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Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Sozialwissenschaftliche Arbeitsfelder 12

gültig ab Schuljahr 2024/25

SwA12 1 Grundthemen und Forschungsmethoden der Sozialwissenschaften reflektieren (ca. 16 Std.)
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • erschließen und bewerten ausgehend von einem Einblick in grundlegende Fragestellungen und Aufgabenfelder der Soziologie an Beispielen den praktischen Nutzen sozialwissenschaftlicher Forschung.
  • erfassen an einem Beispiel (z. B. Stadtsoziologie, Mediensoziologie, Sozialphysik) das Zusammenwirken unterschiedlicher Wissenschaften zur Analyse gesellschaftlicher Phänomene und erkennen den Wert fächerübergreifenden Denkens und Handelns.
  • untersuchen an Beispielen (z. B. Wahlforschung, Armutsstudien) die grundsätzliche Arbeitsweise der Sozialforschung und stellen unterschiedliche Methoden der empirischen Sozialforschung einander gegenüber, um Kriterien der Wissenschaftlichkeit abzuleiten.
  • reflektieren anhand der Analyse einer Studie zur Jugend- bzw. Identitätsforschung, wie in den Sozialwissenschaften menschliches Verhalten und Zusammenleben beobachtet, beschrieben, interpretiert und empirische Erkenntnisse in Politik und Gesellschaft genutzt werden.
  • wenden Kriterien zur Einschätzung der Aussagekraft von Studien an, um den Stellenwert wissenschaftlicher bzw. pseudowissenschaftlicher Aussagen in der öffentlichen Diskussion zu bewerten.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Schlüsselthemen, u. a. Funktionieren von Institutionen und Organisationen, soziales Handeln und Interagieren von Individuen, und Anwendungsbereiche von Soziologie anhand von Beispielen, z. B. Forschungsfelder von Alters-, Arbeits-, Familien-, Freizeit-, Mediensoziologie
  • moderne Interdisziplinarität am Beispiel spezieller Soziologien, z. B. Zusammenwirken von Geographie, Architektur, Wirtschaftswissenschaft, Politologie und Sozialwissenschaft im Rahmen von Stadtsoziologie
  • Grundelemente und Phasen des sozialwissenschaftlichen Forschungsprozesses, ausgewählte Formen quantitativer Sozialforschung, z. B. Fragebogenstudie, und qualitativer Sozialforschung, z. B. Leitfadeninterview, Sozialforschung; Aussagekraft und Qualitätsstandards von Studien, z. B. Transparenz, Repräsentativität, Validität, Reliabilität, Objektivität
  • Blick in die Forschungspraxis: Analyse einer sozialwissenschaftlichen Studie zur Jugend- und Identitätsforschung

SwA12 2 Identitätsentwicklung als Thema der Sozialforschung begreifen (ca. 12 Std.)
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • wenden sozialwissenschaftliche Grundbegriffe zu Sozialisation und Identitätsentwicklung an und reflektieren bei der Beschäftigung mit grundlegenden Sozialisationsprozessen die Bedeutung der Identitätsentwicklung für den Einzelnen und die Gesellschaft.
  • erschließen die Zeitbedingtheit wissenschaftlicher Fragestellungen und Methoden aus Texten zur Entwicklungs- und Sozialisationsforschung mithilfe der Analyse und des Vergleichs der jeweiligen Kernthesen.
  • erklären Denk-, Wahrnehmungs- und Verhaltensweisen im Sozialisationsprozess (z. B. Personenwahrnehmung, Attribution) mithilfe von sozialpsychologischen Ansätzen, um individuelles und gruppenspezifisches Verhalten auf wissenschaftlicher Grundlage zu verstehen.
  • untersuchen an Beispielen Erscheinungsformen defizitärer Sozialisation und erklären Ursachen und Wirkungen.
  • diskutieren ausgehend von Beispielen Chancen und Grenzen von Maßnahmen des Staates, der Gesellschaft oder des persönlichen Umfelds zur Vermeidung defizitärer Sozialisation sowie zum Umgang mit ihren Folgen.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Identitätsbegriff, Voraussetzungen und Prozesse der Sozialisation im Überblick, Identitätsbildung im Lebensverlauf
  • eine klassische Entwicklungstheorie und eine neuere Theorie der sozialen Identität, Zeitbedingtheit von Fragestellungen und Methoden der Wissenschaft
  • Aspekte der sozialen Wahrnehmung und der Kommunikation als Grundfragen der Sozialpsychologie
  • defizitäre Sozialisation und abweichendes Verhalten, z. B. mögliche Ursachen von Kriminalität
  • Maßnahmen des Staates, der Gesellschaft oder des persönlichen Umfelds (z. B. Erziehungsberatung) zur Vermeidung defizitärer Sozialisation bzw. als Reaktion auf diese

