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Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Werken und Gestalten / Kunst

1 Selbstverständnis des Faches Werken und Gestalten/Kunst und sein Beitrag zur Bildung
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Handwerkliches Arbeiten und ein gestaltetes Umfeld sind bedeutsame Bestandteile des menschlichen Lebens und der Kultur. Als Teil des Fächerverbundes leistet der Fachbereich Werken und Gestalten dazu einen wichtigen Beitrag. Er stellt in den Jahrgangsstufen 5 und 6 eine Basis für die berufsorientierenden Wahlpflichtfächer der Mittelschule ab der Jahrgangsstufe 7 dar.

Die Schülerinnen und Schüler erwerben handwerkliche und gestalterische Kompetenzen. Sie planen und gestalten Arbeitsvorhaben und lernen dabei Zusammenarbeit schätzen.

Der Schwerpunkt des Fachbereiches Werken und Gestalten der Mittelschulstufe liegt in der praktischen Tätigkeit. Im handelnden Umgang mit Materialien, Werkzeugen und Geräten erwerben die Mädchen und Jungen auch fachlich übergreifende Kompetenzen. Gleichzeitig verfeinern sie ihre motorischen Fähigkeiten und werden durch kooperative Arbeit im sozialen Lernen gestärkt. Sie erkennen eigene und fremde Leistungen an und entwickeln mehr und mehr eine realistische Selbsteinschätzung für ihre Fähigkeiten und ihr handwerkliches Geschick. Die Freude über ein selbst gefertigtes Werkstück ermutigt die Schülerinnen und Schüler zu praktischer Tätigkeit und bietet auch konkrete Anregungen zur sinnvollen Freizeitgestaltung.

Die Schülerinnen und Schüler analysieren Gestaltungselemente und -prinzipien objektbezogen, wählen Materialien im Hinblick auf die Verwendungseignung aus und setzen sich aktiv mit der Handhabung von Werkzeugen und Arbeitsgeräten auseinander. Sie planen Arbeitsabläufe, entwerfen Gestaltungsvorhaben und fertigen individuelle Werkstücke an. Zur Planung und Durchführung ihrer Arbeitsvorhaben nutzen die Schülerinnen und Schüler Arbeitsanleitungen auf Papier und soweit möglich auch Anleitungen und Ausführungen am Computer.

Der Fachbereich Kunst dient den Schülerinnen und Schülern in der Mittelschulstufe zur Orientierung in einer zunehmend von Bildern geprägten Welt, die in Teilen den Schülerinnen und Schülern mit Förderschwerpunkt Sehen nur begrenzt zugänglich ist. Er trägt zur Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen Leben bei. Bilder verstehen, durch Bilder kommunizieren, bildliche Darstellungsformen finden, erproben, auswählen und anwenden sowie Fantasie und Kreativität entfalten, sind hierfür wesentliche Voraussetzungen.

Durch die differenzierte Wahrnehmung der Umwelt, das Kommunizieren mit und über Bilder und das Anwenden bildlicher Darstellungs- und Ausdrucksformen erweitern die Schülerinnen und Schüler ihr Verständnis für Bilder als prägende Medien. Im Zusammenspiel von Rezeption, Produktion, Reflexion und Präsentation wird Bildkompetenz in diesem Sinne angebahnt und systematisch sowie kumulativ aufgebaut.

Bild wird im Lehrplan als umfassender Begriff für zwei- und dreidimensionale Werke, bildliche Informationen, Prozesse und Situationen visueller Erfahrung verstanden. Bildkompetenz als grundlegende kulturelle Kompetenz umfasst die folgenden Bereiche:

  • Bilder entwerfen, handwerklich herstellen und gestalten
  • Bilder verwenden und durch Bilder kommunizieren
  • Bilder wahrnehmen und erklären
  • über Bilder urteilen

An geeigneten Beispielen aus der Bildenden Kunst und der gestalteten Umwelt (Design, Architektur, Medien, Alltag) erweitern die Schülerinnen und Schüler ihr Verständnis, warum Menschen immer Bilder hervorgebracht haben und hervorbringen. Darüber hinaus verknüpfen die Schülerinnen und Schüler die unterschiedlichen Arten der Bildproduktion mit dem geschichtlichen Wandel in Technik, Arbeitsorganisation und Gesellschaft. Der Fachbereich Kunst kann das Interesse an gestalterischen Berufen fördern und leistet einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung einer vielschichtigen Wahrnehmung und der eigenen Individualität der Schülerinnen und Schüler durch:

