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Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Geschichte/Politik/Geographie

1 Selbstverständnis des Faches Geschichte/Politik/Geographie und sein Beitrag zur Bildung
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Die Auseinandersetzung mit den wechselseitigen sozialen und politischen Beziehungen der Menschen in ihrem unmittelbaren Umfeld und in ihrem jeweiligen Lebensraum, in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ist das zentrale Anliegen des Faches Geschichte/Politik/Geographie in der Mittelschulstufe. Die in der Grundschulstufe im Heimat- und Sachunterricht erworbenen sozialen und kulturellen, natur- und raumbezogenen und historischen Kompetenzen sind die Grundlage dieses Faches, in dem die Gegenstandsbereiche des Kompetenzstrukturmodells aus historischer, sozialwissenschaftlicher und geographischer Perspektive betrachtet und vernetzt werden. Im Fachlehrplan ergeben sich daraus vier Lernbereiche, die eine Herangehensweise aus den genannten Perspektiven ermöglichen. Handlungsorientierte und direkte Begegnungen mit Menschen und ihrem Wirken, gesellschaftlichen und politischen Institutionen, Raum, mit schriftlichen und bildlichen Quellen, Gegenständen und Bauwerken, auch an außerschulischen Lernorten, unterstützen die Schülerinnen und Schüler weiter dabei, eine grundlegende Allgemeinbildung zu erwerben, ihre Kenntnisse und Fähigkeiten auf ihre Lebenswelt zu übertragen und selbständig Lösungsstrategien zu entwickeln, um sich auf ihre Rolle als mündige Bürgerinnen und Bürger vorzubereiten. Das Fach leistet einen wichtigen Beitrag zur Inklusion, indem die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderung besondere Beachtung findet.

Ausgehend von der Geschichte vor Ort und durch die Auseinandersetzung mit der sie umgebenden Geschichts- und Erinnerungskultur (z. B. lokale und nationale Gedenktage, historische Jubiläen und Feste, Museen, Denkmalpflege und historische Filme), erwerben die Schülerinnen und Schüler die notwendigen Grundlagen, um die Zeitdimensionen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vor allem ihrer Lebenswelt im Alltag miteinander zu verknüpfen und an der gegenwärtigen Geschichtskultur aktiv mitzuwirken.

Historisches Lernen ist Bildung von Geschichtsbewusstsein durch Erzählen. Schülerinnen und Schüler müssen daher befähigt werden, Geschichte erzählen zu können und Zusammenhänge zu eigenen Erfahrungen, Erwartungen und Orientierungen herzustellen. Eine zentrale Bedeutung nimmt hierbei die narrative Kompetenz ein, das reflektierte historische Erzählen. Sie ist die Voraussetzung für die eigenständige Darstellung von Geschichte und für den kritischen Umgang mit Historiografie. Der Entwicklung einer narrativen Kompetenz kommt daher eine besondere Bedeutung zu.

Im Unterricht orientieren sich die Schülerinnen und Schüler alters- und entwicklungsgemäß in den Natur- und Kulturräumen der Erde und erkennen wichtige Strukturen und Prozesse in den jeweiligen Räumen. Sie vergegenwärtigen sich die Begrenztheit unserer Ressourcen und verstehen die Notwendigkeit der verantwortlichen Gestaltung ihrer Lebenswelt im Sinne einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung aus der Weiterentwicklung unserer Gesellschaft heraus. Anknüpfend an ihre unmittelbare Umgebung erklären sie die internationalen Verflechtungen und den Prozess der Globalisierung.

Sie benennen und überdenken kritisch ihr eigenes Medien- und Konsumverhalten und entwickeln nachhaltige Strategien zur verantwortungsbewussten Nutzung. Die Schülerinnen und Schüler erhalten Raum, über das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft sowie über die Stellung sozialer Gruppen zu diskutieren und erörtern dieses Beziehungsgefüge in seinen wechselseitigen Abhängigkeiten, mit seinen Regeln und Organisationsformen.

