Lehrplan PLUS

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Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Wirtschaftsinformatik

1 Selbstverständnis des Faches Wirtschaftsinformatik und sein Beitrag zur Bildung
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Digitalisierung begegnet uns in nahezu allen Lebensbereichen. Informations- und Kommunikationstechnologien entwickeln sich kontinuierlich weiter (s. Künstliche Intelligenz) und dringen gleichzeitig immer umfassender in unsere Lebensbereiche ein. Dies gilt in besonderem Maße für Wirtschaft und Verwaltung, aber auch für die Gesellschaft und das private Lebensumfeld.

Wirtschaftsinformatik als anwendungsorientierte und interdisziplinäre Wissenschaft befähigt die Schülerinnen und Schüler, Herausforderungen betrieblicher Systeme zu lösen und diese Lösungen mehrperspektivisch aus Sicht von Arbeitnehmern, Konsumenten und Unternehmern mit Blick auf rechtliche Vorgaben kritisch zu reflektieren. Im Mittelpunkt des Unterrichts steht der zielgerichtete und verantwortungsvolle Einsatz von Informations- und Kommunikationssystemen, um die Prozesse in Unternehmen in allen betrieblichen Funktionsbereichen (z. B. Produktionswirtschaft, Logistik) abzubilden, zu unterstützen und zu verbessern.

Ebenso stark wird auch der persönliche Alltag immer weiter von der Informationstechnologie durchdrungen. So sind z. B. Videokonferenzen in vielen Berufen längst üblich, werden immer mehr Käufe über das Internet abgewickelt und sind auch bei der sozialen Kommunikation digitale Medien fester Bestandteil des täglichen Lebens geworden. Dies stellt stets neue Anforderungen an die Schülerinnen und Schüler für ihr privates und zukünftiges berufliches Leben in einer Wissens- und Informationsgesellschaft. Um dem gerecht zu werden, erwerben sie ein Instrumentarium an informationstechnischen Grundfähigkeiten, das ihnen einen effizienten und strukturierten Umgang mit Daten und Informationen ermöglicht, bei dem die relevanten Anforderungen an Datenschutz und Datensicherheit differenziert berücksichtigt werden. Somit unterstützt das Fach Wirtschaftsinformatik die Schülerinnen und Schüler dabei, im Rahmen der informationellen Selbstbestimmung als mündiger Staatsbürger eine reflektierte und verantwortungsbewusste digitale Kultur zu entwickeln.

2.1 Kompetenzstrukturmodell
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Kompetenzstrukturmodell "Wirtschaftsinformatik"

Kompetenzstrukturmodelle beschreiben das Anforderungsgefüge und damit den didaktischen Kern eines Faches und stellen die Verbindung zwischen allgemeinen Bildungszielen und fachlichen Unterrichtszielen her. Sie sind deshalb von besonderer Bedeutung für die Strukturierung des Lehrplans sowie für die Planung und Steuerung langfristiger Lernprozesse und kompetenzorientierten Unterrichts.

Das Kompetenzstrukturmodell des Faches Wirtschaftsinformatik gliedert sich in drei Bereiche, welche im Unterricht stets miteinander verknüpft werden:

Die vier Begriffe auf dem Ring  (analysieren, verbessern, anwenden und reflektieren) beschreiben die prozessbezogenen Kompetenzen. Diese stehen nicht unverbunden nebeneinander, sondern beziehen sich wechselseitig aufeinander, beanspruchen oder steuern einander.

Im Inneren des Rings findet sich der Gegenstandsbereich „betriebliche Systeme“, welcher mithilfe von Inhalten, Verfahren und Methoden aus den Bezugswissenschaften „Wirtschaftsinformatik“, „Betriebswirtschaft“, „Informatik“ und „Recht“ die inhaltliche Grundlage des Faches bildet. Die einzelnen Fachdisziplinen können im Unterricht jedoch nicht separat betrachtet werden, eine umfassende wirtschaftsinformatische Grundbildung ist nur möglich, indem die Schülerinnen und Schüler ein interdisziplinäres, vernetztes Denken entwickeln.