  • Verständnis der heutigen bildgeprägten Welt durch Bildkompetenz,
  • Erfahrung von ästhetischem Genuss bei der Auseinandersetzung mit der Welt der Bilder,
  • Persönlichkeitsbildung durch die Förderung von Fantasie, Imagination und kreativer Gestaltung,
  • Begegnung mit Werken der Bildenden Kunst (z. B. in Museen, Galerien, Ateliers, im öffentlichen Raum) sowie
  • aktive Mitgestaltung der eigenen Umgebung im privaten und öffentlichen Raum.

Darüber hinaus fördert das Fach Kunst fächerübergreifende Kompetenzen und Verhaltensdispositionen, welche Grundlage für eine planvolle, selbstbestimmte und verantwortungsvolle Lebensgestaltung sind und die Schülerinnen und Schüler auch auf die Berufswelt vorbereiten. Dies geschieht durch:

  • kritische Reflexion von Bildern, Fähigkeit zu konstruktiver Kritik an den bildnerischen Ergebnissen anderer sowie Bereitschaft, Kritik von diesen anzunehmen,
  • Ausdauer, Konzentration und Disziplin sowie die Fähigkeit zur Entwicklung intuitiver, spontaner und kreativer Ideen,
  • kognitive wie intuitive Strategien zur Lösung von kreativen Aufgaben,
  • Planung und Organisation von Realisierungsprozessen sowie die Fähigkeit, mit Unvorhergesehenem und Unplanbarem produktiv umzugehen,
  • motorisches Geschick sowie die Wertschätzung des individuellen Duktus, der unmittelbaren, persönlichen Äußerungen eine ästhetische Form gibt,
  • Offenheit und Neugierde gegenüber eigenen und fremden Produkten, Verfahren und Sichtweisen bei gleichzeitiger Beachtung der eigenen Anliegen.

Bei der gemeinsamen Planung von Arbeitsvorhaben wird den Schülerinnen und Schülern die Notwendigkeit gemeinsamer Absprachen deutlich und lässt sie die damit verbundenen Vorteile erkennen. Sie kommunizieren in der Gruppe zu gestalterischen und technischen Sachverhalten, beraten und beurteilen sich gegenseitig im Hinblick auf ein gutes Arbeitsergebnis. Im projektorientierten Arbeiten entwickeln die Schülerinnen und Schüler überfachliche Kompetenzen, wie z. B. soziale Kompetenz, Problemlösekompetenz, Methodenkompetenz.

Während des Arbeitsprozesses können die handwerklichen und gestalterischen Begabungen und Neigungen der Schülerinnen und Schüler gezielt beobachtet werden. Die Rückmeldungen der Lehrkraft ermöglichen den Mädchen und Jungen, eigene Fähigkeiten und Fertigkeiten einzuschätzen und ihre persönliche Arbeitsweise weiterzuentwickeln. Dabei ist dem systematischen Üben von Arbeitstechniken eine wichtige Rolle zugedacht.

Ziel des Unterrichts im Fächerverbund Werken und Gestalten/Kunst in der Mittelschulstufe ist, das Interesse der Schülerinnen und Schüler am eigenen Gestalten zu erhalten und sie zu selbständigen Aktivitäten zu ermutigen. Die Lehrkraft unterstützt dabei die Lernprozesse durch Impulse zur Ideenfindung, Demonstration von bildnerischen und handwerklichen Verfahren, Ermutigung zum Ausprobieren und Experimentieren, Schaffung von Präsentationsmöglichkeiten sowie die Einplanung von Reflexionsphasen. Dem prozessorientierten Lernen in Räumen mit Werkstattcharakter (z. B. Werkraum, Schulatelier, Kunstlabor, Computerraum) sowie dem Lernen an Orten außerhalb des Klassenzimmers (z. B. Galerie, Museum, Sakralraum, Künstleratelier, Natur, Schulgelände, gebauter Raum) kommt besondere Bedeutung zu.

