Lehrplan PLUS

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Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Bildungs- und Erziehungsauftrag der Mittelschule

Art. 131 Verfassung des Freistaates Bayern

  1. Die Schulen sollen nicht nur Wissen und Können vermitteln, sondern auch Herz und Charakter bilden.
  2. Oberste Bildungsziele sind Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor religiöser Überzeugung und vor der Würde des Menschen, Selbstbeherrschung, Verantwortungsgefühl und Verantwortungsfreudigkeit, Hilfsbereitschaft und Aufgeschlossenheit für alles Wahre, Gute und Schöne und Verantwortungs­bewusst­sein für Natur und Umwelt.
  3. Die Schüler sind im Geiste der Demokratie, in der Liebe zur bayerischen Heimat und zum deutschen Volk und im Sinne der Völkerversöhnung zu erziehen.

1 Anspruch und Profil der Mittelschule
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Die Mittelschule ist eine weiterführende, allgemeinbildende Schule. Sie baut auf der Grundschule auf und führt in den Regelklassen der Jahrgangsstufen 5 bis 9 zum erfolgreichen oder qualifizierenden Abschluss der Mittelschule. In Praxisklassen kann ebenfalls der erfolgreiche Abschluss der Mittelschule erlangt werden. Die mit der Jahrgangsstufe 7 beginnenden Mittlere-Reife-Klassen umfassen die Jahrgangsstufen 7 bis 10 und führen – wie auch die Vorbereitungsklassen – zum mittleren Schulabschluss an der Mittelschule (vgl. BayEUG Art. 7a). Das Bildungsangebot schafft die Voraussetzung für den Übertritt in die berufliche Erstausbildung sowie in weitere schulische und berufliche Bildungsgänge.


1.1 Bildungsanspruch
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Die Mittelschule sichert und erweitert die in der Grundschule erworbenen Erkenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten zu einer grundlegenden Allgemeinbildung sowie zu anwendbaren fachlichen, methodischen und sozialen Kompetenzen und führt zur Ausbildungsreife.

Als Kommunikationsmittel, zentrales Bindeglied für unsere Gesellschaft und wesentliches Medium für den Wissens- und Kompetenzerwerb ist die deutsche Sprache und ihre Förderung für alle Schülerinnen und Schüler von grundlegender Bedeutung. Deshalb ist sprachliche Bildung ein besonderes Anliegen der Mittelschule.

Zudem erschließt die Mittelschule den Schülerinnen und Schülern wesentliche Bereiche der Kultur und bietet ihnen dadurch Möglichkeiten zur persönlichen Entfaltung. Sie weckt neue Interessen und ermöglicht auch Erfahrungen, die die Heranwachsenden ohne das schulische Angebot häufig nicht machen könnten.

Der Erwerb von Alltagskompetenzen, die zur erfolgreichen Bewältigung alltäglicher, auch außerschulischer Lebenssituationen erforderlich sind, bildet einen weiteren Schwerpunkt.


1.2 Erziehungsanspruch
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Das pädagogische Handeln im Unterricht und im Schulleben der Mittelschule basiert auf den Grundsätzen von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit im Sinne des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland und der Verfassung des Freistaates Bayern sowie auf dem Bayerischen Gesetz über das Erziehungs- und Unterrichtswesen.

Die Mittelschule unterstützt die Schülerinnen und Schüler auf ihrem Weg, Verantwortung gegenüber sich selbst und anderen zu übernehmen, um als mündige Bürgerinnen bzw. Bürger am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und dies mitzugestalten.

Die Erziehung zu einer weltoffenen, lebensbejahenden und selbstbewussten Einstellung, verbunden mit einem achtsamen, toleranten und respektvollen Umgang mit der Meinung und Lebensweise anderer, erweitert die sozialen Handlungsmöglichkeiten der Schülerinnen und Schüler.


