Kinder und Jugendliche mit Blindheit oder hochgradiger Sehbehinderung sind im Leben mit Herausforderungen konfrontiert, deren Bewältigung spezifische Kenntnisse, Fähgkeiten und Fertigkeiten erfordert. Die Schülerinnen und Schüler setzen sich im Fach Blindheit und Lebenspraxis mit ihrer individuellen Lebenssituation auseinander, erschließen sich vielfältige Informationsquellen und machen ihre Interessen geltend. Sie erwerben elementare Kenntnisse im rechtlichen Bereich sowie Fähigkeiten und Fertigkeiten in sozialen und lebenspraktischen Handlungsfeldern.
Die Beschäftigung mit der Stellung blinder Menschen in geschichtlichen Zusammenhängen und mit historischen Persönlichkeiten dient den Schülerinnen und Schülern als Hilfe zur Identitätsfindung. Die Erkenntnisse aus der Auseinandersetzung mit wesentlichen Sozialgesetzen und rechtlichen Vergünstigungen nutzen die Schülerinnen und Schüler zur individuellen Lebensgestaltung, besonders auch in Bezug auf ihre berufliche Orientierung und Eingliederung. Sie schätzen die sozialen Aspekte ihrer Seheinschränkung ein und berücksichtigen diese bei der aktiven Gestaltung gesellschaftlicher Teilhabe. Die Schülerinnen und Schüler informieren sich über die Arbeit von Institutionen, die sie in diesem Bestreben unterstützen können, und nehmen Angebote individuell in Anspruch.
Der Auf- und Ausbau lebenspraktischer Fertigkeiten befähigt die Schülerinnen und Schüler dazu, ihren Alltag zu bewältigen. Sie trainieren Handlungsabläufe und Methoden, um Strategien zur Erledigung lebenspraktischer Aufgaben zu entwickeln und anzuwenden. Die Schülerinnen und Schüler erwerben Kompetenzen im Bereich der Orientierung und Mobilität, im Einsatz aller Sinne und der Nutzung von Wahrnehmungsstrategien, in den Bereichen Grob- und Feinmotorik, in der korrekten Anwendung von Begriffen sowie in der Handhabung von blinden- und sehbehindertenspezifischen oder adaptierten Hilfsmitteln.
Das Fach Blindheit und Lebenspraxis trägt zur ganzheitlichen Bildung bei und baut auf den individuellen Voraussetzungen der Schülerinnen und Schüler auf. Die Schülerinnen und Schüler setzen ihre vorhandenen Fähigkeiten ein und erweitern sie kontinuierlich mit dem Ziel, trotz visueller Einschränkung ein gelingendes Leben zu gestalten. Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit ihrer Seheinschränkung auseinander und erwerben eine wirklichkeitsnahe Einschätzung persönlicher Möglichkeiten und Grenzen. Sie erwerben darüber hinaus Alltagskompetenzen für das Zusammenleben in einer „sehende Welt" und wenden diese in verschiedenen Situationen an. Mit individueller Unterstützung überwinden sie Hemmnisse und Abhängigkeiten und sind so fähig, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Der Kompetenzerwerb im Fach Blindheit und Lebenspraxis trägt wesentlich zur individuellen Lebensplanung und -gestaltung bei.