Schülerinnen und Schüler mit Förderschwerpunkt Sehen werden vielfältige, verschiedene Zugänge zur Kunst und zu den Bildwelten mit allen Sinnen (z. B. haptische Modelle für Menschen mit Sehbehinderung und Blindheit) eröffnet und geeignete Hilfsmittel und Materialien (z. B. Versetzen von Farben mit Duftstoffen, gelb - Zitroneduft, grün - Apfelduft, blau - Lavendelduft, etc. mit haptischen Materialien wie Sand, Sägespäne, etc. oder/und Farbe als Taststruktur wie braune Farbe mit Velourleder etc.) zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus erhalten sie Aufgaben in angemessener Komplexität sowie veränderte und visualisierte Arbeitsanweisungen. Mithilfe von spezifischen Hilfsmitteln und individuellen Vorrichtungen und Adaptionen für Werkzeuge und Maschinen wird die persönliche Handlungsfähigkeit erweitert. Sowohl die Lehrkraft als auch die Mitschülerinnen und Mitschüler leisten verbale und handelnde Unterstützung.

2.1 Kompetenzstrukturmodell
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Kompetenzstrukturmodell Werken und Gestalten Kunst

Das Kompetenzstrukturmodell des Faches Werken und Gestalten/Kunst erhält eine Erweiterung durch die vier Entwicklungsbereiche Motorik und Wahrnehmung, Denken und Lernstrategien, Kommunikation und Sprache sowie Emotionen und soziales Handeln, deren Zusammenwirken erfolgreiche Lernprozesse ermöglicht. Die persönlichen Ressourcen in den Entwicklungsbereichen sind die Grundlage für die Planung und Gestaltung von Lernsituationen. Dadurch ergeben sich Hinweise und Impulse für die kriterienorientierte Schülerbeobachtung und für die Feststellung des individuellen Entwicklungsstandes.

Wahrnehmen, analysieren und deuten
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Im Fühlen, Begreifen, Betrachten und Deuten liegt der Schlüssel zur Wahrnehmung ästhetischer Produkte und gestalterischer Prozesse. Über das bewusste Wahrnehmen erkennen die Schülerinnen und Schüler Zusammenhänge zwischen Material, Gestaltung und der Funktion eines Werkstückes und sind dadurch in der Lage, Gestaltungs- und Herstellungsmöglichkeiten zu analysieren. Dies bildet die Grundlage für die Strukturierung, Planung und Organisation von Gestaltungsprozessen.

Herstellen und gestalten
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Das Gestalten nimmt einen herausragenden Platz im Unterrichtsgeschehen ein. Die Schülerinnen und Schüler erweitern dafür zunächst ihr Grundrepertoire handwerklicher und bildnerischer Verfahren und damit die Fähigkeit, Aufgaben kreativ und produktiv zu bewältigen. Um das Bewusstsein für die vollständige Handlung zu erweitern, planen, fertigen und gestalten die Schülerinnen und Schüler ihre Werkstücke nach ihrem persönlichen Entwurf. Erworbene Kenntnisse in den Bereichen Material und Bearbeitung setzen sie im Herstellungsprozess bewusst um. Gestaltungskompetenz bildet die Basis der Schülerinnen und Schüler, das Erlernte jetzt und auch später in ihre Lebenswelt zu transferieren und bietet die Chance, sich selbst in sichtbaren Ergebnissen auszudrücken.

Reflektieren und werten
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Die Schülerinnen und Schüler reflektieren eigene Arbeitsweisen, Arbeitsergebnisse und auch Gestaltungsideen, indem sie ihre Intentionen hinterfragen und begründen. Sie schätzen persönliche Leistungen sowohl im handwerklichen als auch im kreativen Bereich ein und setzen diese in Beziehung zur Leistung anderer. Dabei bewerten sie ihre erbrachte Leistung unter Einschätzung ihres individuellen Lernfortschritts. Über ein schnelles Urteil hinaus bewerten sie zunehmend reflektiert, begründen ihre Wertungen, äußern ihre Urteile in angemessener, konstruktiver Weise und stellen sich offen der Diskussion.

