Lehrplan PLUS

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Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Vergleichsansicht

Vergleichsauswahl 2

Israelitische Religionslehre

1 Selbstverständnis des Faches Israelitische Religionslehre und sein Beitrag zur Bildung

Im Fach Israelitische Religionslehre treten die Schülerinnen und Schüler von ihrer Lebenswelt her in reflektierten Dialog mit Religion und Glauben. Ausgehend von der jüdischen Tradition erschließen sie einen spezifischen Zugang zur Wirklichkeit, der durch keine andere Art der Welterfahrung zu ersetzen ist.

Ziel des Religionsunterrichts ist es, einen wichtigen Beitrag zur Allgemeinbildung zu leisten und die Schülerinnen und Schüler auf ihr Leben als mündige und aufgeklärte Mitglieder der Gesellschaft vorzubereiten, sodass sie befähigt werden, diese aktiv mitzugestalten. Ein weiteres Ziel des Faches ist die Förderung der Persönlichkeits- und Wertebildung der heranwachsenden Generation.

Die Schülerinnen und Schüler eignen sich strukturiertes und für das Leben bedeutsames Grundwissen über die jüdische Tradition und Lebensweise an. Der Unterricht im Fach Israelitische Religionslehre eröffnet Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, Fragen nach dem Woher, Wozu und Wohin ihres Lebens sowie der Frage nach Gott (zur Schreibung von „Gott“ vgl. Abschnitt 2.4) nachzugehen und überzeugende Sinnentwürfe sowie Wege für ein friedliches und gerechtes Zusammenleben mit anderen Menschen zu suchen. Das Wissen um die Verantwortung für die Schöpfung stärkt das moralische Handeln auf der Grundlage jüdischer Ethik und Halacha.

Die Schülerinnen und Schüler machen sich vertraut mit verschiedenen Ausprägungen gelebten Glaubens und entwickeln eigene Urteilsfähigkeit. Für viele jüdische Jugendliche ist der Religionsunterricht in der Schule ein wichtiger Zugang zur Erforschung und Entfaltung ihrer eigenen religiösen Wurzeln und Identität. Dabei kommt den Religionslehrerinnen und -lehrern mit ihrem persönlichen Glaubenszeugnis als authentischen und glaubwürdigen Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern eine zentrale Rolle zu. Sie sind Brückenbauer zwischen der überlieferten Botschaft des Glaubens und der Lebenswelt ihrer Schülerinnen und Schüler, zwischen der jüdischen Gemeinde, der Schule und der Gesellschaft. Die Auseinandersetzung mit den jüdischen Festen, Gebetstraditionen sowie der Geschichte und Philosophie stärkt die Offenheit füreinander und das Gemeinschaftsgefühl; sie ermöglicht den selbstbewussten, respektvollen Dialog mit anderen Religionen und Kulturen und schafft so eine Basis für ein friedliches und tolerantes Miteinander.

Der Religionsunterricht ist als ein bekenntnisgebundenes Fach im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland sowie in der Verfassung des Freistaates Bayern verankert. Der Unterricht im Fach Israelitische Religionslehre ermöglicht einen direkten und authentischen Kontakt zum jüdischen Glauben und zur jüdischen Gemeinschaft.

Begegnung mit Religion und Glaube ist nicht nur auf die Schule beschränkt. Ziel des Religionsunterrichts ist es, im Sinne einer persönlichen Reflexion auf angemessene Haltungen gegenüber schicksalhaften Ereignissen wie Krieg, Verfolgung, Naturkatastrophen, Krankheit und Tod hinzuarbeiten und die Entwicklung der eigenen Resilienz zu stärken.

2.1 Kompetenzstrukturmodell

Kompetenzstrukturmodell "Israelitische Religionslehre"

Das Kompetenzstrukturmodell für das Fach Israelitische Religionslehre zeigt in der Mitte die Gegenstandsbereiche als inhaltliche Themenfelder. Diese Themenfelder fügen sich wie Bausteine miteinander zu einem Ganzen. Elemente ohne Beschriftung veranschaulichen, dass Religion und damit auch das Fach Israelitische Religionslehre mehr umfasst als die Inhalte der fünf Gegenstandsbereiche des Lehrplans. In Verbindung mit den prozessbezogenen Kompetenzen, die die Gegenstandsbereiche paarweise einrahmen, können religiöse Kompetenzen altersspezifisch erworben werden. Die Kompetenzpaare ihrerseits beziehen sich wechselseitig aufeinander.

