Lehrplan PLUS

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Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Evangelische Religionslehre

1.1 Selbstverständnis des Faches
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„Der evangelische Religionsunterricht hat im Fächerkanon der Schule die Aufgabe, der Kommunikation der Schülerinnen und Schüler mit der christlichen Tradition in der gegenwärtigen Welt zu dienen. Mit dem Religionsunterricht nimmt die Kirche Bildungsverantwortung in der pluralen Gesellschaft am Ort der Schule wahr. Sie tut dies in konfessioneller Deutlichkeit und ökumenischer Offenheit. Der Religionsunterricht geschieht unter den Gegebenheiten und Bedingungen der Schule und wird von Kirche und Staat gemeinsam verantwortet. Aus dieser Aufgabe ergeben sich folgende Ziele:

  • Der Religionsunterricht informiert und orientiert über die christliche Tradition und ihre jüdischen Wurzeln, über die Kirche in Geschichte und Gegenwart, über Fragen der Ökumene und des interreligiösen Dialogs sowie über philosophische und außerchristliche Deutungen von Mensch und Welt. Er will Schülerinnen und Schülern Wege zu einem lebensbezogenen Umgang mit der biblischen Überlieferung eröffnen.
  • Der Religionsunterricht bringt Fragen und Herausforderungen unserer Zeit zur Sprache; er will Schülerinnen und Schüler zur Auseinandersetzung mit christlichem Glauben und Handeln anregen und sie ermutigen, vom Evangelium her Perspektiven für die eigene Orientierung zu entwickeln. Bei den damit verbundenen Lernprozessen sind die religiöse Entwicklung und Sozialisation der Schülerinnen und Schüler zu beachten.
  • Der Religionsunterricht fördert die Selbständigkeit der Schülerinnen und Schüler; er will sie hinführen zu einem vor Gott verantwortlichen achtsamen Umgang mit Mensch und Welt. Er bietet den Schülerinnen und Schülern im Rahmen der schulischen Möglichkeiten Lebenshilfe und Begleitung an. Dazu gehört auch, im Leben der Schule Raum zu schaffen für Innehalten und Feiern, für Gebet und Gottesdienst. Der Religionsunterricht unterstützt von seinem christlichen Menschenbild her soziales und kommunikatives Lernen; er fördert Toleranz und Empathie.
  • Der Religionsunterricht bringt die biblische Botschaft nicht nur als historisch Gegebenes zur Sprache, sondern will zugleich offen sein für die persönliche Anrede Gottes an den Menschen. Er will Wege zum Glauben eröffnen und Schülerinnen und Schülern dabei helfen, ihren Ort in der Gemeinschaft der Christen zu bestimmen. Die Schülerinnen und Schüler sollen, auch im Umgang mit bedrückenden Lebenserfahrungen, zu einem Leben aus der Hoffnung des christlichen Glaubens ermutigt werden.

Der Religionsunterricht ist heute geprägt von einer Vielfalt an Konzeptionen und Methoden. Seiner Aufgabe entspricht ein mehrdimensionales Lernen und Lehren. In der spannungsvollen Einheit von Wirklichkeitserfahrung und Glaubensauslegung begegnen sich im Unterricht Lernende und Lehrende als Personen mit einer je eigenen Geschichte. Dass der Religionsunterricht im Vertrauen auf Gott geschehen kann, schließt die Bejahung der menschlichen Grenzen allen Lehrens und Lernens ebenso ein wie die Möglichkeit, immer wieder neu anzufangen.“ (Leitlinien der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern für den evangelischen Religionsunterricht in Bayern)

In manchen Fällen ist es empfehlenswert, unter Berücksichtigung sonderpädagogischer und seelsorgerlicher Aspekte, den Unterricht im Lernbereich Religion in der vertrauten Umgebung durchzuführen. Besonders für Schülerinnen und Schüler mit dem Förderbedarf geistige Entwicklung ist eine Atmosphäre des Vertrauens, des Verstehens und der Geborgenheit von entscheidender Bedeutung und Voraussetzung für einen gelingenden Unterricht. Hierzu gehören der Klassenraum, die gleich bleibende Zusammensetzung der Gruppe sowie eine vertraute Lehrkraft. In solchen Lerngruppen, die aus Schülerinnen und Schülern unterschiedlicher kultureller und familiärer Prägung bestehen, ist der Unterricht differenzsensibel zu gestalten. Hierzu gehören die Wahrnehmung und der angemessene Umgang mit individuellen Einstellungen und Haltungen der Schülerinnen und Schüler.

1.2 Kompetenzerwerb im Fach Evangelische Religionslehre
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Evangelische Religionslehre leistet einen wesentlichen Beitrag zum Kompetenzerwerb und damit auch zum Bildungs- und Erziehungsauftrag des Förderzentrums für den Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. Im Kontext schulischer Bildung nimmt der Religionsunterricht den Anspruch der Schülerinnen und Schüler auf religiöse Bildung ernst und trägt zu einer wertorientierten, ganzheitlichen Entwicklung und Entfaltung der Persönlichkeit der Kinder und Jugendlichen bei. Hierbei knüpft er an Erfahrungen aus der Lebenswelt der Lernenden an.

Im Bildungswirken der Schule im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung kommt dem evangelischen Religionsunterricht die Aufgabe zu, bei den Schülerinnen und Schülern insbesondere in den folgenden Bereichen Kompetenzen anzubahnen und zu fördern:

  • Erschließung von Lebenszutrauen, indem Schülerinnen und Schüler durch ihre pädagogischen Bezugspersonen Verlässlichkeit im Reden und Verhalten und somit im sozialen Miteinander erfahren,
  • Ausbildung von Lebensfertigkeiten, indem Schülerinnen und Schüler ihre Möglichkeiten entdecken und diese in Kommunikations- und Handlungssituationen des Lebensalltages wirkungsvoll zum Tragen zu bringen,
  • Vermittlung von Lebensorientierung durch Informationen und Angebote für das eigene Leben aus der nahen und weiten Umgebung,
  • Aufbau von Werthaltungen, damit Schülerinnen und Schüler wertgeleitete Handlungen und Überzeugungen entwickeln können.

Evangelische Religionslehre nimmt als schulischer Lernbereich diese Aufgabe auf und führt sie vertieft auf biblisch-christlicher Grundhaltung weiter, indem sie

  • Hoffnung und Sinn für die Heranwachsenden im Miteinander von Gleichgesinnten gibt, um die Erfahrung zu eröffnen, „unbedingt erwünscht zu sein“,
  • Ausdrucksformen des Glaubens wie Singen, Beten, Tanzen, Erzählung und bildliche Gestaltung vermittelt,
  • vielfältige Dimensionen und Zugänge in der Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben, wie z. B. in Sprache, Bild, Musik und Bewegung, berücksichtigt, um individuelle kompetenzorientierte Entwicklungsmöglichkeiten für die Schülerinnen und Schüler zu eröffnen,
  • Begegnungen mit kirchlichen Angeboten wie Gottesdienste und Veranstaltungen anbietet, damit Schülerinnen und Schüler am Leben der heimatlichen Umgebung teilhaben können,
  • Phasen der Stille, der Ruhe und der Besinnung ermöglicht, in denen die Schülerinnen und Schüler lernen, zu sich selbst zu kommen, zu lauschen, zu staunen, ihre ganz persönlichen Gefühle und Gedanken wahrzunehmen und im Gebet Worte dafür zu finden,
  • Wertschätzung gegenüber der eigenen Person und der Mitwelt aufbauen hilft, um Schülerinnen und Schüler zu ermutigen, als gleichwertiges Mitglied der christlichen Gemeinde und Gesellschaft zu leben.

