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Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Wirtschaft und Beruf

1.1 Leitfach im Lernfeld Berufsorientierung
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Das Unterrichtsfach Wirtschaft und Beruf sowie die berufsorientierenden Wahlpflichtfächer Technik, Ernährung und Soziales, Wirtschaft und Kommunikation sowie das Fach Werken und Gestalten/Kunst und das Wahlfach Buchführung bilden das Lernfeld Berufsorientierung. Wirtschaft und Beruf hat darin die Funktion eines Leitfaches. Es wirkt mit theoretischen und praktischen Kompetenzerwartungen und Inhalten in die berufsorientierenden Wahlpflichtfächer und im fächerübergreifenden Sinn auch in weitere Fächer hinein.

1.2 Ziele und inhaltliche Schwerpunkte
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Vorrangiges Bildungsziel des Faches Wirtschaft und Beruf ist es, sie auf jene von Arbeit geprägten Bereiche vorzubereiten, in denen sie in Zukunft als Erwerbstätige, als Produzentinnen und Produzenten von Gütern und Dienstleistungen, als Verbraucherinnen bzw. Verbraucher sowie Wirtschaftsbürgerinnen und Wirtschaftsbürger leben werden.

Das Fach Wirtschaft und Beruf beginnt in Jahrgangsstufe 5 und knüpft an Themenbereiche der Grundschulstufe an. Dabei werden die Schülerinnen und Schüler besonders in grundlegenden und fachspezifischen Methoden bzw. Arbeitstechniken wie Beobachten, Befragen, Interviewen, Beschreiben, Auswerten und Erkunden geschult. Somit legt das Fach Wirtschaft und Beruf die Basis für ein Methodencurriculum.

Die Schülerinnen und Schüler erwerben ein grundlegendes Verständnis in den Bereichen Arbeit, Wirtschaft, Technik, Berufsorientierung und Recht und begreifen Arbeit als Grundphänomen menschlichen Daseins. Dazu setzen sie sich mit wichtigen Tatsachen und Zusammenhängen der Arbeits- und Wirtschaftswelt auseinander. Sie beschäftigen sich mit historischen und aktuellen Entwicklungen in diesen Bereichen und deren Auswirkungen auf das persönliche Leben und die Gesellschaft. Sie achten dabei auch auf ökologische, soziale und politische Gesichtspunkte und erwerben entsprechende Handlungskompetenz. Durch diese komplexe Zielstellung trägt das Fach zur Persönlichkeitsentwicklung der Schülerinnen und Schüler bei. Neben den Fach- und Methodenkompetenzen werden somit besonders auch die Personal- und Sozialkompetenzen der Schülerinnen und Schüler weiterentwickelt.

Auf die individuellen Möglichkeiten abgestimmte Aufgabenstellungen und Medien eröffnen den Schülerinnen und Schülern angemessene Zugänge zu den Fragestellungen des Faches Wirtschaft und Beruf. Die spezifischen Gegebenheiten und Unterstützungsmöglichkeiten zur Sicherung des Rechts auf Teilhabe am Arbeitsleben finden dabei besondere Berücksichtigung. Kooperation mit den zuständigen Beratungsstellen der Agentur für Arbeit sowie mit Diensten und Einrichtungen zur beruflichen Eingliederung (z. B. Berufsbildungswerke, Berufsschulen zur sonderpädagogischen Förderung, Integrationsfachdienste, Kammern, Innungen, Verbände) bieten für Jugendliche, Eltern und Lehrkräfte Impulse und Hilfestellungen im Rahmen der Berufsorientierung und Berufswahlvorbereitung.

2.1 Kompetenzstrukturmodell
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Kompetenzstrukturmodell Wirtschaft und Beruf

Arbeit, Berufsorientierung, Wirtschaft, Technik und Recht sind Grundkonstanten menschlichen Lebens und die Gegenstandsbereiche des Faches Wirtschaft und Beruf.

Das Kompetenzstrukturmodell des Faches Wirtschaft und Beruf erhält eine Erweiterung durch die vier Entwicklungsbereiche Motorik und Wahrnehmung, Denken und Lernstrategien, Kommunikation und Sprache sowie Emotionen und soziales Handeln, deren Zusammenwirken erfolgreiche Lernprozesse ermöglicht. Die persönlichen Ressourcen in den Entwicklungsbereichen sind die Grundlage für die Planung und Gestaltung von Lernsituationen. Dadurch ergeben sich Hinweise und Impulse für die kriterienorientierte Schülerbeobachtung und für die Feststellung des individuellen Entwicklungsstandes.

