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Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Gesundheitswissenschaften 13 (GH)

gültig ab Schuljahr 2019/20

GW13 Lernbereich 1: Wissenschaftlich arbeiten
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Die wissenschaftlichen Arbeitsweisen werden im Zusammenhang mit den anderen Lernbereichen erworben und hierzu von der jeweiligen Lehrkraft in eigenem pädagogisch­‑didaktischem Ermessen in alle anderen Lernbereiche integriert.

Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • wenden selbständig passende wissenschaftliche Arbeitsweisen an und werten unterschiedliche Quellen aus, um darauf aufbauend eine reflektierte und schlüssige Argumentation zu komplexen gesundheitswissenschaftlichen Problemstellungen zu vertreten.
  • entwerfen wissenschaftlich begründete Konzepte zur Lösung gesundheitswissenschaftlicher Problemstellungen und bewerten diese kritisch.
  • erklären komplexe gesundheitswissenschaftliche Phänomene, indem sie selbständig angemessene Modelle und Theorien auswählen, miteinander vergleichen und fachlich fundiert anwenden. Sie diskutieren dabei die Verwendung der Modelle und Theorien kritisch.
  • nehmen an konkreten Beispielen Stellung zu Nutzen und Grenzen der Wechselwirkung von Theorie und Praxis und setzen Erkenntnisse der Forschung unter Berücksichtigung verschiedener Faktoren fachlich begründet um.
  • vergleichen kritisch Forschungsansätze und Studiendesigns relevanter Studien der Gesundheitswissenschaften, indem sie diese hinsichtlich des Erkenntnisgewinns und der Gültigkeit der Forschungsergebnisse beurteilen.
  • diskutieren Entwicklungen im Gesundheitswesen hinsichtlich ökonomischer Aspekte und setzen sich reflektiert mit den Folgen für sich und die Bevölkerung auseinander.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • gesundheitswissenschaftliche Recherche: Datenbanken (z. B. Cochrane Library), Bibliothekskataloge u. a.
  • Vorgehen bei Konzepterstellung: Auswahl und Vorstellung geeigneter theoretischer Grundlagen, Darstellung der Ausgangslage und Bezugnahme auf die Problemstellung, Zielformulierung, Vorhabenbeschreibung, Finanzierung, Evaluation, Chancen und Risiken
  • Reichweite von Theorien, Abstraktionsgrad von Modellen
  • Induktion und Deduktion
  • Evidenzbasierte Medizin (EbM) und Evidence‑based Nursing (EBN); Berücksichtigungsfaktoren der Umsetzung: ökonomische, ethische, ökologische, rechtliche und politische
  • Begriffsbestimmung: Metaanalyse, Evidenzgrade und ‑levels
  • Aufgaben: Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF)
  • Berechnung: Inzidenzrate, Prävalenz, Mortalität, Letalität
  • Interpretation: Mittelwerte, relatives Risiko, Odds Ratio, Konfidenzintervalle u. a.
  • Forschungsethik: Personenschutz, Tierschutz, Datenschutz
  • Kosten: direkte, indirekte, intangible
  • Definition und Unterschiede: Kosten‑Nutzen‑Analyse, Kosten‑Nutzwert‑Analyse