1.3 Profilbildende Elemente der Mittelschule
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Die Mittelschule als weiterführende Pflichtschule stärkt die Schülerinnen und Schüler in fachlichen, methodischen, personalen und sozialen Kompetenzen sowie im Bereich der Berufsorientierung.

Sie weist ein umfassendes, individuelles und differenziertes Bildungsangebot auf. Dieses beinhaltet neben den Regelklassen auch Mittlere-Reife-Klassen, Vorbereitungsklassen und Praxisklassen. Während die Regelklassen zum erfolgreichen und qualifizierenden Abschluss der Mittelschule führen, kann in Mittlere-Reife- und Vorbereitungsklassen mit einem erhöhten Anforderungsniveau der mittlere Schulabschluss an der Mittelschule erworben werden. Vorbereitungsklassen bieten eine vertiefte Vorbereitung auf den mittleren Schulabschluss der Mittelschule, die sich im Zeitraum von zwei Schuljahren an den Kompetenzerwartungen und Inhalten der Jahrgangsstufe M10 und ggf. M9 orientiert. Praxisklassen mit einem intensiv praxisorientierten Unterricht bieten eine weitere Möglichkeit, den erfolgreichen Abschluss der Mittelschule zu erreichen. Ein zusätzliches Angebot der Mittelschule sind Übergangsklassen, Deutschförderklassen und ‑kurse für Schülerinnen und Schüler mit nicht deutscher Muttersprache, die dem Unterricht in einer deutschsprachigen Klasse nicht oder nur bedingt zu folgen vermögen. Die Mittelschule erfüllt den allgemeinen Anspruch des bayerischen Bildungssystems nach einer hohen Durchlässigkeit zwischen den verschiedenen Bildungsgängen, mit dem Ziel, allen Jugendlichen einen schulischen Abschluss zu ermöglichen.

Die Mittelschule sieht den Erziehungsauftrag der Schule (siehe 1.2) als zentrale Aufgabe. Dieses Anliegen wird insbesondere durch das grundlegende Klassenlehrerprinzip, ein differenziertes Ganztagesangebot sowie verschiedene Angebote der Jugendhilfe unterstützt.

Die Mittelschule bietet den Schülerinnen und Schülern frühzeitig theoretische und praktische Erfahrungen im beruflichen Umfeld an. Bei Erkundungen und Praktika sammeln die Heranwachsenden Erfahrungen in der Berufs- sowie Arbeitswelt und gleichen die Anforderungen mit ihren eigenen Interessen, Fähigkeiten und Fertigkeiten ab, um ihre individuelle berufliche Orientierung voranzutreiben.


1.4 Inklusion
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Die Mittelschule als gemeinsamer Lernort für Schülerinnen und Schüler mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf ermöglicht Inklusion und gleichberechtigte Teilhabe. Ihren Auftrag, inklusiven Unterricht zu gestalten, nimmt sie wahr, indem sie die gegebene Vielfalt als Ressource nutzt. Dies geschieht durch eine integrative Unterrichtsarbeit ohne Defizit­orientierung, die mit Unterstützung durch Fachdienste (z. B. Mobile Sonderpädagogische Dienste, Beratungs- und Förderlehrkräfte) gestaltet wird.

Die Mittelschule berücksichtigt in Erziehung und Unterricht die individuellen Ausgangslagen für Entwicklung und Lernen von Schülerinnen und Schülern auch mit sonderpädagogischem Förderbedarf und bietet ihnen Gelegenheit, ihre fachlichen, methodischen, sozialen und kulturellen Kompetenzen einzubringen und weiterzuentwickeln.