Dadurch werden die Schülerinnen und Schüler im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung bei der Entwicklung eigener, reflektierter Überzeugungen, gerade auch in Fragen des Glaubens, begleitet. So können sie den Weg vom Kinderglauben zu einem mündigen Glauben gehen. Dazu werden die Schülerinnen und Schüler im Lauf der Schulzeit in einen Prozess des Fragens, Suchens und Entdeckens hineingeführt, in dem es vor allem auch in der Berufsschulstufe um ihr Welt- und Selbstverständnis, ihre Zukunfts- und Wertvorstellungen und um existenzielle Fragen geht. Anfragen an überlieferte Glaubensvorstellungen und -formen sowie Zweifel werden dabei ernst genommen und ins Gespräch gebracht. In der Begegnung mit anderen und deren Vorstellungen schulen Kinder und Jugendliche ihre Fähigkeit zu Perspektivenwechsel und Empathie.

Die Frage nach Gott, seinem Wesen, seinem Wirken in der Welt und die Frage nach Jesus Christus sind Ausgangs- und Zielpunkt vielfältiger didaktischer Überlegungen und theologischer Gespräche. Dabei können die Schülerinnen und Schüler eigene Vorstellungen entwickeln und zu biblischem Reden von Gott in Beziehung setzen. Geschichten der Bibel nehmen in diesem Prozess einen zentralen Raum ein. In der Auseinandersetzung mit ihnen erfahren und entdecken Kinder und Jugendliche, dass ihnen diese Geschichten helfen, Situationen des eigenen Lebens zu deuten. Das kann Mut machen und zum Handeln herausfordern.

Die biblisch-christliche Überzeugung, dass jeder Mensch berufen ist, Ebenbild Gottes zu sein und bedingungslos angenommen zu werden sowie seinen Wert und seine Würde nicht aus Leistung und Können zu erwerben, sondern in seinem Personsein vorzufinden, ist grundlegende Prämisse im Religionsunterricht. Schülerinnen und Schüler mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung begegnen Grenzerfahrungen im Leben anderer und verstärkt im eigenen Leben. Daher kommt der Seelsorge hier eine besondere Bedeutung zu. Seelsorge im Unterricht für den Förderschwerpunkt geistige Entwicklung nimmt die Herausforderung der heterogenen Schülerschaft an und ist angehalten, unterschiedliche Ebenen und Dimensionen ihrer Zugänge immer wieder neu zu erproben und zu reflektieren. Für die Schülerinnen und Schüler „greifbare“ und „erfahrbare“ seelsorgerliche Inhalte bzw. Elemente können sich unter anderem auf Mutgeben, Ich-Stärkung, Krisen- und Trauerbegleitung bzw. -bewältigung beziehen.

Eingebunden in die Religionsgruppe oder -klasse können Schülerinnen und Schüler entdecken, wie wertvoll es ist, Teil einer Gemeinschaft zu sein. Zugleich erfahren sie in der Auseinandersetzung mit anderen Konfessionen und Religionen, wie wichtig es ist, zum einen von anderen zu erfahren, was ihnen ihr Glaube bedeutet, zum anderen aber auch über den eigenen Glauben Bescheid zu wissen, eigene Positionen immer wieder zu überdenken und andere Vorstellungen zu respektieren. Der evangelische Religionsunterricht bietet die Möglichkeit, ethische Orientierung in einer sich ständig wandelnden Gesellschaft zu finden. Er bietet den Raum, Lebensfragen zu diskutieren, Zusammenhänge zu erkennen und Perspektiven für ein menschenwürdiges und verantwortliches Reden und Handeln im Sinne des Evangeliums zu entwickeln. Auf dieser Basis werden die Schülerinnen und Schüler zunehmend auskunfts- und dialogfähiger für die Begegnung mit Mitschülerinnen und Mitschülern anderer Konfessionen, Religionen und Weltanschauungen.

Christlicher Glaube kann sich nur in der Welt verwirklichen und die Welt wird durch diesen Glauben transzendiert. Das kann gelingen, wenn der Lernbereich evangelische Religion eine Beziehung zwischen Schülerinnen und Schülern mit ihren konkreten Lebensbedingungen und dem christlichen Glauben in der gegenwärtigen Welt herstellt. Entscheidend dabei ist, dass durch die Glaubwürdigkeit der Lehrerinnen und Lehrer Religion als Hilfe und Bereicherung des Lebens erfahren wird.

2.1 Kompetenzstrukturmodell
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Kompetenzstrukturmodell Evangelische Religionslehre

Das Kompetenzstrukturmodell spiegelt die Strukturen des Faches Evangelische Religionslehre wider, an denen die langfristigen Lernprozesse ausgerichtet werden und mit denen kompetenzorientierter Unterricht geplant wird. Es ist für alle Schularten einheitlich. Die prozessbezogenen Kompetenzen bilden den äußeren Rahmen des Modells und gliedern sich in vier Bereiche: wiedergeben und beschreiben, wahrnehmen und deuten, reflektieren und urteilen, sich ausdrücken und kommunizieren. Sie greifen fortlaufend ineinander. Die drei Gegenstandsbereiche christlicher Glaube evangelischer Prägung, Identität und Gemeinschaft sowie Religion in einer pluralen Welt sind aufeinander bezogen und miteinander verschränkt.
Das Kompetenzstrukturmodell des Faches Evangelische Religionslehre erhält eine Erweiterung durch die vier Entwicklungsbereiche Motorik und Wahrnehmung, Denken und Lernstrategien, Kommunikation und Sprache sowie Emotionen und soziales Handeln, deren Zusammenwirken erfolgreiche Lernprozesse ermöglicht.
Die persönlichen Ressourcen in den Entwicklungsbereichen sind die Grundlage für die Planung und Gestaltung von Lernsituationen. Dadurch ergeben sich Hinweise und Impulse für die kriterienorientierte Schülerbeobachtung und für die Feststellung des individuellen Entwicklungsstands.

2.2 Prozessbezogene Kompetenzen
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Folgende prozessbezogene Kompetenzen dienen dem Erwerb persönlicher religiöser Orientierungsfähigkeit und Sinnfindung:

Wiedergeben und beschreiben
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In diesem Kompetenzbereich lernen Schülerinnen und Schüler, wesentliche Inhalte sprachlich und fachsprachlich genau wiederzugeben und zu beschreiben oder auf individuelle Art und Weise im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu äußern. In der Grundschulstufe werden damit wichtige Grundlagen für einen elementaren Verständigungsprozess untereinander und mit Menschen anderer Konfessionen, Religionen und Kulturen gelegt. Dieses grundlegende Wissen und Können wird in der Mittel- und Berufsschulstufe mit weiterführenden Inhalten verknüpft, um die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler zu erweitern.

Schülerinnen und Schüler zeigen diese Kompetenz in altersgemäßer Differenziertheit und je nach sprachlichen Fähigkeiten, indem sie verbal, nonverbal oder mit Hilfsmitteln z. B.

