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Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Theater und Film

1 Selbstverständnis des Faches Theater und Film und sein Beitrag zur Bildung
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Theater und Film gehört zu den Fächern, die einen ästhetisch-expressiven Modus der Weltbegegnung ermöglichen. Bei deren Auseinandersetzung stehen Fragen im Vordergrund wie z. B.: Wie begegnet mir Wirklichkeit? Welche Wirklichkeit begegnet mir in Werken der Theater- und Filmkunst? Wie kann ich Wirklichkeit ausdrücken? Wie kann ich Wirklichkeit gestaltend hervorbringen? Wie kann ich Wirklichkeit gestaltend verändern?

Dabei begegnen die Schülerinnen und Schüler einerseits einem kulturell tradierten Erbe in Form von Filmen, Stücken, Aufführungspraxis und Rezeptionshaltungen. Andererseits kommen sie auch mit kulturellen Praktiken aus vielen gesellschaftlich relevanten Feldern (z. B. Alltag, Religion, Werbung, Medien, Politik, Ökonomie) in Berührung, die als Praktiken einer Weltbegegnung wahrgenommen und reflektiert werden. Durch einen produktiv-gestaltenden Umgang mit diesen Praktiken lernen sie, dass diese kulturell tradiert sind, Haltungen zu Welt und Wirklichkeit widerspiegeln und potenziell veränderbar sind. Die Schülerinnen und Schüler erlangen ein Verständnis über die Inszenierungsmöglichkeiten von Wirklichkeit und gestalten selbst inszenierte Wirklichkeiten. Ebenso erkennen sie, dass Wirklichkeiten performativ (d. h. durch Handeln und Tun) hervorgebracht und konstituiert werden.

Theater und Film schult die Fähigkeit, diese doppelte Perspektive bei Wahrnehmung, Gestaltung und Rezeption einnehmen zu können: Einerseits den Vollzug von Handlungen und Praktiken an sich, die das bedeuten, was sie sind, z. B. Performances und Experimentalfilm. Andererseits Handlungen und Praktiken, denen eine symbolische kulturell tradierte Bedeutung zukommt, z. B. Körper, Raum, Objekt, Interaktion als Zeichen für etwas.

Theater- und Filmunterricht zeichnet sich durch Produktions- und Projektorientierung aus; dabei fließen wahrnehmungs- und rezeptionstheoretische Grundlagen in den ästhetischen Gestaltungsprozess ein und bedingen sich gegenseitig. Theater und Film als soziale Kunstformen beruhen auf demokratischen Aushandlungsprozessen, schulen demokratische Tugenden wie z. B. Kompromissbereitschaft, wertschätzendes Argumentieren und Akzeptanz von Mehrheitsentscheidungen, um zu einem gemeinsamen Gestaltungsergebnis zu kommen.

Theater und Film sind gestaltete und zu gestaltende Reflexionsmedien von tradierter Kultur und kulturellen und medial geprägten Praktiken. Auf produktiv-rezeptive Weise machen sie die Konstruiertheit und die Konstruktion von Wirklichkeit transparent und bewirken einen Erkenntnisgewinn. Mit Präsentationen in der Schulöffentlichkeit positionieren sich die Schülerinnen und Schüler mit ihren Anliegen und stellen sich einem gesellschaftlichen Diskurs. Über den schulischen Rahmen hinaus schafft das Fach Theater und Film die Basis für ein lebenslanges Interesse an diesen Kunstformen, an kulturellen Praktiken und dem gesellschaftlich innovativen Potenzial für gestaltende Reflexion von Wirklichkeit. Das Fach befähigt zur aktiven und kreativen Partizipation am gesellschaftlichen und kulturellen Leben der Gegenwart.

Beitrag zur Bildung

Theater und Film zielen nicht nur auf eine Reproduktion gegebener kultureller Ordnungen und ihrer symbolischen Formen ab. Sie beinhalten zusätzlich auch immer eine zumindest implizite oder praktisch-produktive Positionierung zu diesen Ordnungen und Formen. Derartige Positionierungen ermöglichen – im Sinne der kulturellen, interkulturellen und digitalen Bildung – eine Selbstreflexion wie auch eine Reflexion kultureller Praxis. Durch die Möglichkeit einer fortwährenden Neubewertung des Zusammenhangs von kultureller Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Menschen trägt das Fach Theater und Film zu einer nachhaltigen Entwicklung bei und verortet sich zwischen Tradition und Transformation.

