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Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Übungsunternehmen

1 Selbstverständnis des Faches Übungsunternehmen und sein Beitrag zur Bildung
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Das Fach Übungsunternehmen bildet den Kern der anwendungsorientierten und praxisnahen beruflichen Grundbildung an der Wirtschaftsschule. Im Unterricht werden die im Fach Betriebswirtschaftliche Steuerung und Kontrolle erworbenen Kompetenzen phasenversetzt vertieft und auf neue, an betrieblichen Prozessen orientierten, Handlungssituationen übertragen.

Der Lernort Übungsunternehmen simuliert ein modernes Unternehmen, das in vielfältiger und möglichst realistischer Weise in einer Marktsituation tätig ist und in dem die Schülerinnen und Schüler als Mitarbeiter prozess- und projektorientiert agieren. Die einzelnen Arbeitsplätze des Übungsunternehmens orientieren sich dabei an einer typischen Aufbau- bzw. Ablauforganisation eines Großhandelsbetriebes.

Die Schülerinnen und Schüler bearbeiten betriebswirtschaftliche Aufgabenstellungen, die sich aus dem Geschäftsbetrieb ihres Übungsunternehmens ergeben. Dazu planen sie ihre Arbeitsschritte und treffen eigenverantwortlich Entscheidungen für das Übungsunternehmen. Die Schülerinnen und Schüler planen, kontrollieren, bewerten und reflektieren regelmäßig ihre eigenen Arbeitsergebnisse ebenso wie die im Übungsunternehmen ablaufenden betriebswirtschaftlichen Prozesse. Auf diese Weise erwerben die Schülerinnen und Schüler auch die Kompetenz, ihre Tätigkeiten in einen betriebswirtschaftlichen Gesamtzusammenhang einzuordnen, zu reflektieren und Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Arbeitsprozesse zu entwickeln.

Der damit verbundene Kompetenzerwerb befähigt die Schülerinnen und Schüler, spätere Handlungssituationen im beruflichen aber auch im privaten Umfeld selbständig zu meistern. Neben den fachlichen Kompetenzen werden Sozial-, Selbst- und insbesondere Methodenkompetenzen gefördert. Die Schülerinnen und Schüler lernen, teamorientiert zu arbeiten und eigenverantwortlich zu planen, zu entscheiden und zu bewerten. Sie entwickeln die Fähigkeit, situativ angemessen mit Geschäftspartnern zu kommunizieren. Die Schülerinnen und Schüler sind in der Lage, die Rückmeldungen eines Personalverantwortlichen oder Mitarbeiters aufzunehmen und in künftigen Handlungen umzusetzen. Die Anwendung digitaler Medien ist im Fach Übungsunternehmen selbstverständlich. Dazu zählt insbesondere der zielgerichtete Einsatz geeigneter Software im Geschäftsbetrieb des Übungsunternehmens. Die erworbenen Selbst-, Sozial- und Methodenkompetenzen sind auf andere Fächer und Situationen übertragbar und können dort erfolgreich angewendet werden.

2.1 Kompetenzstrukturmodell
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Kompetenzstrukturmodell "Übungsunternehmen"

Das Kompetenzstrukturmodell für das Fach Übungsunternehmen gliedert sich in drei Bereiche, die im Unterricht stets miteinander verknüpft werden: in die prozessbezogenen Kompetenzen (äußerer Ring), die inhaltsbezogenen Kompetenzen, welche in zwei Gegenstandsbereichen (innere Quadrate) erworben werden und die Perspektiven, die die Rollen beschreiben, in denen die Schülerinnen und Schüler handeln. Die Perspektiven beziehen sich dabei auf das Gesamtmodell.

Analysieren
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Wesentliche Grundlage des ökonomischen Handelns ist eine reflektierte Analyse. Auf der Basis eines fundierten fachlichen Wissens erfassen, strukturieren und systematisieren die Schülerinnen und Schüler wirtschaftliche oder rechtliche Sachverhalte im Unternehmensablauf.

