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Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Islamischer Unterricht

Selbstverständnis des Faches Islamischer Unterricht
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Der Islamische Unterricht findet in deutscher Sprache statt. Er geht von der Gewissens- und Gedankenfreiheit aus, wie sie der Werteordnung des Grundgesetzes und auch der Grundlage des Islams als Religion und Lebensweise entspricht, und zielt darauf ab, die Schülerinnen und Schüler auf ihr Leben als religiös mündige und aufgeklärte Bürgerinnen und Bürger der Bundesrepublik Deutschland vorzubereiten und in ihrer Persönlichkeits- und Wertebildung zu unterstützen.

Die zwei zentralen, gleich zu gewichtenden Anliegen des Islamischen Unterrichts sind die Befähigung der Schülerinnen und Schüler zu werteinsichtigem Urteilen und Handeln sowie die Vermittlung vertiefter islamkundlicher Inhalte und Kompetenzen. Dabei umrahmen die allgemein ethisch ausgerichteten Lernbereiche „Miteinander leben“ und „Religionen und Weltanschauungen“ die Lernbereiche mit überwiegend islamkundlicher Gewichtung. Eine besondere Rolle hat der an der Lebenswelt der jungen Menschen orientierte Lernbereich „Miteinander leben“: Er steht an erster Stelle und kann als Leitidee des Islamischen Unterrichts verstanden werden, was den werte- und handlungsorientierten Ansatz des Faches als persönliche Lebenshilfe für die Schülerinnen und Schüler unterstreicht. Auch in den überwiegend islamkundlichen Lernbereichen wird an geeigneter Stelle stets auf ethische Aspekte Bezug genommen.

Das Zusammenspiel dieser beiden Komponenten Islamkunde und ethische Orientierung wird auch in den Bezeichnungen der einzelnen Lernbereiche deutlich, z. B. Religiöses Leben – Verantwortung entwickeln, Glaubenslehre des Islams – Leben angesichts des Todes bedenken, Propheten – Frauen als Vorbilder verstehen, Muhammads Leben und Wirken – Konflikte lösen, Koran und Schrifttradition – Überlieferungen kritisch reflektieren, Geschichte und Geographie des Islams – Heterogenität wahrnehmen.

Die erforderlichen Kompetenzen erwerben die jungen Menschen in diesem konfessionell nicht gebundenen Unterrichtsfach anhand geeigneter Inhalte, wobei auf eine interessengeleitete Mitsprache der Kinder und Jugendlichen bei der Unterrichtsgestaltung zu achten ist. Den Schülerinnen und Schülern wird die Möglichkeit geboten, die angestrebten Kompetenzen über verschiedene Zugänge aufzubauen:

  • Glaube und Wissen, Einsicht sowie Verstehen und Vernunft liegen in der islamischen Theologie dicht beieinander und sind feststehende Themen des Korans. Dies spiegelt sich auch im Islamischen Unterricht wider: Die Schülerinnen und Schüler machen sich mit Formen des gelebten Glaubens vertraut und eignen sich fundiertes und lebensbedeutsames Grundwissen über Glaubensinhalte an.
  • Das diskursive Unterrichtsgespräch über Probleme, Fragen und Herausforderungen des Lebens sowie der gelenkte Blick auf Grenzerfahrungen und Alltägliches in der Lebens- und Wahrnehmungswelt der Heranwachsenden kann sie dabei unterstützen, bewusster hinzusehen, zu hinterfragen, zu durchschauen und gedanklich zu durchdringen. Dabei sollen sie sich durch soziales und kommunikatives Lernen zu selbständigen und toleranten, mündigen Individuen entwickeln, die in einen reflektierten Dialog treten können.
  • Die Begegnung mit islamischer Kalligrafie, Kunst und Architektur, aber auch mit klassischen Formen der Intonation des Korans und mit spirituell motivierter Musik muslimischer Kulturräume ermöglicht den Schülerinnen und Schülern einen ästhetisch-sinnlichen Zugang zu Ausdrucksformen islamischer Religiosität, der auch in Formen des künstlerisch-musischen Gestaltens im Gymnasium zum Tragen kommen kann.
  • Außerschulische Lernorte fördern einen Perspektivwechsel und steigern die Lernbereitschaft durch unmittelbare Begegnung der Schülerinnen und Schüler mit den Unterrichtsinhalten. Zudem werden die Heranwachsenden durch die eigenen Erfahrungen problembewusster und erfahren somit außerschulische Lernorte als eine sinnvolle Ergänzung zum Unterricht im Klassenzimmer.

