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Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Werken und Gestalten

1.1 Die Bedeutung des Faches
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Die Freude an der eigenen schöpferischen Tätigkeit und über ein selbst gefertigtes Werkstück ermutigt die Schülerinnen und Schüler zu praktischer Tätigkeit und ist in vielen Lebensbereichen wie Kleidung, Wohnen und Freizeit Voraussetzung für die Fähigkeit, sich so weit wie möglich selbst zu versorgen.

Die Schülerinnen und Schüler erwerben neben handwerklichen und gestalterischen Kompetenzen ein Urteilsvermögen für handwerkliche Erzeugnisse. Sie planen und gestalten Arbeitsvorhaben und lernen dabei Zusammenarbeit schätzen.

Der Unterricht trägt in hohem Maße zur Entwicklung der Gesamtpersönlichkeit bei und bietet konkrete Anregungen zur sinnvollen Freizeitgestaltung. Darüber hinaus leistet er einen wichtigen Beitrag zur Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler auf das Arbeiten in der Berufsschulstufe. Als praktisches Fach stellt Werken und Gestalten eine Basis für die Berufsorientierung, für eine Teilhabe am Arbeitsleben und für das Leben in späteren Wohnformen dar.

1.2 Kompetenzerwerb im Fach Werken und Gestalten
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Der Unterricht knüpft an das Alltagswissen und das individuelle Leistungsvermögen der Schülerinnen und Schüler an. Die Auswahl der Gestaltungs- und Werkaufgaben treffen die Kinder und Jugendlichen im Austausch mit der Lehrkraft unter Berücksichtigung ihres Alters, ihrer Interessen, aktueller Trends und des Gebrauchswertes der hergestellten Gegenstände. Die Schülerinnen und Schüler beteiligen sich an Planung, Organisation und Gestaltung des Unterrichts. Im Rahmen offener Lernformen werden die Abfolge und die Komplexität der Lernschritte von Lehrerinnen und Lehrern nur so weit strukturiert, wie dies Schülerinnen und Schüler zur Orientierung benötigen. Der Unterricht im Fach Werken und Gestalten nimmt dabei Rücksicht auf die unterschiedlichen individuellen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler. Sie erhalten Aufgaben in angemessener Komplexität sowie angepasste und visualisierte Arbeitsanweisungen (z. B. differenzierte Anschauungsobjekte oder bebilderte Handlungspläne). Mithilfe von spezifischen Hilfsmitteln, individuellen Vorrichtungen und Adaptionen für Werkzeuge und Maschinen wird die persönliche Handlungsfähigkeit erweitert. Linkshänder werden etwa durch entsprechende Werkzeuge (z. B. spezielle Schere) in ihrem Tun bestärkt. Sowohl die Lehrkraft als auch die Mitschülerinnen und Mitschüler leisten verbale und handelnde Unterstützung.

Zu Beginn einer Unterrichtssequenz erkunden die Schülerinnen und Schüler die vielfältigen Eigenschaften und Verarbeitungsmöglichkeiten eines Werkstoffs und machen vielsinnige Erfahrungen. Im Anschluss an eine Erprobungsphase erlernen sie fachgemäße Arbeitsweisen und -techniken. Teilfertigkeiten können anfangs isoliert geübt werden, werden dann aber miteinander verbunden. Isoliertes Üben bleibt stets auf ein notwendiges Maß beschränkt.

Um den unterschiedlichen Lernbedürfnissen in einer Lerngruppe gerecht zu werden und um Einzelbetreuung zu ermöglichen, empfiehlt es sich, verschiedene, auf individuelle Fähigkeiten abgestimmte Arbeitsschritte zeitlich parallel anzubieten. Die abschließende Werkbetrachtung oder Werkkontrolle wird mit der gesamten Lerngruppe durchgeführt. Hierbei werden alle Arbeitsergebnisse gegenseitig gewürdigt und konstruktiv beurteilt.

In der Grundschulstufe des Förderzentrums knüpft das Fach Werken und Gestalten an die Erfahrungen der Kinder aus dem häuslichen Umfeld und aus vorschulischen Einrichtungen an. Hiervon ausgehend werden Themen aufgegriffen, die über die Wahrnehmung und das Erleben zu bewussten kreativen und technischen Gestaltungsmöglichkeiten führen und dabei die Erweiterung der individuellen Handlungsfähigkeit unterstützen.