Zu den wichtigsten Kompetenzen mündiger, informierter und politisch handlungsfähiger Bürgerinnen und Bürger gehört in einer demokratischen Gesellschaft die Anerkennung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung, die Achtung der Menschenwürde sowie die aktive, altersgemäße Mitwirkung an politischen Prozessen und die Erprobung demokratischer Verhaltensweisen. Das Verständnis der im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland und in der Bayerischen Verfassung grundgelegten Wertvorstellungen und Rechtsnormen unserer modernen europäisch-demokratischen Kultur hat eine wesentliche Bedeutung im Leben der Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Bereich Sehen.

Sie entwickeln durch die stetige Auseinandersetzung mit weiteren Kulturen und durch die Einsicht in vielfältige Lebensräume ein Verständnis für unterschiedliche Wertvorstellungen und somit für grundlegende Formen interkulturellen Lernens. Im Unterricht erhalten die Schülerinnen und Schüler nach Möglichkeit Zugänge zu den jeweiligen Inhalten aus allen drei Perspektiven des Kompetenzstrukturmodells.

Das Fach Geschichte/Politik/Geographie trägt zum Erwerb und zur Förderung der Alltagskompetenzen der jungen Menschen nachhaltig bei. Mithilfe fachspezifischer Arbeitsweisen und durch das Erproben fachtypischer Methoden überprüfen und verändern ggf. die Schülerinnen und Schüler bereits gewonnene Einstellungen und wenden die erworbenen Kompetenzen bewusst und selbständig an. Offene Aufgabenstellungen berücksichtigen die individuellen Lernbedürfnisse des Einzelnen und lassen verschiedene Lösungsansätze zu. Mithilfe von spezifischen Unterstützungsmöglichkeiten vom einfachen Hilfsmittel bis hin zu einer personalen Assistenz wird ein individueller Lernzuwachs von Schülerinnen und Schülern erzielt. Schülerinnen und Schüler mit dem Förderschwerpunk Sehen nutzen im Unterrichtsfach Geschichte/Politik/Geographie Materialien zum Erwerb von fachlichen Kompetenzen, wie z. B. taktile Karten und Globen, Funktions- und thematische Modelle, tastbare, mit der Tiefziehpresse hergestellte Darstellungen, Schwellkopien, Zeichenfolien, vergrößerte und kontrastreiche Kopien.

2.1 Kompetenzstrukturmodell
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Kompetenzstrukturmodell Geschichte/Politik/Geographie

Die im Kompetenzstrukturmodell aufgeführten Gegenstandsbereiche werden vernetzt aus historischer, sozialwissenschaftlicher und geographischer Perspektive betrachtet. Im Fachlehrplan ergeben sich daraus vier Lernbereiche, die eine Herangehensweise aus den genannten Perspektiven ermöglichen.

Das Kompetenzstrukturmodell für das Fach Geschichte/Politik/Geographie stellt die Gegenstandsbereiche Räume, Ordnungssysteme, Interessen, Kulturen und Werte in den Mittelpunkt. Im umgebenden Ring werden die drei prozessbezogenen Kompetenzen beurteilen und bewerten, Erkenntnisse gewinnen und anwenden und handeln aufgeführt, die bei der Planung, Durchführung und Reflexion des Unterrichts berücksichtigt werden. Die stärker fachlich ausgerichteten Perspektiven geben den Hinweis, aus welchen verschiedenen Richtungen die Inhalte eines Lernbereichs betrachtet werden. Dieses Kompetenzstrukturmodell schließt an das Fach Heimat- und Sachunterricht der Grundschulstufe an.

Das Kompetenzstrukturmodell des Faches Geschichte/Politik/Geographie erhält eine Erweiterung durch die vier Entwicklungsbereiche Motorik und Wahrnehmung, Denken und Lernstrategien, Kommunikation und Sprache sowie Emotionen und soziales Handeln, deren Zusammenwirken erfolgreiche Lernprozesse ermöglichen. Die persönlichen Ressourcen in den Entwicklungsbereichen sind die Grundlage für die Planung und Gestaltung von Lernsituationen. Dadurch ergeben sich Hinweise und Impulse für die kriterienorientierte Schülerbeobachtung und für die Feststellung des individuellen Entwicklungsstandes.

