Im Psychologieunterricht setzen sich die Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Inhalten auseinander, die sich mit dem Menschen als Ganzes befassen. Denn im Fokus der Psychologie steht immer der Mensch in seiner Selbstwahrnehmung, in der Wahrnehmung seiner Umwelt und anderer Menschen. Ebenso bezieht sich die Psychologie auf die Wahrnehmung und das Verständnis der eigenen Wirksamkeit auf diese Umwelt und auf damit verbundene Wechselwirkungen.
Psychologische Fragestellungen und Erkenntnisse sind immanenter Bestandteil des täglichen menschlichen Lebens. Sie beziehen sich sowohl auf individuelle menschliche Grundbedürfnisse als auch auf Bedürfnisse, die soziale Beziehungen und Interaktionen betreffen.
Die thematische Auseinandersetzung mit alltäglich erlebbaren Phänomenen leisten die Schülerinnen und Schüler aktiv auf der Grundlage der Fachwissenschaft Psychologie. Diese Auseinandersetzung hat das Ziel, unterschiedliches menschliches Erleben und Verhalten zu erfassen und zu beschreiben, zu erklären und zu verstehen sowie mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit vorherzusagen und bei Bedarf mögliche Veränderungen anzubahnen. Dabei berücksichtigt die Psychologie jeweils den Hintergrund humanbiologischer, sozialer und soziokultureller Bedingungen. Das Nebeneinander verschiedener historischer Paradigmen sowie die aktuelle empirisch-wissenschaftliche Ausrichtung der Psychologie zeigen den Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf, dass wissenschaftliche Erkenntnisse immer vor dem Denkhorizont theoretischer Grundlagen und methodischer Zugangsweisen zu verstehen sind.
Damit gilt für das Unterrichtsfach Psychologie in der Oberstufe des Gymnasiums in besonderer Weise, dass der Mensch sowohl Subjekt als auch Objekt der Betrachtung ist. Vor diesem Hintergrund ist der Vielfalt der fachwissenschaftlichen Erklärungsmodelle mit ihren Möglichkeiten und Grenzen Rechnung zu tragen. Gleiche psychische und psychologische Phänomene können aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet werden. Das erfordert von der Lehrkraft sowie den Lernenden ein großes Maß an Offenheit und Toleranz. Die Schülerinnen und Schüler lernen insgesamt den wissenschaftlichen Zugang auf psychologische Phänomene kennen, der sich von alltagspsychologischen, subjektiven Theorien unterscheidet. Dadurch trägt der Unterricht wesentlich zur Stärkung des differenziert kritisch-rationalen Denkens und Bewertens bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen bei.
Im Psychologieunterricht orientieren sich die Lernenden an individuellen Erfahrungen und setzen sie in Beziehung zu grundlegenden psychologischen Phänomenen und Gesetzmäßigkeiten. In diesem Zusammenhang reflektieren die jungen Menschen ihre eigenen alltagspsychologischen Konzepte und stellen sie wissenschaftlichen Methoden, Theorien und Erkenntnissen gegenüber. Durch methodische Elemente wie beispielsweise Experiment, Praxissimulation und Planspiel können unmittelbares Erleben mit theoretischen Erklärungsansätzen der Psychologie verknüpft werden. Im Psychologieunterricht gewinnen die Schülerinnen und Schüler grundlegende Einsichten in das Erleben und Verhalten des Menschen und erhalten Anregungen zur Reflexion über sich und andere, um das Verständnis für die eigene Person und die Mitmenschen zu vertiefen. Zudem wird die Sensibilität, sich und andere differenziert wahrzunehmen, gefördert und damit die Toleranz für die Vielschichtigkeit der menschlichen Psyche und ihrer Ausdrucksformen unterstützt. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen werden darin sensibilisiert und unterstützt, klar und wertschätzend zu kommunizieren, auch im Hinblick auf eine bewusste Gestaltung sozialer Situationen und auf ein wertschätzendes und gewaltfreies Miteinander. So leistet das Fach einen Beitrag zur Selbstreflexion und Selbstregulation junger Menschen. Die Schülerinnen und Schüler lernen außerdem, ihre Ressourcen in den Blick zu nehmen, um selbst mit herausfordernden Lebensaufgaben, zum Beispiel angesichts der Veränderungen der Lebenswelt durch Globalisierung, Digitalisierung und Medien, angemessen umzugehen. Damit tragen Kenntnisse aus dem Psychologieunterricht auch zur individuellen Gesundheitsförderung bei.
Ziel ist es, dass die Jugendlichen und jungen Erwachsenen einen differenzierten Standpunkt bei der Begegnung mit psychologischen Phänomenen im Alltag entwickeln. Damit ist der Psychologieunterricht auf den Erwerb vielfältiger Kompetenzen, im Besonderen personaler Kompetenzen ausgerichtet.