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Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Bildungs- und Erziehungsauftrag des Gymnasiums

Der Mensch sucht soviel Welt als möglich zu ergreifen und so eng, als er nur kann, mit sich zu verbinden. (Wilhelm von Humboldt)

Unsere Welt ist in zunehmendem Maße durch hohe Komplexität geprägt. Damit sich die Kinder und Jugendlichen in ihr orientieren, sie je nach ihren persönlichen Möglichkeiten mitgestalten und in ihr schließlich als mündige Mitglieder der Gesellschaft sinnvoll und verantwortlich handeln können, müssen sie auf der Grundlage einer Wertorientierung entsprechende Einstellungen und Haltungen entwickeln, das notwendige anschlussfähige Wissen erwerben und Kompetenzen aufbauen, die ihrem jeweiligen Begabungsprofil gemäß sind. Kinder und Jugendliche, die sich geistig fordern lassen, finden im Angebot des Gymnasiums einen Zugang zu unserer Welt, bei dem neben einer grundlegenden Handlungsorientierung Fachlichkeit und Wissenschaftspropädeutik  einen besonderen Stellenwert besitzen.

Das Gymnasium ist dabei den obersten Bildungs- und Erziehungszielen verpflichtet, die in Art. 131 der Bayerischen Verfassung festgelegt sind: „Die Schulen sollen nicht nur Wissen und Können vermitteln, sondern auch Herz und Charakter bilden. Oberste Bildungsziele sind Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor religiöser Überzeugung und vor der Würde des Menschen, Selbstbeherrschung, Verantwortungsgefühl und Verantwortungsfreudigkeit, Hilfsbereitschaft, Aufgeschlossenheit für alles Wahre, Gute und Schöne und Verantwortungsbewusstsein für Natur und Umwelt. Die Schüler sind im Geiste der Demokratie, in der Liebe zur bayerischen Heimat und zum deutschen Volk und im Sinne der Völkerversöhnung zu erziehen.“

1 Profil und Anspruch gymnasialer Bildung
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(1) Das Gymnasium dient als Lern- und Lebensraum der Bildung des ganzen Menschen. Dafür werden nicht nur Wissensbestände, Fähigkeiten und Fertigkeiten erarbeitet, sondern auch nachhaltig Kompetenzen aufgebaut und die Persönlichkeitsentwicklung der Schülerinnen und Schüler gestärkt. Wer ein Gymnasium erfolgreich besucht, erwirbt eine fachspezifisch sowie fächerübergreifend vertiefte Allgemeinbildung, entwickelt ein differenziertes Bild von sich selbst und der eigenen Lebenswelt und ist zur Bildung begründeter Urteile sowie aufgrund einer reflektierten Werteorientierung zum Handeln in sozialer, ökologischer und ökonomischer Verantwortung fähig. Die wissenschaftspropädeutische Ausrichtung gymnasialen Denkens und Arbeitens führt von Jahrgangsstufe 5 an zur allgemeinen Hochschulreife nach Jahrgangsstufe 13 und bietet somit eine adäquate Vorbereitung auf ein Studium  bzw. eine anspruchsvolle Berufsausbildung.

(2) Der breite Fächerkanon des Gymnasiums mit seinen unterschiedlichen Ausbildungsrichtungen eröffnet den Schülerinnen und Schülern vielfältige Möglichkeiten der Weltbegegnung. In den spezifischen Ausprägungen der einzelnen Fächer werden die unterschiedlichen Herangehensweisen an Wahrnehmung und Deutung von Wirklichkeit bewusst sowie deren Besonderheiten, Chancen und Grenzen erkennbar. Im Mit- und Nebeneinander der verschiedenen Zugänge schulen die Kinder und Jugendlichen ihre Fähigkeit zum Perspektivwechsel, indem sie sich der Bedeutung von Sprache und Kommunikation bewusst werden, natur- und geisteswissenschaftliche Sachverhalte erkunden und kognitiv modellieren, im Rahmen ästhetischer Bildung differenziert wahrnehmen, erleben und gestalten, sich werteorientiert mit Gesellschaft und Umwelt auseinandersetzen oder über Grundfragen menschlicher Existenz nachdenken. Die hierfür erforderlichen Kompetenzen bauen sie in dem neunjährigen kontinuierlichen Bildungsgang des Gymnasiums kumulativ und in wechselseitiger Vernetzung der Fächer auf. Mit der Wahl einer speziellen Ausbildungsrichtung vertiefen sie einen der angebotenen Zugänge zur Welt.