Handeln
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Die Schülerinnen und Schüler erwerben im Fach Wirtschaft und Beruf Kompetenzen, mit denen sie in ihren unterschiedlichen gesellschaftlichen Rollen wirtschaftliche, berufliche, technische und rechtliche Sachverhalte verstehen und differenziert beurteilen, um nachhaltige, ethisch verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen. Sie sind bereit, sich mit den Herausforderungen, die sich aus ihren unterschiedlichen Rollen ergeben, rational und aufgeschlossen auseinanderzusetzen. Sie haben die Kompetenz, gegenwärtige und zukünftige Lebenssituationen zu bewältigen, eine rational begründete Berufswahl zu treffen, um die ökonomische und soziale Existenz für sich und andere zu sichern sowie darüber hinaus Gesellschaft, Wirtschaft und Politik aktiv mitzugestalten.

Analysieren
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Die Schülerinnen und Schüler analysieren wirtschaftliche, berufliche, technische und rechtliche Handlungssituationen und Entscheidungen. Ein fundiertes fachliches Basiswissen und die Fähigkeit des ganzheitlichen Denkens in Systemen und Modellen ermöglichen es ihnen, den Sachverhalt zu erfassen, zu strukturieren, zu systematisieren und ihn in größere Zusammenhänge einzuordnen und mit bereits erworbenen Kompetenzen zu verknüpfen.

Kommunizieren
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Die Schülerinnen und Schüler kommunizieren in fachrelevanten Situationen unter Verwendung der Fachsprache sowie geeigneter Methoden und Medien sachgerecht und adressatenbezogen. Sie sind in der Lage, sowohl ihre eigene Meinung als auch fachspezifische Inhalte zu präsentieren.

Beurteilen
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Die Analyseergebnisse dienen den Schülerinnen und Schülern unter anderem dazu, wirtschaftliche, berufliche, technische und rechtliche Entscheidungen aus unterschiedlichen Perspektiven vor dem Hintergrund ökonomischer, ökologischer, sozialer sowie ethischer Ziele zu reflektieren und zu bewerten. Daraus leiten sie Konsequenzen für die Bewältigung unterschiedlicher Handlungssituationen ab. Darüber hinaus sind sie zur persönlichen Reflexion fähig, d. h., sie sind in der Lage, beispielsweise ihre individuellen berufsorientierenden Entscheidungen zu reflektieren und kritisch zu bewerten.

Arbeit
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Arbeit ist die Grundkategorie des Faches Wirtschaft und Beruf. Alle anderen Lernbereiche basieren auf diesem Kernbereich. Arbeit bestimmt das menschliche Leben sowohl im eigenen Haushalt, in dem man materielle Hausarbeit, Erziehungsarbeit, Pflegearbeit und Beziehungsarbeit unterscheiden kann, als auch im Beruf, dessen Ausrichtung stets interdependent ist zu wirtschaftlichen Möglichkeiten, zu rechtlichen Bestimmungen sowie zu technischen Einrichtungen. Arbeit ist immer auch zielgerichtet und planvoll. Sie wird bewusst ausgeführt, findet an unterschiedlichen Arbeitsplätzen statt und ist mit körperlicher und/oder geistiger Anstrengung verbunden.

Berufsorientierung
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Ein wichtiges Anliegen ist es, die Schülerinnen und Schüler dabei zu unterstützen, einen Erstberuf auszuwählen, der zu ihren Fähigkeiten und Neigungen passt und den sie ausfüllen können. Sie erkennen den Wert einer qualifizierten Berufsausbildung und sind sich dessen bewusst, dass in allen Berufen neben fachlichem Können auch soziale und personale Kompetenzen von großer Bedeutung sind. Im berufsorientierenden Unterricht werden die Schülerinnen und Schüler auf Perspektiven für ihre zukünftige berufliche Entwicklung und die Notwendigkeit von Weiterbildung und beruflicher Flexibilität und Mobilität sowie lebenslangem Lernen aufmerksam gemacht. Sie dokumentieren ihren Berufswahlprozess kontinuierlich ab der Jahrgangsstufe 7. Dieser Berufswahlprozess ist Element der umfassenderen eigenen Lebensplanung. Die Schülerinnen und Schüler lernen dabei auch, wie sie ihre persönlichen und soziokulturellen Lebenssituationen realistisch in diesen Prozess einbeziehen können.

