Lehrplan PLUS

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Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Bildungs- und Erziehungsauftrag für den Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung

1 Kinder und Jugendliche mit dem Förderbedarf körperliche und motorische Entwicklung
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Bei jedem Menschen gestalten sich der individuelle Kompetenzerwerb und die soziale Teilhabe im wechselseitigen Zusammenspiel von persönlichen Gegebenheiten und sozialem Umfeld. Für Schülerinnen und Schüler mit dem Förderbedarf körperliche und motorische Entwicklung ergeben sich in diesen Prozessen spezifische Erschwernisse.

Ebenso wie Kinder und Jugendliche ohne Beeinträchtigungen kommen Schülerinnen und Schüler mit dem Förderbedarf körperliche und motorische Entwicklung mit vielfältigen Vorerfahrungen in die Schule. Ihre Biografien sind gekennzeichnet vom Aufwachsen in unterschiedlichen familiären und soziokulturellen Situationen (z. B. Lebensumfeld außerhalb der Familie, Aufwachsen mit nur einem Erziehungsberechtigten, Migrationshintergrund) und von Lernerfahrungen, die sie in verschiedenen vorschulischen Einrichtungen (z. B. Frühförderung, Schulvorbereitende Einrichtung, Kindertagesstätte) sowie bisweilen auch in unterschiedlichen Schulen (Grundschule, Mittelschule, Förderzentrum mit einem anderen Förderschwerpunkt) gemacht haben.

Sonderpädagogischer Förderbedarf körperliche und motorische Entwicklung hat komplexe Ursachen und offenbart sich in überaus unterschiedlichen Erscheinungsformen. Aus diesem Grund stellen Schülerinnen und Schüler mit einem körperlichen und motorischen Förderbedarf eine höchst heterogene Gruppe dar.

Die Schülerinnen und Schüler weisen geringe bis umfängliche, häufig dauerhafte körperliche Beeinträchtigungen auf. Hinsichtlich der betroffenen Körperregionen lassen sich auf der Ebene der medizinisch beschreibbaren Schädigung unterscheiden:

  • Schädigung des Zentralnervensystems (Gehirn und Rückenmark)
  • Schädigung der Muskulatur und des Knochengerüsts
  • Chronische Krankheiten und Fehlfunktionen von Organen

Durch die körperlich-motorische Schädigung können die Verhaltensmöglichkeiten der Schülerinnen und Schüler so beeinträchtigt sein, dass ihre Aktivitätsmöglichkeiten und die Selbstverwirklichung in sozialer Interaktion erschwert sind. Inwieweit die Schülerinnen und Schüler jedoch tatsächlich Erschwernisse durch eine körperliche Beeinträchtigung oder chronische Erkrankung erfahren, ist auch davon abhängig, in welchem Ausmaß und in welcher Form im Umfeld angepasste Aktivitäts- und Teilhabemöglichkeiten zur Verfügung gestellt werden.

Der Zusammenhang zwischen körperlicher Schädigung und Umfeldbedingungen erfordert jenseits von Kategorisierungen eine ganzheitliche Sichtweise auf Schülerinnen und Schüler mit dem Förderbedarf körperliche und motorische Entwicklung.

Für die Verwirklichung ihrer individuellen Möglichkeiten benötigen die Schülerinnen und Schüler Unterstützung in individuell angemessener Form und Intensität. Diese Unterstützung erfolgt umfassend im Hinblick auf unterschiedliche Lebensvollzüge und Lernprozesse und berücksichtigt neben den körperlichen Erschwernissen auch sekundäre Beeinträchtigungen wie z.B. Schwierigkeiten im Bereich des Lernens, der Wahrnehmung, der Sprache und des Sprechens sowie im sozial-emotionalen Bereich.

Schülerinnen und Schüler können im Laufe ihrer Biografie oftmals körperliche oder motorische Erfahrungen nur erschwert oder gar nicht machen und teilweise in ihren Explorationsmöglichkeiten eingeschränkt sein. Dieses individuelle Ausmaß an Erfahrungen und Vorwissen zu berücksichtigen und durch pädagogische Angebote zu einer Erweiterung der individuellen Kompetenzen beizutragen, ist zentrales Anliegen im Förderschwerpunkt.

Körpererfahrungen bilden die Grundlage für die Entwicklung eines Bewusstseins für die eigene Identität. Diese wird im Wechselspiel von Individuum und dessen personeller Umwelt geprägt. Für Schülerinnen und Schüler mit körperlichen Beeinträchtigungen können diese Interaktionen erschwert sein. Erlebnisse des Nicht-alleine-Könnens, gerade auch in elementaren Situationen wie der Nahrungsaufnahme, der Hygiene oder autonom erlebter Mobilität sowie der Vergleich der eigenen motorischen Möglichkeiten mit denen anderer, beeinträchtigen ebenfalls die Entwicklung positiver Selbstwirksamkeitserwartungen.

Lehrkräfte unterstützen die Entwicklung eines stabilen Identitätsbewusstsein. Sie unterstützen die Schülerinnen und Schüler in allen Entwicklungsphasen darin, auch die spezifischen körperlichen Gegebenheiten als ein Merkmal ihrer Individualität zu begreifen und sich in ihrer Gesamtpersönlichkeit anzunehmen. Dabei kommt auch der sozialen Partizipation in der Klasse – gerade in inklusiven Schulsettings – eine entscheidende Rolle zu.

Sonderpädagogischer Förderbedarf im Bereich der körperlichen und motorischen Entwicklung kann oftmals mit der Notwendigkeit von Therapien und Pflege sowie Assistenz bei der Verrichtung motorischer Handlungen einhergehen. Die Schülerinnen und Schüler erfahren so in vielen Bereichen ihres Lebens, dass sie in unterschiedlichem Ausmaß auf Hilfestellungen und Unterstützung angewiesen sind. Das damit einhergehende Abhängigkeitsverhältnis sowie das Spannungsfeld zwischen Schonraum, Unterstützung und dem Anspruch auf Freiräume ist unter der Zielperspektive der Selbstständigkeit, Aktivität und Teilhabe zu reflektieren.

Während die Leistungsfähigkeit der Körpermotorik in der Regel beeinträchtigt ist, entsprechen die individuellen Ausprägungen der Kognition und der Emotion der Vielfalt menschlicher Leistungs- und Verhaltensweisen. So teilen sich Schülerinnen und Schüler mit körperlichem und motorischem Förderbedarf auf unterschiedliche Weise mit: Gefühle und Emotionen, auch im Hinblick auf die eigene Beeinträchtigung oder in essentiellen Situationen wie der Pflege, werden nicht immer durch externale Verhaltensäußerungen zum Ausdruck gebracht und können ohne differenzierte Beobachtung in der intrapsychischen Wirklichkeit verborgen bleiben. Manche Verhaltensweisen von Kindern und Jugendlichen mit einem zusätzlichen Förderbedarf im Bereich der emotionalen und sozialen Entwicklung fallen jedoch auf, wirken unangemessen und stellen eine Herausforderung dar. Dem pädagogischen Handeln im Förderschwerpunkt liegt das Verständnis zugrunde, dass eine Einordnung von Verhalten immer aufgrund einer spezifischen und individuellen Erwartungsnorm erfolgt. Aus Sicht der Schülerinnen und Schüler kann ihr persönliches Empfinden und Handeln als angemessen angesehen werden. Diese subjektiv empfundene Sinnhaftigkeit muss erkannt und berücksichtigt werden. Eine reflektierte Haltung der Lehrkräfte, klar strukturierte und für die Schülerinnen und Schüler nachvollziehbare Umfeldbedingungen sowie eine systematische Verhaltensbeobachtung und -dokumentation sind Grundlage für die Erarbeitung von individuellen oder standortbezogenen Konzepten für Erziehung und Unterricht von Schülerinnen und Schülern mit einem zusätzlichen emotionalen und sozialen Förderbedarf. Dem kooperativen Austausch, als Basis für konsistente Handlungen aller an Unterricht und Erziehung Beteiligten, kommt im Umgang mit herausfordernden Verhaltensweisen eine zentrale Bedeutung zu.

Das Grundbedürfnis von Menschen, sich anderen mitzuteilen und sich auszutauschen, ist bei Kindern und Jugendlichen mit eingeschränkten Kommunikationsmöglichkeiten in gleicher Weise vorhanden. Kommunikation ist Entwicklungsgrundlage und stellt einen entscheidenden Teil für Selbstbestimmung und soziale Teilhabe dar.

Unterricht und Förderung für Schülerinnen und Schüler mit dem Förderbedarf körperliche und motorische Entwicklung berücksichtigen auch die Lebenswirklichkeit von Schülerinnen und Schülern, deren Biografien von Operationen, längeren oder regelmäßigen Krankenhaus- oder Rehabilitationsaufenthalten und gesundheitlich kritischen sowie existentiell bedrohlichen Lebensphasen geprägt werden. Entwicklungsverläufe mit unter Umständen abwechselnd auftretenden Entwicklungsfort- oder -rückschritten und vor allem mit progrediente Erkrankungen stellen im Hinblick auf die Begleitung der betroffenen Schülerinnen und Schüler eine sonderpädagogische und auch menschliche Herausforderung für die Lehrkraft dar. Behinderung kann auch bedeuten, dass Schülerinnen und Schüler und ihre Eltern sich bereits sehr früh mit dem Tod auseinandersetzen müssen. Bildung beinhaltet dann auch die Unterstützung bei der Gestaltung der verbleibenden Lebenszeit. Die Schule ist in der Verantwortung, gemeinsam mit den Eltern und anderen Bezugspersonen diese Schülerinnen und Schüler in der Besonderheit ihrer Lebensperspektiven zu begleiten.


