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Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Ethik R9

Eth9 Entwicklungsbezogene Kompetenzen
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Die aufgeführten Kompetenzen beschreiben das Ergebnis eines fünfjährigen Lernprozesses. Die Auswahl der angestrebten Kompetenzen trifft die Lehrkraft in pädagogischer Verantwortung auf der Basis der ermittelten Lernausgangslage sowie des individuellen Förderbedarfs der einzelnen Schülerin bzw. des einzelnen Schülers. Die Kompetenzen werden anhand der Inhalte aus den Lernbereichen im Unterricht angebahnt.

Eth9 Motorik und Wahrnehmung
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • setzen ihre individuelle hörtechnische Versorgung situationsangemessen ein, um ihre Wahrnehmungsfähigkeit über den auditiven Kanal optimal auszuschöpfen.
  • überbrücken oder mindern Sprachverständnisprobleme, indem sie zusätzlich verfügbare Informationsquellen gezielt suchen, deren Hinweise aufnehmen und ausgleichend nutzen.
  • nutzen ihre affektive und visuelle Wahrnehmung, um empathisch auf Gesprächsteilnehmer zu reagieren.

Eth9 Denken und Lernstrategien
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • nutzen ritualisierte Abläufe, um Orientierungssicherheit während des Unterrichtsverlaufes zu erlangen.
  • schätzen ihre aktive Teilhabe am beruflichen, gesellschaftlichen und politischen Leben realistisch und für die eigene Person angemessen und bereichernd ein, indem sie ihre individuellen, auch audiogen bedingten, Stärken, Neigungen und Beeinträchtigungen mit Personen ihres Vertrauens diskutieren.
  • reflektieren ihre persönliche Lebenssituation unter dem Aspekt ihrer Hörschädigung und den damit verbundenen Konsequenzen sowie Möglichkeiten und Handlungsspielräumen, um damit ihre Persönlichkeit weiter auszubilden.
  • optimieren ihre persönliche Haltung und ihre Handlungsweise im Leben, indem sie Veränderungen festhalten, die sich im Bereich der Technik, der Geschichte und des sozialen privaten sowie beruflichen Miteinanders unter dem Gesichtspunkt eines Lebens mit Hörbehinderung in der Rückschau ergeben haben.

Eth9 Kommunikation und Sprache
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • kommunizieren mithilfe ihres jeweiligen Hauptkommunikationsmittels.
  • setzen gezielt die ihnen bekannten und an die räumlichen und situationsbedingten Gegebenheiten angepassten hörtaktischen und kommunikationsstrategischen Maßnahmen ein.
  • fordern die Berücksichtigung ihrer individuellen Bedürfnisse in kooperativen Phasen und gehen ihrerseits kommunikationsunterstützend auf ihre Mitschülerinnen und Mitschüler ein.
  • verwenden aktiv grundlegende und fachbezogene Begriffe aus den Gegenstandsbereichen Menschsein, Zusammenleben, Religion und Kultur, die moderne Welt in Schrift-, Laut- und ggf. Gebärdensprache und gebrauchen Methoden der Wortinhaltserarbeitung sicher.
  • bringen geeignete, im Deutsch- oder DGS-Unterricht erlernte Sprachstrukturen im Fach Ethik sowohl lautsprachlich, ggf. mit lautsprachbegleitenden Gebärden, als auch schrift- oder gebärdensprachlich zur Anwendung.
  • setzen gezielt Visualisierungsmaßnahmen ein, um zu einer gelingenden Kommunikation beizutragen.
  • formulieren Fragen und Rückmeldungen in eigenen Worten für andere verständlich, indem sie sich bei Bedarf an Satzstartern und ‑mustern orientieren.
  • äußern sich bei Analyse, Deutung und Reflexion einer Thematik weitgehend frei in Satzstruktur und Wortwahl.
  • bringen ihre Gedanken, Empfindungen und Gefühle auch über Vergleiche, sprachliche und nichtsprachliche Bilder sowie auf nichtsprachlichem, freiem Wege zum Ausdruck, z. B. im Rahmen kreativ-künstlerischer und theatralischer Aktivitäten. Sie erkennen dabei das praktische Tun und Kunst als eine lebenslange Chance, sich unabhängig von ihrem individuellen Sprachentwicklungsstand der Umwelt mitzuteilen.

