Informatik
1.1 Teilhabe am gesellschaftlichen Leben
Informations- und Kommunikationstechnologien sowie die Verwendung von Informatiksystemen sind heute sowohl aus dem beruflichen Alltag als auch dem Privatleben nicht mehr wegzudenken. Die weltweite Vernetzung ermöglicht jedem den Zugriff auf eine große Menge an Daten. Dadurch eröffnen sich dem Einzelnen vielfältige Möglichkeiten, beispielsweise im Hinblick auf eine schnelle und qualitativ hochwertige Informationsbeschaffung; es ergeben sich gleichzeitig aber auch Risiken, etwa durch möglichen Missbrauch von Daten. Somit entsteht ein Spannungsfeld zwischen den Rechten und Interessen der Einzelpersonen, der gesellschaftlichen und ethischen Verantwortung und den möglichen Chancen, Risiken und Gefahren. Das Fach Informatik sowie das Wahlfach Informatik und digitales Gestalten zeigen den Heranwachsenden Wege, diese alltäglichen Herausforderungen in der global vernetzten Kommunikations- und Informationsgesellschaft angemessen und kompetent zu bewältigen.
Aufbauend auf systematischem und zeitbeständigem Basiswissen über Funktionsweise und innere Struktur von Informatiksystemen erwerben die Schülerinnen und Schüler im Informatikunterricht ein breit gefächertes Kompetenzspektrum, im Wahlfach Informatik und digitales Gestalten vertiefen die Schülerinnen und Schüler das im Informatikunterricht erworbene Kompetenzspektrum. Dieses versetzt sie in die Lage, Informatiksysteme sachgerecht und verantwortungsvoll zu nutzen und zudem deren grundsätzliche Möglichkeiten, Grenzen und Gefahren zu beurteilen. Darüber hinaus werden sie befähigt, Lösungen für informatische Problemstellungen z. B. im Bereich der Modellierung und Implementierung von Algorithmen selbständig und im Team zu entwickeln.
1.2 Anwendung der Informatik
Ein kompetenter Umgang mit Information, beispielsweise im Hinblick auf deren Beschaffung, Verarbeitung und Weitergabe, erfordert u. a. eine von der Zielsetzung abhängige, stimmige Strukturierung. Dazu wenden die Kinder und Jugendlichen im Fach Informatik verschiedene Ordnungsprinzipien (z. B. eine Klassifizierung nach gemeinsamen Eigenschaften) und Modellierungstechniken an.
Im Bereich der beruflichen Orientierung werden umfangreiche Aufgabenstellungen in Form von Projekten organisiert. In der Informatik gilt dies insbesondere für den zentralen Bereich der Softwareentwicklung, für das Wahlfach Informatik und digitales Gestalten darüber hinaus für den Bereich des Gestaltens von audiovisuellen Medien und Webauftritten, weswegen im Unterricht die Projektarbeit einen breiten Raum einnimmt. Damit erwerben die Schülerinnen und Schüler Kompetenzen, die sie auf die Anforderungen der modernen Berufswelt vorbereiten.
1.3 Kompetenzorientierter Unterricht im Fach Informatik
Kompetenzorientierter Unterricht ist mehr als die Vermittlung von Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten, da Kompetenzen stets auch eine Anwendungssituation im Blick haben. Konkret heißt das für das Fach Informatik und für das Wahlfach Informatik und digitales Gestalten, dass den Schülerinnen und Schülern nicht nur Regeln, Formeln und Verfahren vorgegeben werden. Im Unterricht erproben sie auch verschiedene Herangehensweisen, die sie zur Lösung informatischer, lebensweltlicher, gestalterischer und ansatzweise auch beruflicher Problemstellungen befähigen sowie insbesondere auch das lebenslange Lernen fördern. Der handlungsorientiert gestaltete Informatikunterricht im Förderschwerpunkt Sprache knüpft mit seinen Kompetenzerwartungen und Inhalten an die Vorerfahrungen der Schülerinnen und Schüler aus ihrem Alltag an, um diese zu vertiefen und auf neue Anwendungsgebiete zu erweitern.