Durch Bilder kommunizieren
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Es ist ein zentrales Anliegen des Fachbereichs Kunst, Schülerinnen und Schüler zu befähigen, dass sie Prinzipien der bildlichen Kommunikation erkennen, sich der Wirkungs- und Manipulationsmöglichkeiten bewusst werden und bildliche Kommunikation selbst adressatenorientiert gestalten. Dabei erarbeiten sie sich das Repertoire wie die Spezifik bildlicher Kommunikation als Ausdruck eigener Vorstellungen, Empfindungen, Erfahrungen und Wahrnehmungen mithilfe von Bildern, die – im Unterschied zur Sprache – etwas auf visuelle Art (außer bei taktil erfassbaren Darstellungen, die mit dem Zeichenbrett für blinde und hochgradig sehbehinderte Schülerinnen und Schüler erstellt wurden), d. h. unmittelbar, anschaulich und auf einen Blick zeigen.

Gestaltete Umwelt und Gestaltung
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Die Schülerinnen und Schüler erwerben über die Auseinandersetzung mit Alltagsgegenständen, Trendprodukten, Architektur, Design oder Produkten des Kunsthandwerks Grundlegende Kompetenzen im Bereich Gestaltung, die es ihnen mehr und mehr ermöglichen, unterschiedliche Ausdrucksformen differenziert zu reflektieren und in Gestaltungsprozessen sachgerecht zu nutzen.

Materialien
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Vielfältige Materialien (z. B. Holz, textile Materialien, unterschiedliche Papiere) mit unterschiedlichen Eigenschaften sind die Grundlage, um im Fach Werken und Gestalten/Kunst praktisch und gestaltend tätig zu werden. Im Fachunterricht werden sie im Hinblick auf die Verwendungs- und Bearbeitungseignung untersucht und sowohl unter Beachtung der jeweiligen Materialeigenschaften (z. B. Formbarkeit, Stabilität, Elastizität) als auch deren Umweltverträglichkeit entsprechend ausgewählt.

Arbeitstechniken und -abläufe
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Im Zentrum des Unterrichts Werken und Gestalten/Kunst steht die Herstellung und Gestaltung ästhetischer Produkte. Sachbezogene Arbeitstechniken und die jeweils notwendigen Arbeitsabläufe bilden hierfür die Basis. Diese werden im Fach Werken und Gestalten/Kunst geplant, durchgeführt sowie reflektiert und tragen zur Förderung von Alltagskompetenzen bei.

Zusammenleben und Zusammenarbeiten
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Im Fachunterricht bringen sich die Schülerinnen und Schüler ihrer Persönlichkeit entsprechend im Team ein, indem sie ihre Ideen und Argumente zielführend in die Arbeit einfließen lassen. Beim projektorientierten Arbeiten übernehmen sie Verantwortung füreinander und leisten gegenseitige Hilfestellung bei der Bewältigung konkreter Handlungssituationen. Die wertschätzende gegenseitige Beratung verhilft ihnen zu einer Verbesserung des persönlichen Arbeitsverhaltens und einer Optimierung ihrer Arbeitsergebnisse.

Mediale Grundbildung und Visuelle Medien
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Der Einsatz unterschiedlicher Medien ist im Rahmen des handelnden Wissenserwerbs ein selbstverständlicher Bestandteil des Fachunterrichts Werken und Gestalten/Kunst. Mit dem Ziel, sich Informationen zu beschaffen, diese zu bewerten und ggf. zu verändern, verwenden die Schülerinnen und Schüler Arbeitsanleitungen und den Computer. Dabei beachten sie wesentliche rechtliche Bestimmungen zur Mediennutzung. Der Einsatz digitaler Techniken und Werkzeuge bietet den Schülerinnen und Schülern je nach individuellen visuellen Wahrnehmungsfähigkeiten die Möglichkeit, ihre gestalterischen Fähigkeiten zu erweitern und auch eigene Bilder am Computer zu erzeugen.

Bildende Kunst
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Im Gegenstandsbereich Bildende Kunst begegnen die Schülerinnen und Schülern Werken aus der Kunstgeschichte. An diese werden Fragen zur Erschließung gestellt. Darüber hinaus sind die bildnerischen Techniken hier verortet.

Erfahrungs- und Fantasiewelten
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Die beiden Gegenstandsbereiche Erfahrungs- und Fantasiewelten beziehen sich, miteinander korrespondierend, auf die Dinge der unmittelbaren Umgebung auf der einen Seite und auf die reichen Fantasiewelten der Schülerinnen und Schüler auf der anderen.

