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Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Wirtschaftsgeographie

1 Selbstverständnis des Faches Wirtschaftsgeographie und sein Beitrag zur Bildung
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Die Schülerinnen und Schüler müssen zur Bewältigung gegenwärtiger Herausforderungen wie Umweltprobleme, wachsende Globalisierung sowie Veränderungen in der Arbeitswelt wie Strukturwandel und eine zunehmende berufliche Mobilität sowohl im privaten wie auch im beruflichen Bereich befähigt werden.

Das Fach Wirtschaftsgeographie bildet eine Grundlage für naturwissenschaftliche sowie in besonderem Maße für wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Bildung und erfüllt damit vor allem den fächerübergreifenden Ansatz. Diese Verknüpfung natur- und gesellschaftswissenschaftlicher Denkweisen befähigt die Schülerinnen und Schüler, Wechselwirkungen zwischen naturräumlichen Gegebenheiten und dem gestaltenden Menschen sowohl regional wie auch großräumig zu erkennen. Dadurch werden die Schülerinnen und Schüler zum Denken und Handeln in raum- und wirtschaftsbezogenen Systemen und Prozessen angeregt und entwickeln wirtschaftsgeographische Gesamtkompetenz.

Lebenswelt- und Praxisbezüge des Faches unterstützen die Schülerinnen und Schüler, die Sinnhaftigkeit wirtschaftsgeographischer Fertigkeiten bzw. Kompetenzen für sich selbst und für verschiedene Bereiche der Arbeitswelt zu erkennen. Die Auseinandersetzung der Schülerinnen und Schüler mit Problem- und Entscheidungssituationen in der Rolle als Konsument, Arbeitnehmer und Unternehmer sowie Staatsbürger stärkt deren Urteilsvermögen und Handlungsbereitschaft in Hinblick auf ökonomische, ökologische und soziale Fragestellungen.

Die Förderung von Wahrnehmung, Raumorientierung, zielorientierter Planung, Ausdrucksfähigkeit und Arbeitshaltung sowie die eingehende Beschäftigung mit verschiedenen Berufsfeldern wie Tourismus oder Umweltschutz stellen einen Beitrag zur beruflichen Bildung dar. Der Unterricht unterstützt dadurch die Berufsorientierung und anschlussfähiges berufsbezogenes Lernen. Das Fach Wirtschaftsgeographie befähigt junge Menschen somit zur reflektierten Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und stärkt deren Entwicklung zu mündigen und weltoffenen Bürgerinnen und Bürgern.

2.1 Kompetenzstrukturmodell
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Kompetenzstrukturmodell "Wirtschaftsgeographie"

Das Kompetenzstrukturmodell für das Fach Wirtschaftsgeographie gliedert sich in drei Bereiche, die im Unterricht stets miteinander verknüpft werden: in die prozessbezogenen Kompetenzen (äußerer Ring), die inhaltsbezogenen Kompetenzen, welche in dem Gegenstandsbereich (inneres Quadrat) erworben werden, und die Perspektiven, die die Rollen beschreiben, in denen die Schülerinnen und Schüler handeln. 

Das Modell ist hinsichtlich der prozessbezogenen Kompetenzen und der Perspektiven mit den Kompetenzstrukturmodellen der Fächer Betriebswirtschaftliche Steuerung und Kontrolle und Informationsverarbeitung identisch. Der Gegenstandsbereich zeigt die besondere inhaltliche Struktur des Faches Wirtschaftsgeographie auf.

Analysieren
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Die Schülerinnen und Schüler erwerben die Fähigkeit, Räume in Hinblick auf naturräumliche Gegebenheiten (Geologie, Klima, Vegetation), den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungsstand, konkrete Marktentwicklungen und aktuelle politische Entscheidungen zu untersuchen. Dazu verwenden sie fachspezifische Arbeitsmethoden.

Handeln
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Die Schülerinnen und Schüler erwerben nachhaltige raumbezogene Handlungskompetenz. Dies drückt sich in ihrer Bereitschaft und Fähigkeit aus, als Unternehmer, Arbeitnehmer, Konsument oder Staatsbürger Räume unter dem Maßstab von Werten und Normen, insbesondere dem Leitbild der Nachhaltigkeit, mitzugestalten und Einflussmöglichkeiten aktiv zu nutzen.