1.4 Das Fach Informatik im Förderschwerpunkt Sprache
Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf Sprache bringen ihre Vorkenntnisse und Erfahrungen aus dem außerschulischen Bereich in den Informatikunterricht ein und entwickeln diese individuell weiter. Bei der Arbeit mit informationstechnischen Systemen und beim Verstehen von digitalen Texten profitieren sie von erarbeiteten Strategien und didaktisch reduziertem Lernmaterial. Als Basis für einen erfolgreichen Lernprozess erwerben die Schülerinnen und Schüler den benötigten IT-Fachwortschatz in multimodalen Lernsituationen und sichern Fachbegriffe durch spezifische Einpräge- und Abrufstrategien.
Die sichere Beherrschung von Computern und die Entwicklung von Lösungen für informatische Problemstellungen vermitteln ihnen Erfolgserlebnisse und steigern das Selbstvertrauen der Schülerinnen und Schüler. Unterstützende Angebote bei der Projektarbeit und wertschätzende Reaktionen auf ihr Sprachhandeln fördern das kommunikative Handeln und steigern die Sprechfreude.
2.1 Kompetenzstrukturmodell
Das Kompetenzstrukturmodell für das Fach Informatik gliedert sich in prozessbezogene Kompetenzen (äußere Ringe) und Gegenstandsbereiche (innerer Bereich), in denen die inhaltsbezogenen Kompetenzen erworben werden. Beide Bereiche (prozessbezogene Kompetenzen und Gegenstandsbereiche) definieren zusammen die informatischen Kompetenzen. Sie ziehen sich durch den Informatikunterricht aller Jahrgangsstufen und repräsentieren damit die zentralen Aspekte des Unterrichtsfaches.
Das Kompetenzstrukturmodell des Faches Informatik erhält eine Erweiterung durch die vier Entwicklungsbereiche Motorik und Wahrnehmung, Denken und Lernstrategien, Kommunikation und Sprache sowie Emotionen und soziales Handeln, deren Zusammenwirken erfolgreiche Lernprozesse ermöglicht. Die persönlichen Ressourcen in den Entwicklungsbereichen sind die Grundlage für die Planung und Gestaltung von Lernsituationen.
2.2 Prozessbezogene Kompetenzen
Die prozessbezogenen Kompetenzen können nicht immer strikt voneinander getrennt werden, vielmehr ergänzen und bedingen sie sich wechselseitig.
Analysieren
Die Schülerinnen und Schüler untersuchen verschiedene Ausgangsszenarien (z. B. im Hinblick auf die zugrunde liegende Information und deren Repräsentationen) oder auch Informatiksysteme selbst. Dazu identifizieren, ordnen und kategorisieren sie die beteiligten Objekte und betrachten insbesondere deren Beziehungen und Abhängigkeiten sowie ggf. auch Abläufe. Die Analyse ist eine notwendige Voraussetzung für eine erfolgreiche Entwicklung informatischer Systeme.
Modellieren
Die Schülerinnen und Schüler stellen Ausschnitte der Wirklichkeit zielgerichtet, vereinfacht und strukturiert im Modell dar. Abhängig von der Aufgabenstellung werden dabei verschiedene Modellierungstechniken (objektorientiert, zustandsorientiert, prozessorientiert) angewandt. Beim Modellieren abstrahieren die Schülerinnen und Schüler vom realen Kontext, indem sie entscheidende Komponenten (z. B. Strukturen und Abläufe) identifizieren und deren Zusammenhänge und Beziehungen geeignet repräsentieren. Der Modellierungsprozess findet auf verschiedenen Abstraktions-, aber auch Analyseebenen statt und ist eine notwendige Grundlage für einen nachfolgenden Implementierungsprozess.
Implementieren
Die Schülerinnen und Schüler setzen informatische Modelle mithilfe geeigneter Werkzeuge (Entwicklungsumgebungen) und Programmiersprachen um. In diesem Zusammenhang entwickeln sie auch entsprechende Informatiksysteme, testen diese und korrigieren ggf. Fehler.
