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Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München

Vergleichsansicht

Vergleichsauswahl 2

Musisch-ästhetische Bildung

1 Selbstverständnis des Faches Musisch-ästhetische Bildung und sein Beitrag zur Bildung

Das Fach „Musisch-ästhetische Bildung“ gehört zum allgemeinbildenden Fächerkanon der Wirtschaftsschule. Die intensive Beschäftigung mit musischen Bereichen fördert und fordert emotionale, rationale, kommunikative und motorische Fähigkeiten der jungen Menschen. Sie steigern dabei zunehmend ihre Konzentrations- und Leistungsbereitschaft. Kunst und Musik bereiten Freude und besitzen großes Begeisterungspotenzial. Sie befriedigen die dem Menschen eigenen Bedürfnisse nach stimmlichem Ausdruck, ästhetischer Wahrnehmung und Gestaltung. Die Schülerinnen und Schüler steigern dabei ihre Konzentrations- und Leistungsbereitschaft. Musisch-ästhetische Bildung spricht über Gefühl und Verstand hinaus jeden Einzelnen in seiner Ganzheit an und besitzt die Kraft, Menschen im gemeinsamen Singen, Musizieren und künstlerischen Gestalten zu verbinden. Sie sind prägende Bestandteile aller Kulturkreise, eine Grundform menschlicher Äußerung und ein künstlerisches wie soziales Ausdrucksmittel.


Das Fach wird alternativ als Unterlernbereich Musik oder Kunst umgesetzt. Im Leben von Jugendlichen hat die Musik einen hohen Stellenwert. Kunst dient ihnen zur Orientierung in einer zunehmend von Bildern geprägten Welt. Wesentliche Voraussetzungen sind Fantasie und Kreativität. Die altersgerechte Auseinandersetzung mit aktuellen und historischen Werken im Fach Musisch-ästhetische Bildung regt die Schülerinnen und Schüler zu musischer Aktivität an. Sie entwickeln eigene Fantasien und Vorstellungen und äußern sich in nichtsprachlichen Ausdrucksformen. Ästhetisches Erleben, bewusstes Hören, reflektiertes Verstehen und gemeinschaftsstiftendes Gestalten tragen zur allgemeinen und zur kulturellen Bildung sowie zur Persönlichkeitsentfaltung bei. Durch unterschiedliche musische Aktivitäten entdecken die Schülerinnen und Schüler auch individuelle Möglichkeiten künstlerischen Ausdrucks. Sie erleben, dass visuelles und akustisches Gestalten und differenziertes Wahrnehmen ihr Leben bereichern und einen Beitrag zu persönlichem Ausgleich und emotionaler Balance leisten kann. Die Schülerinnen und Schüler genießen visuelle bzw. akustische Werke und beziehen eigene Standpunkte. Sie erfahren ihre Lebensrealität als gestaltbar, wirken aktiv an ihrer Lebenswelt mit und wagen dabei persönlichen Ausdruck.


Eine zentrale Anforderung im Profil der Wirtschaftsschule ist die Nähe zur beruflichen Praxis und damit der Anspruch des Unterrichts hinsichtlich berufs- und lebensrelevanter Aufgabenstellungen. Dementsprechend wurden Anknüpfungspunkte in einzelnen Lernbereichen geschaffen, so z. B. im Lernbereich Musik für Werbung erfinden und präsentieren. Damit trägt das Fach Musisch-ästhetische Bildung zur Profilbildung bzw. Profilschärfung der Wirtschaftsschule bei. Die Ausbildungsfähigkeit wird also nicht nur im Fachunterricht, sondern auch in den allgemeinbildenden Fächern erworben.

2.1 Kompetenzstrukturmodell

Kompetenzstrukturmodell "Musisch-ästhetische Bildung"

Das Kompetenzstrukturmodell bezieht sich auf den Unterricht im Fach Musisch-ästhetische Bildung an der Wirtschaftsschule. Es weist prozessbezogene Kompetenzen und Gegenstandsbereiche aus, die aus den unterschiedlichen Perspektiven von Kultur und Geschichte umgesetzt werden. Im Unterricht stehen vor allem praktische und handlungsorientierte Zugänge im Zentrum.

Wahrnehmen und erleben

Der Unterricht bietet Raum für die individuelle Entwicklung des sinnlichen Wahrnehmens. Die Schülerinnen und Schüler ergänzen kontinuierlich das spontane emotionale Aufnehmen von Kunst bzw. Musik durch zunehmend differenzierendes Betrachten bzw. Zuhören. Vielfältige praktische Erscheinungsformen ermöglichen ein umfassendes Erleben künstlerischen Ausdrucks.

