Lehrplan PLUS

Direkt zur Hauptnavigation springen, zur Seitennavigation springen, zum Inhalt springen
Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Sozialwesen 10

Sow10 Lernbereich 1: Sozialstaat – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft (ca. 24 Std.)
Abschnitt zur PDF-Sammlung hinzufügen

Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • bewerten auf der Grundlage ihres aus fachspezifischen Quellen gewonnenen Wissens zur Geschichte der Sozialgesetzgebung die Möglichkeiten des deutschen Sozialstaates, auf aktuelle Herausforderungen zu reagieren.
  • identifizieren eigenständig aus aktuellen Fallbeispielen und ggf. im Rahmen eines Planspiels soziale Risiken im Lebenslauf, um die Verantwortung des Staates für in Not geratene Menschen begründen zu können.
  • zeigen die drei Grundprinzipien des deutschen Sozialstaates auf und bewerten diese, indem sie von den Bedürfnissen des Einzelnen ausgehen. Dabei entwickeln sie eine wertschätzende Haltung gegenüber den verschiedenen Prinzipien der sozialen Sicherung.
  • analysieren ausgewählte soziale Hilfen (v. a. aus ihrem Lebensbereich) auf der Grundlage aktueller Auszüge des Sozialgesetzbuches (SGB) und bewerten sie, um aktuelle Entwicklungen sachlich fundiert diskutieren und beurteilen zu können. Gegebenenfalls erkunden sie dazu eine Behörde der Sozialverwaltung.
  • analysieren Bevölkerungsdiagramme hinsichtlich der Veränderungen in der Altersstruktur der Gesellschaft in Deutschland, um daraus Konsequenzen für den Generationenvertrag und die Notwendigkeit der privaten Altersvorsorge ableiten zu können.
  • zeigen Grenzen und Zukunft des Sozialstaates sowie die Problematik seiner Finanzierbarkeit auf, indem sie u. a. thematisch passende Karikaturen eigenständig analysieren und deren Aussage bewerten.
  • analysieren Berufsbilder aus dem Bereich der Sozialverwaltung, um sie im Rahmen der beruflichen Orientierung als mögliche Arbeitsfelder für sich selbst zu entdecken.
  • nutzen die Grundlegenden Begriffe demografischer Wandel, Eigenverantwortung, Generationenvertrag, Solidarität, soziale Gerechtigkeit, soziales Netz, Sozialstaat (sozialer Rechtsstaat), Subsidiarität und die rechtlichen Bestimmungen des Grundgesetzes (Art. 20 GG) und des Sozialgesetzbuchs (SGB I § 1), um u. a. sozialstaatliche Zusammenhänge sachgerecht beschreiben, in den sozialpolitischen Kontext sicher einordnen und sozial verantwortlich handeln zu können.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Geschichte der Sozialgesetzgebung vom 19. bis ins 21. Jahrhundert (Überblick)
  • Deutschland als Sozialstaat (sozialer Rechtsstaat) zur Abmilderung sozialer Risiken (Zielsetzung: soziale Gerechtigkeit und soziale Sicherheit nach Sozialgesetzbuch SGB I § 1, rechtliche Lage laut Art. 20 GG)
  • Grundprinzipien des Sozialstaates innerhalb des sozialen Netzes (Solidarität, Subsidiarität, Eigenverantwortung) und ihre Finanzierung im Hinblick auf die Erfüllung von Bedürfnissen des Einzelnen (Maslowsche Bedürfnispyramide)
  • soziale Hilfen des Fürsorgeprinzips auf der Grundlage der Sozialgesetzgebung (SGB) (Auswahl, u. a. Sozialhilfe, Kinder- und Jugendhilfe)
  • demografischer Wandel in Deutschland und seine Auswirkungen auf den Generationenvertrag
  • Maßnahmen zur Sicherung der Finanzierbarkeit des Sozialstaates für die Zukunft (Überblick)
  • Berufsbilder (schulische und persönliche Voraussetzungen, Tätigkeits-/Einsatzbereiche): Sozialversicherungsfachangestellte(r), Ausbildung in der öffentlichen (Sozial-)Verwaltung