Kooperieren und kommunizieren
Die Schülerinnen und Schüler nutzen die gängigen Angebote zur Kommunikation im vernetzten Umfeld. Im Zuge der gemeinsamen Bearbeitung informatischer Aufgabenstellungen dokumentieren und präsentieren sie ihre Arbeitsergebnisse unter angemessener Verwendung von Fachbegriffen. Im Rahmen von Teamarbeit, insbesondere bei der Arbeit in Softwareprojekten, legen die Schülerinnen und Schüler besonderen Wert auf das Kooperieren und Kommunizieren, indem sie beispielsweise geeignete Absprachen treffen und auf einen zielgerichteten Informationsaustausch achten.
Begründen und bewerten
Die Schülerinnen und Schüler begründen und bewerten Modelle und Implementierungen. Zudem erkennen sie Wechselwirkungen zwischen informatischen Sachverhalten und gesellschaftlichen Fragestellungen und beurteilen deren Auswirkungen. Sie reflektieren Möglichkeiten und Grenzen der Informatik und schätzen sowohl Chancen als auch Risiken und Gefahren von Informatiksystemen ein.
Anwenden
Die Schülerinnen und Schüler wenden Werkzeuge der Informatik situationsgerecht und zielgerichtet beim Analysieren, Modellieren und Implementieren sowie bei der Erstellung unterschiedlicher Dokumente an. Werkzeuge der Informatik können hierbei Softwaresysteme aus dem alltäglichen Umfeld sein, aber auch spezielle Entwicklungsumgebungen, wenn es um die Implementierung eigener Softwareprodukte geht. Die Schülerinnen und Schüler wenden ihre informatischen Kompetenzen in unterschiedlichen Lebensbereichen auch außerhalb der Informatik an.
Vernetzen
Die Schülerinnen und Schüler erkennen, gestützt auf ihre informatischen Kompetenzen, Beziehungen zwischen verschiedenen Systemkomponenten, Ressourcen, Medien oder Diensten und nutzen diese im vernetzten Umfeld. Des Weiteren erkennen sie Zusammenhänge zwischen bekannten informatischen Inhalten bzw. Methoden und wenden diese auch in neuen Kontexten an. Sie setzen ihre informatischen Kompetenzen in unterschiedlichen Lebensbereichen auch außerhalb der Informatik ein.
Informatik und Gesellschaft
Informations- und Kommunikationstechnologien spielen sowohl im beruflichen Alltag als auch im Privatleben eine wichtige Rolle. Damit kommt es zwangsläufig zu einer Wechselwirkung von Informatiksystemen und den Menschen, die mit diesen in Berührung kommen oder diese nutzen. Solche Wechselwirkungen ergeben sich beispielsweise im Bereich der Arbeit, wo neue Tätigkeitsfelder entstehen können, oder im Kontext von Gewohnheiten, Lebensstilen und sozialen Zusammenhängen. Daraus resultiert ein Spannungsfeld zwischen den Rechten und Interessen der Einzelpersonen (z. B. hinsichtlich Schutz von persönlichen Daten versus Informationsfreiheit), der gesellschaftlichen und ethischen Verantwortung und den möglichen Chancen und Risiken.
Information und ihre Repräsentation
Information benötigt eine Darstellung (Repräsentation). Abhängig vom Anwendungskontext wird eine geeignete Repräsentation ausgewählt (z. B. Diagramm, Pseudocode oder Programm zur Beschreibung eines Ablaufs), um die Information zielgerichtet zu interpretieren oder automatisch verarbeiten zu können.
Modelle
Modelle sind Repräsentationen der Wirklichkeit. Sie sind dabei auf Aspekte eingeschränkt, die dem Modellierenden für seine Zwecke, beispielsweise zur Veranschaulichung oder zur Entwicklung eines informatischen Systems, sinnvoll erscheinen. Bei der informatischen Problemlösung repräsentieren Modelle das Ergebnis des Analyseprozesses. Ohne ein detailliert konzipiertes Modell ist keine fundierte und nachhaltige Entwicklung eines informatischen Systems möglich.