Einen sonderpädagogischen Förderbedarf können Schülerinnen und Schüler in einem oder mehreren der folgenden Förderschwerpunkte aufweisen: geistige Entwicklung, körperliche und motorische Entwicklung, emotionale und soziale Entwicklung, Hören, Sehen, Sprache, Lernen. Möglichkeiten zur Anpassung der Lehrplananforderungen an die individuellen Bedarfe zeigen die Adaptionen des jeweiligen Förderschwerpunkts oder Erläuterungen zum Nachteilsausgleich. Der Rahmenlehrplan für den Förderschwerpunkt Lernen sowie der Lehrplan für den Förderschwerpunkt geistige Entwicklung können Grundlage für die Formulierung individueller Kompetenzerwartungen sein, auf deren Basis Leistungsbewertung stattfindet. Der Förderplan bietet die Möglichkeit individuelle Ziele und Maßnahmen zu dokumentieren.

Die Lehrkraft wählt kooperative Lernformen und unterrichtet handlungsorientiert, um erfolgreiche individualisierte Lernprozesse zu ermöglichen.

Der angemessene Einsatz spezifischer Hilfsmittel dient dazu, die Folgen von Beeinträchtigungen und Behinderungen zu kompensieren, und unterstützt die eigenverantwortliche Beteiligung am Unterricht im Sinne einer sich fortentwickelnden Aktivität und Teilhabe.

Erfolgreiche Inklusion bedeutet auch die Einbeziehung von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf in schulische Gestaltungs- und Entscheidungsprozesse sowie die regelmäßige Kooperation zwischen Erziehungs- und Sorgeberechtigten, Lehrkräften, Mobilen Sonderpädagogischen Diensten, Sozial- oder Jugendhilfe, therapeutisch-medizinischen Fachkräften sowie der Berufsberatung.


2 Schülerinnen und Schüler an der Mittelschule
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Während des Besuchs der Mittelschule befinden sich die Schülerinnen und Schüler in der Entwicklung vom Kind zum Jugendlichen bzw. zum jungen Erwachsenen. Sie durchlaufen während der Pubertät erhebliche emotionale, körperliche, kognitive, soziale und persönliche Veränderungen. Diesen Veränderungen und Belastungen, die zum Hinterfragen von Autoritäten und mitunter zu stark wechselnder Leistungsbereitschaft führen, trägt die Mittelschule durch psychosoziale Zielsetzungen und pädagogische Maßnahmen Rechnung. Aufbauend auf Anerkennung und Ermutigung während ihrer Schulzeit an der Mittelschule entwickeln die Schülerinnen und Schüler zunehmend sowohl Selbstvertrauen als auch Perspektiven für ihr eigenes Leben und schreiten in ihrer Persönlichkeitsentwicklung voran.

Die Peergroups stellen für die Jugendlichen eine wichtige Bezugsgröße dar, die Halt und Bestätigung gibt. Sie übt aber auch Druck aus und gibt Einschränkungen vor, mit denen es umzugehen gilt. Durch Aufgreifen des Themas Peergroup in unterschiedlichen Zusammenhängen und Fächern bietet die Mittelschule den Jugendlichen Hilfe, eine eigene Orientierung zu finden.

Die Schülerinnen und Schüler denken überwiegend anschaulich und lernen in konkreten Handlungszusammenhängen. Erst langsam entwickelt sich ein abstrahierendes Denken. Der Unterricht und die Erziehung tragen diesem Aspekt Rechnung.

Da die Schülerinnen und Schüler schon früh in das Berufsleben eintreten, müssen sie sich rechtzeitig beruflich orientieren und sich auf einen Schulabschluss vorbereiten sowie bereits in jungen Jahren im Hinblick auf die berufliche Zukunft weitreichende Entscheidungen auf einer realistischen Basis treffen.

Wie in allen Schularten unterscheiden sich die Schülerinnen und Schüler der Mittelschule innerhalb jeder Lerngruppe hinsichtlich Alter, Temperament, Stärken, Begabungen und Interessen. Kulturelle und sprachliche Vielfalt ist an vielen Mittelschulen in besonderem Maße zu beobachten und wird durch das Einbeziehen in den Unterricht und in vielfältigen Unterstützungsmaßnahmen aufgegriffen.