(3) Der gymnasiale Bildungsweg zielt in besonderem Maß auf Abstraktionsvermögen sowie die Fähigkeit, auf unterschiedlichen Ebenen Modelle und Theorien zu verstehen, zu übertragen und zu entwickeln. Solche Kompetenzen umfassen auch die Fähigkeit, komplexe Phänomene sachgerecht zu beschreiben und in übergreifende Zusammenhänge einzuordnen, die Reflexion der behandelten Inhalte und angewandten Methoden, das Erschließen relevanter Frage- und Problemstellungen sowie das Wissen um die Aufgaben und die Grenzen der jeweiligen Fachgebiete. Interesse und Wertschätzung für wissenschaftliche Zugänge zur Welt werden ebenso entwickelt wie das Bewusstsein von der grundsätzlichen Begrenztheit menschlicher Erkenntnis. Dabei wird am Gymnasium die Neugier auf Unbekanntes, die Einsicht in die Notwendigkeit lebenslangen Lernens und die Bereitschaft, variable und verantwortbare Handlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten zu entwickeln, gefördert.

(4) Ebenso bleibt der Erwerb personaler und sozialer Kompetenzen wesentlicher Anspruch gymnasialer Bildung. Die Heranwachsenden werden zu einer weltoffenen und lebensbejahenden Haltung sowie zur mündigen und solidarischen Teilhabe in der Gesellschaft angeregt. Sie entwickeln zugleich das Bewusstsein, auch ihrerseits auf andere angewiesen zu sein.

(5) Am Gymnasium erwerben Schülerinnen und Schüler nicht nur fachliche und methodische Kompetenzen, sondern erhalten auch Anregung und Unterstützung bei ihrer Suche nach Sinn und Orientierung; dazu gehört auch die Wahrnehmung der religiösen Dimension des menschlichen Lebens. Durch die Begegnung mit der europäischen Kultur, die in der griechisch-römischen Antike und in der jüdisch-christlichen Tradition ihre Wurzeln hat und die durch Kontakte mit den arabischen wie anderen Kulturräumen befruchtet und bereichert wurde, entwickeln die Schülerinnen und Schüler ebenso wie durch die Auseinandersetzung mit aktuellen geistigen und kulturellen Strömungen Maßstäbe, mit deren Hilfe sie ihr Leben in angemessenem Selbstbewusstsein und mit sicherem Urteil meistern können. Die ästhetisch-kulturelle Bildung eröffnet ihnen reflektierte Zugänge zu musisch-künstlerischen Leistungen und Ausdrucksformen, die Wahrnehmungs- und Begegnungsalternativen eröffnen, somit die Persönlichkeitsentwicklung der Heranwachsenden bereichern und ihnen helfen, sich der Bedeutung kultureller Errungenschaften und ästhetischer Maßstäbe für die eigene Lebensgestaltung bewusst zu werden.


2 Schülerinnen und Schüler am Gymnasium
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(1) In einer Zeit, in der sich vor dem Hintergrund wachsender gesellschaftlicher Heterogenität auch Lerngruppen zunehmend ausdifferenzieren, fördert das Gymnasium alle gymnasial geeigneten Schülerinnen und Schüler auf der Grundlage einer Pädagogik der Vielfalt. Dabei haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, nach ihrer Neigung und Begabung Schwerpunkte zu setzen, ohne dass die damit verbundene Spezialisierung zu Lasten einer soliden Allgemeinbildung ginge. Sie können zudem bis zum Erreichen der gymnasialen Lern- und Bildungsziele unterschiedliche Formen der Flexibilisierung und Individualisierung der Lernzeit in Anspruch nehmen. Die Berücksichtigung spezieller Bedürfnisse gymnasial geeigneter Schülerinnen und Schülern mit individuellem sonderpädagogischem Förderbedarf ist selbstverständlich.

(2) Ein Gymnasium besuchen Schülerinnen und Schüler, die aufgrund ihrer Begabung, ihres breiten Interesses, ihrer Leistungsbereitschaft und ihres Leistungsvermögens in der Lage sind, die Kompetenzen aufzubauen, die sie später für ein Studium und für verantwortungsvolle berufliche Aufgaben benötigen.

