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Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Russisch

1 Selbstverständnis des Faches Russisch und sein Beitrag zur Bildung
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„Сколько языков ты знаешь – столько раз ты человек". (А. П. Чехов)
„So viele Sprachen du sprichst, so oft bist du Mensch.“ (Tschechow)

Russisch ist unter den slawischen Sprachen diejenige, die am weitesten verbreitet ist. Als Amtssprache der Russischen Föderation reicht das Verbreitungsgebiet des Russischen von der Ostsee bis zum Pazifik. Es ist auch eine der sechs Amtssprachen der Vereinten Nationen. Das kyrillische Alphabet, dessen sich das Russische bedient, wird mit geringfügigen Abwandlungen z. B. auch in der Ukraine, in Belarus, Serbien und Bulgarien verwendet. Innerhalb Europas ist Russisch eine der am meisten gesprochenen Muttersprachen. Deshalb spielt sie von allen slawischen Sprachen die größte Rolle am Gymnasium. Russisch dient in vielen Gegenden der Welt als Mittel der Verständigung, da es von zahlreichen Migranten als Primärsprache gesprochen wird. Als Wissenschaftssprache hat Russisch großes Gewicht, weil Russland ein in sehr hohem Maße innovatives Land ist. Mit dem Russischen erlernen die Schülerinnen und Schüler eine europäische Sprache, die sie in vielfältigen beruflichen und privaten Zusammenhängen – z. B. auch im Kontakt mit in Deutschland lebenden Migranten – anwenden können. Als bedeutendste slawische Sprache ist Russisch der Schlüssel zur slawischen Welt. Russischkenntnisse erleichtern nicht nur das Erlernen der anderen slawischen Sprachen Ukrainisch, Weißrussisch, Polnisch, Tschechisch, Slowakisch, Sorbisch, Slowenisch, Kroatisch, Serbisch, Bulgarisch und Mazedonisch, sondern auch ein Verständnis für slawische Begriffe und Kulturen im deutschen Sprachraum.

Der Russischunterricht eröffnet den Jugendlichen einen Zugang zu den Kulturräumen Osteuropas sowie Nord- und Mittelasiens jenseits des Urals bis nach Fernost. Mit der Erschließung Sibiriens durch Russland, zu der auch Westeuropäer beitrugen (z. B. V. Bering, G. W. Steller, A. von Humboldt), fanden die russische Sprache sowie russisch-europäische Kultur in diesem asiatischen Raum weite Verbreitung. Die Schülerinnen und Schüler gewinnen einen Zugang zu Menschen und Lebensweisen, zu kulturellen und politischen Traditionen, zu Wirtschaftsräumen und Reiseregionen, der sich sonst nicht leicht erschließen lässt.

Insbesondere im Unterricht von Russisch als fortgeführter dritter Fremdsprache beschäftigen sich die Jugendlichen mit Autoren, die zu den Klassikern der Weltliteratur gehören (z. B. Puschkin, Gogol, Dostojewski, L. N. Tolstoi, Tschechow, Achmatowa, Solschenizyn), aber auch mit den Werken zeitgenössischer Autoren (z. B. Ulizkaja). Die Jugendlichen beschäftigen sich mit Themen, die sie für den Kontakt mit Russen und russischsprachigen Personen sowie für Kultur und Lebensart Russlands empfänglich machen und begeistern. Durch die Kompetenzen, die im Russischunterricht somit erworben werden (s. 2.1), leistet das Fach einen nennenswerten Beitrag zur vertieften gymnasialen Allgemeinbildung junger Menschen. Fremdsprachliche Kompetenzen in Russisch stellen ein erhebliches Alleinstellungsmerkmal in der Bildungsbiografie eines jungen Menschen dar.

2.1 Kompetenzstrukturmodell
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Kompetenzstrukturmodell "Russisch"

Das Kompetenzstrukturmodell für Russisch entspricht dem Modell für Moderne Fremdsprachen, das im Fachbereichsprofil erläutert wird.

2.2 Kompetenzbereiche
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Die Ausführungen zu den einzelnen Kompetenzbereichen finden sich im Fachbereichsprofil Moderne Fremdsprachen.