3.1 Kompetenzbegriff im LehrplanPLUS
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Der LehrplanPLUS versteht eine Kompetenz als fachspezifische und überfachliche Fähigkeit, die Wissen und Fertigkeiten miteinander verbindet und die Schülerinnen und Schüler in die Lage versetzt, zu verstehen, zu reflektieren, schlüssig zu argumentieren, fundiert zu urteilen und neue Anforderungen zu bewältigen. Er beschreibt Kompetenzerwartungen auf einem mittleren Anforderungsniveau und verknüpft sie mit Inhalten. Die Grundlegenden Kompetenzen und Fachlehrpläne jeder Jahrgangsstufe nennen Kompetenzen, die am Ende des Schuljahrs von den Schülerinnen und Schülern erworben sein sollen. Die Kompetenzerwartungen sind für Regel- und Mittlere-Reife-Klassen getrennt ausgewiesen. Der Unterricht in Praxisklassen orientiert sich am Lehrplan der Regelklassen, der Unterricht in Vorbereitungsklassen orientiert sich am Lehrplan der Mittlere-Reife-Klasse der Jahrgangsstufe 10.

Der Lehrplan geht von einem konstruktivistischen Lernbegriff aus, demzufolge der Mensch Kompetenzen auf der Basis seiner individuellen Vorerfahrungen sowie seiner Wahrnehmung und der Bedeutung, die das jeweilige Thema für ihn hat, individuell konstruiert. Schulischer Unterricht wird als Summe kokonstruktivistischer Prozesse verstanden, bei denen Kompetenzen durch Kooperation und Kommunikation von Lernenden mit Lehrkräften sowie Mitschülerinnen und Mitschülern in geplanten Lernsituationen entwickelt werden.


Kompetenzorientierung im Unterricht und Aufgabenkultur
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Der kompetenzorientierte Unterricht berücksichtigt die individuelle Lernausgangslage der Schülerinnen und Schüler und ermöglicht ihnen eine aktive, geistige sowie handlungsorientierte Auseinandersetzung mit bedeutsamen Themen und Fragestellungen sowie die Reflexion des eigenen Lernens. Die aktive Auseinandersetzung mit Inhalten, das eigenverantwortliche und kooperative (verstanden als der fachliche Austausch von Mitschülerinnen und Mitschülern) Lernen im Unterricht sowie das Reflektieren als Unterrichtsprinzip gehen Hand in Hand mit Anbahnung, Aufbau und kontinuierlicher Einübung komplexer sprachlicher Fähigkeiten und sozial-kommunikativer Eigenschaften. In realitätsnahen Lernsituationen vernetzen die Schülerinnen und Schüler Wissen und Können, indem sie mit dem Unterrichtsgegenstand umgehen, sich darüber austauschen und reflektieren. Dies führt zum Kompetenzausbau und trägt zum langfristigen Kompetenzerwerb bei.

Lernen findet dabei im Klassenunterricht, in einer Gruppe, in Partner- oder Einzelarbeit statt. Kompetenzorientierte Aufgaben ermöglichen den Schülerinnen und Schülern individuelle Zugänge, lassen vielfältige Lösungswege zu, weisen lebensweltorientierte Anwendungsbezüge auf und schaffen Anlässe für Kommunikation und Reflexion. Im kompetenzorientierten Unterricht sind die Themen und Aufgabenstellungen so offen und vielfältig, dass alle Schülerinnen und Schüler passende und motivierende Lern- sowie Übungsmöglichkeiten vorfinden und Aufgabenstellungen entsprechend ihrem jeweiligen Leistungsniveau bearbeiten können.


Rollen von Lehrkräften und Lernenden
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Als Experten für schulische Lernprozesse und Lerngegenstände begleiten die Lehrkräfte den Kompetenzerwerb der Schülerinnen und Schüler. Sie unterstützen und beraten diese dabei, das Lernen aktiv und verantwortlich umzusetzen sowie zu reflektieren. Lehrkräfte gestalten ihren Unterricht auf der Basis von Kompetenzorientierung, Dialog, Partizipation, Flexibilität und Selbstreflexion. Sie sind für die Schülerinnen und Schüler verlässliche Bezugspersonen und Vorbilder. Dabei achten sie auf eine Kultur der gegenseitigen Wertschätzung und Rücksichtnahme. Sie stellen Stärken sowie individuellen Bedarf an Förderung fest und ergreifen entsprechende pädagogische Maßnahmen, um die Lernenden nachhaltig individuell zu fördern.

