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Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Katholische Religionslehre 11

Hinweis: In der Wissenschaftswoche erarbeiten die Schülerinnen und Schüler im zeitlichen Umfang einer Woche fachspezifische Zugänge zu einem fächerübergreifenden Rahmenthema, insbesondere in Vorbereitung auf das Wissenschaftspropädeutische Seminar.

KR11 Lernbereich 1: Zwischen Tradition und Aufbruch – Kirche im gesellschaftlichen Modernisierungsprozess (ca. 15 Std.)
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • nehmen wahr, inwiefern das heutige Modell einer offenen Gesellschaft von Gedanken der Aufklärung geprägt ist.
  • deuten die Auseinandersetzungen mit den vielschichtigen Fragestellungen der Aufklärung als bleibende Herausforderungen für Kirche und Theologie.
  • beschreiben Veränderungen im Selbstverständnis der Kirche als Folge einer Auseinandersetzung mit diesen Herausforderungen.
  • analysieren aktuelle, für den Glauben relevante Zeitströmungen und positionieren sich dazu – auch im Hinblick auf bedenkliche Entwicklungen – selbstständig.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Kennzeichen einer offenen Gesellschaft, z. B. Autonomie der Vernunft, Pluralismus der Weltanschauungen, Infragestellung von Autoritäten, Individualisierung der Lebens- und Glaubensentwürfe, Säkularisierungstendenzen, Dominanz einer naturwissenschaftlich geprägten Weltsicht
  • herausfordernde Denkmuster der Aufklärung, z. B. Verhältnisbestimmung von Glaube und Wissenschaft, Religion und Freiheit der Kunst, Verhältnis von säkularisiertem Bildungsideal und christlichem Menschenbild, Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft
  • ausgewählte Veränderungen im Selbstverständnis der Kirche, z. B. bezüglich des Verhältnisses von Kirche und Staat, der Anerkennung der Menschenrechte (v. a. Gewissens- und Religionsfreiheit), des Verhältnisses zu anderen Konfessionen und Religionen
  • aktuelle Zeitströmungen als (Spät-)Folgen der Aufklärung: Bedürfnis nach vereinfachenden Antworten und Komplexitätsreduktion (z. B. populistische und fundamentalistische Tendenzen) sowie die Relativierung von Wahrheitsansprüchen, v. a. in digitalen Kommunikationsformen; ggf. deterministische und materialistische Einflüsse auf das Welt- und Menschenbild (z. B. in der Hirnforschung, der Reproduktionsmedizin und der Genforschung), Infragestellung dauerhafter Bindungen an Personen bzw. Institutionen, Gefahr der Verletzung religiöser Gefühle im Bereich der Kunst

KR11 Lernbereich 2: Der Mensch angesichts des medizinisch-technischen Fortschritts (ca. 12 Std.)
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • reflektieren und bewerten Vorstellungen von einem gelingenden und guten Leben angesichts der Begrenztheit des Lebens.
  • erfassen Möglichkeiten der Lebensgestaltung infolge des medizinisch-technischen Fortschritts sowie die daraus resultierenden ethischen Fragen und setzen diese zu christlichen Standpunkten in Beziehung.
  • vergleichen den katholischen Standpunkt zu Möglichkeiten der Lebensgestaltung infolge des medizinisch-technischen Fortschritts mit einer nichtchristlichen Position.
  • prüfen die Relevanz christlicher Argumentationsweisen bezüglich eines verantwortungsvollen Umgangs mit Möglichkeiten der Lebensgestaltung infolge des medizinisch-technischen Fortschritts.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Wünsche und Optimierungstendenzen, z. B. ewige Jugend, leidfreies Leben, Unsterblichkeit; gesellschaftlich bedeutsame Bewertungskriterien: Würde, Recht auf Selbstbestimmung (z. B. Verfügen über das eigene Leben und Fragen der Reproduktion)
  • Beispiele des medizinisch-technischen Fortschritts, z. B. In-vitro-Fertilisation, Klonen, social freezing, Leihmutterschaft, Palliativmedizin, vor dem Hintergrund des katholischen und eines weiteren christlichen Standpunkts
  • ein nichtchristlicher Standpunkt zu einem Beispiel des medizinisch-technischen Fortschritts in Auseinandersetzung mit dem katholischen Standpunkt, z. B. PID, Organspende
  • begründete Handlungsoptionen angesichts von Grenzsituationen menschlichen Lebens: Leitlinien für eine eigene Positionierung; Profil ausgewählter kirchlicher Beratungsstellen und karitativer Einrichtungen (ggf. als Projekt)