(3) Beim Kompetenzerwerb zeigen sich Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums geistig besonders beweglich und fantasievoll, sie lernen schnell, gern und zielstrebig und verfügen über ein gutes Gedächtnis. Sie sind bereit, sich ausdauernd und unter verschiedenen Blickwinkeln mit Denk- und Gestaltungsaufgaben auseinanderzusetzen, und entwickeln dabei zunehmend die Fähigkeit zur Abstraktion, zu analytischem und vernetztem Denken, zu eigenständiger Problemlösung und zur zielgerichteten Zusammenarbeit in der Gruppe.

(4) Schülerinnen und Schüler, die den gesamten gymnasialen Bildungsweg durchlaufen, treten als Kinder in das Gymnasium ein und verlassen es als junge Erwachsene. In diesem Zeitraum haben sie die Möglichkeit zu einer kontinuierlichen Kompetenzentwicklung, gerade in einer Lebensphase, die nicht nur von Unsicherheit und Veränderung, sondern auch von konstruktiver Neuorientierung gekennzeichnet ist. In dieser Zeit am Gymnasium entwickeln sich die Schülerinnen und Schüler zu Persönlichkeiten, die auf der Grundlage eines breiten Fachwissens neue Aufgaben- und Problemstellungen lösen wollen und können. Mit der am Gymnasium erworbenen Sach-, Methoden-, Selbst- und Sozialkompetenz sind sie den Anforderungen eines Studiums ebenso gewachsen wie den sich ständig wandelnden Herausforderungen in Arbeitswelt und Gesellschaft. Nicht zuletzt haben sie ein breites kulturelles, gesellschaftliches, ethisch-religiöses und ästhetisches Wissens- und Wertefundament ausgebildet, das sie befähigt, Gegebenes kritisch zu reflektieren, und das wesentlich zu einem erfüllten, aktiv und vielfältig gestalteten Leben beitragen kann.


3.1 Fächerkanon und Inhalte
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(1) Der Unterricht am Gymnasium bietet den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, sich die Welt aus der Perspektive einer Vielzahl unterschiedlicher Fächer zu erschließen. Sie setzen sich mit Inhalten auseinander, die gekennzeichnet sind durch eine ausgewogene Mischung aus Komplexität, Abstraktion, Wissenschaftlichkeit sowie Lebens- und Anwendungsbezug. Hierbei spielen auch die neuen digitalen und interaktiven Medien eine bedeutsame Rolle: Als Bestandteil schulischen Lernens sind sie ein zeitgemäßes Mittel für eine ebenso attraktive wie differenzierende Begleitung von Lernprozessen. Beim bewussten und zielführenden Gebrauch dieser Medien lernen die Schülerinnen und Schüler, sich ihrer über den technisch versierten Umgang hinaus reflektiert und selbst- sowie sozialverantwortlich zu bedienen.

(2) Aus dem Zusammenwirken der Fächer sowie der Einbindung übergreifender Bildungs- und Erziehungsziele und von Lernorten außerhalb des Klassenzimmers erwächst den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit zur ganzheitlichen Persönlichkeitsentwicklung.

(3) Auch fächerübergreifenden Themen begegnen die Schülerinnen und Schüler innerhalb der Klasse oder Jahrgangsstufe oder bei Veranstaltungen der ganzen Schule. Deren Planung und Gestaltung wird ermöglicht durch Kooperationsbereitschaft und organisierte Zusammenarbeit der Lehrkräfte sowie präzise Absprachen innerhalb der Schulen.

(4) Das Erlernen von Fremdsprachen ermöglicht ein vertieftes Verständnis anderer Kulturen und eröffnet neue Perspektiven. Die wechselseitige Beziehung zu Englisch, aber auch zu anderen modernen Fremdsprachen, kommt in besonderem Maße an denjenigen Gymnasien zur Geltung, an denen der bilinguale Unterricht in Sachfächern Teil des Schulprofils ist.


3.2 Kompetenzorientierung
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(1) Unverzichtbar für nachhaltiges Lernen ist ein dauerhaft verfügbares und anschlussfähiges Wissen, das durch permanentes, variantenreiches Üben und Wiederholen gefestigt wird. Auf dieses grundlegende Wissen sollen die Schülerinnen und Schüler zurückgreifen können, um Problemstellungen angemessen zu lösen sowie vernetzt und kreativ zu denken. Dieses Wissen in immer wieder neuen Lern- und Anwendungssituationen fruchtbar zu machen, ist wesentliche Voraussetzung für den nachhaltigen Erwerb grundlegender Kompetenzen.

