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Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Katholische Religionslehre

1.1 Bedeutung und Aufgabe des Faches
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Im katholischen Religionsunterricht können Schülerinnen und Schüler ihren Fragen nach dem Woher, Wozu und Wohin ihres Lebens und insbesondere der Frage nach Gott Raum geben. Die Fragen „Welchen Sinn hat unser Leben und der Lauf der Welt?” oder „Wie können Menschen gerecht und friedvoll zusammenleben?” haben ihr eigenes Gewicht. Im Bildungswirken der Förderschule eröffnen sie einen eigenen religiösen Zugang zur Wirklichkeit, der aus anderen Schulfächern nicht abgeleitet werden kann.

Im Religionsunterricht denken die Schülerinnen und Schüler über Antworten des Glaubens nach. Sie bereichern und erweitern darin ihren eigenen Lebenshorizont. Mit zunehmendem Alter stellen sie existenzielle und religiöse Fragen, suchen nach Antworten und bedenken die entsprechenden Aussagen des Glaubens. Sie entwickeln darin ihr eigenes Verständnis von Glauben und Leben weiter und erweitern ihren persönlichen Lebenshorizont.

Die Deutsche Bischofskonferenz setzt mit ihren Verlautbarungen, v. a. mit den Richtlinien für Bildungsstandards für den katholischen Religionsunterricht, einen verbindlichen Rahmen. Im Kernbereich des Schulfaches liegen folgende Anliegen:

Die Schülerinnen und Schüler eignen sich strukturiertes und lebensbedeutsames Grundwissen über den katholischen Glauben an.
Die Frage nach Gott hat für Christen eine Antwort: Jesus Christus. Aus der Sicht seiner Verkündigung, aus seinem Handeln, Leben, Leiden und Sterben und vor allem in seiner Auferweckung erwachsen die Hoffnung und der Glaube der Kirche. Daraus ergibt sich nicht zuletzt ein leitender Blick auf die ganze Wirklichkeit unserer Welt. Grundwissen umfasst vor allem das Verstehen der verschiedenen Sprach- und Ausdrucksformen religiöser Welterfahrung, Symbole, Bilder, biblische Erzählungen und Gebetsformen sowie Werte und Weisungen zur Lebensgestaltung. In alledem liegen Voraussetzungen zur Ausbildung einer eigenen religiösen Identität. Von Jugendlichen in der Pubertät verlangt dies, den Kinderglauben zu einem Glauben eines jungen Erwachsenen weiterzuentwickeln.

Die Schülerinnen und Schüler machen sich vertraut mit Formen gelebten Glaubens.
Für eine wachsende Zahl von Kindern und Jugendlichen ist der Religionsunterricht der wichtigste und oft auch einzige Ort der Begegnung mit dem Glauben der Kirche. Dies wird häufig schon bei der Vorbereitung auf die Sakramente der Versöhnung und der Eucharistie deutlich und trifft später insbesondere auf Jugendliche nach dem Empfang der Firmung zu. Kinder und Jugendliche interessieren sich für die Lebenspraxis anderer Menschen und sind auf der Suche nach lebendigen Erfahrungen mit Religion und Glauben. Darum bedarf es Formen erlebter Begegnung von Glaubenspraxis in Ritualen, Gebetsweisen, einfachen gottesdienstlichen Feiern, christlichen Zeichen und Festen, in Beispielen der tätigen Nächstenliebe, die im Religionsunterricht auch reflektiert werden. Diese können die gesamte Persönlichkeitsentwicklung maßgeblich unterstützen und die Schülerinnen und Schüler insbesondere auch im Blick auf die anstehende Berufswahl stärken.

Die Schülerinnen und Schüler entwickeln eigene religiöse Dialog- und Urteilsfähigkeit.
Es ist gesellschaftliche Realität, dass Schülerinnen und Schüler von klein auf Menschen aus anderen Kulturkreisen, Konfessionen und Religionen begegnen. Indem sie Neues aufnehmen und ihre Vorstellungen und Verstehensweisen miteinander teilen, entwickeln Offenheit füreinander, stellen Unterschiede fest und lernen, einander zu respektieren. Der Austausch mit Kindern und Jugendlichen anderer Konfessionen und Religionen fördert das Zusammenleben und trägt auch dazu bei, den Sinn für das Wesentliche des christlichen Glaubens zu gewinnen. Die Schule kann als Lebensraum von jungen Menschen zugleich Übungsfeld sein, um gewaltfreie Formen der Konfliktlösung und des Zusammenlebens, Zivilcourage, gegenseitige Achtung und Toleranz aktiv zu erproben.