Die vier Säulen im Hintergrund beschreiben die unterschiedlichen Perspektiven, aus denen die einzelnen Gegenstandsbereiche betrachtet werden können. In ihren gegenwärtigen bzw. zukünftigen Rollen als Konsumenten, Arbeitnehmer, Unternehmer und Staatsbürger werden die Schülerinnen und Schüler mit einer zunehmend komplexeren Realität konfrontiert. Diese gilt es, im Fach Wirtschaftsinformatik ganzheitlich zu erfassen.

Analysieren
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Die Schülerinnen und Schüler analysieren betriebswirtschaftliche, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte der Informationsverarbeitung im privaten Bereich, in Unternehmen und Institutionen. Ein fundiertes fachliches Wissen und die Fähigkeit des Denkens in Systemen und Modellen ermöglicht es ihnen, Sachverhalte zu erfassen, zu strukturieren, zu systematisieren und diese in größere Zusammenhänge einzuordnen. Sie kommunizieren ihre Analyseergebnisse sachgerecht und strukturiert unter Verwendung der Fachsprache und geeigneter Medien.

Verbessern
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Anhand der Ergebnisse der Analyse erkennen die Schülerinnen und Schüler die Regelhaftigkeit von Informationsflüssen. Sie modellieren Geschäftsprozesse mit geeigneten Methoden und lösen betriebswirtschaftliche Aufgaben, indem sie Abläufe standardisieren. Sie beurteilen Geschäftsprozesse und Informationssysteme unter ökonomischen, rechtlichen und gesellschaftlichen Gesichtspunkten und entwickeln Verbesserungsvorschläge, die sie mit geeigneten Methoden modellieren, adressatengerecht präsentieren und ggf. integrieren.

Anwenden
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Die Schülerinnen und Schüler wenden Standardsoftware zielgerichtet an und gehen verantwortungsvoll mit Daten um. Dabei erwerben sie alltagsrelevante Kompetenzen für ihren weiteren Bildungsweg sowie ihr späteres Berufsleben, vor allem in den Bereichen Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Multimediadokumente, Datenbanken, Algorithmik sowie Datenschutz und Datensicherheit. Sie nutzen geeignete Software, um mit deren Hilfe Lösungen für private und betriebliche Problemstellungen zu entwickeln. Dabei implementieren und testen sie Algorithmen um standardisierte Abläufe zu automatisieren.

Reflektieren
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Die Schülerinnen und Schüler hinterfragen kritisch informationstechnische Lösungsansätze für private und betriebliche Herausforderungen. Dabei schätzen sie auch Chancen und Risiken technischer Innovationen ein und beurteilen diese. Sie verwenden Informations- und Kommunikationssysteme überlegt und sind sich möglicher Gefahren sowie der rechtlichen Rahmenbedingungen und derer Notwendigkeit bewusst.

2.3 Gegenstandsbereiche
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Den grundlegenden Gegenstandsbereich im Fach Wirtschaftsinformatik stellen betriebliche Systeme dar. Unter diesen sind sowohl betriebliche Informationssysteme als auch Unternehmen als vernetzte Systeme zu verstehen. Dieser Gegenstandsbereich wird unter der Verwendung von Inhalten, Verfahren und Methoden der Bezugswissenschaften Wirtschaftsinformatik, Betriebswirtschaft, Informatik und Recht erschlossen.

Kerninhalte aus der Wirtschaftsinformatik sind die Modellierung von Geschäftsprozessen, die Datenintegration im Unternehmen, Datensicherheit und das Informationsmanagement.

Der Bereich Betriebswirtschaft bezieht sich auf Grundlagen einer zeitgemäßen, vernetzten prozessorientierten Betriebswirtschaftslehre (Synergiemanagement).

