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Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Pädagogik/Psychologie 12 (S)

gültig ab Schuljahr 2018/19

PP12 Lernbereich 1: Entwicklung als lebensumfassenden, multifaktoriell beeinflussten Prozess begreifen und pädagogisch gestalten
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • beschreiben Merkmale von Entwicklung anhand von Lebenssituationen, um zu verstehen, dass Entwicklungsverläufe multifaktoriell beeinflusst und individuell gestaltbar sind.
  • erläutern Entwicklungsbedingungen und deren Zusammenspiel anhand verschiedener Lebenssituationen. Sie analysieren entwicklungsfördernde und entwicklungshemmende Erziehungseinflüsse.
  • erklären die psychosexuelle Entwicklung und die Persönlichkeitsentwicklung aus psychoanalytischer Sicht und leiten daraus Konsequenzen für eine entwicklungs- und persönlichkeitsfördernde Erziehung ab. Die Grenzen des Erklärungswertes dieser Theorie zeigen sie kritisch auf.
  • beobachten und reflektieren (auch eigene) Bindungsstile und setzen sich mit frühpädagogischen Ansätzen zur Förderung gelungener Bindung auseinander. Vor diesem Hintergrund gestalten sie Beziehungen verantwortungsvoll.
  • leiten auf der Grundlage der Entwicklungsanforderungen eines Lebensabschnittes aus der Perspektive der Lebensspannentheorie Handlungskonsequenzen für die bewusste Führung des persönlichen Lebens und die pädagogische Gestaltung beruflicher Situationen ab.
  • verdeutlichen die Bedeutung der Vulnerabilität und Resilienz in Erziehungs- und Alltagssituationen. Sie reflektieren Entwicklungseinflüsse in ihrer eigenen Biografie, ihren aktuellen Lebensentwürfen sowie ihr individuelles Risikoverhalten, um ggf. anstehende Verhaltensänderungen zur Stärkung ihrer Widerstandkraft eigenverantwortlich einzuleiten.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Merkmale des Begriffs Entwicklung
  • Bedingungen der Entwicklung: Anlage, Umwelt, Selbststeuerung und deren Wechselwirkungsprozesse
  • psychoanalytische Entwicklungstheorie nach Freud: topografisches Modell, Trieblehre, psychosexuelle und Persönlichkeitsentwicklung (Instanzenmodell), Abwehr als Ich-Funktion zur Bewältigung von Angst (Verdrängung, Projektion, Fixierung, Regression, Identifikation); kritische Würdigung des Erklärungswertes der psychoanalytischen Theorie, z. B. mangelnde empirische Überprüfbarkeit der psychosexuellen Entwicklung
  • die sozialemotionale Entwicklung: Bindungsbegriff und Phasen der Bindungsentwicklung, Bindungstypologie, primäre und sekundäre Bindungsbeziehungen (Jugend und Erwachsenenalter nach Ahnert), frühpädagogische Überlegungen zur Förderung gelungener Bindung
  • typische Entwicklungsanforderungen in der Lebensspanne (Baltes) aus einem der folgenden Bereiche: Jugend, ca. 11 bis 18 Jahre (z. B. Herausbildung der sozialen Fähigkeiten des moralischen Urteilens in den Kontexten von Freundeskreis und Bildungsinstitutionen), frühes Erwachsenenalter, ca. 18 bis 28 Jahre (z. B. Entfaltung der personalen Struktur von Selbst und Persönlichkeit)
  • Vulnerabilität und Resilienz: Schutzfaktoren, wie z. B. soziale Unterstützung, positive Peerkontakte, Selbstwertgefühl und Selbstwirksamkeitserwartungen