2 Werteorientierung in einer demokratischen Gesellschaft
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Das pädagogische Handeln im Bildungs- und Erziehungsprozess von Schülerinnen und Schülern mit dem Förderbedarf körperliche und motorische Entwicklung beruht auf den Grundsätzen von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit im Sinne des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland und der Verfassung des Freistaates Bayern sowie auf den in Artikel 131 der Verfassung des Freistaates Bayern genannten Bildungszielen. Eine weitere Grundlage bildet das Bayerische Gesetz über das Erziehungs- und Unterrichtswesen.

Auf der Grundlage dieser Werte, Grundsätze und Bildungsziele beobachten und überdenken die Schülerinnen und Schüler ihr Handeln und ihre Begegnungen mit Mitschülerinnen und Mitschülern in alters- und entwicklungsangemessener Weise. Sie erfahren und pflegen einen demokratischen, achtsamen, toleranten und respektvollen Umgang. Im gemeinsamen Schulleben und durch die Auseinandersetzung mit anderen Meinungen und Lebensweisen erweitern sie ihren Erfahrungshorizont, ihre Bewertungsmaßstäbe sowie ihre Handlungsmöglichkeiten. Schülerinnen und Schüler mit dem Förderbedarf körperliche und motorische Entwicklung erhalten Unterstützung auf ihrem Weg, Verantwortung gegenüber sich selbst und anderen zu übernehmen, um als mündige Bürgerinnen und Bürger am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und dieses mitzugestalten. Kinder und Jugendliche haben das Recht, im Rahmen ihrer Möglichkeiten an Entscheidungen mitzuwirken, die sie selbst sowie die Klassen- und Schulgemeinschaft betreffen.


3 Bildung und Erziehung von Schülerinnen und Schülern mit dem Förderbedarf körperliche und motorische Entwicklung
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Die Persönlichkeiten von Schülerinnen und Schülern mit dem Förderbedarf körperliche und motorische Entwicklung sind - neben spezifischen motorischen Möglichkeiten - gekennzeichnet durch unterschiedliche Stärken, Interessen, Lern- und Entwicklungsvoraussetzungen sowie verschiedene kulturelle und sozioökonomische Hintergründe. Die Lern- und Entwicklungsbiografien verlaufen daher höchst individuell.

Alle Schulen, in denen Schülerinnen und Schüler mit dem Förderbedarf körperliche und motorische Entwicklung unterrichtet werden, haben den Auftrag, ein Lernumfeld zu gestalten, in dem Kinder und Jugendliche neben ihrer Gesamtpersönlichkeit besonders ihre motorischen Fähigkeiten mit dem Ziel größtmöglicher Selbständigkeit in der Gesellschaft entwickeln können. Die Lern- und Lebensumgebung von Schülerinnen und Schülern mit dem Förderbedarf körperliche und motorische Entwicklung wird so gestaltet, dass im Rahmen einer ganzheitlichen und individuellen Förderung auch die zeitlichen Ressourcen zur Pflege, Nahrungsaufnahme und medizinischen Versorgung zur Verfügung stehen.

Eine wertschätzende und annehmende pädagogische Beziehung begleitet die Schülerinnen und Schüler und schafft Zutrauen in künftige Entwicklungen. Eine der zentralen Herausforderungen eines gelingenden Bildungsprozesses stellt das Finden der Balance zwischen notwendiger Unterstützung und weitestgehender Selbständigkeit dar.


3.1 Profilbildende Elemente des Förderzentrums mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung
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Das Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung ist in seiner sonderpädagogischer Professionalität und Fachlichkeit in besonderer Weise auf die Lern-, Erziehungs- und Entwicklungsbedürfnissen der Kinder und Jugendlichen mit diesem Förderbedarf ausgerichtet. Die personellen, räumlichen und materiellen Gegebenheiten und Ausstattungen sind hierzu auf die individuellen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler abgestimmt.

Mit hoher Diagnosekompetenz, qualifizierten methodisch-didaktischen, pädagogischen und individuellen Förderangeboten sowie durch die Gestaltung der Übergänge in die allgemeine Schule oder in die berufliche Vorbereitung unterstützt es die Schülerinnen und Schüler in ihrer individuellen Entwicklung. Kinder und Jugendliche mit dem Förderbedarf körperliche und motorische Entwicklung besuchen das Förderzentrum, nachdem sich ihre Eltern bzw. Erziehungs- und Sorgeberechtigten bewusst dafür entschieden haben.

Förderzentren mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung bauen regional unterschiedliche Modelle der Kooperation mit Grund- und Mittelschulen auf. Darüber hinaus bilden sie Netzwerke mit inner- und außerschulischen Partnern, um individuelle Bildungs- und Lebenswege der Schülerinnen und Schüler zu unterstützen. Förderzentren mit dem Schulprofil Inklusion zeichnen sich in besonderer Weise durch weit gefächerte inklusive Netzwerke und Angebote aus.


Interdisziplinarität und Kooperation
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Eine ganzheitliche Sichtweise auf die Schülerinnen und Schüler erfordert die Zusammenarbeit aller an Erziehung und Bildung Beteiligten, allen voran der Eltern und Erziehungs- und Sorgeberechtigten sowie der jeweiligen Fachkräfte. Letztere sind innerhalb eines interdisziplinären Teams organisiert, welchem Lehrkräfte für Sonderpädagogik, Heilpädagogische Förderlehrerinnen und -lehrer, Heilpädagoginnen und -pädagogen, Erzieherinnen und Erzieher, Fachkräfte aus Therapie, Konduktiver Förderung und Pflege sowie Schulbegleitungen und weiteres Hilfspersonal angehören können. Jedes Mitglied des interdisziplinären Klassenteams bringt seine vielfältigen Kompetenzen in die pädagogische Arbeit ein. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit fußt dabei auf einem Verständnis, welches Spezialisierungen nicht als Separierungen begreift, sondern diese durch interdisziplinären Austausch und Kooperation zu einer ganzheitlichen Förderung verdichtet. Unter dem Primat der Pädagogik erkennen Lehrerinnen und Lehrer hierzu die Expertise und Fachlichkeit der beteiligten Berufsgruppen an und entwickeln ein auf die Schülerinnen und Schüler individuell abgestimmtes Gesamtkonzept. In regelmäßigen Teamsitzungen werden Fördermaßnahmen und Entwicklungen reflektiert und neue Förderziele vereinbart. Speziell die Kooperation mit einer Heilpädagogischen Tagesstätte ermöglicht, dass pädagogische und therapeutische Konzepte über die gesamte Tagesstruktur der Kinder und Jugendlichen aufrecht erhalten werden. Enge Absprachen zwischen den Fachkräften des Förderzentrums und der Heilpädagogischen Tagesstätte erleichtern den Kindern und Jugendlichen eine sichere Orientierung an Werten und Haltungen.

Zum interdisziplinären Einbezug weiterer Fachkräfte kooperieren Förderzentren körperliche und motorische Entwicklung eng mit Fachdiensten und Therapieabteilungen. Aufgrund der Organisationsform der Förderzentren mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung und deren oftmalige Zuständigkeit für eine großräumige Region ergibt sich eine große Bandbreite und Anzahl an außerschulischen Kooperationspartnern. Medizinische Einrichtungen (niedergelassene Ärzte, Kliniken, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Rehabilitationseinrichtungen) sowie Werkstätten für behinderte Menschen, Arbeitsagenturen, Integrationsfachdienst, Einrichtungen der Jugendhilfe sowie Vereine sind wichtige außerschulische Kooperationspartner. Im Kontext der Versorgung mit Hilfsmitteln und deren Anwendung besteht ein kooperativer Austausch mit Beratungsstellen und Anbietern von Hilfsmitteln und assistiven Technologien.

Schule und Eltern bzw. Erziehungs- und Sorgeberechtigte tragen gemeinsame Verantwortung für erfolgreiche Bildungsprozesse und berufliche Orientierung der Schülerinnen und Schüler. Das Förderzentrum gestaltet diese Beziehung im Sinne einer engen Bildungs- und Erziehungspartnerschaft. Die familiäre Umgebung ist der prägende Bildungsort für Kinder und Jugendliche. Deshalb sind die Eltern bzw. die Erziehungs- und Sorgeberechtigten zusammen mit den Schülerinnen und Schülern die wichtigsten Gesprächspartner für die Lehrkräfte. Eine vertrauensvolle Kooperation der Schule mit Elternhaus bzw. Wohnheim unterstützt die Persönlichkeitsentwicklung der Schülerinnen und Schüler und bereichert Unterricht und Schulleben.

Die Schule zeigt eine wertschätzende Haltung gegenüber den Eltern bzw. Erziehungs- und Sorgeberechtigten und erkennt die Vielfalt von Lebensentwürfen an. In regelmäßigen Gesprächen werden Informationen über die Entwicklung des Lern- und Sozialverhaltens, entsprechende Fördermaßnahmen, Hilfsmittel und Therapien ausgetauscht. Eltern bzw. Erziehungs- und Sorgeberechtigte werden aktiv in schulische Entwicklungsprozesse eingebunden und beteiligen sich an der Gestaltung des Schullebens.

Eine körperliche und motorische Beeinträchtigung kann mit Operationen und rehabilitativen Maßnahmen in Verbindung stehen. Bei stationären Krankenhausaufenthalten und während der Rehabilitation werden die Schülerinnen und Schüler durch die Schule für Kranke unterrichtet. Können sie krankheitsbedingt den Unterricht am Förderzentrum für längere Zeit nicht besuchen, kann Hausunterricht erteilt werden. Grundlage dieser Bildungsangebote sind intensive Absprachen zwischen der Schule für Kranke bzw. der Hausunterricht erteilenden Lehrkraft mit der Stammschule. Dabei müssen die individuellen Lernvoraussetzungen geklärt und die Lerninhalte auf die jeweilige körperliche und motorische Verfassung abgestimmt werden.