Der Religionsunterricht ist als bekenntnisgebundenes Fach im Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland und in der Verfassung des Freistaates Bayern verankert. Gerade seine Konfessionalität ermöglicht einen direkten und authentischen Kontakt zum Glauben der katholischen Kirche. Eine solche Rückbindung und Auseinandersetzung mit erlebbaren Glaubensformen und Traditionen bietet zugleich eine Chance, in einer offenen und weltanschaulich vielstimmigen Gesellschaft einen eigenen religiösen Standpunkt zu entwickeln.

Begegnung mit Religion und Glaube ist nicht auf die Schule beschränkt. Sie findet statt im alltäglichen Zusammenleben in der Familie, in einer Vielzahl von Anlässen innerhalb des sozialen, gesellschaftlichen und kirchlichen Lebens, in Eindrücken aus den Medien, an Festtagsgelegenheiten des Kalenders, auch in kirchlichen Aktionen, die sich etwa an Kinder und Jugendliche wenden.

Die Pfarrgemeinden übernehmen vor allem mit der Hinführung zu den Sakramenten der Versöhnung, der Eucharistie und der Firmung die Verantwortung für eigene gemeindekatechetische Angebote. Diese Vorbereitungsphasen wirken auf die Schule und den Unterricht zurück. Der Religionsunterricht zielt dabei, im Sinne eines reflektierenden und ergänzenden Geschehens, auf ein handlungsorientiertes Verstehen der Glaubenspraxis der Kirche.

1.2 Kompetenzerwerb im katholischen Religionsunterricht
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Im Mittelpunkt des Förderschwerpunktes Lernen stehen nicht die Lerninhalte im herkömmlichen Sinne, sondern die Schülerinnen und Schüler mit ihrem individuellen sonderpädagogischen Förderbedarf, der übergreifend in mehreren Förderschwerpunkten sein kann und somit ein differenziertes Arbeiten verlangt.

Im katholischen Religionsunterricht suchen und finden Schülerinnen und Schüler in religiösen Lernprozessen Orientierung für ihr Leben. Wichtig sind hierfür das Ermöglichen von eigenen Erfahrungen mit dem Glauben und der Hoffnung der Kirche und der Erwerb von Orientierungswissen. Damit sind Einsichten gemeint, die das Leben selbst orientieren d. h. die Sinnfrage, aber auch Einsichten, die im Leben orientieren, z. B. im Verhältnis zu anderen Menschen, zu sich selbst, zur Natur, zu Gott. Um dies zu erreichen, muss sich religiöses Lehren und Lernen stärker als bisher der Vermittlung von strukturiertem und lebensbedeutsamem Grundwissen über den Glauben der Kirche, dem Vertrautmachen mit Formen gelebten Glaubens sowie der Förderung religiöser Ausdrucks-, Dialog- und Urteilsfähigkeit widmen.

Unabdingbar für einen umfassenden Kompetenzerwerb ist ein Spektrum theologisch und religionspädagogisch relevanter Inhalte. Die deutschen Bischöfe haben dafür im Rahmen der kirchlichen Richtlinien zu den Bildungsstandards für die Sekundarstufe I im Jahr 2004 bzw. für die Primarstufe 2006 Gegenstandsbereiche festgelegt, die den inhaltlichen Lernbereichen in den Lehrplänen der Grundschule und der Hauptschule entsprechen. Religiöse Kompetenzen werden in der Auseinandersetzung mit diesen Inhalten erworben.

In erfahrungsorientierter Begegnung und Auseinandersetzung mit Inhalten, Haltungen und Ausdrucksformen des christlichen Glaubens sowie anderer Religionen werden allgemeine Kompetenzen, wie sie in den kirchlichen Richtlinien grundgelegt sind, erworben. Die dafür notwendige inhaltliche Konkretisierung orientiert sich dabei an den folgenden Kriterien:

Subjektorientierung
Das Prinzip der Subjektorientierung erfordert, den Blick ganz individuell auf jede Schülerin und jeden Schüler zu richten, die Lernenden in einer sicheren Lernumgebung zu aktivieren und in unterschiedlichen Arbeitsformen Erfolgserlebnisse zu ermöglichen.

