteilen unterschiedliche Autoritäten und Sinnangebote anhand ethischer Kriterien und entscheiden sich für Möglichkeiten, dem eigenen Leben Sinn zu geben.
Die Schülerinnen und Schüler vergleichen Selbst- und Fremdwahrnehmung, um eigene Fähigkeiten und Talente zu erkennen. Sie nehmen bewusst wahr, was ihnen für die augenblickliche und zukünftige Gestaltung ihrer Lebenswelt wichtig ist, indem sie Bedürfnisse, Präferenzen sowie Werthaltungen mit Unterstützung durch die Lehrkraft beschreiben und reflektieren. Wertschätzende Ermutigung durch die Lehrkraft unterstützt die offene Auseinandersetzung mit persönlichen Grenzen.
Kommunikation und Sprache
Das Verstehen von Sprache ist Voraussetzung für den Erwerb ethischer Kompetenzen. In diesem Prozess werden die Schülerinnen und Schüler durch Formulierungshilfen und das sprachliche Modell der Lehrkraft unterstützt. Sie erweitern ihren Wortschatz, um Empfindungen, Bedürfnisse und Handlungsmotive differenziert zu beschreiben. Hierfür erstellen die Schülerinnen und Schüler themenbezogene und strukturierte Wortschatzsammlungen und sichern das Verständnis ethischer Fachbegriffe, indem sie Begriffe im Dialog und spielerisch in kommunikativen Situationen elaborieren sowie eigene Definitionen formulieren und überprüfen. Sie versprachlichen Fragen, Gedanken und Meinungen und nehmen begründet Stellung, um eigene Perspektiven nachvollziehbar zu äußern. Dabei erweitern sie den erarbeiteten Fachwortschatz in komplexen Satzstrukturen und verwenden ihn zunehmend selbständig.
Anhand von Geschichten und Biografien erwerben Schülerinnen und Schüler altersgemäß Erzählstrukturen. Moralisch zu handeln und zu kommunizieren erfordert in hohem Maße die Anwendung wertschätzender und verständigungsfördernder Sprachformen und Gesprächstechniken. Die Schülerinnen und Schüler erhalten Anleitung und Erprobungsmöglichkeiten in der vertrauten Lernumgebung, um wertschätzende Zuhör- und Gesprächstechniken mit Formulierungshilfen einzuüben und ihren Wert für gelingende Kommunikation zu erfahren. Sie interpretieren Körpersprache, um Empfindungen ihrer Mitmenschen bewusst wahrzunehmen und wenden Mimik und Gestik als Ausdrucksmittel für gegenseitiges Verstehen an.
Emotionen und soziales Handeln
Das Fach Ethik fördert die emotionale Entwicklung sowie das soziale Handeln der Schülerinnen und Schüler. In einer wertschätzenden Lernatmosphäre fühlen sich die Schülerinnen und Schüler in Mitmenschen fremder Kulturkreise und Menschen in existenziellen Grenzsituationen ein und bauen Empathie auf. Sie zeigen Mitgefühl und Anteilnahme, indem sie Gesten des Verstehens anwenden und Verständnis mimisch und sprachlich ausdrücken.
Die Schülerinnen und Schüler bringen Emotionen kontrolliert zum Ausdruck, indem sie Signale für Überreaktionen bei sich selbst wahrnehmen und individuell wirksame Regulationsmethoden anwenden. Dabei nutzen sie Übungen zur Reaktionsverzögerung und Selbstinstruktion sowie Rollenspiele zum Abbau von Ängsten, Wut und Unsicherheiten. Spielsituationen mit Gewinnern und Verlierern dienen als Trainings- und Bewährungsfeld, um anhand eindeutiger Signale Grenzen von anderen zu erkennen, Regulationstechniken zu erproben und Bedürfnisse rechtzeitig anzusprechen.
Sie nehmen eigene Fähigkeiten und Talente wahr, gehen mit Misserfolgssituationen konstruktiv um und entwickeln Zutrauen in ihre eigenen Fähigkeiten. Sie stärken ihr Selbstvertrauen, indem sie in der Gleichaltrigengruppe selbstbewusst einen begründeten Standpunkt vertreten und eigenverantwortlich Möglichkeiten der Selbstverwirklichung in Schule und Freizeit finden. Die Schülerinnen und Schüler übernehmen auch hinsichtlich der Berufswahlentscheidung Verantwortung für sich selbst, erkennen eigene Stärken und reflektieren Präferenzen und Werte. Sie handeln sozial verantwortlich, indem sie berechtigte Interessen anderer berücksichtigen. Im Rahmen sozialer Projekte zeigen und erleben sie soziales Engagement.
Ausgehend von Erfahrungen im familiären und befreundeten Umfeld erkennen sie Konflikte als Teil menschlichen Zusammenlebens. Sie sprechen diese sachlich an und lösen sie, indem sie Strategien der Konfliktlösung aus der Schulmediation einüben und anwenden. Dadurch wirken sie an einvernehmlichen Lösungen mit.
3 Aufbau des Fachlehrplans im Fach Ethik
Die entwicklungsbezogenen Kompetenzen in den Bereichen Motorik und Wahrnehmung, Denken und Lernstrategien, Sprache und Kommunikation sowie Emotionen und soziales Handeln bilden die Grundlage für den individuellen Kompetenzerwerb im Fach Ethik.