Im Austausch und in der Zusammenarbeit des multiprofessionellen Teams sieht Unterricht am Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung Wissen, Können, Verstehen sowie Erfahrungen und Motivation der einzelnen Schülerinnen und Schüler als Einheit und fördert diese im Sinne eines erweiterten Lernbegriffes auf verschiedenen Ebenen. Hierzu bedarf es eines hohen Maßes an Fachkenntnis, Situationsverständnis, Empathie und intensiver Beziehungsarbeit vor dem Hintergrund steter Evaluation und Selbstreflexion.


Diagnostik und Förderplanung
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Um Schülerinnen und Schüler mit dem Förderbedarf körperliche und motorische Entwicklung gemäß ihres Entwicklungsstandes und ihrer persönlichen Stärken zu fördern, ist eine präzise Diagnostik und Förderplanung erforderlich. Kinder und Jugendliche werden dabei als Akteure ihrer eigenen Entwicklung mit vielfältigen Fähigkeiten und Entwicklungspotenzialen betrachtet. Entwicklung wird als dynamischer Prozess verstanden, der von vielfältigen externen und inneren Bedingungen zugleich beeinflusst wird und sich nicht zwangsweise in festgelegten, aufeinander folgenden Stufen vollzieht.

Der Förderbedarf wird durch eine breit angelegte interdisziplinäre Diagnostik im Sinne einer Kind-Umfeld-Analyse erhoben. Die große Heterogenität der Schülerschaft am Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung stellt spezifische Anforderungen an die diagnostischen Kompetenzen der Lehrkräfte sowie die angewendeten Verfahren:

Als diagnostische Verfahren zur Erhebung des Entwicklungsstandes in den Bereichen Kognition, Konzentrationsfähigkeit, Wahrnehmung, Motorik und Sprachhandeln kommen standardisierten Testverfahren und informelle Erhebungen zum Einsatz. Diese umfassen etwa die systematische Verhaltensbeobachtung, diagnostische Gespräche sowie die lernprozessbezogene Analyse zur Ermittlung des Lern- und Leistungsvermögens. Zusätzlich zu gängigen diagnostischen Erhebungen müssen weitere Verfahren für die Entwicklungsdiagnostik komplex beeinträchtigter Schülerinnen und Schüler, sowie Verfahren zur Diagnostik motorischer Auffälligkeiten beherrscht werden. Die interdisziplinär erhobenen Ergebnisse werden durch Beobachtungen der Eltern und Erziehungsberechtigten sowie anderer Bezugspersonen, aber auch durch zunehmende Selbsteinschätzung der Schülerinnen und Schüler ergänzt.

Die Auswertung diagnostischer Verfahren ist bei Schülerinnen und Schülern mit Förderbedarf körperliche und motorische Entwicklung häufig erschwert, da sie ihr wirkliches Lern- und Leistungsvermögen in standardisierten Testverfahren nicht immer zeigen können. Als standardisierte Testverfahren eignen sich nur jene Instrumente, die trotz möglicher Beeinträchtigungen in den Bereichen von Motorik, Wahrnehmung und Sprache möglichst valide Ergebnisse hervorbringen. Bei der Analyse und Interpretation der ermittelten Werte werden die Aspekte individueller körperlicher und motorischer Einschränkung stets einbezogen.

Die diagnostischen Aufgaben der Lehrkräfte für Sonderpädagogik gliedern sich im Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung in Eingangsdiagnostik und lernprozessbegleitende Förderdiagnostik, aus welcher die individuelle Förderplanung hervorgeht.

Bei Kindern mit dem Förderbedarf körperliche und motorische Entwicklung, die das Förderzentrum besuchen, wird zu Beginn ihrer schulischen Laufbahn eine Eingangsdiagnostik vorgenommen. Sie mündet in ein sonderpädagogisches Gutachten. Mithilfe eines Anamnesegesprächs mit den Eltern bzw. den Erziehungs- und Sorgeberechtigten und pädagogischen Fachkräften früherer Einrichtungen werden medizinische Diagnosen, biografisch bedeutsame Daten und Entwicklungsberichte der Kinder gesammelt. Die Ergebnisse der Eingangsdiagnostik sind Grundlage für die aufnehmende Schule, um sich umfassend auf die Förderung der Schülerinnen und Schüler vorzubereiten.

Im Rahmen der lernprozessbegleitenden Diagnostik wird die individuelle Lernausgangslage der Schülerinnen und Schüler regelmäßig, insbesondere zu Beginn eines Schuljahrs oder vor Beginn einer Lernsequenz, mithilfe informeller Verfahren sowie differenzierter Beobachtung erfasst. Bei Bedarf kommen standardisierte Verfahren zum Einsatz. Die individuellen körperlichen und motorischen Kompetenzen werden dabei besonders beachtet und zu den beabsichtigten Lernvorhaben in Beziehung gesetzt. Dadurch können differenzierte Lernangebote auf dem jeweiligen Entwicklungsniveau geplant und angeboten werden.

Während des Lernprozesses beobachtet und dokumentiert die Lehrkraft das Lern-, Arbeits- und Sozialverhalten und gezeigte Fach-, und Methodenkompetenzen der Schülerinnen und Schüler sowie deren motorische Fertigkeiten. Individuelle Lernfortschritte werden in einem Lern- oder Förderplan dokumentiert. Der Förderplan stellt die individuellen Stärken und Ressourcen der Schülerinnen und Schüler in den Vordergrund und beschreibt spezifische Förderangebote unter besonderer Berücksichtigung ihrer motorischen Fähigkeiten. Die gewonnenen Informationen lassen erkennen, welche Handlungskonzepte die einzelne Schülerin bzw. der einzelne Schüler entwickelt, wie sich ihre bzw. seine Lebenswirklichkeit gestaltet und woraus Schwierigkeiten erwachsen können. Der Bedarf von materiellen und personellen Hilfen wird ebenso miteinbezogen wie deren schrittweise Reduktion. Der Förderplan ist eine verbindliche Arbeitsgrundlage mit klar definierten Zielvorstellungen und geeigneten Fördermaßnahmen. Er bietet die Möglichkeit, Lernfortschritte zu erkennen sowie die Effizienz sonderpädagogischer Maßnahmen zu überprüfen. Er wird regelmäßig überprüft und angepasst.

In den Bereichen Berufswahlvorbereitung und Berufsfindung sichern schulinterne Beobachtungsstrukturen ebenso wie extern durchgeführte diagnostische Verfahren tragfähige Aussagen. Diese gestatten eine realistische Selbsteinschätzung der Schülerinnen und Schüler und bilden die Grundlage für eine individuelle Berufsberatung.


Bedürfnisgerechte Ausstattung
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Aufgrund der großen Heterogenität der Schülerschaft bedarf es spezifischer räumlicher Gegebenheiten. So sind beispielsweise barrierefreie Klassenzimmer sowie Fach- und Differenzierungsräume notwendig. Pflege-, Therapie- und Spezialräume sind unabdingbar, da sie für die Erfüllung der Grundbedürfnisse der Schülerinnen und Schüler notwendig sind und häufig alternative Lernorte darstellen. Durch die Ausstattung mit Pflegeräumen und Pflegehilfsmitteln sowie ausreichendem, professionellem Personal können notwendige pflegerische Maßnahmen gewährleistet werden und im Sinne einer Förderpflege genutzt werden. Mithilfe von Aufzügen, Rampen oder selbst öffnenden Türen wird es den Schülerinnen und Schülern ermöglicht, sich selbständig durch das Schulhaus zu bewegen. Die Gestaltung der Unterrichtsräume sowie ausgewählte Materialien ermöglichen eine handlungsorientierte, lebensweltbezogene Auseinandersetzung mit den unterrichtlichen Themen und Fragestellungen.


Therapieimmanenter Unterricht
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Therapeutische Förderung kann sowohl alternativ zum Unterricht als auch therapieimmanent während des Unterrichts stattfinden. Grundlage des therapieimmanenten Unterrichts ist die enge Abstimmung zwischen therapeutischen und pädagogischen Fachkräften. Therapeutische Ziele und Maßnahmen werden dabei in den Unterricht integriert.


Schulvorbereitung
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An das Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung kann eine schulvorbereitende Einrichtung (SVE) angegliedert sein. Pädagogische, heil- und sonderpädagogische Fachkräfte fördern entwicklungsgemäß die motorischen, kognitiven, sprachlichen, emotionalen und sozialen Voraussetzungen für ein erfolgreiches schulisches Lernen der Kinder bis zur Einschulung. Im Anschluss an die schulvorbereitende Einrichtung besucht das Kind eine Grundschule oder ein Förderzentrum.


Schulstufen
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Die Grundschulstufe des Förderzentrums umfasst die Jahrgangsstufen 1 bis 4. Es besteht die Möglichkeit, dass die Schülerinnen und Schüler in Eingangsklassen die Kompetenzen der Jahrgangsstufe 1 und 2 in drei Jahren (1, 1A, 2) erarbeiten, z. B. in Diagnose- und Förderklassen (DFK).

Sowohl in der Grund- als auch in der Mittelschulstufe kann jahrgangsgemischt unterrichtet werden. Ebenso ist eine Unterrichtung nach verschiedenen Lehrplänen innerhalb eines Klassenverbandes möglich.

Die Mittelschulstufe baut auf die Grundschulstufe auf und führt in den Klassen der Jahrgangsstufen 5 bis 9 zu einem individuellen Abschluss, zum erfolgreichen Abschluss im Bildungsgang des Förderschwerpunkts Lernen, zum erfolgreichen oder qualifizierenden Abschluss der Mittelschule oder beim Besuch des Mittlere Reife Zuges zum mittleren Bildungsabschluss. Einige Förderzentren mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung bieten berufsvorbereitende und berufliche Bildungsangebote wie z. B. das Berufsvorbereitungsjahr, das Arbeitsqualifizierungsjahr und die Berufsschulstufe an.