Kommunizieren
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Die Schülerinnen und Schüler entwickeln ihre Kommunikationskompetenz in einer Vielzahl von Situationen: Sie diskutieren bestehende Raumnutzungs- und Interessenkonflikte, entwickeln im Team Zukunftsszenarien, bereiten ihre Ergebnisse transparent auf und präsentieren sie überzeugend.

Beurteilen
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Die Schülerinnen und Schüler lernen, wirtschaftsgeographische Sachverhalte, Prozesse und Entscheidungen unter dem Maßstab ökonomischer, ökologischer, sozialer und ethischer Ziele zu beurteilen. Sie leiten Konsequenzen für die Bewältigung wirtschaftsgeographischer Handlungssituationen ab.

2.3 Gegenstandsbereiche
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Die Gegenstandsbereiche der Wirtschaftsgeographie sind die Schnittstellen zwischen Raum, Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft und Gesellschaft. Der Unterricht im Fach Wirtschaftsgeographie beschäftigt sich mit der räumlichen Dimension wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Prozesse. Die wirtschaftlichen Prozesse beziehen sich dabei sowohl auf betriebliche als auch auf volkswirtschaftliche Aspekte. Ziel ist es, dass die Schülerinnen und Schüler die Wechselwirkungen zwischen Raumfaktoren und wirtschaftlichem bzw. gesellschaftlichem Handeln erfassen, bewerten und verantwortliche Handlungen ableiten.

Diese Schnittstellenposition des Faches spiegelt sich im Lehrplan wider. Die Lernbereiche des Fachlehrplans haben einen multidisziplinären Zugang, da sie die Gegenstandsbereiche integrieren. Durch diese Vernetzung können wirtschaftsgeographische Zusammenhänge mehrdimensional erfasst werden.

2.4 Perspektiven
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Die Kompetenzen der Lernbereiche sind aus der Perspektive der jeweiligen Rolle beschrieben.

Konsumentenperspektive
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In der Rolle als Konsument werden die Schülerinnen und Schüler befähigt, verantwortliche Kaufentscheidungen zu treffen.

Arbeitnehmerperspektive
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In der Rolle als Arbeitnehmer agieren die Schülerinnen und Schüler auch auf dem internationalen Arbeitsmarkt und nutzen die Chancen der Mobilität bewusst.

Unternehmerperspektive
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In der Rolle als Unternehmer treffen sie ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltige Entscheidungen für ihr Unternehmen.

Staatsbürgerperspektive
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In der Rolle als Staatsbürger beurteilen sie wirtschaftspolitische Entscheidungen und ziehen Rückschlüsse für ihr eigenes Engagement.

3 Aufbau des Fachlehrplans im Fach Wirtschaftsgeographie
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Der Fachlehrplan Wirtschaftsgeographie ist in Lernbereiche gegliedert. Darin sind jeweils Kompetenzen formuliert, die die Schülerinnen und Schüler am Ende der jeweiligen Jahrgangsstufe erworben haben sollen. Zusätzlich zu den Kompetenzerwartungen werden Inhalte aufgeführt.

In der Jahrgangsstufe 9 der vierstufigen Wirtschaftsschule bewältigen die Schülerinnen und Schüler die Lösung wirtschaftsgeographischer Fragestellungen insbesondere aus ihrer Perspektive als Konsument oder Staatsbürger. Die Lernbereiche der Jahrgangsstufe 10 enthalten komplexere Problemstellungen, wobei die Schülerinnen und Schüler nun Entscheidungsprozesse vor allem aus Unternehmensperspektive erfassen, bewerten und gestalten sollen. Dabei agieren die Schülerinnen und Schüler im internationalen Kontext.