2.1 Kompetenzstrukturmodell
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Kompetenzstrukturmodell "Theater und Film"

Die Schülerinnen und Schüler erwerben eine Vielfalt an Kompetenzen, die sie zum Generieren, Rezipieren und Reflektieren theatral-filmischer Gestaltung benötigen.

  1. Sachkompetenz: Wahrnehmen, Erschließen und Verstehen von Wirklichkeit, Erlernen theatraler und filmischer Gestaltungsmittel und zeitgenössischer Ästhetiken, um dazu zu befähigen, Theater und Film zu verstehen. Dabei wird das Wissen zu Spielkonzepten und dramaturgischen Strukturen gegenüber den dramatischen Konzepten um post-dramatische, experimentelle und zeitgenössische Zugriffe erweitert.
  2. Gestaltungskompetenz: Repräsentieren und Inszenieren von Texten oder Modellen sowie Verfremden und Präsentieren von Wirklichkeiten unter Bezug auf alltägliche und künstlerische Praktiken. Durch spielerisches Erproben und experimentelles Hinterfragen ästhetischer Konventionen und performanceorientierter Darstellungsverfahren wird das Repertoire an Gestaltungsmöglichkeiten erweitert, und es werden dramaturgische Entscheidungen nach Möglichkeit im Kollektiv gefällt.
  3. Kommunikative Kompetenz: Beschreiben und Reflektieren von filmisch-theatralen Wirkungsästhetiken, Sprechen und Urteilen über Theater und Film.
  4. Soziokulturelle Teilhabe: Partizipieren in verschiedenen gesellschaftlichen Feldern von Theatralität (Alltag und Kunst), Zugänge finden zu Werken der zeitgenössischen Theater- und Filmkunst und kritisches und kriteriengeleitetes Teilnehmen am kulturellen Diskurs.
Verstehen
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Exemplarische Kenntnisse in Theater- und Filmkultur, ‑theorie und ‑geschichte führen zu einer Verortung und Vertiefung des im Unterricht erworbenen künstlerisch-ästhetischen Könnens und Wissens. Der Blick der Schülerinnen und Schüler wird geweitet, sie stellen in kriteriengeleiteter Aufführungs- und Filmanalyse Bezüge zu ihrer eigenen Projektarbeit her und machen diese für den Fortgang des Produktionsprozesses fruchtbar.

Wahrnehmen
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Als Fach der ästhetischen Bildung rückt Theater und Film die Wahrnehmung (griech. aisthesis) in sein Zentrum: Diese stellt die Voraussetzung dar für den praktisch-künstlerischen Unterrichtsprozess, in dessen Verlauf die Jugendlichen Welt nicht nur sinnlich aufnehmen, sondern sich körperlich-mimetisch, imaginativ-kreativ aneignen. Dabei erforschen sie die potenzielle Veränderbarkeit der Wirklichkeit und entwerfen Interpretationsvorschläge (Produktionsästhetik). Gleichzeitig sehen sich die Schülerinnen und Schüler – bei der Begegnung mit ihrer eigenen Praxis sowie dem kulturellen Erbe und zeitgenössischen Angebot – vielfältigen gedanklichen Entwürfen und deren künstlerisch-symbolischen Umsetzungen gegenüber. Diese schärfen und weiten nicht nur ihren Blick, sondern fordern zur Auseinandersetzung heraus (Wirkungs- und Rezeptionsästhetik). Zwischen physisch-analogen und medial-digitalen Kunstwelten zu differenzieren und das Potenzial von deren zunehmender Überlagerung sowie Verflechtung zu erkennen, steht hierbei besonders im Fokus.