Analysieren und werten

In der Analyse von Werken erkennen die Schülerinnen und Schüler grundlegende Elemente, regelhafte Strukturen und künstlerisch-individuelle Besonderheiten. Sie erleben unterschiedliche Stile und ordnen sie anhand ihrer Merkmale in altersgemäßer Weise in historische, systematische oder funktionale Zusammenhänge ein. Das vergleichende, begründete Urteilen über selbst geschaffene und andere Werke stellt eine wichtige Fähigkeit der Schülerinnen und Schüler dar. Sie bewerten zunehmend kompetent und reflektiert und gelangen so zu eigenen ästhetischen Wertungen.

Gestalten und präsentieren

Die Möglichkeit kreativen Gestaltens bietet sich den Schülerinnen und Schülern in den musischen Fächern in besonderem Maße. Sie nutzen vielfältige Fähigkeiten des produktiven und reproduktiven Umgangs mit Musik bzw. Kunst, denken über beabsichtigte und erreichte Wirkungen nach und erleben, wie der künstlerische Ausdruck bei der Präsentation zum Dialog mit dem Publikum wird.

Reflektieren und kommunizieren

Im Reflektieren und Kommunizieren erkennen die Schülerinnen und Schüler eigene und andere Vorlieben und versprachlichen künstlerische Eindrücke. Dabei verstehen und gebrauchen sie ein zunehmend differenziertes Fachvokabular, mit dem sich visuelle bzw. akustische Werke sachgerecht und eindeutig beschreiben lassen.

2.3 Gegenstandsbereiche

Im Fach Musisch-ästhetische Bildung setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit Bildern, Objekten, Aktionen und Musik auseinander. Diese Gegenstandsbereiche sind prägende Bestandteile aller Kulturkreise in jeder geschichtlichen Epoche, sie sind eine Grundform menschlicher Äußerung und ein künstlerisches wie soziales Ausdrucksmittel. Musik, Bilder, Objekte und Aktionen sprechen über Gefühl und Verstand hinaus jeden Einzelnen in seiner Ganzheit an und besitzen die Kraft, Menschen im gemeinsamen Singen und Musizieren bzw. künstlerischen Gestalten zu verbinden.

2.4 Perspektiven

Im Kontext von Kultur und Geschichte werden eigene und fremde Formen künstlerischer Praxis wahrgenommen, erlebt, analysiert und bewertet, gestaltet und präsentiert, reflektiert und kommuniziert. Dies beschränkt sich nicht nur auf den kulturellen Heimatraum. Auch die Eigenarten anderer Länder sind zu würdigen. Das Kennenlernen von Kunst bzw. Musik anderer Kulturkreise unterstützt die Jugendlichen beim Aufbau einer auf Toleranz und Achtung basierenden Werthaltung. Unterschiedliche Stilausprägungen werden als Ausdruck unterschiedlicher Lebensauffassungen wahrgenommen.
Die Begegnung mit regionaltypischen Ausprägungen sowie unterschiedlichen ästhetischen Sichtweisen und Formen der christlich-abendländischen Tradition hilft beim Finden der eigenen Identität und schafft Gelegenheiten zur Teilhabe am kulturellen Leben in einer pluralistischen und multikulturellen Gesellschaft.

3 Aufbau des Fachlehrplans im Fach Musisch-ästhetische Bildung

Das Fach Musisch-ästhetische Bildung wird nach Wahl der Schule als Musik oder Kunst durchgeführt. Die Bereiche Musik und Kunst weisen in jeder Jahrgangsstufe jeweils drei Lernbereiche auf. Die Lehrkraft entscheidet, wann welches Lerngebiet im Unterricht zum Tragen kommt, z. B. in Hinblick auf Gestaltungsanlässe und -möglichkeiten, mit Blick auf den Entwicklungsstand der Schülerinnen und Schüler sowie die Möglichkeiten der Region, etwa in Kunsthandwerk und -gewerbe.


Je nach Lerngegenstand werden die einzelnen Kompetenzerwartungen und Inhalte der Lernbereiche im Unterricht aufeinander bezogen und miteinander verknüpft. So wird beispielsweise ein Lied von den Schülerinnen und Schülern gesungen und musiziert, thematisch oder geschichtlich eingeordnet, szenisch gestaltet und anhand seiner musikalischen Merkmale untersucht.