Basale Förderung und Elementarisierung
Ein zentraler Aspekt der Planung besteht im Bemühen um Elementarisierung. Dabei geht es weniger darum, Inhalte zu vereinfachen oder zu reduzieren, als vielmehr darum, das Grundlegende und Lebensbedeutsame eines Inhalts am Grundlegenden und Lebensbestärkenden der Schülerinteressen und -fähigkeiten aufzuschließen. Elementarisierung ist vor allem auch Leistung der Schülerinnen und Schüler, die in Auseinandersetzung mit neuen, vielleicht auch provozierenden Lerninhalten das Bedeutsame herausfinden und begreifen.

Entwicklungsorientierte und ressourcenorientierte Förderung
Religiöser Kompetenzerwerb ist ein langfristiger Entwicklungsprozess, der diagnosegeleitet zu fördern ist. Die je unterschiedlichen Zugriffsmöglichkeiten der Schülerinnen und Schüler auf religiöse Fragestellungen und Inhalte müssen wahrgenommen und in einer subjekt- und ressourcenorientierten Weise gefördert werden. Der Blick ist dabei zu richten auf ein breites Zielspektrum, das den individuellen Voraussetzungen und Möglichkeiten der Schülerinnen und Schüler Rechnung trägt.

Teilhabe/Inklusion
Der Religionsunterricht bietet Raum für die Fragen des Lebens und der personalen Beziehung zu Gott. Durch das Erleben der Gemeinschaft unter Christen kann der Gefahr der sozialen Isolation der Schülerinnen und Schüler begegnet werden. Der Religionsunterricht trägt dazu bei, das Gefühl der Benachteiligung emotional aufzuarbeiten und das Gefühl zu vermitteln, dass die Schülerinnen und Schüler in ihrer Einmaligkeit wertvolle Mitglieder der Gemeinschaft sind. Aufgabe des Religionsunterrichts ist es, das Gefühl der Benachteiligung rational, emotional und religiös aufzuarbeiten und so einen wichtigen Beitrag zur vollen Teilhabe der Schülerinnen und Schüler an Kirche und Gesellschaft zu leisten.

Konfessionalität
Grundsätzlich ist religiöses Lernen von einer ökumenischen Gesinnung gegenüber allen Christen getragen. Auch eine konfessionell-kooperativ ausgerichtete Didaktik wird nicht darauf verzichten, so gut es möglich ist, die Schülerinnen und Schüler in ihrer angestammten Konfession zu beheimaten.

2.1 Kompetenzstrukturmodell
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Kompetenzstrukturmodell Katholische Religionslehre

Das Kompetenzstrukturmodell für das Fach Katholische Religionslehre ist schulartübergreifend angelegt. Es zeigt in seiner Mitte die Gegenstandsbereiche als inhaltliche Themenfelder. In Verbindung mit den prozessbezogenen Kompetenzen im äußeren Kreis können religiöse Kompetenzen in altersspezifischer Weise erworben werden. Die prozessbezogenen Kompetenzen stehen ihrerseits nicht unverbunden nebeneinander, sondern sie beziehen sich wechselseitig aufeinander, beanspruchen oder steuern einander.

Das Kompetenzstrukturmodell des Faches Katholische Religionslehre erhält eine Erweiterung durch die vier Entwicklungsbereiche Motorik und Wahrnehmung, Denken und Lernstrategien, Kommunikation und Sprache sowie Emotionen und soziales Handeln, deren Zusammenwirken erfolgreiche Lernprozesse ermöglicht. Die persönlichen Ressourcen in den Entwicklungsbereichen sind die Grundlage für die Planung und Gestaltung von Lernsituationen. Dadurch ergeben sich Hinweise und Impulse für die kriterienorientierte Schülerbeobachtung und für die Feststellung des individuellen Entwicklungsstandes.

2.2 Prozessbezogene Kompetenzen
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Folgende prozessbezogenen Kompetenzen dienen dem Erwerb persönlicher religiöser Orientierungsfähigkeit und Sinnfindung:

Erkenntnisgewinnung und Anwendung
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Wahrnehmen
Die Sinne eröffnen die Welt. Im Aufmerksamwerden und im Sich-Öffnen nehmen die Schülerinnen und Schüler auf, was geschieht – auch das, was sich erfahrbar machen will, was sie anspricht und sie berührt. In der Fähigkeit zum Wahrnehmen liegt damit ein grundlegender Ausgangs- und Zielpunkt religiöser Bildung und Erziehung.

Verstehen
Im Verstehen gewinnt das Wahrgenommene für den Einzelnen Sinn und Bedeutung. Dadurch entsteht lebendiges Wissen. Verstehen umschließt das Unterscheiden von faktischen Informationen und bild- oder symbolhaften Sprach- und Ausdrucksformen. Religiöse Sprach- und Gestaltungsfähigkeit zeigt sich darin, dass und wie in wichtigen Lebensfragen sinnvolle Zusammenhänge entdeckt und aufgebaut werden.