(2) Kompetenzorientierter Unterricht wird von seinem Ziel aus gedacht: Der langfristige Kompetenzerwerb der Lernenden tritt in den Mittelpunkt. Kompetent sind Schülerinnen und Schüler, wenn sie bereit sind, neue Aufgaben- oder Problemstellungen zu lösen und dieses auch können. Kompetenzorientierter Unterricht bietet die Möglichkeit, Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten selbständig und nachhaltig aufzubauen, zu reflektieren und in verschiedenen Situationen verantwortungsvoll einzusetzen: Problemstellungen auf der Basis konkreter, auch anspruchsvoller Inhalte fordern von den Schülerinnen und Schülern Flexibilität, die Fähigkeit zu Analyse und Abstraktion sowie den Umgang mit Komplexität. Kompetente Schülerinnen und Schüler sind in der Lage, ihr Vorgehen kritisch zu hinterfragen und zu bewerten. Sie erhalten und nutzen immer wieder Möglichkeiten, die Effizienz ihres Lernverhaltens zu überprüfen.

(3) Unerlässlich für die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums ist der Erwerb überfachlicher Kompetenzen. Zu diesen zählen vor allem Selbstkompetenz (z. B. Leistungsbereitschaft, Ausdauer, Konzentrationsfähigkeit, Selbstbeherrschung), Sozialkompetenz (z. B. Kommunikationsfähigkeit, Konfliktfähigkeit, Toleranz, Verantwortungsfreudigkeit), und Methodenkompetenz (z. B. Informationsbeschaffung, Präsentationstechniken, Lernstrategien). Die Förderung des nachhaltigen Erwerbs dieser Kompetenzen ist Aufgabe aller Fächer. Sie unterstützen erfolgreiches Lernen und tragen wesentlich zur Persönlichkeitsentwicklung bei.


3.3 Unterrichtsgestaltung
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(1) Im kompetenzorientierten Unterricht werden Lernsituationen methodisch sinnvoll und der Komplexität der Lerngegenstände angemessen gestaltet. Diese Lernsituationen sind durch eine Aufgabenkultur geprägt, die den Anwendungs- und Lebensweltbezug im Blick hat, die Eigenständigkeit der Schülerinnen und Schüler fördert und der Heterogenität der Schülerinnen und Schüler gerecht wird. Hierbei spielen auch digitale und interaktive Medien eine bedeutsame Rolle: Als selbstverständlicher Bestandteil schulischen Lernens sind sie ein zeitgemäßes Mittel für eine ebenso attraktive wie differenzierende Begleitung von Lernprozessen.

(2) Lernaufgaben sind wesentlicher Bestandteil eines kompetenzorientierten Unterrichts. Sie sind z. T. materialgestützt, häufig in alltagsnahe Situationen eingebettet und ermöglichen dadurch einen Lebensweltbezug. Sie geben den Schülerinnen und Schülern Gelegenheit zur Entwicklung eigener Hypothesen sowie unterschiedlicher Lern- und Lösungswege, auch unterstützt durch offene Fragestellungen. Durch die Wiederholung und Vertiefung bereits erworbener Wissensbestände und die kontinuierliche Weiterentwicklung und Anwendung bereits angeeigneter Kompetenzen wird nachhaltiges, kumulatives Lernen gefördert. Kompetenzorientierte Aufgaben regen die Lernenden dazu an, Sachverhalte, die eigene Vorgehensweise und den eigenen Lernzuwachs zu hinterfragen. Ihre Bearbeitung erfordert Motivation, Ausdauer und Leistungsbereitschaft. Durch die Übertragung der im Unterricht erworbenen Kompetenzen auf neue Zusammenhänge ermöglichen die Aufgaben die Vernetzung von Wissenselementen, auch aus verschiedenen Fachdisziplinen.

