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Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Kunst

1 Selbstverständnis des Faches Kunst und sein Beitrag zur Bildung
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Das Fach Kunst dient den Schülerinnen und Schülern zur Orientierung in einer zunehmend von Bildern geprägten Welt. Es trägt zur Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen Leben bei. Bilder verstehen, durch Bilder kommunizieren, bildliche Darstellungsformen finden, erproben, auswählen und anwenden sowie Fantasie und Kreativität entfalten, sind hierfür wesentliche Voraussetzungen.

Bild wird im Lehrplan als umfassender Begriff für zwei- und dreidimensionale Werke, bildliche Informationen, Prozesse und Situationen visueller Erfahrung verstanden. Bildkompetenz als grundlegende kulturelle Kompetenz umfasst die folgenden Bereiche:

  • Bilder entwerfen, handwerklich herstellen und gestalten
  • Bilder verwenden und durch Bilder kommunizieren
  • Bilder wahrnehmen und erklären
  • über Bilder urteilen

An geeigneten Beispielen aus der Bildenden Kunst und der gestalteten Umwelt (Design, Architektur, Medien, Alltag) erweitern die Schülerinnen und Schüler ihr Verständnis, warum Menschen immer Bilder hervorgebracht haben und hervorbringen. Darüber hinaus verknüpfen die Schülerinnen und Schüler die unterschiedlichen Arten der Bildproduktion mit dem geschichtlichen Wandel in Technik, Arbeitsorganisation und Gesellschaft. Das Fach Kunst kann das Interesse an gestalterischen Berufen fördern und leistet einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung einer vielschichtigen Wahrnehmung und der eigenen Individualität der Schülerinnen und Schüler durch:

  • Verständnis der heutigen bildgeprägten Welt durch Bildkompetenz,
  • Erfahrung von ästhetischem Genuss bei der Auseinandersetzung mit der Welt der Bilder,
  • Persönlichkeitsbildung durch die Förderung von Fantasie, Imagination und kreativer Gestaltung,
  • Begegnung mit Werken der Bildenden Kunst (z. B. in Museen, Galerien, Ateliers, im öffentlichen Raum) sowie
  • aktive Mitgestaltung der eigenen Umgebung im privaten und öffentlichen Raum.

Darüber hinaus fördert das Fach Kunst fächerübergreifende Kompetenzen und Verhaltensdispositionen, welche Grundlage für eine planvolle, selbstbestimmte und verantwortungsvolle Lebensgestaltung sind und die Schülerinnen und Schüler auch auf die Berufswelt vorbereiten. Dies geschieht durch:

  • kritische Reflexion von Bildern, Fähigkeit zu konstruktiver Kritik an den bildnerischen Ergebnissen anderer sowie Bereitschaft, Kritik von diesen anzunehmen,
  • Ausdauer, Konzentration und Disziplin sowie die Fähigkeit zur Entwicklung intuitiver, spontaner und kreativer Ideen,
  • kognitive wie intuitive Strategien zur Lösung von kreativen Aufgaben,
  • Planung und Organisation von Realisierungsprozessen sowie die Fähigkeit mit Unvorhergesehenem und Unplanbarem produktiv umzugehen,
  • motorisches Geschick sowie die Wertschätzung des individuellen Duktus, der unmittelbaren, persönlichen Äußerungen eine ästhetische Form gibt,
  • Offenheit und Neugierde gegenüber eigenen und fremden Produkten, Verfahren und Sichtweisen bei gleichzeitiger Beachtung der eigenen Anliegen.

Mit zunehmender Bildkompetenz steigen im Unterricht die Freude an der Produktion und Rezeption von Bildern. Bilder, in denen eigene Gedanken und Empfindungen verarbeitet sind, werden als persönlicher, individueller Ausdruck verstanden. Mit zunehmendem Erfolg beim Gestalten steigt die Selbstsicherheit der Schülerinnen und Schüler. So leistet das Fach Kunst einen wesentlichen Beitrag zur Selbstkompetenz.