Motorik und Wahrnehmung
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Motorische Fähigkeiten und Wahrnehmungsprozesse sind die Grundvoraussetzung für die Bildung von kognitiver Struktur. Die Schülerinnen und Schüler schulen und erweitern ihre Kompetenzen im Bereich der taktilen und visuellen Wahrnehmung und ihres kreativen und feinmotorischen Geschicks als Grundlage für künstlerische Ausdrucksvarianten und Gestaltung.

Sie nehmen haptische, visuelle und ggf. olfaktorische Reize im Sinne eines ganzheitlichen Erlebens bewusst auf und setzen sich mit Strukturen und Texturen von Bildern, Materialien und Gegenständen unter Verwendung verschiedener Sinne auseinander.

Sie erproben und nutzen vielfältige visuelle und taktile Angebote, um ihre motorischen Fähigkeiten beim Werken und Malen zu koordinieren und nutzen diese Erfahrunge um sich kreativ und gestalterisch weiterzuentwickeln.

Denken und Lernstrategien
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Aufmerksamkeit, Symbolverständnis, Begriffsbildung, Kategorienbildung und Strukturierungsfähigkeit sind Grundlagen von Denkprozessen. Schülerinnen und Schüler sammeln im Fach Werken und Gestalten/Kunst im vielfältigen handelnden Umgang mit verschiedenen Materialien und Werkzeugen Erfahrungen, die sie zum Erwerb, Aufbau und Ausbau kognitiver Strukturen einsetzen. Aus einem Angebot an optischen, taktilen und technischen Hilfs- und Arbeitsmitteln sowie Verbalisierungshilfen von Seiten der Lehrkraft wählen die Schülerinnen und Schüler im Fach Werken und Gestalten/Kunst je nach Inhalt und individueller visueller Wahrnehmungsfähigkeit das individuell angemessene aus und setzen es im Unterricht selbständig ein. Sie reflektieren im Verlauf ihrer Schulzeit den individuellen Nutzen individueller Hilfsmittel und reflektieren auch bewusst Grenzen von kompensatorischen Strategien.

Kommunikation und Sprache
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Situationsangemessene kommunikative und sprachliche Kompetenzen sind ein wichtiger Schlüssel zur Teilhabe am gesellschaftlichen und beruflichen Leben sowie Grundlage für den Austausch sinnlicher Erfahrungen, z. B. im Bereich der Künste. Die Schülerinnen und Schüler erweitern ihre Vorstellung, ihre Begriffsbildung und damit auch ihren Wortschatz durch die, auf ihre visuellen, individuellen Wahrnehmungsfähigkeiten abgestimmte, Auseinandersetzung mit mehreren Sinnen hinsichtlich Materialien, Bildern, Werkstücken. Sie vermeiden bewusst die Verwendung von Verbalismen, indem sie ihre Eindrücke und die verwendeten Begriffe immer wieder bewusst in Bezug zur Realität setzen und z. B. Rückmeldung erbitten. Diese Fähigkeiten übertragen sie auch auf alltägliche Gesprächs- und Kommunikationssituationen.

Emotionen und soziales Handeln
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Für das Zusammenleben in einer Gemeinschaft, aber auch für die persönliche und berufliche Teilhabe sind emotionale und soziale Fähigkeiten von grundlegender Bedeutung. Die Schülerinnen und Schüler nehmen Gefühle und Stimmungen im Fach Werken und Gestalten/Kunst wahr und finden auch durch Ausprobieren eine gestalterische Ausdrucksmöglichkeit, die ihren individuellen visuellen Wahrnehmungsfähigkeiten entspricht. Sie reflektieren über Gestaltung und Kunst auch in Bezug auf ihre Freizeitgestaltung und die Bereicherung ihres Lebens.

3 Aufbau des Fachlehrplans im Fach Werken und Gestalten/Kunst
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Die entwicklungsbezogenen Kompetenzen in den Bereichen Motorik und Wahrnehmung, Denken und Lernstrategien, Kommunikation und Sprache und Emotionen und soziales Handeln bilden die Grundlage für den individuellen Kompetenzerwerb im Fach Werken und Gestalten/Kunst.

Das Fach Werken und Gestalten/Kunst setzt sich aus den beiden Fächern der Mittelschule zusammen, wird aber an die Schülerschaft des Förderzentrums Sehen und ihre besonderen Bedürfnisse und Fähigkeiten angepasst.

