Die Schülerinnen und Schüler erschließen sich im Fach Neugriechisch den Kosmos der ältesten kontinuierlich schriftlich überlieferten Sprache Europas, die auf eine über 3000-jährige Entwicklung zurückblickt und somit Antike und Gegenwart miteinander verbindet. Diesem weit gespannten Hintergrund trägt der Unterricht im Fach Neugriechisch u. a. auch dadurch Rechnung, dass er individuelle Sprachbiografien und außerunterrichtliche Lernerfahrungen berücksichtigt und so verschiedene Sprachzugänge ermöglicht. Über Altgriechischkenntnisse verfügende Schülerinnen und Schüler tragen zu einer diachronen Sprachbetrachtung bei, indem sie die Veränderung und Weiterentwicklung grammatikalischer Phänomene sowie Wandel und Kontinuität im Bereich des Wortschatzes wahrnehmen und analysieren. Muttersprachlerinnen und Muttersprachler hingegen erfahren einerseits eine grammatikalische Systematisierung ihrer oftmals imitativ erworbenen Sprachkenntnisse und bereichern andererseits den Unterricht durch mundartliche oder regional geprägte Sprachphänomene.
Die Unterrichtssprache ist Neugriechisch, doch kann davon abgewichen werden, wenn es der Unterrichtsökonomie und der präzisen Erklärung sprachlicher Phänomene dienlich ist. Da Neugriechisch als spätbeginnende Fremdsprache unterrichtet wird, liegt der Schwerpunkt auf der Mündlichkeit. Die Schülerinnen und Schüler erwerben wesentliche sprachliche Kompetenzen, die sie zur Kommunikation mit griechischsprachigen Menschen befähigen. In lebensnahen, anschaulichen, möglichst authentischen Lernsituationen wird die Aussprache geschult, Wortschatz– und Grammatikkenntnisse werden erworben und durch Anwendung internalisiert.
Anhand audiovisueller Medien und Texte, die sich auf Alltagssituationen, aber auch auf ein darüber hinausreichendes, der Altersstufe entsprechendes breites Themenspektrum beziehen, trainieren die Schülerinnen und Schüler die Fähigkeiten des Hör- und Leseverstehens. Gleichzeitig setzen sie die auf diese Weise vermittelten inhaltlichen Kenntnisse mosaikartig zu einem facettenreichen Bild des modernen Griechenland in seiner geographischen, gesellschaftlichen und kulturellen Vielfalt zusammen, dem sie nicht zuletzt durch die Thematisierung der historisch gewachsenen engen Beziehungen zwischen Bayern und Griechenland (z. B. König Otto) und der deutschen Besetzung Griechenlands im Zweiten Weltkrieg Tiefenschärfe verleihen. Sie bauen dabei auf ihre im vorausgegangenen Unterricht in anderen Fremdsprachen erworbenen Kompetenzen (z. B. Text- und Medienkompetenzen, Lexikongebrauch) auf.
Unbeschadet der Schwerpunktsetzung im Bereich des Mündlichen erarbeiten sich die Schülerinnen und Schüler im Neugriechischunterricht ebenso die Fähigkeit, schriftlich zu kommunizieren, indem sie auch selbst Briefe und E-Mails in neugriechischer Sprache verfassen und Texte zu Themen aus den oben genannten Bereichen erstellen. Im Bereich der Sprachmittlung liegt der Schwerpunkt auf einer sinngemäßen Übertragung aus einer Sprache in die andere, eine wörtliche Übersetzung wird nur in Einzelfällen verlangt. Durch die Behandlung ausgewählter literarischer Werke erhalten die Schülerinnen und Schüler einen Einblick in die neugriechische Literatur.
Das Fach Neugriechisch zielt grundsätzlich darauf ab, durch die Auseinandersetzung mit der neugriechischen Kultur Gemeinsamkeiten und Unterschiede bewusst wahrzunehmen, Griechen frei von Vorurteilen, mit Toleranz und Respekt gegenüberzutreten und interkulturelle Begegnungssituationen mithilfe der erworbenen sprachlichen und soziokulturellen Kenntnisse souverän zu bewältigen.