Das Fach Kunst bietet Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Förderschwerpunkt Hören vielfältige Möglichkeiten, Gedanken und Empfindungen auszudrücken. Sie zeigen ihr Verständnis von Handlungsabläufen und Zusammenhängen unabhängig von ihrem Sprachentwicklungsstand und ihrer Kommunikationsform. Im Kunstunterricht drücken die Kinder und Jugendlichen ihre Gefühle ohne Sprache aus und stärken durch Gestaltungserfolge ihr Selbstbewusstsein. Kunst ist eine lebenslange Möglichkeit, zu kommunizieren und sich auszudrücken, ohne dass individuelle sprachliche oder auditive Voraussetzungen eine Rolle spielen. Durch die Konzentration auf das praktische Tun erleben die Schülerinnen und Schüler Hörpausen und finden Entspannung.

Über die Berücksichtigung handlungsorientierter Zugänge durch offene und kooperative Lernformen erhalten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, im Team zu lernen und Sozialkompetenzen zu erwerben. Gemeinsames Planen und Realisieren ermöglicht das Einüben sozial verantwortlichen Handelns. Toleranz und Offenheit gegenüber ungewohnten und überraschenden Bildwelten, auch aus fremden Kulturen, führen ebenso zur Sozialkompetenz (auch im Sinne der interkulturellen Kompetenz) wie auch die Bereitschaft, die Lösungen von Mitschülerinnen und Mitschülern anzuerkennen und wertzuschätzen.

Für Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Förderschwerpunkt Hören ergeben sich in diesen Situationen viele spontane, aber auch gelenkte Sprechanlässe, in denen sie ihre Kommunikationsfähigkeit schulen und erweitern. Sie wenden erlernte Regeln zur Interaktion an und achten auf Gesprächsregeln. Die Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf Hören nutzen die Unterstützung durch Satzstarter und ggf. -muster, vereinbarte Kriterien und erarbeiteten Fachwortschatz auf ihrem Weg, persönlich und im Sinne der Sozial- und Bildkompetenz reflektiert Stellung zu gewählten Lösungen und entstandenen Werken zu nehmen.

Planen und Organisieren von Abläufen zur Umsetzung von Ideen fördern die Methodenkompetenz. Dazu gehören auch die Bereitschaft, bildnerisch zu experimentieren, sich auf ungewohnte Gestaltungsideen und komplexere Vorhaben einzulassen und der konstruktive Umgang mit Problemen in Gestaltungsprozessen. Auf der Grundlage des individuellen Einfallsreichtums müssen Entscheidungen im Hinblick auf das bildnerische Verfahren und die Gestaltungsabsicht zunehmend begründet getroffen werden.

Dem prozessorientierten Lernen in Räumen mit Werkstattcharakter (z. B. Werkraum, Schulatelier, Kunstlabor, Computerraum) sowie dem Lernen an Orten außerhalb des Klassenzimmers (z. B. Galerie, Museum, Sakralraum, Künstleratelier, Natur, Schulgelände, gebauter Raum) kommt besondere Bedeutung zu.

Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Förderschwerpunkt Hören erweitern auf diesem Wege ihren Erfahrungsschatz hinsichtlich Natur und Umwelt, indem sie diesen Orten auf individuellem Niveau begegnen und in den oben genannten Prozessen weitgehend ganzheitlich sensibilisiert agieren.

2.1 Kompetenzstrukturmodell
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Kompetenzstrukturmodell Kunst

Das Kompetenzstrukturmodell zeigt im äußeren Kreis die prozessbezogenen Kompetenzen des Faches. Innerhalb des Kreises finden sich die Gegenstandsbereiche, auf welche die Kompetenzen bezogen sind und die zugleich die Lernbereiche des Fachlehrplans bezeichnen.

Das Kompetenzstrukturmodell des Faches Kunst erhält eine Erweiterung durch die vier Entwicklungsbereiche Motorik und Wahrnehmung, Denken und Lernstrategien, Kommunikation und Sprache sowie Emotionen und soziales Handeln, deren Zusammenwirken erfolgreiche Lernprozesse ermöglicht. Die persönlichen Ressourcen in den Entwicklungsbereichen sind die Grundlage für die Planung und Gestaltung von Lernsituationen. Dadurch ergeben sich Hinweise und Impulse für die kriterienorientierte Schülerbeobachtung und für die Feststellung des individuellen Entwicklungsstandes.

Wahrnehmen
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Das genaue Wahrnehmen der visuell erfahrbaren Welt, das sich im Äußern von Empfindungen oder im präzisen Beschreiben zeigt, ist eine wesentliche Grundlage für die Befähigung der Schülerinnen und Schüler, die Welt zu verstehen und Ordnungen zu erkennen und zu konstruieren.