Wirtschaft
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Elementare wirtschaftliche Grundbildung wird im Kontext der Akteure im Wirtschaftskreislauf – private Haushalte, Unternehmen, Staat, Banken und Ausland – und auch im gesamtwirtschaftlichen sowie gesamtgesellschaftlichen Rahmen erworben. In den Handlungsfeldern des Wirtschaftskreislaufs erschließen die Schülerinnen und Schüler lebensbedeutsame Ausschnitte der wirtschaftlichen und sozialen Wirklichkeit (z. B. über die Kategorie Arbeit oder aus der Sicht der Verbraucherinnen und Verbraucher). In einem handlungsorientierten Unterricht (z. B. in den verpflichtend durchzuführenden Projekten und Betriebserkundungen) erfassen sie wirtschaftliche und technische Zusammenhänge, indem sie exemplarisch das Zustandekommen von Entscheidungen und deren Konsequenzen erleben bzw. nachvollziehen und diese reflektieren. Auf ihre künftige Rolle als Lohn- oder Gehaltsempfängerinnen und -empfänger, als selbständige Gewerbetreibende, als erwerbstätige Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, als Empfängerinnen und Empfänger staatlicher Leistungen, als Betroffene von Wirtschaftspolitik und als Beteiligte an wirtschaftspolitischen Meinungs- und Entscheidungsprozessen werden die Schülerinnen und Schüler vorbereitet, indem sie mit den jeweiligen Rechten, Pflichten und Möglichkeiten der Einflussnahme bekannt gemacht werden. Insgesamt bekommen sie eine Vorstellung von der Verflochtenheit der verschiedenen Bereiche.

Technik
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Die Schülerinnen und Schüler lernen technische Prozesse und Verfahren kennen und gehen mit technischen Objekten um. Sie setzen sich mit Technikanwendung und Technikfolgen in der Arbeitswelt auseinander. Die Schülerinnen und Schüler gewinnen auf diese Weise einen Einblick in Strukturen und Funktionen sowie Bedingungen und Folgen von Technik und beurteilen deren Chancen und Risiken. Sie werden auf die Anforderungen aktueller Technik im privaten und beruflichen Bereich vorbereitet. Außerdem nehmen sie die durch Technik herbeigeführten Veränderungen der Umwelt im privaten, beruflichen und öffentlichen Lebensbereich kritisch wahr und werden aufgefordert, verantwortungsbewusst mitgestaltend tätig zu werden.

Recht
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Die Schülerinnen und Schüler eignen sich Kenntnisse über einschlägige rechtliche Bestimmungen an (z. B. in den Bereichen Ausbildung, Erwerbsarbeit und Konsum). Dabei stehen jene Rechtsthemen im Vordergrund, die sie in naher Zukunft – als Einsteigerinnen und Einsteiger in die Berufs- und Arbeitswelt – als erstes betreffen werden.

2.4 Perspektiven
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Die Schülerinnen und Schüler werden auf ihre gegenwärtigen bzw. zukünftigen Rollen als Konsumentinnen und Konsumenten, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Staatsbürgerinnen und Staatsbürger in einer zunehmend komplexeren wirtschaftlichen, beruflichen, rechtlichen, technisierten und durch Innovationen geprägten Welt vorbereitet. Durch die europäische und globale Vernetzung sowie durch Anpassungsprozesse im Rahmen der Sozialen Marktwirtschaft wird ihr Leben mitbestimmt.

Motorik und Wahrnehmung
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Motorische Fähigkeiten und Wahrnehmungsprozesse sind die Grundvoraussetzung für die Bildung von kognitiver Struktur. Schülerinnen und Schüler im Förderschwerpunkt Sehen orientieren sich in den Fach- und Werkräumen, aber auch in den Betrieben in Abhängigkeit von ihren individuellen visuellen und taktilen Wahrnehmungsfähigkeiten und unter Einsatz ihrer individuellen Hilfsmittel. Dabei beachten sie Verbots- und Gebotsschilder oder Symbole zur Arbeitssicherheit und dem Gesundheitsschutz. Sie benennen berufswahlrelevante Informationen unter Berücksichtigung ihrer individuellen visuellen Wahrnehmungsfähigkeiten und nutzen dabei barrierefreie Informationssysteme.