Wahrnehmen und verstehen

Die Sinne eröffnen den Zugang zur Welt. Aufmerksam und offen für Sinneswahrnehmungen wird den Schülerinnen und Schülern bewusst, was geschieht, was sie anspricht und berührt. In der Fähigkeit zum Wahrnehmen liegt damit ein grundlegender Ausgangs- und Zielpunkt religiöser Bildung und Erziehung.

Im Verstehen gewinnt das Wahrgenommene für den Einzelnen Sinn und Bedeutung. Dadurch entsteht lebendiges Wissen. Verstehen umfasst das Unterscheiden von faktischen Informationen und bild- oder symbolhaften Sprach- und Ausdrucksformen sowie das Erschließen von Zusammenhängen.

Reflektieren und urteilen

Im Reflektieren werden Denken, Erleben und Handeln in einen persönlich stimmigen Zusammenhang gebracht. Es verlangt, Gegebenes kritisch zu hinterfragen, sich mit den Vorstellungen anderer auseinanderzusetzen und eigene Gedanken und Haltungen einzubringen. Dies fördert die Mündigkeit und die Persönlichkeitsbildung, auch im religiösen Bereich.

Eine eigene Sicht der Dinge erwerben Schülerinnen und Schüler, wenn sie lernen, abzuwägen, kritisch zu reflektieren und eigenständig und differenziert zu urteilen. Dabei wird das Verstandene einer wertenden Auseinandersetzung unterzogen.

Kommunizieren und diskutieren

Kommunizieren ermöglicht Schülerinnen und Schülern, eigene Gedanken und Gefühle auszudrücken und sich am Diskurs zu beteiligen. Dies befähigt zum Dialog mit anderen auf der Grundlage gegenseitiger Achtung.

Im Diskutieren und dem Einnehmen verschiedener Standpunkte bewähren, korrigieren oder erweitern sich eigene Vorstellungen. In dieser Weise geprüft, entwickelt und festigt sich die Fähigkeit zum differenzierten Dialog, auch im Hinblick auf einen eigenen religiösen Standpunkt.

Teilhaben und gestalten

Auf der Grundlage reflektierter Überzeugungen ermöglichen die erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten Teilhabe im Sinne eines verantwortlichen Handelns für sich und für andere. Sie befähigt die Schülerinnen und Schüler dazu, in altersgemäßer Weise das soziale Miteinander in Schule, Gemeinde und Gesellschaft, auch in seinen Strukturen, zu bedenken und mitzugestalten.

Gestalten ist ein schöpferischer Prozess, der in besonderem Maße mit biografischen Prägungen verbunden ist. Schülerinnen und Schüler drücken, auch in kreativer Weise, Gefühltes und Gedachtes, Erlebtes und Verstandenes aus und setzen sich so damit auseinander. Darin formen und klären sie zugleich ihre Beziehungen zu traditionellen Inhalten und entwickeln ihre religiöse Ausdrucksfähigkeit weiter.

2.3 Gegenstandsbereiche

Die Gegenstandsbereiche benennen die zentralen Inhalte und Ausdrucksformen des jüdischen Glaubens:

Jüdischer Kalender und Jahreszyklus

Der israelitische Religionsunterricht befähigt durch eine Auseinandersetzung mit dem jüdischen Kalender und Jahreszyklus zu einem vertieften Verständnis des jüdischen Brauchtums im Rhythmus der Feiertage.

Gebet und Ritus

Der israelitische Religionsunterricht macht anhand traditioneller Texte, auch in hebräischer Sprache, mit verschiedenen Ausdrucksformen des jüdischen Glaubens im persönlichen, häuslichen und synagogalen Kontext vertraut.

Mensch und Welt

Der israelitische Religionsunterricht erschließt – auf der Grundlage der jüdischen Deutung von Mensch und Welt als Schöpfung Gottes – Maßstäbe ethischen Urteilens, weitet den Blick vom eigenen jüdischen Selbstverständnis hin zu weiteren Religionen und Weltanschauungen und motiviert zum bewussten Engagement für mehr Toleranz, Akzeptanz und Frieden.

Jüdische Geschichte und Philosophie

Der israelitische Religionsunterricht eröffnet Zugänge zu philosophischen Schriften und zum Verständnis der geschichtlichen Entwicklung des Judentums von den Anfängen bis zur Gegenwart.