3 Aufbau des Fachlehrplans im Fach Russisch
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Russisch wird am Sprachlichen Gymnasium im Bereich des Wahlpflichtprogramms als dritte Fremdsprache ab Jahrgangsstufe 8 angeboten. Ferner kann Russisch in allen gymnasialen Ausbildungsrichtungen als spät beginnende Fremdsprache ab Jahrgangsstufe 11 gewählt werden. Die Schülerinnen und Schüler der dritten fortgeführten Fremdsprache erreichen am Ende von Jahrgangsstufe 10 die Niveaustufe A2+ (im Bereich Leseverstehen B1); In der Profil- und Leistungsphase wird im grundlegenden Anforderungsniveau bei erfolgreicher Belegung nach Jahrgangsstufe 12 die Niveaustufe B1 (im Leseverstehen B1+) ausgewiesen. Nach Jahrgangsstufe 13 wird den Schülern bei erfolgreicher Belegung die Niveaustufe B1+ (im Leseverstehen B2) attestiert. Im erhöhten Anforderungsniveau wird nach Jahrgangsstufe 12 die Niveaustufe B2 und nach Jahrgangsstufe 13 die Niveaustufe B2+ erreicht.

In Russisch als spät beginnende Fremdsprache wird entsprechend am Ende von Jahrgangsstufe 13 das Niveau B1 erreicht. Die spät beginnende Fremdsprache ist geprägt durch eine steilere Progression und eine stärkere Betonung der mündlichen Ausdrucksfähigkeit. Hier hat die erfolgreiche Bewältigung alltäglicher Kommunikationssituationen Vorrang, eine vertiefte Behandlung der Grammatik wie bei Russisch als dritter fortgeführter Fremdsprache ist nicht intendiert.

In der Oberstufe haben die Schülerinnen und Schüler durch das P-Seminar in Jahrgangstufe 11 und das W-Seminar in den Jahrgangstufen 12 und 13 im Fach Russisch und ggf. durch zusätzliche Kurse im Profilbereich die Möglichkeit, ihre Russischkenntnisse zu erweitern und zu vertiefen.

Die Jahrgangsstufenlehrpläne sind jeweils in fünf Lernbereiche untergliedert. Die ersten vier entsprechen den im Kompetenzstrukturmodell dargestellten Grundkompetenzen. Die Themengebiete nehmen als fünfter Lernbereich eine Sonderstellung ein, da sie für die jeweilige Jahrgangsstufe die thematischen Inhalte festlegen, an denen die vorgenannten Kompetenzen erworben werden.

1 Kommunikative Kompetenzen

1.1 Kommunikative Fertigkeiten:

  • Hör-/Hörsehverstehen
  • Leseverstehen
  • Sprechen
  • Schreiben
  • Sprachmittlung

1.2  Sprachliche Mittel:

  • Wortschatz
  • Grammatik
  • Aussprache und Intonation
  • Orthographie

2 Interkulturelle Kompetenzen

3 Text- und Medienkompetenzen

4 Methodische Kompetenzen

5 Themengebiete

Der Bereich Sprachreflexion wird unter den Themengebieten ausgewiesen.

Neben dem Spracherwerb, der sich bis in die Jahrgangsstufe 11 hinein erstreckt, steht vom ersten Lernjahr an die Beschäftigung mit Russland im Vordergrund. Die Schülerinnen und Schüler erhalten einen vertieften Einblick in unterschiedliche landeskundliche Themen wie z. B. Familien- und Schulalltag (einschließlich der Ausbildung russischer Jugendlicher), Arbeitswelt, Feste und Bräuche, russische Küche, Bedeutung der russisch-orthodoxen Kirche, Raumfahrt (z. B. Gagarin), Bildende Kunst, gesellschaftliche Gepflogenheiten, typische Gesten, Geschichte Russlands (vom Kiewer Staat bis zur Gegenwart) bis hin zu einem Überblickswissen über die Russische Föderation einschließlich ihrer geographischen Gliederung. Es werden vor allem solche Aspekte thematisiert, die Russland seine Besonderheit verleihen; enge – auch historische – Verbindungen werden genauso herausgestellt. Um den Jugendlichen Zugang zu diesem Sprach- und Kulturraum zu ermöglichen, wird von Beginn des Sprachlehrgangs an Russisch in alltagsnahen Kontexten angewendet. In Ergänzung zum Lehrwerk begegnen sie in altersgemäßer Progression und Themenauswahl authentischen Dokumenten, die die Lebenswirklichkeit in Russland veranschaulichen.