Sow10 Lernbereich 2: Migration und Integration als gesellschaftliche Herausforderungen (ca. 24 Std.)
Abschnitt zur PDF-Sammlung hinzufügen

Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • analysieren eigenständig komplexe Fallbeispiele oder Zeitungsberichte im Hinblick auf verschiedene Formen der Zuwanderung und ihre Ursachen. Dabei strukturieren sie ihre Ergebnisse und beschreiben damit die aktuelle Situation. Sie begreifen, dass Deutschland ein Land ist, in dem Migration schon seit Jahrhunderten in unterschiedlicher Ausprägung und Dimension (Emigration, Immigration) eine Rolle spielt.
  • analysieren weitgehend selbständig anspruchsvolles statistisches Material hinsichtlich der aktuellen Situation der Migration. Sie führen ggf. Interviews durch (Expertenbefragung, z. B. Mitarbeiter der Ausländerbehörde) und werten diese aus, um praxisnahe Informationen zu Migration und Integration zu erhalten (z. B. zur Heterogenität der Zuwanderer, zu Möglichkeiten der gesellschaftlichen Integration). Dabei erfassen sie die gesellschaftspolitische Relevanz des Themas.
  • erschließen weitgehend selbständig aus Gesetzestexten und geeigneten Fachtextauszügen (z. B. im Rahmen eines Planspiels) die Grundzüge der aktuellen Asyl- und Zuwanderungspolitik und nehmen so die mit Migration und Integration verbundenen gesellschaftlichen Herausforderungen aus unterschiedlichen Perspektiven wahr. Dabei zeigen sie auf, dass neben gesetzlichen Regelungen vor allem Mitmenschlichkeit als Grundbedingung eines funktionierenden gesellschaftlichen Zusammenlebens notwendig ist.
  • würdigen das Engagement der internationalen Arbeit von Nonprofit-Organisationen für Flüchtlinge und Asylbewerber, indem sie deren Tätigkeitsberichte anhand vorgegebener Kriterien eigenständig untersuchen und deren Wirksamkeit im Vergleich mit institutionalisierten Hilfen beurteilen.
  • analysieren weitgehend selbständig einen Film(ausschnitt) in Bezug auf die Lebenslage und die sich daraus ergebenden Herausforderungen für Zuwanderer (oder führen ein Interview mit einem Betroffenen durch). Sie werten die Ergebnisse aus und zeigen u. a. Verständnis für die Situation von Migranten.
  • bewerten Integration als wechselseitigen gesamtgesellschaftlichen Prozess zwischen Migranten und aufnehmender Gesellschaft und werden angeregt, ihren Beitrag zu einer gelungenen Integration von Zuwanderern in ihrem Lebensumfeld zu leisten.
  • zeigen gängige Vorurteile und Diskriminierungen in der Gesellschaft gegenüber Migranten auf (z. B. anhand von Fallbeispielen oder Zeitungsberichten) und hinterfragen im selben Kontext auch kritisch ihre eigene Meinungsbildung. Dabei erkennen sie, welche Grundhaltungen in einer Gesellschaft wesentlich und notwendig sind für einen angemessenen Umgang mit Zuwanderung.
  • wenden die Grundlegenden Begriffe Ausländer, Asyl, Diskriminierung, Identität, Identifikation, Migration, Zivilcourage und die rechtlichen Bestimmungen des Grundgesetzes (Art. 16a, 116 GG) und der Genfer Flüchtlingskonvention (GFK) sicher und zielgerichtet an, um u. a. die Situation der Migranten und die Herausforderungen der Zuwanderung nach Deutschland und Europa in den sozialpolitischen Kontext einordnen, fachgerecht beschreiben und sozial verantwortlich handeln zu können.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • legale und illegale Zuwanderung: Beispiele und Gründe
  • aktuelle Situation der Migration
  • rechtliche Situation und aktuelle Debatte der Zuwanderung in Deutschland: Aufenthaltsrecht, Einbürgerung/Staatsbürgerschaft, Asyl als Grundrecht (Art. 16a GG), Genfer Flüchtlingskonvention (GFK), Asyl als europäische Aufgabe, Kernpunkte des Zuwanderungsgesetzes
  • Nonprofit-Organisationen: Zielsetzung, Arbeitsweisen
  • Herausforderungen in einem neuen Land: Sprache, Identitätsfindung – Werte und Normen (z. B. in der Familie), Identifikation – Leben zwischen zwei Kulturen, Ausbildung und Arbeit, alt werden in der Fremde
  • Integration als wechselseitiger Prozess: Beispiele gelungener Integration und Hilfen zur Teilhabe an der Gesellschaft durch den Staat, durch Kirchen und die Zivilgesellschaft
  • Vorbehalte in der Gesellschaft in Form von Vorurteilen und Diskriminierung, Notwendigkeit von Toleranz und Zivilcourage