Schriftliche Quellen – Werte

Der israelitische Religionsunterricht regt dazu an, durch eine eingehende Beschäftigung mit grundlegenden jüdischen Quellen eigene ethische Urteile und Verhaltensweisen zu entwickeln. Parallel dazu stärkt die Auseinandersetzung mit dem Wertesystem in der jüdischen Tradition das Wertebewusstsein und leistet so einen wichtigen Beitrag zur Werteerziehung.

Schreibung des Wortes „Gott“

Die Lehrplankommission hat sich für die Schreibung „Gott“ entschieden. Sie folgt damit der gängigen Praxis in wissenschaftlichen Texten und Sachtexten jüdischer Gelehrter. Andere Schreibweisen, z. B. „G’tt“, sollen damit für den Unterricht jedoch nicht ausgeschlossen werden. Die Entscheidung dazu liegt individuell bei der Lehrkraft und den Schülerinnen und Schülern.

Personen- und Ortsnamen

Hebräische Personen- und Ortsnamen aus dem Tanach werden in hebräischer Form in aussprachenaher Transkription wiedergegeben.

Beispiele: Awraham, Jaakow, Jirmejahu, Rachel, Rut, Jeruschalajim

Eine Synopse der Personen- und Ortsnamen in hebräischer und deutscher Form findet sich im Serviceteil des LehrplanPLUS.

Quellenangaben

Für die Bücher des Tanach werden die im deutschsprachigen Raum üblichen Bezeichnungen mit den gängigen Abkürzungen verwendet.

Eine Zusammenstellung aller im Lehrplan vorkommenden Tanachstellen sowie eine Tabelle mit den hebräischen und deutschen Bezeichnungen nebst den im Lehrplan verwendeten Abkürzungen sind im Serviceteil des LehrplanPLUS hinterlegt.

Talmud-Quellen werden in der üblichen Weise mit „a“ und „b“ für Vorder- und Rückseite bei Blattzählungen angegeben. Bei den anderen rabbinischen Quellen wird die Trennung der Gliederungsebenen durch einen Doppelpunkt gekennzeichnet.

Beispiele:

  • bT Gittin 55b-56a → babylonischer Talmud Traktat Gittin Blatt 55 (Rückseite) bis Blatt 56 (Vorderseite)
  • Pirke Awot 4:4 → Pirke Awot (Sprüche der Väter) Kapitel 4 Nummer 4

Ein Register aller im Lehrplan vorkommenden rabbinischen Quellen findet sich im Serviceteil des LehrplanPLUS.

3 Aufbau des Fachlehrplans im Fach Israelitische Religionslehre

Der Fachlehrplan des Faches Israelitische Religionslehre an der Realschule umfasst in den Jahrgangsstufen 5 mit 9 jeweils fünf Lernbereiche, die den Gegenstandsbereichen des Kompetenzstrukturmodells entsprechen. Für Jahrgangsstufe 10 gibt es wegen der Kürze des Schuljahres (Prüfungsphase) vier Lernbereiche; Inhalte des Lernbereichs zwei (Gebet und Ritus) sind hier in den Lernbereich eins (Jüdischer Kalender und Jahreszyklus) integriert.

Die bei jedem Lernbereich angegebenen Stundenrichtwerte dienen der Orientierung und Hilfestellung für die Unterrichtsplanung.

Die Grundlegenden Kompetenzen werden in den einzelnen Jahrgangsstufen des Fachlehrplans in Lernbereichen entfaltet. Für jeden Lernbereich sind die Kompetenzerwartungen sowie die diesen Kompetenzen zugeordneten Inhalte angeführt. Diese (Kompetenzerwartungen und Inhalte zu den Kompetenzen) sind verbindlich. Für die Inhalte besteht jedoch bei beispielhaften Nennungen sowohl durch die Auswahl als auch durch die Verwendung selbst gewählter Aspekte oder Beispiele die Möglichkeit einer individuellen Schwerpunktsetzung – je nach Interesse und Vorwissen der Schülerinnen und Schüler, der Neigung der Lehrkraft sowie der jeweiligen (Unterrichts-)Situation.

Alle Lernbereiche sind von gleicher Relevanz; ihre Reihenfolge kann innerhalb jeder Jahrgangsstufe durch die Lehrkraft bestimmt werden.