Erkenntnisse gewinnen
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Die Schülerinnen und Schüler beobachten und interpretieren unterschiedliche Sachverhalte. Sie sind in der Lage, eigenständig Fragen zu entwickeln und diese zu beantworten. Weiterhin sind fachspezifische Arbeitsweisen bekannt und werden angemessen angewendet. Ein Vergleich, eine Analyse oder eine Reflexion der gewonnenen Erkenntnisse und Einsichten ist ihnen möglich.

Beurteilen und bewerten
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Die Schülerinnen und Schüler orientieren sich sicher in Raum und Zeit, Gesellschaft und Politik. Sie beurteilen und bewerten Sachverhalte, die sie aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten. Darüber hinaus gelingt es ihnen, einen Wertebezug bei fachspezifischen Problemen herzustellen. Sie entwickeln Einstellungen und Haltungen und begründen diese. Probleme werden erkannt und angemessene Lösungsstrategien entwickelt.

Anwenden und handeln
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Die Schülerinnen und Schüler verfügen über die Fähigkeit, sich Informationen selbständig zu erschließen, sie zu verarbeiten und auszutauschen. Kenntnisse werden kontextbezogen angewendet. Sie sind in der Lage, fachlich basiert zu lesen und sich unter angemessener Verwendung von Fachsprache anderen mitzuteilen. Die aufgebauten Haltungen und Einstellungen können sowohl in schriftlicher als auch in mündlicher Form sachlich vertreten werden. Auf diese Weise werden die Fähigkeit und Bereitschaft, vernünftig und reflektiert zu handeln, gefördert.

Die Schülerinnen und Schüler ergründen das Zusammenleben der Menschen in ihrem jeweiligen Lebensraum in Geschichte und Gegenwart. Sie gewinnen Einsichten in wechselseitige Beziehungen individueller, gesellschaftlich-sozialer, politischer, wirtschaftlicher und räumlicher Bedingungen. Im Unterricht erwerben sie miteinander verknüpfte Kompetenzen. Sie erkennen Zusammenhänge und stellen einen Bezug zur Lebenswirklichkeit her. In der Rolle als mündige und verantwortungsvoll handelnde Bürgerinnen und Bürger einer Demokratie setzen sie sich mit Entwicklungen, Ordnungen, Kulturen, Räumen, Wertvorstellungen, Konflikten und Herausforderungen auseinander. Sie befassen sich mit Fragen und Problemen des gesellschaftlichen Zusammenlebens von Menschen. Der Unterricht leistet einen Beitrag zur Identitätsfindung der Schülerinnen und Schüler. Sie erfassen die vielfältige Gliederung der Erde in Natur- und Kulturräume und erhalten einen räumlichen Überblick über die Welt. Sie beschäftigen sich mit den natürlichen und politisch-sozialen Lebensbedingungen und mit dem Zusammenleben der Menschen in verschiedenen Räumen. Sie erhalten Einblick in die nationalen, internationalen und globalen Verflechtungen und Abhängigkeiten.

Die Schülerinnen und Schüler übernehmen auch im Rahmen heterogener Lerngruppen Verantwortung für sich und ihre Mitmenschen, für die Gleichberechtigung der Menschen ungeachtet des Geschlechts, der Abstammung, der Sprache, der Herkunft, einer körperlichen oder geistigen Behinderung, der religiösen und politischen Anschauungen, der sexuellen Identität und der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Stellung. Im Dialog zwischen den Generationen nehmen sie eine aktive Rolle ein.

Räume
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Menschen leben und orientieren sich in unterschiedlichen geographischen Räumen und werden von den dort herrschenden natur- und kulturräumlichen Bedingungen auch in ihren wechselseitigen Beziehungen beeinflusst und gestalten zusammen ihre Lebenswirklichkeit. Ausgehend von ihrer Region orientieren sich die Schülerinnen und Schüler mit verschiedenen Hilfsmitteln und erweitern ihre Vorstellung von größeren räumlichen Einheiten, ohne den jeweils eigenen Nahraum aus dem Auge zu verlieren.