Vorbereitung auf die nachschulische Lebenssituation
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Schülerinnen und Schüler auf das Leben als selbstbestimmte Erwachsene mit größtmöglicher Teilhabe am Leben in der Gesellschaft vorzubereiten, ist ein zentraler pädagogischer Auftrag des Förderzentrums mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung. Er umfasst alle für den zukünftigen Lebensweg bedeutsamen Lebensbereiche, insbesondere die Arbeitswelt und mögliche Wohnformen im Kontext einer körperlichen oder motorischen Beeinträchtigung.

Die Jugendlichen erfahren spezifische Unterstützung in der Auseinandersetzung mit ihren eigenen Fähigkeiten und Wünschen und der daraufhin angestoßenen Planung ihrer nachschulischen Zukunft. Gerade die Entwicklung von Vorstellungen zur persönlichen Zukunft kann im Abgleich mit den individuellen motorischen Möglichkeiten auch Grenzen hervortreten lassen. Durch diagnostische Erhebungen, differenzierte Beobachtungen sowie den interdisziplinären Austausch werden die individuellen Fähigkeiten der Jugendlichen als Basis für die weitere Planung herausgearbeitet. Die Eltern und außerschulische Beraterinnen und Berater sind wichtige Partner in diesem Planungs- und Begleitungsprozess. Im Umgang mit individuellen Grenzen sowie vor dem Hintergrund von sich verändernden oder abnehmenden motorischen Möglichkeiten, erlangt eine behutsame und umsichtige pädagogische Begleitung höchste Bedeutung.

In die Arbeitswelt beschreiten Menschen mit Behinderung unterschiedliche Wege. Welche konkrete Möglichkeit schlussendlich realisiert werden kann, ist von vielen Faktoren abhängig, allen voran auch den persönlichen Fähigkeiten oder regionalen Gegebenheiten. Aufgrund der hohen Heterogenität der Schülerschaft am Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung kommt der differenzierten Diagnostik und individuellen Förderung hier eine hohe Bedeutung zu, um für die Schülerinnen und Schüler individuell passgenaue Lösungen im Austausch mit allen Beteiligten zu entwickeln. Der Lehrkraft für Sonderpädagogik übernimmt hier über den Unterricht hinaus vielfältige koordinative und beratende Aufgaben. Personelle Konstanz kann die Kenntnis regionaler Strukturen und Ansprechpartner unterstützen.

Als Alternative zum Wohnen im Elternhaus stehen neben dem Wohnen im Wohnheim für Menschen mit Behinderung auch Außenwohngruppen der Wohnheime, sozialpädagogisch betreute Wohngemeinschaften sowie betreutes Einzel- oder Paarwohnen zur Verfügung. Vielfach unterstützen Träger der Wohlfahrtspflege junge Menschen durch die Einrichtung von Selbsthilfegruppen, in denen beispielsweise Kurse, Unternehmungen in der Gruppe und Individualreisen organisiert werden.

Ausgehend von ihren individuellen Möglichkeiten erkunden die Jugendlichen mit Unterstützung der Schule, der Eltern bzw. der Erziehungs- und Sorgeberechtigten und externer Partner die für sie geeignete Wohnform. Je nach individuellen motorischen Möglichkeiten ist eigenständiges Wohnen, im Bedarfsfall unterstützt durch assistive Technologien, möglich oder eine mittelfristige Perspektive.


Qualitätsentwicklung
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Förderzentren überprüfen regelmäßig die Qualität ihrer Arbeit. Sie entwickeln sich unter Berücksichtigung der sich stets verändernden gesellschaftlichen Bedingungen auf der Basis von Rückmeldungen und gemeinsamen Zielsetzungen weiter. Die Qualitätsentwicklung ist eine zentrale Aufgabe, für die verschiedene Instrumente der internen und externen Evaluation zur Verfügung stehen. Aus den Rückmeldungen zur eigenen Arbeit und zur Zusammenarbeit können gemeinsam mit Schulaufsichten, Schulleitungen, Lehrerkollegien, Schulgremien und mit den kommunalen oder privaten Trägern anzustrebende Ziele formuliert werden. Schulhausinterne Fortbildungen, Teambesprechungen und Hospitationen sowie institutionenübergreifende und interdisziplinäre Kooperationen helfen den Kollegien dabei, die Qualität schulischer Prozesse beständig weiterzuentwickeln und nachhaltig zu sichern. Zur Förderung der Lehrergesundheit sind Supervision, Coaching, kollegiale Fallberatung und Fortbildungen für Lehrkräfte geeignet. Damit kann gesundheitlichen Belastungen präventiv und interventiv begegnet werden, und Lehrkräfte finden Anregungen für einen konstruktiven Umgang mit spezifischen beruflichen Belastungen. Dies gilt besonders auch für die Begleitung progredient erkrankter Schülerinnen und Schüler vor dem Hintergrund begrenzter Lebenserwartung.


3.2 Profilbildende Elemente für die Inklusion von Schülerinnen und Schülern mit dem Förderbedarf körperliche und motorische Entwicklung
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„Inklusiver Unterricht ist Aufgabe aller Schulen.“ (Art. 2 Abs. 2 BayEUG)

Förderzentren mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung sind in Bayern Lernorte mit bedarfsgerechten Bildungsangeboten. Zum anderen bündeln Sie als Beratungs- bzw. Kompetenzzentren sonderpädagogische Fachlichkeit und stellen diese den allgemeinen Schulen unterstützend zur Verfügung. Die Lehrkräfte für Sonderpädagogik bringen sich in Form von Beratung, Förderung und Diagnostik in den Prozess der inklusiven Schul- und Unterrichtsentwicklung ein, wobei sie die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Blick haben. Sie unterrichten, erziehen und fördern Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf im Bereich körperliche und motorische Entwicklung in Klassen der allgemeinen Schule, in Kooperationsklassen sowie an Schulen mit dem Schulprofil Inklusion.
Alle kooperativen Lernformen eröffnen Kindern und Jugendlichen unabhängig von sonderpädagogischem Förderbedarf Möglichkeiten der Beteiligung an gemeinsamer Bildung und Erziehung und das Ausschöpfen der eigenen Entwicklungspotenziale.

Das Einbringen von sonderpädagogischer, förderschwerpunktspezifischer Kompetenz in die allgemeinen Schulen ist ein wesentliches Element der Entwicklung und Stärkung einer Vielfalt inklusiver Lernorte. Diese Vielfalt realisiert sich in folgenden Unterstützungs- und Organisationsformen:


Mobile sonderpädagogische Hilfe
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Die mobile sonderpädagogische Hilfe (msH) bietet noch nicht schulpflichtigen Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Bereich körperliche und motorische Entwicklung und deren Familien Angebote früher Förderung und berät Kindertageseinrichtungen bei deren Umsetzung.


Mobiler sonderpädagogischer Dienst
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Der Mobile Sonderpädagogische Dienst (MSD) des Förderzentrums mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung bietet individuelle Unterstützung bei der Erziehung und Unterrichtung von Kindern und Jugendlichen an Förderzentren mit anderen Förderschwerpunkten, an der wohnortnahen Grund- und Mittelschule sowie an weiterführenden Schulen (Art. 21 Abs. 1 Satz 1 BayEUG). Ziel des Mobilen Sonderpädagogischen Dienstes ist es, gemeinsam mit allen Erziehungsverantwortlichen das Lernen der Kinder und Jugendlichen in ihrem schulischen Umfeld ihren persönlichen Möglichkeiten entsprechend zu unterstützen.

Die Aufgaben des MSD werden im BayEUG (Art. 21 Abs. 1 Satz 2) beschrieben: „Mobile Sonderpädagogische Dienste diagnostizieren und fördern die Schülerinnen und Schüler, sie beraten Lehrkräfte, Erziehungsberechtigte und Schülerinnen und Schüler, koordinieren sonderpädagogische Förderung und führen Fortbildungen für Lehrkräfte durch.“

Ein Schwerpunkt für den MSD aus dem Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung liegt in der Begleitung der Inklusion von Schülerinnen und Schülern mit dem Förderbedarf körperliche und motorische Entwicklung in der wohnortnahen allgemeinen Schule, wo diese oftmals durch eine Schulbegleitung unterstützt werden. Aufgabe des MSD ist es hier, die sonderpädagogische Fachlichkeit und Expertise des Förderzentrums mit dem Förderschwerpunk körperliche und motorische Entwicklung möglichst umfassend auch diesen Schülerinnen und Schülern zugänglich zu machen und die adäquate Gestaltung der Lern- und Entwicklungsumgebung zu unterstützen.


Elecok Beratungsstellen
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Der Begriff ELECOK steht für "Elektronische Hilfen und Computer für körperbehinderte Schüler". Ziel der ELECOK-Beratungsstellen ist, Kindern und Jugendlichen mit kommunikativen Einschränkungen vom vorschulischen Alter bis zur Berufsvorbereitung die Verwirklichung des Grundbedürfnisses auf Kommunikation zu ermöglichen. Durch Diagnostik und Beratung zu Hilfsmitteln der Unterstützten Kommunikation, sowie adaptierten Spielen und Spielzeugen, Hilfsmitteln zur PC- und Tabletansteuerung, Lernsoftware sowie der Umfeldkontrolle wird die Teilhabe von Schülerinnen und Schülern mit Beeinträchtigungen im inner- und außerschulischen Bereich unterstützt. Die Beratungsstellen sind dabei Ansprechpartner für die Kinder- und Jugendlichen selbst, deren Erziehungsberechtigte sowie für Fachkräfte und alle weiteren an der Bildung und Förderung Beteiligten.


Kooperationsklassen
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In Kooperationsklassen werden Schülerinnen und Schüler ohne sonderpädagogischen Förderbedarf gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf unterrichtet. Kooperationsklassen werden an der Grundschule bzw. der Mittelschule gebildet.

Lehrkräfte für Sonderpädagogik beschreiben den individuellen Unterstützungsbedarf des Kindes oder Jugendlichen und beraten die Lehrkräfte der allgemeinen Schule, welche Methoden, Arbeits- und Hilfsmittel, individuelle Aufgabenstellungen sowie Möglichkeiten des sozialen und emotionalen Lernens den Entwicklungsprozess der Schülerin oder des Schülers voranbringen können.


