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Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Ethik 13 (erhöhtes Anforderungsniveau)

gültig ab Schuljahr 2025/26

Eth13 Lernbereich 1: Recht und Gerechtigkeit (ca. 48 Std.)
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • wählen in verschiedenen lebenspraktischen Kontexten Kriterien zur Beurteilung der Frage der Gerechtigkeit und wenden diese Kriterien adäquat an. Dabei berücksichtigen sie philosophische Konzepte, z. B. von Aristoteles und J. Rawls.
  • bewerten Berechtigung und Grenzen rechtspositivistischer und naturrechtlicher Positionen und prüfen selbständig deren Relevanz für die Rechtspraxis.
  • reflektieren das Spannungsfeld von Recht und Gerechtigkeit u. a. anhand des Eichmann-Prozesses.
  • beurteilen die Vertretbarkeit und Effektivität verschiedener Strafzwecke, auch im Hinblick auf ihren Einsatz in konkreten Fällen. Dabei berücksichtigen sie wesentliche Kriminalitätstheorien und setzen sich eingehend mit den Perspektiven von Tätern und Opfern auseinander.
  • unterscheiden bei der Frage nach einer angemessenen Behandlung von Straftätern zwischen Tat- und Täterstrafrecht. Dabei berücksichtigen sie insbesondere den Entwicklungsstand und die Bedürfnisse jugendlicher Straftäter und reflektieren bestehende Regelungen.
  • bewerten den aktuellen Strafvollzug mithilfe der Kriterien Humanität, Gerechtigkeit und Effektivität und entwickeln ggf. Reformvorschläge.
  • verfolgen den öffentlichen Diskurs über aktuelle Fragen der Gerechtigkeit, beteiligen sich an diesem nach Möglichkeit mit eigenen Beiträgen und zeigen auch darüber hinaus Bereitschaft zu politischem Engagement. Sie reflektieren insbesondere Fragen der sozialen und globalen Gerechtigkeit sowie der Generationengerechtigkeit.
  • entwickeln eigene Vorstellungen einer zukünftigen gerechten Gesellschaft.
  • setzen sich vor dem Hintergrund einer präzisen Begrifflichkeit mit Problemen und Perspektiven einer globalen Friedensordnung auseinander, um ihr Urteilsvermögen in Fragen von Krieg und Frieden sowie der Frage nach globaler Gerechtigkeit zu schärfen.
  • reflektieren das Verhältnis von „Macht“ und „Gewalt“ im Staat auf der Grundlage der Überlegungen von H. Arendt.
  • entwickeln eine eigene, differenziert begründete Position zum universellen Geltungsanspruch der Menschenrechte.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • kommutative und distributive Gerechtigkeit bei Aristoteles
  • positives Recht und Rechtspositivismus, Naturrecht (Rechtsquellen, Problematik, Leistung), Radbruch’sche Formel
  • das Spannungsfeld von Recht und Gerechtigkeit anhand des Eichmann-Prozesses (u. a. H. Arendt, B. Stangneth)
  • Kriminalitätstheorien, z. B. Anomie-Theorie, Etikettierungsansatz
  • Strafzwecktheorien: absolute, relative, Mischform
  • Wiedergutmachung (Täter-Opfer-Ausgleich)
  • Zielsetzungen des modernen Strafvollzugs und Probleme in der aktuellen Praxis
  • Grundsätze der Strafzumessung: Tat- und Täterstrafrecht, u. a. Umgang mit jugendlichen Straftätern
  • Gerechtigkeit als Fairness (J. Rawls): „Schleier des Nichtwissens“, Gerechtigkeitsgrundsätze, Differenzprinzip als Abgrenzung zum Utilitarismus, das Problem der Gerechtigkeit zwischen den Generationen
  • aktuelle Fragen sozialer Gerechtigkeit, z. B. gerechter Lohn, Bildungsgerechtigkeit, bedingungsloses Grundeinkommen
  • Vorstellung einer gerechten Gesellschaft bei T. Morus (Utopia, in Auszügen); eigener Entwurf in Form einer Utopie
  • Probleme und Perspektiven einer gerechten globalen Friedensordnung (Schutzverantwortung und Völkerrechtsproblematik bei internationalen Interventionen, Migration); positiver und negativer Friede (J. Galtung), globale Gerechtigkeit (u. a. P. Singer, T. Pogge)
  • politisches Engagement im Rahmen der Zivilgesellschaft: Möglichkeiten der Partizipation (z. B. Bürger- und Menschenrechtsorganisationen)
  • H. Arendt: Macht und Gewalt im Staat
  • Schwierigkeiten bei der Begründung der universalen Geltung der Menschenrechte, praktische Probleme bei ihrer Durchsetzung

Eth13 Lernbereich 2: Sinnorientierung und Lebensgestaltung (ca. 36 Std.)
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Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • entwickeln eine eigene Vorstellung vom guten Leben, indem sie insbesondere antike Vorstellungen von Eudaimonie vertieft betrachten, differenziert beurteilen und vergleichen.
  • reflektieren auf der Basis von I. Kants Begriff der „Würdigkeit zum Glück“ den Zusammenhang zwischen moralischem Handeln und Glück.
  • prüfen den Stellenwert von Bedürfnisbefriedigung in ihrem Leben.
  • beurteilen, welche Rolle erfüllende Aktivität und Sinnsetzung, insbesondere durch Selbsttranszendenz, für ein gelingendes Leben spielen können, auch in belastenden und (scheinbar) absurden Lebenssituationen.
  • bewerten Erkenntnisse aus der Resilienzforschung und der empirischen Glücksforschung, u. a. Flow-Theorie und PERMA-Modell, und ordnen sie in ihre Vorstellung von einem guten und glücklichen Leben ein.
  • analysieren kommunikative Situationen vielfältiger Art, u. a. in Film und Literatur.
  • gestalten unter Berücksichtigung kommunikationspsychologischer Erkenntnisse ihre eigene Kommunikation konstruktiv und verantwortungsbewusst, u. a. im digitalen Bereich.
  • berücksichtigen Gedanken aus Utopien bei der Suche nach dem Gerechten und Guten.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Aristoteles: Eudaimonie als höchstes Gut; Tätigsein der Seele im Sinne ihres ergons und der arete: bios politikos und bios theoretikos
  • Epikur: Eudaimonie durch Aponie, Ataraxie und Autarkie; Hedonismus, Lust-Unlust-Kalkül, Selbstgenügsamkeit, Loslösung von Aberglauben und irrationalen Ängsten, Rolle der Tugenden, Rückzug ins Private, Pflege der Freundschaft
  • Stoa: Eudaimonie durch ein tugendhaftes Leben nach dem logos; Ablehnung des Hedonismus, Ziel der Apathie, Pflichterfüllung in der Gemeinschaft (vita activa)
  • I. Kant: Würdigkeit zum Glück, drei Postulate der praktischen Vernunft
  • V. E. Frankl: Sinnsetzung als aktiver Prozess, Selbsttranszendenz, Sinn und Glaube
  • A. Camus: Sinn im Angesicht von Absurdität (Sisyphos-Mythos)
  • empirische Glücksforschung: u. a. Flow (M. Csikszentmihalyi), PERMA-Modell (M. Seligman)
  • Resilienz-Forschung, z. B. A. Ellis
  • Bedeutung gelingender Kommunikation, z. B. F. Schulz v. Thun, E. Berne, T. A. Harris; praktische Übungen; kommunikationspsychologische Analyse von Literatur und Film
  • eine Utopie oder Dystopie als Ganzschrift, z. B. A. Huxley, J. Zeh, E. Callenbach