Dem Islamischen Unterricht liegt ein religionswissenschaftliches Verständnis des Islams als einer Weltreligion globaler Prägung zugrunde und keine Interpretation aus christlich-abendländischer Sicht. Er beruht auf grundlegenden Aussagen der islamischen Glaubenslehre, über die in ihren verschiedenen Ausprägungen und Rechtsschulen unter Muslimen weitgehender Konsens besteht. Bei nichtkonsensualen Aspekten stellt der Unterricht die verschiedenen innerislamischen Positionen weltanschaulich neutral dar.

Trotz der primären Ausrichtung auf Schülerinnen und Schüler muslimischen Glaubens ist in dem religionskundlich konzipierten Fach eine Teilnahme von Kindern und Jugendlichen anderer Religionen und Weltanschauungen möglich.

Im Islamischen Unterricht erwerben die Schülerinnen und Schüler Kenntnisse über andere Weltreligionen, die einen von Wissen, Verständnis und Toleranz getragenen Dialog mit Gesprächspartnern anderer Religionen und Weltanschauungen ermöglichen. Der Unterricht fördert die Bereitschaft für vorurteilsfreie Begegnungen, in denen ein respektvolles Lernen von- und miteinander ermöglicht wird.

Das Fach hat die anspruchsvolle Aufgabe, durch die kontinuierliche Bezugnahme auf den Islam die natürliche Neugier der Kinder und Jugendlichen zu wecken und zu erhalten, sie für die Suche nach Antworten auf ihre Fragen zu motivieren und dabei sinnvoll zu begleiten. Werte und Normen tragen dazu bei, das tägliche Leben und Zusammenleben offen und verantwortungsvoll zu gestalten. Ihr Erwerb geschieht in vielfältigen Bereichen:

  • Kenntnisse über muslimische Riten können den Schülerinnen und Schülern helfen, Sinn- und Orientierungsangebote zu überprüfen und zu reflektieren, sich in ihrem Leben an Ordnung stiftenden Prinzipien wie Regelmäßigkeit und Rhythmisierung zu orientieren, aber auch Gemeinschaft zu erfahren, zu der sie sich zugehörig fühlen.
  • Kenntnisse über die vielfältigen Eigenschaften Gottes im Islam und die verschiedenen Zugänge zu ihm ermöglichen den Kindern, ggf. ein persönliches Gottesbild zu konturieren.
  • Kenntnisse über muslimische Einrichtungen im jeweiligen Umfeld, zum Beispiel Moscheen, muslimische Jugendinitiativen, Gräberfelder sowie Geschäfte oder Restaurants mit einem den islamischen Speisegeboten entsprechenden Angebot können ggf. helfen, aktuelle Bezüge zur Lebenssituation von Musliminnen und Muslimen in der eigenen Stadt herzustellen und die Vielfalt muslimischen Lebens weit über den schulischen oder familiären Horizont hinaus anschaulich zu erleben und zu verstehen. Zum erweiterten Horizont gehören auch Orte der Begegnung mit anderen Weltanschauungen und Religionen.
  • Kenntnisse über die Person, das Leben und Aussagen des Propheten Muhammad helfen den Heranwachsenden, sich mit dieser für den Islam zentralen Person auseinanderzusetzen und Aussagen sowie Traditionen entsprechend ihrem historischen Zusammenhang einordnen und bewerten zu können.
Beitrag des Faches zum Bildungsauftrag des Gymnasiums
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Die religiös-weltanschauliche Perspektive stellt einen für das Menschsein grundlegenden Zugang zu Welt und Wirklichkeit dar. Deshalb gehört die Kenntnis über Religiöses und Weltanschauliches unverzichtbar zur Allgemeinbildung und Persönlichkeitsbildung in der Schule.