Die bei Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Förderschwerpunkt Hören häufig deutlich ausgeprägte visuelle Wahrnehmung gepaart mit dem individuell bevorzugten Sprachsystem kann in diesem Bereich genutzt werden, um für ein Erleben von persönlichen Stärken aufgrund ihrer erworbenen Kompensationsfähigkeiten und -fertigkeiten zu sorgen.

Imaginieren
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Die Fähigkeit, bildhafte Vorstellungen zu entwickeln, ist für die Schülerinnen und Schüler eine Grundlage für kreative Lösungen. Konzepte der Bildenden Kunst wie in der Architektur und im Design helfen, um individuelle und originelle Ideen zu finden. Mit zunehmendem Alter spielt das zielgerichtete Entwerfen für konkrete Anwendungen und das eigenständige Planen eine immer größere Rolle.

Analysieren und deuten
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Die Wahrnehmung des Menschen unterliegt immer und unmittelbar einem Deutungsprozess. In der Mittelschulstufe üben die Schülerinnen und Schüler das Verstehen ihrer visuellen Umwelt als bewussten Prozess. Dabei wenden sie die erworbene Fachsprache an und üben fachliche Analysemethoden und Interpretationsansätze ein.

Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Förderschwerpunkt Hören erweitern angeleitet durch die Lehrkraft und selbstinitiiert ihren individuellen Wortschatz durch bis dato unbekannte grundlegende und fachbezogene Begriffe, um an den Prozessen des Analysierens und Deutens aktiv und selbstbestimmt mitzuwirken.

Werten
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Das vergleichende Urteilen über selbst geschaffene und andere Werke sowie das Bewerten visueller Phänomene aus der Umwelt stellen eine wichtige Fähigkeit der Schülerinnen und Schüler dar. Über ein schnelles Urteil hinaus bewerten sie zunehmend reflektiert, begründen ihre Wertungen, äußern ihre Urteile in angemessener, konstruktiver Weise und stellen sich offen der Diskussion. Hierbei greifen die Schülerinnen und Schüler am Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt Hören vor allem in den unteren Jahrgangsstufen auf erlernte Satz- und Sprechmuster aus dem Deutschunterricht zurück. In höheren Jahrgangsstufen äußern sie sich zunehmend freier.

Gestalten
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Das Gestalten nimmt einen herausragenden Platz im Unterrichtsgeschehen ein. Die Schülerinnen und Schüler erweitern dafür zunächst ihr Grundrepertoire bildnerischer Verfahren und damit die Fähigkeit, Aufgaben kreativ zu bewältigen – von Bildern auf Papier bis hin zur Ausgestaltung des Schulgebäudes, vom Modellieren mit Ton bis zum Trickfilm, vom szenischen Spiel bis zur Druckgrafik. Gestaltungskompetenz in diesem Sinne bildet die Basis für die Schülerinnen und Schüler, das Erlernte jetzt und auch später in ihre Lebenswelt zu transferieren und bietet die Chance, sich selbst in sichtbaren Ergebnissen auszudrücken.

Das bildnerische Gestalten bietet Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Förderschwerpunkt Hören die Möglichkeit, sich unabhängig von ihrer individuellen Hör- und Kommunikationsfähigkeit auszudrücken. Sie erfahren das Gestalten als kommunikative Ausdrucksmöglichkeit und als Strategie, sich der Welt mitzuteilen.

Durch Bilder kommunizieren
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Es ist ein zentrales Anliegen des Kunstunterrichts, Schülerinnen und Schüler zu befähigen, dass sie Prinzipien der bildlichen Kommunikation erkennen, sich der Wirkungs- und Manipulationsmöglichkeiten bewusst werden und bildliche Kommunikation selbst adressatenorientiert gestalten. Dabei erarbeiten sie sich das Repertoire wie die Spezifik bildlicher Kommunikation als Ausdruck eigener Vorstellungen, Empfindungen, Erfahrungen und Wahrnehmungen mithilfe von Bildern, die – im Unterschied zur Sprache – etwas auf visuelle Art, d. h. unmittelbar, anschaulich und auf einen Blick zeigen.