SwA12 3 Konzepte sozialer Verantwortung im Wandel reflektieren (ca. 8 Std.)
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • zeigen anhand historischer Texte Entwicklungs- und Traditionslinien hinsichtlich der Interpretation von sozialer Verantwortung sowohl des Einzelnen wie auch des Staats bzw. der Gesellschaft auf.
  • ordnen unterschiedliche Lösungsansätze zur Sozialen Frage im 19. Jahrhundert den jeweiligen gesellschaftlichen und politischen Akteuren zu, um die grundsätzliche Interessengebundenheit und die historische Bedingtheit von sozialpolitischen Ansätzen zu verstehen.
  • leiten aus der Auseinandersetzung mit einem neueren Ansatz sozialer Verantwortung mögliche Reaktionen des Staates bzw. der Gesellschaft auf gewandelte Anforderungen an den Einzelnen und die Gruppe ab und diskutieren mögliche Auswirkungen.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Positionen zur sozialen Verantwortung in der Ideengeschichte: das Spannungsfeld zwischen Staat, Gesellschaft und Individuum, z. B. bei Aristoteles, Thomas von Aquin, Tocqueville
  • Konzepte sozialer Verantwortung im 19. Jahrhundert: Akteure und Interessen
  • ein Konzept sozialer Verantwortung in der Gegenwartsgesellschaft, z. B. Kommunitarismus, Zivilgesellschaft, Commons-Initiativen

SwA12 4 Zivilgesellschaftliches Engagement und staatliche Engagementpolitik untersuchen (ca. 20 Std.)
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • untersuchen an Beispielen Formen, Entwicklungen und Rahmenbedingungen zivilgesellschaftlichen Engagements in der heutigen Gesellschaft.
  • stellen Zusammenhänge zwischen gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen und der Ausgestaltung ehrenamtlichen Engagements (z. B. Diskussion zur Entlohnung ehrenamtlicher Arbeit) her, indem sie Materialien zum Wandel von Anforderungen und Motiven bürgerschaftlichen Engagements auswerten.
  • untersuchen Engagementpolitik hinsichtlich ihrer Chancen und ihrer Probleme und schätzen sie als wichtigen Faktor einer partizipatorischen Demokratie wert.
  • verstehen fundierte Sozialanalysen (z. B. zum Thema Altersarmut) als wesentliche Grundlage zum Erkennen gesellschaftlicher Probleme und als Entscheidungshilfe für gezielte Engagementpolitik, z. B. durch Förderung von Mehrgenerationenhäusern.
  • wenden die aus der Analyse der Sozialstudie in 12.1 gewonnenen Erkenntnisse an, indem sie in ihrem gesellschaftlichen Nahraum eine eigene Erhebung zum Thema „Bürgerschaftliches Engagement“ in Anlehnung an eine breitere wissenschaftliche Studie (z. B. Freiwilligensurvey) planen und durchführen.
  • präsentieren die Untersuchungsergebnisse ihrer eigenen Studie, vergleichen sie mit Ergebnissen wissenschaftlicher Untersuchungen zum Engagement und entwickeln ggf. Erklärungsansätze für Unterschiede.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Formen, z. B. Vereine, Bürgerinitiativen, und Strukturen bürgerschaftlichen Engagements, z. B. formell, informell, in der Gegenwartsgesellschaft
  • Strukturwandel des bürgerschaftlichen Engagements vor dem Hintergrund von Individualisierungstendenzen: Motivwandel, Ehrenamt zwischen Engagement und Professionalisierung
  • Engagementpolitik: Sozialanalyse als eine der Grundlagen, Chancen und Probleme, z. B. hinsichtlich Ausbildung, Zuverlässigkeit
  • Blick in die Forschungspraxis: selbsttätige Erhebung sozialwissenschaftlicher Daten zu bürgerschaftlichem Engagement in Anlehnung an eine Sozialstudie