Daten und Datenstrukturen
Daten sind Repräsentationen von Informationen, die automatisch verarbeitet werden können. Zur Speicherung und Organisation solcher Daten nutzt man Datenstrukturen. Diese stellen geeignete Operationen zur Verfügung, die den effizienten Zugriff auf die Daten sowie deren Verwaltung gewährleisten. Die Festlegung sinnvoller Datenstrukturen erfolgt im Rahmen des Modellierungsprozesses.
Abläufe und Algorithmen
Bestimmte Problemstellungen können durch Festlegung von Abläufen, d. h. Abfolgen von Handlungsschritten, unter Ausnutzung grundlegender Kontrollstrukturen (z. B. Wiederholungen und bedingten Anweisungen) gelöst werden. Die formalisierte Repräsentation eines Ablaufs heißt Algorithmus. Dieser muss bestimmte Kriterien erfüllen, beispielsweise die Eindeutigkeit der Anweisungen. Durch Algorithmen kann die Lösung einer Problemstellung der automatisierten Verarbeitung durch einen Rechner zugänglich gemacht werden.
Softwareprojekte
Aus Gründen der Strukturierung und Organisation findet Softwareentwicklung meist in Form von Projekten statt. Mit zunehmendem Umfang eines Projekts werden geeignete Techniken des Projektmanagements und spezielle standardisierte Ablaufmodelle der Softwareentwicklung notwendig, um eine effiziente Durchführung der Softwareentwicklung zu gewährleisten. Dabei wenden die Schülerinnen und Schüler ihre im Lernfeld Berufsorientierung gewonnenen Kompetenzen zum Projektmanagement an.
Informatiksysteme
Ein Informatiksystem ist eine spezifische Zusammenstellung von Hardware-, Software- und Netzwerkkomponenten zur Lösung eines Problems der Informationsverarbeitung. In der Praxis kann ein Informatiksystem ein Modellierungswerkzeug, eine Programmiersprache, ein Softwareprodukt, aber auch eine vernetzte Struktur bestehend aus Software- und Hardwarekomponenten sein.
Motorik und Wahrnehmung
Durch den Einsatz von digitalen Medien, die im Schwerpunkt den visuellen Kanal ansprechen, können Schülerinnen und Schüler Schwierigkeiten im Bereich der auditiven Wahrnehmung und Verarbeitung kompensieren.
Eine differenzierte visuelle Wahrnehmung ist grundlegende Voraussetzung für die gezielte Verwendung digitaler Medien. Diese setzen die Schülerinnen und Schüler zum Präsentieren oder Reflektieren ein. Auch für das Verständnis des Programmierens sowie für die sachgerechte Nutzung von Programmen zur Kalkulation oder zur Darstellung von erhobenen Daten ist eine ausreichende visuelle Differenzierungsfähigkeit erforderlich.
Die Schülerinnen und Schüler nutzen zum Erschließen der für sie relevanten Informationen aus digitalen Texten, Grafiken und Skizzen Hilfen zur visuellen Differenzierung wie Markierungen, Vergrößerungen oder Präsentationen von Ausschnitten und Details. Um die Funktionsweise verschiedener Programme zu erfassen, verwenden sie durch die Lehrkraft individuell angepasste Dateien, farbliche Markierungen oder Vergrößerungen. Diese Hilfen ermöglichen ihnen, sich weitgehend selbständig mit den Programmen auseinanderzusetzen. Die Schülerinnen und Schüler setzen Funktionen wie den Zoom oder die Suchfunktion zunehmend eigenständig ein und erarbeiten für sich Strategien, die ihnen bei der selbstständigen Arbeit die visuelle Wahrnehmung von Einzelheiten sowie die Informationsentnahme aus digitalen Texten erleichtern.
Die besondere Situation im Computerraum stellt jedoch auch hohe Anforderungen an die auditive Wahrnehmungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler. Durch technische Geräte verursachte Geräusche verändern die Raumakustik und erschweren das aktive Zuhören. Die Einhaltung der Gesprächsregeln führt zur Vermeidung von zusätzlichem Störschall und erleichtert das Zuhören. Der gezielte Einsatz von Gestik und Mimik sowie kurze und knappe Arbeitsanweisungen entlasten den auditiven Kanal zusätzlich und sichern das Sprachverständnis.