Kompetenzorientierter Unterricht erfordert ein hohes Maß an selbstverantwortlichem Handeln und Lernen durch die Schülerinnen und Schüler. Zum Aufbau dieser komplexen Fähigkeiten bedarf es intensiver, kumulativer Trainigsmaßnahmen. Die Weiterentwicklung der Methoden zur Reflexion und Bewertung der eigenen Lern- und Denkwege ist wesentlicher Bestandteil von kompetenzorientiertem Unterricht. Sie steht gleichwertig neben Erarbeitung, Übung und Anwendung. Dadurch übernehmen die Schülerinnen und Schüler schrittweise mehr Verantwortung für ihren Kompetenzerwerb und eignen sich Grundlagen für lebenslanges Lernen an.


Pädagogische Leistungskultur und Wertschätzung
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Schülerinnen und Schüler wollen grundsätzlich lernen und etwas leisten, wollen aber auch, dass Leistungen wahrgenommen und anerkannt werden. Eigene und fremde Wertschätzungen von Leistung stärken Selbstvertrauen und erhalten Motivation dauerhaft. Die Lehrkräfte der Mittelschule beachten und werten neben Endprodukten auch die Leistungen, die während der Lern- und Arbeitsprozesse erbracht werden. Denk- und Lösungswege, die sich dabei als umständlich oder als nicht zielführend erweisen, dienen als Anlässe zu Reflexion sowie Kommunikation und eröffnen neue Lernchancen. Den Lehrkräften bieten sich auf diese Weise Einblicke in die Problemlösestrategien der Schülerinnen und Schüler, die für eine Lernstandsdiagnose genutzt werden sollen. Stärken und weitere Lernbedürfnisse lassen sich hieraus erkennen.

Grundlage für eine stärkenorientierte und prozessbegleitende Rückmeldung an die Lernenden sind die gezielten Erhebungen des Lernstandes sowie die Dokumentation der Lern- und Entwicklungsprozesse. Diese orientieren sich an den Kompetenzerwartungen und Inhalten der Fachlehrpläne und somit an Bildungsstandards. Mündliche, schriftliche und praktische Arbeitsergebnisse bilden genauso die Grundlage für diese Rückmeldungen wie z. B. Lerntagebücher oder Portfolios. Eine regelmäßige Überprüfung, Berichtigung und individuelle Kommentierung schriftlicher Arbeitsergebnisse gehört zu den unterstützenden Aufgaben der Lehrkraft. Gespräche über Gelerntes und Geleistetes als dialogische Formen der Rückmeldung ermöglichen eine persönliche Würdigung. Sie sind Teil der Lernkultur in der Mittelschule und führen zu einer individuellen Lernplanung. 


Klassenlehrerprinzip
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Ein zentrales Organisationsmerkmal der Mittelschule ist das Klassenlehrerprinzip, das den Schülerinnen und Schülern eine konkrete Bezugsperson in der Schule bietet, die über die Vermittlung von fachlichen Kompetenzen hinaus im Unterricht auch die Entwicklung personaler und sozialer Kompetenzen wie Leistungsbereitschaft, Disziplin, Zuverlässigkeit oder Teamfähigkeit fördert.


