Im Fach Israelitische Religionslehre treten die Schülerinnen und Schüler von ihrer Lebenswelt her in reflektierten Dialog mit Religion und Glauben. Ausgehend von der jüdischen Tradition erschließen sie einen spezifischen Zugang zur Wirklichkeit, der durch keine andere Art der Welterfahrung zu ersetzen ist.
Ziel des Religionsunterrichts ist es, einen wichtigen Beitrag zur Allgemeinbildung zu leisten und die Schülerinnen und Schüler auf ihr Leben als mündige und aufgeklärte Mitglieder der Gesellschaft vorzubereiten, sodass sie befähigt werden, diese aktiv mitzugestalten. Ein weiteres Ziel des Faches ist die Förderung der Persönlichkeits- und Wertebildung der heranwachsenden Generation.
Die Schülerinnen und Schüler eignen sich strukturiertes und für das Leben bedeutsames Grundwissen über die jüdische Tradition und Lebensweise an. Der Unterricht im Fach Israelitische Religionslehre eröffnet Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, Fragen nach dem Woher, Wozu und Wohin ihres Lebens sowie der Frage nach Gott (zur Schreibung von „Gott“ vgl. Abschnitt 2.4) nachzugehen und überzeugende Sinnentwürfe sowie Wege für ein friedliches und gerechtes Zusammenleben mit anderen Menschen zu suchen. Das Wissen um die Verantwortung für die Schöpfung stärkt das moralische Handeln auf der Grundlage jüdischer Ethik und Halacha.
Die Schülerinnen und Schüler machen sich vertraut mit verschiedenen Ausprägungen gelebten Glaubens und entwickeln eigene Urteilsfähigkeit. Für viele jüdische Jugendliche ist der Religionsunterricht in der Schule ein wichtiger Zugang zur Erforschung und Entfaltung ihrer eigenen religiösen Wurzeln und Identität. Dabei kommt den Religionslehrerinnen und -lehrern mit ihrem persönlichen Glaubenszeugnis als authentischen und glaubwürdigen Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern eine zentrale Rolle zu. Sie sind Brückenbauer zwischen der überlieferten Botschaft des Glaubens und der Lebenswelt ihrer Schülerinnen und Schüler, zwischen der jüdischen Gemeinde, der Schule und der Gesellschaft. Die Auseinandersetzung mit den jüdischen Festen, Gebetstraditionen sowie der Geschichte und Philosophie stärkt die Offenheit füreinander und das Gemeinschaftsgefühl; sie ermöglicht den selbstbewussten, respektvollen Dialog mit anderen Religionen und Kulturen und schafft so eine Basis für ein friedliches und tolerantes Miteinander.
Der Religionsunterricht ist als ein bekenntnisgebundenes Fach im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland sowie in der Verfassung des Freistaates Bayern verankert. Der Unterricht im Fach Israelitische Religionslehre ermöglicht einen direkten und authentischen Kontakt zum jüdischen Glauben und zur jüdischen Gemeinschaft.
Begegnung mit Religion und Glaube ist nicht nur auf die Schule beschränkt. Ziel des Religionsunterrichts ist es, im Sinne einer persönlichen Reflexion auf angemessene Haltungen gegenüber schicksalhaften Ereignissen wie Krieg, Verfolgung, Naturkatastrophen, Krankheit und Tod hinzuarbeiten und die Entwicklung der eigenen Resilienz zu stärken.