  • eigene Gefühle und Befindlichkeiten wiedergeben,
  • sich in eine andere Rolle versetzen und deren Gefühle und Befindlichkeiten beschreiben,
  • grundlegende Texte und Geschichten aus der Bibel wiedergeben,
  • Phänomene religiöser Gegenwartskultur (Lebensformen auch anderer Religionen, Bauwerke etc.) beschreiben,
  • mit Begriffen aus der Fachsprache im Rahmen ihrer individuellen Möglichkeiten umgehen,
  • religiöse, weltanschauliche und ethische Positionen darstellen, vergleichen und präsentieren.
Wahrnehmen und deuten
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Differenziertes Wahrnehmen von realen und fiktiven Situationen, Texten, Gegenständen und Bildern, aber auch von Befindlichkeiten von Menschen ist die Basis für alle Prozesse des Interpretierens und Deutens, die gerade im Religionsunterricht eine besondere Rolle spielen. Bei Schülern mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung können die Fähigkeiten zur Wahrnehmung und Deutung ganz unterschiedlich ausgeprägt sein. Dies schließt auch basale und ganzheitliche Wahrnehmungs- und Deutungsprozesse ein, die gegebenenfalls individuelle Unterstützung und Hilfestellung erfordern. Ziel sollte es sein, dass die Schülerinnen und Schüler in diesem Kompetenzbereich lernen, Situationen in ihrer individuellen Lebenswelt bewusster wahrzunehmen und aus verschiedenen Perspektiven zu deuten.

Schülerinnen und Schüler zeigen diese Kompetenz, wenn sie z. B.

  • sich und ihre Umwelt mit allen Sinnen aufmerksam wahrnehmen,
  • eigene Gefühle und Bedürfnisse wahrnehmen und deuten,
  • Lerngegenstände ganzheitlich wahrnehmen und erfassen,
  • spielerisch und gedanklich unterschiedliche Sichtweisen erproben und diese wiedergeben,
  • wichtige Gedanken aus der christlichen Überlieferung zu eigenen Vorstellungen und Erfahrungen in Beziehung setzen,
  • religiöse Motive und Elemente im Lebensumfeld, in der Kunst oder in der Gesellschaft erkennen und sachgerecht zuordnen.
Reflektieren und urteilen
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Mit Blick auf die Bedeutung einer Erziehung zur Mündigkeit im religiösen Bereich kommt diesen beiden Kompetenzen eine hohe Bedeutung zu. Schülerinnen und Schüler lernen, zu einer eigenen Sicht der Dinge zu gelangen, eigene theologische und ethische Vorstellungen auszudrücken und diese in das Gespräch mit anderen einzubringen. Bei Schülern mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung gilt es, auch ganz elementare Reflexions- und Urteilskompetenzen zu berücksichtigen und individuelle Hilfestellungen sowie Ausdrucksmöglichkeiten anzubieten.

Schülerinnen und Schüler zeigen diese Kompetenz, indem sie z. B.

  • Abneigung und Zuneigung für religiöse Elemente oder Rituale ausdrücken (z. B. durch das Angebot von entsprechenden Symbolkarten, Stimmungsbildern, Farbtasten),
  • zur Erzählung biblischer Geschichten eigene Standpunkte ausdrücken und Handlungsweisen der Erzählfiguren reflektieren,
  • eigene Fragen nach Gott und Welt stellen und offen halten,
  • in religiösen und ethischen Fragestellungen einen eigenen Standpunkt entwickeln,
  • sich mit der Not anderer Menschen auseinandersetzen und über Handlungsmöglichkeiten nachdenken und diese konkret erproben,
  • weltanschauliche Angebote oder ethische Entscheidungssituationen im individuellen und gesellschaftlichen Leben sowie unterschiedliche Handlungs- oder Verhaltensoptionen aus christlicher Sicht reflektieren.
Sich ausdrücken und kommunizieren
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Kommunizieren meint zunächst die sprachliche Ausdrucksfähigkeit, welche bei Schülerinnen und Schülern mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung verbal, nonverbal oder mit entsprechenden Hilfsmitteln erfolgen kann. Nach der lateinischen Bedeutung des Worts sind auch Formen des verantwortungsvollen, diakonischen und sozialen Handelns eingeschlossen. Im Sinne einer ganzheitlich ausgerichteten Bildung werden in diesem Kompetenzbereich neben sprachlichen auch künstlerische, musikalische und spielerische Fähigkeiten gefördert.

Schülerinnen und Schüler zeigen diese Kompetenz in altersgemäßer Differenziertheit und je nach sprachlichen Fähigkeiten, indem sie verbal, nonverbal oder mit Hilfsmitteln z. B.

  • Stimmungen im Religionsunterricht auf individuelle Art und Weise durch Mimik, Gestik, Laute und Körpersprache ausdrücken,
  • einfache Zusprüche, ritualisierte Gebete sowie religiöse Lieder und Sprechgesänge hören und nachahmen,
  • mit der Sprache des Gebets und mit liturgischen Formen kreativ und eigenständig umgehen und so persönliche Ausdrucksformen von Spiritualität entdecken und erproben,
  • Schulgottesdienste oder Feiern im Rahmen des Kirchenjahrs gestalten,
  • eigene Meinungen oder Erfahrungen bzw. Glaubensüberzeugungen, aber auch Fragen und Zweifel zum Ausdruck bringen,
  • in religiösen und ethischen Fragen unterschiedlichen Gesprächspartnern aufmerksam zuhören, eigene Gedanken ins Gespräch einbringen und dabei respektvoll mit den Äußerungen anderer umgehen,
  • sich ihren Fähigkeiten entsprechend aktiv, etwa in Formen diakonischen Lernens oder im projektorientierten Arbeiten, an der Gestaltung des Zusammenlebens beteiligen, z. B. durch Patenklassen oder Tutorensysteme innerhalb der Schule, schulartübergreifende Konfirmandentreffen, Besuche in sozialen Einrichtungen.
Christlicher Glaube evangelischer Prägung
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Im Gegenstandsbereich christlicher Glaube evangelischer Prägung geht es um die Beschäftigung mit grundlegenden Fragen und Glaubensfragen, christlichen Traditionen und Werten sowie Ausdrucksformen des christlichen Glaubens, z. B. Worauf verlasse ich mich?, Worauf darf ich hoffen?, Woher weiß ich das?, Wer oder was trägt mich in einer Krisensituation?

Identität und Gemeinschaft
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Im Bereich Identität und Gemeinschaft werden Fragen nach der eigenen Person und dem Zusammenleben mit anderen verbunden, z. B. Wer bin ich?, Wie komme ich mit anderen aus?, Wie verhalte ich mich?, Welche Verantwortung habe ich mir selbst und meinen Mitmenschen gegenüber?, Wie kann ich den Herausforderungen in meiner individuellen Lebensumwelt (Schule, privates Leben, Beruf) begegnen?, Wie gehe ich mit meiner Behinderung um?

Religion in einer pluralen Welt
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Der Gegenstandsbereich Religion in einer pluralen Welt nimmt Fragen nach anderen Religionen und öffentlichen Ausdrucksformen von Religion in den Blick. Im Dialog, in der Auseinandersetzung und in konkreten Begegnungen können Gemeinsamkeiten und Unterschiede differenziert betrachtet werden, z. B. Wie zeigt sich die Vielfältigkeit menschlichen Lebens?, Wie begegne ich Fremden und Fremdem?, Wo ist mein Platz in meiner Lebenswelt?, Wie finde ich meinen eigenen Standpunkt im Angebot der Religionen und Weltanschauungen?