KR11 Lernbereich 3: Theodizee – Ernstfall der Gottesfrage (ca. 12 Std.)
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • beschreiben vielfältige Leiderfahrungen und Verhaltensweisen im Umgang damit.
  • erläutern den Zusammenhang zwischen verschiedenen Deutungen von Leid und dem zugrunde liegenden Weltbild.
  • stellen dar, inwiefern Leid eine Herausforderung für das christliche Welt- und Gottesbild ist.
  • erörtern biblische Antwortversuche zur Frage nach dem Leid.
  • vergleichen einen christlich-theologischen Antwortversuch mit anderen Positionen zur Leidproblematik, um auf dieser Grundlage zu einem eigenen begründeten Standpunkt zu kommen.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Erfahrungen mit eigenem Leid und dem anderer Menschen; Umgang mit Leid, z. B. Abschottung, Verdrängung, Rationalisierung durch wissenschaftliche Erklärungen (z. B. aus Biologie, Psychologie, Soziologie), Solidarität und Zuwendung
  • Einordnung menschlicher Leiderfahrungen auf der Basis unterschiedlicher Denkmodelle, z. B. Individualismus, Materialismus, Determinismus, Humanismus
  • Theodizeeproblem: Frage nach der Vereinbarkeit von Übel und Leid mit der Annahme der Existenz eines gütigen, allmächtigen Gottes und der von ihm gewollten Schöpfungsordnung
  • ausgewählte biblische Antwortversuche, z. B. Tun-Ergehen-Zusammenhang (z. B. Ps 7), Anklage Gottes (z. B. Ps 88), Begrenztheit menschlicher Einsicht (z. B. Ijob 38), solidarisches Handeln in der Nachfolge Jesu Christi (z. B. Lk 6,36, Lk 10,25-37), Hoffnung auf ausstehende Vollendung (z. B. Ps 49,16, Lk 23,39-43, Röm 6,3-10)
  • ein Beispiel für eine christlich-theologische Weiterführung, z. B. Compassion (J. B. Metz), free-will-defence (A. Platinga), soul-making-theodicy (J. Hick); ein weiterer religiöser Ansatz (z. B. aus dem Islam oder dem Buddhismus) sowie ein philosophischer Antwortversuch, z. B. von G. W. Leibniz, A. Camus

KR11 Lernbereich 4: Erkenntnis und Sprache – Zugänge zur religiösen Wirklichkeit (ca. 15 Std.)
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • unterscheiden zwischen verschiedenen Zugängen der Erfassung von Wirklichkeit und setzen sich mit der Notwendigkeit, die Welt mehrdimensional zu deuten, auseinander.
  • verstehen den religiös-konstitutiven Weltzugang als eine in der Erkenntnisfähigkeit des Menschen liegende Möglichkeit, auf Grundfragen der Existenz Antworten zu finden.
  • analysieren den Zusammenhang zwischen den jeweiligen Weltzugängen und den ihnen gemäßen Sprach- und Ausdrucksformen.
  • identifizieren spezifisch religiöse Sprach- und Ausdrucksformen in ihren lebensweltlichen Bezügen.
  • erörtern Möglichkeiten christlicher Rede am Beispiel der Gottesfrage.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • unterschiedliche Wege zur Erfassung von Wirklichkeit, z. B. Idealismus (z. B. Höhlengleichnis nach Platon), Empirismus, Konstruktivismus; Dimensionen der Welterfahrung: kognitiv-instrumentell, evaluativ-normativ, ästhetisch-expressiv, religiös-konstitutiv
  • Grundfragen menschlicher Existenz im Horizont religiöser Weltdeutung, z. B. Fragen nach Glück und Liebe, Fragen nach Existenz und Geschöpflichkeit, Sehnsucht nach Geborgenheit und Akzeptanz, Hoffnung auf Erlösung
  • Sprach- und Ausdrucksformen für verschiedene Weltzugänge an einem konkreten Beispiel, z. B. Liebe, Leben, Glück
  • Formen religiöser Sprache, z. B. biblische, theologische, lehramtliche, literarische Redeformen; performative Sprachverwendung im Christentum und in einer weiteren Religion, z. B. bei Sakramenten bzw. heiligen Handlungen, in Liedern, Gebeten, Bekenntnissen; religiöse Handlungen in virtuellen Räumen
  • Anwendung ausgewählter Sprachformen auf die Gottesfrage; Stellenwert einer theologia negativa