Ordnungssysteme
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Ausgehend von eigenen Erfahrungen im gesellschaftlichen Zusammenleben gestalten und verändern die Schülerinnen und Schüler in der Rolle als mündige und verantwortungsbewusst handelnde Bürgerinnen und Bürger aktiv die für sie zukunftsfähigen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Ordnungssysteme. Sie verstehen und achten Unterschiede in den vielfältigen Lebensweisen der Menschen, indem sie diese auch auf ihr jeweiliges geschichtliches Gewordensein überprüfen.

Interessen
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Die Auseinandersetzung mit vielfältigen Interessen und Konflikten bestimmt das gesellschaftliche Zusammenleben der Menschen, die sich den grundlegenden Herausforderungen stellen und in demokratischen Prozessen unter den Bedingungen von Macht und Konsensbedarf nach Lösungen suchen. Die Schülerinnen und Schüler akzeptieren demokratische Mehrheitsentscheidungen als Basis für ein zukunftsfähiges Gemeinwesen.

Kulturen
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Das Zusammenleben von Menschen ist durch kulturelle Einflüsse geprägt. Durch die Auseinandersetzung mit Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kultur entwickeln die Schülerinnen und Schüler gegenseitiges Verständnis und Achtung der Würde des Menschen.

Werte
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Im bewussten Erleben der eigenen Lebenswelt und in unterschiedlichen Perspektiven im Umgang mit verschiedenen Menschen und Sachverhalten werden gemeinschaftstragende Werte aufgezeigt und von den Schülerinnen und Schülern handelnd reflektiert.

2.4 Perspektiven
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Ausgehend von der Lebenswelt und den eigenen Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler spielen verschiedene fachwissenschaftliche Sichtweisen eine bedeutende Rolle. Dabei wird an die in der Grundschulstufe gelegte Basis angeknüpft. Unter verschiedenen Perspektiven findet eine Auseinandersetzung mit den jeweiligen Inhalten statt. Die unterschiedlichen Perspektiven dienen einer vielfältigen Vernetzung der Inhalte über die Gegenstandsbereiche hinaus. Nach Möglichkeit werden durch die Verbindung vielfältige Zugänge zu einem Thema eröffnet und somit ein kumulativer Kompetenzerwerb nachhaltig unterstützt.

Historische Perspektive
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Die historische Perspektive verweist darauf, wie menschliche Gesellschaften entstanden sind, wie diese sich in den Dimensionen Raum und Zeit entwickelten und in die Gegenwart hineinwirken. Sie zielt auf das Verständnis und die Beurteilung des menschlichen Handelns in der Zeit. Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit historischen Sachverhalten auseinander und differenzieren so ihre Vorstellungen über das Leben, die Menschen, deren Institutionen und Ordnungen in ihrer aktuellen Lebenswelt und in Bezug auf die Vergangenheit.

Sozialwissenschaftliche Perspektive
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Die sozialwissenschaftliche Perspektive trägt dazu bei, politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Strukturen unter Berücksichtigung der zugrunde liegenden Wertvorstellungen verstehen und beurteilen zu können. Sie hilft den Schülerinnen und Schülern, ein politisch-demokratisches Bewusstsein zu entwickeln, das sie dazu befähigt, ihre Aufgaben als mündige Bürgerinnen und Bürger in der Demokratie wahrzunehmen.

Geographische Perspektive
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Die geographische Perspektive zielt auf das Verständnis und die Beurteilung der naturgeographischen, ökologischen, politischen, wirtschaftlichen und sozialen Strukturen und Prozesse der räumlich geprägten Lebenswirklichkeit. Die Erkenntnis, dass dem menschlichen Handeln Grenzen gesetzt sind und Menschen Verantwortung für das Erhalten der Umwelt tragen, ist unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit lokal-regional und global bezogen zu verdeutlichen.

