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Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Chinesisch

1 Selbstverständnis des Faches Chinesisch und sein Beitrag zur Bildung
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Chinesisch ist die meist gesprochene Muttersprache der Welt und eine der Amtssprachen der Vereinten Nationen. Immer mehr Menschen weltweit lernen Chinesisch als Zweit- oder Fremdsprache. Die mehrere Jahrtausende alte chinesische Schrift hat zahlreiche Schrift- und Sprachgefüge der benachbarten Länder wie Japan, Korea und Vietnam mitgeprägt und ist so auch ein wichtiger Schlüssel zur gesamten ost- und südostasiatischen Welt. Heute wird Chinesisch nicht nur in der Volksrepublik China, auf Taiwan und in Singapur gesprochen, sondern auch in anderen Ländern des asiatisch-pazifischen Raums, wie Indonesien, Malaysia, Thailand und Australien, wo jeweils relativ große chinesische Bevölkerungsgruppen leben, sowie in Europa und in Nordamerika, wo eine große Anzahl chinesischsprachiger Menschen teilweise schon in der dritten Generation lebt.

Die wachsende Bedeutung Chinas in der Welt und die enge Partnerschaft Chinas zu Deutschland sowie zum Freistaat Bayern erfordern eine konstruktive Auseinandersetzung mit diesem Land; ökonomische, ökologische und politische Verflechtungen sowie interkulturelle Begegnungen machen einen differenzierten Einblick in Chinas Traditionen und Geschichte sowie in die Lebens- und Denkweisen seiner Bevölkerung unabdingbar. Im Chinesischunterricht setzen sich die Jugendlichen intensiv mit diesem Kulturraum auseinander, sodass sie eigenständige und realistische Vorstellungen entwickeln können und China in seiner Komplexität kennenlernen. Aufbauend auf dem vermittelten Wissen über kulturelle Besonderheiten begegnen die Schülerinnen und Schüler der chinesischen Welt möglichst offen und unvoreingenommen und setzen sich respektvoll mit deren Besonderheiten auseinander.

Bei Austauschprogrammen sowie bei Sprachreisen erhalten Jugendliche die Gelegenheit, China kennenzulernen und ihre Sprachkenntnisse anzuwenden. Das Erlernen der chinesischen Sprache ist gerade für deutsche Schülerinnen und Schüler im Hinblick auf berufliche Perspektiven besonders attraktiv, da noch immer nur relativ wenige Deutsche über Chinesischkenntnisse verfügen.
Auf der Grundlage der in der Schule erlangten Kompetenzen können die Schülerinnen und Schüler auch in Bayern an den Hanyu Shuiping Kaoshi (Prüfungen zum Nachweis chinesischer Sprachkenntnisse) und anderen internationalen Prüfungsformaten teilnehmen, die jährlich weltweit angeboten werden. Diese Zertifikate werden bei der Einschreibung an Universitäten in der Volksrepublik China anerkannt und auch von zahlreichen international tätigen Arbeitgebern geschätzt.

2.1 Kompetenzstrukturmodell
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Kompetenzstrukturmodell "Chinesisch"

Das Kompetenzstrukturmodell für Chinesisch entspricht dem Modell für Moderne Fremdsprachen, das im Fachbereichsprofil erläutert wird.

2.2 Kompetenzbereiche
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Genauere Ausführungen zu den einzelnen Kompetenzbereichen finden sich im Fachbereichsprofil Moderne Fremdsprachen.

3 Aufbau des Fachlehrplans im Fach Chinesisch
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Chinesisch wird am Sprachlichen Gymnasium im Bereich des Wahlpflichtprogramms als 3. Fremdsprache sowie in allen Ausbildungsrichtungen als spätbeginnende Fremdsprache ab der 11. Jahrgangsstufe angeboten.