2.4 Entwicklungsbereiche
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Im Unterricht von Schülerinnen und Schülern im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung gilt es, die enorme Heterogenität der Schülerschaft besonders zu beachten. So ist es nicht selten, dass im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung auch die anderen Förderschwerpunkte zum Tragen kommen und hinsichtlich der Unterrichtsgestaltung berücksichtigt werden müssen. Dies bedeutet für Religionslehrkräfte, auf die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen und Bedürfnisse differenziert einzugehen. Der evangelische Religionsunterricht bietet die Chance, junge Menschen mit Förderbedarf in ihrer individuellen Entwicklung zu sehen und zu unterstützen. In der Unterrichtsvorbereitung und -durchführung ist besonders auf die Lernvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler sowie auf deren Entwicklungsmöglichkeiten in den folgenden Bereichen einzugehen: Motorik und Wahrnehmung, Denken und Lernstrategien, Kommunikation und Sprache, Emotionen und soziales Handeln.

Die im Folgenden aufgeführten entwicklungsbezogenen Kompetenzen sind im LehrplanPLUS für den Förderschwerpunkt geistige Entwicklung bereits eigenständige Lernbereiche und finden sich daher innerhalb eines ganzheitlichen Unterrichts im Fach Religion wieder. Dennoch soll an dieser Stelle das Spezifische als auch das Herausfordernde hinsichtlich einer entwicklungsbezogenen Unterrichtsgestaltung im Religionsunterricht im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung (vor dem Hintergrund der eigenen Schülerschaft) dargestellt und hervorgehoben werden.

Motorik und Wahrnehmung
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Im Wahrnehmungsprozess werden Personen, Gegenstände und Situationen mit allen Sinnen und handelnd begriffen. Schülerinnen und Schüler im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung zeigen hinsichtlich ihrer kognitiven, sprachlichen, körperlich-motorischen als auch ihrer sozial-emotionalen Kompetenzen ganz unterschiedliche Voraussetzungen. Im evangelischen Religionsunterricht kommt demnach Ritualen mit Bewegungen eine große Bedeutung zu. Anfangs- und Schlussritual einer Unterrichtsstunde ermöglichen allen Schülerinnen und Schülern, insbesondere auch den Schülern mit besonders hohem Förderbedarf, ein Wiedererkennen bzw. -wahrnehmen des Faches. Diese Elemente implizieren Sicherheit, Struktur und Orientierung, welche in ihrer Gestaltung alle Wahrnehmungskanäle berücksichtigen sollten. Ergänzende wahrnehmungsorientierte Rahmenbedingungen wie eine klare Unterrichtsstruktur, ein Raum, in dem sich Schülerinnen und Schüler wohlfühlen können, eindeutige Regeln sowie eine ruhige vertrauensvolle Unterrichtsatmosphäre mit rhythmisierenden Elementen erleichtern Schülerinnen und Schülern im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung das Lernen. Biblische Erzählungen und Geschichten, in denen zentrale Themen des Lebens dargestellt werden, stehen im Mittelpunkt des Religionsunterrichts. So ermöglichen wahrnehmungsorientierte Zugänge zu Inhalten ganzheitliche Eindrücke sowie Teilhabe und aktivieren die Schülerinnen und Schüler zur Selbsttätigkeit als auch zur handelnden Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand.
Insbesondere im nachstellenden szenischen Spiel oder bei der Erarbeitung aussagekräftiger Standbilder kann dies seine Umsetzung finden. Gerade bei Schülerinnen und Schülern mit intensivem Förderbedarf sind sinnliche Elemente von zentraler Bedeutung. So können inhaltliche Aussagen mittels Farben, Lichtspielen, Temperaturen, Gerüchen, Geräuschen, Klängen und Tönen vertieft werden und ermöglichen ein ganzheitliches „Begreifen“ mit allen Sinnen.
Da viele Schülerinnen und Schüler gezielte Hilfestellungen benötigen, um ihr Körperschema wahrnehmen zu können sowie sich auch als Mensch in ihrer Körperlichkeit als von Gott geliebt und angenommen zu erfahren, sind entsprechende fachdidaktische Überlegungen zu wahrnehmungsorientierten und bewegungsaktivierenden Ausdrucksmöglichkeiten bei der Unterrichtsplanung zu berücksichtigen. Die Förderung des Körperausdrucks und der Soziomotorik in Gesten, Mimik und Körpersprache kann in Übungen und Rollenspielen ein wichtiger Bestandteil des evangelischen Religionsunterrichts sein. Dieser bietet somit vielfältige Chancen, die Koordination von Wahrnehmung und Motorik – ggf. unter Einbeziehung geeigneter Hilfsmittel – einzuüben und als individuelle Ausdrucks- und Reflexionsmöglichkeiten (Kompetenzen) zu nutzen. Hier können genannt werden: Auge-Hand-Koordination beim Malen und Schreiben, symbolischen Gestalten und Legen; Raum-Lage-Wahrnehmung bei Rollenspielen; Inhalte/Emotionen im Tanz ausdrücken; Einsatz und Bedienung ausgewählter Hilfsmittel der Unterstützten Kommunikation und motorischen Förderung.

Eine durchdachte und an den Unterrichtsinhalten sowie am Alter bzw. Entwicklungsstand der Schülerinnen und Schüler orientierte Balance zwischen fein- und grobmotorischen Angeboten, ganzheitlichen Bewegungsanlässen sowie kognitiver Anspruchssteigerung ermöglicht nachhaltige Lernerfahrungen und unterstützt einen individuellen Kompetenzerwerb als auch eine subjektiv stimmige Kompetenzerweiterung. In diesem Kontext ist auch auf die Nutzung außerschulischer Lernorte zu verweisen, die gerade im Religionsunterricht eine gewichtige Rolle spielen (z. B. Kirchenerkundungen, zielorientierte Unterrichtsgänge in die Natur zur Schöpfungsgeschichte).

Denken und Lernstrategien
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Religionsunterricht verlangt als Grundfähigkeit symbolhaftes und in besonderer Weise metaphorisches Denken, da die zentralen Themen (Gott, Heiliger Geist, „Himmel“ etc.) unsichtbar und ungreifbar sind. Die Schülerinnen und Schüler eignen sich leichter Konkretes an und brauchen ausgewählte Hilfen, um Symbolhaftes zu deuten und metaphorische Sprache auf emotionaler und erfahrungsorientierter Ebene zu verstehen. Diese Kompetenzen werden entwicklungsbedingt aufbauend gefördert. Dazu bedarf es einer visuellen Unterstützung in Form von Bildern und Piktogrammen sowie einer intensiven kleinschrittigen und strukturierten Begriffserarbeitung.

Selbsttätigkeit, Aktivierung sowie Lernen mit verschiedenen Sinnen und häufige Wiederholungen für die unterschiedlichen Lerntypen sind im Hinblick auf die Gedächtnisleistung der Kinder und Jugendlichen im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung tragende Unterrichtsprinzipien. Insbesondere bei der Anbahnung von Lernstrategien und differenzierten Denkprozessen gilt es, auf Elementarisierung, Differenzierung und Individualisierung zu achten. Hinsichtlich der Gestaltung von Deutungsangeboten sowie bei der Auswahl von religiösen Symbolen kommt der didaktischen Reduktion eine tragende Rolle zu.

