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Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Latein

1 Selbstverständnis des Faches Latein und sein Beitrag zur Bildung
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Das Fach Latein leitet ausgehend von lateinischen Texten zu intensiver Beschäftigung mit der lateinischen Sprache und der Kultur der Antike an. Dabei erkennen die Schülerinnen und Schüler in der griechisch-römischen Antike ein bis heute tragendes Fundament der europäischen Tradition. Die Beschäftigung mit der antiken Welt geht zunächst von Lehrbuch-, später von Originaltexten aus, anhand derer u. a. bedeutende mythologische Themen, relevante historische Inhalte, zentrale philosophische Denkmodelle, elementare Prinzipien der römischen Rechtstradition, grundlegende Dimensionen politischen Denkens und Handelns sowie Ursprünge und Werte des Christentums erarbeitet werden. Als wichtiger Beitrag zur vertieften Allgemeinbildung am Gymnasium wird Orientierungswissen aufgebaut, welches dazu befähigt, das vielfältige und prägende Weiterwirken der antiken Kultur wahrzunehmen und zu würdigen, wesentliche Elemente europäischer Identität zu erkennen sowie zu benennen und auf einer verlässlichen Wissens- und Vergleichsbasis vorurteilsfrei mit anderen Kulturkreisen umzugehen.

Die lateinische Literatur bietet Texte, die seit der Antike durchgehend zu wirkungsmächtigen Vorbildern der Weltliteratur geworden sind. Im Unterricht werden die hohe inhaltliche und stilistische Qualität dieser lateinischen Werke sowie das komplexe Zusammenspiel von Form und Inhalt erschlossen. Dazu erfassen die Schülerinnen und Schüler den Gedankengang gehaltvoller Texte, analysieren deren Struktur und sprachlich-stilistische Gestaltung, werten ihre Inhalte aus und nehmen fundiert zu den behandelten Themen Stellung.

Die Schülerinnen und Schüler entwickeln durch die Begegnung mit lateinischen Originaltexten und deren kulturellem Kontext ein Empfinden für die Schönheit von Sprache, Literatur und Kunst, das über den ästhetischen Genuss hinaus auch die Reflexion über Kriterien ästhetischer Qualität fördert und Orientierung bietet. Aufgrund der Literaturkompetenz, die im Lateinunterricht entsteht, wird auch Freude am verständigen Lesen anspruchsvoller literarischer Texte geweckt.

Das Fach Latein ermöglicht am Modell und an der Systematik der lateinischen Grammatik grundlegende Einsichten in das Funktionieren von Sprache überhaupt. Der Umgang mit der deutschen Sprache, u. a. beim Übersetzen, hält die Schülerinnen und Schüler immer wieder dazu an, beide Sprachen miteinander zu vergleichen und dabei im Sinne einer vertieften Sprachreflexion Gemeinsamkeiten und Unterschiede festzustellen. Die Kenntnis des Lateinischen als Ursprung der romanischen Sprachen und sein nachhaltiger Einfluss auf die Weltsprache Englisch erleichtert nicht nur das effektive Erlernen vieler moderner Fremdsprachen, sondern auch das Erschließen und die souveräne Verwendung zahlreicher Fremdwörter, u. a. aus wissenschaftlichen Fachsprachen und aus der Begriffswelt der modernen Technik und Wissenschaft.

Die Analyse geschichtlicher Prozesse der Antike, verschiedener Verfassungsstrukturen und zentraler politischer Ideen hat im Lateinunterricht einen hohen Stellenwert, ebenso die kritische Auseinandersetzung mit der Wirkungsmacht von Sprache. Durch die Beschäftigung mit rhetorischen Texten erwerben die Schülerinnen und Schüler Kenntnisse und Fähigkeiten im Bereich der Rhetorik und setzen sich mit der Frage nach der ethischen Dimension der Beredsamkeit, d. h. des bewussten und ggf. manipulativen Einsatzes von Sprache, auseinander. Dabei werden auch politische Kontexte der Gegenwart berücksichtigt.