Motorik und Wahrnehmung
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Motorische Fähigkeiten und Wahrnehmungsprozesse sind die Grundvoraussetzung für die Bildung von kognitiver Struktur. Das Erfassen geographischer Räume geschieht bei blinden und sehbehinderten Schülerinnen und Schülern sehr individuell und in Abhängigkeit von ihren visuellen und taktilen Wahrnehmungsfähigkeiten. Inhalte werden daher von Seiten der Lehrkraft bei Bedarf in ihrer Komplexität reduziert, wesentliche Aspekte verdeutlicht oder entsprechende Ergänzungen vorgenommen.

Die Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Bereich Sehen erkennen und benennen Eigenschaften von Objekten anhand visueller oder taktiler Merkmale und unterscheiden diese beim Ordnen. Sie beschreiben und bewerten relevante Details aus einem Ganzen, indem sie z. B. auch die Beschaffenheit von Objekten taktil wahrnehmen und diskriminieren. Die Schülerinnen und Schüler erwerben Strategien mithilfe derer sie sich visuell Beobachtetes, taktil Erfasstes und auditiv Erfahrenes einprägen, um diese Erfahrungen z. B. beim Verstehen von Hörbildern und Filmsequenzen anzuwenden.

Denken und Lernstrategien
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Aufmerksamkeit, Symbolverständnis, Begriffsbildung, Kategorienbildung und Strukturierungsfähigkeit sind Grundlagen von Denkprozessen. In Abhängigkeit von ihrer individuellen visuellen und/oder taktilen Wahrnehmungsfähigkeiten wenden Schülerinnern und Schüler ein hohes Maß an Zeit auf, um Kompetenzen zu erwerben und sich Inhalte anzueignen. Dafür nützen sie Modelle und Kartenmaterialien, die visuell und taktil aufbereitet sind und ihnen in Bezug auf Verfügbarkeit und je nach Inhalt in angemessener Form zugänglich sind.

Die Schülerinnen und Schüler finden Ordnungsmerkmale und Oberbegriffe, merken sich Sammelaufträge und Ordnungskategorien und planen Handlungsziele und -schritte. Hierfür richten sie die Aufmerksamkeit gezielt auf einen Gegenstand oder eine Situation, planen eine Beobachtung, organisieren diese und führen sie sorgfältig durch. Die Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Bereich Sehen stellen Wenn-dann-Beziehungen her, leiten problemorientierte Fragen ab und verwenden gezielt W-Fragen. Sie merken sich Zielvorgaben und wesentliche Inhalte und schätzen mögliche Effekte und Reaktionen der geplanten Handlung ab.

Lernen ist eine produktiv-konstruktive Leistung, die Selbstreflexion, Planungshandeln, Einsatz von Lernstrategien, Abstraktionsfähigkeit und Zielbewusstsein erfordert, um ein Verstehen zu ermöglichen. Beim Aufbau eines Geschichtsbewusstseins und beim Angebot sich mit ausgewählten politischen, wirtschaftlichen, rechtlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Bedingungen zu beschäftigten, sollte dieser aktive Prozess des Lernens berücksichtigt werden. Ein sich wiederholender Aspekt soll der Umgang mit „Behinderung“ aus historischer, politischer und rechtlicher Sicht sein.

Die Schülerinnen und Schüler setzen Arbeitsaufträge um, strukturieren wesentliche Inhalte und bilden sich ein Urteil, indem sie sachbezogene Informationen den Realgegenständen und adaptierten Medien entnehmen.

Kommunikation und Sprache
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Situationsangemessene kommunikative und sprachliche Kompetenzen sind ein wichtiger Schlüssel zur Teilhabe am gesellschaftlichen und beruflichen Leben. Durch das gemeinsame Reflektieren der Zusammenhänge von gesellschaftlichen Strukturen auf dem Hintergrund einer historischen Perspektive werden diese Kompetenzen erworben.

Die Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Bereich Sehen bilden Oberbegriffe und Kategorien, verwenden Fachbegriffe angemessen, hören einem Gespräch aktiv zu und stellen gezielte Fragen. Sie erweitern so ihre Vorstellungen und überprüfen, inwieweit ihre Thesen mit der Realität übereinstimmen. Sie setzen die erworbenen Fähigkeiten und Kompetenzen bewusst ein, um visuelle Eindrücke zu komplettieren oder zu kompensieren. Sie erkundigen sich nach einem Arbeitsauftrag und verwenden korrekte Fragewörter und Satzstrukturen. Sie artikulieren ihre Vorschläge altersangemessen und nehmen Anregungen, Tipps und Ideen anderer kritisch auf. Zur Informationsentnahme wenden sie Lesetechniken und Strategien an und setzen individuelle Hilfsmittel ein.