Zusammen mit den anderen am Gymnasium vertretenen Fächern hat der Islamische Unterricht den Anspruch gymnasialer Bildung. Aus Kindern und Jugendlichen sollen mündige Erwachsene werden, die in der Lage sind, sich in einer komplexen Welt zu orientieren, sich am öffentlichen Diskurs zu beteiligen und sich mit ihrer eigenen Person differenziert einzubringen. Der Islamische Unterricht nimmt dabei den Anspruch der Schülerinnen und Schüler auf eine werteorientierte Bildung ernst und bringt die religiöse Perspektive in die Vielfalt der unterschiedlichen Zugänge ein.

Der Islamische Unterricht bietet den Schülerinnen und Schülern Raum, eigene Lebens- und Sinnfragen sowie die Frage nach Gott zur Sprache zu bringen, zu reflektieren und ihre Gedanken dazu differenziert weiterzuentwickeln. Der Islamische Unterricht soll den Heranwachsenden Hilfestellungen zur Bewältigung von Krisen, Leid und Gefühlen von Schuld und Versagen geben.

Die existenziellen Fragen der Schülerinnen und Schüler können im Dialog mit Gedanken und Sichtweisen anderer Weltanschauungen und Religionen vertieft werden. Dabei lernen Kinder und Jugendliche angesichts der Pluralität von Sichtweisen eine eigene Identität auszubilden, ins Gespräch mit anderen produktiv einzubringen und mit anderen Positionen respektvoll umzugehen. Damit leistet der Islamische Unterricht einen wesentlichen Beitrag zur interkulturellen Kommunikationsfähigkeit und Toleranz.

Im Islamischen Unterricht werden Schülerinnen und Schüler darin unterstützt, sich selbst und das Miteinander in der Gemeinschaft bewusst wahrzunehmen und ethische Fragestellungen im näheren und weiteren Umfeld zu erkennen; in Begegnung und Austausch mit anderen werden sie angeleitet, neue und fremde Perspektiven einzunehmen und ihre Empathie weiter auszubilden. Sie erhalten Hilfestellungen für eine differenzierte und reflektierte Auseinandersetzung mit ethischen Herausforderungen und sind dadurch in der Lage, sich ein eigenes Urteil zu bilden. Sie werden ermutigt, sich mit ihren Kräften und Möglichkeiten in die Gestaltung des gemeinschaftlichen Lebens in Gemeinden und Gesellschaft einzubringen. Hierbei können sie sich an Leitprinzipien wie Achtsamkeit (arab. ihsān), Zutrauen (arab. tawakkul), Selbstverantwortung (arab. masuliyya) sowie Nachsicht (arab. līna) orientieren.

Der Lern- und Lebensraum Schule bietet Heranwachsenden die Chance, islamische Einstellungen und Haltungen in einem Feld zwischenmenschlicher Beziehungen kennenzulernen, das neben dem Elternhaus und der muslimischen Gemeinschaft Raum für die individuelle Entwicklung bietet. Dieser sind insbesondere auch die sozialen Kontakte im schulischen Umfeld zuträglich.

Im Rahmen des Bildungsauftrags der Schule ist es für den Islamischen Unterricht wesentlich, sowohl islamisch-religiöse Wissensbestände als auch Werte einer pluralistisch-demokratischen Gesellschaft wie Partizipation, Verantwortlichkeit, Solidarität oder Achtung der Verschiedenheit der Menschen und Menschenwürde grundzulegen und zu vertiefen.