Durch intensive Sprachbetrachtung und gründliche Beschäftigung mit Texten sowie ihrem kulturellen Kontext eignen sich die Schülerinnen und Schüler auch unter Nutzung geeigneter digitaler Medien wesentliche Lern- und Arbeitstechniken sowie Strategien der Selbstorganisation an. So können sie ihr Vorgehen bewusst an den fachspezifischen, auf Präzision zielenden Erfordernissen ausrichten, ihre Lernfortschritte selbst einschätzen, unterschiedlichste Aufgaben- und Problemstellungen eigenständig und systematisch lösen sowie ihre Arbeitsergebnisse selbstkritisch überprüfen.

2.2 Prozessbezogene Kompetenzen und ihre Gegenstandsbereiche
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Das Kompetenzstrukturmodell im Fach Latein definiert den analysierenden, reflektierenden und synthetisierenden Umgang mit drei Gegenstandsbereichen – lateinischen Texten, deren sprachlicher Basis und deren kulturellem Kontext – als die zentralen Kompetenzen, die im Lateinunterricht aufgebaut werden.

Beim analysierenden Umgang liegt der Schwerpunkt auf der Aufgliederung des Gegenstands und seiner Bearbeitung nach Einzelaspekten, z. B. wenn ein bestimmter Gesichtspunkt herausgearbeitet oder untersucht wird.

Beim reflektierenden Umgang liegt der Schwerpunkt auf dem umfassenden Zugriff auf den Gegenstand, der als Ganzes bearbeitet wird, z. B. wenn ein Nachweis erbracht oder ein Begriff definiert werden soll.

Beim synthetisierenden Umgang liegt der Schwerpunkt auf der Kombination und Integration verschiedener Aspekte zu einer Einheit oder auf der Herstellung einer neuen Einheit. Dies ist z. B. bei einer Interpretation, einer Übersetzung oder bei einem Vergleich der Fall.

Bei den lateinischen Texten handelt es sich erst um Lehrbuchtexte, bei der Übergangslektüre in Jahrgangsstufe 9 um ggf. adaptierte Originaltexte und danach um literarische Texte von Autoren der Weltliteratur, wie z. B. Caesar, Cicero, Ovid oder Vergil. Die Texte stammen aus antiken Gattungen, welche für die europäische Literatur z. T. bis heute prägend sind, z. B. Epos, Lyrik, Satire, Rede, Brief, Roman, Geschichtsschreibung oder philosophische Abhandlung.

Als sprachliche Basis werden Wortschatz- und Grammatikkenntnisse erarbeitet, mit denen die Schülerinnen und Schüler lateinische Texte bis zu einem anspruchsvollen literarischen Niveau übersetzen und interpretieren können.

Bei der Erschließung des kulturellen Kontextes werden die Texte und ihre Autoren in die historischen, sozialen und politischen Verhältnisse sowie in die literaturgeschichtlichen Voraussetzungen ihrer jeweiligen Zeit eingeordnet. Auf diesem Fundament untersuchen die Schülerinnen und Schüler auch deren Rezeption in späteren Zeiten und erfassen so auch ihre Bedeutung für die Kulturgeschichte.

2.3 Die vier Dimensionen des Kompetenzaufbaus
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Der Aufbau dieser zentralen Kompetenzen vollzieht sich innerhalb von vier Dimensionen, nämlich der inhaltlich-fachsystematischen, der philologisch-methodischen, der persönlich-existenziellen und der gesellschaftlich-politischen.