Die Bedeutung des Reflektierens
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Alle genannten prozessbezogenen Kompetenzen beziehen sich auf Fähigkeiten und Fertigkeiten beim Gestalten und Wahrnehmen von Bildern. Damit sie jedoch über den Unterricht hinausgehend verfügbar bleiben und zu echten Kompetenzen werden, denken die Schülerinnen und Schüler darüber nach, welche Prozesse jeweils ablaufen, wenn sie Bilder, Objekte und Aktionen wahrnehmen, deuten, gestalten und mit ihnen kommunizieren. Sie tauschen sich darüber aus und entwickeln so ein Bewusstsein dafür, wie sehr ihr Weltverständnis von Bildern geprägt ist und wie sich Kommunikation durch Bilder, z. B. im Vergleich zur Sprache, unterscheidet. Darüber hinaus erreichen sie ein Verständnis für die spezifischen Arbeitsweisen sowie für die Vielfalt der Bildwelten auch im interkulturellen Kontext. Letztlich entsteht so ein Bewusstsein für die besonderen Inhalte und Methoden des Faches Kunst.

2.3 Gegenstandsbereiche
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Im Fach Kunst beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler mit Bildern, Objekten und Aktionen aus der Bildenden Kunst (möglichst auch an Originalwerken), ihrer gestalteten Umwelt (ebenfalls möglichst vor Ort), den Visuellen Medien und mit den eigenen, individuellen wie kollektiven Erfahrungs- und Fantasiewelten. Diese nehmen sie wahr, deuten, beurteilen und gestalten sie. Dabei wirken jeweils folgende Faktoren zusammen: Thema und Gegenstand, Gestaltungs- und Kompositionsentscheidungen (in Form und Farbe, Raum und Zeit), Materialien und Werkmittel, werktechnische Verfahren sowie der jeweilige geschichtlich-kulturelle und auch interkulturelle Kontext.

Bildende Kunst
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Im Gegenstandsbereich Bildende Kunst begegnen die Schülerinnen und Schülern Werken aus der Kunstgeschichte. An diese werden Fragen zur Erschließung gestellt. Darüber hinaus sind die bildnerischen Techniken hier verortet.

Gestaltete Umwelt
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Architektur und Design bilden den Inhalt des Gegenstandsbereichs gestaltete Umwelt. Die Schülerinnen und Schüler erschließen sich diesen Bereich in eigener Gestaltung wie reflektierter Rezeption.

Visuelle Medien
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Im Bereich Visuelle Medien werden die in der Mittelschulschufe wichtigen technischen Medien zur Erzeugung von Bildern in das Zentrum gestellt. Die Schülerinnen und Schüler gestalten in diesen ebenso wie sie hier analytisch vorgehen, um Kritikfähigkeit zu erreichen.

Erfahrungs- und Fantasiewelten
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Die beiden Gegenstandsbereiche Erfahrungs- und Fantasiewelten beziehen sich, miteinander korrespondierend, auf die Dinge der unmittelbaren Umgebung auf der einen Seite und auf die reichen Fantasiewelten der Schülerinnen und Schüler auf der anderen.

Motorik und Wahrnehmung
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Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Förderschwerpunkt Hören schöpfen durch einen verantwortungsbewussten Einsatz der persönlichen hörtechnischen Versorgung das Potenzial der Wahrnehmungsfähigkeit über den auditiven Kanal nach ihren individuellen Möglichkeiten optimal aus. Somit nehmen die Lernenden an der im Fach Kunst elementaren Kommunikation während kooperativer Phasen, vor allem im Bereich der Planung, Analyse und Reflexion von Werken aktiv teil.

In besonderer Weise profitieren die Schülerinnen und Schüler im Fach Kunst von ihrer Kompensationsfähigkeit über den visuellen Sinn, wodurch sie in den Fachbereichen Bildende Kunst, gestaltete Umwelt und Visuelle Medien Informationen über Bilder, Werke und Architektur auf optischem Wege wahrnehmen, sammeln und auswerten.

Im Rahmen von Naturbegegnungen begreifen Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Förderschwerpunkt Hörenim wahrsten Sinne des Wortes haptisch ihre Umwelt und bereichern sowie vertiefen handlungsorientiert sowohl Erfahrungen als auch Wortschatz.