Bei erfolgreichem Abschluss erreichen die Schülerinnen und Schüler in Chinesisch als 3. Fremdsprache am Ende der Jahrgangsstufe 11 die Stufe A2+ des Gemeinsamen europäischen Referenzrahmens für Sprachen (GeR). Nach erfolgreicher Belegung in der Oberstufe wird am Ende der Jahrgangsstufe 13 die GeR-Stufe B1 in Kursen auf grundlegendem Anforderungsniveau sowie B1+ in Kursen auf erhöhtem Anforderungsniveau ausgewiesen.

In Chinesisch als spätbeginnender Fremdsprache erreichen die Schülerinnen und Schüler bei erfolgreichem Abschluss am Ende von Q13 die GeR-Stufe A2/A2+. Die spätbeginnende Fremdsprache ist geprägt durch eine steilere Progression und eine stärkere Betonung der mündlichen Ausdrucksfähigkeit. Hier hat die erfolgreiche Bewältigung alltäglicher Kommunikationssituationen Vorrang.
Das Erlernen des Chinesischen als distante Sprache erfordert eine Auseinandersetzung mit völlig anderen sprachlichen Strukturen und eine vertiefte Sprachreflexion.

Das hochchinesische Lautsystem zeichnet sich vor allem durch seine übersichtliche Silbenstruktur mit vorwiegender Monosyllabilität aus. Monosyllabilität bedeutet, dass jede Silbe einer Bedeutungseinheit entspricht. Darüber hinaus kennt das chinesische Lautsystem verschiedene bedeutungsunterscheidende Betonungen der einzelnen Silben. Schwerpunkte der Aussprachebildung liegen anfangs im Artikulieren der chinesischen Hochlautung sowie im Einüben der vier Töne und später in deren Perfektionierung - mit einzelnen Lauten und Tönen beginnend und in komplexeren Textpassagen endend. Im Vordergrund steht dabei immer die Verständlichkeit beim Vorlesen und freien Sprechen. Hierzu gehört ein vertrauter Umgang mit Pinyin, der lateinischen Lautumschrift des Chinesischen.

Das Schriftsystem des Chinesischen besteht aus Schriftzeichen, die ab dem Jahr 1956 im Rahmen einer von der Regierung der Volksrepublik China durchgeführten Schreibreform eine starke Vereinfachung erfahren haben, so dass die traditionellen Langzeichen durch vereinfachte Kurzzeichen abgelöst wurden. Diese Kurzzeichen stellen die Grundlage des Chinesischunterrichts in Bayern dar. Die Schriftzeichen sind nach festgelegten Bestandteilen, den sogenannten Radikalen, geordnet. Die meisten Schriftzeichen setzen sich aus mehreren Bestandteilen zusammen, die auf die Bedeutung bzw. auf die Aussprache hinweisen.

Anhand der vermittelten Schriftzeichen eignen sich die Lerner ein Basiswissen über die Entwicklung sowie die Strukturen der Schriftzeichen an.

Sie schreiben, lesen und verstehen Texte, die in Kurzzeichen notiert sind.

Der Jahrgangsstufenlehrplan ist in fünf Lernbereiche untergliedert. Die ersten vier entsprechen den im Kompetenzstrukturmodell dargestellten Grundkompetenzen. Die „Themengebiete“ nehmen als fünfter Lernbereich eine Sonderstellung ein, da sie für die jeweilige Jahrgangsstufe die thematischen Inhalte festlegen, an denen die genannten Kompetenzen erworben werden.