Die Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Bereich Sehen wenden Strategien an, um ihre visuelle und taktile Aufmerksamkeit in berufsbezogenen Kontexten zu optimieren. Sie nutzen an ihre individuellen, visuellen und taktilen Wahrnehmungsfähigkeiten angepasste Arbeitstechniken (Umgang mit Hilfsmitteln, Nutzung von Tastenkombinationen sowie Umgang mit Vergrößerungssoftware oder Screenreadern). Sie orientieren sich in der Arbeitsumgebung, erkennen Aufgaben und können diese selbständig übernehmen.

Denken und Lernstrategien
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Aufmerksamkeit, Symbolverständnis, Begriffsbildung, Kategorienbildung und Strukturierungsfähigkeit sind Grundlagen von Denkprozessen. In Abhängigkeit von ihren individuellen visuellen und taktilen Wahrnehmungsfähigkeiten setzen die Schülerinnen und Schüler ein hohes Maß an Zeit sowie Anstrengungsbereitschaft ein, um Kompetenzen zu erwerben und Inhalte zu erfassen. Die Schülerinnen und Schüler analysieren und beschreiben Arbeitsabläufe, führen Betriebs- und Arbeitsplatzerkundungen durch und nutzen verschiedene Informationsquellen gezielt. Sie beurteilen die Anforderungen am Arbeitsplatz in Bezug auf ihre persönlichen visuellen und taktilen Wahrnehmungsmöglichkeiten und schätzen die eigene Leistungsfähigkeit ein.

Lernen ist eine produktiv-konstruktive Leistung, die Selbstreflexion, Planungshandeln, Einsatz von Lernstrategien, Abstraktionsfähigkeit und Zielbewusstsein erfordert, um ein Verstehen zu ermöglichen. Bei der Anbahnung der Rolle als zukünftiger Erwerbstätiger, Verbraucher und Wirtschaftsbürger sind die Bereiche Arbeit, Konsum, Haushalt und Technik zentrale Themen. Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Bereich Sehen erwerben Kompetenzen zu diesen Inhalten konkret handelnd, z. B. im projektorientierten Unterricht, und in Verbindung mit Inhalten und Kompetenzerwartungen andere Fächern (u. a.  Werken und Gestalten/Kunst, Ernährung und Soziales, Wirtschaft und Kommunikation sowie Blindheit und Lebenspraxis) und weiterer Lernbereiche (Orientierung und Mobilität, lebenspraktische Fertigkeiten). Durch eigenverantwortliche Tätigkeiten sammeln sie wirtschaftliche und technische Erfahrungen, die sie bei Betriebserkundungen und Berufspraktika anwenden. Hierzu ist eine enge Kooperation zwischen Lehrkräften, Fachberatern der Bundesagentur für Arbeit, spezialisierten Fachdiensten (u. a. Mobilitätstrainer, Low-Vision-Berater) und dem jeweiligen Betrieb notwendig. Die Schülerinnen und Schüler erläutern ihre Kenntnisse in Bezug auf Anforderungen an Berufe und vergleichen diese mit den eigenen Vorstellungen.

Die Schülerinnen und Schüler nutzen Angebote zur individuellen Tast- und Hörschulung sowie zum Gedächtnistraining. Sie wenden spezifische Schriftsysteme und an die visuellen und taktilen Möglichkeiten angepasste Arbeitstechniken an und beachten eine der Aufgabe angepasste Arbeitsgeschwindigkeit. Die Schülerinnen und Schüler informieren sich über Arbeit und Berufsbilder und benennen bzw. reflektieren ihre eigenen Berufswünsche. Darüber hinaus beschreiben die Schülerinnen und Schüler die Ausbildungsanforderungen und setzen diese mit ihrer individuellen visuellen und taktilen Wahrnehmungsfähigkeiten in Beziehung.