Denken und Lernstrategie
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Das Fach Kunst trägt durch Bildbetrachtungen und Bilderschließungen dazu bei, dass Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Förderschwerpunkt Hören ihr logisches Denken gezielt einsetzen und Zusammenhänge bzw. Intentionen von Künstlern erkennen. Dabei achten sie auf den erlernten Fachwortschatz und wenden diesen sicher an.

Beim praktischen Tätigwerden, aber auch bei Bildbetrachtungen wenden sie gelernte Arbeitstechniken sicher an und verinnerlichen Strukturen und Arbeitsweisen. In höheren Jahrgangsstufen wählen sie je nach Aufgabenstellung eigenständig passende Techniken aus, dabei überwinden sie Hindernisse in der bildnerischen Gestaltung durch ein kreativ-problemlösendes Denken selbständig.

Kommunikation und Sprache
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Der Kunstunterricht bietet viele Sprach- und Sprechanlässe und Möglichkeiten für spontane, ungelenkte, auch aber angeleitete Kommunikation unter den Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Förderschwerpunkt Hören. Alltagsbegriffe werden handelnd vertieft und gesichert. Die Kinder und Jugendlichen fördern durch den Erwerb von Fachsprache und Fachgebärden, das gemeinsame Analysieren und Deuten ihre sprachliche Ausdrucksfähigkeit. Sie wenden im Kunstunterricht erworbene, am individuellen Sprach- und Kommunikationsstand ausgerichtete Sprachstrukturen fächerübergreifend zur Bewertung und Analyse von Lernprozessen an.

Zudem nehmen die Schülerinnen und Schüler während der Zusammenarbeit mit ihren Mitschülerinnen und Mitschülern ihre eigenen Kommunikationsmöglichkeiten und -bedürfnisse sowie die der anderen wahr und berücksichtigen diese durch entsprechend hörtaktisches und kommunikationsstrategisches Handeln.

Emotionen und soziales Handeln
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Im Fach Kunst erzielen Kinder und Jugendliche mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Förderschwerpunkt Hören unabhängig von ihrem Hör- und Sprachvermögen Leistungserfolge. Persönliches Gestalten unterstützt die emotionale Stabilität der Schülerinnen und Schüler, stärkt ihr Selbstwertgefühl und ermöglicht durch die hohe Handlungsorientierung Entlastung von der anstrengenden Sprachperzeption.

Durch einen sprachfreien Ausdruck innerer Bilder und individueller Gefühle erleben sich Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Förderschwerpunkt Hören selbstwirksam und entfalten durch das Ausschöpfen ihres eigenen kreativen Potenzials, welches im Gestalten und Schaffen individuell bedeutsamer Werke mündet, ihre Persönlichkeit. Hier erfahren sie persönliche Voraussetzungen im Bereich Hören und Kommunikation als Teil ihres Selbst, welcher sich häufig durch einen stark ausgeprägten visuellen und taktilen Sinn stärkend auswirkt. Innerhalb von Bildbetrachtungen verschiedener Künstler oder auch von Mitschülern erkennen sie emotionale Wirkungen der Kunstwerke und gehen mit verschiedenen Meinungen zu einem Kunstwerk angemessen um.

3 Aufbau des Fachlehrplans im Fach Kunst
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Die entwicklungsbezogenen Kompetenzen in den Bereichen Motorik und Wahrnehmung, Denken und Lernstrategien, Kommunikation und Sprache, Emotionen und soziales Handeln bilden die Grundlage für den individuellen Kompetenzerwerb im Fach Kunst.

Im Fachlehrplan des Faches Kunst bilden die fünf Lernbereiche die Gegenstandsbereiche des Kompetenzstrukturmodells ab. Die Gegenstandsbereiche sind vielfach untereinander vernetzt. Die Lehrkraft entscheidet, wann welches Lerngebiet im Unterricht zum Tragen kommt, z. B. im Hinblick auf Gestaltungsanlässe und -möglichkeiten, mit Rücksicht auf die bildnerischen Voraussetzungen und den Entwicklungsstand der Schülerinnen und Schüler sowie auf die Gegebenheiten der Region, etwa in Kunsthandwerk und -gewerbe und örtlichen Kulturangeboten. Sie entscheidet auch über die Verknüpfungen der Gegenstandsbereiche, die auch immer wieder gemeinsam innerhalb einer Unterrichtseinheit reflektiert und bearbeitet werden. Die zentrale Bedeutung der Gestaltungsmittel und -verfahren kommt dadurch zum Tragen, dass sie in jedem Lernbereich eine grundlegende Rolle spielen.