Schülerinnen und Schüler lernen, externe Eingabegeräte zu bedienen. Voraussetzung dafür sind regelmäßige Bewegungsübungen, mit denen die Auge-Hand-Koordination gefördert wird.
Denken und Lernstrategien
Begriffsbildung, Kategorienbildung und die Fähigkeit zu strukturieren sind wichtige Bestandteile des Unterrichts im Fach Informatik. Darüber hinaus sind Daten und Datenstrukturen ein zentraler Bestandteil im Fach Informatik. Der Umgang mit Ordnerstrukturen und deren Bezeichnung kann Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf Sprache vor Herausforderungen stellen, sodass hier sprachlich angepasste Vorgaben nötig sind. Beim digitalen Informationsaustausch unterstützt die Lehrkraft die Schülerinnen und Schüler durch die Verbalisierung von Teilschritten und Handlungsabläufen.
Beim Erkennen wichtiger Informationen in der Fülle von Daten und bei der Aneignung von Basiswissen über informationstechnische Systeme werden Schülerinnen und Schüler durch strukturiertes und kleinschrittiges Vorgehen unterstützt. Die Lehrkraft bietet den Lernenden sprachlich und inhaltlich angepasste Anleitungen und ermöglicht ihnen dadurch, selbständig einzelne Arbeitsschritte zu erkennen und umzusetzen.
Der Umgang mit einem Rechner bietet vielfältige Möglichkeiten, Lernstrategien zu festigen und zu erweitern. Die Schülerinnen und Schüler schulen ihr analytisches Denken und ihre Abstraktions- und Problemlösefähigkeiten, indem sie Modelle und Implementierungen verstehen und bewerten sowie Informatiksysteme entwickeln, Fehler erkennen und korrigieren. Diese Fähigkeiten erfordern hohe kognitive und sprachliche Leistungen und bedürfen spezifischer individueller Unterstützung. Um Zusammenhänge und Analogien zu verdeutlichen und das zunehmend selbständige Lösen von Problemstellungen anzubahnen, sind sprachliche Anpassungen, schrittweise Abstrahierung, die gezielte Aktivierung des Vorwissens, häufige Wiederholungssituationen und Veranschaulichungshilfen nötig.
Kommunikation und Sprache
Kommunikation und Sprache sind im Fach Informatik Medium sowie Lerngegenstand zugleich und nehmen damit eine entscheidende Rolle für den Lernprozess der Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf Sprache ein.
Im Fach Informatik treffen die Lernenden auf zahlreiche Fachwörter, oft auch englische Begriffe. Diese zu verstehen und anzuwenden stellt für Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf Sprache eine große Herausforderung dar. Um Anweisungen und Problemstellungen zu verstehen und fachlich korrekt argumentieren zu können, müssen die benötigten Begriffe und ihre Bedeutung gezielt erarbeitet, anwendungsbezogen eingeübt und häufig wiederholt werden. Es wird auf eine multimodale Herangehensweise geachtet, damit Schülerinnen und Schüler die Fachwörter im semantischen Lexikon speichern und sicher abrufen können.
Bei Internetrecherchen wenden die Schülerinnen und Schüler Strategien zur Sinnentnahme aus digitalen Informationsquellen an. Neben den Lesestrategien werden verschiedene Funktionen von Programmen genutzt, z. B. Suchfunktion, Synonyme finden, Übersetzungsfunktion. Dabei erfahren die Schülerinnen und Schüler, dass bei der Eingabe von Befehlen, Suchbegriffen und Codes Genauigkeit erforderlich ist, da sonst die Information nur teilweise verarbeitet werden kann.
Das Fach Informatik bietet vielfältige Anlässe für die Lernenden, eigene Lösungswege und Hypothesen zu versprachlichen und ihre Ideen einzubringen. Hierfür werden individuelle Hilfen angeboten, die die Schülerinnen und Schüler zunehmend selbständig für sich auswählen und nutzen, z. B. Formulierungshilfen, Satzbausteine, Wörterlisten.