PP12 Lernbereich 2: Persönlichkeit und Identität beschreiben, erklären und reflektieren
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • erkennen und verdeutlichen Stabilität, Veränderbarkeit und Einzigartigkeit als zentrale Merkmale der Persönlichkeitspsychologie. Sie reflektieren in Bezug auf die eigene Persönlichkeit charakteristische Muster des Denkens, Fühlens und Handelns.
  • erfassen mithilfe der fünf Dimensionen („Big Five“) die Strukturen von Persönlichkeit, um deren Relevanz für das Erleben und Verhalten in verschiedenen Bereichen des Lebens zu deuten.
  • beschreiben und erklären „Persönlichkeit“ mithilfe der personenzentrierten Theorie und der sozialkognitiven Theorie. Ausgehend von der personenzentrierten Theorie sind sie sich darüber im Klaren, dass die Bildung des Selbstkonzepts in Zusammenhang mit Rückmeldungen durch Bezugspersonen sowie der Bewältigung von Erfahrungen steht und erkennen die Relevanz dieser Theorie für Erziehung, Beratung und Therapie. Sie reflektieren ihr eigenes Selbst und Selbstkonzept und leiten daraus Ziele für ihre eigene Lebensgestaltung ab. Auf der Grundlage der sozialkognitiven Theorie erkennen sie die Veränderbarkeit ihrer Selbstwirksamkeitserwartungen, um im Sinne der Selbstregulation eigenverantwortlich zu handeln.
  • verdeutlichen das Identitätsmodell nach Marcia anhand eines Bereichs der Identitätsentwicklung, um mögliche Chancen und Probleme in der eigenen Persönlichkeitsfindung zu erfassen.
  • reflektieren den Zusammenhang von Bewusstsein, Selbstreflexion und Identität, um die eigene Identitätsfindung als Konstruktion und Prozess von individuellen Entscheidungen zu verstehen.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Begriff Persönlichkeitspsychologie, zentrale Merkmale des Begriffs Persönlichkeit (Stabilität, Veränderbarkeit, Einzigartigkeit)
  • Persönlichkeitsstruktur: Persönlichkeitseigenschaften und Verhaltensdispositionen („Big Five“ nach Costa, Mc Crae, Auszüge aus Persönlichkeitsinventaren)
  • personenzentrierte Theorie nach Rogers: Aktualisierungstendenz, Selbstaktualisierung, organismischer Bewertungsprozess, Bewertungsbedingungen, Selbst, Selbstkonzept (Real- und Idealselbst), Kongruenzen und Inkongruenzen (zwischen Selbstkonzept und Erfahrung sowie Ideal- und Realselbst), Wahrnehmungsverzerrung und Wahrnehmungsverleugnung, Selbstachtung
  • sozialkognitive Theorie nach Bandura: Überzeugungen, Selbstwirksamkeits-, Ergebnis- und Kompetenzerwartungen, Selbstregulation (Self-Evaluative- und Self-Efficacy-Mechanismen)
  • Identitätsfindung: Begriff Identität, Identitätsmodell nach Marcia (diffuse Identität, übernommene Identität, Moratorium, erarbeitete Identität) an einem Beispiel aus dem Jugendalter, wie z. B. sexuelle, ethnische oder berufliche Identität

PP12 Lernbereich 3: Aufgaben und Arbeitsfelder Sozialer Arbeit professionell einordnen
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • informieren sich im Berufsfeld Soziale Arbeit, um eigene Arbeits- und Studienmöglichkeiten zu reflektieren. Sie unterscheiden Aufgabenbereiche Sozialer Arbeit, sind sich deren Bedeutung innerhalb unserer Gesellschaft bewusst und verdeutlichen diese an ausgewählten Lebenssituationen.
  • entwickeln für psychosoziale Problemstellungen ein Handlungskonzept im Sinne der Einzelhilfe und zeigen dadurch Modifikationsmöglichkeiten für das Erleben und Verhalten der Beteiligten auf.
  • erläutern auf der Grundlage einer ökosozialen Theorie Austausch- und Anpassungsprozesse zwischen Menschen und deren verschiedenen Umwelten, um auch die Bedeutung von beispielsweise wirtschaftlichen und politischen Einflussfaktoren im Rahmen Sozialer Arbeit zu reflektieren und einzuschätzen. Sie nutzen Ressourcen und Möglichkeiten des Copings in verschiedenen Bereichen ihrer Lebensgestaltung im Sinne gelingender Selbststeuerung.
  • verdeutlichen die Arbeitsweisen Sozialer Arbeit aus der Perspektive der Lebensweltorientierung und erfassen dabei, dass die Berücksichtigung der individuellen Lebensverhältnisse und Betrachtungsweisen bei der Bewältigung unterschiedlicher Problemsituationen relevant sind.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Aufgabenbereiche Sozialer Arbeit: Sozialhilfe, Gesundheits- und Altenhilfe, Kinder- und Jugendhilfe
  • verhaltensorientiertes Konzept im Sinne der Einzelhilfe auf der Grundlage einer geeigneten Lerntheorie; Schritte des Vorgehens: Analyse, Planung, Verhaltensmodifikation, Evaluation
  • Annahmen und Begriffe des Life Models nach Germain/Gitterman: Ökologie, Transaktion, Anpassung, Habitat, Nische, Lebens-Stress, Coping, Ressourcen
  • lebensweltorientierte Soziale Arbeit nach Thiersch: Begriff Lebenswelt, Dimensionen der Analyse der Lebenswelt (erfahrene Zeit, erfahrener Raum, soziale Bezüge, Bewältigungsaufgaben, Hilfe zur Selbsthilfe, gesellschaftliche Bedingungen, Struktur- und Handlungsmaximen Sozialer Arbeit (Prävention, Alltagsnähe, Regionalisierung/Dezentralisierung, Integration, Partizipation, Vernetzung))