4 Zusammenarbeit mit anderen Fächern
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Das Selbstverständnis des Faches Kunst erfordert auch immer wieder die Zusammenarbeit mit anderen Fächern, z. B.:

  • beim Bau von Modellen oder dreidimensionalen Objekten mit Werken und Gestalten sowie Technik,
  • beim Layout von Printprodukten mit Wirtschaft und Kommunikation,
  • beim szenischen Spiel mit Deutsch, Deutsch als Zweitsprache, Rhythmik und Musik oder Sport,
  • bei der digitalen Bildbearbeitung mit Wirtschaft und Kommunikation,
  • bei der gestalteten Umwelt mit Technik,
  • bei Beiträgen für Homepage, Schülerzeitung, Schulhausgestaltung oder der Ausgestaltung von Schulfesten mit Deutsch und ggf. vorhandenen Arbeitsgemeinschaften,
  • bei Studien von Naturobjekten und -phänomenen mit Natur und Technik,
  • beim Besuch von Museen, kunsthistorisch bedeutenden Bauten und Denkmälern mit Geschichte/Politik/Geographie, Evangelischer sowie Katholischer Religionslehre oder Ethik,
  • beim Hören und Illustrieren von Geschichten bzw. Beschreiben und Analysieren von Bildern mit Deutsch, Evangelischer sowie Katholischer Religionslehre, Ethik oder Deutsch als Zweitsprache.

Vor allem in der angemessenen sprachlichen Formulierung von Bildwahrnehmungen und bei Bildanalysen ergeben sich Verbindungen mit Deutsch sowie Deutsch als Zweitsprache. Durch einen sprachsensiblen und die Fachsprache entwickelnden Unterricht werden für mehrsprachige Schülerinnen und Schüler am Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt Hören die sprachlichen Voraussetzungen für gelingendes Lernen und erfolgreichen Kompetenzerwerb geschaffen.

5 Beitrag des Faches Kunst zu den übergreifenden Bildungs- und Erziehungszielen
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Im Fachlehrplan Kunst sind folgende fächerübergreifende Bildungs- und Erziehungsziele verbindlich verankert.

5.1 Berufliche Orientierung
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Die Auseinandersetzung mit der gestalteten Umwelt gibt vielfältige Einblicke in die Bereiche des Handwerks und des Kunsthandwerks sowie der Kreativwirtschaft bzw. Creative Industries und erweitert so das Spektrum für die berufliche Orientierung, indem die Schülerinnen und Schüler eigene (bisher verborgene) handwerkliche Fähigkeiten und Fertigkeiten entdecken. Sie beruht auf der Basis und der Reflexion der persönlichen Stärken und Interessen. Der Besuch von und die Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten aus Handwerk, Architektur, Design, in Agenturen oder Museen unterstützt die Entwicklung einer beruflichen Orientierung.

Im Unterricht mit dem Förderschwerpunkt Hören steht zudem die Beschäftigung mit dem individuellen Hör- und Kommunikationsvermögen im Hinblick auf Möglichkeiten und Herausforderungen bei der Ausübung von unterschiedlichen Berufen im Mittelpunkt. Die Schülerinnen und Schüler reflektieren die Anforderungen und Belastungen ausgewählter Berufsbilder aus dem Bereich des (Kunst-)Handwerks, der Kreativwirtschaft bzw. der Creative Industries, besonders im Hinblick auf ihre individuelle Voraussetzungen im hör- und kommunikationstechnischen Bereich, eruieren realistische Handlungsspielräume und Umsetzungsmöglichkeiten und ziehen für die jeweils individuelle Situation Erkenntnisse und verantwortungsbewusste Konsequenzen.

5.2 Bildung für Nachhaltige Entwicklung (Umweltbildung, Globales Lernen)
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Die Schülerinnen und Schüler festigen im Fach Kunst einen verantwortlichen Umgang mit Materialien, Werkzeugen und Energie und vertiefen dabei ihr Bewusstsein für Aspekte der Nachhaltigkeit. In der Auseinandersetzung mit ökologischen Fragestellungen (z. B. in Design, Architektur, Landschaftsgestaltung und Städtebau) erweitern die Schülerinnen und Schüler ihr Verständnis für die komplexen Zusammenhänge im Bereich der Nachhaltigen Entwicklung. Letztlich verstehen sie die gestaltete Umwelt ebenso wie Werke der Bildenden Kunst als symbolische Verdichtungen von Werthaltungen, die Konsequenzen für die Haltung des Menschen zu seiner Umwelt haben.