Die abweichende Lernsituation im Computerraum, Störgeräusche durch Geräte und andere ablenkende Faktoren erschweren besonders Schülerinnen und Schülern mit Förderbedarf im Bereich der auditiven Wahrnehmung und des Sprachverstehens die Entnahme der wichtigen Informationen aus mündlichen Beiträgen. Eine angepasste Lehrersprache, Visualisierungen und die Einhaltung von Gesprächs- und Verhaltensregeln unterstützen den Verstehensprozess der Schülerinnen und Schüler. Das Nachfragen bei Verständnisschwierigkeiten wird durch die Lehrkraft positiv hervorgehoben. So können die Lernenden Ängste und Hemmungen abbauen und werden dazu ermutigt, ihr eigenes Sprachverständnis zu überprüfen.
Emotionen und soziales Handeln
Das Fach Informatik bietet Möglichkeiten, soziale Kompetenzen auszubauen und die Schülerinnen und Schüler dabei zu unterstützen, kommunikative Anforderungen zu bewältigen. Beim Programmieren entwickeln sie selbständig und im Team Lösungen für Problemstellungen, sie untersuchen, gliedern und benennen gemeinsam Abläufe und erwerben damit Kompetenzen, die sie auf die Anforderungen der Berufswelt vorbereiten.
Das projektorientierte Arbeiten schafft Angebote für soziale Lernprozesse. Klar strukturierte, sprachlich angepasste Aufgabenstellungen, erarbeitete Diskussionsregeln, die bewusste Zusammensetzung der Gruppe nach Leistungsfähigkeit und unter sozialen Aspekten sowie festgelegte Aufgaben für jedes Gruppenmitglied erleichtern den Lernenden die Bewältigung kooperativer Lernaufgaben.
Texte aus digitalen Medien knüpfen an die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler an und schaffen Anlässe zum sprachlichen Austausch. In der Diskussion mit ihren Mitschülerinnen und Mitschülern schulen sie ihre sozialen Fähigkeiten, indem sie den Sprecherwechsel und das aufmerksame Zuhören üben. Die Schülerinnen und Schüler reflektieren ihre eigene Haltung und lernen so, sich eine differenzierte Meinung zu bilden und diese selbstbewusst und in sachlicher Weise vor einer Gruppe zu artikulieren.
Für Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf Sprache bietet der Einsatz von digitalen Medien vielfältige Möglichkeiten sich auszudrücken und Inhalte ansprechend zu präsentieren. Die Gliederung von Informationen in Tabellen oder in einer Präsentation hilft den Lernenden beim Vorstellen eigener Arbeitsergebnisse strukturiert und selbstsicher aufzutreten. Außerdem wirkt die spielerische Verknüpfung von sprachlichen Inhalten mit Animationen, Grafiken und einem individuellen Layout motivierend auf die Lernenden.
3 Aufbau der Fachlehrpläne
Die Fachlehrpläne aus dem Bereich der Informatik beziehen sich auf die im Kompetenzstrukturmodell aufgelisteten prozessbezogenen Kompetenzen und Gegenstandsbereiche, welche sich in unterschiedlicher Tiefe und Ausprägung durch den gesamten Fachlehrplan ziehen. Die Anordnung der Lernbereiche stellt keine Aussage über deren Wertigkeit und keine Vorgabe für eine zeitliche Abfolge im Unterricht dar.
3.1 Aufbau des Fachlehrplans im Fach Informatik
Die entwicklungsbezogenen Kompetenzen in den Bereichen Motorik und Wahrnehmung, Denken und Lernstrategien, Sprache und Kommunikation, Emotionen und soziales Handeln bilden die Grundlage für den individuellen Kompetenzerwerb im Fach Informatik.
Die in den Lernbereichen aufgeführten Kompetenzerwartungen und Inhalte werden in den einzelnen Jahrgangsstufen getrennt ausgewiesen. Dabei beziehen sich die über alle Jahrgangsstufen gleichlautenden Lernbereiche des Lehrplans (Digitaler Informationsaustausch, Datenverarbeitung und Programmierung) in der Regel auf mehrere Gegenstandsbereiche des Kompetenzstrukturmodells.