Gestalten
Gestalten ist ein schöpferischer Prozess, der in besonderem Maße mit biografischen Prägungen verbunden ist. Schülerinnen und Schüler drücken ihr Eigenes, das Gefühlte und Gedachte, das Erlebte und Verstandene aus und teilen es mit. Darin formen und klären sie zugleich ihre Beziehungen zu vorgegebenen kulturellen und religiösen Inhalten und entwickeln ihre religiöse Ausdrucksfähigkeit weiter.

Kommunizieren
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Kommunizieren
Kommunizieren befähigt die Schülerinnen und Schüler zum Dialog mit anderen auf der Grundlage gegenseitiger Achtung. Darin bewähren, korrigieren oder erweitern sich eigene Vorstellungen. In dieser Weise geprüft, entwickelt und festigt sich die Fähigkeit zum differenzierten Sich-Verständigen im Hinblick auf einen eigenen religiösen Standpunkt.

Reflektieren und bewerten
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Urteilen
Im Urteilen verlangt das Verstandene nach einer wertenden Auseinandersetzung. Durch den Zugriff auf Neues wird der eigene Horizont bestätigt, erweitert, geklärt oder infrage gestellt. Eine eigene Sicht der Dinge erwerben Schülerinnen und Schüler, wenn sie lernen, abzuwägen und kritisch zu reflektieren. Im Urteilen-Können gründet die Freiheit zu religiöser Entscheidung.

Teilhaben
Auf der Grundlage reflektierter Überzeugungen ermöglichen die erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten Teilhabe im Sinne eines verantwortlichen Handelns für sich und für andere. Sie befähigt die Schülerinnen und Schüler dazu, in altersgemäßer Weise das soziale Miteinander in seinen Strukturen zu bedenken und mitzugestalten. Menschen mit religiös entfalteter Kompetenz sind bereit und in der Lage, sich in das gesellschaftliche, soziale und kirchliche Leben einzubringen.

2.3 Gegenstandsbereiche
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Die Gegenstandsbereiche benennen die zentralen Inhalte und Ausdrucksformen des katholischen Glaubens. Im Hinblick auf die Förderschule, lassen sie sich folgendermaßen fassen:

Mensch und Welt
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Der Religionsunterricht erschließt auf der Grundlage der Glaubensüberlieferung Maßstäbe ethischen Urteilens, motiviert zum bewussten Engagement für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung und leistet einen wichtigen Beitrag zur schulischen Werteerziehung und für die Vorbereitung auf einen Beruf.

Die Frage nach Gott
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Der Religionsunterricht ermutigt die Kinder und Jugendlichen, auf dem Hintergrund wachsender Lebenserfahrung die großen Fragen des Lebens und in diesem Zusammenhang die Frage nach Gott erneut zu stellen und zu bedenken.

Bibel und Tradition
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Der Religionsunterricht eröffnet Zugänge zur lebensbedeutsamen und befreienden Kraft des Wortes Gottes in den biblischen Überlieferungen.

Jesus Christus
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Der Religionsunterricht befähigt die Schülerinnen und Schüler, sich der Frohbotschaft über Leben, Tod und Auferstehung Jesu Christi zu öffnen und diese auf ihr eigenes Leben zu beziehen.

Kirche und Gemeinde
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Der Religionsunterricht lädt zur Begegnung mit gläubigen Christen, mit Kirche und Pfarrgemeinden ein.

Religionen und Weltanschauungen
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Der Religionsunterricht macht mit den vielfältigen Ausdrucksformen des Glaubens vertraut und fördert dadurch das Verständnis für Menschen anderer Konfessionen, Kulturen, Religionen und Weltanschauungen.

Motorik und Wahrnehmung
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Die vielsinnige Wahrnehmung im Sinne der Ganzheitlichkeit ist ein zentrales Anliegen im Katholischen Religionsunterricht. In diesem Bereich werden von den Schülerinnen und Schülern spezifische entwicklungsbezogene Kompetenzen erworben, die die visuelle und auditive Wahrnehmung sowie Körper- und Selbstwahrnehmung fördern. Kompetenzen der Körperwahrnehmung  ermöglichen die eigenen Sinne bewusst einzusetzen, um sich der Welt zu öffnen, Staunen zu lernen über die Schönheit der Schöpfung und sich in ihr als wertvoll zu erleben.