In der Mittelschulstufe lernen die Schülerinnen und Schüler nach und nach, Arbeitsabläufe zu planen und Lösungswege für einzelne Handlungsschritte zu finden. Hierfür nutzen sie aufbereitete oder selbständig im Internet recherchierte Arbeitsanleitungen. Spezifische Arbeitsweisen und –techniken entwickeln und praktizieren sie im handelnden Umgang mit Materialien, Werkzeugen und Geräten in Zusammenhang mit einer sinnvollen Werkarbeit. Durch systematisches Üben von Arbeitstechniken verfeinern sie ihre motorischen Fähigkeiten. Gleichzeitig werden sie durch kooperative Arbeit im sozialen Lernen gestärkt. Sie erkennen eigene und fremde Leistungen an und entwickeln mehr und mehr eine realistische Selbsteinschätzung für ihre Fähigkeiten und ihr handwerkliches Geschick.

Werken und Gestalten in den Jahrgangsstufen sieben bis neun der Mittelschulstufe findet in Fachräumen statt und wird von einer Fachkraft erteilt. Die Gruppenstärke richtet sich nach der Anzahl der Arbeitsplätze.

2.1 Kompetenzstrukturmodell
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Kompetenzstrukturmodell Werken und Gestalten

Das Kompetenzstrukturmodell des Faches Werken und Gestalten ist schulartübergreifend abgestimmt und verknüpft prozessbezogene Kompetenzen (Außenring) mit den Gegenstandsbereichen des Faches. Es erhält eine Erweiterung durch die vier Entwicklungsbereiche Motorik und Wahrnehmung, Denken und Lernstrategien, Kommunikation und Sprache sowie Emotionen und soziales Handeln, deren Zusammenwirken erfolgreiche Lernprozesse ermöglicht. Die persönlichen Ressourcen in den Entwicklungsbereichen bilden die Grundlage für die Planung und Gestaltung von Lernsituationen.

Wahrnehmen und analysieren
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Die Schülerinnen und Schüler erkunden und erproben mit allen Sinnen unterschiedliche Materialien und Objekte sowie deren Herstellung. Über das bewusste Wahrnehmen erkennen die Schülerinnen und Schüler Zusammenhänge zwischen Material, Gestaltung und der Funktion eines Werkstücks und sind dadurch zunehmend in der Lage, Gestaltungs- und Herstellungsmöglichkeiten zu analysieren. Gemäß ihren individuellen Möglichkeiten gelingt es ihnen so zunächst angeleitet und zunehmend selbständig, Gestaltungsprozesse zu strukturieren, zu planen und zu organisieren.

Herstellen und gestalten
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Herstellen und gestalten bilden den Schwerpunkt des Kompetenzerwerbs im Fach Werken und Gestalten. Ziel ist es, dass die Schülerinnen und Schüler individuelle Werkstücke mithilfe einer Anleitung oder ausgehend vom eigenständigen Entwurf planen, fertigen und gestalten. Um dies zu erreichen, erwerben sie fundierte Kenntnisse in den Bereichen Werkzeug, Material und Bearbeitung, üben einzelne Bearbeitungsschritte systematisch und setzen diese im Herstellungsprozess bewusst um. Dabei können sie bei Bedarf auf spezielle Adaptionen oder auf die Mithilfe und Unterstützung ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler bzw. der Lehrkräfte zurückgreifen.

Kommunizieren und präsentieren
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Die Schülerinnen und Schüler beschreiben technische und gestalterische Lösungsmöglichkeiten und Handlungsabläufe unter Verwendung ihrer Alltagssprache und erworbener Fachbegriffe. Dabei wenden sie auch unterstützte oder alternative Kommunikationsformen an. Ab der Mittelschulstufe beraten sie sich gegenseitig, um eigene Vorhaben voranzubringen. Ihre Beobachtungen und Gedanken über Arbeitsergebnisse formulieren die Schülerinnen und Schüler verständlich und wertschätzend.