Zwischen diesen vier rahmenden Dimensionen und den zentralen Kompetenzen mit ihren Gegenstandsbereichen besteht ein Verhältnis wechselseitiger Abhängigkeit: Der analysierende, reflektierende und synthetisierende Umgang mit lateinischen Texten, ihrer sprachlichen Basis und ihrem kulturellen Kontext findet stets im Hinblick auf eine oder mehrere dieser Dimensionen statt und erweitert bzw. vertieft sie dadurch. Er setzt aber auch Fähigkeiten aus diesen Dimensionen zumindest teilweise schon voraus: So kann selbst ein einfacher Text nur mithilfe grundlegender Fertigkeiten im Bereich der inhaltlich-fachsystematischen Dimension (Umgang mit Wortbedeutungen sowie Erscheinungen der Formen- und Satzlehre) erschlossen werden; umgekehrt wird jeder derartige Erschließungsvorgang die bereits vorhandenen Fähigkeiten festigen und sie bei einem entsprechenden Anforderungsniveau weiter steigern.

Wenn der Kompetenzaufbau im Lateinischen v. a. unter inhaltlich-fachsystematischen Aspekten erfolgt, wird im Schwerpunkt ein Beitrag zum Aufbau der Sachkompetenz geleistet.

Da die inhaltlich-fachsystematische Dimension den unverzichtbaren und charakteristischen Kern des Lateinunterrichts bildet, wird sie in den Grundlegenden Kompetenzen und im Fachlehrplan detailliert entfaltet (s. u. Punkt 3).

Wenn der Kompetenzaufbau im Lateinischen v. a. unter philologisch-methodischen Aspekten erfolgt, wird im Schwerpunkt ein Beitrag zum Aufbau der Methodenkompetenz geleistet:

Wegen des oftmals hohen Komplexitätsgrades lateinischer Texte, zumal literarischer Originaltexte, kann nicht immer ein direkter Zugriff auf ihren Inhalt erfolgen: Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten sich daher die Inhalte schrittweise, planvoll und konzentriert. Die dabei geübte Herangehensweise stellt in ihren einzelnen Phasen eine Vorschule wissenschaftlicher Methodik dar: exakte Analyse lexikalischer, grammatikalischer und syntaktischer Phänomene, Berücksichtigung eines größeren Kontextes, Hypothesenbildung, Kombination bzw. Synthese der Einzelbeobachtungen und Überprüfung der Ergebnisse auf ihre Richtigkeit.

So eignen sich Schülerinnen und Schüler zielführende Lernstrategien und problemlösendes sowie kombinatorisches Denken an, mithin Fertigkeiten, die sie über den systematischen Erwerb der lateinischen Sprache hinaus zum Erlernen weiterer Fremdsprachen und zur Lösung anderer, auch fachfremder Aufgabenstellungen befähigen. Der häufige Vergleich mit dem Deutschen und mit modernen Fremdsprachen ermöglicht ihnen eine vertiefte Einsicht in die Gesetzmäßigkeiten der einzelnen Sprachen, die dem weiteren Fremdsprachenerwerb sowie der Ausdrucksfähigkeit im Deutschen zugutekommt. Die fachspezifisch intensive Auseinandersetzung mit Sprache fördert Lesekompetenz und die Fähigkeit zur Erschließung komplexer Texte weit über die Zusammenhänge des Lateinunterrichts hinaus.

Überdies werden die Schülerinnen und Schüler durch die Begegnung mit antiken Kontrastmodellen im Fach Latein zum Vergleich mit der Gegenwart angehalten und zu aktualisierendem Transferdenken aufgefordert. Vor allem aufgrund des großen zeitlichen Abstands wirkt die Antike oft wie eine fremde Welt, für deren Verständnis zahlreiche Sachinformationen einzuholen sind. Die Schülerinnen und Schüler üben dabei eine Methodik der Informationsbeschaffung und des Wissenserwerbs ein, die sie auch auf andere Fächer und Themenbereiche übertragen. So entwickeln sie die Fähigkeit, gezielt zu recherchieren sowie gedruckte Fachwerke wie Lexika, Grammatiken, Fachzeitschriften etc. und für den Lateinunterricht relevante digitale Medien zielgerichtet zu nutzen.