Naheliegend für das kompetenzorientierte Lernen im katholischen Religionsunterricht ist die Wechselwirkung und enge Verzahnung von Wahrnehmung und Motorik, wie sie in fachspezifischen Methoden wie Wahrnehmungsübungen, Erfahrungen zur Selbstwahrnehmung (z. B. Körper spüren, Atem beobachten), Körperidentifikationen  (z. B. vom Samenkorn zur Ähre), Fantasiereisen, pantomimische Übungen und kreatives Gestalten zum Ausdruck kommen. Dieses gelingende  Zusammenwirken von Motorik und Wahrnehmung fördert das individuelle Fühlen, Erleben, Denken und Lernen und trägt zur Entwicklung der religiösen Identität bei.

Denken und Lernstrategien
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Im katholischen Religionsunterricht sind Elemente wie Urteilsbildung, Konzentration, Strukturierungsfähigkeit, Handlungsplanung, kreativ-problemlösendes Denken, schlussfolgerndes Denken und Symbolverständnis von elementarer Bedeutung. So entwickeln und begründen die Schülerinnen und Schüler einen eigenen Standpunkt sowie persönliche Wertungsmaßstäbe, die sie am Ethos der Bibel sowie am Beispiel Jesu ausrichten. Sie folgen Erzählsituationen mit Interesse und persönlicher Beteiligung, wobei die permanente und redundante Wiedergabe der Serialität von Erzählverläufen die Schülerinnen und Schüler  zu der bedeutsamen Fähigkeit führt, Zusammenhänge zwischen ihrer persönlichen Lebenswelt und den Jesuserzählungen zu erschließen. 

Zudem beschreiben sie die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den verschiedenen Religionen. Konfliktsituationen werden von den Schülerinnen und Schülern hinsichtlich ihrer individuellen Erfahrungswelt analysiert. Darauf basierend entwickeln sie Konfliktlösungsmöglichkeiten, die sie im Alltag umsetzen. Das Herstellen eines Bezugs zwischen den religiösen Inhalten und den eigenen Lebenserfahrungen ist ein Kernelement des katholischen Religionsunterrichts, aus dem die Schülerinnen und Schüler Ideen und Ansätze für ihre persönliche Lebensgestaltung ableiten. Die Symbolik der Festzeiten zu deuten und die biblische Symbolsprache zu erschließen sind weitere wesentliche Bestandteile dieses Unterrichts. So verbinden die Schülerinnen und Schüler Bilder und Symbole mit Gott.

Kommunikation und Sprache
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Schülerinnen und Schüler suchen im Religionsunterricht die Auseinandersetzung mit der Welt und dem Glauben. Die Sprache und die Kommunikation zwischen der Lehrkraft und den Schülerinnen und Schülern spielt hier eine herausragende Rolle und stellt hohe sprachliche Anforderungen an die Schülerinnen und Schüler, um die Bibel und ihre vielfältigen Textformen zu verstehen und einzuordnen.

Der Religionsunterricht bietet den Raum, Erfahrungen und persönliche Ansichten der Schülerinnen und Schüler zu kommunizieren, zu vergleichen und einzuordnen. Im altersgemäßen Theologisieren üben die Schülerinnen und Schüler, Stimmungen und Gefühle zu verbalisieren. Sie drücken Zuwendung aus, verbalisieren verschiedene Meinungen in verschiedenen Lernsituationen, sie testen und vertreten Hypothesen über ihre Vorstellungen von Gott. Im Finden von passenden Begriffen für Gefühle setzen sich die Schülerinnen und Schüler auseinander mit der christlichen Tradition und der eigenen Lebenswirklichkeit, sie reflektieren, artikulieren und tauschen sich in Lernsituationen wie Partner und Gruppenarbeit, Rollenspiel und Lehrer-Schüler-Gespräch aus.

Die Entwicklung der situationsangemessenen, sprachlichen Handlungskompetenz stellt einen wesentlichen Schwerpunkt in den elementaren, sinnlichen und ganzheitlichen Methoden (Rituale, Symbolarbeit, materialgeleitetes Lernen, materialbegleitetes Erzählen) des Religionsunterrichtes dar. Eine gelingende sprachliche Entwicklung kann erreicht werden, wenn nonverbale (Gestik, Mimik und Emotionen) und verbale Kommunikation (Zuhörkompetenz, Gesprächsbereitschaft, Sprechen in unterschiedlichen Situationen) in Rollenspielen und Körperausdrucksgestaltungen gefördert und ausprobiert werden. Vielfältige methodische Elemente der Entdeckung von religiösen Räumen entwickeln und pflegen kirchliche und liturgische Sprache und erweitern den Wortschatz der Schülerinnen und Schüler um religiöse Begriffe und symbolhaftes Sprechen.