4 Zusammenarbeit mit anderen Fächern

Das Fach Musisch-ästhetische Bildung bietet zahlreiche Möglichkeiten für fächerübergreifendes Arbeiten. Im Unterlernbereich Musik ergeben sich häufig inhaltliche Verbindungen zu anderen Fächern: Lieder und Sprechstücke mit deutschsprachigem (Deutsch) oder fremdsprachigem Text (Englisch), Lieder mit religiösen oder sozialen Themen (Religion, Ethik) oder Bewegungslieder und Tanz (Sport). Beim Gestalten musikalischer Spielszenen erleben die Schülerinnen und Schüler das Zusammenwirken vieler Fachinhalte im projektorientierten Arbeiten (Deutsch, Sport).

Das Selbstverständnis des Unterlernbereiches Kunst erfordert die Zusammenarbeit mit anderen Fächern: Besuch von Museen und Denkmälern (Religion, Ethik), das Hören und Illustrieren von Geschichten bzw. das Beschreiben und Analysieren von Bildern (Deutsch, Geschichte) und die sprachliche Formulierung von Bildwahrnehmungen (Deutsch) sowie das Layout von Printprodukten (Informationsverarbeitung). Die Erstellung von Beiträgen für die Homepage, Schülerzeitung, Schulhausgestaltung oder die Ausgestaltung von Schulfesten in schulischen Arbeitsgemeinschaften wird durch die erworbenen Kompetenzen im Unterlernbereich Kunst entscheidend unterstützt.

5 Beitrag des Faches Musisch-ästhetische Bildung zu den übergreifenden Bildungs- und Erziehungszielen

Das Fach Musisch-ästhetische Bildung leistet einen umfassenden Beitrag zu folgenden fächerübergreifenden Bildungs- und Erziehungszielen:

Interkulturelle Bildung

Die interkulturelle Bildung der Schülerinnen und Schüler wird im Unterricht durch die Auseinandersetzung mit dem kulturellen Erbe unterschiedlicher Regionen unterstützt. Die Schülerinnen und Schüler setzen die Ausgangskultur und die fremde Kultur miteinander in Beziehung. Ebenso schätzen sie das Fremde als wertvoll und bereichernd ein.

Kulturelle Bildung

Die Schülerinnen und Schüler entwickeln ein Bewusstsein für die künstlerische Leistung anderer, schätzen die Bedeutung von Kunst bzw. Musik in ihrer Lebenswelt, nehmen unterschiedliche ästhetische Perspektiven ein und gewinnen Sicherheit im Umgang mit eigenen künstlerischen Fähigkeiten. Durch das Hören und Betrachten künstlerischer Werke sowie durch die selbsttätige künstlerische Gestaltung bekommen die Jugendlichen Zugang zu Musik bzw. Kunst verschiedener Zeiten und Regionen und erweitern ihr Repertoire an musischen Ausdrucksmöglichkeiten.

Medienbildung/Digitale Bildung

Die heutigen digitalen Medien prägen die Umwelt sowie die Vorstellungswelt der Schülerinnen und Schüler signifikant. Die kritische wie gestaltende Auseinandersetzung mit diesen Medien im Unterricht bildet einen wichtigen Beitrag zur Medienbildung der Schülerinnen und Schüler.

Soziales Lernen

In einem Team erleben die Schülerinnen und Schüler motivierende Ergebnisse musischer Zusammenarbeit. Sie zeigen Verantwortung, Einfühlungsvermögen und soziale Fertigkeiten. Sie entwickeln damit in der Gruppe grundlegende soziale Fähigkeiten der Toleranz und Verantwortung. Öffentliche Aufführungen setzen prägende Impulse für die Entwicklung der Persönlichkeit.

Sprachliche Bildung

Die Verständigung über Lieder und Bilder erfolgt im Unterricht vor allem auch sprachlich. Durch die zunehmende Differenzierung der sprachlichen Mittel im Beschreiben, Analysieren, Deuten und Werten erwerben die Schülerinnen und Schüler sprachliche Kompetenzen und verwenden Fachbegriffe bewusst und sinnvoll.

Werteerziehung

Die Jugendlichen wenden verschiedene Methoden des Wertens und Urteilens in musischen Zusammenhängen an. In der Betrachtung eigener und anderer Werke wägen sie Argumente ab und entwickeln eine tolerante Haltung gegenüber Entscheidungen und Präferenzen ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler. Schließlich erleben sie Musik bzw. Kunst in ihrer Vielfalt als wertvollen und bereichernden Bestandteil ihres Lebens.

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