Im Bereich Informatik liegt der inhaltliche Fokus auf technischen Grundlagen, Algorithmik, Künstlicher Intelligenz und betriebswirtschaftlichen Anwendungen.

Im Fachgebiet Recht steht der Datenschutz im Vordergrund, Grundzüge anderer Rechtsgebiete werden exemplarisch behandelt.

2.4 Perspektiven
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Die Fragestellungen aus den Gegenstandsbereichen werden aus der gegenwärtigen bzw. zukünftigen Sicht der Schülerinnen und Schüler als Konsument, Arbeitnehmer, Unternehmer und Staatsbürger betrachtet.

Diese Perspektivierung ermöglicht den Schülerinnen und Schülern auf der Grundlage eines fundierten Fachwissens eine differenzierte und reflektierte Sicht auf betriebliche Systeme.

3 Aufbau des Fachlehrplans im Fach Wirtschaftsinformatik
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Der Fachlehrplan Wirtschaftsinformatik konkretisiert die Gegenstandsbereiche des Kompetenzstrukturmodells (betriebliche Systeme, Wirtschaftsinformatik, Betriebswirtschaft, Informatik, Recht) sowie die prozessbezogenen Kompetenzen, die von den Schülerinnen und Schülern in den Rollen Konsument, Arbeitnehmer, Unternehmer und Staatsbürger erworben werden sollen. Kompetenzerwartungen und dazugehörige Inhalte werden dabei getrennt voneinander ausgewiesen.

Ausgehend von Erfahrungen ihrer eigenen Lebenswelt, setzen sich die Schülerinnen und Schüler in der Jahrgangsstufe 9 zunächst mit grundlegenden technischen Voraussetzungen sowie exemplarischen Einsatzmöglichkeiten moderner Informationssysteme im privaten und unternehmerischen Umfeld auseinander. Durch die eigenständige Recherche und Beschaffung von Informationen erfahren sie einerseits die Vorzüge vernetzter Systeme, andererseits aber auch die grundlegende Problematik der Filterung und Aufbereitung von Daten, auch unter Verwendung eines Tabellenkalkulationsprogrammss. Sie analysieren den Außenauftritt eines Unternehmens und nähern sich zunächst aus der vertrauten Perspektive des Konsumenten dem betrieblichen System an. Im Rahmen einer eigenständigen Gestaltung des Außenauftritts eines Unternehmens nutzen sie die Einsatzmöglichkeiten moderner Informationstechnologien bei der zielgruppenspezifischen Ansprache von Kunden. Diese Kompetenzen können sie auch während eines Projekts zur Entwicklung eines Geschäftsmodells in Zusammenarbeit mit dem Fach Wirtschaft und Recht weiterentwickeln. Im Umgang mit ihren eigenen Daten erfahren sie die Bedeutung von persönlichen Daten für Unternehmen und setzen sich mit rechtlichen Grenzen der Informationsverarbeitung auseinander. Dabei lernen sie, sich vorausschauend im Umgang mit eigenen Daten zu verhalten, z. B. im Internet. Neben dem reflektierten Umgang mit den eigenen Daten erwerben sie zudem Kompetenzen, um Angriffe aus dem Netz zu identifizieren und ihre Daten gegen Internetkriminalität und weitere externe Einflüsse angemessen und zeitgemäß zu schützen und abzusichern. Dadurch können sie sich sicher und reflektiert im Internet bewegen.

