Lehrplan PLUS

Direkt zur Hauptnavigation springen, zur Seitennavigation springen, zum Inhalt springen
Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Katholische Religionslehre 9

KR9 Lernbereich 1: Verantwortlich handeln – Gewissen, Schuld und Versöhnung (ca. 12 Std.)
Abschnitt zur PDF-Sammlung hinzufügen

Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • diskutieren Dilemma-Geschichten unter Berücksichtigung christlicher Handlungsprinzipien und Werte und werden sich dadurch ihrer zunehmenden Verantwortung für das eigene Tun bewusst.
  • erläutern ausgehend von eigenen Gewissenserlebnissen Eigenschaften und Funktionen eines gebildeten Gewissens, insbesondere dessen unbedingten Anspruch, und beschreiben anhand von Beispielen die Tragweite von konkreten Gewissensentscheidungen.
  • reflektieren und beschreiben den Zusammenhang von Gewissen und Schuld und zeigen anhand von biblischen und anderen Erzählungen Ursachen und Auswirkungen von Schuld auf.
  • charakterisieren Schuld als „Belastung“ und Beeinträchtigung von Lebens-möglichkeiten, beurteilen verschiedene Formen des Umgangs mit Schuld und begründen, dass Schuldeingeständnisse und Ent-Schuldigungen notwendig sind, um das Leben „unbelastet“ fortsetzen zu können.
  • erklären die religiöse Dimension von Schuld als Sünde, begründen, warum Vergebung zu den zentralen Aufgaben der Kirche gehört, und stellen die Bedeutung des Sakraments der Versöhnung dar.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Entscheidungskriterien in Konfliktsituationen: Handlungsprinzipien (Goldene Regel, Kategorischer Imperativ), Grundwerte (Freiheit, Gerechtigkeit etc.), biblische Weisungen, z. B. Dekalog, neutestamentliche Gebote
  • Gewissen als „Wegweiser“ und innere Beurteilungsinstanz; christlich interpretiertes Gewissen als Ort der Gottesbegegnung und Menschenwürde (Gaudium et spes 16); Notwendigkeit der Gewissensbildung; Gewissensentscheidungen gegen Widerstände, z. B. Thomas Morus, Weiße Rose
  • Schuldgeschichten: Kain und Abel (Gen 4,1-16), Verleugnung Jesu durch Petrus (Lk 22,54-62), Unterscheidung von Schuld und Sünde, z. B. die sieben „Todsünden“
  • Umgang mit Schuld: Reue, Bekennen, Ent-Schuldigung, Wiedergutmachung, Vergebung und Versöhnung statt Schuldverdrängung und Schuldübertragung
  • biblische Antworten auf schuldhaftes Handeln (Gen 3), z. B. Jesus und die Sünderin (Lk 7,36-50), Jesus und die Ehebrecherin (Joh 8,1-11), Der barmherzige Vater (Lk 15,11-32)
  • die besondere Bedeutung des Sakraments der Versöhnung gegenüber anderen Formen der Sündenvergebung (Bußgottesdienst)

KR9 Lernbereich 2: Warum es uns gibt – Antworten des Schöpfungsglaubens (ca. 10 Std.)
Abschnitt zur PDF-Sammlung hinzufügen

Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • nehmen durch eine ganzheitliche Betrachtung der Welt die Ordnung und Faszination der Natur wahr und stellen den Schöpfungsglauben als eine Deutungsmöglichkeit der Wirklichkeit dar.
  • erläutern die Schöpfungserzählungen als zentrales Glaubenszeugnis, beschreiben mithilfe moderner Bibelexegese ihre formalen Besonderheiten und den historischen Kontext, um zu verstehen, dass diese Texte grundsätzliche Aussagen über den Menschen, sein Gottesverhältnis und die Welt enthalten.
  • unterscheiden am Beispiel der Frage nach Entstehung und Sinn der Welt die verschiedenen Zugänge von Naturwissenschaft und Religion und diskutieren Möglichkeiten, wie sich beide Ansätze ergänzen.
  • zeigen auf dem Hintergrund der Gottebenbildlichkeit des Menschen die Bedeutung des biblischen Auftrags auf, die Schöpfung zu kultivieren und zu bewahren, und stellen dar, wie Menschen und insbesondere sie selbst Verantwortung für die Mitwelt übernehmen können.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • „Wunder“ des Lebens; biblische (z. B. Ps 8) und moderne Texte (z. B. Ernesto Cardenal) zur Schöpfungsspiritualität
  • biblische Schöpfungserzählungen ( Gen  1,1-2,4a; Gen 2,4b-24): Aufbau, Entstehungsgeschichte, Grundaussagen, Textgattungen (Hymnus, Mythos)
  • Fragestellungen der Religion und der Naturwissenschaft; Anwendungs- bzw. Orientierungswissen; Grenzüberschreitungen, z. B. „Kreationismus“ (Christentum), Sozialdarwinismus (Naturwissenschaft)
  • naturwissenschaftliche Theorien der Weltentstehung: Urknall- (z. B. George Lemaître) und Evolutionstheorie (z. B. Charles Darwin); Komplementarität; ethische Verantwortung des Wissenschaftlers
  • Gottebenbildlichkeit des Menschen (Gen 1,26-27) und Schöpfungsauftrag: Bebauen und Behüten (Gen 2,15), Umweltschutz als christliche Aufgabe, Ursachen und Herausforderung der ökologischen Krise (z. B. Hos 4,1-3)

KR9 Lernbereich 3: Jesus Christus – „Der Erstgeborene von den Toten“ (ca. 12 Std.)
Abschnitt zur PDF-Sammlung hinzufügen

Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • beschreiben Umgangsformen mit Sterben, Tod und Trauer und bringen eigene Antwortversuche zu dieser existenziellen Grenzsituation zum Ausdruck.
  • geben die Passion Jesu in Grundzügen wieder, erörtern einen Deutungsansatz des Todes Jesu aus der Bibel und nehmen dazu Stellung.
  • geben Auskunft über Auferstehungshoffnungen in verschiedenen christlichen Zeugnissen, bringen diese in Beziehung zu den Vorstellungen anderer Religionen und erörtern das spezifisch Christliche.
  • gestalten Bilder der Hoffnung und Zuversicht, um ihre eigene Position bezüglich eines Lebens nach dem Tod zu schärfen, und erörtern deren Bedeutung für ihr jetziges Leben.
  • beschreiben und verstehen die Auferstehung Christi im Zusammenhang mit christlichen Endzeiterwartungen und entdecken dabei, wie davon Menschen in ihrem Handeln bewegt wurden.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Erfahrungen von Menschen mit Sterben, Tod und Trauer, z. B. Trauerphasen und Sterbeerlebnisse, Hospizbewegung, letzte Worte von Sterbenden, Nahtod-Erfahrungen; Umgang mit Tod und Trauer, z. B. in Todesanzeigen, Grabsymbolen
  • Passionsgeschichte nach Markus oder Matthäus; biblisches Verständnis des Todes Jesu, z. B. Opfertod, Stellvertretung, Geschenk des ewigen Lebens, Erlösung von Schuld (z. B. Kol 1,18; Joh 3,16; Jes 52,13–53,12; Ps 22), Einsetzungsworte (z. B. Mt 26,26-29; Mk 14,22-25)
  • Auferstehungszeugnisse in der Bibel (1 Kor 15,3-5.20; z. B. Lk 24,1-35; Joh 21,1-14), in Liedern (z. B. Gotteslob) und Symbolen der Kar- und Osterliturgie; Jenseitsvorstellungen in anderen Religionen
  • endzeitliche Erwartungen der Auferstehung Jesu Christi (z. B. Mt 25,31-40; Offb 21,1-6; Jes 65,17-25) und der kirchlichen Lehre, z. B. Vorstellungen von Himmel, Hölle, Fegefeuer
  • Welt- und Lebensgestaltung im Lichte christlicher Endzeiterwartung, z. B. frühchristliche Märtyrer (z. B. Stephanus, Perpetua, Cyprian), P. Maximilian Kolbe, P.  Rupert Mayer

KR9 Lernbereich 4: Kirche in der Zeit – Licht und Schatten (ca. 12 Std.)
Abschnitt zur PDF-Sammlung hinzufügen

Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • beschreiben Beispiele des unterschiedlichen Umgangs mit Andersdenkenden bzw. Randgruppen aus der Geschichte der Kirche, ordnen diese in den historischen Kontext ein und beurteilen die unterschiedlichen Sichtweisen anhand christlicher Wertmaßstäbe.
  • erörtern im Bewusstsein des biblischen Missionsauftrags unglaubwürdige und glaubwürdige Wege, die Botschaft Jesu weiterzugeben.
  • zeigen exemplarisch christliches Engagement im caritativen Bereich als eine Konstante der Kirchengeschichte sowie ihre religiöse Motivation auf und erörtern die Bedeutung für unsere Kultur.
  • erläutern und beurteilen die historische Rolle der Kirche in einem totalitären politischen System im Spannungsfeld von Anpassung, Selbstbehauptung und Widerstand und diskutieren, in welchen Situationen der christliche Glaube Zivilcourage fordert.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • unterschiedliche Sichtweisen, z. B. Franziskus – Kreuzzüge, Friedrich von Spee – Hexenverfolgung; christliche Maßstäbe: Nächsten- und Feindesliebe (Mt 5,43-48), Seligpreisungen (Mt 5,3-12), Goldene Regel (Mt 7,12)
  • Missionsauftrag (Mt 28,19-20); Mission in Lateinamerika: gewaltsame Bekehrung der Conquista – friedliche Mission, z. B. Antonio de Montesino, Bartolomé de Las Casas, Bulle „Sublimis deus“, Reduktionen der Jesuiten
  • Beispiele christlicher Caritas, z. B. Basilius der Große, Hôtel-Dieu, Vinzenz von Paul, Henry Dunant; biblische Begründung, z. B. Lk 10,25-37, Jak 2,14-26
  • Kirche im Nationalsozialismus: Wahlhirtenbrief März 1933, z. B. Obrigkeitsdenken; Reichskonkordat; Enzyklika „Mit brennender Sorge“; Widerstand, z. B. P. Alfred Delp, Dietrich Bonhoeffer,
    oder Kirche im Kommunismus, z. B. Polen: regimetreue Priesterorganisation PAX; Kirchenbau in Nowa Huta; Opposition, z. B. Jerzy Popiełuszko, Johannes Paul II.
  • Anlässe für Zivilcourage, z. B. Einspruch gegen Vergötzung von Macht, Gefährdung der Menschenwürde und Einschränkung der Gewissensfreiheit

KR9 Lernbereich 5: Sinn und Sehnsucht – Orientierung in der Vielfalt religiöser und weltanschaulicher Angebote (ca. 10 Std.)
Abschnitt zur PDF-Sammlung hinzufügen

Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • beschreiben die Sehnsüchte der Menschen nach Glück, Gemeinschaft und Sinnfindung und vergleichen sie mit eigenen Wünschen für ein gelingendes Leben.
  • nehmen den wachsenden Markt an religiösen und weltanschaulichen Sinnangeboten wahr und bewerten, inwieweit diese Angebote Menschen bei ihrer Suche nach Zufriedenheit, Heil und Spiritualität helfen.
  • hinterfragen Alltagsleben und Religiosität von Mitgliedern einer neueren weltanschaulichen oder religiösen Gruppierung, beurteilen diese anhand zentraler Merkmale differenziert und zeigen Unterschiede zu kirchlichen Angeboten auf.
  • erörtern einen angemessenen Umgang mit religiösen und weltanschaulichen Strömungen und deren Anhängern und nehmen hierbei das christliche Menschenbild als Maßstab.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Motive menschlichen Strebens nach Sinn, z. B. Suche nach Erkenntnis, Selbstverwirklichung und Erfüllung
  • Sinnangebote zwischen Faszination und Gefahr: boomender Esoterikmarkt, Okkultismus und religiöse Phänomene, z. B. in der virtuellen Wirklichkeit
  • Heilsangebote verschiedener Gruppierungen, z. B. Psychokulte, weltanschauliche Bewegungen; Methoden der Manipulation („Passung“); Beurteilungskriterien: Gottesbild, Menschenbild, Wertesystem; zur Problematik des Begriffs „Sekte“: Definition und Abgrenzung zur Kirche
  • Tragfähigkeit des christlichen Glaubens für Sinnorientierung und Lebensbewältigung in der pluralistischen Gesellschaft, z. B. Wiederentdeckung tradierter Glaubenswege; Beratungsangebote