Kommunikation und Sprache
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Situationsangemessene kommunikative und sprachliche Kompetenzen sind ein wichtiger Schlüssel zur Teilhabe am gesellschaftlichen und beruflichen Leben. Durch das gemeinsame Reflektieren der Zusammenhänge beruflicher Sachverhalte und der Kooperation mit außerschulischen Experten, wie Berufsberatern, Ausbildern oder Wirtschaftsleuten, erwerben die Schülerinnen und Schüler sprachliche und kommunikative Kompetenzen. Die Schülerinnen und Schüler nehmen wesentliche Informationen bei Betriebserkundungen auf und gewinnen dadurch neue Erkenntnisse. Besonders Betriebspraktika sind für die Schüler, aufgrund ihrer spezifischen Umwelterfahrungen, von besonderer Bedeutung. Sie führen Befragungen adressatenbezogen durch und beachten dabei Höflichkeitsformeln. Um ihre Begriffsbildung zu erweitern und mit der Realität abzustimmen, nutzen die Schülerinnen und Schüler konkrete Handlungserfahrungen, Realbegegnungen und adaptierte Medien.

Die Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Bereich Sehen informieren die Betriebe angemessen über ihre Behinderung. In Vorstellungs- und Bewerbungsgesprächen präsentieren sie sich und kommunizieren situationsangemessen. Grundlage hierfür ist eine individuelle Rhetorikschulung unter besonderer Berücksichtigung von Blickkontakt, Mimik, Gestik und Körperhaltung.

Emotionen und soziales Handeln
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Für das Zusammenleben in einer Gemeinschaft, aber auch für die persönliche und berufliche Teilhabe sind emotionale und soziale Fähigkeiten von grundlegender Bedeutung. In dem Fach Wirtschaft und Beruf sammeln die Schülerinnen und Schüler durch Fallbeispiele, Rollen- und Planspiele, interaktive Lernarrangements und in konkreten Lebenswirklichkeiten Erfahrungen in Bezug auf die beruflichen, technischen, sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Aspekte der Arbeitswelt. Dabei führen Schülerinnen und Schüler Informationsgespräche und Interviews unter Berücksichtigung der allgemeinen Gesprächsregeln durch und nehmen Kontakt in angemessener Form auf.

Die Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Bereich Sehen halten Regeln am Praktikums- und Arbeitsplatz ein, vertrauen auf eigene Fähigkeiten, erbitten und nehmen konkrete Hilfen bei der Tätigkeit im Praktikum, der Vorbereitung von Bewerbungsverfahren oder im Vorstellungsgespräch an.

Schülerinnen und Schüler nutzen Strategien beim Aufbau, der Aufrechterhaltung und dem Beenden von formellen Kommunikationen, Bewältigungsstrategien im Umgang mit Stereotypisierungen und Stigmatisierungen sowie im Kontakt mit Peers und Gleichbetroffenen.

3 Aufbau des Fachlehrplans im Fach Wirtschaft und Beruf
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Die entwicklungsbezogenen Kompetenzen in den Bereichen Motorik und Wahrnehmung, Denken und Lernstrategien, Kommunikation und Sprache und Emotionen und soziales Handeln bilden die Grundlage für den individuellen Kompetenzerwerb im Fach Wirtschaft und Beruf.

Die Lernbereiche entsprechen im Fach Wirtschaft und Beruf den Gegenstandsbereichen Arbeit, Wirtschaft, Recht, Berufsorientierung und Technik des Kompetenzstrukturmodells und werden durch den Lernbereich Projekt ergänzt. Dieser Lernbereich Projekt ist den anderen Lernbereichen übergreifend zugeordnet und wird jeweils mit mindestens einem der anderen Lernbereiche kombiniert.

Beginnend in der Jahrgangsstufe 5 werden die Schülerinnen und Schüler behutsam über zunächst projektorientiertes Vorgehen an die selbständig leittextorientierte Projektarbeit ab Jahrgangsstufe 7 herangeführt, damit sie in der Projektprüfung in der Jahrgangsstufe 9 bzw. 10 souverän die vollständige Handlung anhand eines Leittextes bewältigen.

4 Zusammenarbeit mit anderen Fächern
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Die Ziele des Faches Wirtschaft und Beruf können am besten erreicht werden, wenn ausgewählte Kompetenzerwartungen und Inhalte in Kooperation mit anderen Fächern, vor allem den berufsorientierenden Wahlpflichtfächern Technik, Ernährung und Soziales, Wirtschaft und Kommunikation, dem Fach Werken und Gestalten/Kunst sowie den Wahlfächern Informatik und Buchführung erarbeitet werden. Vor allem das Fach Deutsch leistet wichtige Unterstützung für das Fach Wirtschaft und Beruf, indem es Grundlagen im Bereich der Kommunikation (Lesen, Sprechen, Schreiben, Präsentation) schafft und vielfältige Ansätze zur Kooperation bietet.