Reflektieren und bewerten
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Die Schülerinnen und Schüler reflektieren ihre handwerklichen Kompetenzen, Arbeitsweisen, Arbeitsergebnisse und auch Gestaltungsideen. Dabei legen sie ästhetische und funktionale Kriterien für die Beurteilung ihrer Werkstücke zugrunde. Beurteilungsmaßstäbe werden gemeinsam besprochen und transparent und leicht verständlich veranschaulicht. Die Kinder und Jugendlichen bewerten ihre Werkstücke nach den vereinbarten Beurteilungsmaßstäben und vergleichen sie mit den Werkstücken ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler. So gelangen sie zunehmend zu einer realistischen Selbsteinschätzung.

Gestaltung
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Die Schülerinnen und Schüler gestalten Werkstücke mithilfe von Gestaltungselementen (Farbe, Form, Struktur und Textur) und unter Beachtung der Gestaltungsprinzipien (Anordnung, Farbgebung, Proportionen). Bei der Auseinandersetzung mit Alltagsgegenständen, Trendprodukten oder Produkten des Kunsthandwerks erwerben die Schülerinnen und Schüler grundlegende Kompetenzen im Bereich Gestaltung, die es ihnen mehr und mehr ermöglichen, unterschiedliche Ausdrucksformen differenziert zu reflektieren und in Gestaltungsprozessen sachgerecht zu nutzen.

Materialien
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Vielfältige Materialien (z. B. Holz, textile Materialien) werden von den Schülerinnen und Schülern im Hinblick auf ihre Eigenschaften, Gestalt und Bearbeitungsmöglichkeiten untersucht. Unter Beachtung der jeweiligen Materialeigenschaften (z. B. Formbarkeit, Stabilität, Elastizität) und auch deren Umweltverträglichkeit werden diese entsprechend ausgewählt.

Arbeitstechniken und Arbeitsabläufe
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Der Gegenstandsbereich Arbeitstechniken und -abläufe zielt darauf ab, fach- und materialgerechte Fertigungsverfahren und -techniken anwendungsbezogen auszuführen. Dafür planen und erläutern die Schülerinnen und Schüler sowohl die Materialauswahl als auch die benötigten Werkzeuge. Arbeitsabläufe werden in Arbeitsschritte gegliedert und dienen als Grundlage zur Herstellung von Werkstücken.

Zusammenleben und Zusammenarbeiten
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Im Fachunterricht bringen sich die Schülerinnen und Schüler ihrer Persönlichkeit entsprechend im Team ein, indem sie ihre Ideen und Argumente zielführend in die Arbeit einfließen lassen. Beim projektorientierten Arbeiten übernehmen sie Verantwortung füreinander und leisten gegenseitige Hilfestellung bei der Bewältigung konkreter Handlungssituationen. Die wertschätzende gegenseitige Beratung verhilft ihnen zu einer Verbesserung des persönlichen Arbeitsverhaltens und einer Optimierung ihrer Arbeitsergebnisse.

Motorik und Wahrnehmung
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Einige Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf geistige Entwicklung haben einen geringeren Muskeltonus und somit eine geringere Körperspannung, was zu Fehlhaltungen führen kann. Beim Umgang mit Werkzeug, Arbeitsgeräten und Maschinen ist daher auf eine Körperhaltung zu achten, die die Gesundheit (z. B. den Rücken) schont und ein effektives Arbeiten ermöglicht. Es ist Aufgabe der Lehrkraft, dies im Auge zu behalten und die Schülerinnen und Schüler darauf hinzuweisen.

Die Auswahl der Werkzeuge und Maschinen orientiert sich an den individuellen Lernvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler. Diese können die Anwendung von methodischen Vereinfachungen notwendig machen. Solche Vereinfachungen können arretierte Handsägen, Einfädelhilfen beim Nähen, eine Kennzeichnung der Ein- und Ausstichpunkte beim Sticken oder ein Drahtgeflecht aus Kettfäden beim Weben sein. Ein Einsatz der Strickmühle kann sinnvoll sein, wenn die motorischen Beeinträchtigungen der Schülerinnen und Schüler so umfassend sind, dass Ergebnisse auf anderem Weg nicht erzielt werden können. Manche Werkzeuge und Maschinen erfordern besondere Vorsicht oder den Einsatz von Schutzausrüstung wie Schutzbrillen oder Arbeitshandschuhen. Ein möglichst selbständiger Werkzeug- und Maschineneinsatz wird angestrebt und durch eine fundierte Einführung in die Handhabung des Werkzeugs oder der Maschine und einer anschließenden Überprüfung der Kenntnisse ermöglicht. Die Befähigung der einzelnen Schülerin oder des Schülers wird in einem Werkzeug- oder Maschinen-Führerschein bestätigt.