Emotionen und soziales Handeln
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Wenn Schülerinnen und Schüler im Religionsunterricht mit Freude und Interesse lernen, erspüren sie emotionale Sicherheit und erwerben, bilden, üben und erweitern ihre sozialen Kompetenzen. Das  Erleben von gemeinsamen Projekten im Klassen- oder Gruppenrahmen fördert die schrittweise Erweiterung sozialer Erfahrungen und Handlungsweisen.

In einem ganzheitlichen Religionsunterricht setzen sich Schülerinnen und Schüler intensiv mit ihrem eigenen emotionalen Erleben auseinander und erspüren Ermutigung und Angenommen sein, indem sie sich mit den handelnden Personen biblischer Texte identifizieren (z. B. Arbeit mit Eglifiguren, anderen Figuren), ihre eigenen Gefühle wahrnehmen, Mitgefühl zeigen und ausdrücken. Schülerinnen und Schüler nehmen Konflikte in menschlichen Situationen wahr und werden gestärkt durch die Einfühlung in die Sensibilität und Vorstellungen anderer.

Grundlegende  fachspezifischen Arbeitsweisen des Religionsunterrichtes helfen den Schülerinnen und Schülern neben dem Aufbau von religiösen Kenntnissen und Fähigkeiten, Einstellungen und Handlungsweisen zu entwickeln und angemessen mit Konflikten umzugehen. Die Unterrichtsprinzipien Ritualisierung, Kleinschrittigkeit, sinnliches Lernen, handelndes Lernen, bildliches und begrifflich-abstraktes Lernen  fördern, wie auch Partner- oder Gruppenarbeit, soziale Kompetenzen. Diese sind die Basis für emotionale Stabilisierung und die Entwicklung des Selbstwertgefühles, um sich als wertvoll zu erleben.

2.5 Lernen im Religionsunterricht
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Eigenständiges Lernen der Schülerinnen und Schüler im Unterricht wird mittels Anregungen durch die Lehrenden motiviert, begleitet und gefördert. Dadurch erweitern die Schülerinnen und Schüler ihre Kompetenzen oder bauen sie neu auf. Deshalb ist die Auseinandersetzung mit religiösen Inhalten und Kompetenzerwerb auf lebensnahe Lernprozesse wie auf durch Einsicht gewonnene Lernergebnisse ausgerichtet. So bewältigen Kinder und Jugendliche ihre altersgemäßen Entwicklungsaufgaben und können Halt und Orientierung im christlichen Glauben finden. Denn im Religionsunterricht sind Leben- und Glaubenlernen untrennbar aufeinander bezogen. Dementsprechend erwerben bzw. entwickeln sie Kompetenzen, die für ein verantwortliches Denken und Handeln im Hinblick auf den katholischen Glauben sowie auf die eigene Religiosität und andere Religionen oder Weltanschauungen notwendig sind.

Lebendiges Lernen im Religionsunterricht beruht auf der Vielfalt seiner Lernwege. Hier verfügt das Fach über eine reiche Palette von fachspezifischen Arbeitsweisen. Dazu gehört, dem Förderschwerpunkt entsprechende Lernwege und -methoden auszuwählen, die geeignet sind, Schülerinnen und Schülern den Zugang zum christlichen Glauben zu ermöglichen bzw. sich in vertiefter Weise auseinanderzusetzen. In diesem Kontext können Zugänge zu persönlichem Gebet angebahnt und erschlossen werden. Um die einzelne Schülerin bzw. den einzelnen Schüler darin zu unterstützen, sind in allen Lernbereichen Rituale, die der Gebetserziehung dienen, zu pflegen und zu üben. Dabei stehen die Psalmen und christlichen Grundgebete im Vordergrund.

Schülerinnen und Schüler, die am Religionsunterricht teilnehmen, unterscheiden sich oft deutlich im Hinblick auf ihre kulturelle Prägung, ihre religiöse Sozialisation, ihren Entwicklungsstand sowie ihren spezifischen Lern- und Unterstützungsbedarf. Jede Schülerin und jeder Schüler bringt ihren bzw. seinen eigenen Hintergrund und ihre bzw. seine individuelle Geschichte mit in die heterogene Gemeinschaft der Lernenden, was zu neuen und unerwarteten Lernchancen führen kann. Der Religionsunterricht unterstützt sie auf dem Weg vom Kindsein zum jungen Erwachsenen und auf dem Weg ihrer persönlichen und beruflichen Orientierung.