Kompetenzerwartungen und Inhalte bauen entwicklungspsychologisch und religionspädagogisch von Jahrgangsstufe zu Jahrgangsstufe aufeinander auf (Progression).

Im Lernbereich „Schriftliche Quellen – Werte“ ist die Auseinandersetzung mit schriftlichen Quellen des Judentums kombiniert mit Werteerziehung; inhaltlich orientiert an den jeweiligen Texten und je nach Entwicklungsstand der Schülerinnen und Schüler steht in jeder Jahrgangsstufe ein besonderer Wert im Zentrum.

4 Zusammenarbeit mit anderen Fächern

„Wer immer die Wahrheit sagen mag – nimm sie von ihm entgegen.“ Dieses Zitat von Moses Maimonides (um 1135–1204), einem der bedeutendsten Ärzte und Rabbiner seiner Zeit, verdeutlicht die Aufgeschlossenheit des Judentums gegenüber anderen Kulturen und der Wissenschaft. Maimonides stellt hier die Suche nach Erkenntnis unabhängig vom Glauben in den Mittelpunkt. Der Ansatz ist zeitlos gültig und dient als Leitlinie für die Kooperation des Faches Israelitische Religionslehre mit anderen Fächern. Offenheit und Verständigung über die Grenzen der konfessionellen Zugehörigkeit hinaus prägen diese Zusammenarbeit.

Das Fach Israelitische Religionslehre ist eng mit den Fächern Katholische, Evangelische und Orthodoxe Religionslehre sowie mit dem Fach Islamischer Unterricht verbunden und eignet sich damit im Besonderen für das interreligiöse Lernen; Judentum, Christentum und Islam haben als abrahamitische Religionen eine gemeinsame Wurzel. Hier bietet sich die Chance, das Interesse der Schülerinnen und Schüler für den interreligiösen Dialog und das Entdecken gemeinsamer Werte und Glaubensgrundlagen, wie z. B. die Botschaft der Nächstenliebe, das Streben nach Gerechtigkeit, und den Gedanken, dass alle Menschen als Kinder Gottes untereinander Geschwister sind, zu wecken. Gleichzeitig lassen sich auch die unterschiedlichen Zugänge zum Glauben und zu verschiedenen historischen Entwicklungen der Glaubenspraxis der abrahamitischen Religionen erfassen. Zudem kann sich, ausgehend von der Perspektive des traditionellen Judentums, Respekt für andere Glaubens- und Lebensentwürfe entwickeln. Im Erkennen von Unterschieden und Gemeinsamkeiten liegt das Potential für mehr Toleranz, Akzeptanz und Frieden.

Der israelitische Religionsunterricht steht in je wechselseitiger Verbindung zu weiteren an der Realschule unterrichteten Fächern. Der Kompetenzerwerb wird z. B. durch die Zusammenarbeit mit dem Fach Geschichte gefördert: Über die Reflexion der Ursachen interreligiöser Konflikte und der Phasen gelungenen Zusammenlebens in der Vergangenheit wird zum Nachdenken darüber angeregt, wie man in der Gegenwart und Zukunft ein friedliches gemeinsames Miteinander der Religionen und Kulturen bewahren und gestalten kann. Auch mit dem Fach Ethik gibt es thematische Berührungspunkte, etwa in den Bereichen Umweltschutz und Nachhaltigkeit, Partnerschaft und Familie oder Normen und Werte. Darüber hinaus thematisiert das Fach Israelitische Religionslehre Fragen zu politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen, womit es Anknüpfungspunkte zu den Fächern Politik und Gesellschaft sowie Wirtschaft und Recht bietet, insbesondere bei der Diskussion über Fragen, wie z. B. zu Konsumverhalten, Menschenrechte oder soziale Gerechtigkeit. Eine Kooperation mit Mathematik, den Naturwissenschaften und Geographie bietet sich etwa an bei Fragen der Berechnung des jüdischen Kalenders, der Bewahrung der Schöpfung, Gesundheitsprävention und der Diskussion medizinethischer Themen, die in der Gesellschaft kontrovers diskutiert werden und die an Grenzfragen der menschlichen Existenz heranreichen.