Grundlegende Denkprozesse, wie Aufmerksamkeit, Konzentration, Kategorisierung, Strukturerfassung, Begriffsbildung und Symbolverständnis, stellen eine große Herausforderung für die Schüler dar. Ebenso ist das problemlösende, abstrahierende Denken und die Urteilsbildung erschwert, da eine selbständige Handlungsplanung oft nur in Ansätzen und in langwierigen Lernprozessen angebahnt wird oder gar nicht erreicht werden kann. Denkerziehung realisiert sich somit immer an konkreten Inhalten und handelndem Tun. Daher gilt es, Situationen zu gestalten, die autonomes Lernen ermöglichen. Dazu zählen vor allem das Bewusstmachen von Problemen und das Herstellen von Bezügen zwischen bereits Gelerntem und neuen Anforderungen.

Die Schülerinnen und Schüler bringen religiöse Deutungsmuster mit den eigenen Lebenserfahrungen in Zusammenhang, sie reflektieren diese Deutungsmuster im Rahmen ihrer Möglichkeiten und machen sie für das eigene Leben fruchtbar. Hierbei sind die Lernenden auf besondere methodische und didaktische Hilfen angewiesen.

Kommunikation und Sprache
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Im Religionsunterricht ist den unterschiedlichen sprachlichen Lernvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung Rechnung zu tragen. Dies gelingt, indem die Lehrkraft bei der Darbietung der Lerninhalte auf eine leicht verständliche und prägnante Ausdrucksweise achtet und ihre Lehrersprache an den Grundsätzen der „leichten Sprache“ orientiert. Dabei überprüft sie beständig, ob Wörter, Begriffe und Sachverhalte den Schülerinnen und Schülern bekannt oder verständlich sind, bevor sie neue Inhalte erarbeitet. Damit die Schülerinnen und Schüler immer wieder an Bekanntem anknüpfen können, sind einfache Zusprüche, ritualisierte Gebete sowie religiöse Lieder und Sprechgesänge von besonderer Bedeutung. Ebenso bietet es sich im Religionsunterricht an, sprachliche Inhalte durch Bilder und religiöse Symbole (z. B. das Kreuzzeichen) sowie Gesten (z. B. das Händefalten beim Beten oder die Handauflegung beim Segen) zu unterstützen. Grundsätzlich ist bei der Vermittlung von Inhalten die Bedeutung nonverbaler Kommunikation hervorzuheben sowie in diesem Zusammenhang auch die Wirkung der eigenen Körpersprache auf die Kommunikationspartner. In diesem Kontext ist auf kreative und spielerische Unterrichtsformen zu verweisen.
Da im Religionsunterricht die Wertschätzung jedes Einzelnen entsprechend des christlichen Menschenbildes eine zentrale Rolle spielt, ermöglicht die Lehrkraft im Religionsunterricht einen Raum dafür, dass jedes Kind und jeder Jugendliche seinen Gefühlen, Bedürfnissen, Einstellungen und Anliegen auf individuelle Art und Weise einen Ausdruck geben kann. Daher werden auch verschiedene nonverbale Ausdrucksmöglichkeiten angeboten und eingeübt (z. B. Mimik und Gestik sowie verschiedenste Formen der Unterstützten Kommunikation). Vor allem für Schülerinnen und Schüler, denen sich die aktive Lautsprache entzieht, sind diese basalen Kommunikationsformen eine bedeutende Möglichkeit, mit ihren Mitmenschen Kontakt aufzunehmen.

Emotionen und soziales Handeln
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Eine Aufgabe des Religionsunterrichtes ist es, die Schülerinnen und Schüler in der Entwicklung eines positiven Selbstkonzeptes zu unterstützen, da im Christentum jeder Mensch als von Gott erwünscht gesehen wird. Das geschieht durch gezielte Wahrnehmung des eigenen Körpers, dem Nachspüren von Emotionen sowie im Ausdruck und in der Artikulation von Bedürfnissen. Dies trägt zum Aufbau eines positiven Selbstbildes und eines stabilen Selbstwertgefühls bei. Der Religionsunterricht berücksichtigt die körperlichen, kognitiven und emotionalen Einschränkungen der Schülerinnen und Schüler, beachtet die mögliche Diskrepanz zwischen Lebensalter und Entwicklungsalter der Schülerinnen und Schüler und ermutigt sie zur Annahme der eigenen Existenz, im Bewusstsein von Gott bedingungslos geliebt zu sein. Dies ist die Grundlage für einen empathischen und solidarischen Umgang miteinander, der wiederum im Verhalten Jesu gegenüber seinen Mitmenschen begründet ist. Das gemeinschaftliche Lernen im Religionsunterricht soll die Schülerinnen und Schüler zu eigenständigem, mitmenschlichen Handeln in christlicher Verantwortung führen.

Insbesondere im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung bleiben Lehrerinnen und Lehrern häufig Vorerfahrungen und damit Deutungs- und Handlungsmöglichkeiten der Kinder und Jugendlichen verborgen. Letztere entscheiden selbst, auch durch ein emotionales Urteil, welchen Stellenwert und welche Wirkung der Unterrichtsinhalt für sie hat bzw. welche Elemente sinnstiftende Eindrücke und Spuren hinterlassen.

2.5 Besonderheiten der Kompetenzorientierung im evangelischen Religionsunterricht
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Kompetenzorientierter Unterricht im Fach Evangelische Religionslehre erfordert auch ein Verständnis für die Grenzen dieses Konzepts. Kompetenzerwartungen beschreiben die Ergebnisse von Lernprozessen und stoßen dort an ihre Grenzen, wo diese Ergebnisse mit Rücksicht auf die Glaubens- und Gewissensfreiheit der Schülerinnen und Schüler nicht vorgegeben werden können und dürfen, z. B. bei Glaubensüberzeugungen oder religiösen Handlungen. Gleichwohl bietet der Religionsunterricht zahlreiche Gelegenheiten, eigene Überzeugungen auszubilden und diese im Austausch mit anderen zu vertreten.

Neben dieser eher formalen Grenze sind es die Inhalte des Faches selbst, die eine Einschränkung erfordern: Ausgehend von einem christlichen Menschenbild ist eine einseitige Ausrichtung auf das Können und die Fähigkeiten eines Menschen zu relativieren. Stattdessen ist ein Bewusstsein dafür anzubahnen und wachzuhalten, dass der Mensch mehr ist, als in seinen Kompetenzen sichtbar zum Ausdruck kommen kann. Er ist Geschöpf Gottes und bezieht seine Würde nicht aus seinem Handeln. Es ist Aufgabe und Herausforderung für Religionslehrerinnen und -lehrer, mit diesen Besonderheiten des Faches bewusst umzugehen.

3 Aufbau des Fachlehrplans im Fach Evangelische Religionslehre
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Der Fachlehrplan im Fach Evangelische Religionslehre im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung orientiert sich an den Vorgaben des allgemeinen Fachlehrplanes und am zugrunde liegenden Kompetenzstrukturmodell. Die Themen und Lerninhalte können in allen Jahrgangsstufen den vier entwicklungsbezogenen Kompetenzen als auch den drei Gegenstandsbereichen zugeordnet werden. Jedoch sind diese insbesondere im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung offener, weiter und vielschichtiger zu verstehen und zu denken (siehe Punkt 2).