Offene Klassen des Förderzentrums mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung
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Von besonderer Bedeutung ist die Möglichkeit der Aufnahme von Schülerinnen und Schüler ohne sonderpädagogischen Förderbedarf an ein Förderzentrum. Die Lehrkraft des Förderzentrums unterrichtet Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern ohne sonderpädagogischen Förderbedarf auf der Grundlage des LehrplanPLUS Grundschule oder des LehrplanPLUS Mittelschule.


Partnerklassen an allgemeinen Schulen oder am Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung
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Es besteht die Möglichkeit, dass Partnerklassen des Förderzentrums oder der allgemeinen Schule mit einer Partnerklasse der jeweils anderen Schulart gemeinsam unterrichtet werden (Art 30a Abs. 7 BayEUG). Als Partnerschulen kommen Grund- oder Mittelschulen, Realschulen, Gymnasien, Berufliche Schulen oder Berufsschulen zur sonderpädagogischen Förderung in Frage. Die Partnerklassen kooperieren in unterschiedlicher Intensität miteinander. Die Kooperation kann ebenso regelmäßig stattfindenden lernzieldifferenten Unterricht umfassen wie auch die punktuelle Durchführung gemeinsamer Projekte oder Aktionen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen den Schulleitungen und Lehrkräften des Förderzentrums und der allgemeinen Schulen ist Voraussetzung für gelingenden Unterricht in Partnerklassen.


Allgemeine Schulen mit dem Schulprofil Inklusion
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An allgemeinen Schulen mit dem Schulprofil Inklusion werden Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf wohnortnah beschult. Eine Lehrkraft für Sonderpädagogik berät und unterstützt die Lehrkräfte der allgemeinbildenden Schule bei der Unterrichtung und Förderung von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf.


Förderzentren mit dem Schulprofil Inklusion
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Förderzentren mit dem Profil Inklusion zeichnen sich durch eine vielfältige Unterstützung der Inklusion in der Region aus. Diese Schulen entwickeln regional angepasste, innovative Ideen und gestalten deren Umsetzung in Unterricht und Schulleben.


3.3 Organisation des Unterrichts
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Die Umsetzung des Klassenlehrerprinzips ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern, die Lehrkraft als Bezugsperson zu erleben und Vertrauen zu ihr aufzubauen. Dies unterstützt ihre Entwicklung auch im sozial-emotionalen Bereich positiv. Die zeitliche Einteilung des Unterrichtstages orientiert sich an den Möglichkeiten und Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler. Sie berücksichtigt Phasen der Konzentration und das Bedürfnis nach Bewegung und Pausen, ebenso wie die zeitlichen Ressourcen zur Pflege, Nahrungsaufnahme und medizinischen Versorgung. Rituale strukturieren den schulischen Alltag und schaffen eine Atmosphäre der Sicherheit und des Vertrauens. Sowohl fächerübergreifender als auch fächerverbindender Unterricht und zunehmend projektorientiertes Arbeiten tragen zur Ganzheitlichkeit des Unterrichts bei.

Der Unterricht ermöglicht jeder Schülerin und jedem Schüler, entsprechend seiner Bedürfnisse und Möglichkeiten zu lernen. Die Grundlage hierfür kann der LehrplanPLUS für den Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung oder ein anderer Lehrplan sein. Die Verschiedenheit individueller Lernwege erfordert von Lehrerinnen und Lehrern, ein umfangreiches methodisches Repertoire zu beherrschen und dieses in Abhängigkeit diagnostischer Erkenntnisse und fach- und förderspezifischer Überlegungen flexibel einzusetzen.

Die Verschränkung von Unterricht, Therapie und Pflege im Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung ist Grundlage einer ganzheitlichen und individuellen Förderung der Schülerinnen und Schüler. Entsprechende zeitliche Ressourcen müssen zur Verfügung stehen. Sie garantieren einen würdevollen Umgang mit elementaren Grundbedürfnissen durch die Möglichkeit intensiver, persönlicher Zuwendung.

Die Klassen am Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung können jahrgangsstufenbezogen oder jahrgangsstufenübergreifend sowie lehrplanspezifisch oder lehrplanübergreifend organisiert werden.


3.4 Übergänge: Aufnahme und Schulwechsel
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Die Lernbiografie der Schülerinnen und Schüler ist von einer Reihe von Übergängen zwischen Bildungsorten geprägt: der Übergang von der Familie in Kindertageseinrichtungen, in die Schule und der Wechsel zwischen Schulen im Entwicklungsverlauf.

Lehrkräfte tragen durch individuelle Begleitung dazu bei, dass sowohl Kinder und Jugendliche als auch deren Eltern bzw. Erziehungs- und Sorgeberechtigte die Übergangsphasen entsprechend ihrer Ressourcen bewältigen können. Erfolgreiche Übergänge sind Prozesse, die Kinder bzw. Jugendliche und ihre Eltern gemeinsam und aktiv gestalten, unterstützt von schulischen Einrichtungen. Kinder und Jugendliche, die schulische und familiäre Veränderungen zeitgleich erleben, erhalten besondere Aufmerksamkeit und entsprechende Unterstützung.

Alle Personen, die in diesen Phasen für die Kinder und Jugendlichen verantwortlich sind, haben die Aufgabe, den Übergang positiv zu gestalten. Der Familie kommt bei allen Übergängen im Bildungsverlauf eine besondere Rolle zu. In Gesprächen wird geklärt, welche Konsequenzen der Übergang für alle Beteiligten mit sich bringt und welchen Beitrag jeder Einzelne zum Gelingen leisten kann.

Die Einschulung stellt einen wichtigen Übergang in der Bildungsbiografie eines Kindes dar. Der Unterricht knüpft an die Kenntnisse und Fähigkeiten an, die die Kinder beim Schuleintritt mitbringen. Er baut individuelle Stärken, Fertigkeiten und Fähigkeiten aus. Die Lehrkräfte arbeiten mit Einwilligung der Eltern mit externen Experten und Pädagogen aus früher besuchten Einrichtungen zusammen, um die Bedürfnisse einzelner Kinder frühzeitig zu erkennen. Wenn Kinder die Schulvorbereitende Einrichtung eines Förderzentrums oder eine Heilpädagogische Kindertagesstätte besucht haben oder von der Mobilen Sonderpädagogischen Hilfe betreut wurden, liegen bereits Entwicklungsbeobachtungen vor, die Lehrkräfte des Förderzentrums für die individuelle Förderung nutzen.

Der Übergang vom Förderzentrum in die wohnortnahe allgemeine Schule und umgekehrt bzw. zwischen Förderzentren sowie der Übertritt an eine weiterführende Schule hat für die Schülerinnen und Schüler eine hohe Bedeutung. Er ist verbunden mit der Eingewöhnung in eine neue Klassengemeinschaft, mit einem räumlichen Wechsel und mit neuartigen Leistungsanforderungen. Vorgehensweisen wie eine enge Kooperation der aufnehmenden mit der abgebenden Schule sowie Probeunterricht in der aufnehmenden Schule bereiten den Übergang intensiv vor. Die Unterstützung der Schülerinnen und Schüler in grundlegenden Bereichen wie der Pflege wird bei allen Planungen spezifisch berücksichtigt.

Zur Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler auf die Berufs- und Arbeitswelt in den Jahrgangsstufen 7 bis 9 werden am Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung praxisbezogene Maßnahmen zur Berufsorientierung und Berufsfindung (Betriebserkundungen, Praktika an Berufsschulen zur sonderpädagogischen Förderung, an Berufsbildungswerken, in überbetrieblichen Werkstätten und Betrieben) angeboten.

Ist am Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung eine Berufsschulstufe eingerichtet, finden in den Jahrgangsstufen 10 bis 12 praxisbezogene Maßnahmen zur Berufsorientierung, zum Wohnen und zur Freizeitgestaltung statt. Diese umfassen Praxistage, Praktika in Förderstätten, in Werkstätten für behinderte Menschen oder in Betrieben des allgemeinen Arbeitsmarktes sowie Wohntrainings und gemeinsame Freizeitaktivitäten.

Die abgebende Schule arbeitet eng mit verschiedenen externen Partnern wie der Berufs- und Rehabilitationsberatung zusammen, um gemeinsam mit den Jugendlichen und deren Eltern bzw. Erziehungs- und Sorgeberechtigten eine stimmige Lebenswegplanung zu gestalten.


4 Haltung, Rolle und Aufgaben der Lehrkraft
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Pädagoginnen und Pädagogen sehen jedes Kind und jede Jugendliche bzw. jeden Jugendlichen als Person mit allen Schwierigkeiten und Möglichkeiten, akzeptieren sie ohne zu werten und begegnen ihnen offen. Neben den jeweils eigenen Potenzialen und Ressourcen der Schülerin oder des Schülers nehmen die Lehrkräfte die Gestaltung der gegenwärtigen Situation und zukünftiger Perspektiven als Bezugspunkt für pädagogisches Handeln in den Blick. Dabei unterstützen und helfen sie Kindern, Jugendlichen und Erziehungs- und Sorgeberechtigten soweit wie nötig und fördern jede Schülerin bzw. jeden Schüler entwicklungsgemäß soweit wie möglich.

Sie gestalten die Beziehung zur Schülerin bzw. zum Schüler auf der Grundlage von Echtheit und Achtung, Verlässlichkeit und Verbindlichkeit, um Erziehung und Förderung möglichst wirksam zu gestalten. Dazu gehört es, als Pädagogin oder Pädagoge dem Kind oder Jugendlichen sowie den Erziehungs- und Sorgeberechtigten vertrauensvoll und wertschätzend entgegenzutreten und Erfahrungen und Gefühle im Umgang mit Einschränkungen und Erschwernissen zu erkennen und zu verstehen.