Besonders wirksam wird die Zusammenarbeit im Lernfeld Berufsorientierung in Form der fächergruppenspezifischen Projekte. Zusammenhänge und Wechselwirkungen, die z. B. zwischen ökonomischen, sozialen und technischen Bereichen des Lebens bestehen, werden von den Schülerinnen und Schülern beispielhaft aufgezeigt, nachvollzogen und reflektiert. Durch eigenverantwortliches Tätigwerden können sie wirtschaftliche und technische Erfahrungen sammeln und wirtschaftliches und technisches Handeln lernen. Sie erproben dabei auch, wie sie Aufgaben und neue Situationen bewältigen können.

Der Fachlehrplan Wirtschaft und Beruf enthält Kompetenzerwartungen und Inhalte, die sich für projektorientierte fächerübergreifende Arbeitsweisen besonders gut eignen. Bereits in den Jahrgangsstufen 5 und 6 bieten sich erste Leittexte als Arbeitsgrundlage für projektartiges Vorgehen an. In den Jahrgangsstufen 7 bis 9 enthält der Lehrplan Themenvorschläge, die in mindestens einem Projekt pro Jahrgangsstufe erarbeitet werden. In den Fachlehrplänen der berufsorientierenden Wahlpflichtfächer sind entsprechende Inhalte für diese Kooperation parallel dazu ausgewiesen. Schülerfirmen können die Schülerinnen und Schüler im Rahmen ihrer fächerübergreifenden Projektarbeit in vorausgehenden Jahrgangsstufen gründen.

Das Fach Wirtschaft und Beruf trägt in seiner Gesamtstruktur zur Werteerziehung bei. Übergeordnete Werte wie Respekt und Toleranz gegenüber anderen sowie Rücksicht und Achtung vor Natur und Umwelt können in Kooperation mit Evangelischer Religionslehre und Katholischer Religionslehre sowie Ethik in einen lebensweltlichen Kontext gestellt, veranschaulicht, konkretisiert und reflektiert werden.

Mehrsprachige Schülerinnen und Schüler werden beim Erwerb der Fachsprache dahingehend unterstützt, dass sie sich in deutscher Sprache über fachliche Inhalte austauschen und verständigen können.

5.1 Berufliche Orientierung
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Das Fach Wirtschaft und Beruf trägt mit seinem Grundaufbau zu diesem übergreifenden Bildungs- und Erziehungsziel bei, da ein wesentlicher und kennzeichnender Gegenstandsbereich des Faches die Berufsorientierung ist. In allen Jahrgangsstufen findet projektorientiertes Arbeiten bzw. Projektarbeit auch unter dem Aspekt der Berufsorientierung statt.

Ebenso ist der Gegenstandsbereich Arbeit eng mit dem Bildungs- und Erziehungsziel Berufliche Orientierung verbunden. Von der Bildung des Begriffs Arbeit ab der Jahrgangsstufe 5 ausgehend werden relevante Arbeitsplatzmerkmale reflektiert, an Arbeitsorten in der Schule, zu Hause sowie im Betrieb erkundet und mit den persönlichen beruflichen Perspektiven verglichen, sodass am Ende der Schulzeit eine fundierte Berufswahl möglich ist.

Am Förderzentrum Sehen erfährt die Reflexion der individuellen visuellen und taktilen Wahrnehmungsfähigkeiten in Bezug auf die Möglichkeiten in der Berufswahl besondere Gewichtung. Die Schülerinnen und Schüler setzen sich bewusst mit ihren Stärken und Schwächen und den Auswirkungen ihrer individuellen Seheinschränkung auseinander und berücksichtigen ihre Erkenntnisse während ihres Berufsorientierungsprozesses.

In Jahrgangsstufe 8 der Regelklassen wird der Schwerpunkt der Beruflichen Orientierung mit den Makromethoden Betriebserkundung, Betriebspraktikum und Projekt gesetzt. Die Zusammenarbeit mit externen Partnern findet in vielfältiger Weise statt.