Spielen
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Spielfreude und Spielbereitschaft bilden den Ausgangspunkt des Faches sowie der Projektarbeit. Die spielerische Begegnung mit der eigenen und mit fremden Identitäten, Übungsphasen, freie und gelenkte Improvisation sowie ein sich entwickelndes Bewusstsein für den Körper als zentrales theatrales Zeichen führen kontinuierlich zu einer Erweiterung des Ausdrucksrepertoires, der Spielanlagen sowie der Spielfähigkeit. Schaffensprozesse verbinden sich mit Erlebensprozessen – auf der Bühne wie im Film. Durch das Sich-Einlassen auf andere Gruppenmitglieder, das spielerische Agieren und Reagieren begreifen die Schülerinnen und Schüler theatral-filmische Prozesse als gemeinschaftsstiftendes Ensemblespiel, die Verstrickung mit dem Gegenüber, mit Fremdheit und Andersartigkeit als herausfordernd, motivierend und persönlichkeitsbildend.

Gestalten
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Im Fach Theater und Film werden den Schülerinnen und Schülern zunehmend komplexe Gestaltungsaufgaben gestellt. Sie erschaffen innerhalb des Rahmens ihrer sozialen Wirklichkeit eine eigenständige, artifizielle Wirklichkeit (Sekundärrahmen). Sie erfahren die Ambivalenz des Körper-Habens (performative Handlungsdimension) und Körper-Seins (semiotische Bedeutungsdimension); sie unterlaufen im Spiel Körpergewohnheiten, Bewegungsmuster und Automatismen. Probenarbeit und Produktionsprozess einer Theater- bzw. Filmgruppe verlangen dabei, immer gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten und -wegen zu suchen sowie ziel- und aufgabenorientiert szenische Entscheidungen zu treffen. Die Jugendlichen nutzen eigene Erfahrungen und ihren Zuwachs an Gestaltungsfähigkeit, greifen auf ihre Kenntnisse grundlegender Techniken und Methoden zu, erkunden die filmisch-theatralen Mittel und Medien in ihrer Bandbreite, entdecken und reflektieren deren ästhetische Ensemblewirkung.

Darstellen/präsentieren
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Das Fach Theater und Film ermöglicht einen ästhetisch-expressiven Modus der Begegnung mit sich selbst und der Wirklichkeit; es fügt dem wahrnehmend-reflektorischen Vermögen ein darstellend-verkörperndes hinzu, wobei die symbolische Welt der Darstellenden Künste eine unendliche Vielfalt kreativer Entwürfe und Perspektiven eröffnet. Dies und die notwendige Durchlässigkeit stellen den Einzelnen wie die Gruppe vor besondere Herausforderungen, die im Team und getragen von der Dynamik des sich entwickelnden Ensembles toleriert und performativ reguliert werden. In (ergebnis)offenen Lernsettings bereiten die Schülerinnen und Schüler selbstständig und eigenverantwortlich (auch kleinere) Präsentationen vor. In konzentrierten Phasen lernen sie, gefundene Darstellungsmöglichkeiten und Arbeitsergebnisse zu präzisieren, vor Publikum auf- bzw. vorzuführen und sich einem Diskurs zu stellen. Mit dem Schritt in die Öffentlichkeit bereichern sie das kulturelle Leben ihrer Schule und schärfen deren Profil.

Beschreiben/reflektieren
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In dem durch eine Präsentation initiierten Wahrnehmungsprozess und in der Auseinandersetzung mit Werken der Theater- und Filmkunst sind – bevor es zu einem Urteil kommen kann – genaues Hinsehen und Beschreiben notwendig. Die Schülerinnen und Schüler lernen entsprechende (Feedback-)Techniken kennen, um ihre Beobachtungen zu artikulieren und mit denen anderer zu vergleichen. Das dafür notwendigen Vokabular wird ergänzt durch eine für die Kommunikation über Theater und Film erforderliche spezifische Fachterminologie. Mit deren Hilfe verstehen es die Jugendlichen zunehmend, die Zeichensprache bzw. ‑systeme dieser Künste zu lesen und zu deuten (ästhetische Alphabetisierung).