Im Fachlehrplan sind deshalb - wie in den anderen Förderschwerpunkten auch - bei allen Lerninhalten entsprechende Zuordnungen zu den jeweiligen Gegenstandsbereichen und entsprechenden prozessbezogenen Kompetenzen angegeben. Jedoch ist insbesondere im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung darauf hinzuweisen, dass bei den einzelnen Lerninhalten – je nach Individualität des einzelnen Schülers – ganz unterschiedliche prozessbezogene Kompetenzen zum Tragen kommen können. Dies erschwert letztendlich eine eindeutige Zuordnung und verweist somit auf die gegenseitige Abhängigkeit der vier prozessbezogenen Kompetenzen hinsichtlich der Zugangs- und Erfahrungsmöglichkeiten des einzelnen Schülers.

Sowohl in den Jahrgangsstufen 1-9 als auch in den Jahrgangsstufen 10-12 sind die Themen und Lerninhalte jeweils in vier Lernbereiche eingeordnet und beziehen sich auf die konkreten Lern- bzw. Unterrichtsinhalte. Dabei wird die didaktische Erschließungsrichtung eines Themas in den individuellen kompetenzorientierten Lernaktivitäten angezeigt. Hierbei wurde darauf geachtet, diese weitestgehend in aufsteigendem Anspruchsniveau anzuordnen (vom Erlebbaren bis hin zu theologisierenden Kompetenzerwartungen). Somit wird die Heterogenität hinsichtlich der individuellen Lernvoraussetzungen berücksichtigt sowie jeder einzelnen Schülerin und jedem einzelnen Schüler ein entwicklungs- und ressourcenorientierter Zugang zum „Credo“ des evangelischen Glaubens ermöglicht.

Die Jahrgangsungebundenheit des Fachlehrplanes für die Grundschul- und Mittelschulstufe (Jgst. 1-9) als auch für die Berufsschulstufe (Jgst. 10-12) gewährleistet die notwendige Offenheit hinsichtlich der Auswahl der Themen und Lernbereiche, als auch hinsichtlich der Schwerpunktsetzung und der damit verbundenen Intensität der zu unterrichtenden Inhalte. Diese sind von der Lehrkraft immer wieder neu, gemäß der entsprechenden Lerngruppe, auszuwählen und anzupassen. Insbesondere bei der Themen- und Lernaktivitätenauswahl kommt der Lehrkraft eine bedeutende Rolle zu. Sie trägt die Verantwortung darüber, dem Alter der Schülerinnen und Schüler, ihren individuellen Lernvoraussetzungen, dem allgemeinen Bildungsanspruch als auch der Vermeidung inhaltlicher Wiederholungen gerecht zu werden. Im Sinne eines aufbauenden Lernens gilt es, sowohl für die Grundschul- als auch für die Mittel- und Berufsschulstufe diverse thematische Lernstränge mit differenzierteren Zugängen und vertiefenden Fragestellungen anzubieten und zu erproben. Für jahrgangsübergreifende Klassen werden die Lehrkräfte einen klassenbezogenen Lehrplan erstellen und ausgehend von der Zusammensetzung der Gruppe entsprechende Themen aus den Lernbereichen auswählen.

3.1 Jahrgangsstufen 1-9 der Grund- und Mittelschulstufe
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In den Jahrgangsstufen 1-9 gliedert sich der Lehrplan in die folgenden fünf Lernbereiche:

1. Entwicklungsbezogene Kompetenzen
2. Geborgen sein – Gott erfahren
3. Angenommen sein – Jesus, Freund und Begleiter
4. Leben und Handeln – Kraft aus dem Geist Jesu
5. Wahrnehmung der Welt – Freude über die Schöpfung

Die Lernbereiche 2-4 folgen elementarisierend dem christlichen Glaubensbekenntnis. Der Lernbereich 5 vertieft die anschauliche Thematik der den Menschen anvertrauten Mitwelt, enthält ausführlich die biblische Schöpfungsthematik und betont somit die Würde und Verantwortung des Menschen als Ebenbild Gottes.
So leistet die religiöse Erziehung ihren Beitrag zum Aufbau von Lebenszutrauen und einem positiven Selbstwertgefühl. Der Lernbereich evangelische Religion wird für die Bewältigung des Lebens hilfreich und kann das Schulleben mitprägen.

Lernbereich 1: Entwicklungsbezogene Kompetenzen
Die im Fachlehrplan vorangestellten entwicklungsbezogenen Kompetenzen gliedern sich in die bekannten vier Entwicklungsbereiche Motorik und Wahrnehmung, Denken und Lernstrategien, Kommunikation und Sprache, Emotionen und soziales Handeln. Die aufgeführten Kompetenzen beschreiben mögliche Ergebnisse eines individuellen Lernprozesses. Die Auswahl der angestrebten Kompetenzen trifft die Lehrkraft in sonderpädagogischer Verantwortung auf der Basis der ermittelten Lernausgangslage sowie des individuellen Förderbedarfs der einzelnen Schülerin bzw. des einzelnen Schülers. Anhand der Inhalte aus den Lernbereichen 2-5 wird eine Anbahnung der Kompetenzen angestrebt.


Lernbereich 2: Geborgen sein – Gott erfahren
Menschen leben aus Zuwendung, Annahme und Geborgenheit. Geborgen fühlen sich Menschen, wenn sie sich, so wie sie sind, angenommen und erwünscht erleben. Wo die Erfüllung solcher Grundbedürfnisse geschenkt wird, können entsprechende Erfahrungen auf Gott, den Urquell der Geborgenheit, hinweisen und übertragen werden. In Wahrnehmungen unseres Lebens, in biblischen Erzählungen und in Urbildern entfalten die Themen und Inhalte Zugänge zu solchen Erfahrungsmöglichkeiten. Damit kann Vertrauen wachsen. Das Bewusstsein, von Gott bedingungslos angenommen zu sein, stärkt die Lebenskraft und das Selbstwertgefühl der Schülerinnen und Schüler. Gebetserziehung soll ihnen helfen, mit Gott in Beziehung zu treten und ihrem Glauben einen persönlichen Ausdruck zu geben.

Lernbereich 3: Angenommen sein – Jesus, Freund und Begleiter
Einen Freund zu finden gibt jedem Menschen das Gefühl, anerkannt zu sein und einem anderen etwas zu bedeuten. Nur in der Nähe und im Vertrauen zu einer Freundin, einem Freund kann man ohne Vorbehalt seine Wünsche, Bedürfnisse und Sehnsüchte äußern. Zu Jesus ist eine solche Beziehung möglich. Seine Nähe tut Menschen gut. Aus dieser Erfahrung heraus gewinnen die aus den Evangelien ausgewählten Themen um Jesus ihr besonderes Gewicht als handelnde Begegnungen mit Jesus als Freund. Ein Zugang zu Jesus als dem Christus kann darüber hinaus durch die in den Festen des Kirchenjahrs gefeierte Freude gelingen.

Lernbereich 4: Leben und Handeln – Kraft aus dem Geist Jesu
Menschen leben miteinander und brauchen einander. Wo die vorhandenen positiven Kräfte und Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler zum Schenken und Helfen, zum Lieben, Verstehen und Versöhnen verstärkt werden, dort ist der Geist Jesu wirksam. Wo ferner das Handeln unter dem Eindruck von Menschen steht, die einen klaren Weg in den Spuren von Jesus gegangen sind, dort werden die eigenen Gewohnheiten zu leben und zu handeln neu angeregt. Gottesdienst und Sakramente eröffnen zudem gemeinschaftliche Zeichen der Nähe Gottes, in denen sein Geist - der Menschen innerhalb und außerhalb der Kirche zusammenführt - spürbar wird.