Emotionen und soziales Handeln
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Für das Zusammenleben in einer Gemeinschaft, aber auch für die persönliche und berufliche Teilhabe sind emotionale und soziale Fähigkeiten von grundlegender Bedeutung. In dem Fach Geschichte/Sozialkunde/Geographie erwerben die Schülerinnen und Schüler eine demokratische Grundhaltung und entwickeln eine eigene Werthaltung.

Die Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Bereich Sehen übernehmen soziale Verantwortung in Partner- oder Gruppenarbeit, arbeiten zielgerichtet mit Partnern zusammen und nutzen Material gemeinsam. Dabei formulieren sie ihren eigenen Unterstützungsbedarf und nehmen Rücksicht auf den ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler. Sie nehmen Stimmungen anderer Personen wahr und fühlen sich in diese ein. Sie äußern sich in einer vertrauten und wertschätzenden Atmosphäre zu ihren persönlichen Erfahrungen im Umgang mit ihren individuellen visuellen Wahrnehmungsfähigkeiten. In kommunikativen Situationen gehen sie auf Fragen anderer ein, planen gemeinsam als Team und verteilen die Aufgaben für die Durchführung. Schülerinnen und Schüler erleben sich als aktiv handelnder Teil einer Gemeinschaft und bauen ein positives Selbstwertgefühl auf.

3 Aufbau des Fachlehrplans im Fach Geschichte/Politik/Geographie
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Die entwicklungsbezogenen Kompetenzen in den Bereichen Motorik und Wahrnehmung, Denken und Lernstrategien, Kommunikation und Sprache und Emotionen und soziales Handeln bilden die Grundlage für den individuellen Kompetenzerwerb im Fach Geschichte/Politik/Geographie.

Der Fachlehrplan im Fach Geschichte/Politik/Geographie gliedert sich in vier Lernbereiche, die in jeder Jahrgangsstufe sinnvoll verknüpft werden sollen.

Die Anforderungen in den Mittlere-Reife-Klassen unterscheiden sich von denen der Regelklassen durch umfangreichere und komplexere Aufgabenstellungen, ein höheres Arbeitstempo und mehr Selbständigkeit. Auch hier wird von der Lehrkraft der Lernbereich der entwicklungsbezogenen Kompetenzen berücksichtigt.

Lebensraum Erde
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Der Lernbereich Lebensraum Erde zielt auf das Verständnis der naturgeographischen, ökologischen, politischen, wirtschaftlichen und sozialen Strukturen und Prozesse der räumlich geprägten Lebenswirklichkeit. Die Schülerinnen und Schüler erwerben die für den Einzelnen und die Gesellschaft notwendigen Kenntnisse über den Raum als Grundlage für eine zukunftsfähige Gestaltung der nah- und fernräumlichen Umwelt und lernen, wie die Lebensbedingungen von Menschen sozial und ökologisch verantwortbar gestaltet werden können. Sie entwickeln die Bereitschaft, sich aktiv an der Lösung lokaler, regionaler und globaler Probleme in Bezug auf Natur und Umwelt zu beteiligen und somit zur Verbesserung der Lebensqualität beizutragen.

Zeit und Wandel
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Die Schülerinnen und Schüler entwickeln im Lernbereich Zeit und Wandel durch die Beschäftigung mit Themen aus vergangenen Zeiten eine eigene Identität und ein kritisches sowie selbstreflexives Geschichtsbewusstsein. Gestützt auf die Auswahl und Interpretation verschiedener Quellen und Darstellungen werden in diesem Lernbereich interessengeleitete Konstruktionen historischer Ereignisse und Prozesse aufgegriffen. Die Schülerinnen und Schüler erkennen Geschichte als einen Entwicklungszusammenhang, der auch ihre eigene gegenwärtige und zukünftige Lebenssituation beeinflusst. Themen und Zeugnisse der Lokal- und Regionalgeschichte werden berücksichtigt, um das historische Interesse am eigenen Lebensraum zu fördern und als Ausgangspunkt für aktuelle Entwicklungen einzuordnen.