Interkulturelles Lernen ist wesentlicher Bestandteil des Russischunterrichts und der damit verbundenen Austauschmaßnahmen und Begegnungen. Zur Erweiterung ihrer interkulturellen Kompetenz erhalten die Schülerinnen und Schüler erste Einblicke in die russische Gesellschaft und begegnen der russischen Kultur. Ab Jahrgangsstufe 9 erweitern sie ihre Ausdrucksfähigkeit und werden in die Lage versetzt, auf einfache Weise von sich zu erzählen und mit russischsprachigen Personen mündlich wie schriftlich in Kontakt zu treten. In der Profil- und Leistungsphase gewinnen sie nicht nur einen vertieften Einblick in Kultur und Geschichte Russlands, sondern werden auch befähigt, die Gegebenheiten in Russland zu reflektieren. Der Umgang mit literarischen Texten von Weltrang regt die Jugendlichen in der Oberstufe zur eigenständigen Beschäftigung mit Literatur an und trägt zur ästhetischen Bildung bei. Der themenorientierte Unterricht fördert exemplarisch ein vertieftes Literaturverständnis sowie die Weiterentwicklung sprachlicher und interkultureller Kompetenzen und motiviert die Schülerinnen und Schüler zu lebenslangem Lernen. Dabei spielt die Beschäftigung mit ausgewählten Werken der russischen Literatur und Kunst (z. B. Repin), aber auch dem Filmschaffen (z. B. Tarkowski) eine zentrale Rolle. Diese soll auch zur Auseinandersetzung mit literarischer Gestaltung, Wertvorstellungen und Fragen der sprachlichen und künstlerischen Ästhetik anregen. Auf diese Weise erweitern die Schülerinnen und Schüler ihre Allgemeinbildung und erwerben Qualifikationen für Studium und Beruf.

4 Zusammenarbeit mit anderen Fächern
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Der Unterricht in Russisch baut auf Kenntnissen, Fertigkeiten und Kompetenzen auf, welche die Schülerinnen und Schüler bereits beim Erlernen der ersten und zweiten Fremdsprache (Englisch, Französisch/Latein) erworben haben. Auch dank ihrer sich entwickelnden Fähigkeit zu abstrahieren können sich die Jugendlichen strukturelle Besonderheiten der russischen Sprache bewusstmachen und diese Einsichten für einen effizienten Spracherwerb nutzen. Damit bieten sich vielfältige Möglichkeiten, durch Analogieschlüsse oder Kontrastierung vor allem in bestimmten Bereichen der Grammatik die Parallelen zwischen den Sprachen im Lernprozess nutzbar zu machen. Auch beim Erwerb der kommunikativen Kompetenzen gehen die Fremdsprachen Hand in Hand. Durch den Rückgriff auf die in den Fächern Deutsch, Englisch, Französisch bzw. Latein erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten (z. B. Grammatik, Leseverstehen, Schreiben und Sprechen) werden die Nachhaltigkeit des Lernens und die Vernetzung von Wissen gefördert. So können die Schülerinnen und Schüler aufgrund ihrer vorher erworbenen Kenntnisse, Arbeitstechniken und Kompetenzen schnelle Lernerfolge erzielen.

Sprachreflexion und der Vergleich mit anderen Fremdsprachen können den Spracherwerb unterstützen. Die Förderung der Mehrsprachigkeit ist ein großes Anliegen des gymnasialen Russischunterrichts. Als bedeutendste slawische Sprache ist Russisch ein idealer Ausgangspunkt zum Erlernen weiterer slawischer Sprachen.

5 Beitrag des Faches Russisch zu den übergreifenden Bildungs- und Erziehungszielen
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Die modernen Fremdsprachen leisten in ihrer Gesamtheit einen wesentlichen Beitrag zu den fächer- und schulartübergreifenden Bildungs- und Erziehungszielen. Dieser wird im Fachbereichsprofil Moderne Fremdsprachen erläutert.