Handwerkliches Arbeiten und ein gestaltetes Umfeld sind bedeutsame Bestandteile des menschlichen Lebens und der Kultur. Als Teil des Fächerverbundes leistet der Fachbereich Werken und Gestalten dazu einen wichtigen Beitrag. Er stellt in den Jahrgangsstufen 5 und 6 eine Basis für die berufsorientierenden Wahlpflichtfächer der Mittelschule ab der Jahrgangsstufe 7 dar.
Die Schülerinnen und Schüler erwerben handwerkliche und gestalterische Kompetenzen. Sie planen und gestalten Arbeitsvorhaben und lernen dabei Zusammenarbeit schätzen.
Der Schwerpunkt des Fachbereiches Werken und Gestalten der Mittelschulstufe liegt in der praktischen Tätigkeit. Im handelnden Umgang mit Materialien, Werkzeugen und Geräten erwerben die Mädchen und Jungen auch fachlich übergreifende Kompetenzen. Gleichzeitig verfeinern sie ihre motorischen Fähigkeiten und werden durch kooperative Arbeit im sozialen Lernen gestärkt. Sie erkennen eigene und fremde Leistungen an und entwickeln mehr und mehr eine realistische Selbsteinschätzung für ihre Fähigkeiten und ihr handwerkliches Geschick. Die Freude über ein selbst gefertigtes Werkstück ermutigt die Schülerinnen und Schüler zu praktischer Tätigkeit und bietet auch konkrete Anregungen zur sinnvollen Freizeitgestaltung.
Die Schülerinnen und Schüler analysieren Gestaltungselemente und -prinzipien objektbezogen, wählen Materialien im Hinblick auf die Verwendungseignung aus und setzen sich aktiv mit der Handhabung von Werkzeugen und Arbeitsgeräten auseinander. Sie planen Arbeitsabläufe, entwerfen Gestaltungsvorhaben und fertigen individuelle Werkstücke an. Zur Planung und Durchführung ihrer Arbeitsvorhaben nutzen die Schülerinnen und Schüler Arbeitsanleitungen auf Papier und soweit möglich auch Anleitungen und Ausführungen am Computer.
Der Fachbereich Kunst dient den Schülerinnen und Schülern in der Mittelschulstufe zur Orientierung in einer zunehmend von Bildern geprägten Welt, die in Teilen den Schülerinnen und Schülern mit Förderschwerpunkt Sehen nur begrenzt zugänglich ist. Er trägt zur Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen Leben bei. Bilder verstehen, durch Bilder kommunizieren, bildliche Darstellungsformen finden, erproben, auswählen und anwenden sowie Fantasie und Kreativität entfalten, sind hierfür wesentliche Voraussetzungen.
Durch die differenzierte Wahrnehmung der Umwelt, das Kommunizieren mit und über Bilder und das Anwenden bildlicher Darstellungs- und Ausdrucksformen erweitern die Schülerinnen und Schüler ihr Verständnis für Bilder als prägende Medien. Im Zusammenspiel von Rezeption, Produktion, Reflexion und Präsentation wird Bildkompetenz in diesem Sinne angebahnt und systematisch sowie kumulativ aufgebaut.
Bild wird im Lehrplan als umfassender Begriff für zwei- und dreidimensionale Werke, bildliche Informationen, Prozesse und Situationen visueller Erfahrung verstanden. Bildkompetenz als grundlegende kulturelle Kompetenz umfasst die folgenden Bereiche:
- Bilder entwerfen, handwerklich herstellen und gestalten
- Bilder verwenden und durch Bilder kommunizieren
- Bilder wahrnehmen und erklären
- über Bilder urteilen
An geeigneten Beispielen aus der Bildenden Kunst und der gestalteten Umwelt (Design, Architektur, Medien, Alltag) erweitern die Schülerinnen und Schüler ihr Verständnis, warum Menschen immer Bilder hervorgebracht haben und hervorbringen. Darüber hinaus verknüpfen die Schülerinnen und Schüler die unterschiedlichen Arten der Bildproduktion mit dem geschichtlichen Wandel in Technik, Arbeitsorganisation und Gesellschaft. Der Fachbereich Kunst kann das Interesse an gestalterischen Berufen fördern und leistet einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung einer vielschichtigen Wahrnehmung und der eigenen Individualität der Schülerinnen und Schüler durch:
- Verständnis der heutigen bildgeprägten Welt durch Bildkompetenz,
- Erfahrung von ästhetischem Genuss bei der Auseinandersetzung mit der Welt der Bilder,
- Persönlichkeitsbildung durch die Förderung von Fantasie, Imagination und kreativer Gestaltung,
- Begegnung mit Werken der Bildenden Kunst (z. B. in Museen, Galerien, Ateliers, im öffentlichen Raum) sowie
- aktive Mitgestaltung der eigenen Umgebung im privaten und öffentlichen Raum.