Unterrichtsfächer und fächerübergreifender Unterricht
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Der Lehrplan der Mittelschule ist auf Basis der Stundentafel der Schulordnung für die Mittelschulen in Bayern verfasst. In ihrer Gesamtheit vermitteln die dort aufgeführten Unterrichtsfächer eine grundlegende, fachspezifische und kulturelle Bildung. Die Fächer Deutsch bzw. Deutsch als Zweitsprache sichern die sprachliche Grundlage für den Unterricht in allen anderen Fächern. Grundkenntnisse der englischen Sprache ermöglichen die Kommunikation über den deutschen Sprachraum hinaus. Die Fächer Wirtschaft und Beruf, Ernährung und Soziales, Technik, Wirtschaft und Kommunikation sowie Werken und Gestalten sind besonders eng miteinander verbunden und bilden gemeinsam das Lernfeld Berufsorientierung. Die Naturwissenschaften werden in der Mittelschule im Fach Natur und Technik unterrichtet, die Gesellschaftswissenschaften im Fach Geschichte/Politik/Geographie.

Fächerübergreifender Unterricht und projektorientiertes Arbeiten tragen zur Ganzheitlichkeit des Unterrichts der Mittelschule bei. Beim projektorientierten Arbeiten erwerben die Schülerinnen und Schüler neben fachlichen auch planerische, methodische und soziale Kompetenzen. Darüber hinaus handeln sie bei der Projektarbeit flexibel und selbständig.

Sowohl im Fachunterricht als auch in fächerverbindenden Projekten und im Schulleben werden von den Schülerinnen und Schülern Kompetenzen aus den schulart- und fächerübergreifenden Bildungszielen sowie dem Bereich Alltagskompetenzen und Lebensökonomie entwickelt, die mit entsprechenden Kompetenzerwartungen in den Fachlehrplänen verbunden sind.


Heterogenität als Chance
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Die Mittelschule fasst die Verschiedenheit der Schülerinnen und Schüler als eine Chance für das Von-und-miteinander-Lernen auf. Beeinträchtigungen sowie Unterschiede im Lern- und Entwicklungstempo und in den sich daraus ergebenden spezifischen Lern- und Unterstützungsbedürfnissen werden berücksichtigt. Kooperative Lernformen, offene Lernarrangements und Lernzieldifferenzierung kennzeichnen den Unterricht. In unterschiedlichen Organisations- und Sozialformen innerhalb des Klassenverbands bzw. der Lerngruppe lösen die Lernenden gemeinsam Aufgaben, üben Erlerntes und wenden es in neuen Zusammenhängen an. Individuelle und gemeinsame Lernprozesse stehen in Wechselwirkung miteinander. Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf, im Zweitspracherwerbsprozess sowie mit besonderen Begabungen werden durch ausgewählte Aufgabenstellungen im Rahmen ihrer Klassengemeinschaft bzw. Lerngruppe gefördert und gefordert.

Ethnische, kulturelle, religiöse und sprachliche Vielfalt in vielen Klassen der Mittelschule ist Grundlage für interkulturelle Bildung, die auf globalisierte Strukturen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft vorbereitet.


Verbindlichkeit des Lehrplans und pädagogischer Freiraum
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Die Kompetenzerwartungen und Inhalte werden für Regel- und Mittlere-Reife-Klassen getrennt ausgewiesen und sind für die jeweilige Jahrgangsstufe und Organisationsform verbindlich. Am Ende der Vorbereitungsklasse 2 werden die Kompetenzen und Inhalte entsprechend der Jahrgangsstufe M10 erwartet.

Um der Schule ausreichend Möglichkeiten zur Gestaltung des Schulprofils, des Schullebens sowie des Lernens über einzelne Fächer hinaus zu bieten, ist der Umfang der Fachlehrpläne so ausgelegt, dass von den insgesamt 38 Schulwochen ca. zwölf Wochen in den Jahrgangsstufen 5 bis 8 bzw. M9 als pädagogischer Freiraum zur Verfügung stehen. In ihm kann auch vertiefend am Erwerb der Kompetenz gearbeitet werden. Zudem lassen sich besondere Interessen und Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler sowie aktuelle Tagesereignisse aufgreifen. In den Abschlussklassen der Jahrgangsstufen R9 bzw. M10 ist aufgrund der Prüfungen insgesamt von 32 Schulwochen auszugehen.