In Jahrgangsstufe 10 vertiefen die Schülerinnen und Schüler ihren Einblick in Unternehmen und erlangen die Fähigkeit, organisatorische Strukturen zu erfassen und einzuordnen. Aus Unternehmerperspektive setzen sie sich mit einzelnen Teilbereichen und deren betriebswirtschaftlichen Grundlagen intensiver auseinander. Die Logistik als funktionsübergreifender Prozess verbindet dabei die verschiedenen Geschäftsbereiche und ermöglicht es, einen Geschäftsgang vollständig zu begleiten. Dabei nehmen sie die realwirtschaftlichen und informationstechnologischen Herausforderungen eines Unternehmens wahr und erfahren die unterstützende Wirkung moderner Informationstechnologien. Daran anknüpfend entwerfen sie im Bereich Algorithmik selbst Lösungen für überschaubare betriebliche Problemstellungen und setzen diese, z. B. mit einer visuellen Programmiersprache, um. In der Auseinandersetzung mit ausgewählten komplexen Algorithmen aus ihrem Alltag werden sie sich der Bedeutung von Algorithmen für Individuum und Gesellschaft bewusst. Bei der Bewertung aktueller informationstechnologischer Entwicklungen und Zukunftstrends aus verschiedenen Perspektiven leiten sie auch Konsequenzen auf ihr eigenes gegenwärtiges und zukünftiges Handeln ab.

Nachdem in den vorangegangenen Jahrgangsstufen die wesentlichen Grundlagen zu Abläufen in einem Unternehmen angelegt wurden, widmen sich die Schülerinnen und Schüler in Jahrgangsstufe 11 der Gestaltung und Verbesserung von realwirtschaftlichen und informationstechnologischen Prozessen. Sie analysieren betriebliche Abläufe im Hinblick auf Schwachstellen und wenden betriebswirtschaftliche Konzepte zu deren Verbesserung an. Statische und dynamische Verfahren der Modellierung ermöglichen eine Analyse des Ist-Zustands und des angestrebten Soll-Zustands. Im eigenständigen Entwurf und der Umsetzung von relationalen Datenbanken gestalten sie ein anforderungsbezogenes Informationssystem und erproben dieses. Im Bereich der Künstlichen Intelligenz analysieren und beurteilen die Schülerinnen und Schüler bestehende und vorstellbare Möglichkeiten zum Einsatz von KI aus unterschiedlichen Perspektiven und mit Blick auf die Funktionsweise und reale Leistungsfähigkeit der zugrunde liegenden Algorithmen. Dafür wenden sie einen Algorithmus zum maschinellen Lernen an konkreten Beispielen an und simulieren ein künstliches Neuron (Perzeptron). Dabei diskutieren sie immer auch ethische und gesellschaftsrelevante Fragestellungen.

In den Jahrgangsstufen 12 und 13 greifen die Schülerinnen und Schüler auf die in der Mittelstufe erworbenen Kompetenzen zurück und vernetzen diese bei der Auseinandersetzung mit den Anforderungen an das Informationsmanagement eines Unternehmens und dessen Bedeutung als Wettbewerbsfaktor. Sie werten große Datenmengen (Big Data) aus und erfassen dabei die Auswirkungen der Wahl verschiedener Datenstrukturen auf die Effizienz der Verwaltung von Daten. Im Zuge dessen entwerfen die Schülerinnen und Schüler auch neue Ansätze zum Abschöpfen neuer Informationen im Hinblick auf die Entscheidungsfindung des Managements. Dabei beurteilen sie auch Chancen und Risiken verteilter Informationssysteme. Aufbauend auf einer Analyse von Trends und Techniken der digitalen Transformation beurteilen die Schülerinnen und Schüler, wie Unternehmen von Disruption betroffen sein können und entwickeln Ansätze, bestehende Produkte und Geschäftsmodelle neu auszurichten und die Chancen des Wandels zu nutzen. Im Rahmen des Projekts entwerfen die Schülerinnen und Schüler Lösungen zu Problemstellungen im privaten, schulischen oder unternehmerischen Bereich. Dazu wenden sie Methoden des agilen Projektmanagements an. Indem die Schülerinnen und Schüler Prozesse in einem Enterprise-Ressource-Planning-System (ERP) nachvollziehen, erkennen sie Chancen und Risiken einer unternehmensübergreifenden Vernetzung. Darauf aufbauend beurteilen sie den Einsatz aktueller Technologien zur Verbesserung der Datenintegration aus Unternehmer- und Arbeitnehmersicht. Die Schülerinnen und Schüler analysieren diese und weitere IT-Systeme im Hinblick auf Sicherheitsaspekte und rechtliche Grenzen der Informationsverarbeitung. Dazu bewerten sie aber nicht nur technische Verfahren zur Authentifizierung und Verschlüsselung im Hinblick auf Sicherheit und Usability, sondern diskutieren auch aktuelle Möglichkeiten der digitalen Überwachung durch den Staat aus verschiedenen Perspektiven.