Darüber hinaus fördert das Fach Kunst fächerübergreifende Kompetenzen und Verhaltensdispositionen, welche Grundlage für eine planvolle, selbstbestimmte und verantwortungsvolle Lebensgestaltung sind und die Schülerinnen und Schüler auch auf die Berufswelt vorbereiten. Dies geschieht durch:
- kritische Reflexion von Bildern, Fähigkeit zu konstruktiver Kritik an den bildnerischen Ergebnissen anderer sowie Bereitschaft, Kritik von diesen anzunehmen,
- Ausdauer, Konzentration und Disziplin sowie die Fähigkeit zur Entwicklung intuitiver, spontaner und kreativer Ideen,
- kognitive wie intuitive Strategien zur Lösung von kreativen Aufgaben,
- Planung und Organisation von Realisierungsprozessen sowie die Fähigkeit, mit Unvorhergesehenem und Unplanbarem produktiv umzugehen,
- motorisches Geschick sowie die Wertschätzung des individuellen Duktus, der unmittelbaren, persönlichen Äußerungen eine ästhetische Form gibt,
- Offenheit und Neugierde gegenüber eigenen und fremden Produkten, Verfahren und Sichtweisen bei gleichzeitiger Beachtung der eigenen Anliegen.
Bei der gemeinsamen Planung von Arbeitsvorhaben wird den Schülerinnen und Schülern die Notwendigkeit gemeinsamer Absprachen deutlich und lässt sie die damit verbundenen Vorteile erkennen. Sie kommunizieren in der Gruppe zu gestalterischen und technischen Sachverhalten, beraten und beurteilen sich gegenseitig im Hinblick auf ein gutes Arbeitsergebnis. Im projektorientierten Arbeiten entwickeln die Schülerinnen und Schüler überfachliche Kompetenzen, wie z. B. soziale Kompetenz, Problemlösekompetenz, Methodenkompetenz.
Während des Arbeitsprozesses können die handwerklichen und gestalterischen Begabungen und Neigungen der Schülerinnen und Schüler gezielt beobachtet werden. Die Rückmeldungen der Lehrkraft ermöglichen den Mädchen und Jungen, eigene Fähigkeiten und Fertigkeiten einzuschätzen und ihre persönliche Arbeitsweise weiterzuentwickeln. Dabei ist dem systematischen Üben von Arbeitstechniken eine wichtige Rolle zugedacht.
Ziel des Unterrichts im Fächerverbund Werken und Gestalten/Kunst in der Mittelschulstufe ist, das Interesse der Schülerinnen und Schüler am eigenen Gestalten zu erhalten und sie zu selbständigen Aktivitäten zu ermutigen. Die Lehrkraft unterstützt dabei die Lernprozesse durch Impulse zur Ideenfindung, Demonstration von bildnerischen und handwerklichen Verfahren, Ermutigung zum Ausprobieren und Experimentieren, Schaffung von Präsentationsmöglichkeiten sowie die Einplanung von Reflexionsphasen. Dem prozessorientierten Lernen in Räumen mit Werkstattcharakter (z. B. Werkraum, Schulatelier, Kunstlabor, Computerraum) sowie dem Lernen an Orten außerhalb des Klassenzimmers (z. B. Galerie, Museum, Sakralraum, Künstleratelier, Natur, Schulgelände, gebauter Raum) kommt besondere Bedeutung zu.
Schülerinnen und Schüler mit Förderschwerpunkt Sehen werden vielfältige, verschiedene Zugänge zur Kunst und zu den Bildwelten mit allen Sinnen (z. B. haptische Modelle für Menschen mit Sehbehinderung und Blindheit) eröffnet und geeignete Hilfsmittel und Materialien (z. B. Versetzen von Farben mit Duftstoffen, gelb - Zitroneduft, grün - Apfelduft, blau - Lavendelduft, etc. mit haptischen Materialien wie Sand, Sägespäne, etc. oder/und Farbe als Taststruktur wie braune Farbe mit Velourleder etc.) zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus erhalten sie Aufgaben in angemessener Komplexität sowie veränderte und visualisierte Arbeitsanweisungen. Mithilfe von spezifischen Hilfsmitteln und individuellen Vorrichtungen und Adaptionen für Werkzeuge und Maschinen wird die persönliche Handlungsfähigkeit erweitert. Sowohl die Lehrkraft als auch die Mitschülerinnen und Mitschüler leisten verbale und handelnde Unterstützung.