Zahlreiche Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf geistige Entwicklung zeigen ein eingeschränktes Durchhaltevermögen. In der Vorbereitung des Unterrichts achtet die Lehrkraft darauf, die Motivation und das Durchhaltevermögen der Schülerinnen und Schüler durch ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen abwechselnden Tätigkeiten und ausdauernder Bearbeitung eines Werkstücks zu fördern. Sie weist die Schülerinnen und Schüler darauf hin, bei den anfallenden motorischen Tätigkeiten ihre Kraft dosiert einzusetzen, um ausdauernd arbeiten zu können.

Denken und Lernstrategien
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Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf geistige Entwicklung bringen für die angestrebte Handlungsplanung sehr unterschiedliche persönliche Voraussetzungen mit. Einige Schülerinnen und Schüler schließen von einem fertigen Werkstück auf die notwendigen Handlungsschritte, planen diese - möglicherweise mit geringer Hilfestellung - in der richtigen Reihenfolge und setzen sie um. Andere erstellen gemeinsam mit der Lehrkraft einen individuell angepassten Arbeitsplan (z. B. mit Bildern oder Symbolen), welchen sie schrittweise umsetzen. Wiederum andere erledigen einen einzelnen Arbeitsschritt, bevor sie den nächsten besprechen und umsetzen. Es ist die Aufgabe der Lehrkraft, für ein angemessenes Maß an Unterstützung zu sorgen, welches weder zu einer Unterforderung noch zu einer Überforderung führt. Dabei ist es wünschenswert, wenn sich auch die Schülerinnen und Schüler gegenseitig Hilfe leisten.

Um die Ordnung am Arbeitsplatz, die eine Grundvoraussetzung für erfolgreiches Arbeiten darstellt, sicherzustellen, nutzen die Schülerinnen und Schüler Markierungen oder Orientierungshilfen wie Bilder oder Symbole.

Damit die Schülerinnen und Schüler sich im Umgang mit den unterschiedlichen Materialien, Werkzeugen und Maschinen sicher fühlen, werden ausreichend lange Übungsphasen in eine Unterrichtssequenz eingeplant. Lehrerinnen und Lehrer achten darauf, dass alle geltenden Unfallverhütungsvorschriften eingehalten werden. Beim Tragen von Schutzausrüstung, in der Handhabung von Werkzeugen und bei der Einhaltung von Sicherheitsbestimmungen haben sie Vorbildwirkung.

Kommunikation und Sprache
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Die Lehrkraft unterstützt verbale Anweisungen mit Anschauungsobjekten oder Modellen, Bild- und Symbolkarten oder Gebärden und ermöglicht so, dass die Kinder und Jugendlichen die Informationen auf eine für sie geeignete Weise entschlüsseln und die Anweisungen umsetzen können. Einfache und komplexe Handlungsschritte im Umgang mit einem Werkstück verbalisieren sie, auch unter Verwendung von Hilfsmitteln der Unterstützten Kommunikation, und setzen dabei Fachbegriffe sachgerecht ein. Die Verwendung von Fachbegriffen erweitert das sprachliche Ausdrucksvermögen, erlaubt exaktes und fachlich korrektes Arbeiten und bereitet auf eine berufliche Tätigkeit vor.

Emotionen und soziales Handeln
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Im Unterricht ist grundsätzlich auf wechselnde Sozialformen zu achten. Hierbei kommt dem Arbeiten im Team ein hoher Stellenwert zu. Einzelarbeit über längere Zeit hinweg hat fast immer sozial isolierende Wirkung, deshalb wird diese Methode nur dort eingesetzt, wo sie die Aufgabenstellung verlangt oder die soziale Toleranzschwelle einer Schülerin oder eines Schülers dies notwendig macht. Die Kinder und Jugendlichen arbeiten gemeinsam in einer Gruppe oder an einem Arbeitsgerät, ohne jemanden auszugrenzen oder zu stören. Durch selbständiges und gemeinschaftliches Arbeiten entwickeln sie zunehmend Verantwortungsbewusstsein und Kooperationsfähigkeit. Die Schülerinnen und Schüler halten sich an vereinbarte Ordnungsprinzipien und achten auf eigenes und fremdes Arbeitsmaterial.