Daraus ergibt sich der folgende, über alle Jahrgangsstufen identische Aufbau der Lehrpläne:

1 Kommunikative Kompetenzen

1.1 Kommunikative Fertigkeiten:
•    Hör- und Hörsehverstehen
•    Leseverstehen
•    Sprechen
•    Schreiben
•    Sprachmittlung

1.2 Verfügen über sprachliche Mittel:
•    Wortschatz
•    Orthographie
•    Grammatik
•    Aussprache und Intonation

2 Interkulturelle Kompetenzen

3 Text- und Medienkompetenzen

4 Methodische Kompetenzen

5 Themengebiete

Interkulturelles Lernen ist wesentlicher Bestandteil des Chinesischunterrichts und der damit verbundenen Schülerbegegnungen, etwa im Rahmen eines Austauschs oder einer Sprachreise. Um die chinesische Lebenswelt in Tradition und Gegenwart sowie die Bedeutung der Tradition für die Gegenwart kennenzulernen und für die Verständigung zu nutzen, erhalten die Schülerinnen und Schüler einen vertieften Einblick in Alltagsthemen (z. B. Familien- und Schulalltag, Stellenwert von Bildung und Lernen, Esskultur, Freizeit und Reisen), Feste und Bräuche sowie die Geschichte und regionale Vielfalt des Landes. Ein Überblickswisssen zur chinesischen Geschichte, besonders in Bezug auf die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts und die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts verhilft ihnen zu einer informierten Einschätzung der chinesischen Bestrebungen, ihrem Land eine neue, stärkere Rolle in einer zunehmend globalisierten Welt zuzuweisen. Sie befassen sich in der Oberstufe auch mit dem modernen Gesellschaftssystem und seinen Grundlagen in der klassischen Philosophie, mit dem politischen System und mit wirtschaftlichen Entwicklungen. Dabei berücksichtigen sie auch historische und aktuelle Verbindungen zu Deutschland bzw. zur westlichen Welt.

Die Jugendlichen beschäftigen sich im Chinesischunterricht anhand didaktisierter authentischer Texte mit chinesischen Werken der Weltliteratur (z. B. Gedichte aus der Tang-Zeit, Erzählliteratur des 20. Jahrhunderts). Sie befassen sich aber auch mit den Werken weltberühmter zeitgenössischer chinesischer Autorinnen und Autoren sowie Filmschaffenden (z. B. Liu Cixin, Mo Yan, Zhang Yimou, Ang Lee). Sie setzen sich mit unterschiedlichen Kunstformen wie bildende Kunst, Architektur oder Kalligraphie auseinander. Die Auswahl der Themen berücksichtigt die Interessen der Jugendlichen und zielt darauf ab, sie für den Kontakt mit Chinesinnen und Chinesen sowie für Kultur und Lebensart Chinas zu sensibilisieren und sie für Gespräche über Kunst und Kultur mit dem notwendigen Überblickswissen auszustatten.

4 Zusammenarbeit mit anderen Fächern
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Da das Chinesische für europäische Lerner eine distante Fremdsprache ist, liegt der Schwerpunkt auf einem Vergleich sprachlicher Strukturen mittels komparativer Methoden. Das grammatikalische Vokabular aus dem Deutsch- und Fremdsprachenunterricht ist von großem Nutzen.

Im Bereich des interkulturellen Lernens ergeben sich Synergien mit dem Deutsch- und Fremdsprachenunterricht (z. B. inhaltliche und formale Einflüsse auf die Literatur und Geistesgeschichte wie etwa bei Goethe, Brecht, Klabund, Ezra Pound), den Fächern Geschichte/Sozialkunde, Geographie, Wirtschaft/Recht, Religionslehre und Ethik (z. B. Wertekanon, Konfuzianismus, Daoismus, Buddhismus) sowie Kunst (z. B. Kalligraphie und Tuschemalerei, Design, Mode, Chinoiserie), Musik (z. B. Instrumentenkunde, Pentatonik, Einflüsse auf die Oper und Operette sowie symphonische Dichtung), Sport (z. B. Wushu - zu dem auch Taiji gehört - und Qigong).

5 Beitrag des Faches Chinesisch zu den übergreifenden Bildungs- und Erziehungszielen
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Die modernen Fremdsprachen leisten in ihrer Gesamtheit einen wesentlichen Beitrag zu den fächer- und schulartübergreifenden Bildungs- und Erziehungszielen. Dieser wird im Fachbereichsprofil Moderne Fremdsprachen erläutert.