Aufgrund ihrer analytischen und rhetorischen Schulung im Fach Latein sind sie in der Lage, ihre Arbeitsergebnisse übersichtlich, sachangemessen sowie adressatengerecht zu präsentieren und in der Gruppe zu diskutieren, allesamt Kompetenzen, die nach dem Erwerb des Abiturs weiterhin einen hohen Stellenwert haben, sei es an der Hochschule oder im Berufsleben.

Wenn der Kompetenzaufbau im Lateinischen v. a. unter persönlich-existenziellen oder gesellschaftlich-politischen Aspekten erfolgt, wird im Schwerpunkt ein Beitrag zum Aufbau der Selbst- und Sozialkompetenz geleistet.

Sowohl die spezifischen Inhalte des Lateinunterrichts als auch die in diesem Fach erforderliche Arbeitshaltung stehen in engem Zusammenhang mit der persönlich-existenziellen wie auch mit der gesellschaftlich-politischen Dimension:

So werfen z. B. die in der lateinischen Literatur behandelten Themen immer wieder Grundfragen menschlicher Existenz, der individuellen Lebensführung und des gesellschaftlichen Zusammenlebens auf, welche die Schülerinnen und Schüler zur kritischen Auseinandersetzung herausfordern. Die Begegnung mit der Welt der Antike fördert eine offene und vorurteilsfreie Beschäftigung mit fremden Denk- und Verhaltensweisen und verlangt die Herausbildung eines eigenen Standpunkts. Aus antiken Texten erhalten Schülerinnen und Schüler oft Denkanstöße für die persönliche und soziale Orientierung. Indem sie konkurrierende und ggf. unterschiedlich berechtigte Ansprüche gegeneinander abwägen, gelangen sie zu fundierten Werturteilen, die sie in der Diskussion austauschen, argumentativ begründen, verteidigen und modifizieren können.

Lebenswirklichkeit und Wertvorstellungen von Antike und Gegenwart weisen einerseits Schnittmengen auf, z. B. bei der existenziellen Frage nach einem gelingenden Leben oder hinsichtlich des Verhältnisses zwischen Individuum und Gesellschaft. Andererseits gibt es gravierende Unterschiede, etwa bei der Bewertung der Sklaverei, der Rolle der Frau und imperialistischer Bestrebungen, die zu kritischer Diskussion sowie zum Vergleich mit der Gegenwart herausfordern und zu eigenständiger Urteilsbildung anregen.

3 Aufbau des Fachlehrplans im Fach Latein
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Im Fachlehrplan steht wie schon bei den Grundlegenden Kompetenzen sowohl für die Spracherwerbsphase als auch für die Lektürephase die inhaltlich-fachsystematische Dimension im Mittelpunkt. Die philologisch-methodische, persönlich-existenzielle sowie die gesellschaftlich-politische Dimension kommen jedoch ebenfalls, zumindest implizit, zur Geltung. Der Aufbau des Lehrplans ist der Idee der fortschreitenden Aneignung der Grundlegenden Kompetenzen verpflichtet, deren Progression über die Jahrgangsstufen hinweg jederzeit erkennbar bleibt.

Schon das Kompetenzstrukturmodell (s. o. Punkt 2.1) lässt erkennen, dass die Texte mit ihrer sprachlichen Basis und ihrem kulturellen Kontext im Zentrum des Faches Latein stehen. Dies gilt bereits für die Spracherwerbsphase (Jahrgangsstufe 5–8 bei L1, Jahrgangsstufe 6–8 bei L2) und entsprechend werden die Lernbereiche gemäß den Gegenstandsbereichen des Kompetenzmodells benannt. Ihre Reihenfolge verdeutlicht die Vorrangstellung des Textes, der freilich aus einzelnen sprachlichen Elementen besteht und im Unterricht in den Kontext der antiken Kultur eingeordnet wird.

