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Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Ethik 11

Hinweis: In der Wissenschaftswoche erarbeiten die Schülerinnen und Schüler im zeitlichen Umfang einer Woche fachspezifische Zugänge zu einem fächerübergreifenden Rahmenthema, insbesondere in Vorbereitung auf das Wissenschaftspropädeutische Seminar.

Eth11 Lernbereich 1: Philosophische Deutung des Menschen (ca. 22 Std.)
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • verstehen die grundsätzliche Problematik von Wesensbestimmungen des Menschen. Bei der Analyse von Texten unterscheiden sie deskriptive von präskriptiven Aussagen.
  • bewerten die Tragfähigkeit und Schlüssigkeit ausgewählter anthropologischer Positionen von der Antike bis zur Moderne, um daraus Orientierung in grundlegenden Lebensfragen zu erhalten.
  • entwickeln in der mehrperspektivischen Auseinandersetzung mit der Wesensbestimmung des Menschen ein differenziertes Verständnis von sich selbst und anderen.
  • erkennen Einflüsse der evolutionären Herkunft des Menschen auf sein Verhalten.
  • erkennen Sprachlichkeit als Charakteristikum des Menschen, das seine Wahrnehmung, sein Denken und sein Handeln prägt.
  • ordnen in ihr eigenes Bild vom Menschen wesentliche Erkenntnisse der Psychologie ein und nutzen sie, um eigene und fremde Handlungsmotive und ‑muster zu hinterfragen.
  • erkennen den Menschen als moral- und bildungsfähiges Wesen und nehmen die Herausforderung an, ihr Leben auf dieser Grundlage auch in einer digitalen Gesellschaft verantwortungs- und selbstbewusst zu gestalten.
  • achten die Würde und Rechte, die mit dem Status des Menschen als Person verbunden werden.
  • analysieren Menschenbilder in Spielfilmen und prüfen insbesondere, inwiefern dadurch Zuschauer auf subtile Weise beeinflusst werden.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • der Mensch als Naturwesen: biologische Evolutionsmerkmale (u. a. Kooperation und Aggression)
  • der Mensch als geistiges (M. Scheler), schöpferisch-kulturelles und soziales Wesen: Bedeutung von Sprache (z. B. für die Entwicklung der Menschheit und die Weltwahrnehmung), Kultur (A. Gehlen) und Gemeinschaft (Aristoteles: zoon politikon)
  • psychologische Betrachtung des Menschen: psychischer Apparat, Schichtenmodell (S. Freud); Dual-Process-Theorien: Charakterisierung der zwei Prozesstypen; implizites Wahrnehmen, Denken und Lernen, implizite Einstellungen und Motive; kognitive Dissonanzen; Strategien zur bewussten Selbststeuerung
  • der Mensch als moral- und bildungsfähiges Wesen: Moral, Ethik, menschliches Handeln als Ausdruck moralischer Autonomie; Platon: Höhlengleichnis und Ideenlehre; Aufklärung: Autonomie als Bildungsziel; Digitalität und Selbstbestimmung
  • der Mensch als Träger von Rechten und als Person (z. B. Cicero, J. Locke); Menschenwürde (theologische Begründung; I. Kant: Selbstzweckformel des kategorischen Imperativs; Art. 1 GG)
  • Darstellung des Menschen im Spielfilm, insbesondere subtile Formen der Beeinflussung der Zuschauer