4.1 Schule als Lern- und Lebensraum
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Die Mittelschule ist ein Ort des gemeinsamen Lernens und Lebens. Sie bezieht Ressourcen aus der heimatlichen Umgebung mit ein und wirkt in diese wieder zurück. Die Zusammensetzung der Schülerschaft spiegelt die Vielfalt der Bevölkerung im Einzugsgebiet wider. Die Mittelschule stärkt, unabhängig von der Herkunft, die Verbundenheit der Schülerinnen und Schüler zur regionalen Lebensumwelt.

Die Schülerinnen und Schüler beteiligen sich als Mitglieder der Schulgemeinschaft am Lebensraum Schule durch Mitwirkung, Mitgestaltung, Mitbestimmung und Mitverantwortung ebenso wie durch Selbstbestimmung und Eigenverantwortung. Sowohl gemeinsame Feiern und Veranstaltungen als auch eine angemessene und geeignete Kultur der Diskussion und der Konfliktlösung sind weitere Aspekte von Partizipation. Alle Mitglieder der Schulgemeinschaft haben Anteil an Entscheidungen, fühlen sich verantwortlich und identifizieren sich mit ihrer Schule.


4.2 Bildungs- und Erziehungspartnerschaft von Schule und Elternhaus
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In der Mittelschule wird die Beziehung zum Elternhaus im Sinne einer gelebten Bildungs- und Erziehungspartnerschaft gestaltet, bei der Schule und Elternhaus gemeinsam Verantwortung für Bildung und berufliche Orientierung der Schülerinnen und Schüler tragen. Eine vertrauensvolle Kooperation von Erziehungsberechtigten und Schule unterstützt die Persönlichkeitsentwicklung der Lernenden und bereichert Unterricht sowie Schulleben.

In der Mittelschule wird eine wertschätzende Haltung gegenüber den Erziehungsberechtigten gepflegt und die Vielfalt von Familien und ihren Lebensentwürfen anerkannt. In regelmäßigen Gesprächen und unterschiedlichen Formen des Dialogs werden Informationen ausgetauscht sowie gegenseitige Anregungen und Impulse aufgegriffen. Durch eine transparente Kommunikation zwischen Schule und Erziehungsberechtigten werden diese aktiv in die Schulprozesse eingebunden.


4.3 Vernetzung mit weiteren Bildungspartnern
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Die Mittelschule arbeitet, eingebunden in die kommunalen Strukturen, mit vielfältigen außerschulischen Partnern (wie z. B. Jugendhilfe, Kirchen, Stiftungen, Vereinen, Verbänden, Innungen, Kammern, Unternehmen sowie der Agentur für Arbeit) zusammen. Dies stärkt die Ressourcen der Schule, erweitert das Erziehungs- und Bildungsangebot und unterstützt die berufliche Orientierung der Jugendlichen. Durch die Kooperation mit außerschulischen Partnern bezieht die Schule externe Expertinnen und Experten in den Unterricht mit ein. Dabei werden außerschulische Lernorte und Lernangebote genutzt. Besonders im Bereich der beruflichen Orientierung ist eine Zusammenarbeit mit der regionalen Wirtschaft, den für die Berufsbildung zuständigen Stellen und der Agentur für Arbeit genauso notwendig wie die Kooperation mit Berufsschulen und beruflichen Förderschulen.

Die Kooperation mit Förderzentren und den Mobilen Sonderpädagogischen Diensten bietet der Mittelschule Unterstützung bei individueller Förderung und Inklusion.