3 Aufbau des Fachlehrplans im Fach Werken und Gestalten
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Der Fachlehrplan Werken und Gestalten gliedert sich in thematische Einheiten, die sog. Lernbereiche, die nach der jeweiligen inhaltlichen Schwerpunktsetzung benannt sind. Innerhalb dieser Lernbereiche befinden sich die ausformulierten individuellen kompetenzorientierten Lernaktivitäten, in denen die Inhalte, anhand derer die Schülerinnen und Schüler ihre Kompetenzen erwerben, integriert ausgewiesen sind. So wird eine stärkere Kompetenzorientierung sowie die Verknüpfung von prozessbezogenen Kompetenzen und Inhalten unterstützt. In jedem Lernbereich soll der Aufbau aller prozessbezogenen Kompetenzen gefördert werden.

Im Fach Werken und Gestalten ist der Fachlehrplan in sieben Lernbereiche unterteilt, in denen die vier Gegenstandsbereiche Gestaltung, Materialien, Arbeitstechniken und Arbeitsabläufe und Zusammenleben und Zusammenarbeiten des Kompetenzstrukturmodells aufgehen.

Lernbereich 1: Arbeitstechniken und Arbeitsabläufe
Lernbereich 2: Werken mit Papier und Pappe
Lernbereich 3: Werken mit Holz
Lernbereich 4: Werken mit Metall
Lernbereich 5: Werken mit Ton
Lernbereich 6: Werken mit Leder
Lernbereich 7: Werken mit Textilien

Die Anordnung der Lernbereiche stellt keine Aussage über deren Wertigkeit und keine Vorgabe für eine zeitliche Abfolge im Unterricht dar. Vielmehr ist es erforderlich, die Lernbereiche durchgängig sinnvoll zu vernetzen, um damit handlungsorientiertes Arbeiten mit nachhaltigem Kompetenzerwerb zu ermöglichen.

4 Zusammenarbeit mit anderen Fächern
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Die individuellen kompetenzorientierten Lernaktivitäten und die Inhalte des Faches Werken und Gestalten können in vielfältiger Weise zusammen mit anderen Fächern erarbeitet werden.

Sinnvoll sind insbesondere Kooperationen mit dem Fach Kunst (z. B. Herstellung einer Applikation nach einem künstlerischen Vorbild) und mit dem Sach- und lebensbezogenen Unterricht (z. B. Werken mit Holz – Thema Wald). Gemeinsam mit den Religionsfächern können Feste (z. B. Weihnachten - Dekostern) kreativ bereichert werden.

Eine enge Verbindung besteht zum Fach Deutsch. Kompetenzen aus den Bereichen „Sprechen und Zuhören“, „Lesen - mit Texten und weiteren Medien umgehen“ sowie „Schreiben“ sind Grundlagen z. B. für das Verstehen einer Arbeitsanleitung, für die Internetrecherche einer Nähanleitung oder die wertschätzende Reflexion der Arbeitsergebnisse in der Gruppe. Mehrsprachige Schülerinnen und Schüler werden beim Erwerb der Fachsprache dahingehend unterstützt, dass sie sich in deutscher Sprache über fachliche Inhalte austauschen und verständigen können.

Das Fach Werken und Gestalten stellt eine vielfältige Lernumgebung für mathematische Problemstellungen dar. So greifen die Schülerinnen und Schüler bei der Umsetzung von Arbeitsaufträgen auf zahlreiche Kompetenzen zu aus den Lernbereichen Zahlen und Operationen (Zählen von Materialien), Raum und Form (Anordnen z. B. von Applikationen auf einem Untergrund), Größen und Messen (Holz mit einem Meterstab ablängen) und Daten und Zufall (tabellarische Anleitungen lesen).

Kompetenzen aus dem Fach Werken und Gestalten fließen in die Fächer Beruf und Arbeit, Freizeit und Wohnen der Berufsschulstufe ein. Werken und Gestalten unterstützt die Schülerinnen und Schüler bei der Berufsorientierung.