Kommunizieren
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Die Schülerinnen und Schüler kommunizieren erfolgreich in ihrer Rolle als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Unternehmen, indem sie die Fachsprache, geeignete kommunikative Strategien, Kommunikationswege und Medien adressatengerecht und zielführend einsetzen.

Beurteilen
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Die Schülerinnen und Schüler beurteilen wirtschaftliche und rechtliche Prozesse und Entscheidungen aus ihrer Perspektive als Arbeitnehmer und im Interesse des Unternehmens vor dem Hintergrund ökonomischer, ökologischer, sozialer sowie ethischer Ziele. Daraus leiten sie Konsequenzen für die Bewältigung wirtschaftlicher und rechtlicher Handlungssituationen ab.

Handeln
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Die Schülerinnen und Schüler handeln, indem sie Entscheidungen treffen, Maßnahmen ableiten, Arbeitsschritte planen und Handlungsprodukte erstellen. Sie sind bereit, sich auch mit komplexen Herausforderungen rational und aufgeschlossen auseinanderzusetzen.

Betriebswirtschaft
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Der Gegenstandbereich Betriebswirtschaft ist zentral für das Fach Übungsunternehmen. Die Schülerinnen und Schüler agieren als Arbeitnehmer in einem Unternehmen und treffen dabei auch unternehmerische Entscheidungen. Sie setzen die im Fach Betriebswirtschaftliche Steuerung und Kontrolle erworbenen fachlichen Kompetenzen ein.

Recht
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Rechtliche Rahmenbedingungen beeinflussen wirtschaftliche Entscheidungen. Dies gilt sowohl für Arbeitnehmer als auch für Unternehmer. Die Schülerinnen und Schüler erwerben die Kompetenz, betriebliche Situationen auch unter Beachtung von Gesetzesnormen zu beurteilen und Maßnahmen daraus abzuleiten.

Arbeitnehmerperspektive
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In ihrer Rolle als Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erwerben die jungen Menschen Kompetenzen, die es ihnen ermöglichen, im späteren Berufsleben erfolgreich in einem Unternehmen zu agieren. Sie handeln in einer Vielzahl unterschiedlicher Situationen, die sich aus dem täglichen Geschäftsablauf ergeben.

Unternehmerperspektive
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Die Schülerinnen und Schüler erwerben die Fähigkeit, unternehmerische Entscheidungen zu treffen. Sie handeln ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltig im Interesse des Unternehmens. Dies befähigt sie im späteren Berufsleben, sich als Unternehmer erfolgreich zu behaupten.

3 Aufbau des Fachlehrplans im Fach Übungsunternehmen
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Der Fachlehrplan Übungsunternehmen ist in drei Bereiche gegliedert. Der erste Bereich gliedert sich in zwei Lernbereiche. Beide beinhalten Kompetenzen, die für einen Mitarbeiter grundlegend notwendig sind, um erfolgreich in einem Unternehmen zu agieren. Dazu gehört zum Beispiel die Fähigkeit, Zielsetzungen festzulegen und Arbeitsprozesse zu organisieren.

Der zweite Bereich gliedert sich ebenfalls in zwei Lernbereiche, die Kompetenzen zur Bewältigung des täglichen kaufmännischen Geschäftsablaufs in einem Unternehmen beinhalten.

Die Kompetenzen aus dem ersten und zweiten Bereich sind über die 9. und 10. Jahrgangsstufen hinweg durchgehend zu fördern und nachhaltig zu festigen.

Der dritte Bereich ist in acht Lernbereiche untergliedert, die Kompetenzen zur Bewältigung komplexer betriebswirtschaftlicher Aufgabenstellungen enthalten und die Fähigkeit fördern, unternehmerische Entscheidungen zu treffen.