2.1 Kompetenzstrukturmodell
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Kompetenzstrukturmodell "Islamischer Unterricht"

Das Kompetenzstrukturmodell für das Fach Islamischer Unterricht ist schulartübergreifend angelegt. Es zeigt in seiner Mitte die Gegenstandsbereiche, die zugleich die Lernbereiche des Fachlehrplans bilden. Im äußeren Kreis des Modells stehen die Prozessbezogenen Kompetenzen, die fortlaufend ineinandergreifen.

Wahrnehmen und beschreiben
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Wahrnehmung geschieht durch die Sinne. Im Islamischen Unterricht lernen die Schülerinnen und Schüler, sich und ihre Umwelt, Erlebnisse, religiöse Inhalte, Gefühle, Gedanken und auch Fragen aus einer anderen Perspektive mit all ihren Sinnen aufmerksam wahrzunehmen, sprachlich und fachsprachlich präzise zu beschreiben und sie zum Ausdruck zu bringen. Somit wird eine Grundlage für die weitergehende, vertiefte Auseinandersetzung geschaffen.

Verstehen und deuten
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Das Wahrnehmen ist der Ausgangspunkt für das Verstehen. Mit dem Verstehen gewinnt das Wahrgenommene für Menschen Sinn und Bedeutung. Somit kann das Verstandene in bestimmter Weise deutend interpretiert werden.

Die Schülerinnen und Schüler verstehen und deuten Erzählungen, Gegenstände, Bilder und koranische Texte methodisch reflektiert. Sie ordnen Texte islamischer Tradition auch historisch ein. Dadurch entwickeln sie Verständnis für den Islam sowie für andere Religionsgemeinschaften und Weltanschauungen und gewinnen für das eigene Leben Orientierung.

Teilhaben und teilnehmen
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Teilhaben bedeutet, auf der Basis von reflektierten Überzeugungen, Bereitschaft und Wille an einem Ganzen teilzunehmen. Religiös bedeutsame Ausdrucks- und Gestaltungsformen sowie religiöse Kenntnisse und Fähigkeiten erleichtern es den Schülerinnen und Schülern, in altersgemäßer Weise das soziale Miteinander in seinen Strukturen zu bedenken und mitzugestalten. Die Schülerinnen und Schüler sind bereit und in der Lage, aufgrund ihrer religiösen und weltanschaulichen Überzeugungen für sich und andere verantwortlich zu handeln und sich in die Gestaltung des gemeinschaftlichen Lebens in Gemeinden und Gesellschaft einzubringen.

Begründen und kommunizieren
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Kommunizieren bedeutet, miteinander zu sprechen, sich zu verständigen, Gedanken, Gefühle, Informationen auszutauschen und mit der theologischen Fachsprache kompetent umzugehen. Die Schülerinnen und Schüler bringen im Islamischen Unterricht ihre eigenen Erfahrungen und Gedanken ein und setzen sich mit diesen im Dialog kritisch und reflektiert auseinander. Sie begründen ihre Handlungen, Aussagen, Meinungen, Überzeugungen, Zweifel oder Entscheidungen differenziert. Sie gehen dabei respektvoll mit den Äußerungen und Einstellungen anderer um.

Reflektieren und urteilen
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Die Schülerinnen und Schüler lernen, an andere und an sich selbst Fragen zu stellen, nach Gott zu fragen, über die Welt kritisch, prüfend, vergleichend nachzudenken, abzuwägen, sich eine eigene Meinung über religiöse und ethische Fragen zu bilden sowie begründet und werteinsichtig zu urteilen. Sie lernen auch, sich mit verschiedenen Situationen anderer Menschen auseinanderzusetzen, über Handlungsmöglichkeiten nachzudenken und dementsprechend zu handeln. In der Urteilsfähigkeit gründet die Freiheit zu religiöser Entscheidung.

Miteinander leben
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Der Gegenstandsbereich Miteinander leben steht an erster Stelle und kann als Leitidee des Islamischen Unterrichts verstanden werden. Dies unterstreicht den werte- und handlungsorientierten Ansatz des Faches als persönlicher Lebenshilfe. In diesem Gegenstandsbereich werden Fragen nach der eigenen Person, nach dem Zusammenleben mit anderen und nach Maßstäben für Gerechtigkeit und Frieden gestellt und insbesondere auch die Erfordernisse eines friedlichen Zusammenlebens im Rahmen des freiheitlich-demokratischen Rechtsstaats betont.