PP12 Lernbereich 4: In sozialen Beziehungen empathisch und zielführend kommunizieren und interagieren
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • verdeutlichen zwischenmenschliche Kommunikations- und Interaktionsprozesse anhand alltäglicher, beruflicher und schulischer Situationen. Hierbei verstehen sie Kommunikation als Grundlage menschlicher Kultur und sind sich der Funktionen von Kommunikation bewusst.
  • analysieren Situationen aus unterschiedlichen Lebensbereichen auf der Basis der Kommunikationstheorie nach Paul Watzlawick, um so grundlegende Zusammenhänge kommunikativer Prozesse aufzuzeigen.
  • sind sensibilisiert für die Entstehung von Kommunikationsstörungen und erklären diese an konkreten Situationen im Privatleben sowie in Schule und Beruf mithilfe der Theorie nach Watzlawick.
  • leiten auf der Grundlage dieser Theorie Strategien zur Vermeidung von Kommunikationsstörungen, Konflikten und Missverständnissen ab. Sie zeigen in Kommunikationssituationen Techniken gelungener Kommunikation auf, um Konfliktgespräche erfolgreich zu führen.
  • nehmen eine empathische Grundhaltung ein und gestalten mithilfe von Kommunikationstechniken soziale Beziehungen möglichst störungsfrei. Dabei reflektieren sie das eigene kommunikative Verhalten kritisch vor dem theoretischen Hintergrund.
  • wenden ein situations- und personenangemessenes Gesprächsverhalten unter Berücksichtigung kulturbedingter Unterschiede in der Kommunikation an. Dadurch kommunizieren und handeln sie in interkulturellen Situationen verständnisvoll.
  • sind sensibilisiert für ihr kommunikatives Handeln im Kontext von digitalen Medien und daraus resultierenden Gefährdungen. Sie gehen mit dem Informationsaustausch in digitalen Medien kompetent und verantwortungsbewusst um.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Begriffe soziale Kommunikation und soziale Interaktion; Organon-Modell nach Bühler
  • Grundlagen der Kommunikationstheorie nach Watzlawick und Mitarbeitern
  • Entstehen von Kommunikationsstörungen beim: 1. Axiom (Abweisung, widerwillige Annahme, Entwertung, Symptom als Kommunikation); 2. Axiom (Uneinigkeit auf der Inhalts-, oder Beziehungsebene, Konfusion zwischen den beiden Aspekten, unterschiedliche Ich- und Du-Definitionen, Beziehungsblindheit); 3. Axiom (widersprüchliche Interpunktion von Ereignisabfolgen, selbsterfüllende Prophezeiung, Ausüben von Druck und Zwang); 4. Axiom (Mehrdeutigkeit von digitaler und analoger Modalität, Überwiegen einer Modalität, Nicht-Übereinstimmung von digitaler und analoger Modalität); 5. Axiom (symmetrische Eskalation, starre Komplementarität)
  • gelungene Kommunikation auf der Grundlage der Kommunikationstheorie nach Watzlawick und Mitarbeitern
  • Kommunikationstechniken: Metakommunikation, Ich-Botschaften, aktives Zuhören, Feedback
  • Besonderheiten und Missverständnisse in der Kommunikation aufgrund von kulturspezifischen Unterschieden, wie z. B. Werte und Normen (u. a. Gleichbehandlung der Frau), sprachliche Besonderheiten (unterschiedliche verbale und nonverbale Codes), Aussehen, Kultur in Sprache (u. a. Begrüßungsrituale, Körperkontakt, Nähe und Distanz)
  • Besonderheiten des Kommunikationsverlaufs bei der Nutzung von digitalen Medien, z. B. von Internetforen, sozialen Netzwerken, Chatrooms;
  • mögliche Gefährdungen, z. B. Datenmissbrauch, Missbrauch der Anonymität (Cybermobbing), Vernachlässigen realer Beziehungen