Eth9 Emotionen und soziales Handeln
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • nehmen während kooperativer Phasen die Bedürfnisse anderer wahr und berücksichtigen diese.
  • erleben sich in Situationen, welche nicht ausschließlich durch sprachlichen, sondern beispielsweise durch kreativen Ausdruck auf unterschiedliche Weise geprägt sind, selbstwirksam.
  • erläutern positive wie negative Auswirkungen ihrer Hörschädigung, reflektieren diese im Zusammenhang mit ihrem Leben und ihrem Entwicklungsprozess und tauschen sich mit Mitschülern darüber aus. Sie geben sich gegenseitig Rückmeldung und lassen sich ggf. Unterstützung zuteilwerden, um ihr eigenes soziales Lernen, den Aufbau und die Pflege ihres Selbstwertgefühles und -bewusstseins sowie ihr Zugehörigkeitsgefühl zu einer Gruppe voranzutreiben.
  • verleihen Emotionen, inneren Bildern und persönlichen Gefühlen sowie der individuellen Haltung über vielfältige, auch künstlerische Gestaltungssituationen vor allem auf sprachfreier Ebene Ausdruck, indem sie nach ihren Möglichkeiten individuell bedeutsame Aussagen treffen und dadurch an Mitteilungskraft und Selbstsicherheit gewinnen.
  • reflektieren die Aussagen anderer, erkennen das Potenzial der Unterschiedlichkeit und Vielfalt im Leben und in den Lebenswegen und äußern ihre gebildete Meinung dazu in situationsgerechter und sozial angemessener Form.

Eth9 Lernbereich 1: Friedensethik
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • erkennen, dass Filme und Computerspiele oft kein realistisches Bild von tatsächlichem Kriegsgeschehen abgeben, und schätzen dadurch Konsequenzen von kriegerischen Auseinandersetzungen besser ein.
  • verstehen Konflikte als etwas Grundlegendes im Zusammenleben von Menschen in allen Lebens- und Erfahrungsbereichen und handeln in ihrem Lebensumfeld bei der Lösung von Konflikten nach Grundwerten für ein friedliches Zusammenleben, wie Gerechtigkeit und Toleranz.
  • bewerten verschiedene Formen des Umgangs mit Konflikten und wenden geeignete Strategien zur Lösung von Konflikten und zum Ausgleichen von Interessen an.
  • schätzen die grundlegende Bedeutung der Wahrung des Friedens für das Leben des Einzelnen und insbesondere für die Entfaltung der Persönlichkeit und Fähigkeiten von Kindern.
  • setzen sich vor dem Hintergrund der Arbeit einer Hilfsorganisation mit Möglichkeiten und Grenzen eines Engagements für den Frieden auseinander.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Krieg und Heldentum in Filmen und Computerspielen
  • Arten von Konflikten: Konflikte im familiären und befreundeten Umfeld (z. B. Scheidung, Schülerstreit), politische Konflikte
  • Grundwerte: Toleranz, Gleichberechtigung und Diskriminierungsverbot (Art. 3 GG), Recht auf freie Selbstentfaltung (Art. 2 GG)
  • ungeeignete Strategien: psychische Gewalt (z. B. Bloßstellen, Auslachen, Beleidigen, Ignorieren, Verwendung von Killerphrasen), physische Gewalt
  • geeignete Strategien der Konfliktlösung (z. B. Gespräch nach Regeln der gewaltfreien Kommunikation, Unterstützung durch neutrale Vermittlerinnen oder Vermittler)
  • Kinder in Kriegen (z. B. Flucht, Einsatz als Kindersoldatinnen und Kindersoldaten)
  • Arbeit einer Menschenrechts- oder Kinderhilfsorganisation