Sow10 Lernbereich 3: Lebenskrisen als persönliche Herausforderungen  (ca. 24 Std.)
Abschnitt zur PDF-Sammlung hinzufügen

Kompetenzerwartungen

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • zeigen die verschiedenen Dimensionen der Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen auf der Grundlage von Fachtexten auf, die sie auszugsweise lesen und erörtern. Dadurch begreifen sie die Entwicklung der Persönlichkeit eines Menschen als Herausforderung.
  • beurteilen Formen und Erklärungsmodelle devianten Verhaltens hinsichtlich gesellschaftlicher Normen und Werte, indem sie von vereinfachten Fachtexten ausgehen und diese analysieren.
  • wenden ihre Erkenntnisse über Krisen (Lebenslauf- und Lebensbruchkrisen) und deren Bewältigung an konkreten Fallbeispielen an, um die verschiedenen Bewältigungsstrategien in Bezug auf ihre Wirksamkeit einschätzen zu können.
  • nutzen ihr Wissen über Stress und ihre in praktischen Übungen gewonnenen Erfahrungen zu dessen Bewältigungsmöglichkeiten (z. B. Entspannungsübungen), um bei Bedarf angemessen auf eigene Stresssituationen reagieren zu können.
  • reflektieren ihr persönliches Entwicklungspotenzial im Rahmen einer Selbsterkundung anhand eines Fragebogens und bewerten in diesem Kontext ihre eigenen Lebenserfahrungen.
  • analysieren die Situation von Menschen in Lebenskrisen, indem sie dazu selbständig in unterschiedlichen Print- bzw. Digitalmedien recherchieren. Sie strukturieren ihre Rechercheergebnisse in geeigneter Weise, um diese (z. B. in einer Ausstellung oder im Teamreferat) adressatengerecht zu präsentieren und Empathie für die von Lebenskrisen betroffenen Menschen zu zeigen.
  • untersuchen die notwendigen Voraussetzungen, Tätigkeitsfelder und Zukunftschancen des Studiums der Sozialen Arbeit (z. B. ausgehend von Stellenanzeigen) und überdenken diesbezüglich auch ihre eigene Berufsorientierung.
  • nutzen die Grundlegenden Begriffe Devianz (deviantes Verhalten) und Resilienz, um u. a. das Verhalten und die Eigenschaften von Menschen hinsichtlich verschiedener Bezugsfelder sachgerecht zu beschreiben und in den fachspezifischen Kontext einzuordnen.

Inhalte zu den Kompetenzen:

  • Persönlichkeitsentwicklung: Definition, Persönlichkeitsmodell, fünf Säulen der Identität (nach Petzold), positives Selbstkonzept (Joharifenster), Resilienz
  • Reaktionen der Gesellschaft auf abweichendes Verhalten (Devianz): Beispiele und Erklärungsmodelle für negatives deviantes Verhalten
  • Krisen: Definition, Arten (Lebenslauf- und Lebensbruchkrisen), Krisenverlauf (nach Cullberg), Krisenbewältigung (adaptive und maladaptive Copingstrategien)
  • Stress: Definition, Arten (nach Selye: Eustress, Distress), Grundmodell, Stressbewertungstheorie (nach Lazarus, 1974), Bewältigungsstrategien, Entspannungstechniken
  • Selbsterkundung
  • Menschen in Lebenskrisen: Ursachen, Hilfen (u. a. der Freien Wohlfahrtsverbände, Selbsthilfegruppen), Grenzen der Hilfe
  • Studium der Sozialen Arbeit (schulische und persönliche Voraussetzungen, Einsatz-/Tätigkeitsbereiche)