(3) Kompetenzorientierte Unterrichtsgestaltung ist geprägt von angemessener Methodenvielfalt. Der auf die Lernsituation abgestimmte, flexible Einsatz verschiedener Unterrichtsmethoden ermöglicht es nicht nur, den Unterrichtsgegenständen gerecht zu werden, sondern auch die Schülerinnen und Schüler in die Gestaltung des Unterrichts einzubeziehen, die Lernwege auf unterschiedliche Lernvoraussetzungen abzustimmen und durch Abwechslungsreichtum Lernmotivation, Interesse und Konzentration zu fördern. Durch soziale Lernformen (z. B. Gruppen- oder Projektarbeit) lernen die Schülerinnen und Schüler die Bedingungen und Vorzüge kooperativen Arbeitens kennen; die Bereitschaft und Fähigkeit zur Zusammenarbeit sind in Studium und Beruf unerlässlich. Die Einbeziehung digitaler Medien in die Gestaltung von Lernprozessen bietet zusätzliche Möglichkeiten der Differenzierung und der individuellen Förderung.

(4) Die Schülerschaft des Gymnasiums ist im Hinblick auf Herkunft und Begabung heterogen. Schülerinnen und Schüler erleben, dass sie als eigenständige Persönlichkeiten mit individuellem Hintergrund, differenzierten und für die gemeinsame Arbeit wertvollen Begabungs- und Leistungspotenzialen ernst genommen werden. Die Lehrkräfte berücksichtigen die Unterschiedlichkeit ihrer Schülerinnen und Schüler, fördern gezielt deren Potenziale und führen die Lernenden zu einer realistischen Einschätzung ihrer Stärken und Schwächen. Intensivierungsstunden eignen sich in besonderem Maße dazu, den individuellen Lernbedürfnissen der Schülerinnen und Schüler gerecht zu werden und damit sowohl schwächere als auch besonders begabte Schülerinnen und Schüler zu fördern.

(5) In einigen Fachlehrplänen sind den einzelnen Lernbereichen Stundenrichtwerte (z. B. ca. 10 Stunden) beigegeben. Sie dienen der Orientierung und Hilfestellung bei der Unterrichtsplanung.


4.1 Eigenverantwortliche Schule
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(1) Ziel bayerischer Bildungspolitik ist es, den Weg, der mit MODUS 21 begonnen wurde, fortzusetzen, den Schulen künftig noch mehr Gestaltungsfreiheit zu geben und ihre Eigenverantwortung zu stärken. Die Einräumung erweiterter Entscheidungsspielräume setzt eine regelmäßige Evaluation zwingend voraus. Schulprofil, Schulprogramm und die in der Folge einer externen Evaluation geschlossenen Zielvereinbarungen liefern schulinterne Richtgrößen. Zentrale Prüfungen und Tests, das Abschneiden bei überregionalen Wettbewerben, aber auch das Schulklima und die Zufriedenheit der an der Schule Tätigen sind wichtige Indikatoren dafür, inwieweit es einem Gymnasium gelingt, die Intention des Lehrplans in gelebte Wirklichkeit umzusetzen.

(2) In diesem Lehrplan wird bewusst auf kleinschrittige Vorgaben verzichtet. Schulleitungen, Lehrerkollegien und Fachschaften erhalten dadurch die Freiheit, aber auch die Aufgabe, im Sinne ihres Schulprofils didaktische und methodische Schwerpunktsetzungen vorzunehmen, Lernen und Prüfen in ein ausgewogenes Verhältnis zu bringen, die Möglichkeiten zur Förderung individueller Begabungen auszuschöpfen, den fächerübergreifenden Kompetenzbereichen im Rahmen von Projekten, im Fachunterricht oder beim fächerverbindenden Unterrichten den ihnen gebührenden Raum zu geben und ggf. vorhandene individuelle Bedürfnisse von Schülerinnen und Schülern bei der Umsetzung des gymnasialen Bildungs- und Erziehungsauftrags zu berücksichtigen.


4.2 Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung am Gymnasium
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(1) Ein modernes Gymnasium mit stärkerer Eigenverantwortung kann nur als ein System existieren, dessen einzelne Elemente nicht isoliert agieren, sondern wie bei einem lebendigen Organismus miteinander in wechselseitiger Beziehung stehen. Die Entwicklung und die Sicherung von Qualität an einem Gymnasium bilden daher systemische Prozesse und sind gemeinsam verantwortete Aufgaben, in die alle Mitglieder der Schulgemeinschaft eingebunden sind. Sie garantieren den Bestand gymnasialer Bildung auf hohem Niveau und verstehen sich als die immer wieder von Neuem notwendigen Antworten auf die ständigen Veränderungen in der gesellschaftlichen Umwelt.