Urteilen
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Durch die eigene Praxis sowie die Begegnung mit professioneller Theater- und Filmkunst erwerben die Schülerinnen und Schüler kontinuierlich Qualitätskriterien, die ihnen eine Evaluation ihrer und fremder Arbeiten ermöglichen. Sie erörtern den Umgang mit Auf- und Vorführungskonventionen, überprüfen die eingesetzten theatralen bzw. filmischen Mittel in Hinblick auf deren (intendierte) Wirkung und artikulieren ihre Erkenntnisse sachgerecht, weil sie – aus dem Unterricht sowie der Teilnahme an professionellen Besprechungen – über mündliche wie schriftliche Methoden der Anschlusskommunikation verfügen. So wird das Potenzial individuell-persönlicher Wahrnehmungen genutzt, um zu einem differenzierten, kunstverständigen und konstruktiven Urteil zu gelangen, das ggf. auch begründet alternative Entwürfe und Konzepte umfasst sowie anregt.

Teilhaben
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Im Verlauf der produktions- und rezeptionsorientierten Projektarbeit kommen vielfältige theater- bzw. filmästhetische Fragestellungen auf. Beim Diskutieren und Finden von gleichrangigen Lösungsmöglichkeiten verstehen die Schülerinnen und Schüler künstlerisch-ästhetische Prozesse und Produkte als differenziert gestaltete bzw. zu gestaltende kommunikative Akte. Sie erfahren Kultur als persönlich und gesellschaftlich bedeutsam; sie nehmen wahr, wie Darstellende Kunst den existentiellen Ausdrucks- und Kommunikationsbedürfnissen von Menschen sowie deren Verlangen nach Transformationen gesellschaftlicher Strukturen und individueller Selbst- und Weltbilder Rechnung trägt. Die Schülerinnen und Schüler machen die Erfahrung einer umfassenden, aktiven wie sinnerfüllten Partizipation am gesellschaftlichen und kulturellen Leben der Gegenwart. Das Fach Theater und Film hat emanzipatorische Kraft. Über den schulischen Rahmen hinaus trägt es zur Geschmacksbildung und zu einem Bewusstsein für das innovative Potenzial der Darstellenden Künste bei.

Körper – Mensch im Fokus
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Die Schülerinnen und Schüler lernen den Körper – Mimik, Gestik, äußere Haltung bzw. Positionierung und Bewegung – als wesentliches Element menschlicher Kommunikation kennen. Sie entdecken und reflektieren die Bedeutung von Körpersprache als Ausdruck von Emotionen, Stimmungen und Beziehungen. Die Jugendlichen erfahren die Differenz zwischen dem Körper in seiner theatralen/filmischen und nicht theatralen/filmischen Erscheinung. Zwischen natürlich-intuitivem bzw. eingeschriebenem Bewegungsimpuls und geformter gestischer Partitur entwickeln sie ein intensiveres Körperbewusstsein sowie sinnliche Präsenz, erproben spielend-experimentierend die Möglichkeiten sowie Wirkungen körpersprachlicher Mittel und setzen diese zielgerichtet ein. Sie interagieren (nonverbal), indem sie Bewegungen aufgreifen, weiterführen und -geben, in der Gruppe chorisch arbeiten und choreografische Arrangements umsetzen. Die Körperlichkeit und Materialität der Gemeinschaft bilden den Mittelpunkt der prozessualen Interaktionen und der ästhetisch-performativen Handlungsvollzüge.

Raum – Bild/Perspektive
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Die Jugendlichen erfahren, wie Räume zu theatralen/filmischen werden sowie welche Bedeutung im Theater das Zusammenspiel von Darstellenden und Publikum (Ko-Präsenz von und in Bühnen- und Zuschauerraum, Feedbackschleife), im Film die Wahl des Bildausschnittes bzw. der Einstellungsgröße hat. Sie gestalten Bilder und Szenen bewusst (Goldener Schnitt, Drittelregel), finden und erkunden spezifische räumliche Situationen bzw. imaginieren diese. Sie reagieren auf räumliche Gegebenheiten bzw. transformieren diese – performativ-inszenatorisch – in Ereignisräume. Unter Nutzung einfacher Elemente oder Objekte erschaffen und akzentuieren sie Raumarrangements für ihr Spiel. Die Jugendlichen denken über deren Aufteilung sowie Dimensionen nach (z. B. Erweiterung vs. Verengung) und laden sie – auch mithilfe besonderer Materialien, Formen und Farben, mithilfe von Lichtgestaltung und Projektionen – atmosphärisch sowie in ihrer Bedeutung auf.