4 Zusammenarbeit mit anderen Fächern
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Als profilbildendes Fach am wirtschaftswissenschaftlichen Gymnasium arbeitet Wirtschaftsinformatik naturgemäß eng mit dem Fach Wirtschaft und Recht zusammen. Lernbereiche sind, soweit möglich, aufeinander abgestimmt und die jeweiligen Kompetenzen können fachübergreifend entwickelt werden. So kann beispielsweise in Jahrgangsstufe 9 im Fach Wirtschaft und Recht der Lernbereich 2 „Unternehmerisch denken und entscheiden“ mit dem Lernbereich 2.2 „Darstellung des Unternehmens nach außen“ im Fach Wirtschaftsinformatik verknüpft werden. Durch die unterschiedliche Betrachtung der Thematik können Kompetenzen in beiden Fächern vertieft erworben werden.

Eine enge Anbindung erfolgt auch an das Fach Informatik.  Wirtschaftsinformatik greift Inhalte und Kompetenzen aus der Informatik in Jgst. 11 am HG, SG, NTG, MuG und SWG auf, damit die Anschlussfähigkeit an die spätbeginnende Informatik in der Qualifikationsphase gewährleistet ist.

Daneben ermöglicht der Unterricht im Fach Wirtschaftsinformatik auch vielfältige Verbindungen zu anderen Fächern. So lassen sich beim Arbeiten mit einem Tabellenkalkulationsprogramm Anknüpfungspunkte für Fächer wie Geographie, Physik und Mathematik finden, z. B. Auswerten von Daten, Durchführen von Berechnungen, Erstellen von Diagrammen. Weiterhin bietet die Auseinandersetzung mit dem Corporate Design und mit Grundregeln des Layouts im Rahmen des Lernbereichs 2.2 „Darstellung des Unternehmens nach außen“ Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit mit den Fächern Kunst oder Deutsch. Bei der Betrachtung von Datenschutz, Datensicherheit, Persönlichkeitsrechten sowie im Bereich KI und Algorithmen finden sich Bezüge zu anderen gesellschaftswissenschaftlichen Fächern, wie z. B. Ethik, Religionslehre, Politik und Gesellschaft.

Neben diesen Bezügen zu einzelnen Fächern vermittelt das Fach Wirtschaftsinformatik auch Fähigkeiten und grundlegende methodische Kompetenzen, die auch im Schulalltag von großem Nutzen sind: So erwerben die Jugendlichen beispielsweise die notwendigen Kompetenzen, um ihre schulischen und privaten Daten mithilfe der Informationstechnologie übersichtlich und sicher zu organisieren. Darüber hinaus entwickeln die Schülerinnen und Schüler im Fach Wirtschaftsinformatik Techniken zur Filterung, Aufbereitung und zielgruppenorientierten Darstellung von Informationen, die sie z. B. im Rahmen einer Internetrecherche gewonnen haben.

5 Beitrag des Faches Wirtschaftsinformatik zu den übergreifenden Bildungs- und Erziehungszielen
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Aufgrund seiner hohen Alltagsrelevanz und seines großen Anwendungsbezugs trägt das Fach Wirtschaftsinformatik in besonderem Maß auch zum Erreichen verschiedener übergreifender Bildungs- und Erziehungsziele des LehrplanPLUS bei.