Da im Fach Latein Kompetenzerwerb und Fachinhalte nicht voneinander zu trennen und letztere auch für die Progression der Kompetenzen über die Jahrgangsstufen hinweg entscheidend sind, wird im Fachlehrplan eine integrierte Darstellung von Kompetenzerwartungen und Inhalten vorgelegt. Die fachspezifischen Methoden werden in einem eigenen Lernbereich „Methodik“ zusammengefasst.

Mit dem Abschluss der Lehrbuchphase nach vier bzw. drei Lernjahren wird bezüglich der Grundlegenden Kompetenzen in allen drei Gegenstandsbereichen insoweit ein Gleichstand von L1 und L2 erreicht, dass ab Jahrgangsstufe 9 der Unterricht nach demselben Lehrplan erfolgt.

Ab der Phase der Übergangslektüre am Beginn von Jahrgangsstufe 9 erfolgt der Kompetenzerwerb nicht mehr anhand von Lehrbuchtexten, sondern anhand von Originaltexten, die in der Übergangslektüre auch adaptiert sein können.

In der Lektürephase (Jahrgangsstufe 9 – 13) stehen Texte der Weltliteratur im Mittelpunkt der unterrichtlichen Arbeit. Die Lernbereiche werden unter der Überschrift „Texte und ihr kultureller Kontext“ fortan nach thematischen Schwerpunkten (z. B. „Macht und Politik“, „Rom und Europa“) gegliedert, innerhalb derer auf die Originallektüre zugeschnittene Kompetenzerwartungen mit entsprechenden Inhalten formuliert sind; diese bleiben auf die Kompetenzen und Gegenstandsbereiche des Kompetenzstrukturmodells bezogen.

In jedem thematisch orientierten Lernbereich werden zu Beginn diejenigen Kompetenzerwartungen aufgeführt, die für alle Autoren bzw. Texte dieses Bereiches einschlägig sind. Die darauf folgenden Kompetenzerwartungen sind den jeweiligen Autoren bzw. Texten zugeordnet.

Die Lernbereiche „sprachliche Basis“ und „Methodik“ werden in der Weise fortgeschrieben, dass in ihnen Kompetenzerwartungen benannt werden, die für alle thematisch definierten Lernbereiche einschlägig sind (z. B. im sprachlichen Bereich die Ergänzung des Grundwortschatzes durch autoren- oder gattungsspezifischen Wortschatz oder in der Methodik die zielführende und zunehmend selbständige Verwendung eines lateinisch-deutschen Wörterbuchs).

Bis zum Ende der Jahrgangsstufe 9 hat eine erste Begegnung mit zentralen Autoren aus Prosa und Dichtung, wie z. B. Caesar und Martial, stattgefunden. In Jahrgangsstufe 10 wird das literarische Spektrum hinsichtlich Themen und Literaturformen erweitert, etwa durch Texte zum Thema „Kommunikation in der Antike“ mittels Prozessrede oder Brief. In der Jahrgangsstufe 11 richtet sich der Blick auf weitere Gattungen wie Geschichtsschreibung, politische Rede, Epos und auf philosophische Texte. So werden Grundlagen geschaffen, auf die später bei einer Weiterführung des Faches in der Qualifikationsphase, in der ein dreistündiger Kurs auf grundlegendem Anforderungsniveau oder ein fünfstündiger Kurs auf erhöhtem Anforderungsniveau gewählt werden kann, zurückgegriffen wird, etwa bei der Beschäftigung mit philosophischer Ethik oder mit Staatstheorie.

In der Qualifikationsphase erweitern die Schülerinnen und Schüler die bis dahin erworbenen Grundlegenden Kompetenzen bis zu dem Niveau, das für ein erfolgreiches Bestehen der Abiturprüfung erforderlich ist. Insbesondere bauen sie ihre Fähigkeiten im Bereich der inhaltlich-fachsystematischen und der philologisch-methodischen Dimension aus, die nach dem Übertritt an eine Hochschule für verschiedene Studiengänge relevant sind.