Bei progredienten Erkrankungen sind die Lehrkräfte Begleiter und Gestalter von Lebenszeit. Sie wissen um die besondere Bedeutung der Themen Tod und Sterben im Unterricht und im persönlichen Gespräch aller Beteiligten.

Sie hinterfragen das eigene Handeln, auch im Hinblick darauf, inwieweit die Selbstbestimmtheit der Schülerin bzw. des Schülers unter Umständen dadurch eingeschränkt wird. Die Lehrkräfte gehen konstruktiv mit Erziehungssituationen um, indem sie lern- und entwicklungsfördernde, verlässliche Rahmenbedingungen und Strukturen in Schule und Unterricht einbinden, Grenzen setzen und Raum für Mitbestimmung und Gestaltung des Schullebens geben. Sie sind sich dessen bewusst, dass sie als Verhaltensvorbild und Vertrauensperson wahrgenommen werden.

Lehrkräfte verstehen sich als Lernbegleiter. Sie unterstützen und beraten die Schülerinnen und Schüler dabei, das Lernen aktiv und verantwortlich umzusetzen sowie zu reflektieren. Im Kontext von jahrgangsgemischten Klassen und der simultanen Arbeit mit mehreren Lehrplänen koordinieren und individualisieren sie die Lerninhalte. Lehrkräfte handeln als Partnerinnen und Partner der Eltern und Erziehungsberechtigten in der Erziehung und Bildung.

Zur Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Förderbedarf körperliche und motorische Entwicklung verfügen die Lehrerinnen und Lehrer über eine hohe Kooperationskompetenz. Sie koordinieren Fördermaßnahmen und tauschen sich professionell innerhalb des interdisziplinären Teams, mit externen Partnern oder im Rahmen des MSD/msH aus. Sie sind Ansprechpartnerinnen bzw. Ansprechpartner für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter interner und externer Angebote. Die Definition von klaren Aufgaben und Zielen, Förderung von Konsens, reflektierter Umgang mit Meinungsverschiedenheiten und Emotionen, konstruktive Kritik und Feedback sowie die Bereitschaft zu Weiterentwicklung sind Kennzeichen des kooperationsfördernden Handelns, besonders auch in großen Klassenteams.

Die Lehrkräfte handeln auf Basis spezifischen Fachwissens sowie erworbener Kompetenz und bilden diese stetig weiter. Vertrauen in zukünftige Entwicklungen und der Respekt vor den individuellen Leistungen der Schülerinnen und Schüler sind Grundlage eines wertgeleiteten Berufsethos.

Durch Reflexivität entwickeln Pädagoginnen und Pädagogen ihr Handeln weiter. Sie sind sich der Unabwägbarkeiten zukünftiger Entwicklungen bewusst und nehmen Tabuschwellen (z. B. begrenzte Lebenserwartungen bei progredienten Krankheiten) aktiv in den Prozess mit auf.


5.1 Schülerorientierung im Unterricht
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Lernen ist ein aktiver und individueller Prozess, bei dem sich die Schülerinnen und Schüler handelnd mit der Welt auseinandersetzen. Sie bilden unterschiedliche Fähigkeiten und Fertigkeiten, persönliche Einstellungen und Begabungen zu verschiedenen Zeiten aus. Der Erwerb von Kulturtechniken, von Fach- und Methodenkompetenzen, die Entwicklung von Selbstvertrauen, eines realistischen Selbstbildes sowie von Kritik- und Kooperationsfähigkeit münden in eine Handlungskompetenz, die es ermöglicht, zukünftige Anforderungssituationen und Problemstellungen selbständig und eigenverantwortlich zu bewältigen und zu lösen. Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte gestalten Lernen gemeinsam und tauschen sich über Ergebnisse und Vorgehen aus. Die Beziehung der Pädagoginnen und Pädagogen zum Kind oder zum Jugendlichen ist von entscheidender Bedeutung, wenn sie Beobachter, Gestalter, Dialogpartner und Verhaltensmodell von und für Lernen sind.

Folgende Elemente unterstützen einen schülerorientierten Unterricht für Schülerinnen und Schüler mit dem Förderbedarf körperliche und motorische Entwicklung:


Individualisierung und Differenzierung
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Individualisierung als Unterrichtsprinzip realisiert sich durch eine differenzierte Gestaltung des Unterrichts. Kinder und Jugendliche erwerben Kompetenzen anhand gemeinsamer und individualisierter Aufgabenstellungen, die Lern- und Entwicklungsvoraussetzungen sowie spezifische Voraussetzungen aus den Bereichen Motorik und Wahrnehmung beachten und fördern. Die Aufgabenstellungen eröffnen unterschiedliche Formen der Zusammenarbeit und werden an individuelle Lerntempi angepasst. Sie lassen mehrere Lernwege, Lernorte und Lernergebnisse zu.

Für die Planung individualisierter Lernprozesse ist Voraussetzung, dass der individuelle Kompetenzstand vor Beginn des Lernprozesses festgestellt wird. Die Beschreibung der erreichten individuellen Kompetenzen nach dem Lernprozess und der Vergleich mit dem vorherigen Lernstand zeigen der Lehrkraft den individuellen Lernfortschritt. Lernwege und Lernergebnisse werden für die Schülerin oder den Schüler verständlich dokumentiert und in Lerngesprächen thematisiert.

Die Verschiedenheit individueller Lernwege erfordert von Lehrerinnen und Lehrern, die Beherrschung eines umfangreichen methodischen Repertoires und die Fähigkeit, dieses in Abhängigkeit von diagnostischen Erkenntnissen und fach- und förderspezifischen Überlegungen flexibel einzusetzen. Dies gilt besonders für die Koordinierung und Vernetzung von Lerninhalten in jahrgangsgemischten Klassen oder der simultanen Unterrichtung nach mehreren Lehrplänen in einer Klasse.


Entwicklungsorientierung
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Die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen verläuft individuell. Erfolgreiche Lernprozesse vollziehen sich auf der Basis des Zusammenwirkens der Entwicklungsbereiche Motorik und Wahrnehmung, Denken und Lernstrategien, Kommunikation und Sprache sowie Emotionen und soziales Handeln. Angebote der Förderung orientieren sich am aktuellen Entwicklungsstand, unabhängig von Alter oder Jahrgangsstufe.


Lernumgebungen
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Die Lehrkraft initiiert Lernen, indem sie Lernanlässe schafft und Lernumgebungen - äußere Bedingungen, Lernmaterialien, Aufgabenstellungen, Sozial- und Arbeitsformen - gestaltet, welche die individuelle Situation der Klasse und der einzelnen Schülerin bzw. des einzelnen Schülers berücksichtigen. Schülerinnen und Schüler erwerben Kompetenzen im Dialog und in Kooperation und organisieren ihre Lernprozesse möglichst eigenständig. Dadurch erfahren die Kinder und Jugendlichen Erfolgserlebnisse und Selbstwirksamkeit. Offene Lernarrangements und Formen des kooperativen und individuellen Lernens werden unter Berücksichtigung der jeweiligen Unterstützungsbedürfnisse der Schülerinnen und Schüler gestaltet. Sie eröffnen Entwicklungsmöglichkeiten und beziehen individuelle Förderangebote ein.


Lebensweltbezug
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Die Auswahl der Unterrichtsinhalte orientiert sich an der aktuellen und zukünftigen Lebensbedeutsamkeit für Kinder und Jugendliche mit dem Förderbedarf körperliche und motorische Entwicklung. Die Förderung erfolgt in lebensbedeutsamen Handlungsfeldern, in denen Wahrnehmung und Bewegung angeregt werden.


Erfahrungsorientierung
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Die Auswahl der Unterrichtsinhalte knüpft an die Lernbiografien der Schülerinnen und Schüler an. Spezifisches Vorwissen sowie der individuelle Erfahrungsschatz der Schülerinnen und Schüler sind die Grundlage für die Planung des Unterrichts und integrierter Fördermaßnahmen.

Darüber hinaus schafft der Unterricht differenzierte Möglichkeiten, eigene Erfahrungen zu sammeln. Direkte Kontakte mit Ausschnitten der Wirklichkeit schaffen Erlebnisse, welche durch individuell-reflexive Elemente zu Erfahrungen verdichtet werden und sich so von beiläufigen Erlebnissen unterscheiden. Körperlichen und sensomotorischen Erfahrungen kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu.


Stärkenorientierung
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Die Erschließung individueller und sozialer Stärken richtet den Blick in die Zukunft, um Selbstbestimmung zu erreichen. Die Lehrkraft versteht sich als Bezugsperson, die bei der Gestaltung einer guten Beziehung zum Kind oder zum Jugendlichen dessen Ressourcen, Interessen und Kompetenzen in den Blick nimmt. Damit Kinder und Jugendliche auch belastende Situationen bewältigen und Zutrauen in zukünftige Entwicklungen fassen, müssen sie sich als wirksam und erfolgreich in ihren Handlungen erleben. Die Lehrkraft erkennt individuelle Fortschritte und gibt differenzierte Rückmeldung. Neben Lernerfolgen stehen dabei auch motorische Erfolgserlebnisse der Schülerinnen und Schüler im Fokus und steigern die Lern- und Leistungsmotivation sowie ihr Selbstwertgefühl.


Selbsttätigkeit
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Die Fähigkeit zu selbständigem Lernen ist ein notwendiger Aspekt der Selbstbestimmung und ein Beitrag zur Entwicklung der Urteils-, Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit. Kompetenzorientierter Unterricht macht Lernangebote in Form von Aufgaben und Lernumgebungen, die den Schülerinnen und Schülern eine selbständige und handlungsorientierte Auseinandersetzung mit Themen und Lerngegenständen ermöglicht, die dem Entwicklungs- und Lernstand entspricht. Mit Blick auf die Zukunftsgestaltung erweitert eine weitgehende Selbsttätigkeit die Möglichkeiten der persönlichen und beruflichen Orientierung, indem Methoden, Strategien, Arbeitsweisen und Arbeitstechniken für Problemlösungen eingesetzt werden und z. B. als Spiralcurriculum kontinuierlich aufgebaut und erweitert werden. Für Schülerinnen und Schüler bedeutet Selbsttätigkeit auch eine Hilfe zur Fokussierung der Aufmerksamkeit, Förderung der Lernmotivation, Steigerung der Merkfähigkeit und der Anwendung von Wissen und Können.