Medienbildung/Digitale Bildung
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Digitale Medien, z. B. zur Kommunikation und Informationsbeschaffung, spielen eine wesentliche Rolle im Alltag der Schülerinnen und Schüler; sie sind auch aus dem beruflichen Alltag nicht mehr wegzudenken. Im Rahmen einer informationstechnischen Bildung fördert das Fach Wirtschaftsinformatik hier einen dem Alter angemessenen, reflektierten und verantwortungsbewussten Umgang mit diesen Medien: Die Schülerinnen und Schüler hinterfragen die Quellen von Informationen kritisch und gehen mit den eigenen vertraulichen Daten (z. B. in sozialen Netzwerken) verantwortungsvoll um.

Darüber hinaus setzen die Schülerinnen und Schüler mediale Hilfsmittel über mehrere Jahrgangsstufen hinweg nicht nur gezielt zur Gewinnung, Bearbeitung und Auswertung, sondern auch zur sach- und adressatengerechten Präsentation von Informationen ein.

Ökonomische Verbraucherbildung
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Wirtschaftliches Handeln bedeutet, bewusste Entscheidungen treffen und deren Folgen abschätzen zu können. Im Fach Wirtschaftsinformatik vollziehen die Schülerinnen und Schüler betriebswirtschaftliche Entscheidungen, die im Unternehmen getroffen werden, nach. Die so gewonnenen Einblicke können auch ihr eigenes Verbraucherverhalten beeinflussen.

Daneben nimmt das Internet bei der privaten Kommunikation der Schülerinnen und Schüler, aber auch für ihre Rolle als Verbraucher (z. B. im Rahmen des E-Commerce), einen immer größeren Stellenwert ein. Die Schülerinnen und Schüler erwerben im Fach Wirtschaftsinformatik die Kompetenz für einen bewussten und sicheren Umgang mit persönlichen Daten und wenden individuelle Schutzmaßnahmen vor den Erscheinungsformen der Internetkriminalität an.

Technische Bildung
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Durch technischen Fortschritt lassen sich in Unternehmen Produktivitätssteigerungen erzielen und Wettbewerbsvorteile schaffen. Der Unterricht im Fach Wirtschaftsinformatik behandelt Trends und aktuelle Entwicklungen insbesondere in der Informationstechnologie, die in verschiedenen Bereichen des Unternehmens, z. B. Logistik und Produktion, zum Einsatz kommen. Dabei reflektieren die Schülerinnen und Schüler nicht nur die Chancen und Risiken der neuen Technologien aus Sicht der Unternehmen, sondern berücksichtigen auch mögliche Gefahren, die sich daraus für den Einzelnen oder die Gesellschaft ergeben. Außerdem werden die Schülerinnen und Schüler zu einem reflektierten und verantwortungsbewussten Umgang mit digitalen Medien angehalten und nutzen im Fach Wirtschaftsinformatik Standardsoftware sachgerecht und zielorientiert.

Berufliche Orientierung
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Betriebliche Systeme sind der grundlegende Gegenstandsbereich im Fach Wirtschaftsinformatik. Die Schülerinnen und Schüler erfassen betriebswirtschaftliche Zusammenhänge und erhalten Einblick in die Aufbau- und Ablauforganisation von Unternehmen, wodurch ein direkter und praxisnaher Bezug zur Berufs- und Arbeitswelt hergestellt wird. Der Prozess des ständigen Wandels in der Informationsgesellschaft, die damit einhergehende Veränderung der Berufsbilder und die Notwendigkeit lebenslangen Lernens werden den Schülerinnen und Schülern im Fach Wirtschaftsinformatik besonders bewusst.

Darüber hinaus stellen der zielorientierte und sachgerechte Umgang mit Standardsoftware und die im Fach Wirtschaftsinformatik geförderten Schlüsselqualifikationen, z. B. Teamfähigkeit und Methodenkompetenz, einen wichtigen Beitrag zur beruflichen Orientierung der Schülerinnen und Schüler dar.