(2) Ein unerlässliches Instrument für die Sicherung der Unterrichtsqualität ist neben der externen Evaluation die gemäß Art. 113 c BayEUG regelmäßig durchgeführte Selbstevaluierung der Schule (interne Evaluation). Dabei werden die Ergebnisse der gymnasialen Arbeit, vor allem die Lernerfolge der Schülerinnen und Schüler, kontinuierlich beobachtet und mit den Erwartungen verglichen. Bei Bedarf werden geeignete Optimierungsmaßnahmen vereinbart und umgesetzt.

(3) Der Lehrplan für das bayerische Gymnasium sichert für die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums gleichwertige Bildungschancen in ganz Bayern und soll gleichzeitig Hindernisse für einen eventuell notwendigen Schulwechsel vermeiden.


5.1 Bedeutung der Schulgemeinschaft
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(1) Das Gymnasium kann seinen Bildungs- und Erziehungsauftrag nur dann erfüllen, wenn es auf einer lebendigen und verantwortungsvollen Schulgemeinschaft aufbaut. Diese ist Teil unserer demokratisch verfassten Wertegemeinschaft, die sich vor allem durch Chancengleichheit, Freiheit und Gerechtigkeit auszeichnet. In ihr wird das Recht der Minderheiten gewahrt, Rücksicht auf Schwächere genommen und Diskriminierung verhindert.

(2) Unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, Religion, kulturellem Hintergrund, gesellschaftlich-ökonomischem Status, sexueller Orientierung und körperlicher wie geistig-seelischer Gesundheit bietet das bayerische Gymnasium geeigneten Schülerinnen und Schülern Raum zur persönlichen Entfaltung. Sie erfahren ihre Schule als Ort, an dem sie sich gerne aufhalten und den sie verantwortungsbewusst mitgestalten. Die Schulgemeinschaft ist geprägt von gegenseitiger Wertschätzung ihrer Mitglieder.


5.2 Mitglieder der Schulgemeinschaft
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(1) Die Schülerinnen und Schüler nutzen die vielfältigen Lernangebote des Gymnasiums, kommen ihren schulischen Pflichten nach und entwickeln sich zu interessierten, aufgeschlossenen und leistungsbereiten jungen Menschen. Sie reflektieren ihre eigenen Leistungen und erkennen die ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler an. Die Schülerinnen und Schüler erfahren die Mitgestaltung des Schullebens als Chance zur Bereicherung des eigenen Lebens: durch Mitwirkung an religiösen, musischen, kulturellen und sportlichen Veranstaltungen sowie an Wettbewerben und Jubiläen. Dazu gehören insbesondere das Engagement in der Schülermitverantwortung, als Tutor, Mediator oder die Mitwirkung bei der Schülerzeitung. Die erfolgreiche Mitarbeit der Schülerinnen und Schüler im Unterricht und am Schulleben erfährt Ermutigung und Honorierung – nicht nur durch Noten, sondern auch durch Preise und Anerkennungen, die von der Schulgemeinschaft festgelegt und verliehen werden.

(2) Die Lehrkräfte des Gymnasiums haben die Aufgabe, in einem wissenschaftlich fundierten und methodisch durchdachten Unterricht den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit zu bieten, fachliche und überfachliche Kompetenzen aufzubauen. Darüber hinaus besteht – nicht zuletzt aufgrund der zunehmenden Heterogenität der Lerngruppen – ihr Auftrag darin, die vielfältigen Begabungspotenziale ihrer Schülerinnen und Schüler zu erkennen und gezielt zu fördern. Die Lehrkräfte stimmen ihre Bildungs- und Erziehungsarbeit aufeinander ab und richten sie am Wohl der ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen aus. Die Lehrkräfte bemühen sich deshalb, ihre Schülerinnen und Schüler zu einer realistischen Einschätzung ihrer Stärken und Schwächen zu führen. Unterrichten und Erziehen bedeutet, Räume zu eröffnen für den Aufbau von Wissen und Können, aber insbesondere auch für Persönlichkeitsbildung und Werteorientierung. Hierfür ist das Vorbild der Lehrkräfte von zentraler Bedeutung. Abstimmung in Erziehungsfragen sowie Kollegialität und Kooperation auch im Rahmen der Fachschaftsarbeit sind notwendige Voraussetzungen für eine pädagogisch erfolgreiche Arbeit der Lehrkräfte in Unterricht und Schulleben.