5.3 Interkulturelle Bildung
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In der Analyse und Deutung der Bildsprachen verschiedener Kulturen und Milieus erarbeiten sich die Schülerinnen und Schüler ein Verständnis von interkulturellen Fragestellungen. Durch den Wechsel des Standpunktes und das Betrachten einer Thematik aus ungewohnter Perspektive gewinnen die Schülerinnen und Schüler Sicherheit im Umgang mit Neuem und Fremdem. Sie können den Wert kultureller Vielfalt einschätzen und in eigene Gestaltungsvorhaben einfließen lassen.

5.4 Kulturelle Bildung
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Vor allem in der Beschäftigung mit Kunstwerken, Architektur, Stadt- und Naturräumen sowie Denkmälern am Schulort und in der Region erweitern die Schülerinnen und Schüler ihr Verständnis für die eigene Umgebung als gewachsene Kulturlandschaft, die es zu erhalten wie weiterzuentwickeln gilt.

Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Förderschwerpunkt Hören profitieren von diesem fächerübergreifenden Bildungs- und Erziehungsziel im Fach Kunst in besonderer Weise. Erweitern sie doch durch vielfältige reale Begegnungen ihren Erfahrungshorizont, welcher häufig durch beiläufiges Lernen aufgebaut wird, worauf die Kinder und Jugendlichen aufgrund ihrer individuellen Voraussetzungen nicht in vollem Maße zurückgreifen können. 

5.5 Medienbildung/Digitale Bildung/Politische Bildung
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Die heutigen digitalen Medien sind vor allem Bildmedien und prägen die Umwelt sowie die Interessen und Vorstellungen der Schülerinnen und Schüler signifikant. Die kritische sowie gestaltende Auseinandersetzung mit der Bildsprache dieser Medien im Kunstunterricht bildet einen wichtigen Beitrag zur Medienbildung und damit zur Politischen Bildung der Schülerinnen und Schüler. Sie nutzen digitale Systeme reflektiert und situationsangemessen zur Bearbeitung gestellter Aufgaben.

5.6 Soziales Lernen
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In der Teamarbeit und in offenen Lernformen entwickeln die Schülerinnen und Schüler Verantwortung, Einfühlungsvermögen und soziale Fertigkeiten. Bilder sind mächtige Kommunikationsmittel und können Menschen z. B. erfreuen oder verletzen. Die Schülerinnen und Schüler vertiefen ihr Bewusstsein für diese Macht der Bilder, reflektieren die möglichen Folgen und üben den verantwortungsbewussten Umgang damit.

5.7 Sprachliche Bildung
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Die Verständigung über Bilder erfolgt im Kunstunterricht vor allem sprachlich. Durch die zunehmende Differenzierung der sprachlichen Mittel im Beschreiben, Analysieren, Deuten und Werten erwerben die Schülerinnen und Schüler sprachliche Kompetenzen und verwenden Fachbegriffe bewusst und angemessen.

Sie berücksichtigen in Situationen des Austausches die ihnen bekannten Maßnahmen für eine gelingende Kommunikation, welche unter anderem durch den Einsatz der individuell benötigten Sprachsysteme geprägt ist. Mit Unterstützung durch die Lehrkraft eignen sich die Schülerinnen und Schüler fachspezifischen und anderweitig unbekannten Wortschatz in Laut- und ggf. Gebärdensprache an.

5.8 Werteerziehung
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Die stetige Entwicklung von einfühlsamen, reflektierten und fachlich fundierten ästhetischen Urteilen (z. B. über Kunstwerke, Bilder aus anderen Kulturen, eigene Arbeiten oder die von Mitschülerinnen und Mitschülern) vertieft das Bewusstsein für die Bedeutung von ästhetischen Objekten und führt zu Aufgeschlossenheit und Toleranz gegenüber anderen und anderem. Die Schülerinnen und Schüler üben auf diese Weise Grundwerte ein, die für ein friedliches Zusammenleben in unserer Gesellschaft und zwischen den Kulturen unentbehrlich sind.