Religiöses Leben
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Der Gegenstandsbereich Religiöses Leben wiederholt und vertieft die religiösen Grundpflichten, die so genannten „Fünf Säulen des Islams“ sowie die Funktion und Bedeutung der Moschee als Ort des gemeinschaftlichen Gebets und als eine Stätte der Begegnung. Dabei wird immer auch der besondere Bezug zur Lebenswelt der Jugendlichen hergestellt.

Glaubenslehre des Islams
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Im Gegenstandsbereich Glaubenslehre des Islams geht es um die Beschäftigung mit den zentralen religiösen Themen wie Gott, Gottes Schöpfung, der Bewahrung der Schöpfung und den so genannten sechs Glaubensartikeln des Islams. Die Schülerinnen und Schüler werden hier ermutigt, vor dem Hintergrund wachsender Lebenserfahrung die großen Fragen des Lebens und in diesem Zusammenhang die Frage nach Gott erneut zu stellen und zu bedenken.

Muhammads Leben und Wirken
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Im Gegenstandsbereich Muhammads Leben und Wirken lernen die Schülerinnen und Schüler das Leben und die Botschaft des Propheten Muhammad vertiefter kennen. Er ist für die Musliminnen und Muslime Gesandter Gottes und menschliches Vorbild.

Propheten
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Die Schülerinnen und Schüler erfahren von ausgewählten Propheten, von denen im Koran erzählt wird, und von deren Lebensgeschichten und Botschaften. Dabei stellen die Jugendlichen den Bezug zu ihrer eigenen Lebenswirklichkeit her.

Koran und Schrifttradition
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Der Gegenstandsbereich Koran und Schrifttradition stellt systematisches Übersichtswissen über die beiden hauptsächlichen Schriftquellen des Islams zur Verfügung, übt aber auch den kritischen Umgang mit Quellenaussagen ein. Die Schülerinnen und Schüler befassen sich mit Aufbau, Bedeutung, zentralen Themen und verschiedenen Textarten des Korans nach muslimischem Verständnis. Zudem werden ausgewählte tradierte Prophetenworte thematisiert.

Geschichte und Geographie des Islams
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Im Gegenstandsbereich Geschichte und Geographie des Islams lernen die Schülerinnen und Schüler unterschiedliche geographische und historische Entwicklungen innerhalb des Islams, vor allem aber auch des Islams in Europa, kennen.

Religionen und Weltanschauungen
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Im Gegenstandsbereich Religionen und Weltanschauungen entwickeln die Schülerinnen und Schüler anhand der vielfältigen Ausdrucksformen des Glaubens Verständnis für Menschen anderer Kulturen, Religionen und Weltanschauungen. Dabei entwickeln sie über die Wahrnehmung und Reflexion von Gemeinsamkeiten, Unterschieden und Bereicherndem die Fähigkeit, einen persönlichen Standpunkt argumentativ und wertschätzend zu vertreten.

3 Aufbau des Fachlehrplans im Fach Islamischer Unterricht
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Im Islamischen Unterricht werden in acht Lernbereichen inhaltliche Schwerpunkte gesetzt.

Die Lernbereiche entsprechen den Gegenstandsbereichen des Kompetenzstrukturmodells. Die Lerninhalte bilden eine klare Progression ab, sodass viele Möglichkeiten aufbauenden Lernens gegeben sind. Diverse Lerninhalte und Kompetenzerwartungen ziehen sich durch die verschiedenen Jahrgangsstufen hindurch und bauen von Jahrgangsstufe zu Jahrgangsstufe aufeinander auf. Sie beginnen zum großen Teil schon in der Grundschule und werden im Gymnasium fortgeführt. Dabei werden die Zugänge und Fragestellungen vertieft und zunehmend differenzierter behandelt.