Zur besseren Übersichtlichkeit und Vergleichbarkeit, auch im Hinblick auf Inklusion, wird keine völlige Vermischung vorgenommen. Es entsteht eher eine gegenseitige Ergänzung.

Der Fachlehrplan untergliedert sich in die sieben Lernbereiche Gestaltete Umwelt und Gestaltung, Materialien, Arbeitstechniken und -abläufe, Zusammenleben und Zusammenarbeiten, mediale Grundbildung und Visuelle Medien, Bildende Kunst und Erfahrungs- und Fantasiewelten, welche den Gegenstandsbereichen des Kompetenzstrukturmodells entsprechen. Die Lernbereiche, bestehend aus Kompetenzerwartungen und Inhalten, sind nicht chronologisch zu betrachten, sie werden stets miteinander verknüpft. Je nach Schwerpunktsetzung des Unterrichts werden sie unterschiedlich gewichtet.

Der Lehrplan für das Fach Werken und Gestalten/Kunst gilt gleichermaßen für Regel- wie für Mittlere-Reife-Klassen. In Mittlere-Reife-Klassen ist auf ein erhöhtes Anforderungsniveau zu achten. Auch hier wird von der Lehrkraft der Lernbereich der entwicklungsbezogenen Kompetenzen berücksichtigt.

4 Zusammenarbeit mit anderen Fächern
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Das Selbstverständnis des Faches Werken und Gestalten/Kunst erfordert auch immer wieder die Zusammenarbeit mit anderen Fächern, z. B.:

  • beim Bau von Modellen oder dreidimensionalen Objekten mit Technik,
  • beim Layout von Printprodukten mit Wirtschaft und Kommunikation,
  • beim Erarbeiten von Bauanleitungen und szenischen Spiel mit Deutsch, Deutsch als Zweitsprache, Musik oder Sport,
  • bei der digitalen Bildbearbeitung mit Wirtschaft und Kommunikation,
  • bei der gestalteten Umwelt mit Technik,
  • bei Beiträgen für Schulhausgestaltung, Homepage, Schülerzeitung oder der Ausgestaltung von Schulfesten mit Deutsch und ggf. vorhandenen Arbeitsgemeinschaften,
  • bei Studien von Naturobjekten und -phänomenen mit Natur und Technik,
  • beim Besuch von Ausstellungen, Museen, kunsthistorisch bedeutenden Bauten und Denkmälern mit Geschichte/Politik/Geographie, Evangelischer sowie Katholischer Religionslehre oder Ethik,
  • beim Hören und Illustrieren von Geschichten bzw. Beschreiben und Analysieren von Bildern mit Deutsch, Evangelischer sowie Katholischer Religionslehre oder Ethik,
  • beim Erstellen von Grafiken mit Mathematik,
  • beim Erstellen eines Fantasietieres als Plastik mit den Sachfächern und Geschichte.

Vor allem in der angemessenen sprachlichen Formulierung von Planung und Materialabsprachen, Eigen- und Fremdreflektion, Bildwahrnehmungen und bei Bildanalysen ergeben sich Verbindungen mit Deutsch. Durch einen sprachsensiblen und die Fachsprache entwickelnden Unterricht werden für mehrsprachige Schülerinnen und Schüler die sprachlichen Voraussetzungen für gelingendes Lernen und erfolgreichen Kompetenzerwerb geschaffen.

5.1 Berufliche Orientierung
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Die Auseinandersetzung mit der gestalteten Umwelt gibt vielfältige Einblicke in die Bereiche des Handwerks und des Kunsthandwerks sowie der Kreativwirtschaft bzw. Creative Industries und erweitert so das Spektrum für die berufliche Orientierung, indem die Schülerinnen und Schüler eigene (bisher verborgene) handwerkliche Fähigkeiten und Fertigkeiten entdecken. Sie beruht auf der Basis und der Reflexion der persönlichen Stärken und Interessen. Der Besuch von und die Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten aus Handwerk, Architektur, Design, in Agenturen oder Museen unterstützt die Entwicklung einer beruflichen Orientierung.

5.2 Bildung für Nachhaltige Entwicklung (Umweltbildung, Globales Lernen)
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Im Fach Werken und Gestalten/Kunst arbeiten die Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen Materialien. Sie erkennen die Bedeutung eines ressourcenschonenden, umweltbewussten Umgangs und recyceln Materialabfälle entsprechend.