Zeit – Schnitt
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Die technischen Möglichkeiten des Films (gerade in der Phase der Postproduktion), aber auch das Spiel auf einer Bühne ermöglichen den Jugendlichen, mit der Zeit und deren Wahrnehmung zu experimentieren. Sie variieren Rhythmus und Tempo (Zeitdehnung, Zeitraffer bzw. Verdichtung, Wiederholungen bzw. Loops, Freeze bzw. Pausen). Dadurch heben sie (Erzähl-)Situationen zusätzlich hervor und bauen Spannung auf. Sie unterscheiden zwischen realer und gespielter Zeit; durch Zeitsprünge und ein Durchbrechen der Chronologie (Collagetechnik, Schnittfolgen, Montageformen, Kontrastierung und Simultaneität) wird die Zeiterfahrung des Zuschauenden bewusst durchkreuzt.

Stimme/Sprache/Musik – Ton
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Ausgehend von Alltagssprache erfahren die Schülerinnen und Schüler, dass auch Stimme und Sprache gezielt gestaltet werden müssen, um besondere Ausdrucksqualität und somit Bedeutung als filmisch-theatrale Ausdrucksträger zu erlangen. Im experimentellen Zusammenspiel von Stimme, Klang, Geräusch und Rhythmus werden lautliche Möglichkeiten erprobt sowie Wechselwirkungen mit Körperhaltungen und Bewegungen erkannt. Die Jugendlichen setzen Ton und Musik zum Erzeugen von Atmosphäre sowie Stimmungen ein und evozieren mit deren Hilfe Imagination. Gleichzeitig erfahren sie die strukturgebende Funktion klanglicher Gestaltungsmittel. Durch die Hinzunahme von Text werden die Schülerinnen und Schüler dafür sensibilisiert, wie Theater und Film von der Gestaltung des gesprochenen Wortes leben. Durch ein Sprechen von Text in wechselnden Situationen verleihen die Jugendlichen diesem unterschiedliche Bedeutungen; dabei pendeln sie zwischen sinnlicher und sinnstiftender Textgestaltung. Sie experimentieren mit Sprache (z. B. Grammolo-Sprache, Ein-Wort-Dialogen, Nonsenstexten) sowie deren Klangraum und -qualität; sie erproben und reflektieren die Wirkung von Zäsur und Pause, variieren und improvisieren Vorlagen, versuchen sich in deren Gesang.

Dramaturgie – Drehbuch
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Die Jugendlichen erkennen die Erfordernisse von Dramaturgie in Werken der Theater- und Filmkunst. Dabei begegnet ihnen die Szene als theoretischer Grundbegriff sowie dramaturgisches Kern- und Bauelement. Sie nehmen die Abfolge von Szenen und Szenenfolgen als Rhythmisierung von Inszenierungen ebenso wahr wie Leerstellen bzw. Lücken und Brüche und werten das Beobachtete für ihre eigene Inszenierungsarbeit aus. Sie loten – praktisch wie methodisch – unterschiedliche Kombinations- und Kompositionsmöglichkeiten aus und schätzen deren Wirkung auf den Zuschauenden ein. Die Schülerinnen und Schüler entwickeln ein eigenwilliges dramaturgisches Konzept für ihre Theater- bzw. Filmproduktion und nutzen geeignete Verfahren, um dieses zu visualisieren und zu dokumentieren.

3 Aufbau des Fachlehrplans im Fach Theater und Film
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Das Profilfach Theater und Film wird in Q12 und Q13 in der Regel zweistündig unterrichtet.

Aufgrund folgender Aspekte wird im Lehrplan auf verpflichtende Module in den Ausbildungshalbjahren verzichtet:

  • Das Profilfach kann einjährig oder zweijährig belegt werden, dementsprechend passt die Lehrkraft die Inhalte des Unterrichts an.
  • Die Gegenstandsbereiche des Fachs Theater und Film lassen sich nicht gesondert in Modulen im Unterricht erarbeiten, da bei der Gestaltung theatraler oder filmischer Prozesse und Produktionen meist alle Gegenstandsbereiche zum Tragen kommen und ineinander fließen.