GW13 Lernbereich 2: Die eigenständige Lebensführung von Senioren unterstützen
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • erläutern die Komplexität des Alterungsprozesses, indem sie diesen aus verschiedenen Sichtweisen betrachten. Dabei begründen sie häufig auftretende alterstypische Veränderungen, um mögliche Auswirkungen auf Betroffene sowie deren Umfeld abzuleiten.
  • diskutieren Nutzen und Grenzen gängiger geriatrischer Assessmentinstrumente sowie individuelle und gesellschaftliche Alter(n)sbilder und Alter(n)sstereotype unter Einbezug wissenschaftlicher Erkenntnisse. Sie reflektieren davon ausgehend ihre persönliche Einstellung zum Alter(n) und treten im Umgang mit älteren und dementen Menschen verantwortungsbewusst und wertschätzend auf.
  • erklären anhand gängiger Morbiditätsthesen den Einfluss der Multimorbidität auf die zukünftige Kostenentwicklung des Gesundheitswesens in Deutschland.
  • bewerten unter Berücksichtigung der gesetzlichen Grundlagen und politischer Strategien die Rahmenbedingungen für ein selbstbestimmtes Leben.
  • entwerfen Wohnkonzepte für ältere Menschen und deren Umfeld. Sie diskutieren Möglichkeiten und Grenzen dieser Konzepte hinsichtlich ethischer, ökonomischer und rechtlicher Aspekte und leiten daraus Verbesserungsmöglichkeiten für das Gesundheitssystem ab.
  • leiten ausgehend von gesetzlichen Grundlagen, aktuellen evidenzbasierten Empfehlungen und Modellen/Theorien verschiedene Angebote und Unterstützungsmöglichkeiten ab, die der Förderung bzw. dem Erhalt von Selbständigkeit des Betroffenen und der Entlastung pflegender Angehöriger dienen.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Alter(n)sbegriffe: kalendarisches, biologisches, psychologisches, soziales Alter(n)
  • Alterungsprozess: biologische, psychologische, soziale Veränderungen
  • Begriffe: primäre und sekundäre Demenzformen
  • Alzheimer Demenz, gefäßbedingte (vaskuläre) Demenzen: Definition, Epidemiologie, Kosten, Ätiologie/Pathogenese, Symptome, Therapie, Folgen, Prävention
  • Geriatrisches Assessment
  • Alter(n)sbilder, Alter(n)sstereotype
  • gesundheitsökonomische Bedeutung von Chronifizierung und Multimorbidität im Alter: Krankheitskosten im Alter, Kompressions‑ und Medikalisierungshypothese
  • Rahmenbedingungen für ein selbstbestimmtes Leben: Würde des Menschen, freiheitsentziehende Maßnahmen, Pflegefinanzierung, Pflegeleistungen, Altersarmut, aktuelle politische Strategien (z. B. strategisches Konzept zum Thema „Selbstbestimmt altern“) u. a.
  • individuelle Wohnkonzepte und Wohnformen: Beratungsangebote, ambulante Dienstleistungen, betreute Wohn‑ und Hausgemeinschaften, Pflegeheime, beschützende Stationen, Pflegeoasen, Demenzdörfer u. a.
  • wohnumfeldverbessernde Maßnahmen, Pflegehilfsmittel und Umbaufinanzierungshilfen, z. B. Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)‑Programm „Altersgerecht Umbauen“
  • ganzheitliche Versorgung von Demenzkranken: Milieutherapie, Biografiearbeit u. a.
  • Altersgerechte Assistenzsysteme für ein gesundes und unabhängiges Leben (AAL)
  • Modell der Selektion, Optimierung und Kompensation (SOK‑Modell nach Baltes und Baltes)

GW13 Lernbereich 3: Sucht und Depression als gesellschaftliche Herausforderung erfassen
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • grenzen Suchtformen voneinander ab, indem sie die Kriterien einer Suchterkrankung erläutern. Sie diskutieren die Kontroverse der gesellschaftlichen Akzeptanz von Suchtmitteln und individuellen und gesellschaftlichen Folgen von Suchterkrankungen.
  • erklären die multifaktorielle Entstehung einer Suchterkrankung mithilfe neurobiologischen und psychologischen Fachwissens, erläutern suchtfördernde Faktoren und schätzen dementsprechend die Gefährdung für Suchtverhalten ein. Sie entwickeln davon ausgehend ein Konzept zum gesundheitsförderlichen Verhalten.
  • diskutieren unterschiedliche Ansätze zur Prävention und Therapie von Suchterkrankungen, indem sie verschiedene Maßnahmen und gesetzliche Rahmenbedingungen bezüglich deren Erfolg kritisch bewerten.
  • erläutern die multifaktorielle Entstehung der Depression, um verschiedene Therapieansätze zu bewerten. Sie begründen die Notwendigkeit der Prävention von Depressionen vor dem Hintergrund der individuellen, familiären und gesellschaftlichen Auswirkungen.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Suchtformen: stoffgebundene (Nikotin, Alkohol u. a.) und nicht‑stoffgebundene Süchte (pathologisches Spielen, pathologisches Kaufen u. a.)
  • Suchtkriterien: ICD, Diagnostischer und statistischer Leitfaden psychischer Störungen (DSM)
  • epidemiologische Maßzahlen (z. B. Suchthilfestatistik), direkte und indirekte Kosten für das Gesundheitssystem
  • neurobiologische Grundlagen der Suchtentstehung (Veränderung der biochemischen Vorgänge im Gehirn)
  • Erklärungsansätze: Operante Konditionierung nach B. F. Skinner u. a.
  • suchtfördernde Faktoren, z. B. Werbung, Co‑Abhängigkeit
  • Präventions‑ und Therapieansätze von Suchterkrankungen; gesetzliche Rahmenbedingungen, z. B. Jugendschutz, Rauchverbot, Werbebestimmungen
  • Depression: Definition, Epidemiologie, Ätiologie/Pathogenese, Symptome, Diagnostik, Therapie, Folgen, Prävention
  • Depression in Abhängigkeit der Lebenslage; Depression als Volkskrankheit: gesellschaftliche Relevanz
  • Aktionsprogramme gegen Depression, z. B. European Alliance against Depression (EAAD)

