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Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Wissenschaftspropädeutisches Seminar

Wissenschaftlichkeit ist ein Wesensmerkmal gymnasialer Bildung. Konkrete und komplexe Problemstellungen, die nur mit wissenschaftlichen Methoden bearbeitet werden können, fordern von den Schülerinnen und Schülern Abstraktionsfähigkeit, Flexibilität und die Fähigkeit zur Analyse anspruchsvoller und lebensweltbezogener Sachverhalte. Unerlässlich ist dazu auch der Erwerb überfachlicher Kompetenzen. In der Wissenschaftswoche in Jahrgangsstufe 11 erweitern die Schülerinnen und Schüler ihre im Fachunterricht erworbene Methodenkompetenz (z. B. Materialien auswerten, Ergebnisse darstellen), indem sie im zeitlichen Umfang einer Woche fachspezifische Zugänge zu einem fächerübergreifenden Rahmenthema erarbeiten. Darauf können sie im Wissenschaftspropädeutischen Seminar (W‑Seminar) aufbauen.

Ziel des W‑Seminars ist die Vermittlung wissenschaftlicher Arbeitsweisen durch die exemplarische Vertiefung gymnasialer Fach- und Methodenkompetenzen, die Erstellung einer Seminararbeit (Umfang ca. 10 bis 15 Textseiten) sowie die Präsentation der Ergebnisse mit Prüfungsgespräch. Das Thema der Seminararbeit ist eine fachlich anspruchsvolle, auf eigene Untersuchung und Schlussfolgerung zielende Frage- bzw. Problemstellung innerhalb eines Rahmenthemas. In der Präsentation (mit Prüfungsgespräch) vertreten die Schülerinnen und Schüler ihre Untersuchungsstrategie sowie die erarbeiteten Ergebnisse und ordnen diese in übergeordnete Zusammenhänge des Rahmenthemas ein. Durch die verschiedenen Aspekte, die von den Schülerinnen und Schülern in den Seminararbeiten analysiert werden, ergibt sich im Verlauf des W‑Seminars eine multiperspektivische Gesamtschau auf das jeweilige Rahmenthema.

Im W‑Seminar erweitern und vertiefen die Schülerinnen und Schüler sowohl fachspezifische als auch fächerübergreifende Kompetenzen auf dem für die gymnasiale Oberstufe erforderlichen Niveau: Die Schülerinnen und Schüler untersuchen innerhalb des Rahmenthemas eine Frage- bzw. Problemstellung, setzen sich dabei mit wissenschaftlicher Fachliteratur auseinander und analysieren, bewerten und vergleichen vielschichtige Sachverhalte, wann immer möglich auch durch eigene forschende, experimentierende oder auf Forschung gestützte entwickelnde Tätigkeit. Dabei verknüpfen sie eigene und kreative Gedanken mit bereits vorhandenen wissenschaftlichen Befunden. Sie hinterfragen Informationen, unterscheiden objektiv überprüfbare Nachweise von bloßen Meinungen und gliedern Argumente und Sachverhalte nach dem Grad ihrer Relevanz für die Beantwortung der Frage- bzw. Problemstellung. Am Ende stellen sie ihre Arbeitsergebnisse sach- und adressatengerecht dar und beantworten Fragen. All dies sind wichtige Kompetenzen, die für ein Hochschulstudium, aber auch einen Beruf außerhalb der Hochschule relevant sind.

Jedes W‑Seminar ist einem Leitfach aus dem Pflicht- oder Wahlpflichtbereich zugeordnet. Die Schülerinnen und Schüler wählen das W‑Seminar aus dem Angebot der Schule weitgehend frei und können dabei ihre Stärken und Interessen berücksichtigen. Auch bei der Wahl ihres Seminararbeitsthemas können die Schülerinnen und Schüler unter Berücksichtigung der erforderlichen Fachkenntnisse ihre individuellen Interessen einbringen. Dies schafft Identifikation und Motivation für die gemeinsame Arbeit am Rahmenthema sowie für die Bearbeitung der spezifischen Frage- bzw. Problemstellung in der jeweiligen Seminararbeit. Zugleich ergeben sich dadurch ggf. interessengeleitete Anknüpfungspunkte für die individuelle Wahl eines Studiengangs.

Das fächer- und schulartübergreifende Bildungs- und Erziehungsziel der beruflichen Orientierung wird im W‑Seminar im Rahmen der Studienerkundung (in Kombination mit dem Aufbaumodul zur beruflichen Orientierung) konkretisiert. Dies bietet den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit zu Kontakten mit Lehrenden und Studierenden. Sie bekommen einen Einblick in das Arbeiten an einer Hochschule und erhalten gleichzeitig Anregungen für ihre Arbeit im W‑Seminar. Das W‑Seminar erfüllt damit eine wichtige Brückenfunktion zwischen Schule und Hochschule.