Alle Lernbereiche sind von gleicher Relevanz, sodass die Reihenfolge durch die Lehrkraft individuell bestimmt werden kann. Dabei werden die Lernbereiche angesichts inhaltlicher Überschneidungen in der Regel nicht nacheinander durchgenommen. Eher bietet sich eine integrierte Behandlung an, mit der den Schülerinnen und Schülern der Zugang zum Islam als einer das muslimische Leben in seiner Ganzheit berührenden Religion und Lebensweise eröffnet werden kann. Muslimische Kinder und Jugendliche nähern sich dem Phänomen gelebter Religion aus ganz unterschiedlichen Bereichen ihres Umfeldes und individuellen Erfahrungen heraus.

Beim Umgang mit dem Koran wird Wert auf die Textarbeit gelegt. Wo auf Texte im Koran verwiesen wird, steht ein „K“ voran. Suren werden nach dem Schema Surennummer:Versnummer angegeben (z. B. K 2:255 = 2. Sure, Vers 255). Prinzipiell gilt, dass einzelne angegebene Koranverse stets in ihrem Kontext (innerhalb einer entsprechenden Sinneinheit des Korans) gelesen werden sollten. Als wesentliches hermeneutisches Prinzip gilt auch für den Islamischen Unterricht, was für die islamische Theologie gilt: Aussagen des Korans müssen, bei aller gebotenen korrelativen Aktualisierung, zuerst in ihrem historischen Bezug gesehen werden. Das wortwörtliche Schriftverständnis tritt in der heutigen Koranhermeneutik als theologischer Disziplin gegenüber dem Sinn erschließenden und dem an der Situation und dem Werteverständnis orientierten Schriftverständnis in den Hintergrund.

Die im Lehrplan auftauchenden arabischsprachigen Begriffe folgen einer vereinfachten Umschrift aus dem arabischen ins lateinische Alphabet (z. B. dsch für ج). Dies bedeutet nicht, dass sie in dieser Form unterrichtlich gesichert werden müssen, sondern stellt eine Hilfestellung für die Lehrkraft dar. Einige zentrale Begriffe wie „der Hadsch“ (= die Wallfahrt nach Mekka) oder „die Basmala“ (= der Beginn im Namen Gottes) können in ihrer bereits eingedeutschten Version verwendet werden.

Im Sinne der kontrastiven Begriffsbildung gerade für Schülerinnen und Schüler mit einem mehrsprachigen Hintergrund ist darauf Rücksicht zu nehmen, dass muslimische Schülerinnen und Schüler derartige Begriffe möglicherweise bereits aus ihrer Erstsprache mitbringen (z. B. hac, besmele im Türkischen). Neben der Bezeichnung „Gott“ soll auch die Bezeichnung „Allah“ eingeführt und gesichert werden. Ebenso werden Prophetennamen in ihrer arabischen Form verwendet (Īsā) und die im Deutschen übliche Form („Jesus“) eingeführt.

Muhammad ist für die Religionslehre des Islams eine zentrale Persönlichkeit. Da die Schreibung seines Namens im Duden mit „Mohammed“ festgesetzt wurde, aber dieser in der deutschsprachigen Orientalistik und Islamischen Theologie unter der Schreibung „Muhammad“ bekannt ist, können im Unterricht beide Varianten Anwendung finden. Im Lehrplan wird ausschließlich die Schreibweise „Muhammad“ verwendet. Das gleiche gilt auch für einige andere Begriffe wie zum Beispiel „Minbar“ statt „Mimbar“ (Duden) oder „salā“ statt „Salat“ (Duden). Der Lehrplan orientiert sich an den arabischen Fachbegriffen, die klein geschrieben werden.