Religionslehrkräfte sind Brückenbauer zwischen der überlieferten Botschaft des Glaubens und der Lebenswelt ihrer Schülerinnen und Schüler, zwischen Kirche und Schule, Kirche und Gesellschaft sowie zwischen Glaubenden und Anders- bzw. Nichtgläubigen. Als solche werden Religionslehrkräfte vor allem dann wahrgenommen, wenn sie authentisch Stellung beziehen. Die Begegnung mit Menschen und ihren persönlichen Glaubensüberzeugungen kann bei Schülerinnen und Schülern das Gespür für lebensbedeutsame Orientierungen wecken.

Religionslehrkräfte begleiten die Schülerinnen und Schüler beim Aufbau von Haltungen und Einstellungen in Bezug auf Gerechtigkeit und Solidarität, Lebensfreude, Dankbarkeit für das eigene Leben und die ganze Schöpfung, Sensibilität für das Leiden anderer, Bewältigungs- und Kompensationsstrategien im Umgang mit eigenen Leiderfahrungen, Aufbau von Resilienzen und Hoffnung auf ein Leben über den Tod hinaus. Auf der Basis des christlichen Welt- und Menschenbildes leistet der katholische Religionsunterricht seinen spezifischen Beitrag für die Anerkennung von physischer, psychischer, intellektueller, sozialer und ethnischer Unterschiedlichkeit aller Menschen. Im Blick auf die schöpfungstheologischen Grundlagen für eine elementare Gleichwertigkeit sind Integration und Inklusion deshalb selbstverständliche Dimensionen im Religionsunterricht. Inklusives Fühlen, Denken und Handeln erwächst aus einer Vielfalt, die der menschlichen Würde entspricht.

Die Religionslehrkräfte sind sich bewusst, dass der Aufbau entsprechender Haltungen und Einstellungen nicht in gleicher Weise überprüft werden kann und darf wie der Erwerb von Kenntnissen und Fähigkeiten. Lernprozesse zur Entwicklung angemessener Einstellungen und Haltungen vollziehen sich im Unterricht und im Schulleben. Jubiläen, Feste im Jahreskreis oder im Kirchenjahr, aber auch schicksalhafte Ereignisse wie Krankheit und Tod im Umfeld der Schule brauchen das Miteinander der gesamten Schulgemeinschaft; Angebote von Schulpastoral und Krisenseelsorge bereichern und ergänzen das Schulleben.

3 Aufbau des Fachlehrplans im Fach Katholische Religionslehre
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Im Fachlehrplan Katholische Religionslehre bilden die entwicklungsbezogenen Kompetenzen in den Bereichen Motorik und Wahrnehmung, Denken und Lernstrategien, Kommunikation und Sprache und Emotionen und soziales Handeln die Grundlage für den individuellen Kompetenzerwerb.

Der Fachlehrplan gliedert sich in sechs Lernbereiche, die den unter unter 2.3 genannten sechs Gegenstandsbereichen ensprechen:

  • Mensch und Welt
  • Die Frage nach Gott
  • Biblische Botschaft
  • Jesus Christus
  • Kirche und Gemeinden
  • Andere Religionen – Weltanschauungen

Die Inhalte und Kompetenzerwartungen, die sich auf die Gegenstandsbereiche beziehen, bauen aufeinander auf. Für die Reihenfolge der Lernbereiche innerhalb einer Jahrgangsstufe gibt es keine Vor- oder Nachordnung, keine Vorgabe für die zeitliche Abfolge im Unterricht: Jeder Lernbereich ist gleichwertig. Kennzeichnend für einen Lernbereich ist seine Darstellungsform mit Kompetenzerwartungen und Inhalten, die wiederholt aufgegriffen und vielfältig vernetzt werden, d. h. eine oder mehrere Kompetenzerwartungen durchziehen die Jahrgangsstufen 1 bis 4 bzw. 5 bis 9 mit wechselnden Inhalten, die aus den jeweiligen Bezugslehrplänen der Grundschule bzw. der Mittelschule entnommen werden können. Der Lernbereich Methodenkompetenzen beschreibt das Ergebnis des Lernprozesses in den Jahrgangsstufen 1 bis 9.