4 Zusammenarbeit mit anderen Fächern
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Im Rahmen von Projekten, bei Theaterbesuchen, Exkursionen, Studienfahrten oder vergleichbaren Gelegenheiten erkennen Schülerinnen und Schüler zunehmend selbständig Zusammenhänge zwischen den mannigfaltigen Inhalten des Lateinunterrichts und weiteren Fächern. Aufgrund des breiten Themenspektrums im Fach Latein gibt es hierfür zahlreiche Anknüpfungspunkte:

Hinsichtlich Sprache und Literatur lassen sich vielfältige Brücken schlagen zu Deutsch, Griechisch und den modernen Fremdsprachen, auch unter dem Aspekt der Rezeption antiker Stoffe.

Deren Wiederaufnahme in Kunst und Musik stellt ein Bindeglied zu diesen beiden Fächern dar.

Politische, historische und gesellschaftliche Themen können in der Zusammenarbeit mit Geschichte sowie Politik und Gesellschaft in den Mittelpunkt treten, philosophische Fragen eröffnen Querverbindungen zu Religionslehre und Ethik.

An manchen Stellen bietet sich die Kooperation mit Mathematik und den Naturwissenschaften in historischer Perspektive an.

5 Beitrag des Faches Latein zu den übergreifenden Bildungs- und Erziehungszielen
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Das Fach Latein, in dessen Zentrum der Umgang mit Texten steht, versteht sich als Sprach- und Kulturfach. Auch wenn daher sein Beitrag für die Sprachliche sowie für die Kulturelle und Interkulturelle Bildung besonders groß ist, erschöpft er sich doch nicht darin, sondern wird um weitere Schwerpunkte, im Sozialen Lernen und insbesondere in der Politischen Bildung und Werteerziehung sowie in der Medienbildung bzw. Digitalen Bildung, ergänzt.

Sprachliche Bildung
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Im Bereich der Sprachlichen Bildung vermittelt das Fach Latein Kompetenzen, von denen Schülerinnen und Schüler für beinahe alle anderen Schulfächer und weit darüber hinaus profitieren. Texte genau zu lesen, sprachliche Merkmale differenziert wahrzunehmen und sie mit der enthaltenen Information in Verbindung zu bringen, eine mögliche Aussageabsicht des Autors zu erschließen, nötigenfalls auch zwischen den Zeilen zu lesen, schließlich den Inhalt vollständig zu erfassen, adäquat zu übersetzen und ihn zu deuten, sind wesentliche Fähigkeiten in der heutigen zunehmend von digitalen Medien geprägten Kommunikationsgesellschaft. Das Fach Latein schafft durch sprachsensiblen und die Fachsprache entwickelnden Unterricht auch für mehrsprachige Schülerinnen und Schüler mit Deutsch als Zweitsprache die sprachlichen Voraussetzungen, dem Unterricht angemessen folgen sowie fachliche Kompetenzen erwerben und zeigen zu können. Die vertiefte Auseinandersetzung mit Sprache und Text lässt die Schülerinnen und Schüler Texte nicht nur besser verstehen, sondern fördert zudem ihre Sicherheit im aktiven mündlichen und schriftlichen Sprachgebrauch sowie ihr Vermögen, auch komplexe Sachverhalte gut nachvollziehbar, sprachlich und stilistisch angemessen sowie situations- und adressatengerecht darzustellen.

Medienbildung/Digitale Bildung
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Die Digitalisierung verändert die Lebenswelt grundlegend, vor allem in den Bereichen der Information und Kommunikation. Dieser Entwicklung trägt das Fach Latein mit seinen methodischen und inhaltlichen Schwerpunktsetzungen in mehrfacher Hinsicht Rechnung, z. B. bei der Problematik rhetorischer Manipulation und politischer Propaganda.