Bewegungsförderung
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Die Bewegungsförderung ist ein zentrales Element des Bildungsangebots für Schülerinnen und Schüler mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung. Sie ermöglicht breit gefächerte motorische Erfahrungen und motiviert zu körperlicher Aktivität. Hierzu schließt sie den zielgerichteten Einsatz von Hilfsmitteln mit ein. Im Falle von progredienten Erkrankungen stehen der möglichst lange Erhalt der Bewegungsmöglichkeiten und die Vermittlung von Erfolgserlebnissen im Vordergrund.


Präventives Handeln
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Schule ist ein Lernfeld, in welchem die Schülerinnen und Schüler ihr Sozialverhalten entwickeln, in dem es aber auch zu konflikthaften Situationen kommen kann. Durch die proaktive Schaffung von verlässlichen Rahmenbedingungen und Förderangeboten werden die Schülerinnen und Schülerinnen dabei unterstützt, erfolgreiche, soziale Verhaltensweisen aufzubauen und die Entstehung von Konflikten zu vermeiden. Grundlage der pädagogischen Haltung ist ein Verständnis, das Verhaltensweisen als multifaktoriell beeinflusst und in soziale Bezüge und Normen eingebettet erkennt und Zutrauen in künftige Entwicklungen der Lernenden setzt.

Eine klare und präzise Lehrersprache sowie reflektierte Handlungen in schwierigen Situationen unterstützen ein störungsarmes Lernklima. Die Bewusstheit klarer Prinzipien, deren Transparenz, Verständlichkeit und Nachvollziehbarkeit für die Schülerinnen und Schüler sind Voraussetzungen für gelingende Lernumgebungen. Basis für die konsequente Umsetzung sind detaillierte Absprachen im interdisziplinären Klassenteam, abgestimmte Handlungsroutinen für herausfordernde Situationen und konsistente Verhaltensweisen aller Teammitglieder. Ein Wissenstransfer und die Abstimmung mit beteiligten Therapeuten, Fachdiensten und allen anderen regelmäßig an der Förderung Beteiligten schafft eine konsistente Tagesstruktur.

Präventives Handeln erfordert, individuell für die Schülerinnen und Schüler bedeutsame Herausforderungen frühzeitig zu erkennen. Die detaillierte Kenntnis von Veränderungen der motorischen Möglichkeiten im Zeitverlauf und den daraus entstehenden Entwicklungsherausforderungen unterstützen die Vorbereitung pädagogischer Angebote. Ein intensiver Austausch, eine interessierte und zugewandte Haltung erleichtern das Erkennen spezifischer Herausforderungen auf Seiten der Schülerinnen und Schüler. Demgegenüber erfordert präventives Handeln auf Seiten der Lehrkraft ein hohes Maß an Reflexion über Situationen und deren Kontextfaktoren, die Wahrnehmungen durch die Beteiligten des pädagogischen Prozesses und der eigenen Rolle und Person.

Präventives Denken und Handeln betrifft alle in Schule und Unterricht verantwortlichen Personen sowie die Erziehungs- und Sorgeberechtigten und außerschulische pädagogische Partner. Präventiv wirksam und entlastend wirkt ein positives Sozialklima, das durch einen Konsens in pädagogischen Fragen getragen ist. Wertschätzung, Vertrauen und gegenseitige Unterstützung durch die Schulleitung und in der Zusammenarbeit mit Eltern sowie professionelle Hilfe und Betreuung durch außerschulische Fachdienste und schulhausinterne pädagogische Angebote unterstützen die Prävention von Störungen und Konflikten.


Akzeptanz und Wahrnehmen
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Akzeptanz stellt in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen mit körperlichem und motorischem Förderbedarf und deren Erziehungs- und Sorgeberechtigten eine bedeutsame Grundhaltung dar, von der ausgehend ein Lern- und Entwicklungsprozess initiiert werden kann. Auch in der Begegnung mit Mitschülerinnen und Mitschülern, mit anderen Lehrkräften und pädagogischen, therapeutischen und pflegerischen Kräften sowie mit der Schulleitung werden die Kinder und Jugendlichen angehalten, sich respektvoll und wertschätzend zu verhalten, um einen Ort des gemeinsamen Lernens und Lebens zu gestalten. Die Lehrkräfte zeigen, dass sie jede Schülerin und jeden Schüler mit ihren und seinen Interessen, Fähigkeiten und Möglichkeiten wahrnehmen und es als ihre zentrale Aufgabe verstehen, diese in den Mittelpunkt der Gestaltung von Lernen, Zusammenleben und Erziehung zu stellen.


Soziales Lernen
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In der Schule begegnen sich Kinder, die unterschiedliche Werte und soziale Kompetenzen aus ihrem Erfahrungsbereich mitbringen. Als Lern- und Lebensraum bietet die Schule natürliche und strukturierte Situationen für soziales Lernen. Die Kinder und Jugendlichen erleben sich als Individuum, das in der Auseinandersetzung mit anderen erfährt, dass es das eigene Interesse durchsetzen kann, dass Verhalten Konsequenzen nach sich zieht, dass Arbeitsergebnisse durch die Beteiligung mehrerer entstehen können oder dass eine Mitschülerin oder ein Mitschüler Hilfe und Unterstützung sein kann. Die Lehrkräfte nehmen Unterricht und Schule als Möglichkeit wahr, Phasen sozialen Lernens bewusst einzusetzen und Situationen gemeinsamen Lernens zu gestalten, zu reflektieren und damit die Entwicklung sozialer Kompetenzen für die Stärkung der Persönlichkeit, Beteiligung in der Gesellschaft und berufliche und arbeitsweltliche Integration zu fördern.


Übung und Transfer
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Erlerntes bleibt nicht automatisch abrufbar und erhalten. Üben bedeutet, erworbene Fähigkeiten und Fertigkeiten auf neue und unterschiedliche Situationen zu übertragen, um damit Kompetenzen, sowie Strategien und Abläufe, zu erweitern, zu automatisieren oder zu festigen. Neben fachlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten können die Schülerinnen und Schüler Kompetenzen der Bereiche Motorik und Wahrnehmung (z. B. Blick fokussieren), Denken und Lernstrategien (z. B. Selbstregulation, Handlungsplanung), Kommunikation und Sprache (z. B. Präsentieren) sowie Emotionen und soziales Handeln (z. B. um Hilfe bitten) trainieren. Sinnvoll ist die Verknüpfung der Aspekte mit dem individuellen Förderplan und der Ausbau der Kompetenzen in den folgenden Jahrgangsstufen.


Einsatz von Hilfsmitteln
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Je nach körperlicher und motorischer Beeinträchtigung nutzen Schülerinnen und Schüler technische Schreib- und Zeichenhilfen, elektronische und prothetische Hilfsmittel und Adaptionen. Die Förderung der selbstständigen Nutzung von Hilfsmitteln und assistiven Technologien ist integraler Bestanteil des Unterrichts, um den Schülerinnen und Schülern mit Förderbedarf körperliche und motorische Entwicklung individuelle Handlungsvollzüge und Teilnahme zu ermöglichen. Aufgrund großer Verschiedenheit und Komplexität der Hilfsmittel stellt die Förderung hohe Anforderungen an die pädagogischen Fachkräfte, welche sich hierzu mit beratenden Stellen austauschen.

Hilfsmittel und assistive Technologien werden nicht nur für den konkreten Unterrichtseinsatz ausgewählt, sondern deren Nutzung wird für die gesamte Lebenssituation (z.B. Freizeit, Berufsvorbereitung und Lebenswegeplanung) mit den Schülerinnen und Schülern reflektiert und angebahnt.


Unterstützte Kommunikation
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Durch Hilfsmittel und Förderangebote der Unterstützten Kommunikation können Schülerinnen und Schüler, die über keine oder eine schwer verständliche Lautsprache verfügen oder Förderbedarf im Bereich des Sprachverständnisses haben, ihre individuellen Möglichkeiten kommunikativer Teilhabe nutzen und ausbauen. Unterstützte Kommunikation bietet dabei ein Spektrum von basalen Zeichen bis hin zu komplexen Kommunikationswegen.

Mit dem Ziel gelingender Kommunikationsprozesse werden Hilfsmittel und Förderangebote der Unterstützen Kommunikation in den Unterricht integriert und unterstützt kommunizierende Schülerinnen und Schüler finden spezifische methodisch-didaktische Berücksichtigung.

Der Einbezug unterstützt kommunizierender Schülerinnen und Schüler verlangt von allen Beteiligten Wissen über individuelle Kommunikationsformen und deren Gelingensbedingungen. Dies betrifft neben Fachkräften und Eltern auch die Mitschülerinnen und Mitschüler der unterstützt Kommunizierenden auf Basis ihrer individuellen Verständnisvoraussetzungen und Handlungsmöglichkeiten.

Für Diagnostik und Beratung zur Unterstützen Kommunikation sind die Elecok Beratungsstellen für „elektronische Hilfen und Computer für körperbehinderte Schüler“ wichtige Ansprechpartner. Angesiedelt an zahlreichen Förderzentren mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung sind diese zu einem flächendeckenden, schulartübergreifenden Beratungssystem zusammengeschlossen.