Um die verschiedenen Arten des Gebets im Islam unterscheiden zu können, wird im Fachlehrplan folgende Begrifflichkeit einheitlich verwendet:

5-maliges Gebet (Pflicht): „Pflichtgebet“ – salā

Zusätzliches (genormtes) Gebet (freiwillig): „Freiwilliges Gebet“ – sunna

Gebet (anlassfreie Gebete): „Gebet“ – duā

Anrufung Gottes: „Gottgedenken“ – dhikr

Im Rahmen der Sprachbildung, der theologischen Selbstverortung der Schülerinnen und Schüler sowie unter Rückgriff auf die möglichen unterschiedlichen Muttersprachen sind die Lehrkräfte des Islamischen Unterrichts angehalten, die Begrifflichkeit entsprechend ihren Lerngruppen einzuführen, sodass jederzeit ein fachlicher Austausch möglich ist.

Der Lehrplan verzichtet auf die Nennung von Segenssprüchen (arab. tasliya) bei Prophetennamen, da das Fach Islamischer Unterricht kein bekenntnisgebundener Religionsunterricht ist und deren Gebrauch bekenntnishaften Charakter hätte. Durch die Verwendung arabischsprachiger Wörter, Begriffe und Namen stellt der Lehrplan jedoch klare religionswissenschaftliche Bezüge zu den Grundlagen des Islams und seiner Theologie her.

4 Zusammenarbeit mit anderen Fächern
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Im Fach Islamischer Unterricht wird insbesondere in Beziehung zu anderen Religionen und Weltanschauungen Dialogfähigkeit und Verständnis über den eigenen Horizont hinaus angebahnt. Der islamischen Wertvorstellung entspricht es, dass Musliminnen und Muslime den Dialog und die Verständigung mit anderen Kulturen und Religionen suchen. Das betrifft sowohl den Unterricht als auch die aktive Mitgestaltung des Schullebens. Daher bietet sich besonders die Kooperation mit dem Religionsunterricht anderer Bekenntnisse und Ethik in ausgewählten Themenkreisen und in Projekten an.

Auf Grund seiner dialogischen Offenheit und seines breiten Themenspektrums eignet sich der Islamische Unterricht aber auch für fächerverbindendes Lernen und Kooperieren mit Fächern aus dem ästhetischen (z. B. Architektur, Kalligraphie) und gesellschaftlichen (z. B. Zusammenleben, Nachhaltigkeit) Bereich. Anknüpfungspunkte bieten sich auch zu naturwissenschaftlichen (z. B. Medizin, Algebra) und sprachlichen (z. B. Literatur, Sprachanalyse) Unterrichtsfächern. Ziel einer solchen fächerverbindenden Zusammenarbeit ist es, die Welt in ihren Facetten wahrzunehmen, zu deuten und zu verstehen. Dabei festigen die Schülerinnen und Schüler eigene Positionen und erlangen persönliche Orientierung.

Der Islamische Unterricht berücksichtigt besonders die Bedürfnisse von mehrsprachigen Lernenden mit Deutsch als Zweitsprache durch sprachsensiblen und die Fachsprache fördernden Unterricht und unterstützt damit den Erwerb fachlicher Kompetenzen aller Schülerinnen und Schüler.

Bildung für Nachhaltige Entwicklung (Umweltbildung, Globales Lernen)
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Im Rahmen des Islamischen Unterrichts entwickeln Schülerinnen und Schüler Kompetenzen, die sie befähigen, altersgemäß nachhaltige Entwicklungen als solche zu erkennen und aktiv mitzugestalten.

Sie entwickeln Verantwortungsbewusstsein für Natur und Umwelt und begreifen die Abhängigkeit zwischen Mensch und Umwelt. Dabei lernen sie den sorgsamen Umgang mit ökologischen Ressourcen und verstehen die Auswirkungen individuellen Handelns in einer globalen Welt.

Interkulturelle Bildung
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Im Rahmen des Islamischen Unterrichts erwerben die Schülerinnen und Schüler grundlegende Kenntnisse über die Vielfalt des Islams und anderer Weltanschauungen. Dies ermöglicht ihnen in einer pluralistischen und globalisierten Gesellschaft ein kultursensibles Handeln und die persönlichen Voraussetzungen für ein friedvolles Zusammenleben. Darüber hinaus nehmen sie wahr, dass die Begegnung mit anderen Menschen und deren religiösen Zeugnissen bzw. Weltanschauungen eine Bereicherung darstellt.