Dieser aufbauende Ansatz des Kompetenzstrukturmodells schafft die Voraussetzungen dafür, dass die Schülerinnen und Schüler einen altersgemäßen Zugang zum „Credo“ des kirchlichen Glaubens erwerben und sich mit seinen wesentlichen Inhalten auseinandersetzen.

Dies ermöglicht ihnen, einen persönlichen Glauben zu entwickeln und elementar dialogfähig in der Begegnung mit anderen Religionen und Weltanschauungen zu handeln.

4 Zusammenarbeit mit anderen Fächern
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Getragen von Dialogbereitschaft und ökumenischer Gesinnung sucht das Fach Katholische Religionslehre – entsprechend der Vereinbarung der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland zur ökumenischen Kooperation im Religionsunterricht – zunächst die Zusammenarbeit mit anderen, an der jeweiligen Förderschule bzw. des jeweiligen Förderzentrums vertretenen Konfessionen. Der biblischen Gesinnung entspricht es darüber hinaus, dass Christen mit anderen Religionen und Kulturen gemeinsam den Dialog und die Verständigung suchen. Das betrifft sowohl den Unterricht als auch die Mitgestaltung des Schullebens.

Zudem ergänzen sich Katholische Religionslehre und das Fach Deutsch beim Erwerb der prozessbezogenen Kompetenzen anhand der zugeordneten Fachinhalte (z. B. Erschließen von biblischen Texten, religiöse Sprach-, Ausdrucks- und Auskunftsfähigkeit); beide Fächer unterstützen sich gegenseitig im Bereich der Sprachlichen Bildung und Medienbildung. Chancen zur fächerverbindenden Zusammenarbeit eröffnen sich nicht zuletzt in der Grundschulstufe mit den Fächern Heimat- und Sachunterricht (z. B. Kirchen und Religionsgemeinschaften vor Ort), Kunst (z. B. Bildbetrachtung) und Musik (z. B. Gestalten von Schulfeiern und Gottesdiensten), und in der Mittelschulstufe mit den Fächern Geschichte/Politik/Geographie (z. B. Kirche im historischen Kontext), Natur und Technik (z. B. Schöpfungsverantwortung, Sexualität und Partnerschaft, Naturwissenschaft und Glaube) sowie Wirtschaft und Beruf (z. B. sozial-caritative Dienste, Berufsfeld Kirche), Kunst (z. B. Bildbetrachtung) und Musik (z. B. Gestaltung von Schulfeiern und Gottesdiensten) in der Mittelschulstufe.

Das Fach Katholische Religionslehre schafft durch sprachsensiblen und die Fachsprache entwickelnden Unterricht auch für mehrsprachige Schülerinnen und Schüler mit Deutsch als Zweitsprache die sprachlichen Voraussetzungen, dem Unterricht angemessen zu folgen sowie fachliche Kompetenzen zu erwerben und zu zeigen.

5 Beitrag des Faches Katholische Religionslehre zu den übergreifenden Bildungs- und Erziehungszielen
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Das Fach Katholische Religionslehre leistet Beiträge zu vielen der schulart- und fächerübergreifenden Bildungs- und Erziehungsziele. Folgende sind dabei besonders zu nennen:

5.1 Kulturelle und Interkulturelle Bildung
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Im umfassenden Sinn besteht eine innere Nähe zur Kulturellen und Interkulturellen Bildung. In Kunst und Musik, an Bauwerken und in sozialen Errungenschaften zeigt sich in der Geschichte und Gegenwart die gestaltende und bildende Kraft des Glaubens.

5.2 Werteerziehung
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Katholische Religionslehre leistet zudem einen originären Beitrag zur Werteerziehung, denn Sinn und Begründung bestimmter Werte und Haltungen wie gegenseitige Achtung, Rücksichtnahme, Solidarität und Toleranz werden insbesondere durch Rückbesinnung auf ihren religiösen Ursprung einsichtig.

5.3 Bildung für Nachhaltige Entwicklung (Umweltbildung, Globales Lernen, Gesundheitsförderung)
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Im christlichen Glauben wird nicht zuletzt Natur als Schöpfung Gottes verstanden, sodass den Schülerinnen und Schülern die Verantwortung für die ihnen anvertrauten Güter des Lebens und für die Zukunft der Erde bewusst wird.

5.4 Familien- und Sexualerziehung, Politische Bildung, Soziales Lernen, Sprachliche Bildung
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Das christliche Welt- und Menschenbild prägt auch den Kompetenzerwerb in den Bereichen Familien- und Sexualerziehung, Politische Bildung, Soziales Lernen und Sprachliche Bildung.