5 Beitrag des Faches Werken und Gestalten zu den übergreifenden Bildungs- und Erziehungszielen
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Das Fach Werken und Gestalten verknüpft den Erwerb fachbezogener Kompetenzen mit verschiedenen schulart- und fächerübergreifenden Bildungs- und Erziehungszielen.

5.1 Bildung für Nachhaltige Entwicklung (Umweltbildung, Globales Lernen)
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Im Fach Werken und Gestalten arbeiten die Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen Materialien. Sie erkennen die Bedeutung eines ressourcenschonenden, umweltbewussten Handelns und recyceln Materialabfälle entsprechend.

5.2 Berufliche Orientierung
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Vielfältige Einblicke in Bereiche des Handwerks bzw. Kunsthandwerks sowie der Umgang mit unterschiedlichen Werkstoffen und Werkzeugen ermöglichen den Schülerinnen und Schülern die Reflexion persönlicher Stärken und Interessen als wesentliche Grundlage einer beruflichen Orientierung.

5.3 Kulturelle Bildung
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Die Schülerinnen und Schüler führen traditionelle Kulturtechniken aus (z. B. Weben) und beteiligen sich aktiv an der Gestaltung ihrer häuslichen und schulischen Umwelt. Sie bekommen Einblicke in fremde Kulturen und durch den Vergleich handwerklicher Objekte aus der Heimat mit denen anderer Länder lernen die Kinder verschiedene Kulturen und Kulturtechniken schätzen. Es findet eine Auseinandersetzung mit Alltagsgegenständen, Trendprodukten oder Produkten des Kunsthandwerks statt, welche den Schülerinnen und Schülern Zugänge zu Kultur sowie zum eigenen gestalterischen und handwerklichen Potenzial eröffnet. Die Bildung des Bewusstseins für künstlerisches Schaffen und kulturelle Leistungen wird durch differenziertes Wahrnehmen und ästhetisches Gestalten ermöglicht.

5.4 Medienbildung/Digitale Bildung
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Die Schülerinnen und Schüler nutzen verschiedene Medien kritisch und verantwortungsbewusst. Sie setzen Suchmaschinen im Internet gezielt (z. B. beim Suchen geeigneter Anleitungen für ein Arbeitsvorhaben) für den Fachbereich Werken und Gestalten ein. Dabei arbeiten sie mit aktuellen Informations- und Medienangeboten und beachten die rechtlichen Bestimmungen (z. B. Datenschutz, Urheberrecht).

5.5 Soziales Lernen
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Die praktischen Tätigkeiten im Fach Werken und Gestalten geben den Schülerinnen und Schülern Raum für vielfältige soziale Erfahrungen und Möglichkeiten, ihre Sozialkompetenz zu erweitern. Dies wird durch den Einsatz kooperativer Lernformen, verantwortlichen Handelns im Team und von Helfersystemen durchgängig gefördert. Hier können Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichen Lernbedürfnissen im gemeinsamen Arbeitsprozess Wertschätzung erfahren und positive Lernerfahrungen machen.

5.6 Sprachliche Bildung
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Der Fachunterricht Werken und Gestalten unterstützt durch vielfältige Kommunikations- und Reflexionsanlässe die Versprachlichung eigener und fremder Gedanken und fördert die Schülerinnen und Schüler bei der Entwicklung entsprechender Fachsprache.

5.7 Technische Bildung
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Die Schülerinnen und Schüler nutzen technische Geräte (z. B. Akkubohrer, Nähmaschine, Computer) zur Herstellung und Gestaltung werktechnischer und textiler Gegenstände und Printmedien. Sie reflektieren die Chancen und Risiken der technischen Entwicklung für sich und die Gesellschaft. Beim Umgang mit unterschiedlichen Materialien und Werkzeugen achten sie auf Maßnahmen zur Unfallverhütung und auf ergonomische Arbeitsweisen.

5.8 Werteerziehung
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Die Bildung eines reflektierten Urteils über gestaltete Alltagsgegenstände und Trendprodukte fördert Aufgeschlossenheit und Toleranz für andere und anderes. Respektvolles Verhalten untereinander und gegenüber den Leistungen Dritter sowie der wertschätzende Umgang mit Arbeitsmitteln leisten einen grundlegenden Beitrag zur Werteerziehung.