Im Vergleich eigener Einstellungen und Haltungen mit denen anderer werden die Schülerinnen und Schüler zu einem interkulturellen und interreligiösen Dialog befähigt und reflektieren, welche Bedeutung die kulturelle und religiöse Verwurzelung des Menschen hat. Dadurch gewinnen sie Verständnis, Interesse und Offenheit für Angehörige anderer Religionsgemeinschaften und deren kulturspezifische Verhaltensweisen und Vorstellungen, z. B. hinsichtlich ihrer Lebensführung.

Kulturelle Bildung
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Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich mit islamisch geprägten Ausdrucksformen. Sie entdecken diese in der bildenden Kunst, in Symbolen und Bildern, in der Architektur wie auch in Medien, Musik, Literatur (einschließlich der heiligen Schriften) und entwickeln ihre ästhetische Wahrnehmungsfähigkeit.

In der Wahrnehmung künstlerischen Schaffens werden sie sich der Bedeutung von Religionen für die kulturelle Entwicklung einer Gesellschaft bewusst.

Politische Bildung
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Die Schülerinnen und Schüler verstehen sich als Individuen, die in einem Rechtsstaat mit einer freiheitlichen Grundordnung und einem demokratisch begründeten Wertesystem leben. Sie lernen, den Wert der Freiheit und der Grundrechte zu schätzen sowie altersgemäß am gesellschaftlichen und politischen Prozess teilzunehmen.

Der Islamische Unterricht leistet einen wichtigen Beitrag zur politischen Bildung, indem er sich mit wertbezogenen Fragen nach Gerechtigkeit, Frieden, Freiheit und Menschenwürde auseinandersetzt. Dadurch werden auch Toleranz und der Respekt gegenüber Andersdenkenden gefördert.

Soziales Lernen
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Der Islamische Unterricht trägt zur Selbstreflexion und Selbstverortung in einem sozialen Geflecht bei. Die Schülerinnen und Schüler lernen, sowohl mit muslimischen Schülerinnen und Schülern als auch mit Angehörigen anderer Religionsgemeinschaften konsensorientiert zu kommunizieren und ggf. Kompromisse zu schließen. In diesem Kontext werden einschlägige Fähigkeiten, Kompetenzen und Haltungen angebahnt, z. B. Kommunikations- und Konfliktfähigkeit, Fähigkeit zur Perspektivübernahme und Empathie. Die jungen Menschen verstehen sich als selbstbestimmte und zugleich integrierte Mitglieder einer pluralistischen Gemeinschaft, gehen tolerant und empathisch miteinander um und gestalten ihre Beziehungen auf der Grundlage gegenseitiger Achtung und Wertschätzung.

Sprachliche Bildung
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Die Schülerinnen und Schüler im Islamischen Unterricht nehmen den Islam als eine in anderen Sprach- und Kulturräumen zur Entfaltung gekommene Religion wahr. Sie vergleichen ausgehend vom deutschsprachigen Unterricht einzelne arabische Fachtermini und ihnen in ihrer Erstsprache bekannte, religiös konnotierte Begrifflichkeiten mit dem deutschen Äquivalent, schärfen so ihr Gespür für sprachliche Nuancen im Deutschen und erfahren die Grenzen von Verständnis und Übersetzung einer anderen Sprache.

Werteerziehung
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Im Islamischen Unterricht lernen die Schülerinnen und Schüler unterschiedliche Überzeugungen und Wertevorstellungen kennen, vergleichen sie miteinander und gelangen so zu werteinsichtigem Urteilen und Handeln. Sie begreifen, dass in der Achtung der Menschenwürde die Grundlage ethischen Denkens und Handelns besteht und dies mit dem Wertesystem des Islams korrespondiert.