4 Zusammenarbeit mit anderen Fächern
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Der Unterricht im Fach Wirtschaftsgeographie ermöglicht vielfältige Verbindungen zu anderen Fächern. Insbesondere mit dem Fach Betriebswirtschaftliche Steuerung und Kontrolle ergeben sich verschiedene fach- und jahrgangsübergreifende Verbindungen. Zum Beispiel:

Der Lernbereich Verantwortungsbewusste Konsumentscheidungen treffen aus dem Lehrplan Wirtschaftsgeographie baut auf Kompetenzen auf, die im Lernbereich Als privater Endverbraucher wirtschaftlich handeln: Mit Geld verantwortlich umgehen (Betriebswirtschaftliche Steuerung und Kontrolle) von den Schülerinnen und Schülern erworben wurden.

Im Rahmen der Bewerbung um einen Ausbildungsplatz ist ebenfalls eine enge Zusammenarbeit der Lehrkräfte für die Fächer Betriebswirtschaftliche Steuerung und Kontrolle und Wirtschaftsgeographie sinnvoll.

Mit dem Fach Übungsunternehmen ergeben sich Verbindungsmöglichkeiten z. B. durch die Lernbereiche Neue Beschaffungsmärkte im Ausland erschließen (Wirtschaftsgeographie) und Waren im EU-Binnenmarkt einkaufen und verkaufen (Übungsunternehmen). So bietet es sich z. B. an, über die geographische Lage der Lieferanten des Übungsunternehmens im EU-Ausland und die Lieferwege Verknüpfungen zur Wirtschaftsgeographie herzustellen. Auch kann im Lernbereich Einen Standort in der Region wählen (Wirtschaftsgeographie) das betreffende Übungsunternehmen in Hinblick auf Standortfaktoren bzw. Konkurrenzfähigkeit des Standortes untersucht und bewertet werden.

In Hinblick auf Recherchemethoden und -medien sowie Präsentationsmethoden und -medien hat das Fach Informationsverarbeitung eine allgemein aufbauende Funktion für sämtliche Lernbereiche des Faches Wirtschaftsgeographie. So werden beispielsweise im Lernbereich Dokumente mit einem Textverarbeitungsprogramm erstellen und gestalten einfache geographische Lagebeziehungen in digitaler Form visualisiert.

Bei der Informationssuche und der damit einhergehenden kritischen Quellenanalyse, der Informationsauswertung hinsichtlich Güte und Vollständigkeit und der darauf folgenden Ergebnissicherung sollte eine enge Zusammenarbeit zwischen den Fachbereichen Wirtschaftsgeographie und Deutsch erfolgen. Weiter lassen sich beispielsweise im Lernbereich Eine Gruppenreise in der Region planen (vierstufige Wirtschaftsschule) zwischen beiden Fächern vielfältige Verknüpfungen durch die sprachliche Ausformulierung und rhetorische Gestaltung einer themenbezogenen Präsentation bilden. In beiden Jahrgangsstufen werden durch sachliche Diskussionen unter Verwendung einer angemessenen Fachsprache (vgl. Lernbereich „Ein Vertriebsnetz international aufbauen“ in der vierstufigen Wirtschaftsschule) sowie situations- und partnergerechten Ausformulierungen von Handlungsspielräumen und -alternativen immer wieder Brücken zu Themen des Fachbereichs Deutsch geschlagen.

Parallelen zwischen dem Fach Wirtschaftsgeographie und den Fächern Katholische bzw. Evangelische Religionslehre ergeben sich zum einen aus der Verantwortung jedes Einzelnen für die Schöpfung bzw. die natürliche Umwelt mit ihren endlichen Ressourcen sowie für die Mitmenschen. Beide Fachbereiche diskutieren aus verschiedenen Blickwinkeln die Konsequenzen des menschlichen Handelns und der Verwirklichung eigener Bedürfnisse. Hierzu bietet sich vor allem der Lernbereich Verantwortungsbewusste Konsumentscheidungen treffen an, eine Brücke zu schlagen. Zum anderen sind Anknüpfungspunkte der beiden Fächer insbesondere über die Grenzen des menschlich Machbaren zu finden. Der Lernbereich Ein Vertriebsnetz international aufbauen (vierstufige Wirtschaftsschule) diskutiert Barrieren geographischer und kultureller Art bei der internationalen Expansion eines Wirtschaftsunternehmens und der Lernbereich Grenze erkennen - auf der Suche nach dem rechten Maß der Katholischen Religionslehre beleuchtet das Höher-schneller-weiter-Prinzip kritisch.