5.1 Von der Grundschule an die Mittelschule
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Der Übergang von der Grundschule an die Mittelschule als eine von mehreren Optionen hat für die Schülerinnen und Schüler eine große Bedeutung. Er ist für die Kinder verbunden mit dem Eingewöhnen in eine neue Klassengemeinschaft, einer weiteren Ausdifferenzierung des Fachunterrichts sowie häufig einem räumlichen Wechsel. Diese Veränderungen werden in der Jahrgangsstufe 5 erzieherisch und unterrichtlich berücksichtigt. Eine enge Kooperation der aufnehmenden Mittelschule mit den abgebenden Grundschulen harmonisiert den Übergang.

Der kompetenzorientierte Unterricht in der Mittelschule knüpft an die in der Grundschule erworbenen Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten an und ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern, ihre Stärken auszubauen und Schwächen auszugleichen.


5.2 Übergänge zwischen weiterführenden Bildungsgängen
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Den Jahrgangsstufen 5 und 6 kommt eine besondere Bedeutung für die Orientierung innerhalb der Bildungsgänge der weiterführenden Schulen zu. Von der Mittelschule sind in dieser Zeit Übergänge zu Realschule oder Gymnasium möglich. Nach Beendigung der Jahrgangsstufe 6 können die Schülerinnen und Schüler die Regelklasse oder Mittlere-Reife-Klasse an der Mittelschule besuchen.

Durch die intensive Abstimmung der Lehrpläne wird der Wechsel zwischen Regelklassen und Mittlere-Reife-Klassen auch in höheren Jahrgangsstufen nachhaltig unterstützt und bleibt auch für andere weiterführende Schularten stets möglich.

Schülerinnen und Schüler, die den Leistungsansprüchen anderer weiterführender Schulen nicht entsprechen, werden von der Mittelschule auch in höheren Jahrgangsstufen als Pflichtschule aufgenommen und individuell gefördert.


5.3 Abschlüsse und Anschlüsse
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Im Anschluss an den erfolgreichen bzw. den qualifizierenden Abschluss der Mittelschule oder den mittleren Schulabschluss an der Mittelschule stehen den Schülerinnen und Schülern je nach Zugangsbestimmungen unterschiedliche berufliche oder schulische Bildungsmöglichkeiten offen.

Der qualifizierende Abschluss der Mittelschule berechtigt die Schülerinnen und Schüler neben dem Beginn der beruflichen Ausbildung unter bestimmten Voraussetzungen zur Aufnahme in die Vorbereitungsklassen oder zum Eintritt in die Jahrgangsstufe 10 der Mittelschule, um dort den mittleren Schulabschluss an der Mittelschule zu erwerben.

Außerdem können Schülerinnen und Schüler mit qualifizierendem Abschluss der Mittelschule unter bestimmten Voraussetzungen nach einer abgeschlossenen Berufsausbildung den qualifizierten beruflichen Bildungsabschluss als mittleren Schulabschluss anerkennen lassen.

Der mittlere Schulabschluss an der Mittelschule ermöglicht grundsätzlich den Besuch einer Fachoberschule oder einer Einführungsklasse am Gymnasium, deren erfolgreicher Besuch zum Eintritt in die Jahrgangsstufe 11 des Gymnasiums berechtigt.


6 Qualitätsentwicklung
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Die bayerischen Mittelschulen passen sich ständig veränderten gesellschaftlichen Bedingungen an. Schulaufsichten, Schulleitungen sowie Lehrerkollegien nutzen in diesem Sinne in Abstimmung mit den kommunalen Trägern verantwortungsbewusst ihre Entscheidungsspielräume, um Schulentwicklungsprozesse im Sinne von Unterrichts- und Organisationsentwicklung mit Fokus auf ihre Qualität beständig weiterzuentwickeln und nachhaltig zu sichern.

Interne und externe Evaluation sowie Vergleichs- bzw. Jahrgangsstufenarbeiten geben den Verantwortlichen Rückmeldung über den Erfolg der Arbeit an der eigenen Schule. Diese Rückmeldungen bilden die Basis für eine Diskussion und Entscheidungsfindung in den Schulgremien zu sich daraus ergebenden Handlungsfeldern mit dem Ziel der Qualitätssicherung und Weiterentwicklung.