Lernbereich 5: Wahrnehmung der Welt – Freude über die Schöpfung
Die natur- und sinnenhaften Dinge sowie die Menschen in der Welt sind mehr als uns bloß umgebende Angelegenheiten und Ereignisse. Man kann sie mit anderen Augen, mit einem Blick auf das Ganze sehen. Im Wahrnehmen der Vielfalt und Schönheit der Natur und der Menschen, in ihren Unterschiedlichkeiten mit allen Sinnen, im Staunen, im Empfinden von Achtung und Dankbarkeit kann sich ein Weg zum biblischen Schöpfungsverständnis eröffnen, welches die Natur als Schöpfungswerk Gottes und uns selbst als Gottes Geschöpfe begreift. Das stärkt zugleich das Vertrauen, dass alles in Gottes verheißungsvolle Zukunft eingebunden ist.

3.2 Jahrgangsstufe 10-12 der Berufsschulstufe
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In Jahrgangsstufen 10 bis 12 der Berufsschulstufe baut der Lehrplan auf die in den Jahrgangsstufen 1-9 erarbeiteten Inhalte auf und führt sie in einer dem Alter und Reifegrad der jungen Erwachsenen gemäßen Form weiter. Dennoch besteht die Möglichkeit, gerade bei Jugendlichen mit sehr hohem Förderbedarf auf Inhalte früherer Schulstufen zurückzugreifen.

Der evangelische Religionsunterricht gliedert sich in den Jahrgangsstufen 10-12 in folgende fünf Lernbereiche:

1. Entwicklungsbezogene Kompetenzen
2. Leben und Handeln – die Welt gestalten
3. Angenommen sein – zur Gemeinschaft der Christen gehören
4. Sich getragen wissen – mit Gott durchs Leben gehen
5. Die Welt wahrnehmen – Perspektiven des Lebens

Lernbereich 1: Entwicklungsbezogene Kompetenzen
Die im Fachlehrplan vorangestellten entwicklungsbezogenen Kompetenzen gliedern sich in die bekannten vier Entwicklungsbereiche Motorik und Wahrnehmung, Denken und Lernstrategien, Kommunikation und Sprache, Emotionen und soziales Handeln. Die aufgeführten Kompetenzen beschreiben mögliche Ergebnisse eines individuellen Lernprozesses. Die Auswahl der angestrebten Kompetenzen trifft die Lehrkraft in sonderpädagogischer Verantwortung auf der Basis der ermittelten Lernausgangslage sowie des individuellen Förderbedarfs der einzelnen Schülerin bzw. des einzelnen Schülers. Anhand der Inhalte aus den Lernbereichen 2-5 wird eine Anbahnung der Kompetenzen angestrebt.

Lernbereich 2: Leben und Handeln – die Welt gestalten
Die Schülerinnen und Schüler stehen angesichts ihrer Zukunft vor vielen Fragen. Erwachsen werden bedeutet Ja zu sagen zum eigenen Leben und in Distanz zu Überholtem zu treten, Verantwortung zu übernehmen und eigene Entscheidungen zu treffen. Die Vorbereitung der Jugendlichen auf das Leben in einem Arbeitsverhältnis oder einer Förderstätte leistet einen Beitrag zur Entfaltung der Anlagen des Menschen zu Selbstbewusstsein und Lebensglück. Wo die vorhandenen positiven Kräfte und Fähigkeiten gestärkt werden, ist Gottes Auftrag zur Gestaltung der Welt erfahrbar. Gott bejaht das Leben der Menschen in Freiheit – mit allen Fähigkeiten und Begrenzungen. Er schenkt Hoffnung auf dieses erfüllte Leben und ruft zur Verantwortung für Schöpfung und Umwelt, unser aller Lebensgrundlagen.

Lernbereich 3: Angenommen sein – zur Gemeinschaft der Christen gehören
Jugendliche sind auf der Suche nach verlässlichen Gemeinschaften und Orten der Begegnung. Neben der Bindung und Heimat in Familie und Schule finden sie auch Bestätigung in der christlichen Gemeinschaft. Ziel ist es, den Schülerinnen und Schülern einen Zugang zu ihrer christlichen Gemeinschaft zu eröffnen und diese als einen Ort der Geborgenheit und des Zusammenkommens von Menschen in einer Atmosphäre der Nähe Gottes erleben zu lassen. Hierbei spielt die Ortskirche eine zentrale Rolle. Die Schnittstelle zwischen Himmel und Erde wird im Gebäude der Kirche erfahrbar – ein Symbol des Weges zu Gott. Neben der Erkundung der Ortskirche steht wesentlich die Erfahrung der Gemeinde mit all ihren Aufgaben und Diensten im Mittelpunkt. Das Kirchengebäude als Ort der Stille und Besinnung, des Gebetes und der Gottesdienste erhält seine Würde und Heiligkeit durch die Anwesenheit der von Gott geheiligten Gemeinde und von den darin gefeierten Gottesdiensten. Einerseits gilt es das, was man an Schönem und Kostbaren in der Kirche finden kann, als Ausdruck der Wertschätzung wahrzunehmen. Andererseits soll erkannt werden, dass sich in diesem Haus Christen versammeln, Gottesdienst und die großen Feste ihres Lebens feiern, um die Verbindung untereinander und mit Jesus zu halten.

Lernbereich 4: Sich getragen wissenmit Gott durchs Leben gehen
Wir Menschen schöpfen Kraft zum Leben wesentlich aus den Grunderfahrungen von liebender Zuwendung, Annahme, Geborgenheit und Freiheit. Wo die Erfüllung solcher grundlegender Bedürfnisse geschenkt wird, kann dies zugleich als Hinweis auf Gott gedeutet werden, der der Urquell von Geborgenheit und Liebe ist und der uns Menschen im Klagen, im Zweifeln und sogar in der Abwendung nicht fallen lässt. Das Bewusstsein, von diesem Gott bedingungslos angenommen und geliebt zu sein, fördert und stärkt deshalb das Erwachsenwerden mit dem Ja zum eigenen Leben in all seinen Höhen und Tiefen und stärkt das Vertrauen, dass dieses Leben bestanden werden kann. Es ist zugleich von hoher Bedeutung für das Selbstwertgefühl und für den oft schweren Prozess, sich in seinem Sosein selbst anzunehmen. Die Zusagen des Glaubens eröffnen dazu wertvolle Zugänge; sie wollen Hilfestellungen bieten bzw. Horizonte eröffnen, damit in aller Unzulänglichkeit und Gebrochenheit menschlichen Lebens dennoch Heil erfahren werden kann.

Lernbereich 5: Die Welt wahrnehmenPerspektiven des Lebens
Menschen aller Zeiten und Kulturen haben sich auf die Suche nach Gott und nach dem Sinn ihres Lebens gemacht. In der Pluralität der heutigen Gesellschaft sehen sich junge Menschen einer Vielzahl religiöser und weltanschaulicher Sinnangebote gegenüber. In Auseinandersetzung mit diesem „Markt der Sinnangebote“ sollen die jungen Menschen erfahren, wie christliche Existenz versucht, das Reich Gottes mitzugestalten und auch aus der Hoffnung und der Verheißung auf das Leben über den Tod hinaus, lebt. Der Glaube an Jesus Christus kann Menschen helfen, durch Krankheit, Leid, Angst und Tod hindurch zu neuem Leben zu kommen. Die Auseinandersetzung mit diesen existenziellen Fragen, kann Jugendliche dabei unterstützen, einen eigenen, sinnerfüllten Platz im Leben zu finden.