Eth11 Lernbereich 2: Politische Ethik (ca. 20 Std.)
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • beurteilen ausgehend von antiken Vorstellungen, welche Funktionen ein Staat für die Menschen und deren Zusammenleben erfüllen sollte. Vor diesem Hintergrund vergleichen sie unterschiedliche Staatsverfassungen und Staatsideale.
  • erkennen, auch anhand von Gedankenexperimenten, Zusammenhänge zwischen Menschenbild und Staatsideal.
  • reflektieren die Legitimation von Staatsgewalt und das Verhältnis zwischen Staatsgewalt und Bürger.
  • erkennen Merkmale und Erscheinungsformen autoritärer Systeme und anti-demokratischer Strömungen und treten diesen entgegen.
  • erfassen den Wert von Demokratie und Pluralismus und setzen sich dafür ein.
  • verstehen internationale Organisationen als wesentlichen Beitrag zur Friedenssicherung zwischen Staaten.
  • zeigen Einsicht in die Bedeutung verbindlicher übernationaler Normen wie der Menschenrechte für ein freiheitliches und friedliches Zusammenleben in einer pluralistischen Gesellschaft und einer globalisierten sowie digitalen Welt.
  • erkennen und diskutieren Gefahren für Demokratien heute, z. B. populistische Strömungen. Sie tolerieren abweichende politische Anschauungen, soweit diese den demokratischen Rahmen respektieren, und treten auch in sozialen Medien gleichzeitig Meinungen wirksam entgegen, die die demokratischen Grundwerte aushöhlen oder ablehnen.
  • erkennen vereinfachende Muster, wie z. B. medial verbreitete Stereotype und Strategien populistischer Rhetorik, und tragen zum Abbau von Vorurteilen bei.
  • partizipieren am gesellschaftlichen Diskurs.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • grundlegende Vorstellungen zu Staatsverfassungen: Aristoteles (Politik, 3. Buch)
  • Platons Staatsideal, u. a. aus der Perspektive pluralistischer Vorstellungen
  • Legitimation staatlicher Gewalt durch Gesellschaftsvertragstheorien (T. Hobbes, J.-J. Rousseau)
  • Verhältnis der Staaten untereinander: I. Kant (Zum ewigen Frieden); Möglichkeiten der Friedenssicherung, u. a. durch internationale Organisationen, z. B. UNO; Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948 (anhand ausgewählter Rechte)
  • Merkmale und Erscheinungsformen von autoritären Systemen an einem aktuellen Beispiel: u. a. Unterdrückung von individuellen Rechten, staatliche Kontrolle, fehlende Gewaltenteilung; Möglichkeiten des Widerstands
  • Verhältnis von Staat und Bürger in der Demokratie: Persönlichkeitsrechte, Bürgerpflichten, Recht auf Widerstand, „ziviler Ungehorsam“
  • Gefahren für Demokratien heute: Populismus (Platon, Gorgias 451d5-459c5; Analyse zeitgenössischer populistischer Rhetorik); z. B. Politikverdrossenheit, Lobbyismus, Paternalismus, Manipulation in sozialen Medien
  • Stereotype durch Bilder in Medien (Visiotype)

Eth11 Lernbereich 3: Medizinethik (ca. 12 Std.)
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • überprüfen die Schlüssigkeit medizinethischer Argumentation in Texten und Diskussionsbeiträgen, auch von gesellschaftlichen Institutionen, indem sie einzelne Thesen und die jeweils zugehörigen Argumente und Belege herausarbeiten.
  • argumentieren im Rahmen medizinethischer Fragestellungen und konkreter medizinethisch relevanter Fälle schlüssig aus den Perspektiven unterschiedlicher Betroffener und verwenden dabei medizinethische Grundbegriffe in korrekter Weise.
  • berücksichtigen bei der Beurteilung eines medizinethischen Problems die vier Prinzipien der Medizinethik.
  • beteiligen sich an aktuellen medizinethischen Diskussionen, indem sie eigene Lösungsansätze und Stellungnahmen entwickeln und dabei grundlegende Vorstellungen zur Person und zur Menschenwürde berücksichtigen.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Grundlagen medizinethischer Argumentation: Praktischer Syllogismus und Toulmin-Schema, Sein-Sollen-Fehlschluss, Dammbruchargument
  • philosophische Grundbegriffe in der Medizinethik: Person und moralischer Status
  • medizinethische Entscheidungsfindung anhand der vier Prinzipien der Medizinethik („Amerikanisches Modell“)
  • ein aktuelles medizinethisches Problem, z. B. Sterbehilfe, Schwangerschaftsabbruch, pränatale Diagnostik, Anwendung gentechnischer Verfahren und digitaler Technologie; Stellungnahmen durch gesellschaftliche Institutionen (z. B. Deutscher Ethikrat, Bundesärztekammer, Religionsgemeinschaften, Humanistischer Verband Deutschlands); Entwicklung eigener Lösungsvorstellungen