Politik und Gesellschaft
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Das Zusammenleben von Menschen in Gesellschaften führt zur Ausbildung von gesellschaftlichen und politischen Ordnungssystemen. Diese unterliegen einem durch politische, soziale, geschlechtsspezifische, religiöse und ökonomische Faktoren bedingten Veränderungsprozess. In der Rolle als mündige und verantwortungsvoll handelnde Bürgerinnen und Bürger einer Demokratie setzen sich die Schülerinnen und Schüler im Lernbereich Politik und Gesellschaft mit politischen Ordnungssystemen, Kulturen, Wertvorstellungen, Religionen, politischen und gesellschaftlichen Schlüsselproblemen und den damit zusammenhängenden Interessen und Konflikten auseinander. Die Schülerinnen und Schüler befassen sich mit grundlegenden Herausforderungen des gesellschaftlichen Zusammenlebens von Menschen. Sie erwerben Grundkenntnisse über politische Ordnungskonzeptionen, diskutieren Aufgaben und Ziele politischer Gestaltung und analysieren politische Prozesse, um so Politik auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene besser zu verstehen und kritisch zu beurteilen.

Lebenswelt
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Die Schülerinnen und Schüler setzen sich im Lernbereich Lebenswelt mit konkreten lebensweltlichen Themen im Unterricht auseinander und analysieren Fragen und Probleme des gesellschaftlichen Zusammenlebens aus verschiedenen Perspektiven. Sie beschreiben Unterschiede und Gemeinsamkeiten fremder Lebenswelten und Wertvorstellungen und setzen sie in Beziehung zu den eigenen. Auch in diesem Lernbereich nutzen sie Quellen und Medien fachgerecht und informieren sich selbständig zu fachlichen Fragen. Auf der Basis der eigenen Sach- und Werturteile nutzen sie vielfältige Möglichkeiten gesellschaftlicher Partizipation, treffen Entscheidungen und beteiligen sich aktiv am gesellschaftlichen Leben.

4 Zusammenarbeit mit anderen Fächern
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Alle Lernbereiche des Faches eignen sich für einen fächerübergreifenden Unterricht, da sie zahlreiche Anknüpfungspunkte beispielsweise zu den Fächern Deutsch, Mathematik, Natur und Technik, Werken und Gestalten/Kunst, Musik, Evangelische und Katholische Religionslehre, Ethik sowie an die Fächer des Lernfeldes Berufsorientierung bieten. Besonders geeignet ist dabei die Arbeit in fächerübergreifenden Projekten.

Mehrsprachige Schülerinnen und Schüler werden beim Erwerb der Fachsprache dahingehend unterstützt, dass sie sich in deutscher Sprache über fachliche Inhalte austauschen und verständigen können.

5 Beitrag des Faches Geschichte/Politik/Geographie zu den übergreifenden Bildungs- und Erziehungszielen
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Im Fach Geschichte/Politik/Geographie werden die verschiedenen fächer- und schulartübergreifenden Bildungs- und Erziehungsziele innerhalb unterschiedlicher Themen mit der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler verbunden, um ein Denken in Zusammenhängen zu ermöglichen. Das erzieherische Anliegen jeder Schule ist es, ein Bewusstsein für aktuelle gesellschaftliche und persönliche Fragen zu schaffen und Hilfen für deren Beantwortung anzubieten.

5.1 Bildung für Nachhaltige Entwicklung (Umweltbildung, Globales Lernen)
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Ein verantwortungsbewusster Umgang mit Natur und Umwelt lässt die Schülerinnen und Schüler mögliche globale Folgen ihres eigenen lokalen Handelns erfahren. An verschiedenen aktuellen Problemlagen analysieren und beurteilen sie Zielkonflikte zwischen den ökologischen, ökonomischen, politischen und sozialen Dimensionen der Nachhaltigkeit.