Eth9 Lernbereich 2: Sinnsuche im Leben
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • begreifen Sinnsuche als lebenslangen Prozess für ein gelingendes Leben.
  • prüfen Sinnangebote nach Kriterien und erkennen tragfähige Möglichkeiten, dem eigenen Leben einen Sinn zu geben (z. B. soziales Engagement).
  • ermessen angesichts der existenziellen Begrenztheit des Lebens in altersgemäßer Weise die zentrale Bedeutung der Frage nach dem Sinn im Leben.
  • erkennen die Bedeutung von Sterbebegleitung und Trauer für den Umgang mit dem Tod und achten diese.
  • fühlen sich in die Lage von Menschen in existenziellen Grenzsituationen ein.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Anspruch an das eigene Leben, persönliches Verständnis von Sinn
  • Sinnfindung als Beitrag zur Prävention (z. B. von Depression, Sucht, Suizid)
  • Sinn durch z. B. Liebe, Familie, Freundschaft, Beruf, erfüllende Tätigkeiten, Religion
  • Kriterien für die Sinnsuche (z. B. Autonomie, keine Fremd- oder Selbstschädigung)
  • verfehlte Sinnangebote (z. B. Drogen, Sekten, überzogenes Konsumverhalten)
  • Sinn im Angesicht der Begrenzung des Lebens: Geburt und Tod
  • unterschiedliche Auffassungen vom Tod: Angst auslösendes Erlebnis, Erlösung, natürlicher Abschluss des Lebens
  • bewusster Umgang der Menschen mit Sterben und Tod (z. B. Friedhöfe, Todesanzeigen, Begräbnisrituale); Sterbebegleitung, Hospiz
  • Reaktionen auf den Tod: Verzweiflung, Trauer, dankbarer Rückblick, Schuldbewusstsein
  • existenzielle Grenzsituationen (z. B. Krankheit, Unfall, Tod)

Eth9 Lernbereich 3: Ethik der Weltreligionen
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • respektieren mögliche Funktionen und den Stellenwert von Religion für gläubige Menschen.
  • unterscheiden zwischen religiösen Geboten und rechtlichen Normen.
  • tolerieren grundlegende Wertvorstellungen anderer Kulturkreise und Religionen, die in unserer Gesellschaft präsent und verfassungsrechtlich geschützt sind, und akzeptieren, dass religiöse Menschen ihren Glauben leben.
  • erkennen, dass religiöser Extremismus einen Missbrauch der Religionen darstellt, und treten dagegen ein.
  • erkennen Gemeinsamkeiten im Ethos der Weltreligionen und setzen sich mit religionsübergreifend anerkannten Regeln auseinander.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Funktion und Bedeutung von Religion (z. B. Identitäts- und Sinnstiftung, Bewältigung von Ängsten, Orientierung und Finden von Wertmaßstäben, Handlungsanweisungen, Gemeinschaftsgefühl)
  • Abgrenzung: religiöse Gebote, rechtliche Normen (z. B. staatliche Gesetze)
  • Artikel 9 der Menschenrechtskonvention; Artikel 4 des Grundgesetzes
  • gelebter Glaube in Deutschland: Beispiel für eine aktuelle Debatte (z. B. Schutz des Lebens, Synagogen- oder Moscheebau)
  • Fundamentalismus, Terrorismus
  • zentrale ethische Aussagen der Weltreligionen (z. B. die Zehn Gebote; Thron des Gerichts, Talmud, Schabbat 31a; Bergpredigt; die Eröffnung zu Mekka, Sure 1,1-7; islamischer Pflichtenkodex, Sure 17,22-38; Vier Edle Wahrheiten; Achtfacher Pfad; Veden in Auszügen)
  • „Weltethos“ (Hans Küng): das Grundprinzip der Menschlichkeit und die vier ethischen Prinzipien der Weltreligionen