Somit weisen seine Auseinandersetzung mit Kultur und Kulturen, mit Religionen und Weltanschauungen, mit naturwissenschaftlichen, politischen und sozialen Entwicklungen den Israelitischen Religionsunterricht als ein in hohem Maß anknüpfungsfähiges Fach aus, das im Dialog mit anderen Fachgebieten einen eigenständigen Beitrag leistet. Mit seiner tiefen Verankerung in der jüdischen Tradition bietet er einen Standpunkt an, von dem aus ein offenes Gespräch möglich wird im Ringen um die individuelle Wahrheit und den richtigen Weg für den Einzelnen und die Gemeinschaft.

5 Beitrag des Faches Israelitische Religionslehre zu den übergreifenden Bildungs- und Erziehungszielen

Das Fach Israelitische Religionslehre realisiert im neuen kompetenzorienterten Lehrplan das Ziel der Bayerischen Verfassung aus dem Art. 131 (1): „Die Schulen sollen nicht nur Wissen und Können vermitteln, sondern auch Herz und Charakter bilden.“ Dazu gehören „Achtung vor religiöser Überzeugung und vor der Würde des Menschen, … Aufgeschlossenheit für alles Wahre, Gute und Schöne.“ Art 131. (2) Dieser Auftrag verwirklicht sich in den übergreifenden Bildungs- und Erziehungszielen des Unterrichts, der durch die Stärkung eigener Identität zum Verantwortungsbewusstsein für Welt und Natur beiträgt.

Kulturelle und interkulturelle Bildung

Die jüdische Auffassung von Welt und Gesellschaft zeigt sich sowohl in der Geschichte als auch in der Gegenwart in Architektur, Literatur, Musik, wissenschaftlicher Forschung und vielen anderen Bereichen. Diese werden im Religionsunterricht inhaltlich gefüllt und mit anderen Weltanschauungen in Beziehung gesetzt.

Sprachliche Bildung

Die hebräische Sprache ist das Fundament der schriftlichen Quellen, des Lernens und des Gebets. Der Erwerb fremder Sprachen gehört seit jeher zu den Merkmalen jüdischer Bildung. Die multinationale und multilinguale Vielfalt der jüdischen Diaspora ist dafür prädestiniert, Brücken zwischen Kontinenten und Kulturen zu bauen.

Bildung für Nachhaltige Entwicklung

In der jüdischen Tradition gilt die Schöpfung als anvertrautes Geschenk, an das jede Woche am Schabbat erinnert wird. Nach der Tora und der rabbinischen Tradition soll der Mensch als Geschöpf im Auftrag des Schöpfers die Werke der Schöpfung nicht nur benutzen und entfalten, sondern sie auch beschützen und bewahren. Der Unterricht weckt Verständnis für die Tragweite der persönlichen und kollektiven Verantwortung und zeigt Möglichkeiten auf, sie im praktischen Leben umzusetzen.

Gesundheitsförderung, Familien- und Sexualerziehung

Neben dem Umgang mit der Natur (Schöpfung) werden eine positive Einstellung zum eigenen Körper und eine Sensibilisierung für die eigene Gesundheit thematisiert. Ausgehend von Identitätsfragen bietet der Unterricht Orientierungspunkte im Bereich der Familien- und Sexualerziehung; schließlich kommt der Familie im Judentum eine sehr bedeutsame Rolle zu.

Politische Bildung, Soziales Lernen

Die in den jüdischen Quellen verankerte Menschenwürde ist die Basis für Entscheidungen, die in besonderer Weise das gesellschaftliche Miteinander beeinflussen. Diese haben den Erhalt des Friedens und der Freiheit sowie die Wahrung der Grundrechte als Ziel. Die Kompetenzen, eine eigenständige Meinung zu entwickeln, konstruktiv miteinander zu diskutieren und auf gesellschaftliche Herausforderungen angemessen zu reagieren, werden im Unterricht gefördert. Das auf diese Weise vermittelte Bewusstsein für Prinzipen wie Solidarität, Gerechtigkeit und Toleranz trägt zur positiven Entwicklung der Gesellschaft und zur Wahrung der Menschenwürde bei.

Werteerziehung

Die jüdische Identität wird definiert sowohl über das besondere Ritual als auch über ethische Werte, die ihre Bedeutung im Lernen und Leben entfalten. Die im Unterricht thematisierten Alltagssituationen bilden ein Potenzial für die Werteerziehung. Haltungen wie Bescheidenheit, liebende Güte, Wohltätigkeit, Auftrag zum Weiterlernen, Einsatz für die Freiheit tragen bei zum grundlegenden jüdischen Konzept von Tikkun Olam, der Besserung der Welt.

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