5.2 Interkulturelle Bildung
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Im Umgang mit Menschen unterschiedlicher Herkunft sowie in der Auseinandersetzung mit anderen Kulturen und Biografien von Migrantinnen und Migranten liegen für die Schülerinnen und Schüler vielfältige Möglichkeiten, gegenseitiges Interesse und Verständnis zu entwickeln.

5.3 Kulturelle Bildung
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Durch Kenntnisse über antike Hochkulturen und kulturelle Leistungen der Menschen in Vergangenheit und Gegenwart schätzen die Schülerinnen und Schüler deren Wert und Bedeutung für ihre eigene Lebensgestaltung und für die Gesellschaft.

5.4 Medienbildung/Digitale Bildung
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Die kritische, verantwortungsbewusste und selbstbestimmte Nutzung verschiedener, auch digitaler Medien spielt eine zentrale Rolle als Kommunikations-, Orientierungs- und Informationsquelle im Alltag von Heranwachsenden, aber auch als Werkzeuge im Bildungsprozess. Die Schülerinnen und Schüler machen sich in unterschiedlichen thematischen Zusammenhängen den Wert und die Risiken einer unabhängigen Medienlandschaft bewusst.

5.5 Politische Bildung
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Der Aufbau von freiheitlich-demokratischen, sittlichen und sozialen Werthaltungen im Sinne der Bayerischen Verfassung ist eine wesentliche Voraussetzung für einen demokratischen Grundkonsens, den eine pluralistische Gesellschaft braucht. Die Schülerinnen und Schüler entwickeln Kompetenzen für demokratisches politisches Urteilen und Handeln, die eine mündige Staatsbürgerin und einen mündigen Staatsbürger ausmachen.

5.6 Soziale Bildung
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Verantwortungsbewusste Bürgerinnen und Bürger in einer zunehmend heterogenen Konsumgesellschaft erleben Konfliktfähigkeit und Kooperationsbereitschaft im Hinblick auf ökologische Nachhaltigkeit als Gewinn für die Gemeinschaft. Die Schülerinnen und Schüler werden für soziale Belange einer inklusiven Gesellschaft sensibilisiert und in ihren sozialen und personalen Kompetenzen gestärkt.

5.7 Sprachliche Bildung
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Informationen und eigene Gedanken werden bewusst und reflektiert unter Verwen-dung der Fachsprache versprachlicht sowie verschriftet, und Arbeitsergebnisse werden weitgehend frei präsentiert.

5.8 Technische Bildung
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Chancen und Risiken moderner Technik zeigen die Bedeutung eines schonenden, verantwortungsvollen Umgangs mit den begrenzten Ressourcen der Umwelt und der Gesundheit auf. Die Schülerinnen und Schüler reflektieren die Chancen und Risiken technischer Entwicklungen und deren Folgen für Mensch und Umwelt aus unterschiedlichen Perspektiven.

5.9 Werteerziehung
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Die Bereitschaft zu einer aktiven Teilnahme an gemeinschaftlichen Aktivitäten sowie an der demokratischen Entscheidungsfindung auf allen Ebenen politischer und gesellschaftlicher Ordnungssysteme ist ein wesentliches Ziel auf dem Weg zur mündigen Bürgerin bzw. zum mündigen Bürger. Mit Blick auf die Inklusion spielt dabei der respektvolle Umgang mit Menschen mit Behinderung eine zentrale Rolle.

5.10 Berufliche Orientierung
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Berufliche Orientierung setzt eine kritische Auseinandersetzung mit Wirtschaftssituationen, Wirtschaftsfaktoren und Standortfaktoren unterschiedlicher Regionen im Nah- und Fernraum voraus. Die Schülerinnen und Schüler stellen Vergleiche an und setzten sie in Beziehungen zur eigenen Lebenssituation, um tragfähige Entscheidungen für ihre berufliche Ausrichtung zu treffen. Für das Arbeitsleben erforderliche Wertehaltungen werden in den schulischen Alltag eingebracht.