GW13 Lernbereich 4: Onkologische Erkrankungen in ihrer Komplexität begreifen
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • beschreiben auf der Grundlage anatomischen und pathophysiologischen Fachwissens mithilfe von Klassifikationssystemen den Verlauf von onkologischen Erkrankungen. Sie bewerten auf Grundlage aktueller Forschungsergebnisse die Notwendigkeit und ökonomische Relevanz von therapeutischen Maßnahmen.
  • diskutieren auf der Grundlage der Entstehung und Folgen onkologischer Erkrankungen Nutzen und Grenzen gesundheitsförderlicher und präventiver Maßnahmen und leiten daraus Konsequenzen für die Gesellschaft und das Individuum ab. Sie entwickeln davon ausgehend ein Konzept zur Prävention onkologischer Erkrankungen.
  • beurteilen aktuelle Entwicklungen im Gesundheitswesen, indem sie epidemiologische Studien zu onkologischen Erkrankungen analysieren. Sie verdeutlichen die Relevanz onkologischer Erkrankungen für den Einzelnen und für die Gesellschaft.
  • begründen die Bedeutung der Palliation als Aufgabenbereich des Gesundheitswesens, indem sie die Versorgung von Betroffenen hinsichtlich ökonomischer und ethischer Aspekte bewerten.
  • analysieren existenzielle Herausforderungen im Leben anhand wissenschaftlich fundierter Theorien und Modelle, um informelle und professionelle Hilfsmöglichkeiten im Umgang mit der Erkrankung für direkt und indirekt Betroffene zu entwickeln.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Tumorarten (benigne und maligne); Klassifikation maligner Tumore (TNM)
  • kolorektales Karzinom, Bronchialkarzinom u. a.: Definition, Ätiologie/Pathogenese, Symptome, Diagnostik, Therapie, Verlauf, inkl. Anatomie und Physiologie der betroffenen Organe des Primärtumors
  • Prävention von Krebserkrankungen: Vorsorge und Früherkennung u. a.
  • Krebsregister und internationale Krebsstatistiken
  • direkte und indirekte Kosten für das Gesundheitssystem
  • Palliative Care
  • Krisenmodell, z. B. G. Caplan, J. Cullberg
  • Attributionstheorie, z. B. H. Kelly, M. Seligmann, B. Weiner

GW13 Lernbereich 5: Entwicklungen im Gesundheitswesen kritisch verfolgen
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • erläutern den permanenten Anpassungsbedarf des deutschen Gesundheitssystems, indem sie Veränderungen von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und aktuelle gesundheitspolitische Ansätze im internationalen Vergleich analysieren.
  • begründen die Notwendigkeit von Global Health unter Berücksichtigung der Millenniums‑Entwicklungsziele.
  • beschreiben die Grundzüge des Qualitätsmanagements und beurteilen verschiedene Zertifizierungsverfahren des Gesundheitswesens in Bezug auf ihre Sinnhaftigkeit.
  • bewerten theoretisch fundiert Strukturen von Einrichtungen im Gesundheitswesen und entwickeln davon ausgehend notwendige Maßnahmen im Rahmen des Qualitätsmanagements.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Gesundheitssysteme im Vergleich (Schweden, Schweiz, USA u. a.): Struktur, Finanzierung
  • Public Health
  • öffentliche Gesundheitspolitik der EU, z. B. gesundheitspolitische Strategien
  • UN: Millenniums‑Entwicklungsziele
  • Global Health: transnationale Einflüsse der Globalisierung auf gesundheitliche Lagen, Determinanten und Risiken
  • Begriffe: Qualität, umfassendes Qualitätsmanagement (TQM)
  • Dimensionen der Qualität: Struktur‑, Prozess‑ und Ergebnisqualität
  • PDCA-Zyklus
  • Aufgaben: Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG), Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)
  • Zertifizierungsverfahren in Einrichtungen des Gesundheitswesens (stationäre, z. B. KTQ und ambulante, z. B. QEP): Verfahrensverlauf, Kriterien