Für das Fach Theater und Film wird ein projektorientierter Prozess, dem eine Grundlagenarbeit vorausgeht, empfohlen.

Je nach Wahl von Gruppe und Lehrkraft kann der Schwerpunkt auf den Bereich Theater oder Film gelegt werden. Gewählt werden kann weiterhin, in welchem Zugangsbereich (performativer und experimenteller Zugang oder dramatischer und textbasierter Zugang) das Projekt durchgeführt wird.

Im Zentrum des Profilfachs steht der Kompetenzbereich Theater und Film gestalten. Die drei anderen Kompetenzbereiche stützen und vertiefen den Produktionsprozess.

4 Zusammenarbeit mit anderen Fächern
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Das Fach Theater und Film bietet vielfältige Möglichkeiten der fächerübergreifenden Zusammenarbeit. Vor allem mit den sprachlichen und ästhetisch-künstlerischen Fächern, mit Deutsch, Musik, Kunst sowie den modernen Fremdsprachen, können auch kleinere praktische Projekte zusammen durchgeführt werden. Aber auch in Religionslehre, Ethik, Geschichte, Politik und Gesellschaft sowie Natur und Technik lassen sich mithilfe von Theater- und Filmproduktionen zentrale Inhalte thematisieren.

Theater und Film betrifft viele Fächer: durch die Auseinandersetzungen mit grundlegenden individuellen und gesellschaftsrelevanten Fragestellungen unserer Zeit mittels theatraler Methoden oder filmischer Zugriffe sowie durch das Erkennen und das kritische Reflektieren unterrichtlicher Inszenierungspraktiken. Es können zudem von Lehrerinnen und Lehrern, Schülerinnen und Schülern Rollen bewusst eingenommen, Dramaturgien und Inszenierungsstrategien ausgewählt und angewandt werden.

In der intensiven Proben- und Planungsarbeit und Kooperation mit anderen Fächern setzen sich die jungen Menschen bewusst mit Teamarbeit und Sozialverhalten auseinander. Dies trägt zur positiven Gestaltung des Unterrichtsgeschehens und zum kommunikativen und respektvollen Miteinander bei.

Theateraufführungen und Filmproduktionen im Rahmen der Schule sowie im öffentlichen und virtuellen Raum leisten einen wichtigen Beitrag zum kulturellen (Schul-)Leben und schärfen das Profil der Schule.

Durch Besuche von Theatern, Schauspielschulen, Kinos, Studios und Filmhochschulen sowie durch persönliche Kontakte zu Kulturschaffenden sowie externen Kooperationspartnern aus dem Bereich Theater und Film werden berufsrelevante Bezüge auch zu außerschulischen Lernorten hergestellt.

Poltische Bildung
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Das Fach Theater und Film fördert als soziale Kunstform Demokratie und Teilhabe sowie zivilgesellschaftliches Engagement. Durch Aushandungsprozesse entwickeln die Schülerinnen und Schüler demokratische Tugenden wie z. B. Kompromissbereitschaft, wertschätzendes Argumentieren und das Aushandeln von Entscheidungen, um zu einem gemeinsam getragenen Gestaltungsergebnis zu kommen.

Politische Diskurse, das Wahrnehmen von Rechten und Pflichten in der Gesellschaft, Fragen des Zusammenlebens der Geschlechter, Generationen und sozialen Gruppierungen – all dies geht inhaltlich in die Theater- und Filmarbeit ein. Die Auseinandersetzung mit Werken des kulturellen Erbes und/oder zeitgenössischen Entwicklungen fordert zum Einnehmen einer eigenen Haltung heraus.

Im Probehandeln können Probleme des gesellschaftlich-sozialen Miteinanders erforscht werden.

Sprachliche Bildung
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Sprache bildet im Fach Theater und Film einen eigenen Gegenstandsbereich und nimmt somit als übergeordnetes Bildungsziel eine zentrale Stellung ein. Die Begegnung mit ihr erfolgt sowohl produktions- als auch rezeptionsorientiert.