Der Erwerb der Kompetenzen der einzelnen Lernbereiche erfolgt nicht losgelöst voneinander, sondern verzahnt und lernbereichsübergreifend. Die Festlegung, an welchen Stellen der Einsatz der einzelnen Lernbereiche des dritten Teils sinnvoll ist und welcher zeitliche Rahmen für die Lernbereiche aufgewendet werden soll, liegt in der Verantwortung der Lehrkraft.

4 Zusammenarbeit mit anderen Fächern
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Das Fach Übungsunternehmen ist mit vielen anderen Fächern vernetzt:

Die Verknüpfung wirtschaftlicher Lerninhalte aus dem Fach Betriebswirtschaftliche Steuerung und Kontrolle orientiert sich an den betrieblichen Abläufen. Dem Unterricht in diesem Fach kann dann – phasenversetzt – die Umsetzung des Gelernten im Fach Übungsunternehmen folgen.

Die im Fach Informationsverarbeitung erworbenen Kompetenzen werden zur Lösung der im Fach Übungsunternehmen gestellten Aufgabenstellungen verwendet, z. B. bei der Gestaltung und Versendung von Werbeflyern oder der Erstellung von Geschäftspräsentationen. Integrativ werden im Fach Übungsunternehmen Kompetenzen aus dem Bereich Informationsverarbeitung nachhaltig gefestigt und weiterentwickelt.

Eine enge Verzahnung besteht auch mit den Fächern Deutsch und Englisch. Das Fach Deutsch vermittelt notwendige Kompetenzen im sprachlichen und kommunikativen Bereich, die zum Beispiel bei der schriftlichen und mündlichen Kommunikation mit Geschäftspartnern genutzt werden.

Im Fach Englisch wird die sprachliche Grundlage für den Handel mit dem EU-Ausland gelegt. Dabei werden beispielsweise Geschäftsbriefe in Englisch formuliert.

Eine Zusammenarbeit ist auch mit weiteren allgemeinbildenden Fächern sinnvoll. Zum Beispiel können die Schülerinnen und Schüler bei der Kalkulation ihrer Verkaufspreise auf Kompetenzen aus dem Fach Mathematik zurückgreifen und bei der Gestaltung ihres Arbeitsplatzes auf Kompetenzen, die im Fach Mensch und Umwelt erworben wurden.

Berufliche Orientierung
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Der Unterricht im Fach Übungsunternehmen stellt einen direkten Bezug zum späteren Berufsleben her. Die Schülerinnen und Schüler sammeln im Berufsfeld Wirtschaft und Verwaltung realitätsnah Erfahrungen.

Medienbildung/Digitale Bildung
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Kommunikationsmedien unterstützen Lernprozesse in vielfältiger Weise und sind heute im privaten Umfeld und im Beruf allgegenwärtig. Die Schülerinnen und Schüler nutzen digitale Medien im Fach Übungsunternehmen als Hilfsmittel zur Informationsgewinnung, zur sach- und adressatengerechten Präsentation von Arbeitsergebnissen und als adäquates Kommunikationsmittel, um z. B. mit Kunden oder Lieferanten in Kontakt zu treten.

Soziales Lernen
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Die Schülerinnen und Schüler agieren im Fach Übungsunternehmen als Teil eines Unternehmens. Sie lernen, nicht nur ihre eigenen Interessen wahrzunehmen, sondern auch Verantwortung zu übernehmen und Gefühle und Verhalten anderer, z. B. von Kollegen und Kunden, zu respektieren. Damit wird nicht nur die Selbstkompetenz der Schülerinnen und Schüler, sondern auch in hohem Maße ihre Sozialkompetenz gefördert.

Sprachliche Bildung
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Die Schülerinnen und Schüler erweitern im Fach Übungsunternehmen ihre Sprachkompetenz, indem sie Geschäftsbriefe und E-Mails korrekt und zielgruppengerecht formulieren, Präsentationen frei vortragen und Werbetexte für einen Flyer formulieren.