(3) Die Schulleitung trägt für die Umsetzung des Bildungs- und Erziehungsauftrags sowie für die pädagogische und organisatorische Qualitätsentwicklung die Gesamtverantwortung. Dabei stehen ihr alle Lehrkräfte, aber auch Gremien wie Personalrat, Elternbeirat und Schülermitverantwortung zur Seite. Sie prägt innerhalb der Schulgemeinschaft in entscheidendem Maße den Charakter, das soziale Klima und die Leistungsmaßstäbe der Schule. Aufgabe der Schulleitung ist es außerdem, Kontakte des Gymnasiums mit außerschulischen Partnern zu initiieren und zu pflegen sowie die Schule nach außen zu vertreten.

(4) Die Erziehungsberechtigten übernehmen durch ihre Mitarbeit in der Schulgemeinschaft Mitverantwortung für die Arbeit der Schule als Ganzes. Zum Wohle der Kinder und Jugendlichen unterstützen sie die Schule bei der Erfüllung ihres Bildungs- und Erziehungsauftrags und arbeiten mit den Lehrkräften vertrauensvoll zusammen. Die Schule bietet zu vielfältigen Gelegenheiten und in verschiedenen Gremien eine Fülle von Möglichkeiten zur Mitwirkung und Mitgestaltung. In einem schulspezifischen Konzept zur Erziehungspartnerschaft konkretisiert die Schulgemeinschaft die Ausgestaltung der Zusammenarbeit an der einzelnen Schule.

(5) Das Schulforum trägt zum Konsens über erforderliche Maßnahmen, zur Schaffung einer stabilen Lernumgebung und zur Weiterentwicklung der Schule bei.


6 Das Gymnasium im Kontext des bayerischen Bildungssystems
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(1) Innerhalb des differenzierten bayerischen Schulwesens baut das Gymnasium ebenso wie Mittel- und Realschule als weiterführende und allgemeinbildende Schulart auf der Grundschule auf, stellt ein spezifisches Bildungsangebot dar und eröffnet vielfältige Möglichkeiten eines individuellen weiteren Bildungswegs. Die Lehrkräfte sind mit den Prinzipien und der Struktur des mehrgliedrigen bayerischen Bildungssystems vertraut. Sie wirken zusammen mit den Beratungslehrkräften und Schulpsychologen bei der Beratung von Schülerinnen und Schülern sowie deren Eltern in Fragen der Schullaufbahn mit.

(2) Die Übertrittsphase von der Grundschule oder von anderen Schularten auf das Gymnasium ist für die Schülerinnen und Schüler von großer Bedeutung. Die Lehrkräfte begegnen ihnen daher mit besonderer Aufmerksamkeit und steuern Lernprozesse mit angemessener Sensibilität.

Die Schülerinnen und Schüler gestalten ihre Klassengemeinschaft mit und gewinnen unterstützt durch die Schulgemeinschaft zunehmend Vertrauen in die neue Lernumgebung. Die am Übertritt beteiligten Lehrkräfte arbeiten dabei schulartübergreifend vertrauensvoll zusammen.

(3) Der Wechsel vom Gymnasium auf andere Schularten bringt für die Schülerinnen und Schüler unterschiedliche Herausforderungen mit sich. Die Lehrkräfte beraten beim Übergang die Schülerinnen und Schüler sowie die Erziehungsberechtigen verantwortungsbewusst, um einen geeigneten Bildungsweg zu eröffnen. In diesem Zusammenhang kommt auch der rechtzeitigen Berufsorientierung eine wichtige Bedeutung zu, vor allem wenn ein unmittelbarer Übertritt ins Berufsleben ansteht.

(4) Durch das P-Seminar und die Kooperation mit externen Partnern ermöglicht das Gymnasium den Schülerinnen und Schülern, mit der Berufs- und Arbeitswelt in Kontakt zu treten und dabei anschlussfähige Erfahrungen für ihr späteres Berufsleben zu gewinnen.

(5) Das Gymnasium befähigt durch die Vermittlung einer vertieften Allgemeinbildung und den Aufbau wissenschaftspropädeutischer Kompetenzen in einem zusammenhängenden Bildungsgang zum Erwerb der allgemeinen Hochschulreife und zur Aufnahme eines Studiums. Die Zusammenarbeit mit Hochschulen und Universitäten im Fachunterricht sowie die Seminare in der Oberstufe sind diesem Ziel besonders förderlich.