Die Schülerinnen und Schüler greifen bei der Gestaltung ihres theatral-filmischen Projektes auf sprachliches Material unterschiedlicher Art und Struktur zu, wählen daraus aus und bereiten – ggf. ergänzt um eigene Schreibprodukte – das Gefundene für eine Auf- bzw. Vorführung auf. Der Umgang gerade mit Text findet auf andere Weise statt, als es die Jugendlichen aus dem Deutsch- bzw. Fremdsprachenunterricht gewohnt sind: Neben inhaltlichen Aspekten rückt die Vorstellung von formbarem Sprechmaterial in den Fokus (Theater), dessen formal-klangliche Qualitäten gerade auch durch Verdichtung und Reduktion (Film) erlebbar (gemacht) werden. Die Schülerinnen und Schüler erfahren, wie sich Text mithilfe von Körper und Stimme sprechkünstlerisch (individuell sowie chorisch) gestalten lässt und wie gerade paralinguistische Merkmale dazu eingesetzt werden können, um sprachlichem Material unterschiedliche Bedeutungen zu verleihen.

Kulturelle Bildung
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Theater ist seit seinen Anfängen in der Antike ein fester Bestandteil abendländischer Kultur. Die Schülerinnen und Schüler erkennen Theater als Versammlungsraum für Diskurse und Praktiken; sie kommen in der Auseinandersetzung mit ästhetischen Mitteln, Dramaturgien und Inszenierungsformen mit kulturellem Erbe in Berührung. Durch Sehen, Wahrnehmen und eigenes Gestalten erfahren und begreifen die Schülerinnen und Schüler Theater als Mittel der Kulturerschließung und des künstlerischen Ausdrucks.

In einer globalisierten und digitalisierten Welt ist der Film mit seinen Gestaltungsmitteln ein zentraler Gegenstand kultureller Praktiken gerade von Kindern und Jugendlichen.

Die Kombination von Theater und Film ermöglicht den Schülerinnen und Schülern, einen ästhetisierten Zugang zu Welt zu eröffnen, Kultur als symbolische Figuration von Welt zu begreifen sowie kulturelle Praktiken zu reflektieren und dabei eigentätig zu gestalten.

Soziales Lernen
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Im Fach Theater und Film steht das zielgerichtete und gleichzeitig ergebnisoffene Experimentieren in einem Ensemble im Fokus. In Teamarbeit und offenen Lernformen entwickeln die Schülerinnen und Schüler Verantwortung, Einfühlungsvermögen, Toleranz, Konflikt- und Kommunikationsfähigkeit.

Dabei kommt dem aktiven Probehandeln, welches sich im kontinuierlichen Abgleich von Anspruch und Realität vollzieht, eine wesentliche Rolle zu. In Spielsituationen sowie realen Situationen, im gemeinsamen praktisch-interaktiven Arbeitsprozess erfahren die Schülerinnen und Schüler Selbstwirksamkeit, bringen ihre eigenen Fähigkeiten verantwortlich gegenüber der Gruppe und dem Gesamtergebnis ein und reflektieren die (möglichen) Folgen ihres Gestaltens.

Medienbildung/Digitale Bildung
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Der kompetente und kritische Umgang mit Medien wird im Fach Theater und Film auf besondere Weise geschult. Die Schülerinnen und Schüler lernen, Rollen und Inszeniertes zu durchschauen, sodass sie in ihrem eigenen künstlerischen Prozess bewusst auswählen und Ergebnisse unter Einbezug von digitalen und analogen Medien und Gestaltungsmitteln präsentieren. Das Fach Theater und Film nimmt dabei traditionelle Medienformen genauso wie jüngere Entwicklungen und aktuelle Trends in den Blick. Durch die aktive Medienproduktion verlassen die Schülerinnen und Schüler die Haltung des Medienkonsumenten und werden nicht nur zu Medienproduzenten, sondern reflektieren auch das genutzte Medium an sich. Durch die Erfahrungen als Medien-Gestaltende werden sie zu einem selbstreflexiven und mündigen Umgang mit Medien befähigt.