Schnittstellen gibt es auch mit dem Lehrplan Sozialkunde/Geschichte. Ein zentrales Thema beider Lehrpläne ist der Aspekt Nachhaltigkeit. Während sich Sozialkunde/Geschichte mit dem Paradigmenwechsel innerhalb des ökologischen Bewusstseins befasst, zielt Wirtschaftsgeographie darauf ab, die Schülerinnen und Schüler zu befähigen, ihr eigenes Konsumverhalten zu prüfen und kritisch zu hinterfragen.

Umweltschutz und gesunde Ernährung sind gleichermaßen elementare Themen des Englischlehrplans. Wirtschaftsgeographie knüpft hieran an und untersucht, ob und wo Nahrungsmittel und Konsumgüter umwelt- und sozialverträglich erzeugt werden und auf welchen Wegen diese nach Deutschland gelangen. Eine weitere enge Verzahnung weisen beide Lehrpläne zum Bereich Berufswahl – die heute auch eine internationale Dimension beinhalten kann – auf. Gleichermaßen erlangt der internationale Tourismus in beiden Fächern einen besonderen Stellenwert. Landeskundliche Darstellungen anglophoner Länder, Nachhaltigkeit sowie Globalisierungstendenzen sind die zentralen Themen der Jahrgangsstufe 10, die in beiden Fächern wiederum aus einem unterschiedlichen Blickwinkel betrachtet werden. Diese enge Abstimmung eröffnet die Möglichkeit, fächerübergreifend und bilingual zu arbeiten.

Berufliche Orientierung
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Der Unterricht im Fach Wirtschaftsgeographie unterstützt die Schülerinnen und Schüler bei der Wahl eines Ausbildungsplatzes, indem sie sich mit ihrer Bereitschaft zur Mobilität auseinandersetzen und Arbeitswege effizient und umweltverträglich planen. Dabei trägt das Fach Wirtschaftsgeographie zur beruflichen Orientierung bei.

Medienbildung/Digitale Bildung
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Moderne Kommunikationsmedien unterstützen Lernprozesse in vielfältiger Weise. Durch den gezielten Einsatz medialer Hilfsmittel zur Informationsgewinnung und -auswertung sowie zur sach- und adressatengerechten Präsentation von Arbeitsergebnissen wird das selbstgesteuerte und eigenverantwortliche Lernen der Schülerinnen und Schüler gefördert.

Ökonomische Verbraucherbildung
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Die Schülerinnen und Schüler treffen in ihrem wirtschaftlichen Handeln bewusste Entscheidungen und können deren Folgen abschätzen. Sie beziehen dabei soziale und ökologische Aspekte in ihr Verhalten mit ein. Weiterhin fördert das Fach Wirtschaftsgeographie die sozioökonomische Bildung.

Politische Bildung
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Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit Entscheidungsprozessen in der Gesellschaft auseinander und engagieren sich in der Gemeinschaft sowohl für ihre Heimatregion als auch im internationalen Kontext.

Wertebildung
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In Zielkonfliktsituationen wägen die Schülerinnen und Schüler das Für und Wider der jeweiligen Argumente ab und schulen damit ihre Urteilsfähigkeit. Weiterhin entwickeln sie Wertemaßstäbe für ihr Handeln.

Bildung für nachhaltige Entwicklung (Umweltbildung, Globales Lernen)
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Die Schülerinnen und Schüler erwerben die Kompetenz, ihre Entscheidungen in der Rolle als Konsument, Arbeitnehmer oder Unternehmer im Bewusstsein ihrer Verantwortung für Natur und Umwelt zu treffen. Sie nehmen bewusst an der Gestaltung der gegenwärtigen und zukünftigen Lebenswirklichkeit in Räumen teil.