5.3 Interkulturelle Bildung
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In der Analyse und Deutung von Handwerksgegenständen, Kunstwerken und Bildsprachen verschiedener Kulturen und Milieus erarbeiten sich die Schülerinnen und Schüler ein Verständnis von interkulturellen Fragestellungen. Durch den Wechsel des Standpunktes und das Betrachten einer Thematik aus ungewohnter Perspektive gewinnen die Schülerinnen und Schüler Sicherheit im Umgang mit Neuem und Fremdem. Sie können den Wert kultureller Vielfalt einschätzen und in eigene Gestaltungsvorhaben einfließen lassen.

5.4 Kulturelle Bildung
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Die Auseinandersetzung mit Alltagsgegenständen, Trendprodukten oder Produkten des Kunsthandwerks eröffnet den Schülerinnen und Schülern Zugänge zu Kultur sowie zum eigenen gestalterischen und handwerklichen Potenzial. Die Bildung des Bewusstseins für künstlerisches Schaffen und kulturelle Leistungen wird durch differenziertes Wahrnehmen und ästhetisches Gestalten ermöglicht.

5.5 Medienbildung/Digitale Bildung
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Die Schülerinnen und Schüler erwerben grundlegende Kenntnisse und Fertigkeiten im Umgang mit dem Computer und weiteren digitalen Medien. Sie nutzen verschiedene Medien kritisch und verantwortungsbewusst. Sie setzen Suchmaschinen gezielt für den Fachbereich Werken und Gestalten und Kunst ein (z. B. beim Suchen geeigneter Anleitungen für ein Arbeitsvorhaben). Dabei arbeiten sie mit aktuellen Informations- und Medienangeboten und beachten die rechtlichen Bestimmungen (z. B. Datenschutz, Urheberrecht). Auch sind sie sich der Tatsache bewusst, dass die heutigen digitalen Medien vor allem Bildmedien sind und die Umwelt sowie die Interessen und Vorstellungen der Schülerinnen und Schüler signifikant prägen. Die kritische sowie gestaltende Auseinandersetzung mit der Bildsprache dieser Medien im Fachbereich Kunst bildet einen wichtigen Beitrag zur Medienbildung und damit zur Politischen Bildung der Schülerinnen und Schüler.

5.6 Soziales Lernen
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In der Teamarbeit und in offenen Lernformen erhalten die Schülerinnen und Schüler vielfältige Möglichkeiten ihre Sozialkompetenz zu erweitern, mit der eigenen Sehbehinderung bzw. Blindheit offen umzugehen und Verantwortung zu übernehmen.

5.7 Sprachliche Bildung
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Der Fachunterricht Werken und Gestalten/Kunst unterstützt durch vielfältige Kommunikations- und Reflexionsanlässe die Versprachlichung eigener und fremder Gedanken und fördert die Schülerinnen und Schüler bei der Entwicklung entsprechender Fachsprache. Durch die zunehmende Differenzierung der sprachlichen Mittel im Beschreiben, Analysieren, Deuten und Werten erweitern die Schülerinnen und Schüler ihre sprachlichen Kompetenzen.

5.8 Technische Bildung
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Die Schülerinnen und Schüler nutzen technische Geräte (z. B. Akkubohrer, Nähmaschine, Geräte mit Hilfsvorrichtungen, so ass sie auch von hochgradig sehbehinderten und blinden Schülerinnen und Schüler genutzt werden können, Computer – ggf. mit Braillezeile und Sprachausgabe) zur Herstellung und Gestaltung werktechnischer und textiler Gegenstände und Printmedien. Sie reflektieren die Chancen und Risiken der technischen Entwicklung für sich und die Gesellschaft. Beim Umgang mit unterschiedlichen Materialien und Werkzeugen achten sie auf Maßnahmen zur Unfallverhütung und auf ergonomische Arbeitsweisen.

5.9 Werteerziehung
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Die Bildung eines reflektierten Urteils über gestaltete Alltagsgegenstände und Trendprodukte fördert Aufgeschlossenheit und Toleranz für andere und anderes. Respektvolles Verhalten untereinander und gegenüber der Leistungen Dritter sowie der wertschätzende Umgang mit Arbeitsmitteln leisten einen grundlegenden Beitrag zur Werteerziehung.