5.2 Medienbildung/Digitale Bildung
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Die Schülerinnen und Schüler nutzen verschiedene Medien kritisch, verantwortungsbewusst und selbstbestimmt. Dabei werden sie befähigt, auch mit digitalen Systemen umzugehen. Die Schülerinnen und Schüler arbeiten mit aktuellen Informations- und Medienangeboten und beachten die rechtlichen Bestimmungen für die schulische sowie private Mediennutzung und -gestaltung (z. B. Datenschutz, Urheberrecht). Sie recherchieren zielgerichtet Informationen und verarbeiten diese u. a. bei der Gestaltung von Digital- und Printmedien. 

5.3 Ökonomische Verbraucherbildung
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Die Gegenstandsbereiche Wirtschaft und Recht sind in allen Jahrgangsstufen geprägt von diesem übergreifenden Bildungs- und Erziehungsziel. Stets geht es darum, als verantwortungsbewusste Verbraucherinnen und Verbraucher sowie Wirtschaftsbürgerinnen und Wirtschaftsbürger überlegt mit den vorhandenen Ressourcen umzugehen. Somit ist das Fach Wirtschaft und Beruf Leitfach für die Ökonomische Verbraucherbildung.

5.4 Technische Bildung
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Der Gegenstandsbereich Technik bildet im Fach Wirtschaft und Beruf das übergreifende Bildungs- und Erziehungsziel der Technischen Bildung ab. Beginnend in der Jahrgangsstufe 5 werden die vielfältigen Facetten von Technik – später auch in Kooperation mit dem berufsorientierenden Wahlpflichtfach Technik – erarbeitet.

Die Schülerinnen und Schüler erfahren die Faszination und die Möglichkeiten technischer Entwicklungen und setzen sich mit den Chancen und Gefahren des technischen Fortschritts auseinander. Dabei erkennen sie die Bedeutung eines schonenden Umgangs mit den begrenzten Ressourcen der Umwelt und der Gesundheit. Hieraus erwerben die Schülerinnen und Schüler die Bereitschaft und Fähigkeit, durch einen verantwortungsvollen und dem Wohl des Menschen dienenden Umgang mit der Technik einen Beitrag für die Gestaltung ihres persönlichen Umfeldes und für die Gesellschaft zu leisten.

5.5 Bildung für Nachhaltige Entwicklung (Umweltbildung, Globales Lernen)
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Die Gegenstandsbereiche Technik und Wirtschaft des Faches Wirtschaft und Beruf bieten Ansatzpunkte für dieses übergreifende Bildungs- und Erziehungsziel: Die Schülerinnen und Schüler reflektieren kritisch ökologische Auswirkungen von Technikeinsatz. Sie wägen zwischen reiner Technikgläubigkeit und sinnvoller bzw. notwendiger Techniknutzung unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit ab – und dies nicht nur regional, sondern auch global. Ähnliche Ansätze finden sich im Gegenstandsbereich Wirtschaft, wenn bei der Betriebserkundung u. a. Fragen der ökologischen Verantwortung eines Betriebs formuliert werden.

5.6 Soziales Lernen
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In allen Jahrgangsstufen findet Soziales Lernen im projektorientierten Arbeiten bzw. in der Projektarbeit statt. Die Schülerinnen und Schüler arbeiten gemeinsam und erwerben essenzielle Sozialkompetenzen, die sie auch im späteren Berufsleben benötigen: Sie müssen Rücksicht nehmen, sich mit Kritik konstruktiv auseinandersetzen, sich in ein Team einordnen, aber auch berechtigte Einwände artikulieren und durchsetzen können. Sie entwickeln und zeigen Arbeitstugenden wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Gewissenhaftigkeit.

5.7 Werteerziehung
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Das übergreifende Bildungs- und Erziehungsziel Werteerziehung findet sich in der gesamten Struktur des Faches Wirtschaft und Beruf wieder. Stets geht es um verantwortungsbewusstes Handeln oder um den Aufbau von Grundhaltungen, die das Zusammenleben in unserer pluralistischen Gesellschaft ermöglichen. Respekt und Toleranz gegenüber anderen sowie Rücksicht und Achtung vor Natur und Umwelt sind dabei die übergeordneten Werte, die sich sowohl in den großen Weltreligionen als auch in philosophischen Denkansätzen wiederfinden.