Von den Gegenstandsbereichen des Kompetenzstrukturmodells leiten sich im Fachlehrplan die einzelnen Lernbereiche ab. Die Lernbereiche beziehen sich auf die schulische und außerschulische Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler:
- Menschsein
- Zusammenleben
- Religion und Kultur
- die moderne Welt
Grundsätzlich können die Lernbereiche unabhängig von einer chronologischen Ordnung erarbeitet werden, wobei die Kompetenzerwartungen innerhalb der Lernbereiche aufeinander aufbauen sollen. Die Progression wird im Fach Ethik über eine thematische Ausweitung bei der Beschäftigung mit den Gegenstandsbereichen abgebildet. Über die Jahrgangsstufen hinweg ist ein Fortschreiten vom nahen Lebensumfeld der Schülerinnen und Schüler hin zu einer gesellschaftlichen und globalen Betrachtungsweise und vom Anschaulich-Konkreten zum Abstrakteren impliziert.
4 Zusammenarbeit mit anderen Fächern
Der Ethikunterricht stellt die Fragen nach dem Menschen und seinem Leben im Sinn eines ganzheitlichen Verständnisses und stützt sich daher vielfach inhaltlich auf einen fächerverbindenden Ansatz. Die Beschäftigung mit Themen wie Nachhaltigkeit, Medien oder Partnerschaft geben Gelegenheit zu einer fächerübergreifenden Zusammenarbeit mit Deutsch, Heimat- und Sachunterricht, Natur und Technik, Geschichte/Politik/Geographie sowie Wirtschaft und Beruf.
Eine Verbindung zum Deutschunterricht und dessen Kompetenzerwartungen ergibt sich im Ethikunterricht auch aus der Förderung vielfältiger sprachlicher Fähigkeiten bis zur Anbahnung eines philosophischen Dialogs: So sollen die Schülerinnen und Schüler eigene Gedanken verständlich und begrifflich differenziert ausdrücken, in Diskussionen Argumente austauschen und Texte verstehen und interpretieren. Durch einen sprachsensiblen und die Fachsprache entwickelnden Unterricht werden für mehrsprachige Schülerinnen und Schüler die sprachlichen Voraussetzungen für gelingendes Leben und erfolgreichen Kompetenzerwerb geschaffen.
Im Nachdenken insbesondere über Fragen der Religion, aber z. B. auch der Familien- und Sexualerziehung besteht eine Parallele zum konfessionellen Religionsunterricht. Daher ist ein Austausch mit den Lehrkräften für katholische bzw. evangelische Religionslehre wünschenswert, nicht zuletzt im Hinblick auf eine interkulturelle Verständigung unter den Schülerinnen und Schülern.
Die Beschäftigung mit Themen der Umweltgefährdung, des Naturschutzes, der Nachhaltigkeit, des Nutzens moderner Medien oder aus dem Bereich des Brauchtums legt ein fächerverbindendes Lernen mit den Sachfächern nahe. Nicht zuletzt ergeben sich Verbindungen zu den Fächern Kunst und Musik, wenn es um die kreative Darstellung der Inhalte geht.
5 Beitrag des Faches Ethik zu den übergreifenden Bildungs- und Erziehungszielen
Das Fach Ethik steht in enger Verbindung mit vielen der fächer- und schulartübergreifenden Bildungs- und Erziehungsziele.
5.1 Werteerziehung
Im Nachdenken darüber, wie eigene Werthaltungen das Handeln und Verhalten bestimmen, erweist sich die Werteerziehung als eine wesentliche Grundlage des Ethikunterrichts.
5.2 Soziales Lernen
Eine besondere Bedeutung hat im Ethikunterricht das Soziale Lernen. Hier finden sich übergreifende Berührungspunkte zu dem Gegenstandsbereich Zusammenleben, indem die Schülerinnen und Schüler u. a. lernen, achtsam und respektvoll miteinander umzugehen.
5.3 Politische Bildung
Eng verbunden mit dem Sozialen Lernen ist die Dimension der Politischen Bildung, die sich in den vielfältigen Ansätzen einer Demokratie- und Friedenserziehung im Ethikunterricht widerspiegelt.
5.4 Kulturelle Bildung und Interkulturelle Bildung
Kulturelle Bildung und Interkulturelle Bildung findet im Ethikunterricht immer dann statt, wenn die Vielfalt von Brauchtum und Kultur sowie Religionen und der Glaubensbekenntnisse als deren Vermittlungsinstanzen in den Blick geraten.
5.5 Familien- und Sexualerziehung
Ein gelingendes Leben in Familie und Partnerschaft wird im Ethikunterricht insbesondere im Hinblick auf konstruktive Kommunikation und die Wahrnehmung von Gefühlen und Bedürfnissen thematisiert.
5.6 Bildung für Nachhaltige Entwicklung (Umweltbildung, Globales Lernen)
Der Ethikunterricht fördert im besonderen Maße die Bildung für Nachhaltige Entwicklung, wenn er die Schülerinnen und Schüler dazu befähigt, sich in altersgemäßer Weise kritisch mit den Fragen des eigenen Umwelt- und Konsumverhaltens und des Natur- und Tierschutzes auseinanderzusetzen.
5.7 Berufliche Orientierung
Der Ethikunterricht gibt den Schülerinnen und Schülern Gelegenheit, ihre persönlichen Stärken und moralische Fragen der Arbeitswelt zu reflektieren, was sie in ihrer beruflichen Orientierung unterstützt.