Werteerziehung und Soziales Lernen
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Im Fach Wirtschaftsinformatik setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit der Bedeutung von Werteorientierung als Erfolgsfaktor für Unternehmen auseinander. Mitarbeiter werden nicht mehr als „Humankapital“ betrachtet, das zu funktionieren hat. Vielmehr geht es darum, durch eine wertschätzende Mitarbeiterführung deren Bedürfnisse zu berücksichtigen und effiziente Geschäftsprozesse in Gang zu setzen.

Ebenso ändert sich mit der zunehmenden Informationsfülle durch das Internet das Anspruchsdenken der Öffentlichkeit gegenüber Unternehmen und deren Image. Unternehmen sind erfolgreicher, wenn sie die gesellschaftlichen Werte, Regeln und Normen berücksichtigen. Daher betrachten Unternehmen ihre Kunden nicht eindimensional als „Absatzmarkt“, sondern behandeln diese als mündige Bürger und Bürgerinnen, deren Persönlichkeitsrechte (z. B. Schutz personenbezogener Daten) gewahrt werden müssen.

Der bei der Auseinandersetzung mit diesen Themenbereichen immer wieder erfolgende Perspektivwechsel (z. B. Unternehmer, Kunde, Mitarbeiter) fördert bei den Schülerinnen und Schülern die Empathie und die Toleranz gegenüber anderen Werthaltungen. Diskussionen und Arbeitsaufträge, die in der Gruppe erledigt werden, fördern die Diskurs- und Teamfähigkeit sowie einen von Respekt und Achtung geprägten Umgang der Schülerinnen und Schüler miteinander. Bereiche der Wirtschaftsinformatik, wie beispielsweise Künstliche Intelligenz, Algorithmen und Big Data, werden nicht nur aus technischer Sicht, sondern auch immer im Kontext von Individuum und Gesellschaft sowie vor dem individuellen Wertmaßstab der Schülerinnen und Schüler betrachtet. Dadurch entwickeln die Schülerinnen und Schüler Kompetenzen, die ihnen ein reflektiertes, wertorientiertes Verhalten im persönlichen und unternehmerischen Kontext erlauben.

Sprachliche Bildung
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Im Unterricht im Fach Wirtschaftsinformatik beurteilen die Schülerinnen und Schüler grundlegende betriebswirtschaftliche und informationstechnologische Konzepte und Lösungsansätze unter verschiedenen Gesichtspunkten. Dazu analysieren sie u. a. eine große Vielfalt an unterschiedlichen Textarten, z. B. Zeitungsartikel, Interviews, wissenschaftliche Fachtexte, und stellen ihre Ergebnisse unter Berücksichtigung der Fachsprache angemessen dar. Das Beherrschen der deutschen Sprache ist dabei eine wichtige Voraussetzung.

Darüber hinaus ist sie gerade auch für die Interaktion zwischen Mensch und Computer unabdingbar. So ist es beispielsweise für die Erstellung von Datenbankabfragen nötig, die jeweilige Fragestellung in der Alltagssprache präzise zu formulieren, damit sie erfolgreich in eine für den Computer verständliche Sprache übertragen werden kann. Auch für die Beschreibung von grafischen Darstellungen, z. B. der Geschäftsprozesse in einer erweiterten ereignisgesteuerten Prozesskette, ist eine fundierte Sprachbeherrschung notwendig.

Der Unterricht im Fach Wirtschaftsinformatik unterstützt den Kompetenzerwerb aller Schülerinnen und Schüler, unabhängig von ihrer Muttersprache. In einem sprachsensiblen und die Fachsprache fördernden Unterricht werden insbesondere auch die Bedürfnisse von mehrsprachigen Lernenden mit Deutsch als Zweitsprache berücksichtigt.