Die Schülerinnen und Schüler begegnen mit dem Fach Archäologie einer Wissenschaft, die ihnen in Ansätzen bereits von anderen Fächern (z. B. Latein, Griechisch, Geschichte, Kunst) her vertraut ist. Im Profilfach Archäologie erschließen sie sich nun systematisch zentrale Aspekte der in verschiedene Teilbereiche mit unterschiedlichen chronologischen und geographischen Schwerpunkten aufgefächerten „Lehre von den Altertümern“.
Die wissenschaftliche Archäologie erforscht die Geschichte der Menschen von den Anfängen des Homo sapiens bis in unsere Gegenwart. Sie gehört als eigenständiges Fach zu den Geschichts- und Kulturwissenschaften, unterscheidet sich aber methodisch und hinsichtlich der Quellenbasis von den Nachbardisziplinen. In ihrem Fokus stehen gegenständliche Quellen als materielle Dokumente menschlichen Wirkens in Raum und Zeit, wogegen in der Geschichtswissenschaft schriftliche Quellen eine wesentliche Rolle spielen. Da viele Aspekte der Geschichte der Menschheit in dinglichen Quellen, in Boden-, Bau- und Siedlungsdenkmälern überliefert sind, kommt der Archäologie bei ihrer Erforschung eine wichtige Rolle zu. Je weniger schriftliche Dokumente verfügbar sind, desto wichtiger sind die Forschungsergebnisse der Archäologie. Aber auch für die Erforschung von Epochen mit Schriftkultur bleibt sie unverzichtbar, denn sie kann die philologische Geschichtswissenschaft in wesentlichen Aspekten ergänzen, bestätigen oder korrigieren.
Die Grabungsarchäologie hat ihre geschichtlichen und methodischen Wurzeln im Bergen, Sammeln und Ausstellen sowie im Typisieren von Kunstwerken. Als moderne Wissenschaft hat die Archäologie ihr Spektrum erweitert sowie ihr Instrumentarium verfeinert und arbeitet interdisziplinär auch mit zahlreichen naturwissenschaftlichen Methoden und Techniken. Das Spektrum umfasst u. a. die Philologien, die Naturwissenschaften, Statistik und Informatik, Anthropologie, Medizin und Forensik, Geographie, Geologie und Geodäsie, physikalische Materialuntersuchungen und, etwa in der experimentellen Archäologie, handwerkliche Arbeiten. Diese Vielfalt an geistes-, sozial- und naturwissenschaftlichen Zugriffen auf die dinglichen Quellen macht die Archäologie zur universellen historischen Kulturanthropologie.
Zu den kulturstaatlichen Aufgaben der Archäologie gehören auch Denkmalschutz und Denkmalpflege. Archäologen und Archäologinnen befinden sich in einem Dilemma: Einerseits bedingt vor allem die Grabung, aber auch die Restaurierung die Zerstörung originaler Fundzusammenhänge; diese unwiederbringlichen Verluste können einmalige Funde und akribische Dokumentationen nur teilweise ersetzen. Andererseits entstehen neue Erkenntnisse und wissenschaftlicher Fortschritt nicht ohne immer weitere archäologische Forschungen, und dahin gehen nicht nur die Intention der Forschenden, sondern auch das öffentliche Interesse der Menschen, deren Geschichte zeitgemäß geschrieben und dokumentiert werden soll. Teil der archäologischen Methodenkompetenz ist daher auch die Präsentation von Forschungsergebnissen.