In den Jahrgangsstufen 5 und 6 umfasst der Lehrplan nur zwei Lernbereiche, da hier Raum und Zeit für die Durchführung des Lehrgangs Tastschreiben zur Verfügung gestellt wird. Wird der Lehrgang Tastschreiben komplett in einer der Jahrgangsstufen 5 oder 6 durchgeführt, sind die Lernbereiche des Fachs Informatik entsprechend innerhalb dieser beiden Jahrgangsstufen zu verschieben.
3.2 Aufbau des Fachlehrplans im Wahlfach Informatik und digitales Gestalten
Im Fachlehrplan werden keine entwicklungsbezogenen Kompetenzen ausgewiesen. Förderschwerpunktspezifische Kompetenzen können aus dem Fach Informatik abgeleitet werden.
Die in den Lernbereichen aufgeführten Kompetenzerwartungen und Inhalte werden modular ausgewiesen, und können für die jeweilige Jahrgangsstufe nach den Gegebenheiten vor Ort sowie dem Stand des Kompetenzerwerbs der Schülerinnen und Schüler von der unterrichtenden Lehrkraft ausgewählt werden. Dabei ist darauf zu achten, dass es zu keinen Überschneidungen der ausgewählten Lernbereiche im Verlauf der nachfolgenden Jahrgangsstufen kommt. Die Auswahl von drei Lernbereichen pro Schuljahr ist verpflichtend. Die ausgewiesenen Lernbereiche des Lehrplans im Wahlfach beziehen sich in der Regel auf mehrere Gegenstandsbereiche des Kompetenzstrukturmodells.
Folgende Module bzw. Lernbereiche stehen für das Fach Informatik und Gestalten zur Verfügung:
Modulblock 1 Objektorientierte Programmierung
1.1 Objektorientierte Programmierung (ab Jgst. 8)
1.2 Softwareprojekt (ab Jgst. 8)
Modulblock 2 Multimedia
2.1 Audio und Video (ab Jgst. 7)
2.2 Computeranimation (ab Jgst. 7)
2.3 Computergrafiken (ab Jgst. 7)
2.4 Bildschirmpräsentation (ab Jgst. 7)
2.5 Virtual Reality bzw. Augmented Reality (ab Jgst. 7)
Modulblock 3 Webdesign
3.1 Auszeichnungssprache/CSS (ab Jgst. 7)
3.2 Webdesign/CMS (ab Jgst. 7)
Modulblock 4 Robotik
4.1 Internet of Things (ab Jgst. 7)
4.2 Robotik (ab Jgst. 7)
4.3 Logik (ab Jgst. 7)
Modulblock 5 Aktuelle Entwicklungen
5.1 Aktuelle Entwicklungen (ab Jgst. 7)
Modulblock 6 Netzwerke und IT-Sicherheit
6.1 Rechensysteme (ab Jgst. 7)
6.2 Konfiguration in Netzwerken (ab Jgst. 9)
6.3 IT-Sicherheit (ab Jgst. 9)
6.4 Fortgeschrittene Netzwerktechniken (ab Jgst. 9)
4 Zusammenarbeit mit anderen Fächern
Die im Fach Informatik und im Wahlfach Informatik und digitales Gestalten erworbenen Kompetenzen können in nahezu allen anderen Fächern im Förderschwerpunkt Sprache aufgegriffen werden. So findet in den berufsorientierenden Wahlpflichtfächern z. B. die Anwendung von Software bzw. Informatiksystemen statt, um eine mediale Grundbildung zu vertiefen.
Ebenso kommen Denkweisen und Verfahren der Informatik in anderen Fächern vielfältig zur Anwendung. Das analytische Denken findet sich beispielsweise in der Mathematik bei Konstruktionsbeschreibungen, in den Fächern Deutsch sowie Natur und Technik beim Beschreiben von Vorgängen wieder. Fragestellungen zu den Wechselwirkungen von Informatik und Gesellschaft finden sich u. a. in den Fächern Geschichte/Politik/Geographie, Wirtschaft und Beruf, Evangelische sowie Katholische Religionslehre und Ethik wieder.