Latein schafft u. a. durch Sprachreflexion, kritisches Hinterfragen von Texten und Einordnen von Inhalten in größere Kontexte Grundvoraussetzungen für eine gleichermaßen effiziente wie kritische Nutzung moderner Informationsmedien und Kommunikationsmittel sowie für eine grundlegende Reflexion über die Verlässlichkeit und den Stellenwert verschiedener Medien. Aufgrund einer kontinuierlich geübten Analyse und Deutung komplexer syntaktischer und inhaltlicher Strukturen und eines entsprechend souveränen Umgangs mit Sprache und Text können Schülerinnen und Schüler gezielt auf Informationen zugreifen, sie klassifizieren und bewerten. Zum anderen bieten ihnen die digitalen Hilfsmittel sowohl im rezeptiven als auch im produktiven Bereich zahlreiche Möglichkeiten, ihre Lernprozesse individuell, effektiv und zugleich attraktiv zu gestalten, z. B. bei der Wortschatz- und Grammatikwiederholung oder bei der Auseinandersetzung mit Inhalten aus dem kulturellen Kontext. Überdies können die Schülerinnen und Schüler digitale Medien nutzen, um auf Lernplattformen interaktiv und kollaborativ zu arbeiten oder Arbeitsergebnisse sachgerecht und adressatenbezogen zu präsentieren.

Kulturelle und Interkulturelle Bildung
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Im Sinne der Kulturellen Bildung wird gleichermaßen analytisch-kognitiven Formen der Auseinandersetzung mit antiken Themen wie kreativen Aneignungen Raum gegeben; als Beispiele für letztere seien produktive Umsetzungen szenischer, musikalischer oder künstlerischer Art genannt. Die Schülerinnen und Schüler begegnen von Anfang an nicht nur der lateinischen Sprache, sondern gleichzeitig immer auch der antiken Kultur in all ihren Facetten. Diese bildet eine wesentliche Grundlage der europäischen Kunst- und Geistesgeschichte, an der die Schülerinnen und Schüler ein Bewusstsein dafür entwickeln, selbst in eine bestimmte kulturelle Tradition eingebunden zu sein. Gegenüber der eigenen Lebenswirklichkeit weist die der Antike gleichermaßen Unterschiede wie auch Gemeinsamkeiten auf, die bei einem modellhaften Vergleich deutlich hervortreten sowie diskutiert und bewertet werden. Das Erfassen von Parallelen und Kontrasten fordert dazu heraus, solche Vergleiche auch auf gegenwärtige andere Traditionen und fremde Kulturen auszudehnen, ihnen Interesse und Neugier entgegenzubringen und ihnen mit Achtung und Toleranz zu begegnen.

Soziales Lernen, Politische Bildung und Werteerziehung
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Ausgehend von Texten und Themen der Antike bieten sich schließlich zahlreiche Anknüpfungspunkte für Soziales Lernen, Politische Bildung und Werteerziehung. Die Fragen nach den Grundlagen menschlichen Zusammenlebens oder der besten Staatsform, nach der Rechtfertigung militärischer Expansion und kriegerischer Konflikte, nach dem Verhältnis des Einzelnen zu Gesellschaft und Staat, nach Recht und Gerechtigkeit sind nach wie vor im gesellschaftlichen Diskurs höchst aktuell. Sie eröffnen Möglichkeiten zur Diskussion, zur kritischen Stellungnahme, zum Argumentieren, zum Vertreten eines eigenen fundierten Standpunktes und zur Entwicklung einer respektvollen Haltung gegenüber anderen Auffassungen.

Neben die römische Staatsphilosophie tritt die Individualphilosophie, deren Ethik Wege zu einem guten und gelingenden Leben weisen will. Auf dieser Grundlage setzen sich Schülerinnen und Schüler reflektierend mit fremden Normen auseinander, entwickeln eigene Wertvorstellungen, diskutieren und modifizieren diese, geben begründete Werturteile ab und finden schließlich zu einer fundierten eigenen Position.