4 Zusammenarbeit mit anderen Fächern
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In besonderer Weise wird im Fach Evangelische Religionslehre zunächst die Zusammenarbeit mit den anderen an der jeweiligen Schule vertretenen Konfessionen, insbesondere mit dem katholischen Religionsunterricht, angestrebt. Sie wird durch den Aufbau und die Anknüpfungsmöglichkeiten der beiden Lehrpläne erleichtert. Im Erproben verschiedener Möglichkeiten der Kooperation können Gemeinsamkeiten entdeckt und unterschiedliche konfessionelle Zugänge und Entwicklungen bedacht werden. Dies dient einem besseren Verständnis der eigenen Konfession ebenso wie der Einübung ökumenischer und philosophischer Gesprächsfähigkeit. Darüber hinaus wird in Beziehung zu anderen Religionen und Weltanschauungen Dialogfähigkeit angebahnt.

Aufgrund seiner dialogischen Offenheit und seines breiten Themenspektrums eignet sich der evangelische Religionsunterricht aber auch für fächerverbindendes Denken und Kooperieren. Im Dialog z. B. mit Ethik, Deutsch, Kunst oder Musik leistet er einen eigenständigen Beitrag, die Welt wahrzunehmen, zu deuten und zu verstehen und einen Sinn im Leben zu entdecken. Der Religionsunterricht bietet viele Möglichkeiten zu Unterrichtsprojekten, die in Kooperation mit anderen Fächern oder Klassen durchgeführt werden können. Besonders sind hier die Feste des Kirchenjahrs und ihre Gestaltung im Schulleben zu nennen.

Durch einen sprachsensiblen Unterricht werden für mehrsprachige Schülerinnen und Schüler die sprachlichen Voraussetzungen für gelingendes Lernen und erfolgreichen Kompetenzerwerb geschaffen.

5 Beitrag des Faches Evangelische Religionslehre zu den übergreifenden Bildungs- und Erziehungszielen
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Das Fach Evangelische Religionslehre leistet Beiträge zu vielen der schulart- und fächerübergreifenden Bildungs- und Erziehungszielen. Folgende sind dabei besonders zu nennen:

5.1 Soziales Lernen, Familien- und Sexualerziehung
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Ausgehend vom christlichen Menschenbild geht es im evangelischen Religionsunterricht häufig um die Frage, wie Leben und Zusammenleben in privaten, partnerschaftlichen und gesellschaftlichen Beziehungen gelingen kann. Vor allem die Geschichten von Jesus, sein Leben und Wirken, und die Gebote (in der Überlieferung des Alten Testaments und ihren neutestamentlichen Interpretationen) geben wichtige Impulse für eine ethische Orientierung im Alltag. Ausgehend von der Verheißung des eigenen Angenommenseins, der Zuwendung Gottes zu jedem einzelnen Menschen, auch in Schuld und Scheitern, hinterfragen die Schülerinnen und Schüler eigene Haltungen und Handlungsmuster und erproben ihre Empathie, Kommunikations- und Konfliktfähigkeit. Im Bereich des Sozialen Lernens sowie für die Familien- und Sexualerziehung ergeben sich damit vielfältige Lernchancen.

5.2 Kulturelle und Interkulturelle Bildung
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Der evangelische Religionsunterricht leistet zu einer kulturellen und interkulturellen Bildung einen besonderen Beitrag. In der Auseinandersetzung mit der eigenen Religion und Konfession nehmen Schülerinnen und Schüler wesentliche Ausdrucksformen der christlich-abendländischen Kultur wahr. Auf dieser Basis wachsen Verständnis und Wertschätzung z. B. für christliche Kunst und Musik, auch für Kirchenräume und deren Bedeutung. Die Ausbildung einer eigenen religiösen Identität wird gefördert. Dies ist grundlegend für die Fähigkeit, mit Menschen anderer Kulturen und Überzeugungen in Dialog zu treten, Stereotype zu hinterfragen, Toleranz einzuüben und kritisch mit medialen Darstellungen umzugehen. Dafür erweitern die Schülerinnen und Schüler ihre Kenntnisse und ihr Verständnis für andere Weltreligionen und Weltdeutungen, um sich von Anfang an sachlich fundiert mit diesen auseinanderzusetzen und Fremde und Fremdes zu verstehen. Leben in einer zunehmend multikulturellen Gesellschaft kann so in schüler- und schülerinnengerechter Weise angebahnt werden.

5.3 Sprachliche Bildung
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Bei all dem kommt der sprachlichen Bildung eine wichtige Bedeutung zu. Schülerinnen und Schüler lernen, eigene Befindlichkeiten, Vorstellungen und Überzeugungen in Worte zu fassen, einen eigenen Standpunkt einzunehmen; sie lernen auch, einander zuzuhören und die Äußerungen anderer nachzuvollziehen. Auf dieser Basis kann ein respektvoller Umgang miteinander eingeübt und im Raum der Schule gelebt werden.

Außerdem wird die Fähigkeit gefördert (bzw. entwickelt), symbolische und metaphorische Sprache zu benutzen. Bei der Kommunikation über religiöse und emotionale Sachverhalte ist diese Fertigkeit unumgänglich.

Insbesondere im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung schließt sprachliche Bildung auch immer die Anbahnung und Differenzierung körpersprachlicher und nonverbaler Ausdrucksformen sowie den Umgang mit elektronischen Sprachgeräten und -computern ein.

5.4 Werteerziehung
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In der Begegnung und Auseinandersetzung mit christlicher Überlieferung und christlichem Glauben bilden die Schülerinnen und Schüler eigene Überzeugungen, ethische Grundprinzipien und Wertvorstellungen aus und reflektieren deren Anwendungen im Lebensalltag. Der evangelische Religionsunterricht bietet einen Rahmen, in dem gemeinsame Überzeugungen gesucht und unterschiedliche Vorstellungen respektiert und ausgehalten werden können.

5.5 Bildung für nachhaltige Entwicklung (Umweltbildung, Globales Lernen)
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Bewahrung der Schöpfung, Gerechtigkeit in der „Einen Welt“ und Einsatz für Frieden im nahen und weiten Lebensumfeld sind grundlegende christliche Anliegen und damit auch Themen des Religionsunterrichts. Dabei werden Verantwortungsbewusstsein und Empathie nicht nur theoretisch verhandelt, sondern die Schülerinnen und Schüler begegnen in Projekten Menschen, die Nächstenliebe konkret praktizieren und sich vor Ort oder weltweit für ein menschenwürdiges Leben und einen fairen, nachhaltigen Umgang mit Ressourcen einsetzen.

5.6 Berufliche Orientierung
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Der evangelische Religionsunterricht in der Mittel- und Berufsschulstufe begleitet die Schülerinnen und Schüler bei der Berufsorientierung in zweifacher Weise: Er unterstützt und stärkt die eigene Persönlichkeit, die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung sowie zum Einsatz der eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Gleichzeitig vermittelt er den Zuspruch, dass Gott sich dem Menschen zuwendet, unabhängig von dessen Leistung, Erfolg und Vermögen. Gerade für Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf kann dieser Zuspruch insbesondere beim Erleben von Grenzen in der Berufswahl eine seelsorgerliche Dimension enthalten und ist in diesem Kontext von größter Bedeutung.