Ein unmittelbarer Bezug besteht zwischen dem Fach Informatik und dem Wahlfach Informatik und digitales Gestalten, da der Kompetenzerwerb im Wahlfach direkt auf den im Fach Informatik erworbenen Kompetenzen aufbaut und diese anwendungs- und interessenbezogen erweitert und vertieft werden.
Darüber hinaus können die Schülerinnen und Schüler in vielerlei Hinsicht auf Wissen und Methoden anderer Unterrichtsfächer zurückgreifen. Beispielhaft lassen sich hierbei die Erfahrungen bei der Projektarbeit im Lernfeld Berufsorientierung mit den berufsorientierenden Wahlpflichtfächern und dem Fach Wirtschaft und Beruf nennen.
Mehrsprachige Schülerinnen und Schüler werden beim Erwerb der Fachsprache dahingehend unterstützt, dass sie sich in deutscher Sprache über fachliche Inhalte austauschen und verständigen können.
5 Beitrag des Faches Informatik zu den übergreifenden Bildungs- und Erziehungszielen
Das Fach Informatik sowie das Wahlfach Informatik und digitales Gestalten leisten zu zahlreichen übergreifenden Bildungs- und Erziehungszielen wertvolle Beiträge.
5.1 Medienbildung/Digitale Bildung
Fokussiert auf die digital vernetzte Welt spielt die Medienbildung im Informatikunterricht eine bedeutende Rolle. Die Schülerinnen und Schüler erwerben Kenntnisse und Fertigkeiten, um sachgerecht, selbstbestimmt und verantwortungsvoll in einer multimedial geprägten Gesellschaft zu handeln und insbesondere Medien reflektiert zu nutzen. Dies zeigt sich u. a. beim verantwortungsbewussten Umgang mit Information, der Berücksichtigung der zentralen rechtlichen Bestimmungen für die Mediennutzung und -gestaltung (z. B. Datenschutz, Urheberrecht) und der Abschätzung von Chancen und Risiken digital verfügbarer Information. Insbesondere wägen die Schülerinnen und Schüler kriteriengeleitet ihren Umgang mit persönlichen Daten ab.
5.2 Technische Bildung
Computersysteme sind ein zentrales Handwerkszeug des Informatikunterrichts. Durch die häufige Arbeit mit ihnen erkennen die Schülerinnen und Schüler deren breit gefächerte Einsatzmöglichkeiten. Sie nutzen Informations- und Kommunikationstechnologien sachgerecht und verantwortungsbewusst. In diesem Kontext reflektieren die Schülerinnen und Schüler Chancen und Risiken neuerer informationstechnischer Entwicklungen und deren Folgen, z. B. für die Arbeitswelt oder die Gesellschaft.
5.3 Werteerziehung
Im Zusammenhang mit den vielfältigen Möglichkeiten der Informationsverbreitung realisieren die Schülerinnen und Schüler Gefahren und mögliche Auswirkungen digitaler Veröffentlichungen, z. B. im Hinblick auf die Vermeidung von Cybermobbing. Damit leistet das Fach Informatik einen wichtigen Beitrag für die Entwicklung einer reflektierten Werthaltung im Umgang mit Daten. Durch die Beschäftigung mit verschiedenen Fragestellungen des Datenschutzes wird den Schülerinnen und Schülern die Bedeutung von Persönlichkeitsrechten bei der elektronischen Datenverarbeitung bewusst.
5.4 Soziale Bildung
Bei der Beschäftigung mit zunehmend komplexeren, umfangreichen Aufgabenstellungen erfahren die Schülerinnen und Schüler, dass für deren Lösung Teamarbeit nicht nur ein entscheidender Vorteil, sondern oft auch unumgänglich ist. Dabei ist die Zuverlässigkeit jedes Einzelnen gefordert. Außerdem wird die Bereitschaft der Jugendlichen gestärkt, Verantwortung zu übernehmen, die eigenen Ansichten und Ideen vor anderen zu vertreten, aber auch schlüssige Argumente der Teammitglieder anzunehmen.