Förderpflege
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Für Schülerinnen und Schüler mit schwerer körperlicher Behinderung stellt die Förderpflege ein wichtiges Lernangebot dar, das ihnen basale Wahrnehmungserfahrungen ermöglicht. Durch gemeinsames Erleben im Rahmen pflegerischer Tätigkeiten wird eine positive, Sicherheit gebende emotionale Beziehung aufgebaut, die es den Kindern und Jugendlichen ermöglicht, Kontakt aufzunehmen, sich die Welt zu erschließen und eigenes Personsein zu spüren. Die täglichen Pflegevorgänge beziehen sich auf die Verbesserung der Atmung, auf die Nahrungsaufnahme, auf Hygiene und andere grundlegende Lebensvollzüge. Kommunikationsangebote, verschiedene Lagerungen und die Anregung aller Körpersinne sind bedeutsame Elemente der Pflege.


5.2 Lernprozessbegleitende Förderdiagnostik, Lernstandserhebung und Leistungsmessung
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Diagnosegeleitete Förderung stellt Schülerinnen und Schüler mit ihren Förderbedürfnissen und vor allem Stärken und Ressourcen in den Vordergrund. Die individuellen Lern-, Entwicklungs- und Wahrnehmungsvoraussetzungen sowie die motorischen Möglichkeiten der Schülerinnen und Schüler sind Ausgangspunkt des Unterrichts und eine Chance für das Voneinander- und Miteinanderlernen. Technische, prothetische, materielle und personelle Hilfen und deren Wechselwirkung mit dem Lernprozess werden in die Diagnostik und die daraus abgeleitete Unterrichtsplanungen mit einbezogen. Für spezifische diagnostische Bereiche besteht ein interdisziplinärer Austausch mit Therapeutinnen und Therapeuten sowie Fachdiensten.

Die Schülerinnen und Schüler mit dem Förderbedarf körperliche und motorische Entwicklung erwerben unter erschwerten Bedingungen Fähigkeiten und Fertigkeiten und wenden Wissen und Können an. Leistung zu zeigen bedeutet für die Schülerinnen und Schüler mit dem Förderbedarf körperliche und motorische Entwicklung eine zusätzliche Anstrengung, da sie Erschwernisse und Benachteiligungen durch alternative Strategien kompensieren und zusätzliche Kompetenzen erwerben. Die Lehrkräfte nehmen dies wahr und berücksichtigen Leistungen in den Entwicklungsbereichen als individuellen Lernfortschritt.

Grundlage für eine individuelle, stärkenorientierte und prozessbegleitende Förderung sowie Rückmeldung an die Lernenden ist eine gezielte Erhebung des Lernstandes sowie die Dokumentation der Lern- und Entwicklungsprozesse. Diese orientieren sich an den Kompetenzerwartungen und Inhalten der Fachlehrpläne und somit an den Bildungsstandards sowie an den entwicklungsbezogenen Kompetenzen. Die Wertschätzung des individuellen Lernfortschritts ist ein wesentlicher Aspekt im Prozess der Lernstandserhebung. Je nach Entwicklungsstand erfolgen zunächst verbale oder nonverbale Rückmeldungen durch die Lehrkraft oder auch durch Mitschülerinnen und Mitschüler. Zunehmend differenzierte, individuelle und entwicklungsgemäße Formen der Rückmeldung sowie der Lerndokumentation und -reflexion binden die Schülerinnen und Schüler als Dialogpartner auf Augenhöhe ein. Dadurch übernehmen sie schrittweise Verantwortung für ihr Lernen.

Aufgrund individueller Belastbarkeits- und Lernprofile der Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf körperliche und motorische Entwicklung stellt die Berücksichtigung der aktuellen, persönlichen Konstitution eine zentrale Aufgabe dar. Das Lern- und Leistungsvermögen kann von der jeweiligen individuellen Tageskonstitution abhängig sowie erheblichen Schwankungen unterworfen sein und wird im Zusammenhang mit der motorischen Beeinträchtigung beurteilt. Die Leistungsbewertung von Schülerinnen und Schülern mit einer progredienten Erkrankung wird mit hoher Sensibilität und orientiert an der aktuellen Situation vorgenommen.


5.3 Kompetenzorientierung im Unterricht
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Ausgehend von der individuellen Lernausgangslage, die den Stand der Entwicklung in den Bereichen Motorik und Wahrnehmung, Denken und Lernstrategien, Kommunikation und Sprache, Emotionen und soziales Handeln einbezieht, setzen sich die Schülerinnen und Schüler handelnd mit lebenswelt- und zukunftsbedeutsamen Themen und Fragestellungen auseinander. Sie erweitern ihre Kenntnisse und Fähigkeiten auf der Basis ihrer bisherigen Lebens- und Lernerfahrungen und übertragen Erkenntnisse und Ergebnisse auf neue Aufgabenstellungen.

Der Unterricht im Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung rückt die körperlichen und motorischen Ressourcen sowie den individuellen Lernprozess der Schülerin oder des Schülers in den Mittelpunkt. Individuelle Unterstützungsangebote, Arbeits- und Hilfsmittel, Materialien sowie räumliche, organisatorische und personelle Rahmenbedingungen ermöglichen erfolgreiche Lernprozesse. Die Lehrkraft plant Lernvorhaben in Kooperation mit weiteren an Unterricht und Erziehung beteiligten Personen und orientiert sich am Niveau des Lehrplans der Grundschule bzw. der Mittelschule. Sie integriert Fördermaßnahmen, die im individuellen Förderplan der Schülerinnen und Schüler beschrieben sind. Ausgangspunkt für die Planung der nächsten Lernschritte sind die erreichten individuellen Kompetenzen, die die Lehrkraft beobachtet und beschreibt. Auf die Förderung der Lernmotivation richten Lehrkräfte eine besondere Aufmerksamkeit und stärken diese vor allem durch Aufgabenstellungen, die erfolgreiche Lernergebnisse und passende Lernwege zulassen, sowie durch die Berücksichtigung persönlicher Interessen und Stärken. Reflexion und Bewertung der eigenen Lernwege treten im kompetenzorientierten Unterricht gleichwertig neben die Erarbeitung, Übung und Anwendung von Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten. Dadurch nehmen die Kinder und Jugendlichen eigene Leistungen wahr und beschreiben den eigenen Lernfortschritt. Die Lehrkraft gestaltet diese Phasen des gemeinsamen Sprechens über Lernen als Dialogpartner und Lernbegleiter.

Der LehrplanPLUS für den Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung versteht Kompetenzen als fachspezifische und überfachliche Fähigkeiten und Fertigkeiten, die Wissen und Können miteinander verknüpfen. Dies befähigt die Schülerinnen und Schüler zu verstehen, zu reflektieren, schlüssig zu argumentieren, fundiert zu urteilen und neue Anforderungen zu bewältigen. Der Lehrplan beschreibt Inhalte und Kompetenzerwartungen auf einem mittleren Anforderungsniveau. Die entwicklungsbezogenen Kompetenzen zeigen eine entwicklungslogische Progression.


6 Arbeit mit dem LehrplanPLUS
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Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf körperliche und motorische Entwicklung werden unabhängig von ihrem Förderort nach dem LehrplanPLUS für den Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung oder dem LehrplanPLUS der Grund- und Mittelschule unterrichtet und zusätzlich durch Bildungs-, Förder- und Therapieangebote unterstützt. Besteht weiterer Förderbedarf in anderen Förderschwerpunkten, so wird jener Lehrplan herangezogen, der dem besonderen sonderpädagogischen Förderbedarf am besten entspricht.

Der LehrplanPLUS umfasst die Kapitel Leitlinien (Bayerische Leitlinien für die Bildung und Erziehung von Kindern bis zum Ende der Grundschulzeit), Bildungs- und Erziehungsauftrag, Übergreifende Bildungs- und Erziehungsziele, Grundlegende Kompetenzen (Jahrgangsstufenprofile), Fachprofile und Fachlehrpläne.

Die Fächer des Lehrplans sind im digitalen Lehrplaninformationssystem (LIS) des LehrplanPLUS in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet. wobei jedes Fach für bestimmte Jahrgangsstufen gültig ist. Jedes Fach wird durch ein Fachprofil und einen Fachlehrplan beschrieben.

Das Fachprofil erläutert die Bedeutsamkeit des Fachs für die Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf körperliche und motorische Entwicklung sowie theoretische Grundlagen der Fachdidaktik. In den Fachprofilen sind die Entwicklungsbereiche Motorik und Wahrnehmung, Denken und Lernstrategien, Sprache und Kommunikation, Emotionen und soziales Handeln im Kontext der jeweiligen Fachkompetenzen beschrieben.

Die Fachlehrpläne im LehrplanPLUS für den Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung umfassen die Kompetenzerwartungen und Inhalte der Referenzlehrpläne aus Grund- und Mittelschule. Vorangestellt sind entwicklungsbezogene Kompetenzerwartungen, die Hinweise in Bezug auf den Förderbedarf in einzelnen Entwicklungsbereichen geben.

Alle die Lehrpläne der Grund- und Mittelschule ergänzenden, förderschwerpunktspezifischen Kompetenzerwartungen und Inhalte sind auf dem Hintergrund des Lern- und Leistungsvermögens und der körperlich-motorischen Gegebenheiten der Schülerinnen und Schülern zu sehen. Es liegt in der Verantwortung der Lehrkraft für Sonderpädagogik zu entscheiden, welche Kompetenzen im Unterricht angestrebt werden sollen.

Ergänzend zum LehrplanPLUS stellt das Lehrplaninformationssystem (LIS) Nutzerinnen und Nutzern verschiedene Servicematerialien zur Verfügung. Sie sind an speziellen Symbolen am rechten Bildrand zu erkennen und umfassen Illustrierende Aufgaben, Materialien und Erläuterungen. Die Illustrierenden Aufgaben greifen eine oder mehrere ausgewählte Kompetenzen auf und zeigen exemplarisch, wie sich diese im Unterricht anbahnen lassen. In den Materialien finden sich zusätzliche Informationen zur Theorie und Praxis des Unterrichts bei Förderbedarf körperliche und motorische Entwicklung. Die Erläuterungen bilden ein Glossar für wichtige im Fachlehrplan verwendete Begriffe.