Für Kinder und Jugendliche sind Spielen und Bewegung elementare Grundbedürfnisse und Ausdruck unmittelbar empfundener Lebensfreude. Der Sportunterricht greift diese Freude auf und fördert sie durch vielfältige, altersgemäße Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten. Dabei ermöglicht er den Schülerinnen und Schülern, den eigenen Körper unter verschiedenen Sinnrichtungen zu erfahren und dessen Leistungsfähigkeit zu erleben und zu entwickeln.
Bereits der Begriff körperlich-motorische Entwicklung verweist auf die besondere Rolle, die dem Sportunterricht gerade für Schülerinnen und Schüler mit einer Körperbehinderung zukommt. Kein anderes Schulfach verfügt über mehr Voraussetzungen und Möglichkeiten, speziell diesem Förderbedarf gerecht zu werden. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Erkrankungen und Behinderungen sind die sportmotorischen Lernvoraussetzungen sehr verschieden. Einige der Schülerinnen und Schüler benötigen auch während des Sportunterrichts individuelle Hilfsmittel. So kann der Rollstuhl einerseits als Sportgerät wahrgenommen werden, um Sportarten und Disziplinen wettkampfmäßig auszuüben. Andererseits lässt sich auch mit einem Rollator im Sinne einer ganzheitlich gesunden Lebensführung Sport treiben. Bei gemeinsamen Spielen sowie Mannschaftssportarten in heterogenen Gruppen ist allerdings auf die von Hilfsmitteln ausgehende Verletzungsgefahr für Mitspieler und Gegner zu achten.
Der Sportunterricht am Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt körperlich-motorische Entwicklung hat die Aufgabe, Freude und Interesse an der Vielfalt sportlicher Bewegungsformen sowie das Bedürfnis nach regelmäßiger sportlicher Aktivität zu wecken, zu fördern und zu erhalten. Zunächst stehen zusammen mit der spielerischen und altersgemäßen Entwicklung der Grundeigenschaften Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Beweglichkeit im Sportunterricht im Vordergrund. Darauf aufbauend werden die Schülerinnen und Schüler in den verschiedenen Lernbereichen dazu motiviert und befähigt, sich in ihrer Schulzeit und darüber hinaus sinnvoll und selbständig sportlich zu betätigen.
Im einzigen Bewegungsfach des schulischen Fächerkanons wird den Schülerinnen und Schülern ermöglicht, sich handelnd und reflektierend mit ihrem Körper auseinanderzusetzen und anhand vielfältiger Bewegungserfahrungen die eigene körperliche Bewegungs- und Leistungsfähigkeit zu erleben, zu entwickeln, ein- und wertzuschätzen. Sie gewöhnen sich auf diesem Weg an eine ganzheitlich-gesundheitsorientierte Lebensweise mit sinnvoller und regelmäßiger sportlicher Betätigung und fördern so auch ihre kognitive Entwicklung. Zudem reflektieren sie die Vielfalt der Erscheinungsformen des Sports und erwerben die Kompetenz, Trends und Sportkonzepte zu beurteilen.
Es darf allerdings nicht außer Acht gelassen werden, dass besonders Schülerinnen und Schüler mit erheblichen motorischen Einschränkungen in der Auseinandersetzung mit verschiedenen Bewegungshandlungen auch mit ihren körperlichen Grenzen konfrontiert werden. Der Sportunterricht vollzieht dabei einen Perspektivwechsel weg vom Nichtkönnen, hin zur Gestaltung von Bedingungen, in denen Bewegungsaufgaben erfolgreich gemeistert werden können.
Neben der Hinführung der Schülerinnen und Schüler zu sportlicher Handlungsfähigkeit und der Ausbildung ihrer motorischen, koordinativen und konditionellen Leistungsfähigkeit, zielt der Sportunterricht insbesondere in den Lernbereichen Gesundheit und Fitness, Fairness, Kooperation, Selbstkompetenz sowie Freizeit und Umwelt auf die Erziehung durch Sport ab. Sport, Spiel und Bewegung in einer (Klassen-)Gemeinschaft unterstützen durch vielfältige interaktive Handlungsanlässe, individuelle Ausdrucksmöglichkeiten und gemeinsame Erlebnisse den Erwerb grundlegender personaler und sozialer Kompetenzen. Dazu gehören u. a. Kooperationsfähigkeit, Fairness, Teamgeist, Rücksichtnahme, der Umgang mit Sieg und Niederlage, Durchhaltevermögen sowie Anstrengungs- und Leistungsbereitschaft.
Der Sportunterricht trägt damit wesentlich zu einer ganzheitlichen Persönlichkeits- und Werteerziehung bei und fördert dadurch auch den konstruktiven Umgang mit Heterogenität in der Klassengemeinschaft. In einer sich wandelnden, zunehmend technologisierten Gesellschaft schafft der Sportunterricht Bewegungszeiten und ‑räume und damit Möglichkeiten für reale soziale Beziehungen und wirkt so Passivität und fehlender Anstrengungsbereitschaft entgegen.
Sport und Bewegung spielen über den Sportunterricht hinaus eine wichtige Rolle. Der außerunterrichtliche Schulsport bereichert mit vielfältigen Angeboten („Bewegte Schule“, Bundesjugendspiele, Jugend trainiert für Paralympics, schulsportliche Wettbewerbe, Sport- und Schulfeste, Schülerfahrten mit sportlichen Elementen, Projekttage u. a.) die schulische Sport- und Gesundheitserziehung und leistet einen wesentlichen Beitrag zur Gestaltung des Schullebens und zur Stärkung des Schulprofils. Darüber hinaus ergeben sich Brücken zum außerschulischen Sport und zur Zusammenarbeit mit den Vereinen, um dadurch die Einbindung in ein sportorientiertes Umfeld zu fördern.